2025-Gehaltsstudie

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  • Interview mit Julie Guittard & Mathieu Raynot
  • Senior managers
  • Michael Page

„Profile in den Bereichen Compliance, KYC und Regulierung sind weiterhin sehr gefragt”

In einem eher schleppenden Arbeitsmarkt entwickeln sich die Gehälter unterschiedlich schnell. Die Verschärfung der regulatorischen Anforderungen treibt die Nachfrage – und die Vergütung – für Funktionen im Bereich Compliance und Kontrolle in die Höhe. Gleichzeitig führt die Automatisierung zu einem Rückgang der Support-Berufe und währenddessen werden durch KI die Anforderungen im IT-Bereich neu definiert. In dieser sich wandelnden Landschaft entstehen neue Profile, die Finanzen, Technologie, Daten und Nachhaltigkeit miteinander verbinden.

Von Jérôme Sicard

Wie würden Sie die aktuelle Lage auf dem Schweizer Markt beschreiben?

Der Schweizer Markt verzeichnet seit zwei Jahren eine deutliche Abschwä­chung, die im Gegensatz zum Aufschwung nach Covid in den Jahren 2022 und 2023 steht. Wir beobachten einen stagnieren­den Arbeitsmarkt, insbesondere im Ban­kensektor, der sich in einer Konsolidie­rungsphase befindet. Privatbanken ratio­nalisieren ihre Kosten ebenso wie unab­hängige Vermögensverwalter. Hinzu kommt ein unsicheres makroökonomi­sches Umfeld, das durch anhaltende geo­politische Spannungen noch verschärft wird. Die Schweizer Wirtschaft bleibt widerstandsfähig, aber die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt lässt deutlich nach.

Was sind die wichtigsten Gehaltsun­terschiede zwischen Genf und Zürich?

Die Gehälter in Zürich sind historisch gese­hen höher, mit einer Differenz von durch­schnittlich 15 % gegenüber Genf. Dies lässt sich durch die Grösse des Marktes, die Kon­zentration von Unternehmenszentralen und ein dichteres Wirtschaftsgefüge erklären. Allerdings sind auch die Lebenshaltungskos­ten höher, auch wenn die Steuerbelastung insgesamt geringer ist als in der Romandie.

Unterscheiden sich die gesuchten Profile in Bezug auf die Personal-beschaffung von Stadt zu Stadt?

Die Profile sind recht ähnlich, aber Zürich profitiert von einem breiteren Angebot auf­grund der dreimal so grossen Marktgrösse im Vergleich zu Genf. Investmentbanking und Vermögensverwaltung sind in Zürich dank der Nähe zur SIX Swiss Exchange und der hohen Konzentration grosser Finanzinstitute viel besser vertreten.

In Genf suchen Personalvermittler eher nach Profilen mit Schwerpunkt Private Wealth, wobei eine starke Nachfrage nach Private Bankern oder Wealth Plannern besteht. In Zürich sieht die Logik ganz anders aus. Die gesuchten Profile bezie­hen sich eher auf Corporate Banking, Sales & Trading oder auch das Management von Schlüsselkonten in einem institutionellen Umfeld. Die Funktion des Key Account Managers gewinnt dort an Bedeutung.

Die Funktionen im Zusammenhang mit dem Investment Banking konzentrieren sich fast ausschliesslich auf Zürich, und wir sehen auch eine klare Aufteilung der Sup­port-Funktionen. In Genf gibt es eine gezielte Nachfrage nach Datenmanage­ment, verbunden mit oft flexibleren und integrierteren Strukturen. In Zürich kon­zentrieren sich die Einstellungen eher auf Operations Manager, Post-Trade-Spezia­listen oder Collateral Analysts, die für grö­ssere Organisationen tätig sind.

Diese unterschiedlichen Profile spiegeln zwei recht unterschiedliche Kulturen wider. Genf funktioniert oft mit kleineren, flexibleren Strukturen, einem internatio­nalen Kundenstamm und kurzen Entschei­dungswegen. Zürich hingegen ist Teil einer Welt institutioneller Konzerne mit komplexen Organigrammen, einer eher hierarchischen Kultur und einer starken Spezialisierung der Rollen.

Welche Profile sind tatsächlich am gefragtesten?

Profile in den Bereichen Compliance, KYC und Regulierung sind nach wie vor sehr gefragt. Darüber hinaus spielen kauf­männische Funktionen weiterhin eine zent­rale Rolle: Privatbankiers, Vermögensver­walter, Sales in privaten Märkten oder im Asset Management, wobei eine echte Nachfrage nach Profilen besteht, die in der Lage sind, Einnahmen zu generieren.

Welche Funktionen waren früher sehr gefragt und sind es heute weniger?

Supportfunktionen – wie Backoffice, zent­rale Datenverwaltung – sind heute weit weniger gefragt, was zum grossen Teil auf die zunehmende Automatisierung und Digi­talisierung der Prozesse zurückzuführen ist.

Welche Auswirkungen hatte die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS?

Diese Fusion hat eine beträchtliche Anzahl von Bewerbern auf den Markt gebracht – vor allem in der Deutsch­schweiz. Andere Privatbanken, Kantonal­banken oder Regionalbanken haben diese Gelegenheit genutzt, um sowohl neue Mitarbeiter als auch neue Kunden zu gewinnen. So haben ganze Teams das Unternehmen gewechselt, wodurch klei­nere Akteure Marktanteile gewinnen konnten. Es ist jedoch zu beachten, dass die Organisation der Personalabteilung bei der Credit Suisse für den Arbeitsmarkt nicht immer leicht zu entschlüsseln ist, da es sehr spezialisierte Positionen und Bezeichnungen gibt, die ausserhalb des internen Rahmens der Bank manchmal unverständlich sind.

Welche Profile haben sich am schnellsten erholt?

Front-Office-Profile, insbesondere Pri­vatbankiers, Anlageberater und Verwal­tungsassistenten, die eine enge Bezie­hung zu ihren Kunden haben. Sie haben sich schnell erholt, oft im Team oder dank ihres Netzwerks.

Welche Rolle spielt KI bei der Transformation der Backoffice- und IT-Berufe?

KI beschleunigt eine Transformation, die bereits vor etwa zehn Jahren begonnen hat. Support-Berufe – Abstimmung, Berichter­stattung, Buchhaltung usw. – nehmen ten­denziell ab. In der IT entwickeln sich die Profile hin zu Kompetenzen in den Berei­chen Daten, Cybersicherheit und Entwick­lung von Tools, die KI integrieren.

Sind bestimmte Funktionen vom Verschwinden bedroht?

