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Investment Lösungen

  • Gianluca Castrilli
  • Portfoliomanager
  • Trillium

Europäische Aktien: Mikro- und makroökonomische Unterschiede erfassen

Die Inflation ist zurück, die Zinssätze sind angestiegen und die sektoralen Rotationen sind Realität. Für Anleger sollte in diesem Umfeld ein aktives Management bevorzugt werden, das sich auf die Fundamentaldaten der Unternehmen konzentriert, sagt Gianluca Castrilli.

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Die makroökonomischen Rahmenbedingungen in Europa sind zum Jahresende hin weiterhin unsicher. Obwohl sich der Horizont aufzuhellen scheint, deuten viele Indikatoren immer noch auf eine Konjunkturabschwächung hin und die Rezessionsängste lassen nur schwer nach. Doch trotz des Mangels an ermutigenden Nachrichten aus der Wirtschaft und den starken geopolitischen Unsicherheiten, sind europäische Aktien nach wie vor gut positioniert und legten seit Jahresbeginn um fast 7,0% zu, wie der STOXX 600 per Ende November zeigt.

Obwohl einige Länder in Europa am Rande einer Rezession stehen, gelang es den meisten Unternehmen, ihre Gewinnerwartungen zu erfüllen. Ausserdem sind die Revisionen für das kommende Jahr im Gegensatz zu früheren Krisen, in denen die Gewinnanpassungen oft mehr als 30 Prozent betrugen, wohl weniger dramatisch und spiegeln das rückläufige Bild des europäischen Umfelds nicht wider.

Es ist schwer zu sagen, wie stark sich diese makroökonomischen Unsicherheiten letztlich durchsetzen. Daher ist es unmöglich, sich vorzustellen, dass das Schlimmste noch bevorsteht. Die Instabilität, in der sich der europäische Mikrokosmos befindet, lässt uns jedoch skeptisch werden, ob die Unternehmen ihre Wachstumsprognosen so genau einhalten können. Wahrscheinlicher ist, dass sie ihre Strategien an die sich verändernde Gesamtsituation anpassen.

In dieser Dynamik, die manchmal inkohärent erscheint, aber auch volatiler, werden sich die Anleger und Vermögensverwalter in den nächsten Quartalen zurechtfinden müssen. In den letzten beiden Jahrzehnten haben viele Unternehmen von einem günstigen Umfeld profitiert, das vor allem durch eine lockere Geldpolitik und einen Zustrom an Liquidität geprägt war. Doch die Investmentwelt hat sich in letzter Zeit verändert. Um Chancen zu nutzen und Fallstricke zu vermeiden,

sollten sich die Anleger anpassen und einen aktiven und ausgewogenen Investment-Ansatz in Betracht ziehen. Passive und indexbasierte Anlagemethoden scheinen heute überholt zu sein. Flexibilität wird entscheidend, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität und der Zuverlässigkeit der Erträge der ausgewählten Unternehmen liegt. Entscheidend ist auch, das kurzfristige Rauschen herauszufiltern, um gezielt nach Faktoren zu suchen, die langfristig Wert generieren – dies könnte ein Schlüsselkriterium für die Erzielung von Performance werden.

Die jüngsten Ereignisse wie die Bankenkrise im März dieses Jahres, der Abschwung in der Luxusgüterindustrie oder der wachsende Einfluss der künstlichen Intelligenz haben sich alle unterschiedlich auf die Unternehmen ausgewirkt. Nur durch eine gründliche und grundlegende Analyse konnten die Unternehmen identifiziert werden, die in der Lage waren,

diese Entwicklungen in den jeweiligen Sektoren zu bewältigen. In der Vergangenheit hat das günstige Umfeld in Europa die Verwaltung von Aktien durch passivere Ansätze erleichtert. Um Mehrwert zu generieren, müssen finanzstarke Unternehmen gefunden werden, die sich durch strategische Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Infrastruktur neu erfinden können. In diesem Sinne war 2023 ein Schlüsseljahr, das den Beginn einer Ära signalisierte, in der Selektivität, Diversifizierung und Widerstandsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sein werden, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität und den Wachstumsaussichten der Unternehmen liegt.

