Energiewende 4/4

Die komplette Reihe

Energiewende 4/4

    • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
    • NS Partners

    «Die Verringerung der Nachfrage nach Rohstoffen erfolgt durch die Optimierung der Infrastrukturen»

    Der zweite Teil von der «komplette Reihe» befasst sich mit dem Energiewandel – oder besser gesagt, mit der Energieanpassung, wie Alexis Sautereau und Pierre Mouton es nennen. Das vierte und letzte Interview der Reihe befasst sich mit den natürlichen Ressourcen, die für diesen Übergang notwendig sind, und mit deren Ausbeutung, die heute ziemlich besorgniserregend wäre.

    Von Jérôme Sicard

    Von welchen natürlichen Ressourcen hängt die Energiewende ab?
    Die Energiewende hängt von einer ganzen Reihe von Rohstoffen ab, die für die Erzeugung, Speicherung und den Transport von Energie unerlässlich sind. Für Batterien werden beispielsweise Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit benötigt. Aluminium ist für Solarzellen unerlässlich, während Silber und Silizium in Solarzellen verwendet werden.

    Dann gibt es auch noch einen gigantischen Bedarf an Kupfer, das bei der Herstellung von Kabeln, Motoren, Windkraftanlagen und Stromnetzen zum Einsatz kommt. Derzeit verbraucht der Energiesektor etwa ein Viertel der weltweiten Kupferproduktion – das sind 6 bis 7 Millionen Tonnen pro Jahr. Mit der beschleunigten Elektrifizierung könnte dieser Bedarf in den nächsten zehn Jahren auf über 15 Millionen Tonnen steigen.

    Schliesslich, wenn wir auch ein wenig provokativ sein wollen, müssen wir auch den Fall des Stahls ansprechen, der von Elektrofahrzeugen stark verbraucht wird, vielleicht ein wenig zu stark. Wir sehen nicht wirklich den Sinn darin, Autos zu entwerfen und zu produzieren, die zwei Tonnen wiegen. Die Logik erschliesst sich uns nicht. Wir sind nicht davon überzeugt, dass dies der beste Weg ist, um den Elektroverkehr anzugehen.

    Welche Folgen könnte die Übernutzung der natürlichen Ressourcen im Rahmen der Energiewende haben?
    Sie könnte natürlich verheerende Auswirkungen haben, und zwar aus mehreren Gründen: beschleunigte Umweltzerstörung, erhöhte geopolitische Spannungen und eine Verschlechterung der sozialen Bedingungen in den Abbaugebieten. Das sind die grössten Bedrohungen. Nehmen Sie zum Beispiel die Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo. Die Arbeitsbedingungen sind bereits jetzt unzumutbar und die Situation kann sich noch weiter verschlechtern.

    In wirtschaftlicher Hinsicht besteht auch die Gefahr, dass die zunehmende Knappheit von Metallen zu einer erhöhten Preisvolatilität führt. Je mehr sich eine Ressource erschöpft, desto teurer und unsicherer wird sie. Hinzu kommt ein besorgniserregendes Phänomen: der Rückgang der Bergbauerträge. Es gibt nicht nur weniger Vorkommen, sondern auch die Qualität der Vorkommen nimmt ab. Wir haben gerade das Thema Kupfer angesprochen. Wir können damit fortfahren. Der durchschnittliche Gehalt ist von etwa 1,2 % in den 1990er Jahren auf einem heutigen Wert von weniger als 0,6 % in einigen grossen Minen gesunken. Das Ergebnis: Der Abbau wird teurer, energieintensiver und weniger rentabel.

    Der Gewinn von gleichmassigen Materialmengen erfordert also mehr Energie, mehr Chemikalien und mehr Umweltschäden – ein beunruhigendes Paradoxon für einen Übergang, der als „grün“ bezeichnet werden soll.

    Wie kann man also am besten mit dem exponentiellen Anstieg der Kupfernachfrage umgehen, um bei diesem Beispiel zu bleiben?

    Es wurden bereits mehrere Fronten eröffnet. Zunächst mit der Entwicklung neuer Bergbauprojekte, aber das ist ein Prozess, der immer länger dauert, immer teurer wird und immer stärkeren Umweltauflagen unterliegt. Dann gibt es einen immer stärkeren Willen, das Recycling zu intensivieren: Kupfer ist zu 100% recycelbar, aber heute wird nur ein Bruchteil davon tatsächlich wiederverwendet. Es gibt also viel Raum für Verbesserungen in dieser Richtung. Dies gilt nicht nur für Kupfer, sondern auch für viele andere Metalle, die für den Energiewandel entscheidend sind.

    Auch die Optimierung von Netzwerken und Infrastrukturen ist möglich, um die Menge des benötigten Materials zu reduzieren. Und die Sicherung der Lieferketten auf globaler Ebene ist strategisch wichtig geworden.

    Es gibt noch einen letzten Weg, der in Betracht gezogen werden sollte, der am wenigsten unmittelbar und am wenigsten einfach ist: der Weg der Ersatzstoffe. Es ist in der Tat möglich, die Basismetalle durch Verbundstoffe oder synthetische Materialien zu ersetzen. In diesem Bereich stossen wir jedoch noch an die Grenzen der Physik und dessen, was wir darüber wissen.

    Eine Frage bleibt dennoch offen. Kann sich Recyclingkupfer, das teurer als Primärkupfer ist, durchsetzen, nur weil es tugendhafter ist? Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies nicht offensichtlich. In der wirtschaftlichen Gleichung scheint das Umweltbewusstsein noch nicht ausreichend berücksichtigt zu werden.

    Wie ist es heute möglich, den Umgang mit diesen Ressourcen zu optimieren?

    Indem man zum Beispiel viel strukturiertere Recyclingwege einrichtet. Indem die Rückverfolgbarkeit systematischer gestaltet wird und man Nachhaltigkeitsstandards vorschreibt. Vor allem, aber auch indem man die Produkte von Anfang an so konzipiert, dass sie zerlegbar und wiederverwertbar sind. Das ist eine Logik des Lebenszyklus. Es ist gleichzeitig auch eine Neudefinition der wirtschaftlichen Gleichgewichte und der Wertschöpfungsketten auf globaler Ebene. Irgendwann wäre es auch gut, sich ein wenig mehr bewusst zu machen, dass es nicht absurd ist, den künftigen Generationen etwas Lebensfähiges hinterlassen zu wollen.

    Welche Investitionsmöglichkeiten konnten Sie in diesem Bereich ausmachen?