Ja, insbesondere solche, die auf sich wie­derholenden oder standardisierbaren Auf­gaben beruhen, wie im Backoffice oder im traditionellen Kundenservice. Diese Tätig­keiten werden zunehmend durch automati­sierte Lösungen – Chatbots, algorithmische Verarbeitung – ersetzt oder in Outsourcing-Zentren im Ausland ausgelagert, oft in kos­tengünstigere Umgebungen. Diese bereits begonnene Entwicklung wird sowohl durch das Streben nach Effizienz als auch durch technologische Fortschritte vorangetrieben.

Welche neuen Berufsbilder werden entstehen?

Neue hybride Profile zwischen Finanzen, Technologien, Daten und Nachhaltigkeit. Datenanalysten, die sich beispielsweise auf Investitionen und KI-Technologien spe­zialisiert haben, haben eine vielverspre­chende Zukunft vor sich. Auch in den Berei­chen Klimaanalyse, ESG-Modellierung oder Krypto-Regulierung entstehen hoch­spezialisierte und sehr gefragte Kompe­tenzen. Hochspezialisierte und umwor­bene Kompetenzen werden auch in den Bereichen Klimaanalyse, ESG-Modellie­rung oder Krypto entstehen.

Konkret gibt es dafür immer mehr Bei­spiele. Eine grosse Schweizer Bank hat kürzlich einen Digital Banking Lead ernannt, der die Entwicklung ihrer mobilen Schnittstelle der neuen Generation für ver­mögende Kunden leiten soll. In Genf stel­len mehrere Finanzkanzleien nun Juristen ein, die auf Krypto-Regulierung speziali­siert sind, sei es im Rahmen von MiCA oder den FINMA-Anforderungen. Eben­falls in Genf hat eine grosse Verwaltungs­gesellschaft sogar einen Datenwissen­schaftler eingestellt, um ihre ESG-Scoring-Modelle für börsennotierte Aktien zu ver­feinern. Eine andere Privatbank hat ein spezielles ESG-Team aufgebaut und unter anderem eine Klimaanalystin eingestellt, die für die Modellierung des CO2-Fussab­drucks von Anlageportfolios zuständig ist.

Welche Kompetenzen müssen junge Absolventen entwickeln?

Technische Kompetenzen in Bezug auf Finanzprodukte, Daten und Programmie­rung in Verbindung mit soliden Sprach­kenntnissen werden immer wichtiger, ins­besondere in der Schweiz, wo Mehrspra­chigkeit nach wie vor ein echter Vorteil ist.

Es gibt ein echtes Bewusstsein dafür, und wir beobachten eine positive Entwicklung in den Ausbildungsgängen, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen. Schweizer Uni­versitäten und Hochschulen wie die Univer­sität Genf, die HEC Lausanne, die Universität St. Gallen oder die EPFL integrieren zuneh­mend Module zu nachhaltiger Finanzie­rung, Datenwissenschaft oder Finanztech­nologien. Es entstehen auch neue gemischte Ausbildungsgänge, die Finanzen und Informatik oder Finanzen und nachhaltige Ent­wicklung miteinander verbinden.

Allerdings befindet sich der Studiengang noch in der Strukturierungsphase. Manch­mal besteht eine Diskrepanz zwischen den akademischen Kompetenzen und den operativen Erwartungen des Marktes.

Investieren Arbeitgeber ausreichend in die Kompetenzentwicklung?

Leider nicht genug; weder in die Ausbil­dung neuer Mitarbeiter noch in die Wei­terbildung der bereits beschäftigten Mit­arbeiter. Es gibt einen echten Ausbil­dungsmangel bei den Berufseinsteigern, da aufgrund der Konsolidierung der Ban­ken immer weniger Lehrlinge ausgebil­det werden und die akademischen Hoch­schulausbildungen oft zu weit von der Praxis entfernt sind.

Wir beobachten einen ständigen Druck auf Produktivität und Ergebnisse. Dies ver­anlasst einige Arbeitgeber dazu, einer schnellen Integration den Vorzug vor der für die Kompetenzentwicklung erforderli­chen langen Zeit zu geben. Investitionen in die Ausbildung sind ein wesentlicher Hebel zur Wertschöpfung, aber sie setzen eine langfristige Vision und Mittel voraus, über die nicht alle Unternehmen verfügen, insbesondere KMU, die in Bezug auf ihr Budget oft weniger gut ausgestattet sind als grosse Konzerne.

Haben NextGen-Profile andere Erwartungen?

Ganz klar ja! Sie suchen vor allem nach Sinn, Transparenz und einer echten Unter­nehmensstrategie. Neben dem Gehalt sind auch Flexibilität, Teilzeitarbeit, Entwick­lungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Work-Life-Balance entscheidende Kriterien. Laut unserer aktuellen Studie „Talent Trends 2025” steht Flexibilität für 87 % der jungen Talente ganz oben auf der Prioritätenliste. Sie erwarten von ihrem Arbeitgeber gelebte – und nicht nur pro­klamierte – Werte und vor allem eine auf Vertrauen basierende Kultur.

Julie Guittard

Michael Page

Julie Guittard ist Senior Managerin bei Michael Page und auf die Personalvermittlung im Bank- und Finanzdienstleistungssektor in der Westschweiz spezialisiert. Sie verfügt über mehr als 14 Jahre Erfahrung im Talentmanagement. Im Laufe ihrer Karriere hat sie Teams geleitet und eine Vielzahl von Positionen in den Bereichen Risiko, Compliance, Finanzen, Investitionen, Operations und Front Office für Privatbanken, Vermögensverwalter und Vermögensmanager bekleidet.

Mathieu Raynot

Michael Page

Mathieu Raynot kam 2014 zur Abteilung Banking & Financial Services von Michael Page in Genf. Seitdem hat er sich auf technische Berufe in den Bereichen Operations, Risiko & Compliance, Investitionen und Vermögensverwaltung für einen Kundenstamm spezialisiert, der unter anderem Privatbanken, Vermögensverwalter, Family Offices und Asset Managers umfasst. In diesen Finanzberufen begleitet Mathieu Raynot sowohl junge Absolventen wie auch erfahrene Fachkräfte. Darüber hinaus ist er an Schulen und in lokalen Wirtschaftskreisen tätig. Mathieu Raynot hat einen Master-Abschluss in Management mit Spezialisierung auf Geschäftsverhandlungen.

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    Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte

    Seit über 20 Jahren ist das 60-40-Modell – 60% Aktien und 40% Anleihen, in den europäischen Ländern häufiger 50-50 – der Massstab für den Aufbau ausgewogener Portfolios. Nach der Krise von 2022 sahen viele jedoch sein Ende voraus. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. Das Modell ist keineswegs veraltet, sondern verkörpert die Widerstandsfähigkeit und Einfachheit, welche private und institutionelle Anleger in einem immer komplexeren Finanzumfeld benötigen.