Gianluca Castrilli

Trillium

Bevor er zum Managementteam von Trillium kam, war Gianluca Castrilli als Chief Investment Officer, Fondsanalyst und Anlageberater bei Citadel Finance tätig. Dort war er auch für die Umsetzung der Asset Allocation zuständig. Zuvor hatte er seine Expertise in der Fondsanalyse bei der Syz Bank ausgebaut, wo er für die Auswahl der Fondsmanager sowie die Überwachung der Managementdelegationen für mehrere Fonds der Oyster-Reihe verantwortlich war. Gianluca hat einen Master in Finanzwesen der Universität Genf.

Nachbarschaft

Investment Lösungen

  • Interview mit Thomas Heller
  • Chief Investment Officer
  • Belvédère Asset Management

«Das Blatt könnte sich bald zugunsten Deutschlands wenden»

Der Einbruch der grössten Volkswirtschaft Europas hat die Märkte aufgeschreckt. Thomas Heller, CIO von Belvédère Asset Management ordnet den Einbruch ein. Er rechnet nicht mit drastischen Zinsschritte durch die Nationalbanken.

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èie deutsche Wirtschaft ist auch im dritten Quartal leicht geschrumpft. Was sind hier die Gründe?

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal gemäss ersten Berechnungen tatsächlich leicht zurückgegangen, und zwar um 0.1% zum Vorquartal. Der Rückgang war allerdings geringer als erwartet (-0.3%) und das Vorquartal wurde leicht nach oben revidiert (von 0.0% auf +0.1%). Die Details zu den Drittquartalszahlen sind noch nicht bekannt, diese folgen erst mit der zweiten Schätzung Ende November. Gemäss Mitteilung des Statistischen Bundesamtes belastete insbesondere der rückläufige private Konsum die konjunkturelle Entwicklung.

Einige sprechen schon von Deutschland als kranken Mann Europas? Ist das gerechtfertigt?

Deutschland ist wachstumsmässig innerhalb Europas ein “Nachzügler”, leidet unter Chinas Wachstumsschwäche, dem derzeit zu beobachtenden Lagerabbau und den hohen Energiepreisen. Die schwächere Verfassung Deutschlands zeigt sich auch im Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses, der mit über 4% aber immer noch beachtlich ist. Zudem stehen über alles betrachtet andere EU-Länder wie Italien oder Frankreich nicht wirklich besser da. Das Bild Deutschlands als “kranker Mann” ist wohl weniger eine Folge des zyklischen Abschwungs sondern entsteht eher unter dem Eindruck der teilweise in die Jahre gekommenen Infrastruktur, missglückter Grossprojekte wie des Berliner Flughafens oder der notorischen Verspätungen der Deutschen Bahn.

Was heisst das insgesamt in Bezug auf die Geldpolitik der EZB und der SNB?

Natürlich halten sich die Notenbanken alle Optionen offen, das heisst sie schliessen weitere Zinserhöhungen nicht explizit aus. Dennoch ist davon auszugehen, dass es angesichts der Wachstumsverlangsamung und der rückläufigen Inflation zu keinen weiteren Leitzinserhöhungen mehr kommen wird. Es gilt auch die Auswirkungen der markanten und rasanten Anhebungen der letzten anderthalb Jahre – die mit Verzögerung in der Realwirtschaft ankommen – zu beobachten. Der nächste Zinsschritt wird eher einer nach unten sein, nicht nach oben. Allerdings kaum vor Mitte des nächsten Jahres.

Welche Folgen hat dies aus Sicht der Anleger?

Solange die konjunkturelle Schwächephase anhält, hat es ein zyklischer Markt wie der deutsche relativ zu weniger konjunktursensitiven Märkten schwer. Wobei: Unter der Annahme, dass die konjunkturelle Talsohle in den nächsten 1-2 Quartalen erreicht ist und die Märkte eine Erholung antizipieren, könnte sich das Blatt bald zugunsten Deutschlands wenden.

