Outlook

Real Assets Lösungen

  • Remy Pomathios & Matthieu Roumagnac
  • Leiter der Private Markets & Real Assets Investments
  • Indosuez Wealth Management

Private Markets beginnen einen neuen Zyklus

Private Markets haben sich zu einer eigenständigen Anlageklasse entwickelt. Die starke Verbreitung und die steigenden Zinsen führen zu einer grundlegenden Veränderung des Sektors. Auffällig sind die grossen Unterschiede zwischen den einzelnen Fondsmanagern.

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Das Jahr 2023 war ein Wendepunkt für Private Markets, da die anhaltende Inflation und die Aussicht auf dauerhaft höhere Zinsen den Grundstein für die “neue Normalität” des gesamtwirtschaftlichen Umfelds legten. Längerfristig könnte dieses neue Umfeld die Private-Markets-Anleger zugutekommen, da nun die Fondsmanager ihre Fähigkeit, Wert durch operative Verbesserungen statt durch Financial Engineering zu generieren, unter Beweis stellen können. Bei Investitionen in Private Markets ist daher eine genaue Analyse und Selektivität wichtiger denn je. Nicht börsenkotierte Vermögenswerte stehen vor Transformationsherausforderungen, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Umwelt. Deswegen werden nur Fondsmanager weiterhin hervorragende Ergebnisse erzielen, die tief in das operative Geschehen eingebunden sind.

Die erfahrensten und anspruchsvollsten Manager mit nachgewiesener operativer Expertise werden überproportional von dem neuen Paradigma profitieren, da sie sowohl eine Anziehungskraft in Bezug auf die Kapitalbeschaffung als auch einen privilegierten Zugang zu Transaktionen vereinen. Ein starkes Investmentteam reicht nicht mehr aus. Es muss durch Fachleute ergänzt werden, die sich ausschliesslich auf die Begleitung der Portfoliounternehmen konzentrieren, um sie bei der Umsetzung der Wertschöpfungspläne zu unterstützen. Infolgedessen ist mit einer beschleunigten Konsolidierung innerhalb der Branche zu rechnen, welche die marktbeherrschenden Akteure stärken könnte. Die Übernahmen von Fondsmanagern durch grössere Konkurrenten hat bereits begonnen, wobei im Jahr 2023 mehrere bedeutende Transaktionen stattgefunden haben. Der Konsolidierungstrend befindet sich noch in der Anfangsphase, die Anlageklasse wird sich weiterentwickeln, nicht zuletzt angetrieben durch neue Arten von Anlegern – insbesondere auch von vermögenden Privatpersonen.

Neue Chancen im 2024

Im Bereich Private Equity sehen wir ermutigende Anzeichen auf dem Markt für Unternehmensfusionen und -übernahmen, da sich die Transaktionsdynamik im dritten Quartal 2023 leicht erholt hat. Wir rechnen mit einer allmählichen Erholung der Aktivität im Jahr 2024, die zu einem Anstieg der Ausschüttungen an die Anleger führen könnte. Die Anpassung der Einstiegsbewertungen nach unten könnte sich im Laufe des Jahres 2024 noch beschleunigen. Die ursprünglich für 2022 oder 2023 geplanten und aufgrund des makroökonomischen Umfelds verzögerten Veräusserungen werden letztendlich stattfinden müssen, da die Fondsmanager unter Druck stehen, Kapital an ihre Anleger zurückzuzahlen. Wir sind daher überzeugt, dass Private-Equity-Fonds 2024 von attraktiven Einstiegspreisen in einem Markt profitieren werden, der unserer Ansicht nach ein Käufermarkt sein wird. Das grosse Reservoir an kleinen und mittleren Unternehmen wird weiterhin ein relevantes Segment bleiben.

Der Bereich Private Debt sah in den letzten 18 Monaten vor dem Hintergrund steigender Zinsen eine starke Beschleunigung der Kapitalaufnahme. Die Anleger sollten jedoch auch hier vorsichtig und selektiv vorgehen, da die Ausfallraten in den nächsten zwei Jahren aufgrund des Drucks durch die Zinsdeckungsquoten deutlich steigen könnten. Ergänzend zu den traditionellen direkten Strategien werden nach Investitionen in notleidende Anleihen (Distressed Debt) und strukturiertem Kapital attraktive Untersegmente sein, die vom aktuellen Umfeld profitieren dürften, um sich am Markt für Private Debt zu positionieren. Schliesslich sollten Infrastrukturanlagen weiterhin das strukturelle Defizit an Kapital zur Finanzierung der Energiewende und der Digitalisierung ganzer Gesellschaftsbereiche zugutekommen.

