Insight
Fadi Barakat
Reyl Finance MEA
Eine neue Ära der Geldpolitik
Die letzten Wochen waren auf den Finanzmärkten etwas turbulent. Die Hedgefonds-Strategien, die für die Kontrolle der Risiken in den Portfolios unerlässlich sind, nutzten dies natürlich, um sich bei den Anlegern in Erinnerung zu rufen.
Aktien und Anleihen lieferten in der ersten Hälfte des Jahres 2024 solide Renditen, die von starken Wirtschaftsindikatoren und robusten Unternehmensergebnissen getragen wurden, was die Glaubwürdigkeit des Szenarios einer Soft Landing untermauerte. Diese Expansion wurde jedoch weiterhin von einem einzigen zentralen Thema dominiert, das mit der Entwicklung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz über verschiedene Branchen (Halbleiter, Server-Hosting, Software usw.) verbunden ist. Auf Faktorebene haben die Anleger sehr stark Large Caps im Technologiesektor auf Kosten von Small Caps und Value-Aktien bevorzugt.
Nach einer längeren Phase relativer Ruhe an den Märkten seit November 2023 scheint die Volatilität in diesem Sommer nach einer Reihe von Umschwüngen bei mehreren Konsenspositionen zurückzukehren. Diese schwierigen Deleveraging-Phasen an den Märkten erinnern uns daran, wie anfällig Portfolios sind, wenn die Korrelationen abrupt ansteigen. Die Vielfalt der Hedgefonds-Strategien bietet zahlreiche Möglichkeiten, dieses Risiko durch den Zugang zu einer Vielzahl von Chancen, die sich von den traditionellen Märkten unterscheiden, zu mindern.
RV Arbitrage/Multi-Strategy – Positiv
-Die überschüssige Liquidität hat die Volatilität und die Streuung in vielen Anlageklassen verringert, was die Möglichkeiten für den Relative-Value-Handel einschränkt, aber attraktive Einstiegspunkte für eine potenzielle Erhöhung der Volatilität bietet (insbesondere für Volatilitäts-Arbitrage)
-Trotz eines erwarteten Zinsrückgangs dürfte die regionale Divergenz der Geldpolitik eine Quelle von Chancen sein, die es für Fixed-Income-RV zu nutzen gilt
Commodities – Neutral
– Wir halten an unserer Präferenz für Strategien fest, die Relative-Value-Positionen und taktisches Trading begünstigen.
-Vermögensverwalter, die sich auf einen bestimmten Sektor spezialisiert haben, können aufgrund ihres einzigartigen Fachwissens am besten von den Schwankungen von Angebot und Nachfrage profitieren.
– Auch die erneuten geopolitischen Spannungen dürften interessante Handelsmöglichkeiten bieten.
Global Macro – Neutral
-Volatile Zinserwartungen (insbesondere in den USA) belasten weiterhin die Performance von Global Macro-Vermögensverwalter.
-Eine höhere Volatilität, eine grössere Streuung, wechselnde Korrelationen und häufigere Störungen dürften ein günstiges Umfeld für makroökonomische Risiken schaffen.
-Das Umfeld bleibt günstig für taktische Trader, die Alpha im Zusammenhang mit wichtigen politischen Ereignissen und der öffentlichen Politik erzielen können.
Fixed Income/Credit Arbitrage – Positiv
-Niedrige Kredit-Spreads in Verbindung mit strengeren Refinanzierungsbedingungen bilden ein ideales Umfeld für Long/Short-Strategien im Kreditbereich.
-Anhaltend höhere Finanzierungskosten sowie eine hohe Streuung der Kredit-Spreads schaffen auch Arbitrage-Möglichkeiten bei der Kapitalstruktur und bei Wandelanleihen.
-Trotz eines leichten Anstiegs der Ausfallraten bleiben wir bei Distressed in Erwartung eines besseren Einstiegspunkts später im Zyklus neutral
CTA/Managed Futures – Négativ
-Nach bemerkenswerten Renditen im ersten Quartal sind Trendfolge-Modelle noch anfälliger für Trendumkehrungen in mehreren Märkten, die mittlerweile sehr konzentriert sind.
-Einige Anzeichen für eine regionale Streuung aus geldpolitischer Sicht können systematische, nicht-direktionale makroökonomische Strategien begünstigen.
