Interview Chairman
Markus Wintsch
swisspartners
„Es würde mich nicht überraschen, wenn die Zahl der Finanzdienstleister in drei bis fünf Jahren unter 1000 sinken würde“
Alternde Portfolios, ermüdete Geschäftsmodelle, regulatorischer und generationeller Druck: Markus Wintsch spricht offen über die tiefgreifenden Veränderungen, die das Umfeld unabhängiger Vermögensverwalter umgestalten. Seiner Einschätzung nach könnte der Markt in den kommenden Jahren über ein Drittel seiner Akteure verlieren. Die Konsolidierung erscheint ihm unausweichlich – doch sie lässt sich nicht verordnen. Nur wenige Anbieter sind darauf wirklich vorbereitet. Deshalb plädiert er für eine strategische Neuausrichtung: eine klare Positionierung, ein gezielter Ausbau der Dienstleistungen und der Aufbau sinnvoller Partnerschaften – mit Kohärenz, ohne zwanghaftem Streben nach Grösse.
Von Jérôme Sicard
Der Vermögensverwaltungs-sektor befindet sich im Umbruch. Dennoch lässt die Konsolidierung auf sich warten. Warum?
Sie haben Recht. Seit Jahren ist von Konsolidierung die Rede, doch sie bleibt sehr marginal. Ich denke, dass sich dies bald ändern wird, aber nicht aufgrund der Regulierung, auch wenn der neue Rahmen der FINMA bereits einige hundert Akteure zum Rückzug veranlasst hat. Was wirklich ins Gewicht fallen wird, ist die Demografie. Es ist die Alterung sowohl der Endkunden als auch ihrer Vermögensverwalter. Viele Portfolios werden noch immer von Relationship Managern betreut, die kurz vor der Pensionierung stehen. Ein Übergabeprozess ist jedoch komplex und kostspielig. Es müssen geeignete Nachfolger gefunden werden, es muss sichergestellt werden, dass die Kunden diese akzeptieren, und es muss ein Übergang finanziert werden, der mindestens drei bis fünf Jahre dauern wird. Viele kleine Strukturen verfügen einfach nicht über die entsprechenden Kapazitäten. Und genau das dürfte eine grosse Welle von Ausstiegen auslösen.
Nur wenige Vermögensverwalter sind strukturell oder kulturell darauf vorbereitet. Einige sehen Chancen für externes Wachstum, aber viele konzentrieren sich zunächst auf ihr Überleben. Konsolidierung erfordert Weitblick – und Mut. Und diese beiden Eigenschaften sind noch recht selten. Es fehlen auch die Mittel: Kapital, operative Energie, Zeit. Viele Strukturen sind vom Tagesgeschäft absorbiert und haben weder die Ressourcen noch die Verfügbarkeit, um über einen tiefgreifenden Wandel nachzudenken.
Warum sind so wenige Manager in der Lage, zu fusionieren?
Da ist zunächst einmal die persönliche Dimension. Eine Fusion bedeutet, auf einen Teil seines Einkommens zu verzichten. Ausserdem macht sie nur Sinn, wenn eine echte Kompatibilität besteht – auf allen Ebenen: Teams, Kultur, Methoden. Und dann sind da noch die Egos, die es zu managen gilt, mit manchmal recht trivialen Überlegungen. Wer übernimmt den Posten des CEO? Wo werden die Büros sein? Welche Kaffeemaschine wird aufgestellt? Oft sind es solche Details, die schon vor der Diskussion über Investitionen zu Blockaden führen. Wenn die Grundlagen nicht stimmen, scheitert die Fusion.
Hinzu kommt die Komplexität der Aktionärsstruktur. Viele Unternehmen befinden sich im Besitz mehrerer Gesellschafter mit sehr unterschiedlichen Ansichten. Einige wollen aussteigen, andere weitermachen, und die Jüngeren haben oft nicht die Mittel, um die Anteile zu kaufen. Das führt zu Blockaden. Schliesslich gibt es noch einen identitätsbezogenen Aspekt: Diese Unternehmen spiegeln ihre Gründer wider. Sie zu einer Fusion aufzufordern, bedeutet manchmal, sie zu bitten, einen Teil von sich selbst aufzugeben.
Können die Audits der FINMA als Auslöser dienen?
Nicht wirklich. Nach dem, was ich höre, laufen die Audits recht gut. Die Regulierung übt einen echten Druck auf die Strukturen aus, aber er bleibt überschaubar. Was den Sektor verändern wird, ist die Anhäufung: steigende Kosten, eine sich verschlechternde Vision, sich ändernde Kundenerwartungen. Es ist eher diese Kombination, die sich als entscheidend erweisen wird.
Was wird die Konsolidierung beschleunigen?
Mehrere Faktoren. Unter Druck stehende Einnahmen, immer strengere Compliance-Anforderungen und Depotbanken, die ein Mindestvolumen erwarten, um die Beziehung aufrechtzuerhalten. Einige ziehen es vor, Vermögensverwalter unterhalb einer bestimmten Betragsschwelle nicht mehr zu bedienen. Hinzu kommt der Generationsdruck: Junge Kunden haben andere Erwartungen. Wenn Sie darauf nicht reagieren, schneiden Sie sich selbst ab.
Man muss auch über das Serviceniveau sprechen. Kunden wollen heute umfassendere Lösungen: Steuerberatung, grenzüberschreitende Verwaltung, Konsolidierung, Digitalisierung. Nur wenige Akteure können all das alleine anbieten. Das reaktive Modell mit begrenztem Umfang wird – nicht mehr ausreichen.
Wenn nicht die Vermögensverwalter selbst, wer wird dann diese Konsolidierungsbewegung vorantreiben?
Ich sehe vier Arten von Akteuren.
Konsolidierer wie Quaestor Coach, Cinerius und Focus Financial Partners. Ihre Modelle sind unterschiedlich erfolgreich, und einige haben den Schweizer Markt sogar verlassen.
