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Investment Lösungen

  • Interview mit Pierre Mouton
  • Head Long Only Strategies
  • NS Partners

„Europa hat die Dynamik, die sich rund um das Smartphone entwickelt hat, verpasst“.

Seit 2007 ist der Eurostoxx50 um knapp 10% gestiegen. Der S&P500 hingegen hat sich mehr als verdreifacht. Europäische Aktien hinken aus mehreren Gründen hinterher, die Pierre Mouton hier näher beleuchtet. Der erste Grund ist seiner Meinung nach das Fehlen der grossen Tech-Unterrnehmen.

 

Francesco Mandala

Seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 haben sich europäische Werte systematisch schlechter entwickelt als die grossen globalen Indizes, einschliesslich des SMI. Welche Gründe rechtfertigen dieses Zurückfallen?

In Wirklichkeit haben sich europäische Aktien bis zum Ausbruch der Subprime-Krise recht gut entwickelt. Die Performance der Finanzwerte war besonders gut. In dieser Zeit erreichten die europäischen Banken ihre Allzeithochs. Im April 2007 war die UBS-Aktie für über 70 Franken zu haben!

Seit 2008 hingegen zeichnet sich die Leistungslücke deutlich ab. Im Vergleich zu den nordamerikanischen Märkten, die in Bezug auf Bevölkerung, Entwicklung oder institutionelle Investitionen am besten vergleichbar sind.

Wie erklären Sie sich das dann?

Ein Nachteil für Europe ist, dass grosse Marktführer im Technologiesektor, abgesehen von ASML mit einer Marktkapitalisierung von 350 Milliarden Euro, fehlen. Weiter ist die sektoralen Verteilung der Märkte ein Grund. Es dominieren die Finanzbranche, der Energiesektor und die Versorger dominiert. Ohne in einen primären Ultraliberalismus verfallen zu wollen, sind dies dennoch Sektoren, die in gewissem Masse dem Wohlwollen der Staaten und ihrer Regierungen unterliegen.

In welchem Sinne?

Die Banken sind für mich ein perfektes Beispiel dafür. In den USA haben sie seit der Finanzkrise eine beispielhafte Erholung vollzogen. In Europa hingegen dümpeln die Aktien der Banken vor sich hin. Sie sind noch weit von ihrem Stand von 2007 entfernt, da die Unternehmen in erster Linie politischen Erwägungen folgen. Die Aufsichtsbehörde hat das europäische Bankensystem fest im Griff. Die eingeführten Aufsichtsregeln sind natürlich sinnvoll, aber sie sind für Anleihegläubiger viel günstiger als für Aktienkäufer. Auch der latente Protektionismus in Europa ist ein Thema hier. Jedes Land achtet eifersüchtig danach, seine nationalen Banken zu erhalten, anstatt einen gesunden Wettbewerb mit der Schaffung grosser Gruppen auf kontinentaler Ebene entstehen zu lassen.

Welche Faktoren haben Europa daran gehindert, selbst seine Tech-Leader zu produzieren?

Leider war kein Unternehmen in Europa in der Lage, sich in das aussergewöhnliche Ökosystem einzufügen, das sich nach dem Erscheinen des Apple iPhone im Jahr 2007 rund um das Smartphone gebildet hat. Dieses Ökosystem umfasst heute Halbleiterhersteller, Betreiber von Rechenzentren, Softwarehersteller und Dienstleistungsplattformen. In den letzten Jahren hat sich die Digitalisierung, durch den Durchbruch in der künstlichen Intelligenz noch verstärkt. In diesem Universum hat es Europa bisher nirgends geschafft, sich zu positionieren.

Ich glaube auch, dass die USA ein anderes Verhältnis zum Kapital, zu seiner Dynamik und zu dessen Einsatz haben. Nach dem Vorbild der Ölgesellschaften von dazumal, zögern die amerikanischen Unternehmen nicht, alles aus ihrer Bilanz zu streichen, was Kapital verbraucht und was nicht zu den strategischen Kernaktivitäten beiträgt. In Europa gibt es immer noch viele Unternehmen, die alles in ihrer Bilanz behalten wollen, ohne sich allzu sehr um die Opportunitätskosten zu kümmern.