Event-Driven – Positiv
-Eine deutliche Ausweitung des Fusions- und Übernahmegeschäfts in den USA und Europa begünstigt Merger-Arbitrage-Strategien. Dieser Aufschwung ist vor allem durch strategische Übernahmen in einer Vielzahl von Sektoren geprägt und zeichnet sich auch durch einen Anstieg der Mega-Deals aus.
-Die Chancen für Special Situations bleiben selektiv, profitieren aber von einer Zunahme der Fälle von Aktivismus und MA-Aktivitäten.
-Der Markt bleibt für Equity Capital Markets-Strategien aufgrund des kontinuierlichen Rückgangs der Zahl der Börsengänge ab 2021 ungünstig.
Equity Long/Short – Positiv
-Wir bevorzugen weiterhin Low-Net- und marktneutrale Strategien, da die Stimmung weiterhin von der KI beeinflusst wird und die Volatilität auf historisch niedrigen Niveaus bleibt.
-Höhere Kapitalkosten über einen längeren Zeitraum und ein schwierigeres Wirtschaftsklima dürften die Differenz zwischen Gewinnern und Verlierern weiter vergrössern und damit die Möglichkeiten zur Generierung von Alpha auf beiden Seiten des Portfolios erhöhen.
-Direktionale Strategien sind deutlich anfälliger für eine potenzielle Konjunkturabschwächung, die einige Unternehmensergebnisse in Q2 befürchten lassen.
Marouane Daho
Iteram Capital
Marouane Daho ist Analyst/Manager bei Iteram Capital und Mitglied des Anlageausschusses. Seine Hauptaufgaben sind die Suche nach Managern und die Verwaltung von Hedgefonds-Portfolios. Bevor er zu Iteram kam, war er bei einem Single-Family-Office in Genf für Hedgefonds und Investitionen in private Märkte zuständig. Seine Karriere begann er Daho bei Lyxor Asset Management in Paris als Hedgefonds-Analyst. Marouane ist Absolvent der NEOMA Business School mit einem MSc in Finanzen.
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Vincent Jarcsek
Chief Operating Officer
Actively Managed Certificates sind ein neues Instrument für Vermögensverwalter, mit dem sie relativ flexibel einen Asset-Management-Bereich in ihr Angebot aufnehmen können.
AMCs(Actively Managed Certificates, aktiv verwaltete Zertifikate) sind Finanzprodukte, die hauptsächlich in der Schweiz angeboten werden. Diese strukturierten Anlageprodukte kombinieren bestimmte Merkmale von aktiv verwalteten Fonds und strukturierten Produkten und werden derzeit stark ausgebaut.
Um ihren Nutzen zu verdeutlichen, werden wir das Akronym der Reihe nach erklären.
A … wie «Actively»
Ein Schlüsselelement des AMC ist vor allem der dynamische Charakter der zugrunde liegenden Vermögenswerte, die innerhalb eines zuvor festgelegten Rahmens relativ leicht neu gewichtet werden können. Dieser dynamische Charakter ermöglicht es den AMCs, sich an unterschiedliche Marktereignisse anzupassen. Sie tragen damit dem notwendigen Bedürfnis der Vermögensverwalter Rechnung, eine skalierbare Sicht auf den Markt zu entfalten.
Es ist jedoch zu beachten, dass AMCs auch zur Umsetzung passiver Strategien verwendet werden können, die wenig wahrscheinlich einen Tracking Error im Vergleich zu den grossen Indizes erzeugen.
M … wie « Managed »
Das Wort «Managed», das man im Deutschen mit «verwaltet» übersetzen würde, ist unter Juristen im Finanzbereich ein viel diskutiertes Konzept. Während in der Schweiz allgemein die Auffassung vertreten wird, dass AMCs nicht als kollektive Kapitalanlagen zu qualifizieren sind, besteht insbesondere im europäischen Raum weiterhin eine gewisse Neigung, sie de facto als Hedgefonds zu betrachten.
Nichtsdestotrotz ist ihr dynamischer Charakter grundsätzlich mit menschlichem Eingreifen verbunden. Die in der Schweiz vertriebenen AMCs verfolgen überwiegend nicht-quantitative Strategien und unterstützen das aktive Management als Kontrast zum passiven Management und zur Dominanz von ETFs, insbesondere auf dem US-Markt. So kann der Vermögensverwalter seine eigenen Überzeugungen und/oder die seiner Kunden voll zum Ausdruck bringen.