Private-Equity-Fonds mit einem offensiveren Ansatz: kaufen, zusammenlegen, rationalisieren, weiterverkaufen.
Depotbanken. Einige haben Übernahmen oder Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen getätigt, aber es gibt keine wirklich bedeutenden Entwicklungen. Viele beobachten die Lage.
Und schliesslich Family Offices oder sogar Treuhänder. Diese sind oft die interessantesten Akteure. Sie denken langfristig, bringen ihre Kunden und ihr Netzwerk mit, lassen die Teams an Ort und Stelle und denken strategisch.
Die glaubwürdigsten Investoren auf lange Sicht sind diese Family Offices und Treuhänder, sofern sie eine gewisse Grösse haben. Sie verfügen über Geduld, Synergien und eine echte industrielle Logik.
Es gibt etwa 1’600 von der FINMA zugelassene unabhängige Vermögensverwalter. Wird ihre Zahl ebenso stark zurückgehen wie bei den Privatbanken in der Schweiz?
Es würde mich nicht überraschen, wenn sie in drei bis fünf Jahren unter die Marke von 1’000 fallen würde. Das ist meiner Meinung nach eine recht vorsichtige Schätzung. Es werden neue, hochwertige Strukturen mit sehr erfahrenen Profilen entstehen, aber der Trend wird eindeutig rückläufig sein.
Die erste Filterwelle erfolgte auf regulatorischer Ebene über die Zulassungen. Die nächste wird ganz natürlich sein: Einige werden verschwinden, weil sie keine Nachfolger haben, andere, weil sie nicht skalieren können. Wieder andere werden sich dafür entscheiden, auszusteigen, anstatt in einem Umfeld weiterzumachen, das für sie zu restriktiv geworden ist.
Was wird aus diesen 600 Unternehmen, die verschwinden werden?
Die meisten werden schliessen. Die Kunden werden zu Depotbanken wechseln. Einige Strukturen werden fusionieren, andere werden ihre Portfolios verkaufen. Das vorherrschende Szenario wird jedoch die Liquidation sein. Wenn ein Unternehmen heute weder den Willen noch die Mittel hat, sich weiterzuentwickeln, bezweifle ich, dass es dies morgen tun kann.
Es wird auch schrittweise Ausstiege geben: Kundenberater werden reibungslos die Verantwortung abgeben, die Kunden werden sich anderswo neu orientieren, die Geschäftstätigkeit wird langsam auslaufen.
Welche Rolle will swisspartners in diesem Zusammenhang spielen?
Wir haben gerade eine Zürcher Finanzboutique mit drei Kundenberatern integriert. Wir sind offen für alle Gespräche, für den Kauf kleiner Teams, von Unternehmen unserer Grösse oder sogar das Zusammengehen mit grösseren Strukturen. Vor allem aber müssen sie mit unserem Modell kompatibel sein, damit es Sinn macht. Die Kultur zählt: Kundschaft, Anlagestil, Werte. Ohne dies bleibt eine Transaktion nur eine Papierübung.
Wir wissen, dass die Unternehmensführung oft der Knackpunkt ist. Viele Unternehmen befinden sich im Besitz von geschäftsführenden Gesellschaftern mit sehr unterschiedlichen Visionen. Das macht jede Transaktion komplexer. Und oft sind die Preisvorstellungen realitätsfern. Man „verkauft” eine Kundenbeziehung nicht wie einen gewöhnlichen Vermögenswert.
Wir glauben an den Dialog. Wenn die Denkweisen, Ambitionen und Modelle übereinstimmen, dann lohnt es sich, weiter zu verhandeln. Aber wir jagen nicht nach Grösse. Was uns interessiert, ist, etwas Langfristiges auszubauen.
Und die Allianz Schweizer Vermögensverwalter?
Die Allianz umfasst heute 42 Mitglieder, die alle mehr als eine Milliarde unter Verwaltung haben. Es handelt sich nicht um einen Berufsverband, sondern um eine Interessengemeinschaft. Die ursprüngliche Idee war, bewährte Praktiken auszutauschen, die Zusammenarbeit zwischen Gleichgesinnten zu stärken und eine gemeinsame Stimme zu entwickeln. Wir organisieren Arbeitsgruppen, erleichtern den Austausch mit Verwahrstellen und IT-Anbietern und entwickeln gemeinsame Projekte. Angesichts ihrer Grösse und der Qualität ihrer Strukturen sind die Mitglieder der Allianz natürlich dazu aufgerufen, eine zentrale Rolle bei der Konsolidierung zu übernehmen.
Welches Gewicht kann die Allianz bis 2030 erreichen?
Heute verwalten unsere Mitglieder gesamthaft rund 150 Milliarden Franken und beschäftigen 1’800 Mitarbeiter. Bis 2030 könnten es 200 Milliarden sein. Aber über die Zahlen hinaus zählt der kollektive Einfluss: gegenüber Regulierungsbehörden, Dienstleistern und dem Arbeitsmarkt. Wenn wir dieses Segment der Branche gut strukturieren, kann es zu einer wichtigen Referenz werden.
Wie wird sich der Beruf über die Konsolidierung hinaus entwickeln?
Jeder Vermögensverwalter muss seine Strategie klar definieren. Alles beginnt mit drei Fragen: Wer sind Ihre Kunden, wo sind sie ansässig und was bieten Sie ihnen an? Dann muss man sich für ein Modell entscheiden. Entweder positioniert man sich als Spezialist und ist bestrebt sich als Branchenintimus in einem bestimmten Bereich – z.B. Schweizer Aktien, Private Equity, Kryptowährungen usw. Zu etablieren. Aber das setzt eine überdurchschnittliche Performance voraus. Oder Sie sind ein Generalist, eine zentrale Anlaufstelle. Diese Entscheidung wurde bei swisspartners getroffen. Wir decken die Bereiche Vermögensverwaltung, Treuhand, Immobilien, Family-Office-Dienstleistungen, Vermögenskonsolidierung und Versicherungen ab. Unsere Kundschaft ist überwiegend schweizerisch und vermögend. Hier liegt unser grösster Mehrwert.