    Das Recycling strategischer Metalle ist ein schnell wachsendes Gebiet. Ebenso sind es alternative Batterietechnologien, Infrastrukturen für intelligente Netze oder Fonds, die sich auf kritische Metalle spezialisieren. Die Chancen sind zahlreich, sofern man eine langfristige Vision verfolgt und Geduld mitbringt. Auf kürzere Sicht ist klar, dass das intelligente Netzmanagement wahrscheinlich einer der Vektoren ist, auf den sich enorme Anstrengungen konzentrieren und mit dem sich erhebliche Gewinne erzielen lassen. Deshalb weil es einfacher wird, besser im Vorfeld zu wirtschaften und aber auch weil es den Verbrauchern – ob Industrie oder Privatpersonen – möglich wird, ihren Energieverbrauch intelligenter anzupassen. Auf einfache und allgemeine Weise kann dies bereits eine ziemlich grosse Wirkung haben.

    Wie bereiten sich die grossen Akteure des Rohstoffsektors auf die mit der Energiewende verbundenen Umwälzungen vor?

    Die Industrie investiert massiv in die Forschung, insbesondere rund um Verbundwerkstoffe, um ihre Abhängigkeit von traditionellen Metallen zu verringern. In Bezug auf einige wichtige physikalische Eigenschaften – wie die elektrische Leitfähigkeit – gibt es jedoch bislang keine glaubwürdige Alternative zu den bekannten Metallen, insbesondere Kupfer. Leider setzt die Physik noch immer ihre Grenzen.

    Gleichzeitig sind sich die grossen Bergbaukonzerne wie Rio Tinto bewusst, dass die Qualität der Lagerstätten abnimmt und die Ressourcen immer knapper werden. Diese Tatsache veranlasst sie, vorausschauend zu handeln und Forschungsprogramme zu finanzieren, die auf die Entwicklung von Hybridmaterialien abzielen. Das Ziel? Gleichwertige technische Leistungen – insbesondere im Bereich der Leitfähigkeit – beizubehalten und gleichzeitig den Anteil des verwendeten Kupfers zu reduzieren.

    Es geht noch nicht darum, die vorhandenen Metalle vollständig zu ersetzen, sondern vielmehr darum, Zwischenlösungen zu entwickeln, mit denen die Lebensdauer der Ressourcen verlängert und die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Branche erhalten werden kann. Um schliesslich positiv zu bleiben: Je mehr die Einschränkungen zunehmen, desto grösser wird der Druck, innovative Alternativen zu finden.

    Pierre Mouton

    NS Partners

    Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

    Alexis Sautereau

    NS Partners

    Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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      Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

      Art lending

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        • Hugo Rouast
        • Head of Advisory
        • Matis

        „Wir konzentrieren uns auf die 100 bis 150 wichtigsten Nachkriegskünstler“.

        Matis, das auf dem Schweizer Markt startet, bietet Co-Investitionen in Form von Wandelanleihen in die Hauptwerke bedeutender zeitgenössischer Künstler an. Es handelt sich dabei um emblematische Namen, die die Kunstgeschichte tiefgreifend geprägt haben, mit einer soliden, gut etablierten Bewertung, wie Hugo Rouast hier erläutert.

        Von Jérôme Sicard

        Wie positioniert sich Matis aktuell auf dem Kunstmarkt?

        Wir sind ein auf zeitgenössische Kunst spezialisiertes Investmentunternehmen. Unser Modell basiert auf Co-Investments in bedeutende Werke renommierter Nachkriegskünstler. Der Mindestanlagebetrag liegt bei 20.000 Euro (ca. 18.850 CHF).

        Ein besonderes Merkmal des Kunstmarktes ist sein sehr geringes Mass an Verschuldung – unter 1 %. Der Verkauf von Kunstwerken erfolgt hauptsächlich über Galerien oder Auktionshäuser. Wenn eine Galerie ein Werk ausstellen möchte, muss sie es in der Regel aus eigenen Mitteln ankaufen – das kann einen erheblichen Liquiditätsaufwand bedeuten.

        Hier kommt Matis ins Spiel: Wir finanzieren die Werke gemeinsam mit mehreren Investoren über eine spezielle Zweckgesellschaft. Anschliessend wird das Werk in Kommission einer Galerie übergeben – nicht zur Lagerung, sondern zur Ausstellung und zum Verkauf. Der Vorteil für die Galerie: Sie muss kein Kapital mehr für den Erwerb binden.

        Unsere Investoren zeichnen wandelbare Anleihen, die jeweils einem konkreten Kunstwerk zugeordnet sind. Sie wissen genau, worin sie investieren. Unsere Auswahl konzentriert sich auf etwa 100 bis 150 der bedeutendsten Nachkriegskünstler – darunter Andy Warhol, Pablo Picasso, Pierre Soulages, Josef Albers oder Yves Klein.

        Wie sieht Ihre bisherige Erfolgsbilanz aus?

        Matis wurde 2023 gegründet. Im April haben wir die Marke von 50 Millionen Euro eingeworbenem Kapital überschritten. Damit konnten wir 52 Kunstwerke erwerben – 10 davon wurden bereits erfolgreich veräussert.

        Wie gehen Sie beim Ankauf von Werken vor?
        Es gibt verschiedene Ansätze für Kunstinvestitionen. Manche setzen auf junge, aufstrebende Künstler – in der Hoffnung, einen zukünftigen Star zu entdecken. Das ist legitim, aber nicht unser Weg. Wir wollen unseren Investoren keine spekulativen Risiken zumuten.

        Wir konzentrieren uns auf etablierte Künstler mit stabiler oder leicht wachsender Marktperformance. Unser Ziel ist es nicht, auf künftige Erfolge zu wetten, sondern durch kluge Akquisitionen den Markt zu schlagen. Dabei ergeben sich immer wieder Gelegenheiten – ähnlich wie auf dem Immobilienmarkt, wenn Eigentümer kurzfristig Liquidität benötigen.

        Dann zählt Geschwindigkeit – und genau das ist unsere Stärke. Wir können sehr schnell handeln und sichern uns so Chancen, die anderen entgehen.

        Wie wählen Sie die Kunstwerke aus?

        Unser Fokus liegt klar auf zeitgenössischer Kunst – dem dynamischsten Segment des Marktes. Über 50 % aller Transaktionen entfallen auf diesen Bereich, sei es bei Auktionen oder im Privatverkauf.

        Oft wird der Kunstmarkt als elitär wahrgenommen, doch rund 93 % der gehandelten Werke kosten weniger als 50.000 US-Dollar.