Die anhaltende Inflation wird in den kommenden Jahren zweifellos einen Performancetreiber darstellen, insbesondere bei Real Assets. Nach mehr als 15 Jahren mit niedrigen Zinsen und vernachlässigbarer Inflation treten die Private Markets in eine neue Phase ein. Ebenso wie die Wirtschaft befinden sie sich in einem tiefgreifenden Wandel. Mit einer langfristigen Vision und abseits der Volatilität der öffentlichen Märkte verfügen sie über die notwendigen Instrumente, um weiterhin eine Outperformance zu erzielen.

Aktuelle Lage bei Immobilien

Seit über 12 Monaten sind im Bereich der Immobilien Korrekturen von durchschnittlich 10 % bis 20 % im Gange und haben das Investitionsvolumen bis 2023 um fast 40 % beeinträchtigt. Der inflationsbedingte Anstieg der Mieten im Jahr 2023 dürfte sich 2024 fortsetzen. Die restriktiveren Kreditbedingungen und die steigenden Fremdkapitalkosten haben den Abwärtstrend beschleunigt, der sich bis Mitte 2024 fortsetzen könnte und attraktive Möglichkeiten eröffnet. Zu beachten ist, dass einige Sektoren eine relative Widerstandsfähigkeit aufweisen,

insbesondere Hotels und Betriebsvermögen, die ihre Vor-COVID-Performance wieder erreicht oder in einigen Fällen sogar übertroffen haben und von einem starken Nachfrage-/Angebotsungleichgewicht in Europa getrieben werden. Auch der Einzelhandel erwirtschaftet weiterhin solide Renditen. Der Bereich Luxusimmobilien scheint kaum von den Zinsbewegungen beeinflusst, die sich einem Höchststand zu nähern scheinen. Daher könnte sich in einigen Segmenten eine allmähliche Erholung materialisieren. Dies gilt insbesondere für Logistikimmobilien und die besten Büroimmobilien mit guter Umweltbilanz, die in CBD-Zonen mit niedrigen Leerstandsraten liegen. Auch Wohnimmobilien profitieren weiterhin von soliden Fundamentaldaten.

Startups

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Andreas Bezner
  • Mitgründer & Managing Partner
  • Stableton

«Die Stimmung im Technologiesektor hat sich spürbar verbessert»

Der Private-Equity-Markt sah sich 2023, durch externe Faktoren mit starken Herausforderungen konfrontiert. Dies führte zu einer zunehmenden Vorsicht bei Risikokapitalgebern. Dennoch bieten Private Equity und Risikokapital weiterhin langfristige Investitionsmöglichkeiten, sagt Andreas Bezner.

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Wie nehmen Sie den Markt im Bereich Private Equity wahr auch aus Sicht der Venture-Investoren?

Nach den Exzessen von 2021 ergeben sich nun attraktive Anlagechancen. Gerade Sekundärstrategien, also der Kauf und Verkauf bereits emittierter Privatmarkt-Anlagen, haben an Bedeutung gewonnen. Sie ermöglichen Anlegern den Erwerb zuvor illiquider Vermögenswerte, schnellere Renditen und eine verbesserte Portfolioliquidität. Dieses Segment erfreut sich bei Anlegern derzeit grösster Beliebtheit.

Wie schätzen Sie die Nachfrage und den Ausblick für privat gehaltene Technologieunternehmen ein, insbesondere aufgrund der Trendwende der Zinspolitik – in den USA wird ja sogar mit Zinssenkungen gerechnet?

Die Stimmung gegenüber privaten Technologieunternehmen hat sich dank prognostizierter Zinssenkungen und sinkender Inflationserwartungen spürbar verbessert. Der Markt ist derzeit ein Käufermarkt, bedingt durch den Liquiditätsbedarf einiger Marktteilnehmer.

Was zeichnet den Technologiesektor aus – insbesondere, wenn es um privat gehaltene Firmen geht?

Der private Markt wächst schnell und erreicht fast die Grösse aller börsennotierten kleinen und mittelgrossen Unternehmen. Tech-Unicorns sind mittlerweile ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und der Medienberichterstattung geworden. Dementsprechend gross ist das Interesse der Anleger an diesem Thema, obwohl der Zugang zu diesen Unternehmen bisher eingeschränkt war.