Auch die Beziehung zum Kunden verändert sich. Was früher ein Pluspunkt war, ist heute Standard: digitale Tools, Transparenz, Unterstützung in mehreren Rechtsordnungen.
Schliesslich hängt der Fortbestand des Unternehmens vom Team und der Qualität der Mitarbeiter ab, die es zusammenbringt. Wir investieren in Bildung, Ausbildungsprogramme und Partnerschaften mit Schulen. Man muss in der Lage sein, die nächste Generation anzuziehen, auszubilden und zu halten.
Was wird den Erfolg eines Schweizer Vermögensverwalters in den nächsten 10 Jahren ausmachen?
Die Fähigkeit, sich anzupassen, eine klare Vision zu haben und das Vertrauen verschiedener Kundengenerationen zu gewinnen. Die Grösse kann helfen, aber sie entscheidet nicht alles. Was zählt, ist, relevant zu sein. Wer zu spät reagiert, wird überholt. Wer sich selbst hinterfragen und vorausschauend handeln kann, bleibt im Rennen.
Markus Wintsch
swisspartners
Markus Wintsch ist CEO und Partner von swisspartners. Er trat 1995 in die Gruppe ein. Damals war er erst der sechste Mitarbeiter. Im Jahr 2001 wurde er zum CEO ernannt und übernahm die strategische Leitung des Unternehmens. Im Jahr 2017 übernahm er die Leitung des Group Management Board, das er bis heute leitet. Markus begann seine Karriere bei der UBS, wo er von 1992 bis 1995 als Senior Relationship Manager tätig war.
Er ist ausserdem Vizepräsident der Allianz Schweizer Vermögensverwalter, einer Interessengemeinschaft, die Vermögensverwaltungsgesellschaften mit einem Vermögen von über einer Milliarde vereint. Die Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, den Austausch bewährter Praktiken zwischen den Mitgliedern zu fördern und den Dialog mit Verwahrstellen, Dienstleistern und Aufsichtsbehörden in einer Branche zu strukturieren, die sich derzeit in einem Umbruch befindet.
Markus Wintsch
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„Es würde mich nicht überraschen, wenn die Zahl der Finanzdienstleister in drei bis fünf Jahren unter 1000 sinken würde“
Kim-Andrée Potvin
Bank Bonhôte
"Technologie verändert grundlegend den Kundenweg und das Kundenerlebnis."
Marc Briol
Pictet Asset Services
«Auch die Banken können von unabhängigen Vermögensverwaltern lernen».
Markus Wintsch
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„Es würde mich nicht überraschen, wenn die Zahl der Finanzdienstleister in drei bis fünf Jahren unter 1000 sinken würde“
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Kim-Andrée Potvin hat zu Jahresbeginn die Leitung von Bonhôte übernommen. Sie wurde in grossen Konzernen ausgebildet und hat sich in agileren Strukturen bewährt. Nun will sie den unternehmerischen Geist der Neuenburger Bank nutzen, um das Wachstum in mehreren Bereichen zu beschleunigen. Ihre Prioritäten: eine schnellere, besser vernetzte und reaktionsfähigere Bank – mit einer spürbaren Weiterentwicklung des Kundenerlebnisses im Zentrum des Ansatzes.
Von Jérôme Sicard
Welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit bei einem grossen Konzern wie BNP Paribas bringen Sie bei Bonhôte ein?
Ich habe gelernt, mich in komplexen Umgebungen zurechtzufinden: Profitcenter zu führen, grosse Teams zu steuern, Transformationsprojekte auf organisatorischer wie technologischer Ebene umzusetzen. Dieses Rüstzeug bringe ich mit. Zugleich bin ich überzeugt, dass in unserem Beruf letztlich alles über den Menschen läuft. Über zehn Jahre lang habe ich hunderte Mitarbeitende geführt, sie mobilisiert, begeistert und rund um ein Projekt vereint. Diese Fähigkeit, Teams in eine starke Dynamik zu bringen, ist für mich ein entscheidender Hebel.
Und was haben Sie aus Ihrer Zeit bei Landolt und Bamboo, in kleineren Strukturen, mitgenommen?
SaGanz klar: den Unternehmergeist. In überschaubaren Strukturen werden Entscheidungen schnell getroffen, sofort umgesetzt und zeigen unmittelbare Wirkung. Diese Umsetzungskraft und Reaktionsfähigkeit haben mir sehr gefallen – das ist ein Umfeld, in dem ich voll aufblühe. Genau das habe ich auch bei Bonhôte wiedergefunden: eine Bank, die in dreissig Jahren von drei auf über hundert Mitarbeitende gewachsen ist und dennoch ihren Unternehmergeist bewahrt hat. Das ist ein Arbeitsumfeld, das zugleich anregend und verantwortungsvoll ist.
Wie profitieren Sie von der Agilität einer Bank wie Bonhôte?
Die Agilität bei Bonhôte ist real und zeigt sich auf allen Ebenen: durch kurze Entscheidungswege, schnelle Umsetzung und eine konsequente Unabhängigkeit. Die Bank existiert seit über zwei Jahrhunderten und befindet sich immer noch im Besitz eines kleinen Aktionärskreises. Diese Stabilität und Unabhängigkeit sichern unsere Autonomie. Das zeigt sich auch in der Organisation: Bonhôte deckt die gesamte Wertschöpfungskette intern ab, inklusive eigenem Handelsraum. Das erlaubt uns, beispielsweise ein Konto für in der Schweiz ansässige Kunden innerhalb von 24 Stunden zu eröffnen.
Auf welche Geschäftsbereiche konzentriert sich Bonhôte heute?
Im Zentrum steht die langfristig ausgerichtete Vermögensverwaltung, unser Kerngeschäft. Ergänzt wird dies durch gezielte Nischenpositionierungen: etwa in der Immobilienanlage mit einem Flaggschifffonds, der die Milliardengrenze überschritten hat, in physischen Edelmetallen mit einem Fonds für nachverfolgbares Gold, im Kunst- und Philanthropiebereich sowie im Service für externe Vermögensverwalter.