        Der wahre Wertzuwachs findet jedoch in einer anderen Preisklasse statt: bei Werken zwischen 500.000 und 5 Millionen US-Dollar. Dieses Segment macht nur etwa 1 % der Transaktionen aus, vereint aber über die Hälfte des Handelsvolumens. Genau hier positioniert sich Matis – mit ikonischen Werken von Künstlern mit hoher Marktliquidität und solidem Wiederverkaufspotenzial.

        Wie viele Künstler stehen bei Ihnen im Fokus?

        Als Grundlage dient uns der Artprice 100 Index, der die hundert am häufigsten gehandelten Künstler umfasst. Darüber hinaus verfolgen wir eine engere Auswahl von etwa 150 Künstlern, die kunsthistorisch relevant sind.

        Ein zentrales Kriterium ist die institutionelle Anerkennung – etwa durch die Präsenz in bedeutenden Museen. Das schafft langfristige Wertstabilität. Dagegen lassen wir auch sehr populäre Künstler aussen vor, deren Werke zwar Höchstpreise erzielen, aber in Museen kaum vertreten sind. Deren Marktwert könnte bei einer Korrektur deutlich stärker schwanken.

        Warum haben Sie sich für wandelbare Anleihen entschieden?

        Aus steuerlichen und sicherheitsbezogenen Gründen. Wandelanleihen vermeiden eine Doppelbesteuerung auf Gesellschaftsebene. Unsere Struktur ist vorrangig finanziell motiviert – Ziel ist ein möglichst effizienter Ertrag für den Anleger.

        Und: Wenn ein Werk nach fünf Jahren nicht verkauft wurde, werden die Anleihen automatisch in Anteile an der Gesellschaft umgewandelt. Die Investoren werden so zu Miteigentümern am Kunstwerk und entscheiden, ob sie es behalten oder verkaufen – meist über ein Auktionshaus. Die eigentliche Sicherheit liegt im Werk selbst: Es dient als materielles Sicherungsvermögen.

        Welche Renditen haben Sie bislang erzielt?

        Wir haben 10 von 52 erworbenen Werken bereits veräussert. Die durchschnittliche Wertsteigerung lag bei 16,5 % nach Abzug aller Gebühren, bei einer durchschnittlichen Haltedauer von unter acht Monaten. Daraus ergibt sich eine jährliche interne Rendite (IRR) von 54,4 %.

        Diese hohe Rendite ist weniger auf den Verkaufspreis als auf die schnelle Veräusserung zurückzuführen – unsere Stärke liegt in der Geschwindigkeit. Wir kaufen nichts ohne vorherige Marktanalyse und Verwertungsstrategie. Unser Ziel ist ein Wiederverkauf innerhalb von zwei bis fünf Jahren – wie zuletzt bei einem Werk von Josef Albers, das wir nach weniger als fünf Monaten weiterverkaufen konnten.

        Hugo Rouast

        Matis

        Bei Matis ist Hugo Rouast als Head of Advisory für den Schweizer Markt tätig, einem der wichtigsten Entwicklungsschwerpunkte des Unternehmens. Hugo verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen Asset Management und Investor Relations. Er initiierte und entwickelte mehrere alternative Co-Investiment-Möglichkeiten in der Schweiz und baute ausserdem erfolgreich Investor-Relations-Teams in Genf und Zürich auf, unter anderem bei Foxstone. Hugo Rouast ist Absolvent der Ecole Supérieure de Commerce in Clermont-Ferrand.

         

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          Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

          Energiewende 3/4

          Die komplette Reihe

          Energiewende 3/4

            • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
            • NS Partners

            „Elektrizität ist heute so etwas wie der Übergang vom Fernsehen zum Internet“.

            Der zweite Teil von der komplette Reihe befasst sich mit dem Energiewandel – oder besser gesagt, mit der Energieanpassung, wie Alexis Sautereau und Pierre Mouton es nennen. Das dritte Interview der Serie befasst sich mit dem Thema Elektrifizierung, wobei sich die Modelle ziemlich radikal verändern und so intelligente Netze entstehen, welche in der Lage sind, Stromflüsse in mehreren Richtungen zu steuern.

            Wie kann das Stromnetz an die massive Elektrifizierung von Sektoren wie der Industrie oder dem Verkehr angepasst werden?

            Zunächst einmal ist der Unterschied zwischen Europa und den USA in Bezug auf die Strominfrastruktur auffällig gross. Entgegen dem häufig vermittelten Bild ist Europa dabei nicht unbedingt rückständig. Ein einfacher Abstecher nach Malibu in Kalifornien genügt, um das traurige Schicksal einiger amerikanischer Strominfrastrukturen festzustellen, die seit Jahrzehnten praktisch vernachlässigt werden. Im Gegensatz dazu haben viele europäische Städte ihre Netze unterirdisch verlegt und ihre Stromverteilung mit enormer Konsequenz modernisiert.

            Für viele Schwellenländer, in denen es keine oder nur eine schwach entwickelte Infrastruktur gibt, mag es einfacher sein, etwas Neues zu bauen, als ein altes System zu modernisieren, vor allem, wenn die neuen Modelle nicht mehr den traditionellen Mustern folgen.

            Bis heute waren die Stromnetze im Wesentlichen zentralisiert: Einige wenige grosse Anlagen erzeugten die Energie, die dann zu den Verbrauchern weitergeleitet wurde. Dieses Modell, das vertikal und in eine Richtung verläuft, erinnert an das traditionelle Fernsehen: Inhalte, die von einigen wenigen produziert werden, werden an alle gesendet, ohne dass es eine Interaktion gibt.

            Heute, mit der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien und der Vervielfachung der Produktionsquellen, gehen wir zu einem verteilten und interaktiven Modell über. Es ist ein bisschen wie der Übergang vom Fernsehen zum Internet: von einem „one way“-System zu einem „two way“-Ökosystem mit unendlich vielen Produzenten und Austauschpunkten. Strom wird zu einer Angelegenheit intelligenter Netze, die in der Lage sind, Ströme in alle Richtungen zu steuern.

            Zwei Schwerpunkte sind daher vorrangig: die Erneuerung der Infrastrukturen im Sinne einer dezentralisierten, vernetzten Logik und die intelligente Verwaltung dieser Netze, insbesondere dank künstlicher Intelligenz, um die Stromflüsse zu optimieren und Angebot und Nachfrage in Echtzeit auszugleichen.

            In welchen Bereichen ausserhalb des Transportwesens eröffnet die Elektrifizierung die vielversprechendsten Perspektiven?