    Seit über 20 Jahren ist das 60-40-Modell – 60% Aktien und 40% Anleihen, in den europäischen Ländern häufiger 50-50 – der Massstab für den Aufbau ausgewogener Portfolios. Nach der Krise von 2022 sahen viele jedoch sein Ende voraus. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. Das Modell ist keineswegs veraltet, sondern verkörpert die Widerstandsfähigkeit und Einfachheit, welche private und institutionelle Anleger in einem immer komplexeren Finanzumfeld benötigen.

    Das 60-40-Portfolio beruht auf einer einfachen Logik: Es verbindet das Streben nach Rendite, das hauptsächlich von Aktien getragen wird, mit der Stabilität, die durch Staats- und Unternehmensanleihen vermit­telt wird. In der Vergangenheit hat diese Kombination dazu beigetragen, dass Finanzkrisen relativ gelassen überstanden werden konnten. Wenn die Aktienmärkte fallen, tendieren Staatsanleihen aus den wichtigsten Industrieländern, den USA und Deutschland, zu einer Aufwertung und bie­ten so ein Sicherheitspolster, das die Ver­luste der riskanten Anlagen im Portfolio abfedert.

    Diese negative Korrelation war lange Zeit der Schlüssel zu ausgewogenen Anlagestrategien. Sie ermöglichte es, Ver­luste in volatilen Phasen zu begrenzen und gleichzeitig in ruhigen Phasen ein regel­mässiges Einkommen zu erzielen.

    Die scharfe Korrektur der Anleihen im Jahr 2022 änderte die Lage. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten bewegten sich Anleihen – sowohl Staats- als auch Unternehmensan­leihen – und Aktien in die gleiche Richtung, nämlich nach unten. In jenem Jahr verlor der S&P500 beispielsweise 18,1 % ein­schliesslich Dividenden, während der Bloomberg Aggregate Total Return Bond Index 13 % einbüsste. Ein Phänomen, das für alle heute amtierenden Finanzprofis ein Novum darstellt. Keiner von ihnen hatte zu diesem Zeitpunkt eine solche Situation erlebt. Dieses Szenario veranlasste daher einige Beobachter, die Angemessenheit des 60-40-Modells in Frage zu stellen.

    In der Praxis ist die Dekorrelation zwar nicht mehr so systematisch, aber das 60-40-Modell behält seinen Wert. Selbst wenn Anleihen und Aktien gleichzeitig fal­len, kann die Präsenz von Anleihen in einem Portfolio die Schwankungsbreite begrenzen. Das Hauptziel, die Gesamtvo­latilität zu senken, wird also weiterhin erreicht, auch wenn die Schutzmechanis­men weniger wirksam sind als früher.

    Was vermutlich überflüssig geworden ist, ist nicht ein Allokationsmodell, sondern viel­mehr eine Anlagephilosophie. In der Ver­gangenheit hatten professionelle und private Vermögensverwalter Zugang zu besseren Informationen als die grosse Öffentlichkeit. Dies ermöglichte es ihnen manchmal, ihre Portfolios an das finanzielle Umfeld anzu­passen und dem „Retail“ einen Schritt vor­aus zu sein. Das ist heute nicht mehr der Fall. Heutzutage hat jedermann Zugang zu einem Informationsstand über die Makro- oder Mikroökonomie, der mit dem der Profis vergleichbar ist. Dadurch geht ein wichtiger strategischer Vorteil verloren.

    Eine realistische Einschätzung der erwar­teten Portfoliorenditen ist nun möglich. Dazu muss man nur die potenzielle Ren­dite von Anleihen und Aktien über einen längeren Zeitraum hinweg bewerten. Je länger der Zeithorizont, desto geringer ist die Schwankungsbreite, da die Funda­mentaldaten alle anderen Faktoren über­lagern werden. Blackrock erstellt derar­tige Prognosen für die kommenden Jahre. Nach ihren jüngsten Schätzungen dürfte ein 60-40-Portfolio in den nächsten zehn Jahren ohne Berücksichtigung von Gebüh­ren eine durchschnittliche USD-Rendite zwischen 4,35 % und 6,61 % pro Jahr erzielen. Wie man sieht, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass 60-40 nicht mehr funktioniert. Was ein Anleger ver­nünftigerweise von einer solchen Alloka­tion erwarten kann, hängt in erster Linie von den langfristigen Renditen von Aktien und Anleihen ab.

    Man muss die Zusammensetzung des Port­folios nicht ständig an kurzfristige Schwan­kungen anpassen, sondern im Gegenteil einer Strategie treu bleiben, unabhängig von den vorübergehenden Emotionen. Man muss die Unsicherheit der Märkte akzeptieren und investiert bleiben. Ände­rungen an der Zusammensetzung des Portfolios können vorgenommen werden, wenn sich das Finanzregime ändert. Dies geschieht jedoch nur selten.

    Das Wichtigste ist, der Einfachheit den Vorzug zu geben. Warren Buffett, der Weise von Omaha, beweist seit Jahrzehn­ten, dass es nicht nötig ist, die Komplexität zu übertreiben, um solide Ergebnisse zu erzielen. Geduld ist ebenfalls unerlässlich, denn es ist die Zeit, nicht das Timing, die zu einer guten Performance führt.

    Es reicht nicht aus, eine Vermögensalloka­tion zu haben, die dem eigenen Risikopro­fil entspricht. Man muss auch die richtigen Anlagevehikel finden, um seine Strategie umzusetzen. In diesem Punkt ist es wich­tig, kompromisslos zu bleiben. Ein aktiver Fonds, der über drei oder fünf Jahre im dritten oder vierten Quartil seiner Katego­rie eingestuft wird, gehört nicht mehr ins Portfolio. Im Zweifelsfall ist es besser, einen liquiden ETF zu bevorzugen. Ebenso ist bei strukturierten Produkten Vorsicht geboten, da sie oft teuer sind und keinen echten Sekundärmarkt haben.

    Um die Ergebnisse zu optimieren, muss man das Rendite-Risiko-Verhältnis im Auge behalten, denn jedes Ziel, das von diesem grundlegenden Duo abweicht, wird früher oder später die Performance einschrän­ken. Managementprofis, die gleichzeitig versuchen würden, ihre Vergütung und die Portfolioperformance zu maximieren, ver­folgen zwei unvereinbare Ziele. Langfristig können die erhofften Renditen nur durch die Disziplin einer gut durchdachten Allo­kation erreicht werden, die ohne Zuge­ständnisse an die Qualität der Instrumente ausgeführt wird. Somit wird die Frage nach der Nachhaltigkeit des 60-40-Modells nicht in Frage gestellt. Vorausgesetzt, man hält sich an die Grundregeln des Investierens.

