Dekorrelation

Investment Lösungen

  • Pascal Schneidinger
  • Gründer und CEO
  • Partasio

“Kunst als Anlageklasse hat sich etabliert”

Der Kunstmarkt hat sich in bestimmten Segmenten als sehr krisenresistent erwiesen. Dazu beigetragen hat die Professionalisierung aller beteiligten Akteure und die Tatsache, dass die Nachfrage insbesondere in Asien nach wie vor sehr hoch ist, sagt Pascal Schneidinger.

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Sie kommen von der Art in Hongkong zurück. Demnächst findet die Art in Basel statt. Wie hat sich der Kunstmarkt entwickelt?

Tatsächlich gibt es nicht einen, sondern viele verschiedene Kunstmärkte, die sich inhaltlich vollkommen unterscheiden. Wenn wir bei Partasio vom Kunstmarkt sprechen, dann handelt es sich um den Markt für Kunst, die nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist. Dieses Segment, welches allgemein als “Post-War & Contemporary Art” bezeichnet wird, macht jährlich ca. 55% des gesamten Umsatzes aller gehandelter Kunstgegenstände aus.

Wie jeder andere Markt funktioniert auch dieses Segment auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage, welche bis zu einem gewissen Grad von externen Faktoren abhängen. Für die Öffentlichkeit sind häufig nur Verkaufsresultate von Kunstauktionen sichtbar. Dies entspricht ca. 40% des gehandelten Volumens. Wir verfolgen sowohl die Auktionen als auch den privaten Handel über Galerien und erstellen unsere eigenen Statistiken für die Segmente und Künstler, die für uns aufgrund ihrer langfristigen, globalen Relevanz interessant sind.

Wie bewerten sie dieses Segment im Detail?

Es gibt etabliertere Künstler und Künstlerinnen deren Angebot immer knapper wird – demzufolge einen äusserst krisenresistenten Markt schaffen. Bei vielen jüngeren Positionen wird für unseren Geschmack viel zu viel spekuliert. Dies führt zu grossen Preisfluktuationen, die zudem schädlich für die Karrieren dieser Künstler sind. Erinnern Sie sich zum Beispiel an den Hype rund um NFTs, für die unglaubliche Summen ausgegeben wurden und von denen man im heutigen Marktumfeld kaum mehr spricht.

Was für Ergebnisse sehen Sie aufgrund der Art Basel Hong Kong?

Im gesamten asiatischen Raum besteht ein grosses und weiter wachsendes Interesse an westlich geprägter, moderner und zeitgenössischer Kunst. Neben Hong Kong gibt es in Asien auch andere wichtige Zentren, wie Seoul, Singapur und Tokyo, die in den letzten Jahren entweder ausgebaut oder wieder entdeckt wurden. Dennoch haben die Aussteller an der Messe von vielen erfolgreichen Verkäufen an jüngere Sammler berichtet und verzeichneten im Blue-Chip-Segment sehr gewichtige Transaktionen, etwa für Werke von Yayoi Kusama oder Philip Guston.

Die Galerien und Auktionshäuser glauben weiterhin, dass Hong Kong auch langfristig von strategischer Bedeutung sein wird und einen wichtigen Zugang zum asiatischen Markt darstellt. Aufgrund der starken Nachfrage und den interessanten demografischen Verhältnissen der Konsumenten, haben die drei grossen Auktionshäuser, Christie’s, Sotheby’s und Phillips seit letztem Jahr angekündigt ihre Präsenz in Hong Kong massiv zu vergrössern und werden in Kürze imposante neue Ausstellungs- und Verkaufsräume einweihen.

Was erwarten Sie an der Art Basel, die im Juni stattfindet?

Historisch gesehen ist die Art Basel in Basel die wichtigste Messe im internationalen Kunstkalender. Jährlich bewerben sich mehrere tausend Galerien mit Ausstellungskonzepten und nur die besten werden angenommen. Sammler und Museumsleute aus aller Welt pilgern dann an die Rheinstadt, um beste Qualität zu sehen und womöglich einzukaufen. Die ausstellenden Galerien an der Hauptmesse, den Satellitenmessen und die umliegenden Museen warten jeweils mit den Highlights ihrer Programme ab, um diese dann im Juni zu präsentieren. Für die bevorstehende Messe laufen die Vorbereitungen überall bereits auf Hochtouren. Auch wenn sich viele Sammler im aktuellen Marktumfeld vorsichtig verhalten, sind wir doch sicher, dass vor allem bei Werken namhafter Künstler, die den hohen Ansprüchen gut informierter Käufer entsprechen, viele erfolgreiche Transaktionen stattfinden werden.

