Investment Lösungen

    • Ed Yau
    • Senior portfolio manager
    • Bank Piguet Galland

Anämisches Konsumverhalten in China

Im Gegensatz zu den meisten anderen Volkswirtschaften hat China aus Konjunkturperspektive die Kurve nicht bekommen. Das spiegelt sich im Verhalten der Konsumenten in dem Land wider, die in letzter Zeit deutlich weniger Geld ausgeben.

Während die Investoren darüber diskutieren, ob die US-Wirtschaft nach den Überhitzungserscheinungen nach Covid und einer Reihe von Zinsschritten wohl eine weiche Landung hinlegen wird, sieht die Lage auf der anderen Seite des Pazifiks ganz anders aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Volkswirtschaften hat die chinesische Wirtschaft einen kompletten Konjunkturzyklus verpasst und tut sich immer noch schwer damit, wieder zu wachsen, nachdem die Wirtschaft erst 2022 und damit sehr spät wieder geöffnet wurde. Das hat vielen Sektoren stark geschadet. Diese fehlende Dynamik zeigt sich in dem anämischen Konsumverhalten der chinesischen Bevölkerung, die anscheinend nicht mehr bereit ist, Geld auszugeben, und in der allgemeinen Verdrossenheit der Investoren. Wo sind die wohlhabenden Touristen geblieben, die einst durch die Luxusgeschäfte in Luzern, Paris oder London gestreift sind? Und wann werden sie ihren Esprit und Unternehmergeist wiederfinden?

Die derzeitige Schwäche der chinesischen Wirtschaft beschränkt sich nicht nur auf zyklische Konsumgüter wie Kosmetikartikel, obwohl die jüngste enttäuschende Performance von Sephora und Estée Lauder für sich spricht. Andere wichtige Sektoren wie Gesundheit oder auch Basiskonsumgüter sind ebenfalls von dieser allgemeinen Konsumzurückhaltung betroffen. Einige internationale Marken mögen dieses wirtschaftliche Umfeld vorschieben, um über ihre eigenen Verluste an Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteilen hinwegzutäuschen, doch ein Grossteil des Problems hängt direkt oder indirekt mit der anhaltenden Schwäche des chinesischen Immobilienmarktes zusammen. Dabei war dieser Sektor lange Zeit ein gewaltiger Wachstumsmotor.

Trotz einer Reihe von Massnahmen seitens der chinesischen Regierung, wie Zinssenkungen, Steuervergünstigungen zur Ankurbelung des Konsums und Bemühungen, den Überstand an Wohnungen abzubauen, hat die Konjunkturpolitik bislang noch nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht. Die Intensität und Wirksamkeit der Umsetzung dieser Massnahmen in Verbindung mit dem Ausbleiben neuer, pragmatischerer Initiativen auf der Sitzung des Politbüros im Juli lässt zu wünschen übrig, und das schon seit Anfang des Jahres.

Das eigentliche wirtschaftliche Problem, mit dem China konfrontiert ist, ist eine generelle Vertrauenskrise, sowohl bei den Unternehmern in China und im Ausland als auch bei den Konsumenten. Während die Exporte das BIP-Wachstum in diesem Jahr vorübergehend stützen konnten, wird immer deutlicher, dass zusätzliche fiskalische Impulse erforderlich sein werden, um das jährliche Wachstumsziel von rund 5% zu erreichen.

Die gute Nachricht, wenn man überhaupt von «gut» sprechen kann, ist, dass die Erwartungen der Investoren an die Wirtschaftspolitik so stark nach unten korrigiert wurden, dass jede konkrete Massnahme zur Kurskorrektur von den Märkten positiv aufgenommen werden könnte. Der chinesische Präsident Xi, der für seine starre Haltung bekannt ist, hat häufig nur widerstrebend und zögerlich einen Kurswechsel eingeleitet, denken wir nur an seine Null-Covid-Politik. Es bleibt daher zu hoffen, dass er zeitnah eine Kehrtwende in der Konjunkturpolitik in Erwägung zieht, um zu verhindern, dass der wirtschaftliche Abschwung in China noch länger anhält.

Ed Yau

Piguet Galland

Ed Yau, Experte für die asiatischen Märkte, kam als Senior Fund Manager zu Bank Piguet Galland. Dort verwaltet er den Asien ex Japan und Japan Fonds sowie die Zertifikate „Emerging Markets Best Opportunities“, die vor fast 10 Jahren aufgelegt wurden, und „Climate Action“, die 2019 aufgelegt wird. Von 2013 bis 2018 war er Research-Direktor bei Ellis Munro Asset Management in Singapur. Zuvor hatte er in Singapur die Niederlassung der SIA-Gruppe geleitet, wo er für das Wertpapierportfolio und die Anlagestrategien für Asien verantwortlich zeichnete.

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