Unter welchen strukturellen Ungleichgewichten leidet Europa?

Die Handelsströme in Europa sind noch weit davon entfernt, optimal zu fliessen. Die Mitgliedstaaten der EU können in bestimmten Sektoren recht protektionistisch sein. Insbesondere wenn es darum geht, nationale Champions, die nicht unbedingt für den internationalen Wettbewerb gerüstet sind, zu schützen.

Auch die Energieversorgung macht Europa sehr verwundbar. Im Gegensatz zu den USA, die seit nunmehr 20 Jahren von der Förderung von Schieferöl profitieren, importiert Europa viel und zahlt dafür die Rechnung. Seit 2010 hat die USA die Ölproduktion mehr als verdoppelt und ist sind heute der grösste Produzent der Welt. Die Energiekosten haben sich für die US-amerikanischen Unternehmen nur marginal verändert.

Welche Aussichten sehen Sie für europäische Aktien insgesamt in den nächsten Jahren?

Interessant ist, dass der grösste Beitrag der Sektoren zur Wertentwicklung der europäischen Märkte von Finanzwerten geleistet wird. Das ist oft ein gutes Zeichen, zumal die europäischen Banken recht hoch kapitalisiert sind. Dafür hat die Regulierungsbehörde gesorgt! Das ideale Szenario wäre, wenn die europäischen Banken freie Bahn für Fusionen hätten, wie Sergio Ermotti es sich gewünscht und Emmanuel Macron es in Aussicht gestellt hat. Europa muss nun in diesem Sektor europäische Champions aufbauen.

Pierre Mouton

NS Partners

Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

 

Upgrade

EAM-Lösungen

  • Massimo Ferrari
  • Head Product Management Wealth
  • Infront/Assetmax

«Digitalisierung des Handels ist schon seit einigen Jahren ein strategisches Ziel»

Assetmax wurde Ende 2022 von Infront übernommen, dem europäischen Wealth-Tech-Unternehmen mit fast 500 Mitarbeitern und Niederlassungen in den nordischen Ländern, den Niederlanden, Deutschland, Grossbritannien, der Schweiz und Italien. Massimo Ferrari erklärt was seither passiert ist und welche Rolle die Cloud-Fähigkeit spielt.

Wie hat sich Ihr ehemaliges Unternehmen seit der Übernahme durch Infront entwickelt?

Infront, gegründet in den 2000er Jahren in Norwegen, bedient Tausende von Finanzfachleuten mit Technologien für Trading und Konnektivität, Datenfeeds, Finanzanalysen, sowie Dienstleistungen in Risiko- und Bewertung, Portfoliomanagement und Beratung. Das Ziel der Übernahme war die Konsolidierung von Assetmax in der Schweiz und die Ausweitung der Assetmax-Technologie in Europa. Infront investiert dabei in die Verbesserung der Funktionalität und die Europäisierung des Produkts, insbesondere durch das Hinzufügen und Optimieren regulierungsbezogener Funktionen sowie die Anpassung an spezifische lokale Anforderungen der verschiedenen Märkte.

Auf Gruppenebene investiert Infront in die Cloudialisierung seiner Technologiedienste, ein Prozess, der auch Assetmax betrifft. Ein spezialisiertes Team arbeitet daran, Assetmax in die Amazon Web Services zu integrieren, um Skalierbarkeit, Flexibilität, Sicherheit und Kosteneffizienz zu optimieren. Diese Transformation ist nicht nur aus technologischer Sicht von Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf regulatorische Aspekte wie Datenschutz und die Flexibilität der Arbeitsabläufe, sowie aus Sicht der Cybersicherheit. Angesichts steigender Standards in diesen Bereichen sind wir überzeugt, dass zukünftig nur grosse Infrastrukturanbieter wie Amazon in der Lage sein werden, diese Anforderungen zu erfüllen.

Das Jahr 2023 war geprägt von der Integration von Assetmax in die Infront-Struktur. Wie verlief die Integration?

