Venture

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Wanja Humanes
  • Managing Partner
  • Kickfund

“Wir fördern Schweizer High-Tech-Startups zum globalen Erfolg”

Kickfund Ventures hat den Abschluss eines ersten Investmentfonds zur Unterstützung von Schweizer Deep-Tech-Startups bekanntgegeben. Der Fonds baut auf der Arbeit von Venture Kick auf, das in den vergangenen Jahren erfolgreich Startups in der Schweiz gefördert hat. Über die Ziele und die prominenten Investoren hinter dem Projekt spricht CEO Wanja Humanes.

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Kickfund Ventures mit ihrem ersten Fonds soll eine wichtige Rolle bei der Förderung des Deeptech-Ökosystems der Schweiz spielen. Was heisst das?

In einem gewissen Sinn ist der Fonds ein Tracker, der sich systematisch an jenen Startups beteiligt, die durch das Programm von Venture Kick gingen. Hinter dem Fonds steht eine Gruppe von Investoren, wie Startup-Gründer, führende Schweizer Business Angels, Mentoren, aber auch die beiden Ankerinvestoren Ernst Göhner Stiftung und Gebert Rüf Stiftung.

Was sind die finanziellen Ziele?

Die Zielgrösse des ersten geschlossenen Fonds von CHF 70 Millionen haben wir Ende 2023 erreicht. Inzwischen sind wir bei knapp CHF 80 Millionen angekommen. Wir gehen davon aus, dass wir während den kommenden 5-jährigen Investitionsperiode in rund 25 Startups pro Jahr bis zu je CHF 850’000 investieren. Die Investitionen erfolgen jeweils im Rahmen von zwei Finanzierungsrunden nach dem erfolgreichen Abschluss des Programms von Venture Kick. Wir haben hierzu aufgrund der Erfahrungen mit Startups, die wir bereits haben, einen standardisierten Ansatz ausgearbeitet, der klar auf Investment Returns fokussiert und transparent ist.

Venture Kick ist wohl das erfolgreichste Förderprogramm für Startups in der Schweiz. Wieso denn der Fonds?

Tatsächlich war Venture Kick in den vergangenen 17 Jahren sehr erfolgreich. Firmen, wie Planted oder Climeworks haben erfolgreich das Programm absolviert und weltweit Investoren gefunden. Die Alumni von Venture Kick stellten 64 der TOP100 Schweizer Startups im Jahr 2023 und haben seit Beginn des Programms insgesamt mehr als 13’000 Arbeitsplätze geschaffen.

Wir haben nun die Anschlussfinanzierung professionalisiert. So haben wir uns als Vermögensverwalter registrieren lassen, den ersten Fonds geäufnet und können langfristig mit dieser Ausgangslage die Finanzierung der Firmen mit Risikokapital sicherstellen. Dieses neue Setup erlaubt uns, einerseits flexibel zu bleiben, aber auch die Investitionsstrategie maximal effizient umzusetzen. Längerfristig erlaubt es uns, den Standort Schweiz im Bereich Deep Tech zu fördern und innovative Arbeitsplätze in der Schweiz zu halten.

Deep Tech ist für Sie ein zentrales Thema wenn es um die Auswahl der Firmen geht, in die Sie investieren. Was steckt dahinter?

Unsere ausschliessliche Ausrichtung auf Investitionen in Deep Tech Unternehmen geht aus der klaren Fokussierung des Venture-Kick-Programms hervor, da Venture Kick ein dediziertes Programm ist, welches sich an Spin-offs von Schweizer Universitäten richtet. Besonders interessant ist daran, dass solche Unternehmen fast immer über intellektuelles Eigentum verfügen, welches weiterentwickelt und verwertet werden soll. Das ist aus unserer Sicht – aber auch aus der Sicht von Venture Kick – eines der zentralen Erfolgsrezepte.

Sie haben nun einen Fonds aufgelegt. Wie geht es mit Kickfund weiter?

