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Real Assets Lösungen

  • Interview mit Roland Vögele
  • CEO
  • MV Invest

„Nachhaltige Investitionen erhöhen die Attraktivität einer Liegenschaft „.

Nach der Lancierung des Nachhaltigkeits-Indexes für Schweizer Bestand-Liegenschaften im vergangenen Jahr, hat MV Invest diesen Oktober die ersten Anlagegruppe im Bereich Nachhaltigkeit lanciert. Dies in einem Zeitpunkt, in dem die Märkte seitwärts tendieren und sich die indirekten Immobilienanlagen vom Schock nicht erholt haben. Das sei kein Widerspruch, meint CEO Roland Vögele.

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Wie schätzen die Anleger heute den Immobilienmarkt ein?

Derzeit werden viele Objekte auf dem Markt angeboten. Gut gelegene Liegenschaften mit bereits durchgeführten nachhaltigen Renovationen werden von langfristigen Investoren gesucht und mit geringen Abschlägen gekauft. Andererseits finden Liegenschaften mit hohem Renovierungsbedarf und möglicherweise nicht idealer Lage derzeit kaum neue Käufer. Zudem sind institutionelle Investoren vorsichtiger geworden, während Privatpersonen und Family Offices nun sehr aktiv sind und die aktuell günstigen Gelegenheiten für gezielte Investitionen nutzen.

Schauen wir die indirekten Immobilienanlagen an. Was hat sich hier getan?

Die indirekten kotierten Immobilienfonds haben nach einem schwierigen Jahr 2022 noch keine Erholung verzeichnet. Viele dieser Fonds werden derzeit unter ihrem inneren Wert gehandelt. Zahlreiche Investoren erwarten niedrigere Bewertungen, obwohl diese nicht zwangsläufig eintreten werden. Bei Immobilienaktien sind Portfolios, die in Wohnliegenschaften investieren, günstiger als Direktinvestitionen auf dem Markt. Die derzeitige Verunsicherung spiegelt sich aber bereit in den Preisen wider. Die beruhigenden Signale von Notenbanken könnten zu einer Erholung bei den Immobilienfonds und -Aktien bis zum Ende des Jahres oder bis zum Frühling führen. Aktuell deuten die Anzeichen nicht auf weitere Zinserhöhungen hin. Viele Investoren haben in diesem Jahr noch keine neuen Immobilienprodukte erworben, weshalb es möglicherweise zu einem Käuferansturm bis zum Jahresende kommen könnte.

Was heisst das aus Ihrer Sicht?

Seit Oktober wurden in der Schweiz die Mieten für Wohnobjekte um 4% bis 8% erhöht. Gleichzeitig sind die Hypothekenzinsen unverändert geblieben oder tendenziell sogar gesunken, insbesondere bei Hypotheken mit einer Laufzeit von 2 bis 3 Jahren. Im Vergleich zu Anleihen bleiben Immobilienanlagen sehr attraktiv und sind mittelfristig als Schutz vor Inflation zu betrachten. Die zusätzlichen Herausforderungen, die sich aus der Situation bei der Credit Suisse ergeben hatten, sind nun weitgehend überwunden. Eine schrittweise strategische Neuausrichtung des Immobilien-Asset-Managements durch die UBS wird erwartet.

Aufgrund der anhaltend starken Zuwanderung und der stark reduzierten Bautätigkeit werden Wohnungen und Mehrfamilienhäuser in 1-2 Jahren äusserst knapp und teurer. In vielen Gemeinden gibt es bereits einen Leerstand von weniger als 1%. Dies deutet auf eine Wohnungskrise hin. Die Politiker stehen vor einem Dilemma und haben leider keine allumfassenden Lösungen. All diese Faktoren sprechen für eine Erholung des indirekten Immobilienmarktes, und unsere Kunden nutzen diese Gelegenheit, um ihre Positionen zu erhöhen.

Trotz den Unsicherheiten lancieren Sie mit MV Swiiterra eine neue Anlagegruppe. Was steckt dahinter?

Wir stellen fest, dass professionelle Investoren nach wie vor an interessanten Anlagemöglichkeiten im Bereich indirekten Immobilien bereit sind. Und sie setzen klar auf Nachhaltigkeit. Diesem wollen wir Rechnung tragen. Nach der Lancierung des SSREI, dem ersten unabhängige Nachhaltigkeits-Index für Schweizer Bestandes Liegenschaften, setzen wir bewusst wieder auf dieses Thema. Wir sind mit dem Anlagegruppe in der Lage, die Nachhaltigkeitsentwicklung von Immobilienfonds abzubilden. Den Investoren wird dadurch ein innovatives Instrument zur Diversifikation geboten.