Zudem ist das Engagement der Bank für Kundennähe entscheidend: Bonhôte pflegt eine starke regionale Verankerung und verfolgt eine umfassend nachhaltige Ausrichtung – als Arbeitgeberin, Investorin und Dienstleisterin. Bonhôte ist eine der wenigen Schweizer Banken mit einer B Corp-Zertifizierung.
Wie wollen Sie das Asset Management weiterentwickeln?
Bonhôte hat bereits eine eigene Fondspalette aufgebaut, die die wichtigsten Anlageklassen abdeckt. Der nächste Schritt ist ein nachhaltiger Schweizer Aktienfonds. Seit vielen Jahren engagieren wir uns im quantitativen und verantwortungsbewussten Investieren und wollen diese Kompetenz mit innovativen Produkten weiter ausbauen, ergänzend zum Private Banking.
In Bezug auf das Wachstum wollen wir die Distribution unserer Produkte über die eigene Klientel hinaus erweitern – über externe Partner, Plattformen und institutionelle Kunden, in der Schweiz wie im Ausland.
Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie als neue CEO?
Unsere Strategie basiert auf organischem Wachstum, das Bonhôte seit über dreissig Jahren erfolgreich verfolgt, sowie auf gezielten externen Wachstumschancen. In unserem Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung, wollen wir unsere Kundschaft weiter ausbauen, gestützt auf unsere Niederlassungen in Genf, Lausanne, Biel, Solothurn, Bern, Zürich und Neuchâtel. Auf der Akquisitionsseite bleiben wir offen für Gelegenheiten, die zu unseren Nischen passen – seien es Portfolios, Teams oder ganze Strukturen. Wichtig ist uns dabei, unseren Werten, unserer regionalen Verankerung und unserem unternehmerischen Bankmodell treu zu bleiben. Dabei kann ich auf die Unterstützung des Verwaltungsrats und insbesondere seines Präsidenten zählen.
Welche Rolle spielen unabhängige Vermögensverwalter in Ihrer Strategie?
Eine sehr wichtige. 2020 haben wir in Zürich Private Client Partners übernommen, ein Family Office, das heute zu 100% uns gehört, aber seinen Namen beibehalten hat, um die notwendige Unabhängigkeit zu wahren. Das Modell funktioniert hervorragend, gerade weil es die gewachsenen Kundenbeziehungen respektiert. Es zeigt auch, dass wir in der Lage sind, andere Vermögensverwalter in unser Ökosystem zu integrieren, ohne sie zu vereinnahmen. Wir suchen aktiv nach weiteren Möglichkeiten dieser Art, besonders in Städten, in denen wir präsent sind. Die Strukturen, die Ressourcen und die Ambition sind da.
Der Bankensektor befindet sich im Wandel. Welche Veränderungen sind für Sie besonders spürbar?
Ich sehe drei zentrale Entwicklungen. Erstens die zunehmende Regulierung. Sie ist angesichts der geopolitischen und finanziellen Lage nachvollziehbar, bedeutet aber für die Banken aufwändigere und kostspieligere Prozesse. Als ich Ende der 1990er Jahre in der Branche anfing, gab es die Compliance-Funktion kaum. Heute ist sie unverzichtbar.
Zweitens hat sich der Markt stark verändert. Er ist reifer, kompetitiver und das organische Wachstum ist nicht mehr vergleichbar mit jenem der 2000er Jahre. Leistung, Innovation und Servicequalität sind heute entscheidend.
Drittens hat sich die Interaktion mit den Kunden stark gewandelt. Neue Technologien verändern die Art und Weise, wie wir kommunizieren, grundlegend und dauerhaft.
Was erwarten Ihre Kunden heute am meisten?
Vieles – aber wenn ich es zusammenfassen müsste: Zuhören, Individualität und Qualität der Umsetzung. Zuhören wird oft unterschätzt. Dann muss das Angebot relevant, leistungsstark und ganzheitlich durchdacht sein. Bei Bonhôte verzichten wir bewusst auf eine harte Segmentierung. Ob der Kunde 500’000 oder 60 Millionen verwaltet, er wird individuell betreut. Das ist ein starker Differenzierungsfaktor, der direkt mit unserer Grösse und unserem Unternehmergeist zusammenhängt.
Und schliesslich muss die Umsetzung schnell, reibungslos und fehlerfrei sein. Technologie ersetzt nicht die menschliche Beziehung – gerade bei Schlüsselereignissen im Leben wie Heirat, Immobilienkauf oder Erbschaft. In solchen Momenten ist die Rolle des Beraters entscheidend. Aber dieser Berater muss heute „augmentiert“ sein, mit effizienten Tools ausgestattet, um einen wirklich personalisierten Service zu liefern.
Inwieweit muss sich eine Bank heute auch in Sprache und Auftritt neu erfinden?
Das ist eine zentrale Herausforderung. Das Bankwesen gehört zu den ältesten Berufen, mit einem Image, das mit Stabilität und Tradition verknüpft ist. Das ist auch legitim, denn wir betreuen das intimste unserer Kunden: ihr Vermögen, ihre Lebensprojekte. Vertrauen entsteht über Zeit. Doch um auch jüngere Generationen anzusprechen, braucht es neue Signale: Agilität, Innovationskraft, ein Verständnis für neue Nutzungsgewohnheiten. Dieses Gleichgewicht suchen wir: moderne Ansprache ohne den Verlust unserer soliden Wurzeln. Das heisst auch, Kommunikations- und Interaktionscodes weiterzuentwickeln. Daran arbeiten wir gezielt.
In welchen Bereichen verändert Technologie die Bank am stärksten?