Kunst als Anlageklasse ist etwas, das Sie stark mitprägen. Wie hat sich die Anlageklasse insgesamt entwickelt?

Die Anlageklasse hat sich etabliert. Die starke Performance von sogenannten “Blue-Chips”, dem obersten Segment des Marktes, das wachsende öffentliche Interesse, die praktisch nicht-existierende Korrelation mit anderen Anlageklassen und die zunehmende Verknappung des Angebots, haben erheblich dazu beigetragen. Obwohl geopolitische Krisen und lokale Schwierigkeiten die Stimmung am Kunstmarkt beeinflussen können, ist der langfristige Erfolg von Kunst als Vermögenswert letztlich stark abhängig von der Anzahl wohlhabender Privatpersonen. Ein Trend, der, trotz zwischenzeitlicher Unsicherheiten, langfristig nach oben zeigt.

Pascal Schneidinger

Partasio

Pascal Schneidinger ist Gründer und CEO von Partasio, einer Finanzboutique, die sich auf Investitionen in Kunst spezialisiert hat. Schneidinger begann seine Karriere im Jahr 2003 in den gewerblichen Immobiliengruppen der Credit Suisse First Boston in New York und der Deutschen Bank in London. Anschliessend leitete er bei Starwood Capital in London die Akquisitionen in Kontinentaleuropa, bevor er nach Shanghai zog, um eine Einzelhandelskette für chinesische Konsumenten zu gründen. Ende 2020 kehrte er in die Schweiz zurück, um Partasio zu gründen. Pascal Schneidinger verfügt über einen Bachelor of Science der Wharton School an der University of Pennsylvania und ist zudem ein zertifizierter CFA Charterholder.

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  • Marouane Daho
  • Analyst-Manager
  • Iteram Capital

Q2 2024 – Das Hedgefonds-Barometer

Das letzte Quartal des Jahres 2023 endete mit Rekordwerten für traditionelle Assetklassen. Und dies trotz anhaltender makroökonomischer Bedenken und des zunehmenden Drucks durch hohe Zinsen auf Unternehmen und Verbraucher. Es waren jedoch Aussagen Zentralbanken, insbesondere der US-Notenbank, die risikobehaftete Vermögenswerte bis zum Jahresende stützte und Anleiherenditen in Erwartung mehrerer Zinssenkungs-Schritte für das Jahr 2024 sinken. Ein solches von Beta dominiertem Umfeld stellt in der Regel ein Hindernis für die Alpha-Generierung und demzufolge auch nicht-direktionale Hedgefonds-Strategien dar.

Die im vierten Quartal 2023 beobachteten Niveaus der impliziten und realisierten Volatilität dürften jedoch nicht bis Ende 2024 anhalten. Die Verlängerung dieser Übergangsphase an mehreren Fronten dürfte dazu führen, dass sich für Hedgefonds-Manager zahlreiche Chancen in mehreren Anlageklassen ergeben.

 

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RV Arbitrage/Multi-Strategy – Positiv

Das anhaltend hohe Zinsniveau und die zunehmende Streuung in den Fixed-Income-Märkten in Verbindung mit geringerer Liquidität schaffen attraktive Möglichkeiten zur Alpha-Generierung.

Trotz des historischen Rückgangs der Volatilitätsniveaus steckt in Volatilitätsarbitrage-Strategien weiterhin das Potenzial für asymmetrische und konvexe Renditen.

Commodities – Neutral

Fundamental orientierte Manager, die auf einen bestimmten Sektor spezialisiert sind, sind nach wie vor am besten in der Lage, Angebots- und Nachfrageschwankungen zu monetarisieren.

Unsere Präferenz für Relative-Value-Strategien und taktisches Trading bleibt unverändert.