Welche M&A-Transaktionen erwarten sie in diesem Bereich?

Für das Jahr 2024 erwarten wir mehrere Börsengänge, worauf auch der deutliche Aufwärtstrend der Preise auf dem Sekundärmarkt schliessen lässt. Ausserdem entwickeln sich die Bewertungen privater Technologieunternehmen in der Regel mit einer Zeitverzögerung von etwa 9 bis 12 Monaten am besten, nachdem börsennotierte Technologieunternehmen deutliche Kursgewinne erzielt haben. Es wird erwartet, dass diese Faktoren den Index im Jahr 2024 zu neuen Höchstständen treiben werden.

Was lässt sich aufgrund Ihres 2023 gemeinsam mit Morningstar Indexes aufgelegten Indexes bezüglich des Risikoappetit der Investoren aussagen?

Anhand der Morningstar-Indizes können wir feststellen, dass die Risikobereitschaft der Anleger im Laufe des letzten Jahres wieder zugenommen hat. Dennoch gibt es immer noch zu wenige, die von dieser Anlagemöglichkeit wissen. Sie bietet eine Menge von Vorteilen, darunter eine deutlich verbesserte Liquidität des ansonsten semi-liquiden Produkts, eine hohe Transparenz, einen systematischen Ansatz, der immer in die wertvollsten Unternehmen investiert, und zuletzt niedrige Gebühren ohne jegliche Performancegebühren. Dies sind Schlüsselfaktoren, die dazu beigetragen haben, dass mehr Anleger bereit sind, den Schritt in Privatmarktanlagen zu wagen.

In welche Richtung wird sich der Index 2024 weiterentwickeln? Was sind hier Ihre Prognosen und Pläne?

Morningstar plant, den Index im Februar zu verbessern, indem die weniger liquiden Unternehmen entfernt werden. Diese Änderung wird die Gesamtliquidität verbessern und den Index repräsentativer für den breiteren privaten Markt machen. Ausserdem wird der Index zahlreiche neue Branchen abbilden, insbesondere die künstliche Intelligenz mit Unternehmen wie OpenAI (ChatGPT), Anthropic oder Databricks.

 

Andreas Bezner

Stableton

Andreas Bezner ist CEO, CIO und Mitbegründer von Stableton. Er hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und ist CFA Charterholder. Bezner hat durch seine verschiedenen Rollen in der Transaktionsberatung, im Technologie-Portfoliomanagement, als Hedgefonds-Manager und durch über 70 direkte Venture-Capital-Sekundärmarkttransaktionen bei Stableton umfangreiche Anlageerfahrung gesammelt.

Cleantech

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Willem van Hasselt & Robin Henri
  • Leiter Investor Relations & Projektmanager Investment
  • Solar Impulse Foundation

„Der Kapitalzufluss in Cleantech-Unternehmen bleibt stark.“

Nach Jahren der Forschung und Entwicklung hat die Solar Impulse Foundation der Finanzwelt ihre Auswahl von 1500 Innovationen mit dem Label Cleantech präsentiert. Investoren erhalten über die neugeschaffene Plattform Runway, die sie mit den Innovatoren in Verbindung bringt, Zugang. Parallel dazu wurden zwei private Investmentfonds aufgelegt, wie Willem van Hasselt und Robin Henri erläutern.

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Was war die Idee hinter der Einführung der Runway-Plattform?

Das ursprüngliche Ziel unserer Stiftung bestand darin, globale Innovatoren im Bereich Cleantech zu identifizieren. Wir haben das Solar Impulse Efficient Solution Label entwickelt, das sich auf bestehende Lösungen konzentriert, die sowohl sauber als auch profitabel sind. Das Label wird an Produkte, Dienstleistungen und Prozesse verliehen, die eine glaubwürdige wirtschaftliche Leistung erbringen und gleichzeitig die gängigen Optionen auf ihrem Markt in Bezug auf geringere Umweltauswirkungen übertreffen. Dann stellten wir fest, dass eine starke Nachfrage nach Kapital bestand, da Start-ups auf der ganzen Welt viele Lösungen entwickelt hatten, für die Investitionen zur Skalierung erforderlich waren.

Und so kam es zur Entwicklung der Runway-Plattform?