            In der Industrie sind die Möglichkeiten am gewichtigsten, aber auch besonders komplexes. Einige industrielle Prozesse basieren auch heute noch fast ausschliesslich auf fossilen Brennstoffen, und die Umstellung auf Elektroenergie ist noch weit entfernt, wie zum Beispiel bei der Zementherstellung: Derzeit ist dies technisch unmöglich. Hier stösst man nicht nur an die Grenzen der Physik, sondern auch an die Grenzen unseres derzeitigen Wissens.

            Doch gerade diese Einschränkungen bieten enorme Möglichkeiten für Fortschritte, die jedoch enorme Anstrengungen – und Kapital – in Forschung und Entwicklung erfordern.

            Ausserdem folgen wir einer neuen Logik: Es geht nicht mehr nur darum, die Energieproduktion zu steigern oder den Energieverbrauch zu senken, sondern darum, die benötigte Leistung genau an die tatsächlich verfügbare Leistung anzupassen. Dies setzt ein fein abgestimmtes, intelligentes Echtzeitmanagement der Energieflüsse voraus.

            Auf diesem Gebiet, dem der systemischen Optimierung, sind die Fortschritte am schnellsten und messbarsten. Dies ist umso wichtiger, als bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Rechenzentren, keine Schwachstellen dulden. Die erwarteten Zuverlässigkeitsniveaus werden immer höher werden, mit Redundanzanforderungen, die für den Hausgebrauch nicht erforderlich sind.

            Welche grossen Akteure scheinen Ihnen beim Thema Elektrifizierung am besten positioniert zu sein?

            Wir sehen heute zwei Welten, die bei diesem Thema konvergieren. Auf der einen Seite stehen die grossen, historischen Industriekonzerne und auf der anderen Seite neue, viel agilere Marktteilnehmer, die eher in den Bereichen Software oder künstliche Intelligenz tätig sind. Akteure wie Vesta beispielsweise positionieren sich eher im Bereich des intelligenten Netzmanagements.

            Bei den „klassischen“ Industrieunternehmen findet man bekannte Namen – manchmal direkt, manchmal über Tochtergesellschaften, insbesondere wenn es darum geht, gezielter um Finanzierungen zu werben. Dies ist der Fall bei Genova, der Tochtergesellschaft von General Electric. Andere Konzerne arbeiten auf stärker integrierte Weise, wie Siemens oder Schneider.

            Um diese Schwergewichte herum gruppieren sich zahlreiche kleine, sehr innovative Unternehmen, die sich auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette positionieren. In den meisten Fällen werden diese Strukturen jedoch irgendwann absorbiert. Die grossen Konzerne sehen darin eine Möglichkeit, ihr Angebot zu erweitern, technologische Schlüsselbausteine zu erwerben und effizienter auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.

            Denn im Grunde ist es für einen Kunden viel einfacher, einen oder zwei Ansprechpartner zu haben, die in der Lage sind, sein gesamtes Energieökosystem zu verwalten, als ein Dutzend Dienstleister koordinieren zu müssen. Die Herausforderung besteht in der Lesbarkeit und der Integration.

            Haben erneuerbare Energien auf Dauer wirklich das Potenzial, die zunehmende Elektrifizierung des Energiebedarfs zu unterstützen?

            An dieser Stelle möchten wir eine kleine Klammer über die sogenannte „Energiewende“ ziehen. Wir haben Zweifel an der tatsächlichen Richtung dieses Übergangs. Es wäre richtiger – und vernünftiger -, von Energieanpassung zu sprechen. Denn wir werden nicht von heute auf morgen – und vielleicht sogar nie – auf ein System umstellen, das vollständig aus erneuerbaren Quellen gespeist wird. Das ist schlichtweg unrealistisch.

            Erneuerbare Energien nehmen heute einen nicht zu vernachlässigenden Platz im Energiemix ein, das stimmt. Aber solange wir die Frage der Langzeitspeicherung nicht gelöst haben, werden sie strukturell zweitrangig bleiben.

            Ohne einen grossen wissenschaftlichen Durchbruch ist es daher schwierig, sich einen Energiemix vorzustellen, der mittelfristig ohne fossile Energieträger auskommt. Und im Übrigen sieht man es bereits: Erdgas ist auf dem Vormarsch. Seine Vorzüge werden wiederentdeckt. Es ist reichlich vorhanden, seine Grenzkosten sind niedrig, und vor allem ist die Infrastruktur für seine Förderung, seinen Transport und seine Verteilung bereits vorhanden.

            Heute macht Erdgas etwa 23 % des weltweiten Energiemixes aus. Es ist nach Öl und Kohle die drittwichtigste Energiequelle der Welt. Und wenn der Übergang weiterhin seine Grenzen aufzeigt, ist es nicht ausgeschlossen, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren steigen wird.

            Wie wird sich die Elektrifizierung, wenn sie in grossem Massstab durchgeführt wird, auf die Preise für die Verbraucher auswirken?

            Die Politik hat sicherlich eine Rolle zu spielen, aber es ist ebenso wichtig, staatliche Eingriffe zu begrenzen. Es ist unbestreitbar, dass die Infrastruktur weiterentwickelt werden muss, was mit Kosten verbunden ist, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Preisfrage nicht allein von dieser Infrastruktur herrührt. Die Ukraine-Krise hat strategische Lücken aufgedeckt, insbesondere bei der Diversifizierung der Versorgungsquellen. Es ist schwer zu verstehen, wie Deutschland so lange ausschliesslich von Russland abhängig sein konnte!

            Was den Investitionsbedarf betrifft, so gibt es eine klare Unterscheidung zwischen dem industriellen und dem häuslichen Verbrauch. Beide Segmente erfordern nicht die gleichen Investitionen. Bisher haben jedoch die Entwicklungen bei der Infrastruktur, den Produktions- und Vertriebsmethoden nicht über die Preise entschieden.

            Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Probleme, die bei diesem grossen Projekt der Elektrifizierung noch zu lösen sind, abgesehen von der Langzeitspeicherung für erneuerbare Energien?