Global Macro – Neutral

Trotz des attraktiven Potenzials eines spätzyklischen Umfelds und zunehmender regionaler Disparitäten erschweren die anhaltenden Divergenzen zwischen den Märkten und den Erwartungen der Zentralbanken die Positionierung.

2024 ist ein Wahljahr, so dass die anstehenden geopolitischen und steuerlichen Veränderungen eine interessante Quelle für globale Makro-Manager darstellen.

Fixed Income/Credit Arbitrage – Positiv

Niedrige Kreditspreads und schwierigere Refinanzierungsbedingungen sind ideal für Relative-Value-Credit-Long/Short-Strategien, die in der Lage sind, die bevorstehenden Verwerfungen zu monetarisieren.

Es wird erwartet, dass sich weiterhin Möglichkeiten zur Arbitrage der Kapitalstruktur ergeben, während die Emittenten unterschiedliche Auswirkungen aufgrund höherer Kapitalkosten und eines schwierigeren Zugangs zu den Kapitalmärkten feststellen.

Trotz eines marginalen leichten Anstiegs der Ausfallniveaus sind die optimalen Bedingungen für Notsituationen noch nicht gegeben.

CTA/Managed Futures – Neutral

Trend-Following-Modelle profitierten in letzter Zeit von günstigen Umständen an den Aktienmärkten (USA und Japan) sowie vom aussergewöhnlichen Anstieg der Kakaopreise.

Statistical-Arbitrage-Strategien dürften von der erwarteten Zunahme der Streuung und der Volatilität an den Aktienmärkten im Jahr 2024 profitieren.

Da wir uns einem möglichen Wendepunkt an den Zinsmärkten nähern, halten wir quantitative Makrostrategien für weniger attraktiv als ihre diskretionären Pendants.

Event-Driven – Positiv

Die Manager von Merger Arbitrage sind für das Jahr 2024 optimistisch, da die Finanzierungsbedingungen besser sichtbar sind, was zu einem Anstieg der M&A-Aktivitäten führen dürfte. Dennoch haben sich die Spreads insgesamt verengt.

Die Chancen auf Sondersituationen werden immer noch von einigen komplexen und idiosynkratischen Fällen (Umstrukturierungen, Rechtsstreitigkeiten) dominiert.

Equity Long/Short – Positiv

-Wir behalten unsere Präferenz für Manager mit geringem Marktrisiko (Low-Net und Market Neutral) aufgrund der hohen Bewertungsniveaus bei.

Wir rechnen mit einer Rückkehr zur Titelauswahl, während wir in einigen Bereichen des Marktes mit einer Schwäche rechnen, selbst wenn es keine Rezession oder einen abrupten Marktumschwung gibt.

Sektorspezialisten sind eine attraktive Option, um die zunehmende sektorinterne Streuung einzufangen.

Marouane Daho

Iteram Capital

Marouane Daho ist Analyst/Manager bei Iteram Capital und Mitglied des Anlageausschusses. Seine Hauptaufgaben sind die Suche nach Managern und die Verwaltung von Hedgefonds-Portfolios. Bevor er zu Iteram kam, war er bei einem Single-Family-Office in Genf für Hedgefonds und Investitionen in private Märkte zuständig. Seine Karriere begann er Daho bei Lyxor Asset Management in Paris als Hedgefonds-Analyst. Marouane ist Absolvent der NEOMA Business School mit einem MSc in Finanzen.

Trend

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  • Gianluca Castrilli
  • Portfoliomanager
  • Trillium

Europäische Aktien: Mikro- und makroökonomische Unterschiede erfassen

Die Inflation ist zurück, die Zinssätze sind angestiegen und die sektoralen Rotationen sind Realität. Für Anleger sollte in diesem Umfeld ein aktives Management bevorzugt werden, das sich auf die Fundamentaldaten der Unternehmen konzentriert, sagt Gianluca Castrilli.

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Die makroökonomischen Rahmenbedingungen in Europa sind zum Jahresende hin weiterhin unsicher. Obwohl sich der Horizont aufzuhellen scheint, deuten viele Indikatoren immer noch auf eine Konjunkturabschwächung hin und die Rezessionsängste lassen nur schwer nach. Doch trotz des Mangels an ermutigenden Nachrichten aus der Wirtschaft und den starken geopolitischen Unsicherheiten, sind europäische Aktien nach wie vor gut positioniert und legten seit Jahresbeginn um fast 7,0% zu, wie der STOXX 600 per Ende November zeigt.