Ja, diese wurde geschaffen, um die Lücke zwischen Innovatoren im Bereich sauberer Technologien und Investoren zu schliessen. Innovatoren mit ausgewiesenen Lösungen, die Kapital für ihr Wachstum suchen, sollten über Runway Investoren finden, die aktiv nach tragfähigen Nachhaltigkeitsprojekten suchen.

Wie können Vermögensverwalter an diesem Projekt partizipieren?

Erstens, indem sie über die Plattform die 1500 gekennzeichneten Lösungen entdecken, die im Rahmen des Kennzeichnungsprozesses der Solar Impulse Foundation einer strengen Bewertung unterzogen wurden. Sie erhalten in einem ersten Schritt personalisierte Leads, die zu ihrer Investitionsstrategie passen, und haben ausserdem direkten Zugriff auf Pitch-Decks, um die Start-ups schnell zu bewerten. Es gibt also verschiedene Zugangsebenen für Investoren: Einerseits als World Alliance-Mitglied mit priorisiertem Zugang, als Change-Maker mit optimierten Möglichkeiten zur Lead-Generierung und Interaktion sowie als Pioniere, die massgeschneiderte Unterstützung von der Solar Impulse Foundation erhalten.

Die Entwicklung dieser Plattform bedeutete jedoch ein Strategiewechsel?

In einem gewissen Sinn, ja. Unser ursprüngliches Ziel als Stiftung bestand darin, die verfügbaren Cleantech-Lösungen zu identifizieren und zu bewerten. Nachdem wir dies getan haben, konzentrieren wir uns darauf, diese Unternehmen und ihre Technologien voranzutreiben. Nachdem wir erkannt hatten, dass eine starke Nachfrage nach Kapital und eine starke Nachfrage von Cleantech-Investoren besteht, haben wir natürlich unsere Investment-Matchmaking-Aktivitäten ins Leben gerufen. Selbst vor dem Hintergrund steigender Zinsen und geringerer VC-Investitionsvolumina beobachten wir immer noch eine gute Widerstandsfähigkeit des Cleantech-Sektors, die unserer Einschätzung nach im Laufe der Zeit noch weiter zunehmen wird.

Wie können Sie sicherstellen, dass Cleantech-Investoren die qualifizierten Informationen erhalten, die sie benötigen?

Runway gewährleistet ein vertrauenswürdiges Netzwerk mit einem Validierungsprozess durch unabhängige Experten und einer aktiven Überwachung aller Investoren. Innovatoren kontrollieren ausserdem, was sie mit wem teilen wollen. Dieser Ansatz gewährleistet eine strenge Auswahl von Cleantech-Innovatoren, die der Nachhaltigkeit Priorität einräumen.

Zur Finanzierung der Lösungsanbieter haben Sie auch zwei Fonds mit-initiert. Wie hängen diese mit der Plattform zusammen?

Gemeinsam mit BNP und Rothschild haben geholfen, zwei Fonds zu lancieren, die in unsere zertifizierten Lösungsanbieter investieren. Das Bindeglied hierzu ist unser Label. Der BNP Paribas Solar Impulse Venture Fund ist ein 150-Millionen-Euro-Investmentfonds. Ziel ist die Minderheitsbeteiligung an Startups, vor allem in Europa, Nordamerika und Israel. Mit den Rothschild’s Five Arrows Sustainable Investments (FASI) streben wir eine Fondsgrösse von 250 Millionen Euro an. Die Fonds investieren in Unternehmen, die von der Solar Impulse Foundation ausgezeichnet wurden.

Willem van Hasselt, Solar Impulse Foundations

Willem van Hasselt verfügt über einen Research Master-Abschluss in Sinologie und einen beruflichen Hintergrund in den Bereichen Finanzkommunikation für institutionelle Anleger, strategische Kommunikationsplanung, Verbrauchererkenntnisse und Markttrendforschung.

 Robin Henri,  Solar Impulse Foundation

Robin Henri hat einen Master of Science in Materialwissenschaften und Ingenieurwesen mit Nebenfach Energie. Sein beruflicher Werdegang, der Rollen in den Bereichen Betrieb, Kundenbeziehungen und Projektmanagement umfasste, war massgeblich an der Gestaltung seines Ansatzes für Nachhaltigkeit und Impact Investing beteiligt.