    Für Schweizer Anleger, die mit historisch niedrigen Anleihezinsen konfrontiert sind, stellt sich eine zentrale Frage: Was tun, wenn die erwartete Rendite von Staatsan­leihen im kommenden Jahrzehnt gegen Null tendiert? Das bereitet starkes Kopf­zerbrechen. Alternativen zu finden, wird unerlässlich, denn in einen Vermögens­wert ohne erwartete Rendite zu investie­ren, macht keinen Sinn mehr. In diesem Zusammenhang wird es notwendig, den Aufbau des Portfolios zu überdenken, ohne dabei auf die Qualitäten der Diversi­fizierung zwischen Aktien und Anleihen zu verzichten. Die Lösungen existieren.

    Das 60-40-Modell ist in erster Linie eine Möglichkeit, ein Risikobudget zu definie­ren. Es ist nach wie vor beliebt, weil es die Erwartungen der meisten Anleger – Privat­anleger und institutionelle Investoren – an die risikobereinigte Performance wider­spiegelt. Dies ist auch der Grund für die Aufmerksamkeit, welche seinen Ergebnis­sen gewidmet wird.

    In einem Finanzumfeld, in dem Unsicher­heit und Volatilität zur Norm geworden sind, sind Einfachheit, Disziplin und Flexibi­lität wertvoller denn je. Anstatt komplexen, oft wenig profitablen Strategien hinterher­zujagen, sollten sich Anleger lieber auf bewährte Prinzipien stützen.

    Angesichts der Herausforderungen mo­derner Märkte verkörpert das 60-40-Mo­dell Kontinuität. Es gibt zwar Möglichkei­ten, es zu verbessern, aber es hat sich dennoch als dauerhaft wirksam erwiesen. Wenn die Dekorrelation zwischen Aktien und Anleihen in Zukunft weniger stark ist, muss man mehr Volatilität als in der Ver­gangenheit in Kauf nehmen, um ein ähnli­ches Ergebnis zu erzielen.

    Jean-Sylvain Perrig

    Premyss

    Jean-Sylvain Perrig ist Gründer und CEO von Premyss, einem Unternehmen, das unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices in den Bereichen Asset Allocation, Portfoliostrategie und Marktanalyse begleitet. Jean-Sylvain verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung und der strategischen Beratung. Er hatte Führungspositionen bei führenden Schweizer Banken inne, unter anderem als Chief Investment Officer. Zudem war er Präsident der Swiss Financial Analysts Association (SFAA), deren Ziel die finanzielle Weiterbildung von Investmentprofis ist. Jean-Sylvain hat einen Masterabschluss in Unternehmensführung der HEC Lausanne sowie das eidgenössische Diplom als Finanzanalyst.

     

     

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    Portfolio-Management-Systeme haben sich von reinen Backoffice-Tools zu strategischen Schlüsselplattformen innerhalb von Vermögensverwaltungsunternehmen entwickelt. Dank Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz, der umfassenden Prozessautomatisierung und dem Übergang zu offenen IT-Architekturen verwandeln sie sich zunehmend in intelligente, vernetzte Lösungen, die eine reibungslosere, individuellere und stärker kundenorientierte Vermögensverwaltung ermöglichen.

    Zentrale Trends in der Transformation moderner PMS

    Heute bilden PMS das technologische Rückgrat vieler Vermögensverwalter. Sie helfen, betriebliche Abläufe zu vereinfa­chen, die Effizienz zu steigern und einen spürbaren Mehrwert für die Endkunden zu schaffen. Durch die Kombination zentraler Funktionen – wie CRM, Order-Manage­ment (OMS) oder Dokumentenmanage­ment (DMS) – automatisieren diese Sys­teme einen Grossteil der täglichen Pro­zesse und ermöglichen ein deutlich perso­nalisierteres Kundenerlebnis.

    In einer Zeit, in der enorme Datenmengen – von Marktbewegungen über Kundenpro­file bis hin zu Transaktionshistorien – syste­matisch erfasst und ausgewertet werden, sind PMS-Anbieter ideal aufgestellt, um technologische Innovationen zeitnah zu integrieren. Ziel ist es, die Systeme noch intuitiver, skalierbarer und konsequent auf die individuellen Anforderungen der Kun­den auszurichten.

    Individuelle Anlagestrategien als Standard

    Moderne PMS entwickeln sich rasant wei­ter, um die individuelle Portfolioerstellung zu unterstützen. Sie ermöglichen es den Vermögensverwaltern, Strategien zu ent­wickeln, die exakt auf die Ziele, Werte und Risikoprofile einzelner Kunden zugeschnit­ten sind. Eine zentrale Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, alle Assetklassen – unab­hängig von Verwahrort, Depotstruktur oder Rechtsform – zu aggregieren. Diese umfas­sende Konsolidierung ermöglicht eine wirklich ganzheitliche Sicht auf das Kunden­vermögen und bildet die Basis für massge­schneiderte Anlagestrategien.

    Cloud-native Architektur und nahtlose Skalierbarkeit

    Der Einsatz cloud-basierter Systeme revolu­tioniert die Leistungsfähigkeit moderner PMS. Sie ermöglichen eine flexible, standor­tunabhängige Nutzung, vereinfachen die Skalierung bei steigenden Anforderungen und bieten robuste Sicherheitsmechanismen. Zentrale Dashboards und Echtzeit-Zugriff ermöglichen es den Nutzern, Portfolios effizi­ent zu verwalten – auch aus der Ferne. Cloud-native Plattformen lassen sich einfach imple­mentieren, mit Drittanwendungen integrieren und erleichtern das Kostenmanagement. Im Gegensatz zu traditionellen On-Premise-Lö­sungen bieten sie zudem automatische Updates, schnelle Wiederherstellung im Stö­rungsfall und geringeren Wartungsaufwand.

    Automatisierte Datenaggregation, Abgleich und operative Entlastung

    Neue PMS-Generationen setzen auf leis­tungsstarke Schnittstellen zu Depotbanken und anderen Datenlieferanten. Sie ermögli­chen die automatisierte Aggregation und Abstimmung von Portfolioinformationen aus verschiedenen Quellen – fehleranfällig manuelle Prozesse werden dadurch weit­gehend ersetzt. Erweiterte Regelwerke sorgen für die Qualitätssicherung der Daten und für die Validierung der Transak­tionen. Abweichungen werden in Echtzeit erkannt, sodass Risiken frühzeitig adres­siert werden können. Das Ergebnis: höhere Datenqualität, schnellere Aktualisierungen und eine sicherere Verwaltung komplexer Portfolios.