Obwohl einige Länder in Europa am Rande einer Rezession stehen, gelang es den meisten Unternehmen, ihre Gewinnerwartungen zu erfüllen. Ausserdem sind die Revisionen für das kommende Jahr im Gegensatz zu früheren Krisen, in denen die Gewinnanpassungen oft mehr als 30 Prozent betrugen, wohl weniger dramatisch und spiegeln das rückläufige Bild des europäischen Umfelds nicht wider.

Es ist schwer zu sagen, wie stark sich diese makroökonomischen Unsicherheiten letztlich durchsetzen. Daher ist es unmöglich, sich vorzustellen, dass das Schlimmste noch bevorsteht. Die Instabilität, in der sich der europäische Mikrokosmos befindet, lässt uns jedoch skeptisch werden, ob die Unternehmen ihre Wachstumsprognosen so genau einhalten können. Wahrscheinlicher ist, dass sie ihre Strategien an die sich verändernde Gesamtsituation anpassen.

In dieser Dynamik, die manchmal inkohärent erscheint, aber auch volatiler, werden sich die Anleger und Vermögensverwalter in den nächsten Quartalen zurechtfinden müssen. In den letzten beiden Jahrzehnten haben viele Unternehmen von einem günstigen Umfeld profitiert, das vor allem durch eine lockere Geldpolitik und einen Zustrom an Liquidität geprägt war. Doch die Investmentwelt hat sich in letzter Zeit verändert. Um Chancen zu nutzen und Fallstricke zu vermeiden,

sollten sich die Anleger anpassen und einen aktiven und ausgewogenen Investment-Ansatz in Betracht ziehen. Passive und indexbasierte Anlagemethoden scheinen heute überholt zu sein. Flexibilität wird entscheidend, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität und der Zuverlässigkeit der Erträge der ausgewählten Unternehmen liegt. Entscheidend ist auch, das kurzfristige Rauschen herauszufiltern, um gezielt nach Faktoren zu suchen, die langfristig Wert generieren – dies könnte ein Schlüsselkriterium für die Erzielung von Performance werden.

Die jüngsten Ereignisse wie die Bankenkrise im März dieses Jahres, der Abschwung in der Luxusgüterindustrie oder der wachsende Einfluss der künstlichen Intelligenz haben sich alle unterschiedlich auf die Unternehmen ausgewirkt. Nur durch eine gründliche und grundlegende Analyse konnten die Unternehmen identifiziert werden, die in der Lage waren,

diese Entwicklungen in den jeweiligen Sektoren zu bewältigen. In der Vergangenheit hat das günstige Umfeld in Europa die Verwaltung von Aktien durch passivere Ansätze erleichtert. Um Mehrwert zu generieren, müssen finanzstarke Unternehmen gefunden werden, die sich durch strategische Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Infrastruktur neu erfinden können. In diesem Sinne war 2023 ein Schlüsseljahr, das den Beginn einer Ära signalisierte, in der Selektivität, Diversifizierung und Widerstandsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sein werden, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität und den Wachstumsaussichten der Unternehmen liegt.

Gianluca Castrilli

Trillium

Bevor er zum Managementteam von Trillium kam, war Gianluca Castrilli als Chief Investment Officer, Fondsanalyst und Anlageberater bei Citadel Finance tätig. Dort war er auch für die Umsetzung der Asset Allocation zuständig. Zuvor hatte er seine Expertise in der Fondsanalyse bei der Syz Bank ausgebaut, wo er für die Auswahl der Fondsmanager sowie die Überwachung der Managementdelegationen für mehrere Fonds der Oyster-Reihe verantwortlich war. Gianluca hat einen Master in Finanzwesen der Universität Genf.

Nachbarschaft

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  • Interview mit Thomas Heller
  • Chief Investment Officer
  • Belvédère Asset Management

«Das Blatt könnte sich bald zugunsten Deutschlands wenden»

Der Einbruch der grössten Volkswirtschaft Europas hat die Märkte aufgeschreckt. Thomas Heller, CIO von Belvédère Asset Management ordnet den Einbruch ein. Er rechnet nicht mit drastischen Zinsschritte durch die Nationalbanken.