Natürlich war es immer unser Ziel, eine langfristige Struktur zu entwickeln, die Gewinner des Venture Kick-Programms fortlaufend finanziell unterstützt. Ebenso ist es denkbar, den nächsten Fonds stärker gegenüber anderen Investoren zu öffnen. Zuletzt könnten wir uns auch vorstellen, einen Fonds aufzusetzen, der grössere Anschlussfinanzierungen für ausgewählte, besonders vielversprechende Portfoliounternehmen der Kickfund-Fonds bereitstellt.

Wanja Humanes

Kickfund

Biografie Wanja Humanes ist seit 2015 als Venture-Capital-Investor tätig. Er war massgeblich an der Entwicklung von Swisscom Ventures von einem traditionellen CVC-Investor zu einer der weltweit führenden Telekommunikations-Venture-Capital-Firmen mit mehr als 500 Millionen CHF von institutionellen Investoren beteiligt. Zuletzt war er als Investment Director bei der Private Equity Firma MTIP tätig. Wanja Humanes hat einen M.A. der Universität St.Gallen/HSG in Betriebswirtschaftslehre

Trend

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Philippe Naegeli
  • CEO
  • GenTwo

“Nicht bankfähige Assets: Ein 78-Billion-Dollar grosser Markt”

Mit der Assetization soll die Erstellung von Finanzprodukten demokratisiert werden. Gleichzeitig sollen damit die Investitionsmöglichkeiten in Zertifikate vervielfältigt werden – auch für Kleinanleger soll dies neue Chancen eröffnen, sagt Philippe Naegeli von GenTwo, der gerade ein Buch über das Thema geschrieben hat.

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Weshalb haben Sie ein Buch zum Thema Assetization geschrieben?

Unser ursprünglicher Traum bei GenTwo war es, Zugang zu allen Assets zu schaffen. Heute ermöglicht unsere Plattform allen Finanzintermediären, egal ob gross oder klein, jedes Asset und jede innovative Investitionsstrategie in ein bankfähiges Finanzprodukt zu verwandeln. Die umfassenden Möglichkeiten von Assetization wurden uns erst klar, als wir beobachteten, wie unsere Kunden unsere Plattform nutzten. In diesem Moment realisierten mein Mitgründer Patrick Loepfe und ich, dass wir dieses Buch schreiben mussten.

Erklären Sie uns das Konzept der Assetization…

Das Wort setzt sich aus „Asset“ und „Democratization” zusammen. Als Prozess beschreibt Assetization die Demokratisierung der Entwicklung von Finanzprodukten und das Potenzial, Billionen an bisher ungenutztem Wert freizusetzen. Als Vision steht Assetization für die Demokratisierung von Investitionsmöglichkeiten, die es Menschen erlaubt, in das zu investieren, was ihnen am Herzen liegt, ganz gleich was das sein mag. Dadurch wird nicht nur monetärer, sondern auch persönlicher und gesellschaftlicher Wert geschaffen, auf Arten, die zuvor nicht möglich oder sogar undenkbar waren.

Die Zertifizierung und die Tokenisierung von realen Assets ist ein Mega-Trend: Wohin führt er?

Die Welt der nicht-bankfähigen Assets birgt ein verborgenes Universum voller Chancen. Dazu zählen Assets, die jenseits des traditionellen Bankensektors angesiedelt sind, wie alternative Anlagen, Privatmarktassets und sogar exotischere Vermögenswerte wie digitale Assets und Leidenschaftsinvestitionen in Kunstwerke. Diese sind in der Regel illiquide, schwer zugänglich und oft teuer, bieten aber gleichzeitig enorme Chancen. Laut einer Accenture-Studie beläuft sich der Wert nicht-bankfähiger Assets auf 78 Billionen US-Dollar – eine beachtliche Summe, die sogar noch unterschätzt sein könnte. Während die Tokenisierung eine Möglichkeit bietet, solche Assets in investierbare Formate umzuwandeln, stossen digitale Assets an ihre Grenzen. Durch Assetization können wir jedes Asset bankfähig, investierbar und über das traditionelle Bankensystem zugänglich machen. Tokenisierung sehen wir als einen Teilbereich der Assetization; sie ist lediglich eine der Methoden zur Assetisierung.