    Modernes Reporting und digitales Kundenerlebnis

    Reportinglösungen sind längst nicht mehr nur ein Pflichtprogramm, sondern ein stra­tegisches Werkzeug zur Kundenbindung. Neue Plattformen ermöglichen es, struktu­rierte und transparente Reports über sämt­liche Vermögenswerte hinweg bereitzu­stellen – unabhängig von der Verwahrstelle oder der Assetklasse. Kunden profitieren von benutzerfreundlichen Oberflächen, interaktiven Dashboards und personali­sierten Auswertungen, die auf ihren indivi­duellen Informationsbedarf zugeschnitten sind. Digitale Portale gehen über die reine Kontoeinsicht hinaus: Sie ermöglichen Dokumentenaustausch, unterstützen die Kommunikation und bieten jederzeit Zugriff auf aktuelle Informationen zur Perfor­mance, Allokation oder Risikosituation.

    Regulatorische Anforderungen effizient integrieren

    Angesichts zunehmender regulatorischer Komplexität ist Compliance zu einer Kern­funktion moderner PMS geworden. Die Systeme beinhalten heute automatisierte KYC- und AML-Prüfungen, Echtzeit-Audit-Trails sowie vollständige Gebühren- und Kostentransparenz. Die Einhaltung regula­torischer Vorgaben ist so direkt in die ope­rativen Prozesse eingebettet. Automati­sierte Risikoeinschätzungen und Monito­ring-Tools identifizieren potenzielle Verstö­sse frühzeitig. Gleichzeitig erleichtern integrierte Reportingfunktionen die Erfül­lung von Meldepflichten und helfen, Com­pliance-Kosten langfristig zu reduzieren.

    Offene API-Strukturen für bessere Integration

    Ein zentrales Merkmal moderner PMS ist ihre API-Offenheit. Sie erlaubt eine naht­lose Integration mit externen Anwendun­gen – darunter Trading-Plattformen, Depot­banken, CRM-Systeme oder Datenanbie­ter. Die Echtzeit-Synchronisation von Daten, die automatisierte Orderausführung und die konsolidierte Portfoliosicht verändern die Art und Weise, wie Vermögensverwal­ter ihre IT-Landschaft gestalten.

    Diese Interoperabilität ermöglicht es, mass­geschneiderte Systemarchitekturen aufzu­bauen, die den spezifischen operativen Anforderungen und strategischen Zielset­zungen optimal entsprechen. Gleichzeitig wird ein hoher Grad an Konsistenz, Daten­integrität und Sicherheit über alle relevan­ten Schnittstellen hinweg gewährleistet.

    Alternative Anlagen integriert verwalten

    PMS müssen sich zunehmend auch für alternative Anlageklassen öffnen – von Private Equity über Immobilien und Hed­gefonds bis hin zu digitalen Assets wie Kryptowährungen. Dafür werden spezi­elle Funktionen erforderlich: etwa ange­passte Bewertungsmodelle, Instrumente zur Liquiditätssteuerung und flexible Risi­korahmenwerke.

    Neue Plattformen adressieren diese Kom­plexität, indem sie Daten aus verschiede­nen Quellen bündeln, automatisierte NAV-Berechnungen ermöglichen und die Ana­lyseprozesse an illiquide oder cashflow-spezifische Besonderheiten anpassen. Darüber hinaus berücksichtigen sie Eigenheiten wie Sperrfristen, individuelle Gebührenstrukturen und Liquiditätsbe­schränkungen bei der Risikosteuerung.

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    Sener Arslan

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    Sener Arslan ist seit letztem Jahr Country Manager Schweiz bei QPLIX und verantwortet die Geschäftsent­wicklung in diesem Markt. Seine umfangreiche Erfahrung im WealthTech kombiniert er mit fundiertem Know-how im Bereich unabhängiger Vermögens­verwalter, Family Offices und Banken. Er startete seine Karriere als Wealth Manager bei der UBS und gründete später ein eigenes Vermögensverwal­tungsunternehmen. Danach übernahm er leitende Positionen, unter anderem als Group COO bei Taurus Wealth mit Standorten in Singapur, Dubai und der Schweiz, bevor er Integraal Partners mitgründete. Arslan besitzt einen Bachelor of Science in Banking und ist CFA-Charterholder.

     

     

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    Unser bisheriges System hatte seine natürlichen Grenzen erreicht. Es war zuverlässig, aber wenig flexibel – eine Plattform, die für eine Welt gemacht wurde, die es so nicht mehr gibt. Für ein Unternehmen wie unseres, das anspruchsvolle Kundinnen und Kunden, generationenübergreifende Familien sowie komplexe grenzüberschreitende Strukturen betreut, wurde diese Starrheit zunehmend zu einem Hindernis.

    Jede neue Kundenstruktur, jede Ausnahme erforderte manuelle Workarounds. Das funktioniert vielleicht noch mit ein paar hundert Portfolios, aber sobald man darüber hinauswächst und mit steigenden regulatorischen, operativen und Reporting-Anforderungen konfrontiert wird, vervielfachen sich die Leistungsschwächen. Wir haben schnell erkannt, dass sukzessive Verbesserungen nicht ausreichen würden, um die nötige Agilität zu erreichen.

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    Ein weiteres Kriterium war, dass wir alles selbst steuern konnten. Wir wollten die volle Kontrolle über unsere Daten, unsere Architektur und unseren technologischen Entwicklungsplan. Traditionelle Systeme erzwingen lange Upgrade-Zyklen und eine starke Abhängigkeit vom Anbieter. Wir strebten dagegen Unabhängigkeit und die Möglichkeit an, neue Module, APIs oder Drittanwendungen mit minimalem Aufwand integrieren zu können.

    Wichtig war uns auch eine Benutzeroberfläche, die heutigen Standards entspricht: klare Strukturen, intuitive Navigation und direkter Zugriff auf relevante Informationen.

    Ebenso entscheidend war die Integration. Das neue System musste nahtlos mit unserem PMS, CRM, unseren Compliance-Lösungen und Reporting-Tools kommunizieren. Daten sollten automatisch zwischen den Systemen fliessen – ohne Doppeleingaben und ohne fragmentierte Informationen.

    Was waren die grössten Herausforderungen beim Aufbau eines Kernbankensystems von Grund auf?
    Die grösste Herausforderung war nicht die Technik, sondern die Kultur. Wenn Sie intern ankündigen, dass Sie ein eigenes Kernbankensystem entwickeln wollen, zweifeln viele zuerst daran, dass das für ein Haus unserer Grösse realistisch ist. Wir mussten Überzeugung aufbauen und zeigen, dass Agilität ebenso wirkungsvoll sein kann wie die operative Grösse.

    Technisch gesehen bestand die grösste Herausforderung darin, Prioritäten zu setzen. Wenn man bei Null anfängt, scheint alles möglich – aber man kann nicht alles gleichzeitig umsetzen. Wir konzentrierten uns zunächst auf die Kernfunktionen: Kundendaten, Transaktionen, Positionen, Abgleiche, Reporting. Alles Weitere wurde schrittweise ergänzt.