Das Jahr 2023 war ein Rekordjahr für Assetmax und das gibt uns viel Vertrauen in die Qualität unserer Bemühungen und eine klare Richtung, wie wir die kommenden Herausforderungen angehen können. Wie jeder Integrationsprozess war auch dieser mit Herausforderungen verbunden, die sowohl Assetmax als auch Infront betrafen. Infront setzte sich dafür ein, den erstklassigen Service, die Swissness und die Philosophie von Assetmax beizubehalten. Die Professionalisierung der internen Geschäftsprozesse, die bei Assetmax noch an die Struktur eines Start-ups erinnerten, führte zu verschiedenen betrieblichen und organisatorischen Veränderungen. Der Kultur- und Erfahrungsaustausch mit Gruppenunternehmen in anderen Ländern, die schon viel länger als Assetmax auf dem Wealth-Tech-Markt tätig sind, führte zu einer deutlichen Bereicherung.

Wie wird sich das Produkt weiterentwickeln?

Neben der bereits erwähnten Europäisierung investieren wir in die Integration der wichtigsten Dienstleistungen von Infront in das Assetmax-Produktangebot. Wir führen derzeit einen wettbewerbsfähigen und umfassenden Finanzdatenfeed-Service für die Vermögensverwaltung ein, der alle Assetmax-Kunden nutzen können. Der Service umfasst auch ESG-Daten von Clarity AI und unser Investment Manager Finanzterminal mit Intraday-Daten. In der Pipeline haben wir auch die Integration von Tradingdienstleistungen. Ebenso wurde ein Pilotprojekt mit der Zürcher Kantonalbank und der Winterthur Consulting Group für den Einsatz der „Order Placement API“ im OpenWealth Standard erfolgreich finalisiert. Die Trading-Schnittstelle ist eine kostengünstige und effiziente Alternative zum FIX-Protokoll, über die Börsenaufträge in einem bankfremden Portfoliomanagementsystem erfasst werden können.

Wie wird sich das auswirken?

Die Digitalisierung des Handels ist schon seit einigen Jahren ein strategisches Ziel der Schweizer Depotbanken und ein grosser Schritt nach vorne im Tagesgeschäft der Vermögensverwalter. In der Schweiz stehen wir noch am Anfang der Einführung dieser Technologie für die Vermögensverwaltung, aber ein Blick auf andere Finanzsektoren und das Ausland zeigt deutlich, dass das Trading in einigen Jahren alle Anlageklassen umfassen und immer unmittelbarer und damit technologisch anspruchsvoller und komplexer zu verwalten sein wird.

Infront verfügt über eine Tradingtechnologie auf dem europäischen Markt, die über mehrere Jahrzehnte entwickelt wurde, und ich freue mich, dass die Assetmax-Kunden davon profitieren können. Zudem erhalten Assetmax-Kunden durch die Integration von Bewertungs- und Risikoberechnungsdiensten (einschliesslich Szenariosimulation und Risikobudgetierung) Zugang zu den modernsten mathematischen Modellen, die derzeit von grossen europäischen Finanzinstituten, einschliesslich der Schweiz, verwendet werden.

Massimo Ferrari

Infront/Assetmax

Kurzbio: Massimo Ferrari studierte Ingenieurwissenschaften an der ETH in Zürich und wirkte an der Entwicklung der Beratungsplattform Finfox mit. Nach seinem MBA-Abschluss an der INSEAD verwaltete er institutionelle Portfolios bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), bevor er Assetmax gründete, die 2022 von Infront übernommen wurde. Derzeit leitet er das Team für Wealth Product Management bei Infront. Massimo Ferrari ist CFA-Charterholder

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

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Messungen

Digital Solutions

  • Interview mit Olivier Calloud
  • Chief Executive Officer
  • Bank Piguet Galland

„Zwei Schlüsselindikatoren: die Kosten für die Kundenakquisition und der Lifetime Value“.

Für die Bank Piguet Galland ist das digitale Marketing zu einem zentralen Element ihrer Wachstumsstrategie geworden. Dies hat Auswirkungen auf die beiden wichtigsten Indikatoren: die Kosten für die Kundenakquisition und der Lebenszeitwert des Kunden. Olivier Calloud liefert Erklärungen dazu.

Sie haben ausgezeichnete Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2023 veröffentlicht, insbesondere verzeichneten Sie einen Nettoneugeldzufluss von 474 Millionen Franken. Inwiefern haben Ihre digitalen Anstrengungen der letzten Jahre zu Ihrem Geschäftserfolg beigetragen?