Was bedeutet das für Investoren?

Neue Chancen! Stellen Sie sich vor, auch kleinere Investoren könnten plötzlich in exklusive Hedgefonds und Private-Equity-Geschäfte eintauchen oder in einzigartige Leidenschaftsinvestitionen wie seltene Kunstwerke und Oldtimer investieren. Dies führt zu mehr Diversifikation und erhöht die Chancen auf Rendite. Es erlaubt selbst kleinen Anlegern, in ihre Überzeugungen zu investieren, was die wahre Kraft der Assetization ausmacht.

Welche Rolle will GenTwo in dieser Entwicklung spielen?

Bei GenTwo sehen wir uns als Wegbereiter der Assetization. Unsere Plattform ermöglicht es Finanzintermediären, jedes Asset und jede Investitionsstrategie problemlos zu verbriefen und als bankfähiges Finanzprodukt mit einer ISIN an den Finanzmärkten zu platzieren.

Philippe Naegeli

GenTwo

Philippe Naegeli ist GenTwo-Mitgründer und hat, nachdem er eine Zeitlang als Chief Vision Officer fungierte, wieder den Posten des CEO übernommen. Er fügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Trading, Investment, Geschäftsbank und der Entwicklung neuartiger, auf Innovation ausgerichteter Strategien. Unter anderem war er in den USA bei Forstmann & Co als Managing Partner tätig. Ausserdem sass er zwischen 2017 und 2019 im Beratungsausschuss von CAT Financial Products, einem unabhängigen Schweizer Makler für strukturierte Produkte.

Allokation

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Anastasia Amoroso
  • Chief Investment Strategist
  • iCapital

” Private Debt:Die hohen Renditen machen die Anlageklasse attraktiv.”

Das Umfeld für Private Equity-Investitionen wird derzeit stark vor von der Geldpolitik der Nationalbanken beeinflusst. In den USA bringen die Wahlen eine zusätzliche Dynamik in die Märkte. Laut Anastasia Amoroso ist eine Rückkehr von Transaktionen im Bereich Private Equity spürbar und auch Private Debt bleibt weiterhin atttraktiv.

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Kurz vor den Wahlen in den USA stehen die Finanzmärkte stark im Fokus. Wie schätzen Sie diese Situation ein?

In der Regel reagieren die Märkte erst kurz vor den Wahlen. Je näher die Präsidentschaftswahl in den USA rückt, desto mehr werden sich die Märkte auf die Prognosen konzentrieren und sich auf mögliche Ergebnisse einstellen. Um uns auf beide unterschiedlichen Szenarien vorzubereiten, halten wir gegenwärtig unsere Investitionen in die Aktienmärkte aufrecht, wobei wir uns mehr von der lockeren Politik der Fed leiten lassen als von den Wahlprognosen.

Wie hat sich die Geldpolitik in den Jahren 2023 und 2022 auf den Private-Equity-Markt ausgewirkt?

Die hohen Leitzinsen waren insbesondere für Buyout-Deals 2023 eine Herausforderung. Dies führte aber auch dazu, dass sich die Strategien der Manager weiterentwickelt haben. Sie konzentrieren sich jetzt weniger auf Kredite als vielmehr auf die Steigerung von Erträgen, Rentabilität und Margenausweitung. Dieser Wandel bedeutet eine strategische Neuausrichtung im Private-Equity-Sektor, weg von der Abhängigkeit von Fremdkapital.

Wie hat sich der gesamte Markt auf diese Veränderungen eingestellt?

Die Anpassung zeigt sich wie bereits angetönt in der geringeren Abhängigkeit von Fremdkapital bei Buyout-Transaktionen und in der Hinwendung zu operativen Verbesserungen. Gegenwärtig ist aber deshalb ein deutlicher Trend zu Growth-Equity-Transaktionen zu beobachten, die mehr auf Eigenkapital als auf Fremdkapital setzen. Ausserdem, und das ist für Investoren wichtig, hat sich die Zeitspanne verlängert, von der Investition bis zum Ausstieg.