    Wir arbeiteten nach agilen Methoden – mit iterativen Releases, konstanten Feedbackschleifen und einer engen Einbindung von Nutzerinnen und Nutzern aus allen Abteilungen. Das war entscheidend: Das Projekt wurde nicht aus der IT heraus entwickelt, sondern vom Business für das Business gestaltet.

    Was wir allerdings unterschätzt haben, war der Aufwand für die Datenmigration. Die Bereinigung, Zuordnung und Validierung historischer Daten war ein eigenständiges Projekt. Doch sobald es abgeschlossen war, lohnte sich der Aufwand enorm – durch höhere Genauigkeit, Konsistenz und vollständige Nachvollziehbarkeit.

    Welche zentralen Gründe haben Sie dazu veranlasst, WIZE als Partner für dieses Projekt zu wählen?
    Wir haben verschiedene Optionen geprüft – traditionelle Anbieter, modulare Fintech-Lösungen und vollständig individuelle Entwicklungen. WIZE hob sich aus einem wesentlichen Grund ab: Sie verstehen Private Banking. Sie kamen nicht aus einer generischen IT-Logik, sondern aus der Welt der Vermögensverwaltung – und das war in den gemeinsamen Gesprächen ein grosser Unterschied. Sie haben sofort unsere Anforderungen begriffen: komplexe Kontostrukturen, konsolidiertes Reporting, Diskretion, Compliance.

    Technologisch passte die Plattform von WIZE perfekt in unsere langfristige Vision von API-first, modular aufgebaut und skalierbar. Wir wollten ein System, das mit uns wächst – nicht eines, das uns einschränkt. Der entscheidende Unterschied war jedoch der partnerschaftliche Ansatz. Wir haben die Architektur gemeinsam aufgebaut, Zeile für Zeile. Dieses gegenseitige Vertrauen und Verständnis bildeten das Fundament des Projekts.

    Mit welchen Argumenten konnten Sie den Verwaltungsrat von dieser Entscheidung überzeugen?
    Die Entscheidung basierte auf einer Kombination aus strategischen, operativen und finanziellen Überlegungen. Strategisch ging es vor allem um die technologische Eigenständigkeit, die volle Kontrolle über unsere digitale Infrastruktur. Operativ ermöglichte das System eine deutliche Reduktion manueller Eingriffe und damit auch von Fehlerrisiken. Finanziell schufen wir so eine Grundlage für langfristige Effizienz. Ja, die Anfangsinvestition war hoch – aber sie fängt sich durch geringere Wartungskosten, höhere Produktivität und die Einsparung teurer Lizenzmodelle wieder ab.

    Mir ist auch wichtig zu betonen, dass Technologie heute weit mehr ist als ein reiner Supportbereich – sie ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Kundinnen und Kunden, Behörden und Mitarbeitende erwarten Transparenz, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Eine moderne Core-Banking-Plattform unterstützt all das. Und nicht zuletzt half es, dass der Verwaltungsrat verstand, dass wir diese Herausforderung nicht allein angingen, sondern mit einem erfahrenen Partner wie WIZE – das war kein Wagnis, sondern ein klar strukturiertes Innovationsprojekt.

    Was erfüllt Sie am meisten mit Zufriedenheit, wenn Sie auf das Projekt zurückblicken?
    Zunächst die Einfachheit. Wir haben Schichten von unnötiger Komplexität entfernt und unsere Prozesse deutlich intuitiver gestaltet. Unsere Teams können sich wieder auf Kundinnen und Kunden konzentrieren, statt Systemprobleme zu beheben. Zweitens: das Gefühl der Eigenverantwortung. Alle empfinden das System als „unser System“. Es wurde für uns, von uns gebaut. Das schafft Identität.

    Und schliesslich die Kulturveränderung: Viele Kolleginnen und Kollegen, die anfangs skeptisch waren, sind heute stolze Botschafter des Systems und bringen selbst Verbesserungsideen ein. Wenn Technologie ein Teil der Unternehmenskultur wird, haben Sie vieles richtig gemacht.

    Wie lange hat das Projekt insgesamt gedauert?
    Vom initialen Scope bis zur vollständigen Implementierung dauerte es rund zweieinhalb Jahre. Besonders die Migration benötigte viel Zeit – sie erfolgte schrittweise über mehrere Monate.

    Wir haben diese Phase bewusst genutzt, um Daten zu bereinigen und Reporting-Strukturen zu harmonisieren. In vielerlei Hinsicht war die Migrationsphase selbst genauso wertvoll wie das neue System. Sie zwang uns, unsere Informationsstruktur zu überdenken und zu optimieren.

    Angesichts des heutigen Reifegrades der WIZE-Plattform würden wir das gesamte Projekt – mit Migration – wahrscheinlich in weniger als einem Jahr abschliessen können.

    Inwiefern unterscheidet sich dieses neue System von klassischen Legacy-Lösungen?
    Legacy-Systeme sind transaktional – sie erfassen und speichern Daten. Unser System ist hingegen relational – es vernetzt, analysiert und antizipiert. Es wurde nicht nur dafür entwickelt, Operationen auszuführen, sondern auch Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Beispielsweise erhalten unsere Kundenberaterinnen und -berater in Echtzeit Transparenz über Exposures, Performance und Liquidität – über alle Entitäten hinweg.

    Die Automatisierung war ein weiterer Wendepunkt. Abstimmungen, Reporting und Compliance-Prüfungen erfolgen heute weitgehend automatisiert. Was früher Stunden manueller Kontrolle erforderte, geschieht nun in Minuten. Und da das System modular aufgebaut ist, können wir jederzeit neue Funktionen integrieren – ESG-Daten, Private-Markets-Tracking, KI-gestützte Reportings – ohne das System neu aufbauen zu müssen.

    Kurz gesagt: Wir haben uns von einer statischen Infrastruktur hin zu einer lebendigen Plattform entwickelt, die sich dynamisch an uns und unsere Kundschaft anpasst.

    In welchem Ausmass sehen Sie diese technologische Transformation als Wachstumshebel für Quilvest?
    Technologie ist längst kein reiner Supportbereich mehr – sie ist ein Wachstumstreiber. Mit der neuen Plattform können wir Kundinnen und Kunden schneller aufnehmen, effizienter skalieren und eine höhere Servicequalität zu geringeren Kosten bieten. Das ist ein direkter Wettbewerbsvorteil.

    Doch darüber hinaus geht es um Wirkung. Kundinnen und Kunden erkennen, dass wir in Innovation investieren – das schafft Vertrauen. Besonders jüngere Generationen erwarten digitale Souveränität und volle Transparenz. Mit der neuen Plattform positionieren wir uns als zukunftsorientierte, anpassungsfähige Institution.