C … wie « Certificate »
Hier kommen wir wieder auf die Form zurück. AMCs sind Zertifikate, das heisst Schuldtitel, deren Rückzahlungsformel nicht monetär, sondern an die Wertentwicklung einer Reihe von Vermögenswerten gekoppelt ist. Wie alle Finanztitel weist das AMC also ein Ausfallrisiko des Emittenten über seinen gesamten Nennwert auf. Der Inhaber ist somit ein einfacher chirographischer, das heisst nicht privilegierter Gläubiger. Einige AMCs sehen zusätzlich die Bereitstellung von Sicherheiten vor, die durch die nachgebildeten Vermögenswerte – bzw. gleichwertigen Vermögenswerte – besichert sind.
Im Gegensatz zu einem Kapitalwertpapier hat der Inhaber eines AMC keine Stimmrechte und generell keine Governance-Rechte. Er hat auch kein Recht auf die Ausschüttung des Gewinns, das heisst einer Dividende. Einige AMCs können jedoch synthetische Mechanismen enthalten, mit denen Sie einen festen oder variablen Ertrag erzielen können.
Im Gegensatz dazu sind Fonds Aktien von Unternehmen, in der Regel von SICAVs, und bieten somit direkten Zugang zum Wert der Vermögenswerte über den sogenannten Nettoinventarwert – oder NAV, für Net Asset Value.
Alles in allem sind AMCs einzigartige und hybride Instrumente mit besonderen Eigenschaften, durch die sie sich an sehr spezielle Anwendungsfälle anpassen können. Das AMC kann daher ein Anlagethema in einem umfassenderen Portfolio sehr gut adressieren oder selbst einen grossen Teil des Portfolios verkörpern, wenn es zu Zwecken der operativen Rationalisierung eingesetzt wird.
Vincent Jarcsek
Silex
Silex Vincent Jarcsek kam 2021 als COO der Gruppe und Mitglied der Geschäftsleitung zu Silex. Zuvor war er bei Exane BNPP für Strukturierung und Marketing zuständig, nachdem er die elektronische Handelsplattform betreut hatte und selbst als Derivatehändler bei Oddo BHF und Société Générale tätig war. Er ist Absolvent der École Polytechnique und der ENSAE in Frankreich.
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Künstliche Intelligenz wird heute von Investitionen begleitet, die ihrerseits nichts Künstliches an sich haben. Die kürzlich erfolgte Einführung von GPT-4o durch OpenAI eröffnet somit neue Möglichkeiten im Bereich der Unterhaltungselektronik, wo die Unternehmen in den nächsten Jahren versuchen werden, KI-Funktionen in ihre Geräte zu integrieren.
Bisher ist die zunehmende Bedeutung der künstlichen Intelligenz vor allem in Rechenzentren zu spüren. In Anbetracht des frühen Entwicklungsstadiums, in dem sich die Algorithmen der sogenannten «allgemeinen» Intelligenz befinden, hat sich der Bedarf bislang auf den Aufbau von Hochleistungs-Rechenkapazitäten konzentriert. Diese Kapazitäten werden genutzt, um immer effizientere KI-Modelle zu trainieren, sei es Machine Vision oder Large Language Models, sodass neue Anwendungsfälle entdeckt und bestehende Modelle wirtschaftlicher eingesetzt werden können.
Die Vorstellung von GPT-4o durch OpenAI im Mai läutete jedoch eine neue Entwicklungsphase für die Künstliche Intelligenz ein. GPT-4o eröffnet den Verbrauchern ein neues Feld von Anwendungen, da es sehr leicht zu bedienen ist – man kann sich ganz natürlich mit dieser KI unterhalten – und immer mehr Informationen aller Art aufnehmen kann. KI kann zum Beispiel in Echtzeit Informationen über die unmittelbare Umgebung des Benutzers liefern, z. B.: Wie hoch ist die aktuelle Google-Bewertung des Restaurants gegenüber von mir? Kannst du mir sagen, um welches Denkmal es sich handelt und mir etwas über seine Geschichte erzählen? Kannst du mir helfen, diese Matheaufgabe zu lösen? Kannst du für mich dolmetschen, damit ich mich mit diesem Fremden, der meine Sprache nicht spricht, unterhalten kann? Dies sind alles Anfragen, auf die das Modell in Echtzeit reagieren kann. Wir erleben die Entstehung eines echten persönlichen Assistenten, der weit von der mässigen Leistung von Siri entfernt ist.
Diese neuen Funktionen werden zwangsläufig einen Superzyklus von Verkäufen in der Unterhaltungselektronik auslösen – Smartphones, Tablets, vernetzte Produkte, PCs usw. Dieser Markt ist in den letzten Jahren gereift, insbesondere im Smartphone-Segment, wo sich die durchschnittliche Dauer der Produkterneuerung verlängert hat.