Trotz diesen Anpassungen scheint die Dynamik im Bereich Private Equity hoch. Was ist hier der Grund?

Der Private-Equity-Markt erlebt derzeit eine faszinierende Dynamik. Growth-Equity-Transaktionen haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2008 – dem Beginn der Datenerfassung – die Zahl der Leveraged Buyouts übersteigt. Auch diese Verschiebung deutet auf eine breitere strategische Neuausrichtung der Branche hin, die sich auf die langfristige Wertschöpfung und nicht auf kurzfristige Leverage-Gewinne konzentriert. Darüber hinaus hat der verlängerte Zeitraum zwischen Investition und Exit die Transaktionslandschaft verändert und sich auf die Mittelbeschaffung und die Gewinnausschüttung an die Investoren ausgewirkt.

Wie beurteilen Sie nach einem starken Jahr 2023 den Bereich Private Debt?

Wir sehen nach wie vor Renditen von fast 12 Prozent, was am oberen Ende der historischen Spanne für private Kredite liegt. Diese hohe Rendite macht Private Debt für Anleger auch 2024 attraktiv. Selbst bei möglichen Zinssenkungen durch die Zentralbanken bietet diese Anlageklasse eine überzeugende Überschussrendite gegenüber Bargeld.

Ein anderes Thema, das derzeit in der Branche diskutiert wird, ist die Rolle von Private Equity und Private Debt bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Wie sehen Sie das?

Die Dekarbonisierung als Megatrend bietet immense Chancen, insbesondere für Private Equity. Dazu gehören Bereiche wie saubere Energie, Elektrofahrzeuge, Kohlenstoffabscheidung und die Kreislaufwirtschaft. Der Privatsektor ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die staatlichen Initiativen zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen zu ergänzen. Dazu sind private Investitionen in Billionenhöhe erforderlich sind. Weil bei diesen Themen viele kleine und mittlere Unternehmen eine Rolle spielen, spielt Private Equity und Private Debt eine wichtige Rolle.

Anastasia Amoroso

iCapital

Anastasia Amoroso ist Managing Director und Chief Investment Strategist bei iCapital. Sie tritt regelmässiger Gast in bekannten TV-Sendungen von CNBC und Bloomberg. Vor iCapital war sie Executive Director und Head of Cross-Asset Thematic Strategy bei J.P. Morgan Private Bank und verwaltete bei Merrill Lynch globale taktische Multi-Asset-Portfolios. Anastasia Amoroso hält einen Bachelor of Business Administration (B.B.A.) mit Schwerpunkt Finance der University of New Mexico ist CFA-Charterholderin.

Focus

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  • Interview mit David Arcauz
  • Managing Partner
  • Flexstone

“Das Small- und Mid-Cap-Segment erfordert weniger Leverage”

Angesichts der veränderten Marktbedingungen passen Private-Equity-Boutiquen ihre Strategien an. Die Konzentration auf das Small- und Mid-Cap-Segment ist beispielsweise eine der Optionen, die sie in Betracht ziehen, um ihr Wachstum zu festigen.

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Das Umfeld für Investoren im Bereich Private Markets ist anspruchsvoll geworden. Wie sehen Sie die Entwicklung des Marktes?

Angesichts der Herausforderungen, die Wirtschaftskrisen und sich verändernde Marktdynamiken mit sich bringen, nutzen Private-Equity-Firmen ein immer breiteres Spektrum an Instrumenten und Strategien. Sie konzentrieren sich etwa auf kleine bis mittelgrosse Investitionen, die Möglichkeiten zur Wertschöpfung auf lokaler Ebene bieten. Darüber hinaus gibt es einen Trend zur Branchenspezialisierung, der es Anlegern ermöglicht, sich auf bestimmte Themen zu konzentrieren, die mit globalen demografischen und wirtschaftlichen Trends übereinstimmen, wie beispielsweise das Gesundheitswesen aufgrund der alternden Bevölkerung. Und private Schulden werden immer wichtiger.