Real Estate

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Corinne Dubois
  • Senior Economist
  • Wüest Partner

«Starke Nachfrage und geringes Leerstandsrisiko sind Anzeichen für einen stabilen Wohnungsmarkt im Jahr 2024»

Nach Jahren sehr niedriger Finanzierungskosten und weniger Anlagealternativen für Investoren ist der Kontext für Immobilien nunmehr nicht mehr so günstig. Dennoch sind die Aussichten für den Wohnimmoblienmarkt auch im Jahr 2024 weiterhin solide. Die Nachfrage ist nach wie vor hoch und das Leerstandsrisiko gering, was den Investoren stabile Einnahmen sichert, wie uns Corinne Dubois, Senior Economist bei Wüest Partner, erläutert.

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Welche Faktoren werden sich 2024 auf den Schweizer Immobilienmarkt auswirken?

In diesem Jahr rechnen wir mit einer robusten Wirtschaftsleistung, wenn sie auch niedriger ausfallen dürfte als der Durchschnittswert der letzten Jahre: Die Beschäftigung dürfte 2024 um 1 % wachsen, gegenüber 2,2% im Jahr 2023. Die Zuwanderung dürfte daher zurückgehen, das Bevölkerungswachstum dagegen im kommenden Jahr um +0,7% steigen. Die Inflation hat in den letzten Monaten zwar deutlich nachgelassen, aber einige Risikofaktoren bestehen immer noch. Die Strompreise werden 2024 anziehen, und auch die Mieten. Daher ist für 2024 mit einer Inflation in Höhe von 1,9 % zu rechnen. Aufgrund der anhaltenden Inflationsrisiken ist es auch wenig wahrscheinlich, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen vor der zweiten Jahreshälfte wieder senkt.

Wird sich der Bausektor, der 2023 stagnierte, wieder erholen?

Aktuell sehen wir nur wenige positive Signale im Bausektor. Die Preise sind nach wie vor hoch, und es gibt viele regulatorische Einschränkungen und Widerstände. Zudem ist von Lohnerhöhungen auszugehen, was die Belastung der Unternehmen in die Höhe treibt. Die Investitionen in den Neubau dürften weiter zurückgehen: um -0,8 % bei Mehrfamilienhäusern und -1,0 % bei Gewerbebauten.

Ist im Mehrfamilienhaussektor im Vergleich zu 2023 mit einer Entspannung zu rechnen?

Trotz des Bevölkerungswachstums sind die Impulse auf den Neubausektor gering. Auf kurze Sicht ist somit eine Entspannung auf dem Mietwohnungsmarkt eher unwahrscheinlich. Seit 2020 lässt sich zudem ein kontinuierlicher Rückgang bei den leerstehenden Wohnungen beobachten. Auf Landesebene, aber auch in den meisten Kantonen, ist der Prozentsatz leerstehender Wohnungen zu gering, weshalb man von einem permanenten Anstieg der Mieten ausgehen kann. Für Investoren bedeuten die hohe Nachfrage und das geringe Leerstandsrisiko, dass der Wohnimmobilienmarkt solide und stabil ist.

Wie steht es um den Sektor des individuellen Wohneigentums?

Anfang 2023 haben sich die langfristigen Festhypothekenzinsen stabilisiert und sind derzeit sogar leicht rückläufig. Zwar sind sie gegenüber 2021 immer noch teuer, aber der Höhepunkt ist nunmehr überschritten. Aufgrund der gestiegenen Zinsen ist die Nachfrage nach Wohneigentum deutlich zurückgegangen, aber es gibt auch positive Faktoren: das Bevölkerungswachstum, die spärlichen Alternativen auf dem Mietwohnungsmarkt, die stabile Beschäftigung und das geringe Risiko der Arbeitslosigkeit. Für 2024 wird bei Eigentumswohnungen ein Preisanstieg um 1,2 % und bei Einfamilienhäusern um 0,3 % erwartet.

Ist bei Büro- und Gewerbeimmobilien das Ende des Tunnels in Sicht?

Der Bürosektor ist derzeit widersprüchlichen Einflüssen ausgesetzt. Einerseits kurbeln die neu geschaffenen Arbeitsplätze die Nachfrage an: Schätzungen zufolge besteht ein zusätzlicher Bedarf an Büroflächen von 210.000 m2. Andererseits können die Unternehmen durch den wachsenden Einsatz von Telearbeit und Desk-Sharing Platz sparen. Generell bleibt die Nachfrage in den besten Lagen hoch, vor allem in den Stadtzentren, Randlagen dagegen geraten stärker unter Druck.