 

Thomas Heller

Belvédere Asset Management

Biografie Thomas Heller ist seit April 2022 CIO bei Belvédère Asset Management. Davor machte er sich als Leiter Research und Chief Investment Officer (CIO) der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) einen Namen. Thomas Heller studierte Volkswirtschaft an der Universität Zürich und ist eidg. diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter.

Take cover

Investment Lösungen

  • Interview Daniel Germann
  • Portfolio manager
  • Progressive Capital Partners

«Erstaunlicherweise sind gewisse Absicherungen wieder günstig”

Seit ihrer Gründung in Zug im Jahr 2001 konzentriert sich Progressive Capital Partnners auf alternative Anlagen. Im Moment ist es die Nachfrage der Anleger nach Absicherungs-Strategien aufgrund des starken Zinsanstiegs und der geopolitischen Spannungen, die seine volle Aufmerksamkeit erfordert, wie Daniel Germann erklärt.

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Liquid Alternatives und Long Volatility waren bisher eher nur Spezialisten ein Begriff. Mit dem starken Zinsanstieg hat sich das spätestens im vergangenen Jahr verändert? Was war der Grund?

Die geopolitischen Krisen sowohl im Jahr 2022 als auch 2023, der Aktienmarkt-Rückgang im 2022 als auch die generell erhöhten Schwankungen an den Märkten haben vielen institutionellen Investoren wieder die Daseinsberechtigung von Absicherungs-Strategien in Erinnerung gerufen. Gleichzeitig hat der Marktrückgang 2022 aber auch gezeigt, dass ein nicht ausreichend diversifizierter Absicherungs-Ansatz das Potential für Enttäuschungen birgt.

Absicherungen, das klingt immer wieder auch nach Kosten. Wie sehen Sie das?

Natürlich ist das immer wieder ein Thema. Unser Ansatz bleibt jedoch klar auf sogenannte carry-neutral basierten Absicherungen fokussiert. Das heisst, wir sind grundsätzlich «long» auf realisierten und impliziten Volatilitäten – und das über unsere insgesamt 11 Unter-Strategien hinweg, diversifiziert über alle Asset-Klassen sowie Regionen.

Kosten sind für uns allerdings immer auch im Kontext der gelieferten Umsetzungs-Qualität der spezialisierten Portfoliomanager zu sehen – vermeintlich «günstig» kann also im Endeffekt teilweise sogar deutlich teurer sein als qualitativ hochwertige Lösungen mit beschränkter Kapazität und einem entsprechenden Preisschild. Wir stellen immer wieder fest, dass es unter den sehr heterogenen Absicherungs-Ansätzen erhebliche Diversifikations-Potentiale zu nutzen gibt. Zudem, und dies ist für uns zentral, steigt mit einem breiten gefächerten Netz an Absicherungen die Verlässlichkeit mit Hinblick auf unterschiedliche Krisen-Szenarien.

In Zeiten, in welchen die Aktienmärkte performten, haben Sie also weniger starke Returns gesehen?

Genau, insbesondere Long Volatility ist eine Strategie, die in Zeiten von tiefer Volatilität weniger zum Tragen kommt. Sie spielt für unsere Kunden primär die Rolle als Absicherung gegen Krisen. Und die haben wir derzeit wahrlich zu genüge. Für uns selber dominiert allerdings nach wie vor der «Value»-Aspekt dieser selektiven, und aktiv bewirtschafteten Long Volatility Exposures – den wir können diese typischerweise in den untersten 5-25% der langfristigen historischen Bandbreiten erwerben, was in sich schon ein gewisses Aufwärtspotential birgt, selbst ohne grössere Krisen.

Die makroökonomischen Unsicherheiten bleiben bestehen. Was heisst das aus Sicht des Anlegers?