Wir sehen, dass die Digitalisierung drei Auswirkungen auf die Gewinne hat. Einen direkten Effekt, wenn es uns gelingt, durch Online-Werbung für unser Angebot – seien es Anlage-, Kredit- oder Vorsorgeprodukte – neue Kunden zu gewinnen. Und indirekt, wenn wir dadurch bei der klassischen Kundenakquise von einem höheren Bekanntheitsgrad profitieren. Wenn unsere Relationship-Manager potenzielle Kunden ansprechen, haben diese immer häufiger von uns gehört, zum Beispiel über soziale Netzwerke. Zu den indirekten Effekten gehört auch, dass die Digitalisierung unsere Arbeitgebermarke stärkt. Durch unsere grössere Sichtbarkeit erleichtert es die Anwerbung neuer Banker, die wiederum neue Kunden mitbringen.

Was sind die Schwerpunkte der Strategie, die Sie in diesem Bereich verfolgen?

In der Westschweiz sind wir heute in sechs Städten vertreten: Genf, Lausanne, Nyon, Neuchâtel, La Chaux de Fonds und Yverdon. Der digitale Bereich ist unser siebter Standort. Mit seinen Marketing- und Verkaufsteams folgt er denselben Prinzipien. Es dient uns zudem als Hebel, um zunächst unsere Kosten für die Kundenakquise zu senken und in einem zweiten Schritt ihre Bindung und Loyalität zu verbessern, was sich stark auf den von ihnen generierten Lifetime Value auswirkt. Wenn wir eine digitale Reise anbieten, die wirklich kohärent ist, indem wir beispielsweise neue Kontaktpunkte schaffen, werden wir unser gesamtes Angebot besser zur Geltung bringen und zusätzliches Interesse bei unseren Kunden auslösen. Unser Angebot beruht heute auf drei Säulen: Portfolioverwaltung, Kredit und Vorsorge. Der digitale Weg ist ein hervorragendes Medium, um unseren Kunden Dienstleistungen vorzustellen, die sie nicht unbedingt von uns erwartet hätten.

Welche Indikatoren verwenden Sie, um die Auswirkungen all dieser Initiativen zu messen?

Wir verwenden die klassischen Indikatoren, die auch in allen anderen Branchen verwendet werden, wenn es um die Digitalisierung geht. Wir sprechen von qualifizierten Marketing-Leads, qualifizierten Verkaufs-Leads und Konversionsraten. Wir schauen uns auch, wie ich bereits erwähnt habe, die Kosten für die Gewinnung eines Kunden an. Dies ist ein Element, das in der Welt des Private Banking relativ selten verwendet wird, obwohl es die Vertriebseffizienz der Organisation beurteilt. Und wir achten ebenso sehr auf den Lifetime Value eines Kunden, das heisst die Zeit, die er mit uns verbringt, und die Dienstleistungen, die er während der gesamten Beziehung in Anspruch nimmt. Die Akquisitionskosten und der Lifetime Value sind wirklich zwei wesentliche Indikatoren, um die Profitabilität einer Bank über die klassischen Indikatoren wie Net New Money oder Total Expense Ratio hinaus zu messen.

Wie hoch sind die Kosten für die Gewinnung dieses Kunden im Durchschnitt?

Es ist klar, dass sie von Bank zu Bank sehr unterschiedlich sein können. Als Faustregel gilt, dass wir die Zeit, die Vertriebsmitarbeiter und Beziehungsmanager für die Suche nach neuen Kunden aufwenden, berücksichtigen und die Marketingkosten für die Steigerung des Bekanntheitsgrads und die Kundenakquise hinzurechnen. Den so erhaltenen Betrag teilen wir dann durch die Anzahl der Neukunden, die wir im Laufe des Jahres unter Vertrag genommen haben. Diese Akquisitionskosten belaufen sich auf Zehntausende von Franken. In dieser Branche sind die Akquisitionskosten recht hoch, zumal die Rentabilität im Laufe der Jahre tendenziell abnimmt. Daher ist es so wichtig, seine digitale Strategie gut zu definieren und umzusetzen. Sie ist zu einem entscheidenden Hebel geworden, um sowohl die Akquisitionskosten zu minimieren, als auch unsere Kunden länger zu halten und dafür zu sorgen, dass sie unser gesamtes Angebot stärker wahrnehmen.