    Sie ist auch ein entscheidender Faktor für die Talentgewinnung. Die besten Fachleute wollen in Umgebungen arbeiten, in denen Technologie sie unterstützt – nicht ausbremst. Diese Transformation sendet sowohl nach innen als auch nach aussen eine klare Botschaft: Quilvest investiert in die Zukunft.

    Simon Gassmann
    Quilvest (Switzerland)

    Simon Gassmann begann seine Karriere als Softwareentwickler und trat dann in die Dienste von Quilvest (Switzerland) ein, wo er verschiedene Positionen bekleidete, bevor er 2007 zum CIO befördert wurde. Als Leiter der IT-Abteilung fungiert er auch als IT-Berater für die verschiedenen Unternehmen der Quilvest-Gruppe. Simon Gassmann hat einen Abschluss in Informatik von der Fachhochschule OST.

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      Addition

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      • Interview mit Oliver Amstad
      • Mitgründer
      • SSI Wealth Management

      «Die Zugehörigkeit zu Cinerius verschafft uns sowohl Grösse als auch Glaubwürdigkeit.»

      In einem Umfeld, das von Konsolidierung und steigenden regulatorischen Anforderungen geprägt ist, verkörpert SSI Wealth Management eine neue Generation unabhängiger Vermögensverwalter: strukturiert, vernetzt und auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Oliver Amstad, CEO von SSI, erklärt hier, wie die kürzlich erfolgte Integration in die Cinerius-Gruppe es SSI ermöglicht hat, sowohl seine Expansion zu beschleunigen als auch gleichzeitig seinen Unternehmergeist zu bewahren.

      Von Jérôme Sicard

      Welche Faktoren haben das nachhaltige Wachstum von SSI in den letzten zehn Jahren getragen?
      Unsere Entwicklung der vergangenen Dekade wurde in erster Linie von Menschen geprägt – von der Stärke und Komplementarität der Teams, die wir aufgebaut haben. Von Anbeginn hat sich SSI darauf konzentriert, Persönlichkeiten mit hoher fachlicher Kompetenz und ausgeprägtem unternehmerischem Denken zusammenzubringen. Das gilt nicht nur für unsere Mitarbeitenden, sondern ebenso für unsere Partner, unser erweitertes Netzwerk sowie für den Verwaltungsrat, den wir schrittweise erneuert haben, um die Weiterentwicklung und die Ambitionen des Unternehmens widerzuspiegeln.

      Seit 2023 sind wir zudem als Holdingstruktur mit einem konsolidierten Vermögensverwaltungsvolumen von rund drei Milliarden Franken organisiert, zu der heute SSI Wealth Management, Huber & Partner, Monaval, SSI Asset Management in Liechtenstein, Carnot – ein Vermögensverwalter mit Fokus auf nachhaltige Anlagen und Energieeffizienz – sowie SSI Services, eine Treuhandgesellschaft mit Sitz in Zürich, gehören. Jede dieser Einheiten bringt spezifische Expertise ein, und gemeinsam bilden sie ein Ökosystem, welches unser Wachstum konsequent unterstützt.

      Unser Erfolg beruht seit jeher auf Fokus – auf Nischenmärkten und Bereichen, in denen wir echten Mehrwert bieten können. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Gold Aktienfund, der von CHF 30 Millionen auf über CHF 200 Millionen gewachsen ist. Die gute Performance hat neue Kundinnen und Kunden angezogen, aber noch wichtiger: Der Fonds zeigt, wie stark unser Netzwerk ist und wie wir durch Expertise, nicht durch Marketing, skalieren.

      Auf welche Wachstumstreiber setzen Sie heute prioritär?
      Das Rückgrat unseres Wachstums bleibt die Zusammenarbeit – insbesondere mit Treuhändern, Family Offices und bestehenden Kundinnen und Kunden. Diese langfristigen Beziehungen führen ganz natürlich zu Weiterempfehlungen und neuen Geschäftsmöglichkeiten. Organisches Wachstum ist weiterhin ein wesentlicher Treiber. Doch heute kombinieren wir es mit gezieltem anorganischem Wachstum. Beides verstärkt sich gegenseitig: Akquisitionen bringen neue Kompetenzen ein, während internes Wachstum sicherstellt, dass die Standards unserer Kultur und Qualität erhalten bleiben.

      Aktuell konzentrieren wir uns auf die weitere Entwicklung unserer Präsenz in der DACH-Region, während wir parallel Möglichkeiten in Skandinavien und Israel verfolgen, wo wir bereits über starke Verbindungen verfügen. Es geht uns nicht um aggressives Wachstum um jeden Preis, sondern um intelligentes Skalieren – stets mit dem Anspruch, Nähe und Qualität für unsere Kundschaft zu bewahren.

      Wie hat sich der Einstieg in die Cinerius-Gruppe auf diese Entwicklung ausgewirkt?
      Der Beitritt zu Cinerius hat unseren Weg spürbar beschleunigt. Schon vorher hatten wir die Ambition, anorganisch zu wachsen, aber nicht die Infrastruktur oder Transaktionserfahrung, um dies rasch umzusetzen. Cinerius brachte genau diesen Rahmen mit – erfahrene M&A-Teams, juristische Expertise, erprobte Prozesse. Aufbauend darauf haben wir innerhalb eines Jahres zwei Akquisitionen abgeschlossen – etwas, das uns allein deutlich mehr Zeit gekostet hätte.

      Über den technischen Aspekt hinaus gibt uns die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit rund CHF 15 Milliarden an verwaltetem Vermögen zusätzliches Gewicht und Glaubwürdigkeit. Diese kritische Grösse schafft Stabilität in einem Umfeld, in dem Anforderungen an Compliance, IT und Risikomanagement stark steigen. Sie stärkt auch unsere Position im Wettbewerb um Talente. Gleichzeitig haben wir unsere unternehmerische Freiheit vollständig behalten – strategische Entscheidungen werden weiterhin hier in Bäch getroffen. Das Modell von Cinerius funktioniert gerade deshalb, weil es Gruppenstärke mit lokaler Unabhängigkeit vereint.

      Hat sich Ihre Herangehensweise an Wachstum seit dem Eintritt in die Gruppe verändert?
      Absolut. Wir sind schneller, strukturierter und strategischer geworden. Vor dem Beitritt zu Cinerius hing anorganisches Wachstum oft von Gelegenheiten ab – vom richtigen Kontakt zur richtigen Zeit. Heute verfügen wir über einen klaren Prozess, eine Art Playbook, und Zugriff auf Expertinnen und Experten, die Transaktionen innerhalb eines Jahres von der Idee zur Umsetzung bringen.