Wir werden tendenziell weiter höhere Volatilitäten sehen. Die Zeiten von tiefer Inflation sind vorbei. Die Puts, welche durch die Zentralbanken gesprochen wurden, existierten so nicht mehr. Die Transition in ein neues «Makro-Regime» ist in vollem Gange, auch wenn die Zinsen nun nicht mehr so stark ansteigen werden, es da und dort sogar zu einem Halt gekommen ist. Zudem erleben wir eine stärkere Regulation und höhere Kosten im Arbeitsmarkt – alles tendenziell positiv für anhaltend erhöhte Volatilitäten.

Was heisst das alles für Progressive Capital Partners?

Nun, wir sehen uns in unserer Strategie als fokussierter Nischenanbieter bestätigt. Die Nachfrage nach Absicherungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich der Volatilität steigt. Wer diversifiziert und auf tiefe, idealerweise negative Korrelationen achtet, insbesondere auch im Bereich der Liquid Alternatives, dürfte belohnt werden in diesen Zeiten.

 

Daniel Germann

Progressive Capital Partners

Daniel Germann stiess 2019 zu Progressive Capital Partners. Davor arbeitete er bei Vontobel Asset Management, wo er sich ebenfalls auf Global Macro und Systematic Trading Strategien fokussierte. Er war Mitglied des Alternative Investment Committee und arbeitete sowohl an diskretionären als auch an beratenden alternativen Anlagemandaten. Vor seiner Tätigkeit bei Vontobel war Daniel Germann bei der Raiffeisen Schweiz sowie und ihrer Tochtergesellschaft Notenstein La Roche Privatbank tätig. Daniel Germann verfügt über einen Master of Arts in Banking and Finance der Universität St. Gallen (HSG).

Outlook

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  • Interview Cédric Dingens
  • Head of Investment Solutions and Alternative Investments
  • NS Partners

“Bei Hedgefonds ist das aktuelle Umfeld ideal für die Generierung von Alpha”.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens als Spezialist im Bereich alternativen Anlagen in Genf gibt NS Partners am 28. November einen umfassenden Überblick über den Stand der Anlageklasse. Diese hat in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. Und das werde auch weiterhin so bleiben, wie Cédric Dingens in einem Ausblick ausführt.

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Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, dieses Treffen zum Thema alternative Anlagen am 28. November in Genf zu organisieren?

Der Zeitpunkt erscheint uns ideal. Wir feiern also unser fünfzigjähriges Jubiläum im Bereich der alternativen Anlagen. Und die aktuellen Turbulenzen machen diese Strategien wieder interessant. Ende 1973 einen der allerersten Fonds von Hedgefonds aufzulegen, war eine echte Revolution. Zuvor gab es zwar schon Hedgefonds, aber sie hatten sehr hohe Investitionsschwellen und waren notorisch schwer zugänglich.

Fonds von Hedgefonds ermöglichten also einem breiteren Publikum den Zugang zu alternativen Anlagen und profitierten von deren Stärken in Bezug auf Diversifizierung und Abwärtsschutz. Wir legten damit die Grundlagen für Fondsauswahl und das Multi-Manager-Portfoliomanagement fest, und gehörten so zu den Pionieren einer ganz neuen Branche, für die Genf zu einem der weltweiten Zentren wurde.

Wie sieht der Inhalt ihres Outlooks in groben Zügen aus?

Wir werden einen umfassenden Überblick über die Aussichten im Bereich alternative Anlagen für die nächsten zwölf Monaten geben. Wir werden daran erinnern, warum das aktuelle Umfeld mit erhöhter Volatilität, steigenden Zinsen und anhaltender Inflation ideal für die Generierung von Alpha ist. Wir werden daran erinnern, wie sich die Branche neu erfunden hat, insbesondere durch die Optimierung des Risikomanagements, und wir werden auf die starken Trends für das Jahr 2024 eingehen. Schliesslich werden wir uns mit China und Asien im Hinblick auf alternative Strategien beschäftigen.

Warum ist es so schwierig geworden, in den Hedgefonds-Sektor zu investieren?

