Investment Lösungen

  • Maurizio Caputo
  • CEO
  • Bridport

«EM-Anleihen zeichnen sich durch exzellente Fundamentaldaten aus»

Nachdem Schwellenländeranleihen 2022 stark unter Druck gestanden hatten, haben sie in diesem Jahr wieder Fahrt aufgenommen. Internationale Anleger entdecken derzeit ihre soliden Fundamentaldaten und ihre Fähigkeit zur Alpha-Generierung.

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Schwellenländeranleihen sind in den Portfolios zwar häufig untergewichtet, repräsentieren inzwischen aber einen hohen Marktanteil, der in den letzten beiden Jahrzehnten stark gestiegen ist. Zu Unrecht gelten sie noch immer eher als taktische statt als strategische Säule. Dabei könnte diese Anlageklasse in Zukunft wieder in den Fokus internationaler Investoren rücken.

Die äusserst heterogene Anlageklasse der Schwellenländeranleihen umspannt Länder mit hohen Kreditratings (etwa die Länder im Nahen Osten) und andere mit nach wie vor sehr hohem Kreditrisiko (z. B. Argentinien, die Türkei und Subsahara-Afrika). Zur Steuerung des Kreditrisikos und der Alpha-Generierung ist eine aktive Verwaltung ein Muss.

Drei Hauptsegmente ziehen am Markt für Schwellenländeranleihen das grösste Anlegerinteresse auf sich: Staatsanleihen in Hartwährung, Staatsanleihen in Lokalwährung und Unternehmensanleihen in Hartwährung.

Das wachsende Interesse ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

Erstens haben höhere Inflationsrisiken und „ausgabenfreudigere“ Regierungen die Anleihenrenditen in den Industrieländern in die Höhe getrieben, so dass sich die Differenz zu ihren Schwellenländer-Pendants verringert hat. In den letzten zwei Jahren lag die Volatilität der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den Industrieländern durchweg deutlich über derjenigen in den Schwellenländern. Hierfür lassen sich vor allem zwei Gründe anführen: In den Industrieländern war die Inflation ein schlimmeres Problem, gleiches galt für die Verschlechterung der Haushaltsdefizite und der Staatsverschuldung. Im Gegensatz dazu haben die meisten Schwellenländer in der jüngeren Vergangenheit generell auf eine striktere Politik gesetzt.

In den beiden letzten Jahrzehnten war generell eine allmähliche Verbesserung der durchschnittlichen Bonitäten der in den EM-Benchmarks geführten Länder zu beobachten. Die Kreditratings konvergierten im Allgemeinen in Richtung „Investment Grade“ – hierfür waren vor allem die Länder im Nahen Osten verantwortlich.

Dies lässt sich mit verschiedenen Faktoren erklären: Der institutionelle Rahmen ist in Richtung der in den Industrieländern umgesetzten Standards avanciert. Die meisten fortgeschrittenen Schwellenländer haben die Unabhängigkeit ihrer Zentralbanken gestärkt und Systeme mit Inflationszielen eingeführt. Die schlechten Schüler Argentinien und die Türkei haben für diese Lücken einen hohen Preis gezahlt. Die guten Schüler haben sich einen stabileren und zuverlässigeren Rahmen verliehen, ihre Wechselkursregime sind liberaler. Die Folge: stabilere ausländische Kapitalzuflüsse.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die proaktive Geldpolitik, die viele Zentralbanken der Schwellenländer verfolgen, denn sie haben ihre Geldpolitik 2021-2022 schneller und energischer gestrafft als ihre Pendants in den Industrieländern. Daher sind sie nun in der Lage, die Senkung ihrer Zinssätze einzuleiten. Dies gilt insbesondere für Lateinamerika, z. B. für Brasilien. Hier hat die BCB bereits mit Zinssenkungen begonnen.

Weitere wichtige Argumente für diese Volkswirtschaften sind ihr Rohstoffreichtum (Chile, Peru und China), die stärkere wirtschaftliche Dynamik und die hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften infolge der jungen Erwerbsbevölkerung (insbesondere in Indien). Viele dieser Volkswirtschaften verfügen nicht nur über die herkömmlichen Rohstoffe, sondern auch über seltene Erden und andere unverzichtbare Basiselemente für Technologieprodukte und die „grüne Revolution“. Dank dieser Ressourcen können sie ihre geopolitische Bedeutung stärken, ausländische Investitionen anziehen und ihr Wirtschaftspotenzial langfristig steigern.

In Bezug auf die Bewertungen bieten Schwellenländeranleihen, insbesondere Papiere in Lokalwährungen, nun einen Rahmen, der in den letzten Jahrzehnten selten gegeben war. Nachdem sie 2022 eine der markantesten Korrekturen seit mehreren Jahren erleben mussten, bieten sie nun historisch hohe Realrenditen, Diversifikationspotenzial (geringe Korrelation mit US-Aktien und -Anleihen) sowie einen Zugang zu stark unterbewerteten Währungen. Für breit diversifizierte Portfolios bieten Schwellenländeranleihen, vor allem Lokalwährungsanleihen, daher sehr attraktive Chancen.