In der Kundenbeziehung! Dort ist der Effekt am sichtbarsten und unmittelbarsten. Technologie verändert grundlegend den Kundenweg und das Kundenerlebnis. Unser Ziel ist eine Interaktion, die flüssig, intuitiv und vom Kunden gesteuert ist. Er soll entscheiden können, wann und wie er mit seiner Bank kommuniziert – online, persönlich, telefonisch – je nach Bedarf. Das ist für mich der Schlüssel. Diese Freiheit ist es, die das Private Banking heute neu definiert. Deshalb investieren wir stark in unser CRM – es ist heute das Herzstück unserer Infrastruktur.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Datenverarbeitung im Zusammenhang mit dem Kundenerlebnis?
Zum einen geht es um die Nutzung der Daten, zum anderen um ihre Sicherheit. Lange Zeit waren Banken geschlossene Systeme, fast wie Bunker. Daten wurden gespeichert, aber kaum genutzt. Nun bewegen wir uns hin zu offeneren, agileren Architekturen, die zugleich anspruchsvoller sind. Banken verfügen über riesige Mengen an Kundendaten, oft unstrukturiert und daher schwer nutzbar. Mit der Entwicklung der KI haben wir endlich die Werkzeuge, um auch unstrukturierte Daten sinnvoll auszuwerten. Die Anwendungsfälle nehmen zu – von Produktivitätssteigerung über Automatisierung bis hin zu prädiktiver Analyse und Innovation im Serviceangebot.
Das muss aber zwingend mit höchster Sicherheit einhergehen. Der Wechsel in die Cloud war lange ein Tabu für Banken. Heute ist er unvermeidbar – aber er muss kontrolliert erfolgen. Wir arbeiten deshalb auf zwei Ebenen: Daten besser nutzen und dabei ihre Integrität jederzeit wahren.
Kim-Andrée Potvin
Bank Bonhôte
Seit Januar ist Kim-Andrée Potvin CEO der Banque Bonhôte, nachdem sie dort ein Jahr lang als COO tätig war. Zuvor war sie für das operative Geschäft von Bamboo Capital Partners, der Genfer Boutique, die im Bereich Im-pact Investing tätig ist, verantwortlich. Kim-Andrée arbeitete für die Bank Landolt in der gleichen Rolle als COO und für die BNP Paribas-Gruppe, wo sie verschiedene Führungspositionen inne-hatte. Im Jahr 2014 war sie zum COO von BNP Paribas in der Schweiz ernannt worden, um dort die Entwicklung der Finanz-, Betriebs- und IT-Plattformen zu steuern. Kim-Andrée studierte an der McGill University, wo sie einen Bachelor in Finanzen und internationalem Handel erwarb.
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"Technologie verändert grundlegend den Kundenweg und das Kundenerlebnis."
Marc Briol
Pictet Asset Services
«Auch die Banken können von unabhängigen Vermögensverwaltern lernen».
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Da die neuen Vorschriften ihr Geschäft grundlegend verändern, müssen unabhängige Vermögensverwalter heute ein Gleichgewicht zwischen aufsichtsrechtlichen Anforderungen und operativer Kontrolle finden. Dieser Wandel veranlasst auch die Banken, ihre Dienstleistungen und Methoden zu überdenken. Für Marc Briol erfordert die derzeitige Dynamik zweifellos einen intensiveren Austausch und eine stärkere Komplementarität zwischen Banken und Vermögensverwaltern.
Von Jérôme Sicard
In welche Richtung sollten sich Ihrer Meinung nach, die Vorschriften entwickeln, die nun für den Beruf des unabhängigen Vermögensverwalters in der Schweiz gelten?
Wir stehen noch am Anfang eines Zyklus. Die Vorschriften sind in Kraft, aber wir sind gerade dabei, gemeinsam ihre Auswirkungen zu entdecken. Langfristig wünsche ich mir, dass die Regulierungsbehörde einen eher prinzipienbasierten Ansatz verfolgt als einen streng regelbasierten. Es ist wichtig, einen Teil des gesunden Menschenverstands zu bewahren, einen allgemeinen Rahmen durch Best Practices, Verhaltenskodizes und strategische Leitlinien zu definieren und gleichzeitig den Akteuren den notwendigen Spielraum zu lassen, sich entsprechend ihrer Realität zu organisieren. Der Dialog mit der Regulierungsbehörde muss möglich bleiben. Das kennen wir beispielsweise in Luxemburg mit der CSSF und hoffen, dass dies auch in der Schweiz mit der FINMA so bleibt. Diese Offenheit ist ein echter Differenzierungsfaktor für einen Finanzplatz wie den unseren.
Welche Elemente fehlen dieser Regulierung heute noch?
Es ist noch zu früh für solche Überlegungen. Wir beginnen gerade erst, die ersten praktischen Auswirkungen des FINIG/FIDLEG zu erkennen. Die Bewilligungen wurden zunächst relativ grosszügig erteilt. Heute schliessen einige Vermögensverwalter ihre erste Prüfung ab und setzen die sich daraus ergebenden operativen Anforderungen ganz konkret um. Ausserdem ist eine gewisse Konvergenz in der regulatorischen Behandlung sowohl von Banken als auch von unabhängigen Vermögensverwaltern zu beobachten. Das ist eine interessante Parallele, da sie einen strukturierten Dialog zwischen Vermögensverwaltern, Depotbanken und Aufsichtsbehörden erleichtert. Gemeinsam müssen und können wir besser definieren, wie wir die regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Substanz, Dokumentation, Kontrolle und Verfahren erfüllen.
Mit welchen Arten von Vermögensverwaltern möchten Sie in Zukunft zusammenarbeiten?
Mit denen, die eine klare Vision und ein Angebot haben, das echte Differenzierungsmerkmale aufweist. Dies kann sich in einer Spezialisierung auf eine geografische Region, ein Kundensegment, eine Anlageklasse oder einen exklusiven Ansatz bei den angebotenen Dienstleistungen widerspiegeln. Wir suchen Fachleute, die bewusste strategische Entscheidungen getroffen haben, und keine opportunistischen Ansätze. Ein Vermögensverwalter, der uns sagt: «Ich mache ein bisschen von allem, überall, je nach den sich bietenden Gelegenheiten», wird es immer schwerer haben, uns zu überzeugen. Im Gegenteil, wir schätzen Unternehmen, die eine klare Strategie haben, die wissen, wohin sie wollen und warum.