Erstens gibt es im Gegensatz zu den Aktienmärkten einfach keine Verzeichnisse von Hedgefonds oder umfassende Datenbanken. Daher sind sie schwer zu finden, zumal sie in einer Vielzahl von Rechtsordnungen domiziliert sind. Eine schnelle Erkennung neuer Fonds ist ebenfalls sehr wichtig, da sie häufig geschlossen werden, nachdem sie eine bestimmte Grösse erreicht haben. Ein ausgezeichnetes Netzwerk in der Branche ist daher von entscheidender Bedeutung. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass diese Fonds häufig Mindestinvestitionen verlangen, die manchmal recht hoch sind. Ein nächster Grund betrifft die Liquidität. Diese Fonds schreiben einen Mindestinvestitionszeitraum vor, in dem es nicht möglich ist, seinen Einsatz zurückzubekommen. Solche Rückzugsmöglichkeiten sind oft nur monatlich oder sogar vierteljährlich möglich und dann auch mit langen Kündigungsfristen.

Ein letzter Grund bezieht sich auf die Komplexität der von diesen Fonds verwendeten Strategien. Um unter einer Vielzahl von Marktbedingungen positive Ergebnisse zu erzielen, greifen die Fondsmanager auf unkonventionelle Strategien zurück, die weit entfernt vom traditionellen “Buy & Hold” sind. Sie setzen auf Derivate, die sie zu komplexen Strategien kombinieren, nutzen Arbitragetechniken, gehen Leerverkäufe ein oder investieren in exotische Märkte wie Rohstoffe. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, über die notwendigen Fähigkeiten zu verfügen, um die Richtigkeit der gewählten Strategie zu beurteilen.

NS Partners hat mit dem Haussmann Fund fünfzig Jahre alternative Vermögensverwaltung betrieben. Welche wichtigen Erkenntnisse haben Sie daraus gezogen?

Im Gegensatz zu den Behauptungen derjenigen, die uns Indexprodukte verkaufen wollen, gibt es talentierte Manager, die wirklich in der Lage sind, den Unterschied zu machen. Dazu muss man sich nur die Performance ansehen, die Haussmann Holdings seit seiner Gründung erzielt hat: +36’663%. Und auch wenn sich die Zeiten ändern, gibt es immer einen Nachwuchs an talentierten Managern, die sich nicht davor scheuen, abseits der ausgetretenen Pfade zu wandern.

Wir haben auch festgestellt, dass alternative Strategien in den letzten zehn Jahren etwas vernachlässigt wurden, da die Aktienmärkte praktisch ununterbrochen gestiegen sind. Man kann eine Parallele zu Versicherungen ziehen, deren Nutzen man erst nach einem Unfall sieht. Aktivere Strategien, die das Kapital besser schützen, sind wieder in Mode gekommen.

Wie sollte das Jahr 2024 im Grossen und Ganzen für die alternative Vermögensverwaltung aussehen?

Angesichts steigender Zinsen, makroökonomischer Bedenken und der Rückkehr der Volatilität an den Märkten dürften Long/Short-Strategien wieder ihren Wert unter Beweis stellen können. Ebenso scheinen sich bei den Themen der Energiewende und in der Welt der Rohstoffe Chancen und Ineffizienzen abzuzeichnen.

Historische Daten zeigen, dass Hedgefonds-Manager ihre besten Ergebnisse in Zeiten hoher Zinssätze erzielen, wie dies zwischen 1990 und 2007 der Fall war. Bei Renditen von 5 % für zehnjährige Anleihen, einer voraussichtlich anhaltenden Inflation und hohen Defiziten befinden wir uns also in einer recht günstigen Situation für alternative Strategien. Sie sollten auch von wichtigen Trends wie der Deglobalisierung, der Energiewende und den US-Wahlen profitieren, da ihre Performance auch von der Streuung an den Aktienmärkten abhängt.