Dieser aussergewöhnliche Zyklus wird von zwei bereits bekannten Imperativen angetrieben, die für die KI jedoch noch grundlegender werden. Einerseits ist ein nahtloses Erlebnis unerlässlich für die Einführung von KI-Funktionen – eine geringe Latenz ist beim Sprechen mit der App genauso wenig tolerabel wie ein starres Pixel auf dem Fernseher. Und zum anderen ist der Datenschutz zu beachten. Eine KI als persönlicher Assistent sorgt für eine sehr intime Komponente beim Benutzer, was wiederum sein Misstrauen gegenüber der Verwendung seiner persönlichen Daten verstärken wird.
Welche Verbindung besteht zwischen der Erneuerung von Terminals und diesen beiden Anforderungen? Sie ist ganz einfach: Die derzeitigen Geräte haben nicht die technische Fähigkeit, sie zu erfüllen. Die meisten aktuellen Smartphones verfügen nicht über die erforderliche Rechenleistung, um einen Teil der KI-Daten im Gerät selbst zu «verarbeiten», und verlagern diese stattdessen auf den Servern der Unternehmen, die den KI-Dienst anbieten. Dies führt zu einer hohen Latenz, die den reibungslosen Ablauf des Dienstes beeinträchtigt. Die Daten müssen zwischen dem Endgerät und dem Server, die Hunderte oder Tausende von Kilometern entfernt sind, hin- und hergeschickt werden, und der Benutzer hat kaum Kontrolle über die Verwendung seiner Daten.
Unternehmen, die also diese bereits als «Edge-KI» bezeichnete Rechenleistung im Nahbereich, insbesondere in Form neuer Halbleiter, bereitstellen, werden in den kommenden Wochen von einem sehr deutlichen Wachstum profitieren. Sie wird zu kürzeren Erneuerungszyklen bei bestehenden Geräten – Smartphones, Tablets, PCs usw. – führen und neue Märkte wie den für vernetzte Brillen eröffnen. Dies gilt beispielsweise für die Partnerschaft zwischen Meta und EssilorLuxottica, um den Verbrauchern Ray-Ban Brillen anzubieten, die mit Metas künstlicher Intelligenz Llama 3, einem direkten Konkurrenten von OpenAI, verbunden sind.
Die Halbleiterunternehmen werden sich als Entwickler dieser Edge-KI-Chips für Endgeräte im Zentrum dieses Konkurrenzkampfes wiederfinden. Allerdings werden auch andere Akteure eine Rolle spielen, wie Apple vor einigen Tagen auf seiner Entwicklerkonferenz demonstriert hat. In jedem Fall wird die gesamte Halbleiter-Lieferkette erneut gefordert sein, trotz der derzeitigen Überlastung und der Tatsache, dass die Hauptakteure davon ausgehen, dass sie die hohe Nachfrage nach KI bis mindestens 2027 nicht befriedigen können. Diese Entwicklungen eröffnen unserer Ansicht nach neue Investitionsmöglichkeiten innerhalb dieses Ökosystems.
Thibault Morel
Silex
Thibault Morel Silex Thibault Morel kam 2024 als Aktienanalyst zu Silex. Er war fünf Jahre lang als Sell-Side-Analyst mit Aktien aus dem europäischen Technologiesektor befasst, insbesondere aus den Bereichen Halbleiter, Automatisierung und Elektrifizierung. Er schloss den Masterstudiengang Financial Engineering und Corporate Finance an der Universität Paris-Dauphine ab.
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Mit 2.300 US-Dollar pro Unze zieht Gold immer noch die Aufmerksamkeit auf sich. Aber auch andere Edelmetalle rücken aufgrund ihres Leistungspotenzials wieder in den Blickpunkt. Dies gilt insbesondere für Platin, für das David Mitchell hier eine sorgfältige Analyse vornimmt.
Heute, bei einem Preis von 2.300 Dollar pro Unze, dreht sich alles um Gold. Aber wie sieht es mit anderen Edelmetallen wie Platin, Palladium, Silber und Rhodium aus?
Jedes Metall hat seinen eigenen Zyklus, der von seiner eigenen Angebots- und Nachfragedynamik beeinflusst wird. Die Kurse entwickeln sich also in Abhängigkeit von spezifischen Faktoren, Industrietrends, breiteren makroökonomischen Variablen, Investitionen durch Derivate und schliesslich von Prognosen im Zusammenhang mit den Produktionskosten und der erwarteten Nachfrage.