Welche konkreten Auswirkungen haben höhere Zinsen und auf welchen Teil des Marktes hat sich das besonders stark ausgewirkt?

Höhere Zinssätze haben erhebliche Auswirkungen auf das die grösseren Private-Equity-Deals, da dieser Markt stärker auf Fremdfinanzierung angewiesen ist. Die ist jedoch im Zuge der Zinswende teurer geworden. Wir haben daher festgestellt, dass sich grössere Transaktionen aufgrund einer Reduzierung der Fremdfinanzierung verlangsamen, während das Small- bis Mid-Cap-Segment weniger betroffen ist, da es im Allgemeinen weniger Fremdfinanzierung erfordert. Diese Widerstandsfähigkeit im Small- bis Mid-Cap-Bereich unterstreicht seine Attraktivität – auch in Zeiten wirtschaftlicher Belastung.

Wo kommt da Flexstone ins Spiel?

Flexstone spielt eine wichtige Rolle dabei, institutionelle Anleger durch die sich veränderten Landschaften zu führen. Je reifer und diversifizierter der Markt wird, desto wichtiger wird unsere Fähigkeit, massgeschneiderte Beratungs- und Anlagestrategien anzubieten. Gleichzeitig arbeiten wir an Co-Investments.

Auf welche Unternehmen konzentrieren Sie sich?

Generell konzentrieren wir uns vor allem auf Unternehmen mit einem Wert von unter 500 Millionen Euro, die einen erheblichen Teil des europäischen und US-amerikanischen Marktes repräsentieren. Dieser Fokus ermöglicht es uns mehr Einfluss auf die Unternehmen einzunehmen. Indem wir auf kleine bis mittelgrosse Unternehmen abzielen, erschliessen wir einen umfassenden Markt, der nicht nur beträchtlich ist, sondern auch das Potenzial für erhebliches Wachstum und Widerstandsfähigkeit gegenüber grösseren wirtschaftlichen Schwankungen bietet.

Wie kann man die Schweizer Identität bewahren und gleichzeitig global expandieren?

Es ist uns gelungen, die lokale Schweizer Identität zu bewahren, indem wird unseren Ursprüngen treu geblieben sind und den Hauptsitz in Genf beibehalten. Gleichzeitig haben wir unsere globale Reichweite durch eine Präsenz in New York, Paris und Singapur erweitert, das uns erlaubt, Investitionsmöglichkeiten auf globaler Ebene anbieten zu können.

Wie gehen Sie beim Aufbau von Kundenportfolios vor?

Statt standardisierte Produkte anzubieten, arbeiten wir eng mit jedem Kunden zusammen, um seine spezifischen Bedürfnisse, Ziele und Einschränkungen zu verstehen. Diese Flexibilität ermöglicht es den Kunden, so weit wie sie möchten in den Investitionsprozess involviert zu sein und sicherzustellen, dass ihre Private-Equity-Allokationen mit ihrer gesamten strategischen Vermögensallokation im Einklang stehen.

Schauen wir noch einmal auf die Schweiz: Können Sie beschreiben, wie wichtig lokales Wissen für Ihre Anlagestrategie ist?

Lokale Kenntnisse sind für unsere Anlagestrategie von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn es um Investitionen in kleine bis mittelgrosse Unternehmen geht. Dies ist in allen Märkten der Fall, in denen wir tätig sind. Diese Investitionen erfordern ein Verständnis der lokalen Marktdynamik, Vorschriften und kulturellen Nuancen. Nur so können auch Chancen erkannt werden und Werte in Märkten zu schaffen. Was die Schweiz betrifft, sehen wir eindeutig eine Nachfrage nach Investitionen, insbesondere spät im Zyklus. Gleichzeitig sehen wir, dass es für Anleger nicht so viele Chancen gibt, wie sie sich das vielleicht wünschten.