Olivier Calloud

Bank Piguet galland

Olivier Calloud ist seit 2011 Chief Executive Officer der Bank Piguet Galland. In dieser Funktion leitet er das Executive Committee und koordiniert die Umsetzung der Strategie. Calloud begann seine Karriere bei Arthur Andersen, setzte sie bei Lombard Odier fort und wechselte 2005 als COO zur Bank Frank Galland, bevor diese mit Piguet fusionierte. Olivier Calloud ist Absolvent von Sciences Po Paris und hat einen MBA von INSEAD.

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    Less is more

    Investment Lösungen

    • Peter Kraus
    • Leiter Small Cap Equities
    • Berenberg Wealth and Asset Management

    Die Aussichten für europäische Small Caps verbessern sich

    In der Schweiz sowie im europäischen Umfeld gibt es zahlreiche vielversprechende Nebenwerte, die sich nicht vor den Grossen verstecken müssen. Viele dieser Unternehmen sind in ihrem Bereich gar Weltmarktführer. Für einen Einstieg scheint aktuell ein günstiger Zeitpunkt zu sein, schreibt Peter Kraus.

     

    Francesco Mandala

    Nebenwerte haben im Vergleich zu Standardwerten in den letzten zwei Jahren den stärksten Kurseinbruch seit Jahrzehnten erlebt. Vor allem europäische klein- und mittelkapitalisierte Wachstumswerte wurden durch sehr schnell steigende Zinsen und das rezessive Umfeld hart abgestraft. Es war ein extremes Szenario. Nach dem Corona-Lockdown, dessen Auswirkungen durch unterbrochene Lieferketten noch ausgestrahlt haben, dem Inflations- und Zinsschock und dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sehen wir die niedrigsten Bewertungen seit zehn Jahren. Im Vergleich zu Large Caps sind Small Caps sogar günstiger bewertet als zum Höhepunkt der Finanzkrise in 2008. Ebenso spricht für Small Caps, dass sie im ersten Jahr des Aufschwungs nach ihrem Tiefstand rund 50 Prozent der relativen Performance erzielen.

    Aktuell deuten Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Konjunktur auf niedrigem Niveau stabilisiert oder verbessert, nachdem auch das produzierende Gewerbe den Tiefpunkt erreicht haben könnte. Positive Signale aus den USA lassen sogar Hoffnungen auf ein Goldilocks-Szenario aufkeimen. Auch in Europa verbessern sich zuletzt die Konjunkturindikatoren von tiefen Niveaus. Die Inflationsraten sinken, und die Notenbanken sind im Wesentlichen mit dem Zinserhöhungszyklus durch. Es spricht vieles dafür, dass wir die dunkelsten Stunden gesehen haben, bevor die Sonne wieder aufgeht.

    Die Stunde der Nebenwerte

    Der konjunkturelle Sonnenaufgang, die Erholung in einem frühen Stadium, ist die Stunde der Nebenwerte. Es spricht vieles dafür, dass der langfristige Outperformance-Trend, den wir bei Nebenwerten seit Jahrzehnten gesehen haben, ungebrochen ist. Allerdings gibt es einen Unterschied beim Aufholpotenzial: Angesichts der gestiegenen Zinsen ist die Nettoverschuldung heute ein wichtiges Kriterium.

    Hoch verschuldete Unternehmen, die refinanzieren müssen, haben ein Problem. Qualitätsunternehmen mit hohen Kapitalrenditen und starken Bilanzen jedoch profitieren von strukturellen Wachstumstrends. Solchen Unternehmen dürfte es leichter fallen, die Erträge und den Cashflow pro Aktie stärker zu steigern als der Markt, wenn sich die Anzeichen der Erholung verdichten.

    Eine weitere strukturelle Besonderheit der Nebenwerte in Europa besteht darin, dass sie von Analysten oft kaum wahrgenommen werden. Im Vergleich zu den USA gibt es in Europa nur eine Handvoll Large und Mega Caps wie Louis Vuitton oder ASML, die mit zweistelligen Wachstumszahlen beeindrucken und die Aufmerksamkeit von Analysten und Investoren auf sich ziehen. Die Stars aus der zweiten und dritten Reihe erscheinen indes kaum auf dem Radar.