Bei Rhodium und Palladium kam es beispielsweise zu grossen Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage, die auf staatliche Massnahmen gegen die Umweltverschmutzung und auf technische Einschränkungen der Industrie zurückzuführen waren. Zwischen 2015 und 2021 stiegen die Preise für Rhodium um etwa 3.600 % und die für Palladium um mehr als 600 %. Historisch gesehen sind solch spektakuläre Preisbewegungen im Edelmetallsektor nicht ungewöhnlich. Seitdem haben sich die Preise jedoch nach unten korrigiert und nähern sich nun ihrem fairen Marktwert.
Um den Einfluss dieser Faktoren besser zu verstehen, müssen wir die Edelmetalle in zwei Kategorien einteilen: monetäre und industrielle.
Gold gilt als reines Währungsmetall und ist de facto ein Garant für das Währungssystem. Silber ist ebenfalls ein Währungsmetall, allerdings mit einer wichtigen industriellen Komponente.
Platin, Palladium und Rhodium sind Industriemetalle, können aber auch als reine Investitionen gesehen werden, weshalb sie als «Edelmetalle» eingestuft werden.
Geopolitische Ereignisse lenken die Kapitalströme tendenziell in Richtung sicherer Häfen in Form von Währungsmetallen. Industriemetalle hingegen profitieren vor allem von Sanktionen und Versorgungsengpässen, die in der Regel graduell eintreten.
Wie erklären Sie sich die Underperformance von Platin gegenüber Gold seit über zehn Jahren?
Die weltweite geldpolitische Verschärfung sowie Bankenpleiten, eskalierende geopolitische Konflikte und wieder aufflammende zivile Unruhen begünstigten die Währungsmetalle. Vor allem Gold reagierte aufgrund der extremen Sensibilität seines Kurses gegenüber den aktuellen Ereignissen substanziell.
Die Märkte hingegen brauchen länger, um die Auswirkungen zu erfassen, die diese Ereignisse auf die Dynamik von Angebot und Nachfrage bei Industriemetallen haben, die für viele Anwendungen in der Welt der Industrie benötigt werden.
Warum sehen Sie heute ein so grosses Potenzial in Platin?
Das rückläufige Angebotsniveau wird seine wichtigste Stütze für den Aufwärtstrend sein. Die Platinproduktion ist stark auf Südafrika, Russland und Simbabwe konzentriert, die zusammen 93 % der Weltproduktion ausmachen. 73 % allein in Südafrika! Im letzten Jahrzehnt sah sich das Land zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert. Steigende Betriebskosten, eine schlechtere Erzqualität und eine deutliche Verringerung der internationalen Investitionen haben dazu geführt, dass die Platinindustrie nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Rentabilität einen Rückgang verzeichnet. Derzeit ist es billiger, Platin in Anlagequalität zu kaufen, als es aus dem Erdreich zu gewinnen. Daher hat Anglo American Platinum vor Kurzem beschlossen, den Platinbergbau einzustellen.
Welche Faktoren werden für die Entwicklung seines Kurses ausschlaggebend sein?
Die bevorstehende Schuldenkrise wird für mich der vorherrschende Faktor sein. Sie wird über eine deutliche Neubewertung der Preise innerhalb des Rohstoff-Ökosystems entscheiden. Angesichts der mathematischen Unwahrscheinlichkeit eines ausreichend hohen Wachstums, um den Schuldendienst zu leisten, erscheint Inflation als unvermeidliche Lösung.
Dieser Inflationszyklus, oder genauer gesagt die Geldentwertung, dürfte zu einem Anstieg der Preise für Industriemetalle führen. Dies wird vor allem bei Metallen der Fall sein, bei denen bereits ein grosses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht und die für viele Anwendungen im täglichen Leben unerlässlich sind, wie zum Beispiel Platin.
Als Reaktion darauf könnten die politischen Entscheidungsträger ihre Währungen abwerten. Solche Massnahmen dürften den Wert von Edelmetallen und die Flucht in hochwertige Anlagen verstärken, die traditionell von einer umgekehrten Korrelation mit dem DXY, dem Dollar Index, profitieren.