David Arcauz

Flexstone Partners

David Arcauz leitet von Genf aus leitet europäische Investitionen und ist Mitglied des Global Advisory Investment Committee sowie des European and Asian Investment Committees. Bevor Arcauz im September 2016 zu Euro Private Equity, einem Vorgänger von Flexstone Partners, stiess, arbeitete er sechs Jahre lang als Partner für Adams Street Partners in London. Davor war er fünf Jahre lang bei UBS Global Wealth Management und bei Swiss Life Private Equity Partners tätig. Arcauz begann seine Karriere als Kreditanalyst bei der Banque Cantonale Vaudoise in Lausanne und arbeitete anschliessend als Corporate Finance-Berater für KPMG in Zürich. Er hat einen Master of Law der Universität Lausanne und ist CFA Charterholder.

Outlook

Real Assets Lösungen

  • Remy Pomathios & Matthieu Roumagnac
  • Leiter der Private Markets & Real Assets Investments
  • Indosuez Wealth Management

Private Markets beginnen einen neuen Zyklus

Private Markets haben sich zu einer eigenständigen Anlageklasse entwickelt. Die starke Verbreitung und die steigenden Zinsen führen zu einer grundlegenden Veränderung des Sektors. Auffällig sind die grossen Unterschiede zwischen den einzelnen Fondsmanagern.

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Das Jahr 2023 war ein Wendepunkt für Private Markets, da die anhaltende Inflation und die Aussicht auf dauerhaft höhere Zinsen den Grundstein für die “neue Normalität” des gesamtwirtschaftlichen Umfelds legten. Längerfristig könnte dieses neue Umfeld die Private-Markets-Anleger zugutekommen, da nun die Fondsmanager ihre Fähigkeit, Wert durch operative Verbesserungen statt durch Financial Engineering zu generieren, unter Beweis stellen können. Bei Investitionen in Private Markets ist daher eine genaue Analyse und Selektivität wichtiger denn je. Nicht börsenkotierte Vermögenswerte stehen vor Transformationsherausforderungen, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Umwelt. Deswegen werden nur Fondsmanager weiterhin hervorragende Ergebnisse erzielen, die tief in das operative Geschehen eingebunden sind.

Die erfahrensten und anspruchsvollsten Manager mit nachgewiesener operativer Expertise werden überproportional von dem neuen Paradigma profitieren, da sie sowohl eine Anziehungskraft in Bezug auf die Kapitalbeschaffung als auch einen privilegierten Zugang zu Transaktionen vereinen. Ein starkes Investmentteam reicht nicht mehr aus. Es muss durch Fachleute ergänzt werden, die sich ausschliesslich auf die Begleitung der Portfoliounternehmen konzentrieren, um sie bei der Umsetzung der Wertschöpfungspläne zu unterstützen. Infolgedessen ist mit einer beschleunigten Konsolidierung innerhalb der Branche zu rechnen, welche die marktbeherrschenden Akteure stärken könnte. Die Übernahmen von Fondsmanagern durch grössere Konkurrenten hat bereits begonnen, wobei im Jahr 2023 mehrere bedeutende Transaktionen stattgefunden haben. Der Konsolidierungstrend befindet sich noch in der Anfangsphase, die Anlageklasse wird sich weiterentwickeln, nicht zuletzt angetrieben durch neue Arten von Anlegern – insbesondere auch von vermögenden Privatpersonen.

Neue Chancen im 2024

Im Bereich Private Equity sehen wir ermutigende Anzeichen auf dem Markt für Unternehmensfusionen und -übernahmen, da sich die Transaktionsdynamik im dritten Quartal 2023 leicht erholt hat. Wir rechnen mit einer allmählichen Erholung der Aktivität im Jahr 2024, die zu einem Anstieg der Ausschüttungen an die Anleger führen könnte. Die Anpassung der Einstiegsbewertungen nach unten könnte sich im Laufe des Jahres 2024 noch beschleunigen. Die ursprünglich für 2022 oder 2023 geplanten und aufgrund des makroökonomischen Umfelds verzögerten Veräusserungen werden letztendlich stattfinden müssen, da die Fondsmanager unter Druck stehen, Kapital an ihre Anleger zurückzuzahlen. Wir sind daher überzeugt, dass Private-Equity-Fonds 2024 von attraktiven Einstiegspreisen in einem Markt profitieren werden, der unserer Ansicht nach ein Käufermarkt sein wird. Das grosse Reservoir an kleinen und mittleren Unternehmen wird weiterhin ein relevantes Segment bleiben.