    Viele dieser Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung bis zu fünf Milliarden Euro haben sich in ihren Nischen als globale Marktführer etabliert. Mit ihrer Innovationskraft profitieren sie von der Digitalisierung, von Veränderungen im Gesundheitswesen oder nachhaltigen Technologien, was nicht selten mit mittelfristigen Wachstumsraten von 15 Prozent oder mehr einhergeht.

    Fokus auf Halbleiterbranche

    Aktuell sind europäische Hidden Champions unter anderem in der Halbleiterindustrie zu finden. Unternehmen wie das Schweizer Unternehmen Inficon oder die italienische Technoprobe erfüllen das Anforderungsprofil mit Blick auf eine internationale Vorreiterrolle und starke Margen, die es ihnen ermöglichen, inflationsgetriebene Preissteigerungen abzufedern und signifikant in Forschung und Entwicklung zu investieren.

    Doch auch in anderen Branchen gibt es solche Hidden Champions, beispielsweise bei Skan, dem Schweizer Hersteller von Isolatoren für die sterile Abfüllung injizierbarer Medikamente. Die unterliegenden Treiber sind robust: 75 Prozent aller neuen Medikamente werden in Zukunft hochpreisige Biologika/Injektionspräparate sein, die Isolatoren für die aseptische Abfüllung benötigen. Das Unternehmen zeigt ein starkes Wachstum in Verbindung mit steigenden Margen, hohen Renditen sowie eine Netto-Cash-Position. An solchen Modellen mangelt es im Small-Cap-Segment keineswegs.

    Peter Kraus

    Berenberg Wealth and Asset Management

    Peter Kraus ist seit Oktober 2017 Head of Small Cap Equities bei Berenberg. Er war ab dem Jahr 2000 zunächst für 3 Jahre als Aktienanalyst für eine Corporate Finance Beratung in München tätig, bevor er in 2003 zu Deka Investment nach Frankfurt wechselte. 2006 wechselte er zu Allianz Global Investors als Fondsmanager für europäische Micro und Small/Mid Caps. Peter Kraus studierte an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre und ist CFA Charterholder.

     

    Plattform

    EAM-Lösungen

    • Interview mit Mario Pfiffner
    • CEO
    • Invest-Partners Wealth Management

    “Die Auswahl des Technologie-Partners ist eine strategische Frage”

    Die Industrialisierung der Vermögensverwaltungsindustrie ist im vollen Gang. Invest-Partners geht hier einen eigenen Weg und sieht sich als Dienstleistungs-Zentrum, das zentrale Dienste für ihre Partner anbietet. Mario Pfiffner erklärt das Geschäftsmodell und zeigt die Hintergründe des starken Wachstums auf.

    Sie sind seit 12 Jahren bei Invest-Partners, haben vor 5 Jahren die Firma mit zwei Mitaktionären übernommen und haben von Anfang an daraufgesetzt, dass sich die Industrie – also die Vermögensverwalter – digitalisieren. Sehen Sie sich in ihrer Prognose bestätigt?

    In einem gewissen Sinn schon. Ich habe Invest-Partners nach dem Management-Buyout stark als Dienstleistungs-Zentrum weiterentwickelt. Wir haben damals für ca. 12 Partner die zentralen Dienste, wie Informatik und umfassende Administration, angeboten. Heute machen wir es für 28 Partner und 2 externe unabhängige Vermögensverwalter als Outsourcing-Dienstleister. Sie sehen also, dass die Nachfrage steigt – gerade auch nach der Einführung der neuen Finma-Regulierungen.

    Wieso?

    Wir haben gesehen, dass die Regulierung zu noch höheren Kosten führt. Dies brachte manchen Vermögensverwalter dazu, sich nach neuen Lösungen umzusehen.

    Wie kommt das Angebot an am Markt?