Nachhaltigkeit und Immobilienanlagen – was heisst das für die Rendite?

Ich kenne den Vorwurf: Nachhaltigkeit kostet. Das stimmt nicht. Klar, der Immobilienbesitzer muss zunächst investieren, aber wenn er die Kosten in seine langfristige Bewertung einbezogen hat, dann verursacht dies keine wesentlichen zusätzlichen Kosten. Auf der anderen Seite wird, wenn das Haus den heutigen nachhaltigen Kriterien entspricht, sein Wert und seine Einnahmen nicht reduziert. Unsere Meinung ist klar, dass sich dies auf lange Sicht auszahlt, sowohl in Bezug auf die Attraktivität der Liegenschaft als auch auf die Rendite selbst.

Roland Vögele

MV Invest

Roland Vögele ist der Gründer und Eigentümer von MV Invest, einem unabhängigen Beratungsunternehmen mit Sitz in Zürich. Mit seinem Team berät dieser gebürtige Romand professionelle Investoren bei der Entwicklung und Optimierung von Investitionsstrategien in schweizerische Immobilien. Als Initiator und Mitveranstalter der Schweizer Immobilienmesse für Investoren stellt er seit über zehn Jahren eine Plattform für den Austausch zur Verfügung, die es Fachleuten ermöglicht, ihr Netzwerk zu stärken. Roland Vögele ist Mitglied des Anlageausschusses der AXA Anlagestiftung, Präsident der Dufour Investment Foundation und Vorsitzender des Verwaltungsrats von SSREI, der Verifizierungsstelle des Swiss Sustainable Real Estate Index.“

Evergreen

Real Assets Lösungen

  • Interview Fabrice Zosso
  • Mitgründer & CEO
  • SWISE

«Private Markets sind in der Schweiz und in Europa am Wachsen und Aufholen»

Swise wurde von Fabrice Zosso und Boris Cont, zwei ehemaligen Mitarbeitern der Partners Group, gegründet. Die Private-Market-Boutique hat zum Ziel, die Reichweite der Anlageklasse zu erweitern. Evergreen-Fonds sind für sie eine ideale Lösung, um den Markt zugänglicher zu machen.

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Wie sehen Sie das gegenwärtige Marktumfeld im Bereich Private Markets?

Das gegenwärtige Marktumfeld bietet gute Einstiegsmöglichkeiten auf dem Private Equity-Sekundärmarkt mit Preisabschlägen von bis zu 20% für qualitative hochwertige Portfolios sowie im Bereich Private Credit. Dies aufgrund der zugrundeliegenden variablen Verzinsungen. Bei einzelnen Transaktionen hängt es stark vom jeweiligen Sektor und der Region ab, wobei Firmen mit langfristig stabilen Cashflows jungen Wachstumsunternehmen bevorzugt werden sollten.

Mit welchen Managern arbeiten Sie zusammen?

Wir arbeiten nur mit Managern zusammen, die über eine langjährige Erfahrung beim Aufbau und der Entwicklung von Unternehmen verfügen. Der Schwerpunkt liegt auf der Verlustabsicherung, wobei es sich bei den meisten Unternehmen um mittelgrosse bis grosse Unternehmen mit einem Unternehmenswert von typischerweise 1-5 Milliarden USD und langfristig stabilen Cashflows sowie hohen EBITDA-Margen von mehr als 15% – zumindest in den letzten 5 Jahren – handelt. Stressresistente Sektoren wie das Gesundheitswesen, Software (SAAS) und Dienstleistungen sind im Portfolio aktuell übergewichtet.

Im Vergleich zur USA ist das Segment Private Markets in der Schweiz und Europa weniger stark als Asset Klasse präsent. Sehen Sie hier eine Trendumkehr?

Private Markets sind in der Schweiz und in Europa zwar immer noch weniger präsent als in den USA, jedoch stark am wachsen und aufholen. Wenn man sich vor Augen führt, dass rund 90% der weltweiten Firmen privat gehalten werden, es immer weniger (profitable) IPOs gibt und der S&P500 von rund sieben Firmen dominiert wird, gibt es keine Alternative mehr, als Private Markets in jede Standard-Asset-Allokation aufzunehmen. Neben Private Equity wachsen die Bereiche Infrastruktur und Private Credit stark, und bieten guten Inflationsschutz.