Der Bereich Private Debt sah in den letzten 18 Monaten vor dem Hintergrund steigender Zinsen eine starke Beschleunigung der Kapitalaufnahme. Die Anleger sollten jedoch auch hier vorsichtig und selektiv vorgehen, da die Ausfallraten in den nächsten zwei Jahren aufgrund des Drucks durch die Zinsdeckungsquoten deutlich steigen könnten. Ergänzend zu den traditionellen direkten Strategien werden nach Investitionen in notleidende Anleihen (Distressed Debt) und strukturiertem Kapital attraktive Untersegmente sein, die vom aktuellen Umfeld profitieren dürften, um sich am Markt für Private Debt zu positionieren. Schliesslich sollten Infrastrukturanlagen weiterhin das strukturelle Defizit an Kapital zur Finanzierung der Energiewende und der Digitalisierung ganzer Gesellschaftsbereiche zugutekommen.

Die anhaltende Inflation wird in den kommenden Jahren zweifellos einen Performancetreiber darstellen, insbesondere bei Real Assets. Nach mehr als 15 Jahren mit niedrigen Zinsen und vernachlässigbarer Inflation treten die Private Markets in eine neue Phase ein. Ebenso wie die Wirtschaft befinden sie sich in einem tiefgreifenden Wandel. Mit einer langfristigen Vision und abseits der Volatilität der öffentlichen Märkte verfügen sie über die notwendigen Instrumente, um weiterhin eine Outperformance zu erzielen.

Aktuelle Lage bei Immobilien

Seit über 12 Monaten sind im Bereich der Immobilien Korrekturen von durchschnittlich 10 % bis 20 % im Gange und haben das Investitionsvolumen bis 2023 um fast 40 % beeinträchtigt. Der inflationsbedingte Anstieg der Mieten im Jahr 2023 dürfte sich 2024 fortsetzen. Die restriktiveren Kreditbedingungen und die steigenden Fremdkapitalkosten haben den Abwärtstrend beschleunigt, der sich bis Mitte 2024 fortsetzen könnte und attraktive Möglichkeiten eröffnet. Zu beachten ist, dass einige Sektoren eine relative Widerstandsfähigkeit aufweisen,

insbesondere Hotels und Betriebsvermögen, die ihre Vor-COVID-Performance wieder erreicht oder in einigen Fällen sogar übertroffen haben und von einem starken Nachfrage-/Angebotsungleichgewicht in Europa getrieben werden. Auch der Einzelhandel erwirtschaftet weiterhin solide Renditen. Der Bereich Luxusimmobilien scheint kaum von den Zinsbewegungen beeinflusst, die sich einem Höchststand zu nähern scheinen. Daher könnte sich in einigen Segmenten eine allmähliche Erholung materialisieren. Dies gilt insbesondere für Logistikimmobilien und die besten Büroimmobilien mit guter Umweltbilanz, die in CBD-Zonen mit niedrigen Leerstandsraten liegen. Auch Wohnimmobilien profitieren weiterhin von soliden Fundamentaldaten.

Startups

Real Assets Lösungen

  • Interview mit Andreas Bezner
  • Mitgründer & Managing Partner
  • Stableton

«Die Stimmung im Technologiesektor hat sich spürbar verbessert»

Der Private-Equity-Markt sah sich 2023, durch externe Faktoren mit starken Herausforderungen konfrontiert. Dies führte zu einer zunehmenden Vorsicht bei Risikokapitalgebern. Dennoch bieten Private Equity und Risikokapital weiterhin langfristige Investitionsmöglichkeiten, sagt Andreas Bezner.

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Wie nehmen Sie den Markt im Bereich Private Equity wahr auch aus Sicht der Venture-Investoren?