 

Cédric Dingens

NS Partners

Cédric Dingens leitet den Bereich “Investment Solutions & Institutional Clients” bei NS Partners. In dieser Funktion ist er seit 2016 Mitglied des Investmentkomitees von Haussmann. Cédric begann seine Karriere 2001 bei der Banque du Luxembourg. Im darauffolgenden Jahr wechselte er als Portfoliomanager zu Notz Stucki in Luxemburg. Er entwickelte das interne Rahmenwerk für quantitatives Risikomanagement, bevor er 2010 zum Leiter des Risikomanagements in Genf ernannt und 2016 in seine aktuelle Position befördert wurde. Er hat einen Abschluss in Quantitative Finance von der École nationale supérieure des mines de Nancy (Frankreich) und ist Chartered Alternative Investment Analyst.

Ziel

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  • Maad Osta
  • Analyst
  • AtonRà

Nachhaltige Finanzen: Die Zeit ist reif für Taten statt

Nach der Einführung der SFDR stieg die Begeisterung für nachhaltige Fonds sprunghaft an. Doch wie ethisch sind diese Anlagen wirklich und was ist Greenwashing? Maad Osta ist der Frage nachgegangen.

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Mit der Einführung der SFDR-Regelung im März 2021 begann eine neue Ära für die nachhaltige Finanz. Dadurch sollen echte grüne Initiativen von Greenwashing-Produkten unterscheidbar werden. Im Zentrum der Regulierung stehen Artikel-9-Fonds, die trotz der jüngsten Welle von Umklassifizierungen in Artikel-8-Fonds weiterhin einen erheblichen Platz einnehmen. Mit 301 Milliarden Euro machten sie Ende September 3,4 % des europäischen Marktes aus, wie aus einem kürzlichen Morningstar-Bericht hervorgeht. Das ist alarmierend und es stellt sich die Frage, ob Artikel-9-Fonds wirklich nachhaltiger investieren.

Das Definitionsdilemma: Nachhaltigkeit gleich Unklarheit?

Die Welt der nachhaltigen Investitionen ist zwar voller Hoffnung, aber noch immer von Vieldeutigkeit und unklaren Definitionen geprägt. Der Begriff «nachhaltige Investitionen», ein zentrales Konzept der Artikel-9-Fonds, leidet unter dem Fehlen einer einheitlichen und präzisen Definition und lässt Raum für eine Vielzahl von Interpretationen, die von einem Vermögensverwalter zum anderen variieren können.

Auch die bindenden Elemente oder «binding elements», mit denen die Verpflichtungen der Fonds in Bezug auf Nachhaltigkeit festgeschrieben werden sollen, sind nebulös. Diesen sogenannten bindenden Elementen mangelt es oft an Transparenz und Quantifikation. Sie stützen sich auf wenig stringente und manchmal undurchsichtige interne Methoden. Daher findet man nicht selten Banken, E-Commerce-Plattformen und Zahlungsdienstleister in Artikel-9-Fonds.

Der Kohlenstoff-Fussabdruck in Frage gestellt

Es zeigt sich, dass der oft zum Messen der Klimaauswirkungen verwendete Kohlenstoff-Fussabdruck, als alleiniger Indikator für Nachhaltigkeit an Grenzen stösst. Seine grösste Schwäche ist die Schwierigkeit, die indirekten Emissionen – oder Scope-3-Emissionen – einzubeziehen, die den Hauptanteil an den Emissionen eines Unternehmens ausmachen können. Das Messen der indirekten Emissionen, zu denen auch die Emissionen aus der Lieferkette und der Verwendung von Produkten gehören, ist komplex. Zudem fehlt eine Harmonisierung der Berechnungsmethoden, was dazu führt, dass die tatsächlichen Klimaauswirkungen der Unternehmen unterschätzt oder doppelt gezählt werden.