            Die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen ist besorgniserregend. Es handelt sich nicht nur um ein Problem der Quantität, sondern auch der Qualität. Die Metallvorkommen werden immer weniger reichhaltig: Die Gehalte sinken, sodass viel grössere Gesteinsmengen abgebaut und verarbeitet werden müssen, um die gleiche Menge Metall zu erhalten. Eine Tonne Erz konnte früher bis zu 10 % Kupfer enthalten. Heute ist dieser Anteil oft auf unter 1 % gesunken. Die Folge: Die Betriebskosten explodieren, die wirtschaftlichen Erträge sinken und es wird immer schwieriger, bestimmte langfristige Investitionen in die Metallgewinnung zu rechtfertigen. Nun, je mehr die Einschränkungen zunehmen, desto grösser werden die Anreize, innovative Lösungen zu finden. Daraus ergeben sich viele Chancen.

            Pierre Mouton wird die Fragen von Jérôme Sicard am 13. Mai im Hotel Métropole in Genf bei der von SPHERE organisierten Podiumsveranstaltung beantworten.

            Pierre Mouton

            NS Partners

            Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

            Alexis Sautereau

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            Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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              Spoutnik

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                • Raj Shant
                • Client Portfolio Manager
                • Jennison Associates

                „Bei KI liegen die substanziellsten Gewinne heute bei Software und Anwendungen“

                Das erste Quartal markierte einen Wendepunkt für Technologiewerte. Der Durchbruch von DeepSeek, einer chinesischen Start-up, die sich auf kostengünstige KI spezialisiert hat, symbolisiert diese neue Phase: Die Wertschöpfung hat sich schnell von Hardware auf Software und Anwendungen verlagert. Wie Raj Shant betont, wird Nvidia wahrscheinlich nicht mehr der unangefochtene Marktführer sein.

                Von Jérôme Sicard

                Die „Magnificent Seven“ hatten im vergangenen Jahr einen Anteil von 43 % am Weltmarkt. Wie haben sie sich im ersten Quartal 2025 geschlagen?

                Tatsächlich war das erste Quartal für diese Unternehmensgruppe sehr schlecht, wahrscheinlich aufgrund ihrer hohen Konzentration. Dennoch glauben wir, dass die generative KI unsere Welt, Ihre Welt und die Welt unserer Kinder in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Heute sehen wir ähnliche Muster entstehen, wie wir sie in der Vergangenheit zum Beispiel beim Internet beobachtet haben. Die ersten Gewinne aus den grossen technologischen Fortschritten sind in den Bereichen Hardware und Infrastruktur zu verzeichnen.

                Der grösste Nutzen wird jedoch in der Regel erst später in den Software- und Anwendungsschichten erzielt. Dies war bereits bei den in den 60er und 70er Jahren eingeführten Mainframes der Fall, genauso auch wie bei PCs, dem Internet und zuletzt bei der Blockchain. Auf dem mobilen Internet haben Giganten wie Amazon, Facebook und Instagram ihre Geschäftsmodelle aufgebaut und beispiellose Gewinne erzielt, aber es ist nicht die Infrastruktur selbst, die die höchsten Renditen an der Börse erzielt hat.

                Nvidia hat seit Jahresbeginn fast ein Fünftel seines Wertes verloren. Wie sollten Anleger nun mit dem KI-Megatrend umgehen?

                In den letzten neun Monaten haben wir unser Engagement in Hardware, die KI-Entwicklungen unterstützt, schrittweise reduziert. Dies betrifft natürlich Halbleiter – insbesondere Nvidia – mit denen wir in den letzten Monaten beträchtliche Gewinne erzielt haben. Wir haben uns entschieden, diese Position zu reduzieren, da, selbst wenn es noch eine potenzielle Gewinnwelle geben sollte, diese viel geringer ausfallen dürfte als in den Jahren 2023 und 2024.

                Im Januar hat DeepSeek deutlich gezeigt, dass die Erstellung grosser Sprachmodelle nicht unbedingt so viel Hardware und Rechenleistung erfordert, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Ausserdem haben wir in den letzten acht Wochen eine Welle neuer LLMs erlebt, sodass das Thema nicht mehr wirklich aktuell ist.

                Bei jeder Revolution wiederholt sich das gleiche Muster: Der Preis der Schlüsseltechnologie sinkt. Diese starke Deflation ermöglicht eine massive Verbreitung und breite Einführung. Das ist also nichts Ungewöhnliches. Und es war DeepSeek, der diesen Übergang von der Hardware zu Software und Anwendungen, die sofort zugänglicher wurden, markiert hat.

                Natürlich läuft so etwas nie reibungslos ab. Nvidia wird wahrscheinlich nicht mehr der grosse Marktführer sein, der er einmal war, vor allem nach den massiven Investitionen, die die Unternehmen in 2023 in GPU-Chips getätigt haben. Der Schwung hielt auch 2024 an, aber heute sind die Signale klar: Die Wachstumsrate von Nvidia scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben und die Märkte fragen sich nun, was die nächsten grossen Wachstumstreiber sein werden.

                Was sind die wichtigsten Lehren, die Sie aus dem Fall DeepSeek gezogen haben, der von vielen mit einer Sputnik-Episode verglichen wurde?

                Abgesehen von der Verlagerung von der Hardware zur Software und dem daraus resultierenden Preisverfall bei der Infrastruktur hat DeepSeek die starke Innovationskraft der chinesischen Technologie unterstrichen, die von hochkarätigen Ingenieuren vorangetrieben wird, die alle in China ausgebildet wurden. Dies ist bemerkenswert, wenn man die grossen Durchbrüche betrachtet, die in jüngster Zeit in Europa oder den Vereinigten Staaten erzielt wurden. Der Kontrast ist auffällig. Dennoch bleiben die USA ein starker Magnet für Talente aus Europa, Indien und China. Langfristig werden sich dort zweifellos die grössten Chancen konzentrieren.

                Sie werden höchstwahrscheinlich in den bereits erwähnten Software- und Anwendungsschichten liegen. Diese natürliche Entwicklung wird selbstverständlich eine gewisse Unsicherheit und Volatilität mit sich bringen, wie wir es wieder im Januar gesehen haben.

                Welche Unternehmen würden Sie in Bezug auf diese Software- und Anwendungsschichten nennen?

                Ich kann das Beispiel von BYD nennen, das auf dem chinesischen Markt das Äquivalent von Tesla ist. Im Bereich der Anwendungen schaffen sie keine künstliche Intelligenz, sondern nutzen sie, um das Fahrerlebnis zu einem Preis zu verbessern, den heute niemand sonst bieten kann. Ich denke auch an Apple. Sie haben keine eigene LLM, aber sie sind in der Lage, mit jedem zusammenzuarbeiten. Mit OpenAI in den USA oder mit Alibaba in China. Apple hat sehr schnell erkannt, dass die Wertschöpfung nicht in der Entwicklung von generativer KI liegt, sondern in ihrer Nutzung, und so haben sie ihre Strategie definiert.