Nach den Exzessen von 2021 ergeben sich nun attraktive Anlagechancen. Gerade Sekundärstrategien, also der Kauf und Verkauf bereits emittierter Privatmarkt-Anlagen, haben an Bedeutung gewonnen. Sie ermöglichen Anlegern den Erwerb zuvor illiquider Vermögenswerte, schnellere Renditen und eine verbesserte Portfolioliquidität. Dieses Segment erfreut sich bei Anlegern derzeit grösster Beliebtheit.

Wie schätzen Sie die Nachfrage und den Ausblick für privat gehaltene Technologieunternehmen ein, insbesondere aufgrund der Trendwende der Zinspolitik – in den USA wird ja sogar mit Zinssenkungen gerechnet?

Die Stimmung gegenüber privaten Technologieunternehmen hat sich dank prognostizierter Zinssenkungen und sinkender Inflationserwartungen spürbar verbessert. Der Markt ist derzeit ein Käufermarkt, bedingt durch den Liquiditätsbedarf einiger Marktteilnehmer.

Was zeichnet den Technologiesektor aus – insbesondere, wenn es um privat gehaltene Firmen geht?

Der private Markt wächst schnell und erreicht fast die Grösse aller börsennotierten kleinen und mittelgrossen Unternehmen. Tech-Unicorns sind mittlerweile ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und der Medienberichterstattung geworden. Dementsprechend gross ist das Interesse der Anleger an diesem Thema, obwohl der Zugang zu diesen Unternehmen bisher eingeschränkt war.

Welche M&A-Transaktionen erwarten sie in diesem Bereich?

Für das Jahr 2024 erwarten wir mehrere Börsengänge, worauf auch der deutliche Aufwärtstrend der Preise auf dem Sekundärmarkt schliessen lässt. Ausserdem entwickeln sich die Bewertungen privater Technologieunternehmen in der Regel mit einer Zeitverzögerung von etwa 9 bis 12 Monaten am besten, nachdem börsennotierte Technologieunternehmen deutliche Kursgewinne erzielt haben. Es wird erwartet, dass diese Faktoren den Index im Jahr 2024 zu neuen Höchstständen treiben werden.

Was lässt sich aufgrund Ihres 2023 gemeinsam mit Morningstar Indexes aufgelegten Indexes bezüglich des Risikoappetit der Investoren aussagen?

Anhand der Morningstar-Indizes können wir feststellen, dass die Risikobereitschaft der Anleger im Laufe des letzten Jahres wieder zugenommen hat. Dennoch gibt es immer noch zu wenige, die von dieser Anlagemöglichkeit wissen. Sie bietet eine Menge von Vorteilen, darunter eine deutlich verbesserte Liquidität des ansonsten semi-liquiden Produkts, eine hohe Transparenz, einen systematischen Ansatz, der immer in die wertvollsten Unternehmen investiert, und zuletzt niedrige Gebühren ohne jegliche Performancegebühren. Dies sind Schlüsselfaktoren, die dazu beigetragen haben, dass mehr Anleger bereit sind, den Schritt in Privatmarktanlagen zu wagen.

In welche Richtung wird sich der Index 2024 weiterentwickeln? Was sind hier Ihre Prognosen und Pläne?

Morningstar plant, den Index im Februar zu verbessern, indem die weniger liquiden Unternehmen entfernt werden. Diese Änderung wird die Gesamtliquidität verbessern und den Index repräsentativer für den breiteren privaten Markt machen. Ausserdem wird der Index zahlreiche neue Branchen abbilden, insbesondere die künstliche Intelligenz mit Unternehmen wie OpenAI (ChatGPT), Anthropic oder Databricks.

 

Andreas Bezner

Stableton

Andreas Bezner ist CEO, CIO und Mitbegründer von Stableton. Er hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und ist CFA Charterholder. Bezner hat durch seine verschiedenen Rollen in der Transaktionsberatung, im Technologie-Portfoliomanagement, als Hedgefonds-Manager und durch über 70 direkte Venture-Capital-Sekundärmarkttransaktionen bei Stableton umfangreiche Anlageerfahrung gesammelt.