Wieso nimmt die Nachfrage nach Evergreen-Fonds zu?

Evergreen-Fonds haben das Potenzial, Privatmarktanlagen mehr professionellen Anlegern zugänglich zu machen und damit die Allokation in Private Equity weiter zu erhöhen. Dies aufgrund ihrer Vorteile gegenüber klassischen Private-Markets-Produkten, wie Liquidität und Depotfähigkeit. Die Anleger sind vom ersten Tag an zu 100% in einem globalen breit diversifizierten Private Equity-Portfolio investiert und bleiben dies auch bis zum Entscheid des Verkaufs. Das Erreichen und Halten eines solchen Investitionsniveaus ist mit traditionellen geschlossenen Fonds ein ressourcenintensiver und anspruchsvoller Prozess, den viele Anleger nicht selbst bewältigen können. Weitere Vorteile eines Evergreen-Fonds sind neben dem Anlagekomfort auch das regelmässige Portfolio-Steering. Dies ermöglicht es, Neugelder sowie Ausschüttungen aus den zugrundeliegenden Anlagen je nach aktueller Marktlage in andere Sektoren oder Unternehmen zu investieren oder umzuschichten, um von Marktveränderungen zu profitieren.

Was ist die Geschichte hinter Swise?

Swise ist ein Zusammenschluss ehemaliger Partners Group-Kollegen aus dem Investment- und Portfolio-Management sowie dem Private-Wealth-Segment. In den vergangenen Jahren, in denen Boris Cont und ich bei Partners Group sowie bei einem Zürcher Family Office mit Fokus auf Private Equity & Debt Investments zusammengearbeitet haben, waren wir mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Die Hauptfaktoren waren einerseits veraltete Prozesse, die sehr papierlastig waren und andererseits die Tatsache, dass traditionelle Anlagelösungen für institutionelle und Private Wealth-Kunden oftmals zu aufwändig und komplex waren. Auf der Grundlage der wertvollen Erfahrungen, die wir bei unseren Arbeitgebern gesammelt haben, und der Lösungen, die wir selbst zur Überwindung dieser Probleme entwickelt haben, haben wir beschlossen, unseren eigenen Vermögensverwalter zu gründen, um eine einfache Investmentlösung anzubieten, die für alle Arten von Anlegern zugänglich und vorteilhaft ist. Das Team besteht aktuell aus sieben Personen und wird bis Ende Jahr auf zehn Personen anwachsen.

 

Fabrice Zosso

SWISE

Fabrice Zosso leitete diverse Produktstrategien und Geschäftsentwicklungsinitiativen bei der Partners Group. Danach war er im Investment-Team von Petiole Asset Management in Zürich verantwortlich für den Aufbau von Beziehungen zu den führenden Managern, bevor er 2022 als CEO Swise mitgegründet hat. Fabrice Zosso besitzt einen Master in Banking und Finance der Universität Zürich und hat an der der HEC Paris einen Executive MBA-Abschluss.

Aufstieg

Real Assets Lösungen

  • Thibault Leroy Bürki
  • Gründer und CEO
  • Haute Capital

«Eine All-in-One-Lösung anbieten, die für alle zugänglich und intuitiv ist»

In weniger als 18 Monaten hat Haute Capital Partners seinen Börsenwert über die symbolische Schwelle von 100 Millionen Franken gesteigert. Ein beeindruckendes Wachstum für eine Asset-Management-Boutique, die Private-Equity-Investitionen viel zugänglicher machen will, als sie es heute sind. Thibault Leroy Bürki, ihr Gründer, erläutert die strategische Ausrichtung.