Sind Immobilienfonds angesichts dieser Entwicklungen weiterhin eine sichere Anlage?

Immobilienaktiengesellschaften haben im Jahr 2023 wieder positive Renditen erzielt. Dies gilt jedoch nicht für Immobilienfonds: ihre Renditen sind weiterhin negativ. Die Agios sind jedoch in letzter Zeit stark gesunken und liegen unter ihrem langfristigen Durchschnitt. Eine positive Entwicklung der Immobilienfonds in der Zukunft wird immer wahrscheinlicher, aber ein genauer Zeitpunkt für eine solche Erholung lässt sich noch nicht ermitteln.

 

Corinne Dubois

Wüest Partner

Corinne Dubois kam 2022 als Senior Economist zu Wüest Partner. Hier nimmt sie diverse Research-Aufgaben wahr und beteiligt sich an Veröffentlichungen zum Thema Wirtschaft und Immobilienmärkte. Die Volkswirtin Corinne Dubois hat zudem einen Doktor der Naturwissenschaften an der EPFL erworben. Ausserdem lehrte sie fast zehn Jahre lang Wirtschaftswissenschaften an mehreren Schweizer Universitäten wie der EPFL und der Universität Freiburg.

Key Player

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Peter Beske Nielsen
  • Partner
  • EQT, Client Relations & Capital Raising

“Wir werden in den nächsten Jahren viel in der Schweiz investieren”

In den letzten dreissig Jahren hat sich EQT mit einem Vermögen von über 200 Milliarden Euro zu einem der wichtigsten Akteure auf den Privatmärkten entwickelt. Zu seinen Entwicklungsplänen gehören B2B2C-Strategien wie Nexus, um die Anlageklasse für das HNWI-Segment und den Schweizer Markt zu öffnen.

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Welche Trends treiben die Privatemärkte derzeit an?

Zunächst geht es aus der Sicht des GP darum, gute Unternehmen zu identifizieren, die zu sehr attraktiven Bewertungen gehandelt werden. In letzter Zeit haben die GPs ihre Suche auf börsenkotierte Unternehmen ausgeweitet. Aufgrund der Schwierigkeiten auf den Märkten wird es für diese zunehmend attraktiv, bestimmte Unternehmen auszulagern und nach deren Rückführung in den Privatsektor Wert zu generieren.

Die Manager tendieren derzeit auch dazu, ihre Aufmerksamkeit auf Sektoren zu richten, die auch unter schwierigen Marktbedingungen erfolgreich bleiben. Mit EQT konzentrieren wir uns auf den traditionell nicht-zyklischen Healthcare-Bereich, in dem es immer wieder gute Gelegenheiten gibt, die Performance in unserem Portfolio zu steigern.

Wenn Sie jetzt aus der Perspektive des Investors – des LP – betrachten, hat sich das Umfeld eindeutig verändert. Vor drei Jahren waren Exits noch sehr einfach. Heute ist das nicht mehr der Fall. In Märkten, die hektisch geworden sind, wie die der letzten sechs bis zwölf Monate, wollen sich die Anleger viel stärker auf die Performance konzentrieren und sicherstellen, dass die GPs in der Lage sind, diese zu erwirtschaften.

Wie erklären Sie sich das beeindruckende Wachstum der Privatmärkte in den letzten zehn Jahren?

In den letzten zehn Jahren haben viele Kunden festgestellt, dass sie in ihren Portfolios nicht ausreichend in Privatmärkte alloziert waren. Viele begannen daraufhin, ihre Allokation auf rund 20 % zu erhöhen. Diese Arbeit wurde ihnen durch ein sehr günstiges makroökonomisches Umfeld erleichtert. Die Kombination dieser beiden Faktoren hat meiner Meinung nach dazu geführt, dass die privaten Märkte so stark gewachsen sind.

In den letzten 18 Monaten hat sich jedoch die Situation verändert. Die privaten Märkte sind nach wie vor attraktiv, aber die Anleger sind viel selektiver geworden.

Zurzeit wird viel über die Demokratisierung der privaten Märkte gesprochen. Wo stehen wir Ihrer Meinung nach heute in diesem Prozess?