Welche Kriterien muss ein unabhängiger Vermögensverwalter heute erfüllen, um bei Pictet Asset Services den Sprung zu schaffen?
Es gibt natürlich ein Mindestkriterium, das bei etwa 50 Millionen Franken verwaltetem Vermögen liegt. Aber das ist eigentlich nur eine Einstiegsschwelle. Was wir vor allem betrachten, ist die Qualität der Organisation, die vorhandenen Systeme, die Strenge der internen Verfahren, die Führungsstruktur und das Personalwesen. Das sind Elemente, auf die wir viel mehr Wert legen. Ausserdem muss die Anzahl der Mitarbeiter mit den erklärten Zielen übereinstimmen. Wenn ein Vermögensverwalter uns mitteilt, dass er 40 Märkte mit einem Team von fünf Mitarbeitern abdecken will, sind wir zwangsläufig skeptisch. Wir bewerten auch die Solidität des Entwicklungsplans. Es ist durchaus möglich, dass eine Struktur in der Startphase förderfähig ist, sofern sie eine klare Vision, ein gut durchdachtes Projekt und ein solides Fundament vorweisen kann.
Wie müssen sich die Dienstleistungen für unabhängige Vermögensverwalter weiterentwickeln, um sich an die Veränderungen in der Branche anzupassen?
Wir müssen den Vermögensverwaltern sicherlich mehr Transparenz bieten. Wir werden nicht alle Anträge annehmen, aber wir müssen schnell und klar Ja oder Nein sagen können. Daher müssen wir unsere Kriterien, unsere internen Prozesse und unsere Anforderungen an die Dokumentation zweckmässiger erläutern. Wir müssen unsere Erwartungen besser kommunizieren, wenn wir eine Partnerschaft mit einem Vermögensverwalter eingehen, sei es in Bezug auf Qualität, Risiko oder Transparenz.
Ausserdem denke ich, dass die Digitalisierung unserer Interaktionen die grösste Herausforderung darstellt. Digitales Onboarding, elektronische Signaturen, die Fähigkeit, Datenströme aus verschiedenen Systemen zu verwalten – das sind die Faktoren, die den Unterschied ausmachen werden. Vermögensverwalter arbeiten naturgemäss mit mehreren Banken zusammen, daher müssen wir in der Lage sein, unstrukturierte Daten zu interpretieren, zu standardisieren und in unsere eigenen Systeme zu integrieren. Dies ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.
Wie kann man die unabhängigen Vermögensverwalter bei der Digitalisierung und Automatisierung ihrer Prozesse effektiver unterstützen?
Vor allem durch einen offenen Dialog. Wir ermutigen unsere Compliance-Teams, auf die Vermögensverwalter zuzugehen und sich über Kundenfälle auszutauschen, noch bevor das formelle Onboarding beginnt. Wir ermutigen die Vermögensverwalter, sich im Vorfeld mit Vorabfragen an uns zu wenden. So können wir ihnen wertvolle Hinweise geben, was erwartet wird, worauf sie achten müssen und wie sie am effizientesten ein Dossier zusammenstellen können. Wir möchten nicht, dass unsere Compliance-Abteilung als Black Box wahrgenommen wird. Unsere Mitarbeiter sind zugänglich, identifizierbar und verfügbar. Diese zwischenmenschliche Beziehung schafft eine viel bessere Dynamik.
Auf welche Funktionen sollten sich Vermögensverwalter konzentrieren, um den Fortbestand ihrer Tätigkeit zu sichern?
Zweifellos auf den Kundenservice. Nähe, Verfügbarkeit und Zuhören sind grundlegende Eigenschaften des Modells des unabhängigen Vermögensverwalters. Darüber hinaus gibt es zwei wesentliche Dimensionen: das Vertrauensverhältnis und die Performance. Die Performance ist natürlich entscheidend, aber sie reicht nicht aus. Es ist das Vertrauen, das die Kundenbindung stärkt und die Beziehung langfristig festigt. Wenn ein Kunde das Gefühl hat, dass man ihn in seiner Gesamtheit versteht, dass man ihn auch in Bezug auf sein Vermögen, die Vermögensübertragung und seine Lebensprojekte begleitet, entwickelt er eine sehr starke Bindung zu seinem Vermögensverwalter.
Die FINMA hat mehr als 1’500 Bewilligungen erteilt. Wird sich diese Zahl halbieren, wie es bei den Banken der Fall war?
Ich bin mir nicht sicher, ob es «zu viele» Vermögensverwalter gibt. Einige haben Wachstumsambitionen, andere streben Stabilität an. Beide Ansätze sind legitim. Es wird zweifellos langfristig zu einer Konsolidierung kommen, aber diese steckt noch in den Kinderschuhen. Parallel dazu entstehen neue Strukturen, die von Fachleuten getragen werden, die sich neu erfinden wollen. Die emotionale Bindung, die diese Vermögensverwalter zu ihren Kunden aufbauen, ist sehr stark. Diese Agilität und Nähe schaffen einen echten Mehrwert, auf dem eine nachhaltige Geschäftstätigkeit aufgebaut werden kann.
Was sind die wichtigsten Probleme, mit denen Vermögensverwalter heute konfrontiert sind?
Zunächst einmal die Fähigkeit zu wachsen. Die Gewinnung neuer Kunden ist eine ständige Herausforderung. Dann die Schwierigkeit, die richtigen Profile zu rekrutieren. Es herrscht ein starker Wettbewerb zwischen den Vermögensverwaltern um erfahrene Kundenbetreuer, die in der Lage sind, ihre Portfolios zu übertragen. Auch die etabliertesten Vermögensverwalter sind nicht vor Margenerosion und Wettbewerbsdruck gefeit. Daher ist es wichtig, weiterhin in Technologie, Automatisierung und Kompetenzen zu investieren, um die Rentabilitätsschwellen zu halten.