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èie deutsche Wirtschaft ist auch im dritten Quartal leicht geschrumpft. Was sind hier die Gründe?

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal gemäss ersten Berechnungen tatsächlich leicht zurückgegangen, und zwar um 0.1% zum Vorquartal. Der Rückgang war allerdings geringer als erwartet (-0.3%) und das Vorquartal wurde leicht nach oben revidiert (von 0.0% auf +0.1%). Die Details zu den Drittquartalszahlen sind noch nicht bekannt, diese folgen erst mit der zweiten Schätzung Ende November. Gemäss Mitteilung des Statistischen Bundesamtes belastete insbesondere der rückläufige private Konsum die konjunkturelle Entwicklung.

Einige sprechen schon von Deutschland als kranken Mann Europas? Ist das gerechtfertigt?

Deutschland ist wachstumsmässig innerhalb Europas ein „Nachzügler“, leidet unter Chinas Wachstumsschwäche, dem derzeit zu beobachtenden Lagerabbau und den hohen Energiepreisen. Die schwächere Verfassung Deutschlands zeigt sich auch im Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses, der mit über 4% aber immer noch beachtlich ist. Zudem stehen über alles betrachtet andere EU-Länder wie Italien oder Frankreich nicht wirklich besser da. Das Bild Deutschlands als „kranker Mann“ ist wohl weniger eine Folge des zyklischen Abschwungs sondern entsteht eher unter dem Eindruck der teilweise in die Jahre gekommenen Infrastruktur, missglückter Grossprojekte wie des Berliner Flughafens oder der notorischen Verspätungen der Deutschen Bahn.

Was heisst das insgesamt in Bezug auf die Geldpolitik der EZB und der SNB?

Natürlich halten sich die Notenbanken alle Optionen offen, das heisst sie schliessen weitere Zinserhöhungen nicht explizit aus. Dennoch ist davon auszugehen, dass es angesichts der Wachstumsverlangsamung und der rückläufigen Inflation zu keinen weiteren Leitzinserhöhungen mehr kommen wird. Es gilt auch die Auswirkungen der markanten und rasanten Anhebungen der letzten anderthalb Jahre – die mit Verzögerung in der Realwirtschaft ankommen – zu beobachten. Der nächste Zinsschritt wird eher einer nach unten sein, nicht nach oben. Allerdings kaum vor Mitte des nächsten Jahres.

Welche Folgen hat dies aus Sicht der Anleger?

Solange die konjunkturelle Schwächephase anhält, hat es ein zyklischer Markt wie der deutsche relativ zu weniger konjunktursensitiven Märkten schwer. Wobei: Unter der Annahme, dass die konjunkturelle Talsohle in den nächsten 1-2 Quartalen erreicht ist und die Märkte eine Erholung antizipieren, könnte sich das Blatt bald zugunsten Deutschlands wenden.

 

Thomas Heller

Belvédere Asset Management

Biografie Thomas Heller ist seit April 2022 CIO bei Belvédère Asset Management. Davor machte er sich als Leiter Research und Chief Investment Officer (CIO) der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) einen Namen. Thomas Heller studierte Volkswirtschaft an der Universität Zürich und ist eidg. diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter.

Take cover

Investment Lösungen

  • Interview Daniel Germann
  • Portfolio manager
  • Progressive Capital Partners

«Erstaunlicherweise sind gewisse Absicherungen wieder günstig”

Seit ihrer Gründung in Zug im Jahr 2001 konzentriert sich Progressive Capital Partnners auf alternative Anlagen. Im Moment ist es die Nachfrage der Anleger nach Absicherungs-Strategien aufgrund des starken Zinsanstiegs und der geopolitischen Spannungen, die seine volle Aufmerksamkeit erfordert, wie Daniel Germann erklärt.

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Liquid Alternatives und Long Volatility waren bisher eher nur Spezialisten ein Begriff. Mit dem starken Zinsanstieg hat sich das spätestens im vergangenen Jahr verändert? Was war der Grund?