Darüber hinaus berücksichtigt der traditionelle CO2-Fussabdruck nicht die vermiedenen Emissionen, ein entscheidendes Konzept bei der Bewertung der Umweltauswirkungen. Vermiedene Emissionen sind Emissionsreduktionen, die durch den Einsatz von Produkten und Dienstleistungen entstehen, die gegenüber herkömmlichen Alternativen umweltfreundlicher sind. Ein Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge zum Beispiel spielt trotz seines hohen CO2-Fussabdrucks aufgrund des energieintensiven Herstellungsprozesses eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Er erleichtert eindeutig den Übergang zu saubereren Verkehrsmitteln. Andererseits kann ein Online-Zahlungsdienstleister, obwohl er aufgrund seiner digitalen Operationen einen relativ geringen CO2-Fussabdruck hat, indirekt zu nicht nachhaltigen Praktiken beitragen. Dies gilt speziell für den wachsenden und übermässigen Verbrauch an elektronischen Transaktionen, die potenziell Shoppingexzesse und Konsumsucht fördern.

Diese Problematik wird durch eine aktuelle Analyse von Goldman Sachs verdeutlicht. Demnach untergewichten die Artikel-9-Fonds den Technology-Hardware-Sektor (im Durchschnitt um -75%), obwohl dieser für die Herstellung sauberer Technologien von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig übergewichten sie Sektoren, die weniger direkt mit Nachhaltigkeit zu tun haben, wie Mortgage REITs (+880%) und Leisure Products (+480%).

Ein Handlungshorizont, keine Scheinwahrheiten

Die Zukunft der nachhaltigen Finanzwirtschaft wird nicht in Konferenzsälen oder mit Absichtserklärungen entschieden, sondern durch konkrete und messbare Massnahmen. Um zu verhindern, dass nachhaltige Fonds zu reinen Marketingtricks werden, braucht es eine stringente und allgemein anerkannte Definition von «nachhaltigen Investitionen», die quantifizierbare und wirklich aussagekräftige «verbindliche Elemente» umfasst.

Entscheidend ist, dass wir über die eingeschränkten Sichtweisen hinausgehen, die auf den CO2-Fussabdruck konzentriert sind, und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der die letztendlichen Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen im Rahmen einer globalen Dekarbonisierung berücksichtigt. Nur eine solche Entwicklung wird sicherstellen, dass nachhaltige Finanzen nicht nur ein Label sind, sondern ein echter Motor für Veränderungen in Richtung einer grüneren Zukunft.

Maad Osta

AtonRâ

Maad Osta kam 2018 als Energiefachmann zu AntonRâ Partners. Sein Haupttätigkeitsfeld ist die Grundlagenforschung für die Anlagestrategie «Sustainable Future». Zuvor arbeitete Maad Osta als Projektingenieur und später als Projektmanager für ein Unternehmen des Gas- und Energiesektors. Maad Osta ist Inhaber eines Masterabschlusses in Energiemanagement und nachhaltiger Entwicklung der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne.

Home Sweet Home

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  • Aman Kamel
  • Fondsmanager
  • Trillium

Anzeichen einer Stabilisierung: Leichter Anstiegs des Schweizer Aktienmarkts

In einem relativ gesunden Umfeld mit Unternehmen, die solide Fundamentaldaten aufweisen, verbessen sich die Aussichten für Schweizer Aktien gegen Ende des Jahres. Das Segment der Small & Mid Caps scheint angesichts der vorherrschenden Bewertungen besonders attraktiv zu sein.

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Der Schweizer Aktienmarkt ist seit Jahresbeginn in den negativen Bereich gerutscht ist – der SPI verlor Ende Oktober 0,96%. Dabei haben das makroökonomische Umfeld und die negativen Indikatoren dominiert, auch mit Blick auf die mikroökonomischen Nachrichten aus den Firmen. Sowohl das KOF-Frühindikator-Barometer als auch der Industrie-PMI weisen zur Zeit noch einen gewissen Pessimismus auf. Dennoch zeigen dieselben Indikatoren seit August Anzeichen einer Stabilisierung und eines leichten Anstiegs. Ein Trend, der sich im Oktober bestätigen dürfte. Aber auch die Bewertungen, insbesondere von Small und Mid Caps, werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,6% attraktiver. Dabei ist in diesem Segment hervorzuheben, dass die meisten Unternehmen keine Gewinnwarnung herausgegeben auch wenn die Anleger den gesamten Buchwert, der in der Zeit nach COVID generiert wurde, abgeschrieben haben. Nun wachsen dei Umsätze und liegen sogar über den in der Vor-COVID-Periode erzielten Werten.