                Was halten Sie von der jüngsten relativen Erholung der Aktienmärkte in einem Europa, das in der Welt der künstlichen Intelligenz schlecht oder gar nicht positioniert ist?

                Europa hat im ersten Quartal von mehreren positiven Faktoren profitiert, die die Aktienmärkte beflügelt haben, aber ich frage mich, was in einem Jahr von dieser Rally übrig bleiben wird. Bleiben wir beim Thema künstliche Intelligenz. Viele europäische Unternehmen versuchen, in diesem Bereich zu expandieren, sehen sich aber mit dem immer wiederkehrenden Problem der Regulierung konfrontiert. Noch bevor wir einen LLM schaffen, versuchen wir bereits, sein Konzept in einem regulatorischen Rahmen einzufrieren. Das ist Europa. Wir denken über Regulierung nach, bevor wir innovativ sind. Meiner Meinung nach wird der amerikanische Markt weiterhin eine dominierende Stellung einnehmen, weil dort Innovation Priorität hat, und die attraktivsten Möglichkeiten werden noch lange in den USA und China zu finden sein.

                Raj Shant

                Jennison Associates

                Raj Shant ist Client Portfolio Manager für Jennison in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Er ist in London ansässig und arbeitet seit 2019 für das Unternehmen. Zuvor war Raj Shant 17 Jahre lang bei Newton Investment Management tätig, zunächst als Leiter für europäische Aktien und später als globaler Aktienportfoliomanager. In seinem letzten Jahr bei Newton war Raj auch Leiter für nachhaltige Investitionen. Davor war er Leiter des Bereichs europäische Aktien bei Credit Suisse Asset Management. Er begann seine Karriere im Investmentbanking und in der Aktienanalyse. Raj erwarb einen BA mit Auszeichnung in Wirtschaft und Management an der Universität Leeds. Er ist Inhaber des Investment Management Certificate der CFA Society UK.

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                  Energiewende 2/4

                  Die komplette Reihe

                  Energiewende 2/4

                    • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
                    • NS Partners

                    „Wir sind Zeugen einer Privatisierung der Energieinfrastruktur“

                    Die zweite Folge von der komplette Reihe befasst sich mit der Energiewende – oder genauer gesagt, wie es Alexis Sautereau und Pierre Mouton bevor ziehen mit der sogenannten Energieanpassung. Das zweite Interview der Reihe befasst sich insbesondere mit dem Thema Infrastruktur und dem grossen Einfluss, den die Tech-Giganten auf deren Entwicklung haben werden.

                    Von Jérôme Sicard

                    Wie kann man die derzeitige Infrastruktur anpassen, um den Energieverbrauch im Verkehr zu senken?

                    Zunächst wird man sich in Geduld üben müssen. Der Rückstand ist beträchtlich. Die USA sind das beste Beispiel dafür: Man hat auf das Internet gesetzt, aber vergessen, dass auch Strassen und Kabel wichtig sind. Das Ergebnis ist, dass wir nun 15 Jahre lang damit beschäftigt werden, die Netze auf den neuesten Stand zu bringen. Heute kann man im Energiemix noch komponieren, aber die vollständige Optimierung wird Zeit brauchen. Es wird zwangsläufig eine Diskrepanz zwischen dem aktuellen Zustand der Infrastruktur und dem, was man anstreben will, geben. Man wird also auch diese Realität akzeptieren müssen: so hohe Ausgaben zu tätigen und sie im Laufe der Zeit zu amortisieren, wird zwangsläufig einen inflationären Effekt haben.

                    Welche Hauptachsen werden über die Erneuerung dieser Infrastruktur entscheiden?

                    Es handelt sich um eine monumentale Baustelle. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass im Laufe der Zeit 85 Millionen Kilometer Kabel ersetzt oder neu verlegt werden müssen, was einer Investition von 1’500 Milliarden Dollar entspricht. Und selbst das ist nur ein Teil des Problems.

                    Sobald die Infrastruktur für den Hardwareteil auf Vordermann gebracht ist, müssen die Systeme angepasst werden. Das ist eher die gute Nachricht, denn wir werden wirklich in eine Phase der Optimierung eintreten. Das intelligente Management der Energieerzeugung und -verteilung wird der Schlüssel zu diesem Übergang, oder besser gesagt, zu dieser Energieanpassung sein.

                    Es gibt bereits Lösungen, die sich bereits bewährt haben. Eine Plattform wie Kraken, die von grossen Stromversorgern wie EDF genutzt wird, ist dabei, sich weltweit durchzusetzen. Ihre späte Einführung zeigt aber auch, wie weitgehend archaisch dieser Sektor noch ist.

                    Was sind die grössten Probleme, mit denen die Erzeuger heute konfrontiert sind?

                    Einige Probleme sind sehr konkret. Wenn man erneuerbare Energien ausbauen, Windräder, Solarfelder oder sogar Offshore-Parks errichten will, muss man Land oder Raum finden, und das ist nicht immer einfach.

                    Andere Hindernisse sind komplexer, vor allem solche, die mit der Regulierung zusammenhängen, insbesondere in Europa, wo die Regierungen die Energiemärkte kontrollieren und sie manchmal als politische Instrumente einsetzen. Nehmen wir Frankreich als Beispiel: Nächstes Jahr werden die Strompreise um 15% gesenkt. Wir bezweifeln, dass EDF mit diesen Ankündigungen zufrieden sein wird. Man kann nicht von den Erzeugern verlangen, erneuerbare Energien zu entwickeln, deren Produktion teuer ist, und ihnen gleichzeitig vorschreiben, ihren Strom zu einem zu niedrigen Preis zu verkaufen. Wenn man sie auf beiden Seiten drückt, kann das nicht funktionieren.

                    Müssen sich die grossen Erzeuger neu erfinden?

                    Es geht nicht darum, dass sich die grossen Produzenten neu erfinden, sondern vielmehr darum, den Energiemix zu überdenken. Schauen Sie sich die Entwicklung von Total an: Das Unternehmen investiert massiv in ein Netz von Ladestationen auf den Autobahnen. Das ist kein einfacher PR-Gag, sondern ein weitreichender industrieller Ansatz.

                    Die gleiche Logik lässt sich bei der Rückkehr der Kernkraftwerke beobachten, die von den grossen Tech-Akteuren reaktiviert werden. Es handelt sich um einen beträchtlichen strategischen Umschwung. Es geht nicht darum, alles zu revolutionieren, sondern darum, Energie mit neuen Perspektiven anzugehen.