Sollten sich Vermögensverwaltungsgesellschaften von den Strukturen der Banken inspirieren lassen, um ihre Entwicklung sicherzustellen?
Nicht unbedingt. Ich würde sogar sagen, dass auch die Banken von den unabhängigen Vermögensverwaltern lernen können. Ihre Fähigkeit, mit mehreren Systemen zu arbeiten, modular und agil zu sein und verschiedene Bereiche miteinander zu verbinden, ist sehr wertvoll. Ausserdem haben sie einen Echtzeit-Überblick über die Konkurrenz: Sie können uns sagen, ob wir zu streng, zu lax oder durchschnittlich sind. Dieses Feedback ist von grundlegender Bedeutung. Natürlich können bestimmte Best Practices, die in Banken gelten, nützlich sein. Dies gilt insbesondere für die Cybersicherheit oder das Cloud-Management. Wir bieten beispielsweise kostenlose Diagnosen zur Cyber-Exposition bestimmter Vermögensverwalter an. Davon profitiert das gesamte Ökosystem – auch wenn dies auch unseren Wettbewerbern zugutekommt. Das ist kein Problem: Was zählt, ist die Stärkung des Finanzplatzes als Ganzes.
Marc Briol
Pictet Asset Services
Marc Briol kam 1995 zu Pictet.Er ist CEO von Pictet Asset Services, einem Geschäftsbereich, der Dienstleistungen im Bereich Verwahrung, Fondsadministration und governance für unabhängige Vermögensverwalter, Fondsmanager und institutionelle Kunden erbringt.
Bei Pictet war Briol zuvor als COO der Technology & Operations-Division tätig. Davor bekleidete er die gleiche Funktion bei Pictet Asset Management in London von 1997 bis 2008.
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Decalia feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Ihr Mitbegründer, Alfredo Piacentini, blickt in diesem Interview auf ein Jahrzehnt zurück, das mit dem ständigen Willen zur Innovation angegangen wurde. Dies spiegelt sich insbesondere in der Entwicklung der Private Markets Linie wider, die heute zum Markenzeichen von Decalia geworden ist.
Von Jérôme Sicard
Welche Bilanz ziehen Sie aus dem vergangenen Jahrzehnt, in dem Decalia sein zehnjähriges Bestehen feiert?
Zunächst einmal das zunehmende Gewicht der Regulierung. Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Umfeld stark verändert, sei es in Bezug auf den rechtlichen Rahmen, die Normen oder die Typologien der Akteure. Dies hat die Situation sowohl für die Banken als auch für die Verwaltungsgesellschaften grundlegend verändert, und zwar nicht unbedingt zum Besseren. Die private Vermögensverwaltung unterliegt heute viel stärkeren Rahmenbedingungen, und der Dialog mit den Kunden ist komplexer geworden. Wir unterliegen europäischen Vorschriften, die für Märkte konzipiert sind, in denen die Finanzkenntnisse der Kunden geringer sind als in der Schweiz, was die Verwaltung rigider macht, mit einem tendenziell geringeren Grad an Personalisierung. Ehrlich gesagt nähert sich der Verwaltungsaufwand einer Schwelle, die kaum noch tragbar ist.
Was die Märkte angeht, so hat die Entwicklung sozialer Netzwerke und Online-Plattformen zu einer gewissen Demokratisierung geführt, aber auch zu mehr Volatilität, Verzerrungen und Emotionalität. Das sind Phänomene, die es vor zehn Jahren noch nicht gab und mit denen wir daher auch nicht umgehen mussten.
Und wie blicken Sie speziell für Decalia auf diese zehn Jahre zurück?
Wir haben es geschafft, uns an neue Marktstandards und die Veränderungen in der Branche anzupassen. Einer unserer grössten Erfolge ist die Entwicklung der Produktlinie Private Markets, die sich an eine anspruchsvolle Klientel richtet, die mittel- bis langfristige Anlagen sucht, die weniger anfällig für Marktverwerfungen sind. Insbesondere bei den kreditbezogenen Strategien haben wir Pionierarbeit geleistet. Insgesamt waren die letzten zehn Jahre sehr konstruktiv: Wir haben eine Struktur aufgebaut, die heute einen differenzierten Ansatz bietet.
Worauf sind Sie am meisten stolz?
Darauf, dass wir ein starkes Team um fünf Partner versammelt haben, die sich voll und ganz für die Entwicklung von Decalia einsetzen: Rodolfo De Benedetti, Sébastien Demole, Xavier Guillon, Nicolò Miscioscia und ich. Wir verstehen uns gut, wir arbeiten in die gleiche Richtung und vor allem lieben wir, was wir tun. Wir haben Google nicht aufgebaut, aber wir haben 70 talentierte Mitarbeiter zusammengebracht, die Freude daran haben, sich gemeinsam weiterzuentwickeln.
Ihr grösster Erfolg?
Ohne Zögern : die Private Markets Line. In diesem Bereich haben wir in zehn Jahren fast zwei Milliarden Franken aufgebracht. Als wir anfingen, war dieser Sektor gerade erst im Entstehen begriffen. Damals, nach der Finanzkrise, konnten wir vom Rückzug der Banken profitieren, die ihn für zu komplex oder zu kapitalintensiv hielten.
Und Ihr grösster Misserfolg?
Es ist uns nicht gelungen, einen echten „Blockbuster“ unter unseren Long-only-Fonds zu kreieren, ein Vorzeigeprodukt, das einen Bruch markiert und unser Wachstum beschleunigt hätte. Dennoch haben wir innovative und avantgardistische Strategien zu Themen wie Millennials oder Kreislaufwirtschaft aufgelegt. In den letzten drei Jahren haben wir unseren Rhythmus gefunden, aber es hat lange gedauert, bis wir ihn erreicht haben.
Sie haben vor Decalia Syz geleitet. Inwiefern unterscheidet sich das Management einer Verwaltungsgesellschaft von dem einer Bank?
