Investment Lösungen
- Interview Cédric Dingens & Alexis Sautereau
- Bereich Investment Solutions & Alternative Investments
- NS Partners
„Hedgefonds: Beste Ergebnisse in Zeiten hoher Zinsen.“
Alternative Strategien dürften auch in diesem Jahr vom aktuellen Umfeld profitieren, das von hohen Zinsen und einer anhaltenden Inflation dominiert wird. Auch die Deglobalisierung, die Energiewende und die Aussicht auf die US-Wahlen sorgen für zusätzliche Streuung auf den Aktienmärkten. Dies betonen Cédric Dingens und Alexis Sautereau.

Welche Aussichten erwarten sie 2024 für die alternative Anlagestrategien?
Angesichts steigender Zinsen, makroökonomischer Unsicherheiten und der Rückkehr der Volatilität an den Märkten dürften Long/Short-Strategien erneut ihren Wert unter Beweis stellen können. Ebenso scheinen sich bei den Themen der Energiewende und in der Welt der Rohstoffe Chancen und Ineffizienzen abzuzeichnen.
Historische Daten zeigen, dass Hedgefonds-Manager ihre besten Ergebnisse in Zeiten hoher Zinssätze erzielen, wie dies zwischen 1990 und 2007 der Fall war. Bei Renditen von 5 % für zehnjährige Anleihen, einer voraussichtlich anhaltenden Inflation und hohen Defiziten befinden wir uns also in einer recht günstigen Situation für alternative Strategien. Alternative Anleger sollten auch von den wichtigen Trends wie Deglobalisierung, Energiewende und US-Wahlen profitieren, da ihre Performance auch von der Streuung an den Aktienmärkten abhängt.
Inwiefern profitieren Hedgefonds am meisten von dem neuen Makroumfeld?
Bestimmte Strategien, insbesondere im Kreditbereich, finden mittlerweile ein anspruchsvolleres Umfeld vor, was alternativen Managern tatsächlich zugute kommt. Die gute Entwicklung und/oder auch die Schwäche der Bilanzen bestimmter Emittenten wird stärker berücksichtigt, als wenn die Zinsen auf sehr niedrigen Niveaus verharren. Die Chancen entwickeln sich daher sowohl für Long- als auch für Short-Positionen günstig.
Welche alternativen Strategien dürften sich am besten entwickeln?
Nachdem die Global-Macro-Fonds zwischen 2020 und 2022 eine sehr gute Performance erzielt hatten, waren sie 2023 weniger erfolgreich. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das Marktumfeld für diese Strategien günstig bleibt, da sie von den Aktien- und Anleihemärkten abgekoppelt sind. Auch wenn die Zinsen in den letzten Wochen konsequent gesunken sind, befinden wir uns nach wie vor in einer Normalisierungssituation, die guten Long/Short-Managern, die in Aktien und Kredite investieren, zugutekommen dürfte.
Was sind die wichtigsten Faktoren, die heute die Alpha-Generierung bei Hedgefonds begünstigen?
Es gibt viele Faktoren, die sich in unterschiedlichem Masse auf die Alpha-Generierung auswirken. Der wichtigste ist nach wie vor die Streuung der Preise oder Renditen, von der Anlageklasse.
Die Schwierigkeiten, die sich in den letzten Jahren aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen ergeben haben, haben die Streuung wahrscheinlich verringert. Infolgedessen ist es für Hedgefonds weniger einfacher geworden, ihre beiden Pole, Long und Short, zu bewerten. Es ist zum Beispiel klar, dass Long/Short-Equity-Strategien nicht die Renditen erzielen konnten, die sie in einem weniger geordneten Umfeld, das weniger exogenen Faktoren wie der Politik der Zentralbanken unterworfen war, hätten erzielen können.
Wie hat sich dieses Alpha seit der Subprime-Krise entwickelt?
Seit 2010 und der Umsetzung der von den Zentralbanken weltweit organisierten „geldpolitischen Lockerung“ hat sich die Liquiditätsschwemme über andere Kriterien, die den Rhythmus der Marktbewegungen bestimmen können, und über die Bewertungen von Vermögenswerten hinweggesetzt. Die massiven Liquiditätsspritzen – in den USA waren es fast 9 Billionen US-Dollar – tendierten im Allgemeinen dazu, die Generierung von Alpha zu neutralisieren, sodass sich das Anlageuniversum letztendlich in einem weniger differenzierten Licht präsentierte. Es ist schwieriger geworden, zwischen Vermögenswerten zu entscheiden und die guten von den schlechten zu unterscheiden. Umgekehrt hat die Erhöhung der Zinssätze, die von den Zentralbanken beschlossen wurde, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken, zur Wiedereinführung selektiverer Anlagekriterien geführt, die historisch gesehen günstiger für die Generierung von Alpha waren. Dies gilt insbesondere für die Streuung, von der ich zuvor gesprochen habe.
Wie nutzen Hedgefonds den starken Anstieg der Volatilität konkret aus?
Der offensichtlichste, wenn auch nicht der einfachste Weg ist die Nutzung einer Optionsstrategie, die, wenn sie gut konstruiert ist, in Phasen der Marktverwerfung sehr attraktive Renditen bieten kann. Diese Strategie kann isoliert oder als Teil eines Long/Short-Equity-Portfolios eingesetzt werden, um den Protektionsbias des restlichen Portfolios zu erhöhen. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen. Diese Art von Strategie hat jedoch eine Kehrseite, die nicht übersehen werden darf. Sie kann sich in längeren Phasen mit geringer Volatilität als unproduktiv oder sogar leicht kostspielig erweisen.
Wie erklären Sie sich den Aufschwung der Multi-Manager-Plattformen in den letzten Jahren?
Multi-Manager-Plattformen haben in der Hedgefonds-Branche vor allem aufgrund ihrer guten risikobereinigten Performance in den letzten fünf Jahren Marktanteile gewonnen. Vor dem Hintergrund steigender Kosten und der Konsolidierung des Asset-Management-Geschäfts ist es ihnen gelungen, die besten Trader anzuziehen, die gute Vergütungsbedingungen aushandeln konnten.
Wie sehen Sie ihre Entwicklung in den nächsten Jahren?
Heute müssen die Vermögenswerte, in den letzten drei Jahren angesammelt werden konnten, zunächst verdaut werden. Die Performance im Jahr 2023 liegt möglicherweise etwas unter den Erwartungen, insbesondere wenn der risikofreie Zinssatz im Dollar-Raum mehr als 5 % beträgt. Einige Marktteilnehmer werden weiterhin dominieren, während andere wahrscheinlich stagnieren und versuchen werden, sich anderen Spielern anzunähern.
Cédric Dingens
Cédric Dingens leitet den Bereich „Investment Solutions & Institutional Clients“ bei NS Partners. Cédric begann seine Karriere 2001 bei der Banque du Luxembourg. Im darauffolgenden Jahr wechselte er als Portfoliomanager zu Notz Stucki in Luxemburg. Er entwickelte das interne Rahmenwerk für quantitatives Risikomanagement, bevor er 2010 zum Leiter des Risikomanagements in Genf ernannt und 2016 in seine aktuelle Position befördert wurde. Er hat einen Abschluss in Quantitative Finance von der École nationale supérieure des mines de Nancy (Frankreich) und ist Chartered Alternative Investment Analyst.
Alexis Sautereau
Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.