                    Können technologische Durchbrüche die Modernisierung dieser Infrastrukturen ermöglichen?

                    Künstliche Intelligenz wird eindeutig viel Wertschöpfung bringen und den Fortschritt beschleunigen, aber man muss sich, auch auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, darüber im Klaren sein, dass wir hier eher von einer Optimierung als von einer Revolution sprechen. Heute sind die Infrastrukturen, insbesondere die Austauscher und die Systeme zur Verbindung der Netze, völlig veraltet und technologisch überholt. Also ja, es gibt Entwicklungen, aber keine radikale Transformation, die man auf der Hardware-Seite ins Auge fassen sollte.

                    Wir modernisieren vor allem Systeme, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. Die Herausforderung ist enorm. Sie liegt vor allem in der Verbesserung des Verkehrsflusses und der Effizienz der Netze. Hier entscheiden sich die wirklichen Fortschritte, vor allem dank der neuesten Softwaregenerationen. Künstliche Intelligenz wird es den Betreibern ermöglichen, bei der Verwaltung der Netze einen grossen Schritt nach vorn zu machen. Und ganz nebenbei beweisen, dass die Rentabilität nicht nur von den Kosten des Rohmaterials abhängt.

                    In der unmittelbaren Zukunft sind diese Systeme leider recht teuer und die vorhandene Infrastruktur ist noch nicht vollständig für ihren Betrieb geeignet.

                    Müssen die Infrastrukturen überdacht werden, um die Integration erneuerbarer Energien zu beschleunigen?
                    Ja, das ist eine der grössten Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Bisher funktionierten wir mit sehr zentralisierten Netzen: Energie wurde an einem Punkt erzeugt und überall verteilt. In Zukunft werden wir in ein völlig anderes Modell eintreten, in dem die Produktion dezentralisiert und über ganze Gebiete verteilt ist. Dies bringt neue Anforderungen an die Netzverwaltung mit sich und erfordert eine deutlich flexiblere und zwangsläufig innovativere Architektur.

                    Wenn man weiter darüber nachdenkt, könnte dies bis hin zu Mini-Kernkraftwerken als neue Produktionszentren gehen. Ich spreche nicht unbedingt von Stadtteilkraftwerken… aber warum eigentlich nicht? Wir schaffen es ja, ein Kernkraftwerk in einem U-Boot unterzubringen, also verdient es diese Idee, erforscht zu werden. Und das wird auch geschehen.

                    Also ja, die Infrastrukturen müssen überdacht werden, aber man sollte auch auf den Fall des Erdgas eingehen. Es ist dabei, eine bedeutende Rolle im Energiemix zu spielen, aufgrund seiner Verfügbarkeit, seines moderaten Emissionspotentials und auch deshalb, weil die Infrastrukturen bereits bestehen! Sie erfordern lediglich marginale Anpassungen.

                    Wird Microsofts Bestreben, eigene Energie zu produzieren und zu kontrollieren, Ihrer Meinung nach verbreitet werden?

                    Ich bin mir nicht sicher, ob es heute in Europa möglich ist, ein solches Modell in Erwägung zu ziehen. In den USA ja, dort wird es wahrscheinlich verbreitet werden. Microsoft ist nicht allein. Google, Meta, und sogar JP Morgan – alle grossen Datenunternehmen investieren massiv, weil die Energiekosten im Zusammenhang mit der Verwaltung ihrer Exabyte an Daten diese Investitionen rechtfertigen.

                    Es ist ziemlich paradox, weil die Energiesouveränität wieder ins Zentrum der Diskussion gerückt ist! Aber wir erleben auch eine Privatisierung der Energiestrukturen, die früher von öffentlichen Körperschaften verwaltet wurden. Das unterstreicht auch den Umfang des Bedarfs: Diese Unternehmen überdenken tiefgehend, wie sie ihren Energieverbrauch dimensionieren. Zu Recht: Amazon ist der weltweit grösste Käufer erneuerbarer Energien geworden.

                    Natürlich beeindrucken die Summen – mehrere Milliarden Dollar. Aber was noch faszinierender ist, ist die Zuverlässigkeit, die diesen Infrastrukturen auferlegt wird. Die Servicelevels sind viel strenger als bei herkömmlichen Produzenten: Der Spielraum für Fehler ist nahezu null, weit über das hinaus, was uns aus Sicht eines privaten Nutzers vernünftig erscheinen würde.

                    Könnten diese Unternehmen selbst zu Produzenten werden und ihre Überschüsse auf den Markt bringen?

                    Tatsächlich produziert nicht Microsoft direkt, sondern Constellation. Es handelt sich um eine Partnerschaft, aber das Ziel ist es, eine zuverlässige Versorgung zu sichern. Und es funktioniert. Das ist die immense Macht dieser grossen Unternehmen, die zu wahren Ökosystemen geworden sind.

                    Bill Gates war immer ein grosser Befürworter der Kernenergie. Am Ende wird es der private Sektor sein, der den Weg weist. Es sind Unternehmen, die die Initiative bei so wichtigen Energiefragen ergreifen, bei denen ein Teil der Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht. Das ist ein ziemlich unglaublicher Paradigmenwechsel.

                    Es erinnert ein wenig an die Geschichte von SpaceX und der wiederverwendbaren Rakete. Ein Trägerraketen wiederzuerlangen, war der heilige Gral für alle Akteure im Raumfahrtbereich, und es war ein privates Unternehmen, das es als erstes geschafft hat.

                    Man muss verstehen, dass diese Giganten nur in eine langfristige wirtschaftliche und industrielle Logik eingreifen, die den Fundamenten eines Marktes in voller Transformation entspricht.

                    Welche neuen Technologien, die im Energiesektor aufkommen, erscheinen Ihnen aus finanzieller Sicht am interessantesten?

                    Künstliche Intelligenz, die auf die Optimierung von Software und die Anpassung von Netzen angewendet wird, hat ein enormes Potenzial. Es geht darum, die Verwaltung der Infrastrukturen, die Verteilung und die Effizienz der Dienstleistungen zu verbessern. Der technologische Sprung im Vergleich zu den aktuellen Systemen ist gewaltig. Was die Energieproduktion betrifft, bleibt Wasserstoff in grossem Massstab eine sehr interessante Option. Leider sind die Kosten derzeit noch ziemlich hoch.