Ich habe Syz vor über zehn Jahren mitgeleitet. Seitdem ist klar, dass die Führung einer Bank noch anstrengender geworden ist. Ich dachte, dass eine Verwaltungsgesellschaft daher leichter zu führen wäre, aber in Wirklichkeit ist der Grad der Komplexität fast derselbe wie bei einer Bank im Jahr 2015. Abgesehen von der Bankinfrastruktur gibt es heute kaum noch Unterschiede zwischen der Verwaltung eines Fünf-Milliarden-Instituts und der eines unabhängigen Vermögensverwalters gleicher Grösse.
Welche Erfahrung, die Sie bei Syz gesammelt haben, hat Ihnen am meisten geholfen?
Zunächst einmal die Menschenführung. Man darf nie vergessen, dass es sich um unseren Rohstoff handelt. Es ist von grundlegender Bedeutung, die Menschen zu führen und sie dazu zu bringen, ihr Bestes zu geben, sowohl individuell als auch im Team. Teamarbeit ist in einer Struktur wie der unseren eine grundlegende Triebfeder. Das habe ich bei Syz gelernt, wo wir immerhin 500 Mitarbeiter zusammengebracht hatten, die gut zusammen funktionierten.
Ich habe auch aus meinen Misserfolgen gelernt. Ich habe einen überlegteren Umgang mit Risiken und der Entscheidungsfindung entwickelt. Heute nehme ich mir die Zeit, die Dinge gründlich zu analysieren, was mir manchmal vorgeworfen wird, sich aber oft als vorteilhaft erweist.
Schliesslich habe ich gelernt, mit meinen Partnern zusammenzuarbeiten, ihre Erwartungen anzuhören, ihre Entscheidungen zu respektieren und, wenn nötig, Kompromisse zu finden, um den reibungslosen Betrieb von Decalia sicherzustellen. Das ist eine ziemliche Kunst. Andere als ich wären eher dazu geneigt gewesen, die Macht im Alleingang auszuüben.
Worin haben Sie sich Ihrer Meinung nach am meisten hervorgetan?
Ich hoffe, dass wir heute das Bild einer Struktur vermitteln, die sich von den meisten unabhängigen Vermögensverwaltern unterscheidet. Wir wollten unsere Identität immer auf Analyse, Fundamentalforschung und einer starken makroökonomischen Vision aufbauen. Ziel ist es, dass Decalia als eine rigorose, durchdachte Organisation wahrgenommen wird, die in der Lage ist, vorausschauend zu handeln.
Wo liegt die Innovation bei Decalia heute?
In der privaten Vermögensverwaltung, die immer noch ein recht traditioneller Sektor ist, liegt die Innovation vor allem in der Kundenbeziehung und der Kommunikation. Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kunden interagieren, entwickelt sich aufgrund der Fortschritte, die mit der Digitalisierung einhergehen, grundlegend weiter.
Bei der Gründung von Decalia waren es die Themen, bei denen wir wirklich innovativ waren, obwohl sie heute ein wenig überstrapaziert werden, wie übrigens auch der Sektor. Wenn die Tulpenmanie eines Themas irgendwann ausläuft und der Modeeffekt verschwindet, verliert es seine Attraktivität als Anlage. Es besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen der natürlichen Entwicklung eines Themas und der eher künstlichen Entwicklung der Bewertung seiner zugrunde liegenden Vermögenswerte. Ein Thema ist langfristig angelegt, aber die Finanzindustrie sucht oft nach einer unmittelbareren Rendite.
Darüber hinaus ist es einfacher geworden, Anlagestrategien zu kopieren. Einer Idee zu folgen reicht nicht mehr aus, um innovativ zu sein. Wenn man heute eine Strategie oder ein Produkt einführt, muss man sicherstellen, dass es nicht sofort von einem Konkurrenten repliziert werden kann. Die Eintrittsbarrieren sind zu niedrig.
Wie sieht es mit Private Markets aus?
Das ist etwas anderes. Das Kopieren eines Modells in Private Markets ist auf andere Weise komplexer und zeitaufwendiger. Die Eintrittsbarrieren sind höher. Es ist umso schwieriger, ein Team aufzubauen, als es sich um einen relativ neuen Beruf handelt, der sehr hohe technische Fähigkeiten erfordert. In diesem Bereich haben wir einen klaren Vorsprung erlangt, indem wir uns frühzeitig positioniert und originelle Strategien entwickelt haben.
Wir sind in der Lage, anspruchsvollen Anlegern Lösungen mit sehr attraktiven Risiko-Rendite-Verhältnissen und kürzeren Investitionszyklen als bei klassischen Private-Equity-Anlagen anzubieten. Wir sprechen hier eher von fünf bis sieben Jahren als von zehn bis fünfzehn Jahren.
Wir haben es geschafft, innovativ zu sein und wollen es auch bleiben. Die privaten Märkte haben mit dem relativen Rückzug der Banken ihr immenses Potenzial noch lange nicht entfaltet.
Alfredo Piacentini
Decalia
Alfredo Piacentini hat Decalia mitgegründet und ist der geschäftsführende Partner. Darüber hinaus ist er Mitglied des Verwaltungsrats, des Vorstands und des Strategie- und Anlageausschusses von Decalia. Er war neun Jahre bei Lombard Odier in Genf und London zunächst als Finanzanalyst und später als Fondsmanager tätig, bevor er 1995 die Banque SYZ mitgründete. Als Partner und Generaldirektor der Gruppe war er für das Private Banking, die zentrale Verwaltung und das Fondsgeschäft verantwortlich. Im Laufe seiner Laufbahn hat er mehrere Fonds verwaltet, darunter Schwellenländerfonds, Fonds mit Anlageschwerpunkt Mittelmeerraum, Italien und eine globale Long/Short-Strategie. Alfredo Piacentini verfügt über einen Master-Abschluss in Internationalen Beziehungen des Institut des Hautes Etudes Internationales in Genf.
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