Die geopolitischen Krisen sowohl im Jahr 2022 als auch 2023, der Aktienmarkt-Rückgang im 2022 als auch die generell erhöhten Schwankungen an den Märkten haben vielen institutionellen Investoren wieder die Daseinsberechtigung von Absicherungs-Strategien in Erinnerung gerufen. Gleichzeitig hat der Marktrückgang 2022 aber auch gezeigt, dass ein nicht ausreichend diversifizierter Absicherungs-Ansatz das Potential für Enttäuschungen birgt.

Absicherungen, das klingt immer wieder auch nach Kosten. Wie sehen Sie das?

Natürlich ist das immer wieder ein Thema. Unser Ansatz bleibt jedoch klar auf sogenannte carry-neutral basierten Absicherungen fokussiert. Das heisst, wir sind grundsätzlich «long» auf realisierten und impliziten Volatilitäten – und das über unsere insgesamt 11 Unter-Strategien hinweg, diversifiziert über alle Asset-Klassen sowie Regionen.

Kosten sind für uns allerdings immer auch im Kontext der gelieferten Umsetzungs-Qualität der spezialisierten Portfoliomanager zu sehen – vermeintlich «günstig» kann also im Endeffekt teilweise sogar deutlich teurer sein als qualitativ hochwertige Lösungen mit beschränkter Kapazität und einem entsprechenden Preisschild. Wir stellen immer wieder fest, dass es unter den sehr heterogenen Absicherungs-Ansätzen erhebliche Diversifikations-Potentiale zu nutzen gibt. Zudem, und dies ist für uns zentral, steigt mit einem breiten gefächerten Netz an Absicherungen die Verlässlichkeit mit Hinblick auf unterschiedliche Krisen-Szenarien.

In Zeiten, in welchen die Aktienmärkte performten, haben Sie also weniger starke Returns gesehen?

Genau, insbesondere Long Volatility ist eine Strategie, die in Zeiten von tiefer Volatilität weniger zum Tragen kommt. Sie spielt für unsere Kunden primär die Rolle als Absicherung gegen Krisen. Und die haben wir derzeit wahrlich zu genüge. Für uns selber dominiert allerdings nach wie vor der «Value»-Aspekt dieser selektiven, und aktiv bewirtschafteten Long Volatility Exposures – den wir können diese typischerweise in den untersten 5-25% der langfristigen historischen Bandbreiten erwerben, was in sich schon ein gewisses Aufwärtspotential birgt, selbst ohne grössere Krisen.

Die makroökonomischen Unsicherheiten bleiben bestehen. Was heisst das aus Sicht des Anlegers?

Wir werden tendenziell weiter höhere Volatilitäten sehen. Die Zeiten von tiefer Inflation sind vorbei. Die Puts, welche durch die Zentralbanken gesprochen wurden, existierten so nicht mehr. Die Transition in ein neues «Makro-Regime» ist in vollem Gange, auch wenn die Zinsen nun nicht mehr so stark ansteigen werden, es da und dort sogar zu einem Halt gekommen ist. Zudem erleben wir eine stärkere Regulation und höhere Kosten im Arbeitsmarkt – alles tendenziell positiv für anhaltend erhöhte Volatilitäten.

Was heisst das alles für Progressive Capital Partners?

Nun, wir sehen uns in unserer Strategie als fokussierter Nischenanbieter bestätigt. Die Nachfrage nach Absicherungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich der Volatilität steigt. Wer diversifiziert und auf tiefe, idealerweise negative Korrelationen achtet, insbesondere auch im Bereich der Liquid Alternatives, dürfte belohnt werden in diesen Zeiten.

 

Daniel Germann

Progressive Capital Partners

Daniel Germann stiess 2019 zu Progressive Capital Partners. Davor arbeitete er bei Vontobel Asset Management, wo er sich ebenfalls auf Global Macro und Systematic Trading Strategien fokussierte. Er war Mitglied des Alternative Investment Committee und arbeitete sowohl an diskretionären als auch an beratenden alternativen Anlagemandaten. Vor seiner Tätigkeit bei Vontobel war Daniel Germann bei der Raiffeisen Schweiz sowie und ihrer Tochtergesellschaft Notenstein La Roche Privatbank tätig. Daniel Germann verfügt über einen Master of Arts in Banking and Finance der Universität St. Gallen (HSG).