Wir stehen wirklich noch ganz am Anfang. Das ist das erste Spiel des ersten Satzes. Bis zu einer echten Demokratisierung ist es noch ein weiter Weg. Bisher haben nur sehr wenige GPs Produkte auf den Markt gebracht, die wirklich für Privatpersonen bestimmt sind. Vertriebsplattformen haben zwar verschiedene Produkte zugänglicher gemacht, aber letztlich waren sie vor allem den Ultra High Net Worth und dem oberen High Net Worth-Segment vorbehalten. Das untere Segment der High Net Worth benötigt jedoch etwas liquidere Lösungen. Und das ist im Wesentlichen die Idee hinter Strategien wie Nexus.

Sie haben EQT Nexus im Frühjahr dieses Jahres eingeführt, um eine Schlüsselrolle in dieser Bewegung zu spielen. Was genau ist die Strategie dahinter?

Wir haben sehr gute Beziehungen zu Vermögensverwaltern. Im Laufe der Zeit haben viele von ihnen den Wunsch nach liquideren Private-Markets-Lösungen geäussert, damit mehr Kunden davon profitieren können. Dies war der Auslöser für die Einführung von EQT Nexus. Wir wollten auf diese Nachfrage reagieren. Was die eigentliche Strategie betrifft, so werden wir den Schwerpunkt auf Bildung und Ausbildung legen, und zwar sowohl bei den Kunden als auch bei den Fondsmanagern, da diese als Multiplikatoren fungieren werden.

Es handelt sich also um eine B2B2C-Strategie?

Ja, für uns ist es sehr wichtig, dass das Produkt auf die richtige Art und Weise konsumiert wird. Die Kunden müssen die Gebrauchsanweisung, die Barrieren und die Einschränkungen verstehen, und hier kommt dem Manager eine Schlüsselrolle zu.

Wie positioniert sich EQT in der Schweiz?

EQT wurde von der Familie Wallenberg initiiert und 1994 in Stockholm gegründet. Seitdem ist das Unternehmen enorm gewachsen. Wir haben Büros in ganz Europa, sind weltweit in 24 Ländern vertreten und verwalten über 200 Milliarden Euro, die wir in mehr als 200 Unternehmen investiert haben. In diesem Zusammenhang ist die Schweiz ein wesentlicher Markt für uns. Christian Sinding, unser CEO, ist in Zürich ansässig, ebenso wie Lennart Blecher, der bei uns den Bereich Real Assets leitet, und William Vettorato, der für den Nexus-Fonds verantwortlich ist. Ihre Anwesenheit hier in Zürich ist ein klares Zeichen dafür, dass wir uns in den nächsten Jahren stark in der Schweiz engagieren werden.

Peter Beske Nielsen

EQT

Peter Beske Nielsen ist seit Januar 2021 als Partner bei EQT Partners in Kopenhagen tätig. Er arbeitet im Team, das für Kundenbeziehungen und Kapitalbeschaffung zuständig ist. Ausserdem leitet er die Initiativen von EQT im Bereich Private Banking.

Bevor er zu EQT Partners kam, war Peter von 2006 bis 2021 Managing Director bei BlackRock, wo er verschiedene Funktionen innehatte. Unter anderem war er in EMEA für das strategische Partnerprogramm und weltweit für den Vertrieb von alternativen Produkten verantwortlich. Während seiner 15 Jahre bei BlackRock verteilte er sich auf New York, London und Kopenhagen.

Evergreen

Real Assets Lösungen

  • Interview Fabrice Zosso
  • Mitgründer & CEO
  • SWISE

«Private Markets sind in der Schweiz und in Europa am Wachsen und Aufholen»

Swise wurde von Fabrice Zosso und Boris Cont, zwei ehemaligen Mitarbeitern der Partners Group, gegründet. Die Private-Market-Boutique hat zum Ziel, die Reichweite der Anlageklasse zu erweitern. Evergreen-Fonds sind für sie eine ideale Lösung, um den Markt zugänglicher zu machen.

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Wie sehen Sie das gegenwärtige Marktumfeld im Bereich Private Markets?

Das gegenwärtige Marktumfeld bietet gute Einstiegsmöglichkeiten auf dem Private Equity-Sekundärmarkt mit Preisabschlägen von bis zu 20% für qualitative hochwertige Portfolios sowie im Bereich Private Credit. Dies aufgrund der zugrundeliegenden variablen Verzinsungen. Bei einzelnen Transaktionen hängt es stark vom jeweiligen Sektor und der Region ab, wobei Firmen mit langfristig stabilen Cashflows jungen Wachstumsunternehmen bevorzugt werden sollten.

Mit welchen Managern arbeiten Sie zusammen?