Die bereits veröffentlichten Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal lassen erkennen, dass die Aussagen der Unternehmen wieder vorsichtig optimistisch werden. Der Abbau von Lagerbeständen scheint zu Ende zu gehen, da sich das Volumen im Konsumbereich verbessert. Auch in der produzierenden Industrie scheint die Talsohle durchschritten zu sein, mit einer deutlichen Verbesserung der Sichtbarkeit für das vierte Quartal und sogar für das erste Quartal 2024, insbesondere was die Aufgtragslage betrifft. Auch China scheint sich allmählich wieder zu erholen. Wobei dies hier noch bestätigt werden muss. Die ersten Ergebnisse des dritten Quartals sind durch die Agilität und Widerstandsfähigkeit der Schweizer Unternehmen bestimmt, die sich schnell an das wirtschaftliche Umfeld angepasst haben und gleichzeitig ihre Margen in einer Zeit der Instabilität und der Stärkung des Schweizer Franken gehalten oder verbessern konnten. Nach mehr als einem Jahr kontinuierlicher Preiserhöhungen muss man jedoch feststellen, dass dem “Pricing Power” allmählich die Luft ausgeht.

Was das Zinsumfeld auf dem Schweizer Markt betrifft, so bleibt der aktuelle Wert von 1,75% für die Unternehmen ein komfortables Plateau. Wir halten dies für unproblematisch für das Wachstum und die Rentabilität von Unternehmen, die grösstenteils einen angemessenen Verschuldungsgrad aufweisen.

Innovation ist deshalb von entscheidender Bedeutung für Schweizer Unternehmen. Kein Wunder, halten sie ihre Ausgaben für Investitionen und F&E weiterhin stabil. Es ist bemerkenswert, dass diese F&E-Ausgaben oft über dem weltweiten Durchschnitt liegen und somit entscheidend sind um den Wettbewerbsvorteil zu halten. Sich als Investor auf Schweizer Know-how zu fokussieren, bedeutet folglich, an einem internationalen Wachstum teilzuhaben und gleichzeitig in Schweizer Franken zu investieren.

Ein Unternehmen wie Lonza, ein weltweit führender Zulieferer für die Pharmaindustrie, hat in den letzten Jahren viel Geld in die Hand genommen, um sein Produktionsvolumen zu erhöhen und ein “manufacturing hotel” zu werden. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen nicht genug investiert und dadurch Chancen verpasst, was es in Zukunft vermeiden möchte. Trotz einer zweiten Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate und des Abgangs des Geschäftsführers sind wir weiterhin davon überzeugt, dass das Unternehmen schneller als erwartet auf den Expansionspfad zurückkehren wird. Der seit 2017 amtierende Verwaltungsratspräsident von Lonza kennt das Unternehmen bestens und das Management wurde verstärkt, um mehr Gewicht und Agilität bei der Steuerung des Wachstumspotenzials zu haben. Auch liegt die Umsatzvisibilität bis Ende 2026 bei etwa 60%, basierend auf den Ergebnissen von 2023. Die Verträge mit Zulieferern haben in der Regel eine Laufzeit von 3 bis 8 Jahren, was zu einer guten Vorhersehbarkeit führt. Der Trend zu pharmazeutischen Zulieferern und Produktionskapazitäten wird in den nächsten Jahren in einem Markt, der auf einen zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt wird, entscheidend sein.

 

Aman Kamel

Trillium

Aman Kamel trat 2022 dem Managementteam von Trillium bei, um insbesondere den Manavest Swiss Equity Fund unter seine Verantwortung zu nehmen. Zuvor war er über 13 Jahre lang als Analyst und Fondsmanager für die Synchrony-Reihe der BCGE auf dem Schweizer und US-Markt tätig. Aman verfügt über ein Diplom in Vermögensverwaltung und eine Zertifizierung in nachhaltiger Finanzwirtschaft des Institut Supérieur de Formation Bancaire (ISFB).