Investment Lösungen

  • Géraldine Monchau
  • Digital Developer
  • SPHERE

Wenn Bitcoin in der Bilanz eines Unternehmens auftaucht

Das US-Softwareunternehmen Microstrategy weist immer mehr Bitcoins in seiner Bilanz aus. Was dies für Anleger und Unternehmen bedeutet und ob das in der Schweiz möglich ist, analysiert Géraldine Monchau.

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Im August 2020 war MicroStrategy, der amerikanische Hersteller von Unternehmenssoftware, das erste börsenkotierte Unternehmen, das Bitcoins als Barreserve erwarb und hielt. Es baut ihre Positionen weiterhin stetig aus und ist derzeit das grösste Unternehmen, das Bitcoins hält. MicroStrategy kaufte Mitte März erneut 9’245 Bitcoins und erhöhte damit seinen Gesamtbestand auf 214’246 Bitcoins. Finanziert werden die Käufe unter anderem mittels Wandelanleihen. MicroStrategy begab jüngst eine Wandelanleihe im Wert von 500 Millionen US-Dollar mit Fälligkeit im Jahr 2031. Das Unternehmen hatte bereits am 5. März ein privates Angebot im Wert von 600 Millionen US-Dollar angekündigt.

Bitcoin als Strategie zur Liquiditätsreserve

Was sagt diese Strategie aus? Wie sollte Bitcoin in der Bilanz eines Unternehmens verbucht werden? Zunächst kann gesagt werden, dass es mit Bitcoin eine alternative Wertaufbewahrung auf dem Markt gibt, die so ausgereift ist, dass grosse öffentliche Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla und Coinbase ihr vertrauen.

Tatsächlich wenden sich Investoren in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder wenn die Zentralbanken massiv Geld drucken an Vermögenswerte wie Gold, da diese als Wertaufbewahrungsmittel dienen. Im Laufe der Zeit ist es also durchaus möglich, dass Bitcoin nicht nur als Investitionsmöglichkeit, sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel für Unternehmen dienen kann werden kann.

Laut Michael Saylor ist es die expansive Politik der Zentralbanken, die neue Risiken für die Finanzmärkte schaffe und langfristig zu einer hohen Inflation führen könnte, was sich wiederum auf die realen Renditen von Geldanlagen auswirken würde. Daher beschloss er, Bitcoins zu kaufen und auf die Ausgabe von Wandelanleihen zurückzugreifen, um weitere Bitcoin-Käufe zu finanzieren, wobei er auch von einem Umfeld mit höheren Zinssätzen und steigenden Aktienkursen profitierte. Tatsächlich hat die Microstrategy-Aktie seit Jahresbeginn eine aussergewöhnliche Performance von 117 % und seit einem Jahr von über 480 % verzeichnet, da die Anleger die Aktie nach dem Schlusskurs vom 18. März als “Bitcoin-Proxi” kaufen – einzelne Analysten sehen nach wie vor Potenzial: So sind Lebowitz und Roberts von RIA der Meinung, dass die Aktie immer noch zu einem Abschlag von 40 % gehandelt wird.

Die Bilanzierung von Bitcoin in der Schweiz

Bitcoin unterscheidet sich von traditionellen Vermögenswerten aufgrund seiner hohen Volatilität und der fehlenden physischen Form. Derzeit gibt es keine allgemein anerkannten Standards für die Bilanzierung von Kryptowährungen, was in der Praxis zu unterschiedlichen Ansätzen führt. Das Schweizerische Obligationenrecht bietet einen Rahmen für die Bilanzierung von Unternehmen in der Schweiz. Bitcoin wird hier hauptsächlich als immaterieller Vermögenswert oder als kurzfristiger Vermögenswert klassifiziert. “Die Bewertung erfolgt zu Anschaffungskosten oder zum niedrigeren Marktwert am Bilanzstichtag, um die hohe Volatilität und das Marktrisiko von Bitcoin widerzuspiegeln.” Wie das Unternehmen FINDEA erwähnt. Auch die IFRS-Richtlinien, international anerkannte Rechnungslegungsstandards, behandeln Bitcoin als immateriellen Vermögenswert und verlangen eine detaillierte Offenlegung von Bitcoin-Beständen, was für Transparenz und ein besseres Verständnis der Finanzlage sorgt. Unter den Regeln von SWISS GAAP FER findet sich ein pragmatischer Ansatz: Unternehmen, die diesem Standard folgen, können ihre eigenen Richtlinien für die Klassifizierung und Bewertung von Bitcoins entwickeln, wobei der Schwerpunkt auf einer realistischen Darstellung der finanziellen Verhältnisse liegt.

Ist Bitcoin die “Exit-Strategie”?

Angesichts der rekordhohen Schulden vieler Ländern und der Ungewissheit über die Entscheidungen bezüglich der Zinsentwicklung agieren die Anleger mit einem gewissen Misstrauen gegenüber den traditionellen Finanzmärkten. In Zukunft könnten private und institutionelle Anleger eher dazu neigen, Bitcoin als sicheren Hafen und zur Diversifizierung zu nutzen. Microstrategy veranstaltet am Rande seiner Jahreskonferenz in Las Vegas im Mai dieses Jahres die “WORLD 2024 Bitcoin for corporations”. Eine Gelegenheit für Michael Saylor, zu erklären, warum Bitcoin im Wettbewerb mit traditionelleren Anlagen wie Gold, Immobilien und Aktien technisch besser abschneidet und seine “Exit-Strategie” darstellt.

Géraldine Monchau

Sphere

Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.