Wir arbeiten nur mit Managern zusammen, die über eine langjährige Erfahrung beim Aufbau und der Entwicklung von Unternehmen verfügen. Der Schwerpunkt liegt auf der Verlustabsicherung, wobei es sich bei den meisten Unternehmen um mittelgrosse bis grosse Unternehmen mit einem Unternehmenswert von typischerweise 1-5 Milliarden USD und langfristig stabilen Cashflows sowie hohen EBITDA-Margen von mehr als 15% – zumindest in den letzten 5 Jahren – handelt. Stressresistente Sektoren wie das Gesundheitswesen, Software (SAAS) und Dienstleistungen sind im Portfolio aktuell übergewichtet.

Im Vergleich zur USA ist das Segment Private Markets in der Schweiz und Europa weniger stark als Asset Klasse präsent. Sehen Sie hier eine Trendumkehr?

Private Markets sind in der Schweiz und in Europa zwar immer noch weniger präsent als in den USA, jedoch stark am wachsen und aufholen. Wenn man sich vor Augen führt, dass rund 90% der weltweiten Firmen privat gehalten werden, es immer weniger (profitable) IPOs gibt und der S&P500 von rund sieben Firmen dominiert wird, gibt es keine Alternative mehr, als Private Markets in jede Standard-Asset-Allokation aufzunehmen. Neben Private Equity wachsen die Bereiche Infrastruktur und Private Credit stark, und bieten guten Inflationsschutz.

Wieso nimmt die Nachfrage nach Evergreen-Fonds zu?

Evergreen-Fonds haben das Potenzial, Privatmarktanlagen mehr professionellen Anlegern zugänglich zu machen und damit die Allokation in Private Equity weiter zu erhöhen. Dies aufgrund ihrer Vorteile gegenüber klassischen Private-Markets-Produkten, wie Liquidität und Depotfähigkeit. Die Anleger sind vom ersten Tag an zu 100% in einem globalen breit diversifizierten Private Equity-Portfolio investiert und bleiben dies auch bis zum Entscheid des Verkaufs. Das Erreichen und Halten eines solchen Investitionsniveaus ist mit traditionellen geschlossenen Fonds ein ressourcenintensiver und anspruchsvoller Prozess, den viele Anleger nicht selbst bewältigen können. Weitere Vorteile eines Evergreen-Fonds sind neben dem Anlagekomfort auch das regelmässige Portfolio-Steering. Dies ermöglicht es, Neugelder sowie Ausschüttungen aus den zugrundeliegenden Anlagen je nach aktueller Marktlage in andere Sektoren oder Unternehmen zu investieren oder umzuschichten, um von Marktveränderungen zu profitieren.

Was ist die Geschichte hinter Swise?

Swise ist ein Zusammenschluss ehemaliger Partners Group-Kollegen aus dem Investment- und Portfolio-Management sowie dem Private-Wealth-Segment. In den vergangenen Jahren, in denen Boris Cont und ich bei Partners Group sowie bei einem Zürcher Family Office mit Fokus auf Private Equity & Debt Investments zusammengearbeitet haben, waren wir mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Die Hauptfaktoren waren einerseits veraltete Prozesse, die sehr papierlastig waren und andererseits die Tatsache, dass traditionelle Anlagelösungen für institutionelle und Private Wealth-Kunden oftmals zu aufwändig und komplex waren. Auf der Grundlage der wertvollen Erfahrungen, die wir bei unseren Arbeitgebern gesammelt haben, und der Lösungen, die wir selbst zur Überwindung dieser Probleme entwickelt haben, haben wir beschlossen, unseren eigenen Vermögensverwalter zu gründen, um eine einfache Investmentlösung anzubieten, die für alle Arten von Anlegern zugänglich und vorteilhaft ist. Das Team besteht aktuell aus sieben Personen und wird bis Ende Jahr auf zehn Personen anwachsen.

 

Fabrice Zosso

SWISE

Fabrice Zosso leitete diverse Produktstrategien und Geschäftsentwicklungsinitiativen bei der Partners Group. Danach war er im Investment-Team von Petiole Asset Management in Zürich verantwortlich für den Aufbau von Beziehungen zu den führenden Managern, bevor er 2022 als CEO Swise mitgegründet hat. Fabrice Zosso besitzt einen Master in Banking und Finance der Universität Zürich und hat an der der HEC Paris einen Executive MBA-Abschluss.