                    Pierre Mouton

                    NS Partners

                    Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

                    Alexis Sautereau

                    NS Partners

                    Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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                      Schweizer Aktien

                      Investment Lösungen

                      • Daniel Steck
                      • Senior portfolio manager
                      • Bank Piguet Galland

                      Wenn Donald Trump das Spiel beendet

                      Nach einer ansehnlichen Rallye im ersten Quartal gerieten die Schweizer Aktien im April unter Beschuss, da Donald Trump exorbitante Strafzölle in Aussicht stellte. Bis Mitte April hatte der SPI seit Jahresbeginn 2,6% und der SMI 3,3% verloren. Angesichts der hervorragenden Fundamentaldaten, die die Schweizer Wirtschaft nach wie vor aufweist, ist dies jedoch kein Grund zur Beunruhigung.

                      Daniel Steck

                      Nach zwei Jahren katastrophaler Performance schien sich der Wind an den Schweizer Börsen im ersten Quartal endlich zu drehen. Ende März hatten sich die Indizes stark erholt, während der Optimismus der Anleger in Bezug auf die Weltwirtschaft einer deutlich erhöhten Volatilität wich.

                      Im Januar war es schockierend, dass der Bewertungsabschlag für Schweizer Wertpapiere ein noch nie dagewesenes Niveau erreichte. Während inländische Wertpapiere in der Vergangenheit mit einem Aufschlag von 5% gegenüber den weltweiten Indizes gehandelt wurden, betrug der Abschlag Anfang Jahres fast 15%. Diese ungewöhnliche Situation sprach eindeutig für Schweizer Risikoanlagen. Dieses Argument gilt übrigens auch heute noch, trotz der deutlichen Outperformance des SPI in den ersten drei Monaten des Jahres 2025.

                      Schweizer Werte haben oft gezeigt, dass sie sich in einem Umfeld mit hoher Volatilität auf den globalen Finanzmärkten gut behaupten können. Die aktuelle Eskalation im Handelskrieg der USA gegen ihre Handelspartner führt zu einem Regime extremer Volatilität, das normalerweise die Anleger in die heimischen Börsen getrieben hätte. Man hatte jedoch nicht mit der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten gerechnet.

                      Noch vor wenigen Wochen waren die Beobachter davon ausgegangen, dass die Schweiz trotz der weltweiten Drohungen von Donald Trump den Strafzöllen entgehen würde. Zumindest war es nicht denkbar, dass für sie höhere Zölle als für europäische Länder eingeführt werden würden. Doch genau das ist in der vergangenen Woche passiert. Aufgrund der Anwendung obskurer mathematischer Formeln droht Schweizer Exportgütern in die USA eine Steuer von über 30 %, eine Höhe, die bisher nur für chinesische Produkte galt. Diese Überraschung erklärt die jüngste Unterperformance der heimischen Börsen, die dem Börsencrash Anfang April nicht standhalten konnten.

                      In einem solchen Umfeld haben Small und Mid Caps einen schweren Stand. Es überrascht nicht, dass diese Unternehmen aufgrund ihrer höheren finanziellen Anfälligkeit und ihrer Präsenz in eher zyklischen Sektoren wie Industrie oder Chemie stark korrigiert haben. Keine Atempause gab es auch für die defensiven Werte des Gesundheitssektors, die von Donald Trumps Preispolitik nicht verschont bleiben werden. Bei der jüngsten Baisse machten die Anleger keinen Unterschied zwischen grossen und kleinen, zyklischen oder defensiven Werten. Die Schockwelle hat sich auf den gesamten Markt ausgebreitet. Oder fast…

                      Denn einige Werte unter den „Small Caps“ haben sich in diesem Moment der Panik relativ gut verhalten. Die kleinsten Unternehmen, die nur auf dem Schweizer Markt tätig sind und daher kaum von den US-Steuern betroffen sind, schienen eine Joker-Karte zu haben. Ein Dienstleistungsunternehmen wie Swisscom, das grösstenteils auf Schweizer Boden tätig ist, kümmert sich kaum um die jüngsten makroökonomischen Entwicklungen. Dasselbe gilt für BKW, Allreal, die kleinen Schweizer Versicherer oder die Gesamtheit der Schweizer Kantonalbanken. Diese Werte sind im aktuellen Umfeld zu bevorzugen und in unseren Anlagelösungen, die sich dem Small- und Mid-Cap-Segment widmen, stark vertreten. Der Schwerpunkt liegt in diesem Segment also auf Unternehmen, die in erster Linie der Binnenkonjunktur ausgesetzt sind.

                      Denn es ist hervorzuheben, dass die Fundamentaldaten, die die Schweizer Wirtschaft geniesst, hervorragend sind. Während sich das BIP-Wachstum in den meisten entwickelten Volkswirtschaften, allen voran in den USA und China, verlangsamt, dürfte es in unserem Land in den nächsten zwei Jahren stabil bleiben oder sich sogar beschleunigen. Zwar werden angesichts der jüngsten Massnahmen der USA und des daraus resultierenden Vertrauensverlusts bei den Unternehmern Abwärtsrevisionen erwartet. Die Auswirkungen auf das Schweizer BIP dürften jedoch begrenzt bleiben. Dasselbe gilt für die Gewinne der Schweizer Unternehmen, die sich im Trend der Aufwärtsrevisionen befinden. Die SNB hat in den letzten Quartalen ihre Geldpolitik stark gelockert und damit zweifellos dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen zu erhalten, die Aufwertung des Frankens zu begrenzen und das Wachstum zu fördern.

                      In Anbetracht dessen halten wir den Abschlag, den inländische Aktien gegenüber ihren globalen Pendants nach wie vor aufweisen, für ungerechtfertigt, selbst nach der Outperformance der Indizes SMI und SPI im ersten Quartal. Angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten und der geringen Sichtbarkeit der globalen Wachstumsaussichten ist eine Rückkehr zu einer Bewertungsprämie nun wahrscheinlich. Wir empfehlen daher, ein substanzielles Engagement in Schweizer Aktien aufrechtzuerhalten und dabei insbesondere inländischen Small Caps den Vorzug zu geben, die in den kommenden Monaten weiterhin gut abschneiden werden.

                      Daniel Steck

                      Piguet Galland

                      Daniel Steck verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Nach einer ersten Erfahrung in der Finanzanalyse bei Lombard Odier, insbesondere im Gesundheitssektor, setzte er seine Karriere bei Reyl & Cie als Analyst und Portfoliomanager fort. Il a rejoint Piguet Galland en 2018 comme gestionnaire senior pour prendre en charge de la gestion des différents fonds actions et certificats thématiques sur la Suisse et l’Amérique du Nord.