    Wir wuchsen seit der Gründung und konnten allein im vergangenen Jahr sieben neue Partner hinzugewinnen. Diese sind bei uns fest angestellt und bringen in der Regel einen eigenen Kundenstamm mit. Übrigens: Die meisten neuen Partner kommen nicht von Grossbanken zu uns, sondern waren selbst Vermögensverwalter – zum Teil auch selbständig. Wir halten unseren Partnern den Rücken frei, wenn es um administrative, organisatorische und regulatorische Dinge geht. Ausgelagert haben wir bei uns nur die EDV und die Compliance. Wir unterstützen und begleiten aber auch andere Vermögensverwalter in administrativen und organisatorischen Belangen und führen diese unter anderem auch durch die Revisionen. Auch das ist etwas, dass immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und gegenüber früher sehr viel aufwendiger geworden ist.

    Sie haben von Beginn an auch auf ein eigenes PMS-Tool gesetzt. Wie hat sich diese Software entwickelt?

    Nun, als wir gestartet sind, gab es nur eine Handvoll PMS-Anbieter. Mein Anspruch war es immer, mehr als nur ein PMS zu haben. Ich wollte auch die Administration, Buchhaltung, Risk- und Compliance, die Überwachung der Anlagerichtlinien und Restriktionen und CRM integriert haben. Diese Kombination fand ich nirgends in ausgereifter Version. Doch ich gebe zu: Heute ist die Software technologisch in die Jahre gekommen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, neu mit einem externen Anbieter zusammenzuarbeiten.

    Welche Fragen stellten sich bei der Auswahl dieses Tools?

    Nun, da gibt es sicher zunächst die Frage nach den Kosten. Aber schaut man bei den Leistungen nach, geht es heute mehr denn je auch um die Entwicklungen der neuesten Technologien, die Anbindung an die Depot-Banken mittels bereits vorhandener Schnittstellen sowie das Interface für weitere Dienste wie e-Dokumente und Bank-Formulare. Die heute gewählte Software muss uns auch ermöglichen, auf Knopfdruck eine Portfolio-Übersicht zu erhalten über alle betroffenen Banken und Depots hinweg. Das ist bei 28 Partnern, die alle im Schnitt drei Depotbanken-Kontakte haben, nicht ganz trivial. Kommt hinzu, dass man als Vermögensverwalter solche Entscheide auch nicht jeden Tag trifft. Das heisst die Auswahl eines Technologie-Partners ist eine strategische Frage, und dabei ist auch wichtig, wer hinter dem Anbieter steckt und wieviele Vermögensverwalter und Finanzgesellschaften das Tool bereits schon aktiv nutzen. Auch das haben wir sorgfältig abgeklärt, bevor wir einen Entscheid für einen Anbieter getroffen haben.

    Schauen wir noch kurz die Branche als Ganzes an. Sie setzen sich in verschiedenen Gremien für die Branche ein. Sie hat sich trotz vielen Unkenrufen doch recht gut gehalten, oder?

    Auf jeden Fall. Wir können als UVV ganz anders auf die Kunden eingehen als die Privatbanken. Dies gibt uns einen Vorteil, den wir ausspielen können. Ich sehe aber auch, dass es auf der Kundenseite aber auch auf Seiten der Vermögensverwalter einen Generationenwechsel gibt, den wir als Branche noch verarbeiten müssen. Eine neue Generation wächst hier heran, die andere Vorstellungen hat in Bezug auf die Produkte und die Technologie. Für uns als Unternehmer heisst das, das wir uns entsprechend anpassen müssen, auch auf Ausbildung setzen – nur so können wir kompetitiv bleiben. Bei Invest-Partners werden wir hier immer auch darauf achten, dass wir keine grossen Experimente machen und auf einfache und klar verständliche Anlageinstrumente und Technologien setzen.

    Mario Pfiffner

    Invest-Partners Wealth Management

    Seit Februar 2010 ist er bei der Invest-Partners Wealth Management in Zürich tätig, wo er seit dem Management-Buyout im Juli 2019 die Rolle des CEO innehat. In dieser Funktion leitet er die Geschäftsleitung und ist für das Management der Plattform für unabhängige Vermögensverwalter verantwortlich. Seine berufliche Laufbahn begann Mario Pfiffner bei der St. Galler Kantonalbank, wo er nach der Bankausbildung und dem Studium in Betriebsökonomie an der Kaderschule in Zürich verschiedene Rollen als Bank-Generalist innehatte.

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