      Gleichzeitig sind wir selektiver geworden. Integration ist ebenso wichtig wie Akquisition. Wir haben gelernt, dass Wachstum die Kultur respektieren muss – die DNA der Firmen, die wir aufnehmen. Bei SSI verfolgen wir einen schrittweisen Ansatz: Wir lernen die Menschen, die Kundinnen und Kunden und die Philosophie zuerst gründlich kennen. Cinerius unterstützt diese Haltung hundertprozentig. Wir integrieren Unternehmen behutsam, damit ihre Identität erhalten bleibt.

      Inwiefern haben gemeinsame Funktionen wie Compliance, IT, HR oder digitales Marketing Ihre Abläufe effizienter gemacht?
      Gemeinsame Funktionen machen einen enormen Unterschied. Schon vor dem Einstieg in Cinerius hatte SSI eine interne Holdingstruktur aufgebaut, um zentrale Dienstleistungen wie Compliance, IT, Marketing und Vertrieb für alle Tochtergesellschaften zu bündeln. Heute profitieren wir zusätzlich von der gruppenweiten Unterstützung.

      Ein Beispiel: In Deutschland hat Cinerius leistungsstarke digitale Marketing-Tools für die Kundenakquise entwickelt, deren Einsatz wir aktuell für die Schweiz auswerten. Ein weiteres Feld ist das gruppenweite HR: Das Team unterstützt uns dabei, erfahrene Kundenberaterinnen und -berater zu rekrutieren und mit Headhuntern in Verbindung zu treten. All dies ermöglicht uns, schlank zu bleiben und dennoch hohe operative Standards aufrechtzuerhalten.

      Es geht nicht darum, Unabhängigkeit zu verlieren, sondern Effizienz zu gewinnen. Jede Einheit behält ihren Charakter und profitiert gleichzeitig von der Stärke der Gruppe.

      Wie beeinflusst die Zusammenarbeit mit Cinerius Ihr Leistungsversprechen gegenüber Kundinnen und Kunden?
      Für unsere Kundinnen und Kunden ist die Zusammenarbeit mit Cinerius nahezu unsichtbar – und genau so soll es sein. SSI bleibt SSI: mit dem gleichen Team, derselben Philosophie und derselben persönlichen Betreuung.

      Cinerius stellt das starke Rückgrat dar, das unsere Stabilität und Widerstandsfähigkeit erhöht, ohne die Essenz unserer Kunden- und Mitarbeiterbeziehungen anzutasten. Die Gruppe schreibt weder eine Marke noch Prozesse vor. Sie ermöglicht uns lediglich, dass was wir machen, schneller und effizienter zu machen.

      SSI hat kürzlich Huber & Partner sowie Monaval akquiriert. Welche zentralen Erkenntnisse haben Sie aus diesen Integrationen gewonnen?
      Jede Integration bestätigt eines: Kultur ist alles. Systeme und Prozesse lassen sich vereinheitlichen, aber wenn die menschliche Chemie nicht stimmt, scheitert das Projekt. Bereits in den ersten Gesprächen mit Huber & Partner und Monaval war klar, dass wir dieselbe Denkweise teilen – kundenfokussiert, diszipliniert, langfristig ausgerichtet.

      Respekt und Vertrauen sind dabei essenziell, besonders im Umgang mit Gründern, die ihre Firma über Jahrzehnte aufgebaut haben. Wir verfolgen daher eine schrittweise Integration: Wir nehmen uns Zeit, die Kundinnen und Kunden und die Teams kennenzulernen. Ziel ist nicht die Übernahme, sondern die gegenseitige Verstärkung – sie bringen lokale Beziehungen und Expertise, wir Struktur, Compliance und Wachstumskapazität.

      Wie unterstützen Sie diese Firmen konkret nach der Integration?
      Zunächst sichern wir die Grundlagen ab – Compliance, IT und Risikomanagement –, alles Bereiche, die zunehmend ressourcenintensiv werden. Danach helfen wir, skalierbare Prozesse einzuführen, damit sich die Teams wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: die Betreuung ihrer Kundschaft.

      Huber & Partner wird beispielsweise bis 2026 vollständig unter der Marke SSI integriert sein, operiert jedoch bis dann weiterhin eigenständig und profitiert parallel von unserer Infrastruktur.

      Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Nachfolge und der nächsten Generation. Viele der Firmen, die heute integriert werden, wurden vor 20 oder 30 Jahren gegründet. Kontinuität – für Kundinnen und Kunden wie für Mitarbeitende – ist entscheidend. Das bedeutet: jüngere Kundenberaterinnen und -berater fördern, Werkzeuge modernisieren und ein Umfeld schaffen, das neues Talent anzieht.

      In einem Sektor im Umbruch – geprägt von Konsolidierung, Regulierung und technologischer Disruption – warum halten Sie das Cinerius-Modell für besonders relevant?
      Weil es die zentralen strukturellen Herausforderungen unserer Branche adressiert: Nachfolge, Skalierung und Spezialisierung. Das Durchschnittsalter der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz ist hoch, und viele kämpfen mit der Frage der Kontinuität. Cinerius bietet eine langfristige Lösung, die es ermöglicht, professioneller zu werden und gleichzeitig die unternehmerische Identität zu bewahren.

      Gleichzeitig braucht die Branche mehr Sichtbarkeit. Im Gegensatz zu etablierten Privatbanken wie Julius Bär oder Vontobel handeln unabhängige Vermögensverwalter mehrheitlich unter dem Radar. Eine Plattform wie Cinerius verschafft ihnen eine kollektive Stimme und Glaubwürdigkeit – ohne ihre Unabhängigkeit einzuschränken.

      Und schliesslich zählt heute Grösse. Ob für Digitalisierung, Compliance oder technologische Investitionen – Skalierung ist inzwischen ein strategischer Vorteil. Das Cinerius-Modell verbindet gemeinsame Stärke mit individueller Freiheit. Genau deshalb ist es nicht nur relevant, sondern gar notwendig für das kommende Jahrzehnt.

      Oliver Amstad

      SSI Wealth Management

      Oliver Amstad verfügt über mehr als dreissig Jahre Erfahrung im Wealth und Investment Banking. Fünf Jahre davon war er Mitglied der Geschäftsleitung einer Zürcher Privatbank, bevor er SSI Wealth Management mitbegründete und das Unternehmen von 2010 bis 2023 als CEO und Verwaltungsrat leitete. Seit 2024 ist er Delegierter des Verwaltungsrates der SSI Holding und sitzt in verschiedenen Verwaltungsräten innerhalb der Gruppe.

       

       

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      „Man muss zum Sparring-Partner der unabhängigen Vermögensverwalter in mehreren Bereichen werden.“

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