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Sie wurden bei Ihrem Börsengang 2022 mit 40 Millionen Franken bewertet. Mittlerweile liegt dieser Wert bei 100 Millionen. Auf welche Faktoren beruht diese beeindruckende Entwicklung?
Die derzeitige Position von Haute Capital unterscheidet sich grundlegend von der Situation vor dem Börsengang. Dieser bemerkenswerte Erfolg lässt sich an mehreren Faktoren festmachen. So ist die Diskrepanz zwischen hoher Nachfrage und knappem Angebot am Markt einer der Schlüsselfaktoren für diese Expansion. Hinzu kommen die vorbildliche Unternehmensführung und eine effiziente Kommunikation. Die Anleger setzen ihr Vertrauen in Haute Capital nicht, weil wir eine Investmentgesellschaft sind, sondern weil wir mit einer Zukunftsvision arbeiten und echte Innovationskompetenz besitzen. Wir testen ständig unsere Grenzen, um sie weiter zu verschieben – dies ist meiner Meinung nach der Aspekt, der durchweg am meisten geschätzt wird. Zudem muss der klassische Investmentprozess überarbeitet werden, davon sind wir überzeugt. Und genau hier machen wir den Unterschied: Wir brechen gerne mit gängigen Konventionen! Wir wollen die Art und Weise, wie die Menschen investieren, vereinfachen – dies ist eine Priorität für uns.

Auf welche Ziele konzentrieren Sie sich als nächstes?
Wir haben grosse Projekte in Angriff genommen. Unser Geschäftsmodell war von Anfang an darauf ausgerichtet, die Anforderungen von Privatanlegern zu erfüllen. Ob vermögende Personen der Kategorie ‚HNWI‘ und ‚UHNWI‘ oder Anleger, die mit kleineren Beträgen den Anfang machen – wir wollen eine All-in-One-Lösung anbieten, die für alle zugänglich und intuitiv ist, unabhängig von den Anlagebeträgen. Für 2024 wollen wir eine digitale Lösung, die in diese Richtung geht.

Inwiefern haben Sie Ihre Anlagestrategie seit Mai 2022 geändert?
Wir stimmen unsere Anlagestrategie wöchentlich auf die globale Dynamik und die makroökonomischen Trends ab. Inzwischen ist die Diversifikation auf mehrere Sektoren kritischer denn je, nicht zuletzt aufgrund der geopolitischen Spannungen. Die Kombination aus Vorsicht und Innovation ist die ideale Lösung. Mit unserer intern entwickelten und auf künstlicher Intelligenz basierenden Plattform können wir uns auch auf eine disziplinierte mathematische Analyse stützen, die unsere Präzision bei bestimmten Positionen erhöht.

Wie beurteilen Sie heute den Private Equity-Sektor, der seit einiger Zeit unter Druck steht?
Vor kurzem haben wir in Aisot investiert – ein Unternehmen, das sich auf die Optimierung von Portfolios mit künstlicher Intelligenz spezialisiert hat. Paradoxerweise sind es oft die schwierigsten Zeiten, in denen die günstigsten Chancen entstehen, die besonders attraktiven Verhandlungsspielraum ermöglichen. Beschäftigung und Innovationen müssen gefördert und Werte geschaffen werden, vor allem in der Schweiz, wo viele Talente zu finden sind. Wir müssen diese lokalen Talente bevorzugen, statt im Ausland zu suchen, denn alle unsere Projekte sind stolz auf ihr „100% Swiss made“-Label.

Wo liegen Ihrer Ansicht nach noch Chancen?
Die Welt verändert sich rasend schnell, insbesondere im digitalen Bereich. Die aktuellen Spannungen intensivieren bestimmte dringende Anforderungen. Darüber hinaus ist es von kritischer Bedeutung, auf zukünftige Tendenzen vorbereitet zu sein. Wir beobachten derzeit, dass Rohstoffe eine hervorragende Option zur Absicherung sind. Viele ausländische Währungen werten gegenüber dem Schweizer Franken ab, weshalb wir eine Liquiditätsreserve in unsere Strategie integrieren müssen. In vielen Sektoren sehe ich Chancen. Gerade in diesen Zeiten laufen wir zur Hochform auf, denn unsere Reaktivität ist eine unserer grössten Stärken. 2024 wird ein spannendes Jahr für uns!

Thibault Leroy Bürki

Haute Capital

Nach seinem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften in Genf arbeitete Thibault Leroy Bürki für verschiedene Risikokapitalgesellschaften in der Region Zürich. Er arbeitete auch für Capital Grey Partners in London, wo er mehrere Startups und referenzierte Projekte finanzierte, bevor er 2017 Haute Capital Partners, seine eigene Firma, gründete. Thibault Leroy Bürki ist auch Verwaltungsratspräsident von Winhomes Immobilien, einem Unternehmen, das im Kauf/Verkauf von Immobilien in der Schweiz tätig ist.