David Mitchell
Auctus Metal Portfolios
David Mitchell Auctus Metal Portfolios David Mitchell ist Mitbegründer und Vorsitzender von Auctus Metal Portfolios. Im Laufe seiner Karriere leitete er Trading Desks bei führenden Institutionen wie Swiss Bank Corp, Bank of America, HSBC oder HypoVereinsbank. Ende 2006 zog sich David aus dem Investmentbanking zurück, um mehrere Verwaltungsgesellschaften mit Schwerpunkt auf Family Offices zu gründen. Er zog nach Singapur, von wo aus er die Indigo Precious Metals Group, Auctus Metal Portfolios – in Partnerschaft mit GBA Australia – und Bullion Software Solutions leitet.
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Pierre-Yves Lécureux gründete VMR Optimum, um einige der Probleme zu lösen, mit denen er als UVV zu kämpfen hatte. Seitdem bringt er Private-Debt-Emittenten mit Vermögensverwaltern in Verbindung, nachdem er im Vorfeld alle notwendigen Analysen durchgeführt und eine Auswahl getroffen hat.
Warum haben Sie beschlossen, sich auf Private Debt zu konzentrieren?
Ich war lange als unabhängiger Vermögensverwalter tätig. In dieser Rolle wurde mir im Laufe der Jahre klar, dass die steigende Zahl von Rentnern und die unausweichliche Senkung der Renten Alternativen zu den Angeboten der Pensionskassen erforderlich machen. Die Rentner werden nämlich zunehmend dazu tendieren, ihre Vorsorge ganz oder teilweise als Kapitalleistung zu beziehen. Allerdings gibt es auch Private-Debt-Lösungen, denn diese generieren Renditeprämien und ermöglichen eine zusätzliche Diversifizierung des Portfoliomanagements.
Wir gründeten daher VMR Optimum mit dem Ziel, Emittenten nicht börsennotierter Anleihen mit Vermögensverwaltern zusammenzubringen. Wir wählen die Emittenten aus, analysieren sie und führen alle Due-Diligence-Verfahren durch, um den Anlageprozess auf Seite der Verwalter zu vereinfachen.
Welche Arten von Transaktionen gehen Sie ein?
Zuallererst wollen wir sicherstellen, dass die geplanten Transaktionen mit realen Basiswerten verbunden sind. Die Emittenten müssen reellen Geschäftstätigkeiten nachgehen. Dabei kann es sich beispielsweise um Immobilien in der Schweiz oder in Deutschland, Agroforstwirtschaft in Thailand oder den Bau von Photovoltaikanlagen in der Schweiz und im Rest Europas handeln. Sowohl die Verwalter als auch ihre Kunden müssen mit diesen Basiswerten vertraut sein und sofort erkennen können, in welchen Vermögenswerten ihre Fonds angelegt sind. Dieser konkrete, sehr materielle Aspekt ist für VMR Optimum das wichtigste Kriterium.
Ausserdem muss der Emittent relativ regelmässig Kredite aufnehmen, damit er langfristig solide Partnerschaften aufbauen kann und uns «One Shots» erspart bleiben, die umso mehr Mühe machen, je länger sie nicht weiterverfolgt werden.
Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, dass unsere Emittenten die ESG-Faktoren berücksichtigen und diese sowohl in ihre Geschäftstätigkeit als auch in die Projekte, für die sie Finanzmittel suchen, einbeziehen. Wir stellen unsererseits fest, dass sich die Anleger zunehmend auf diese Aspekte konzentrieren.
Ferner bevorzugen wir derzeit selbst dann Emissionen, die auf Schweizer Franken lauten, wenn auf Euro und Dollar lautende Emissionen verfügbar sind.
Wie hoch sind die Beträge, die Sie bisher aufnehmen konnten?
In den etwas mehr als drei Jahren seit der Gründung von VMR Optimum haben wir Anlagen in Höhe von mittlerweile zwanzig Millionen Franken ermöglicht. Und wir stehen heute mit fünf Emittenten in Verbindung.
Wo sehen Sie heute in Bezug auf Investitionen die grössten Hindernisse für Verwalter?
In einer Welt, die sich mitten im Wandel befindet, werden Veränderungen nicht unbedingt spontan umgesetzt. Unabhängige Vermögensverwalter sind – vielleicht ein wenig zu sehr – daran gewöhnt, sich auf börsennotierte Anlagen zu konzentrieren. Das ist ihr Wohlfühlbereich, den sie manchmal nur ungern verlassen. Es fällt ihnen schwer, die eigene Perspektive zu erweitern und andere Anlagen ins Auge zu fassen. Dabei mangelt es ihnen nicht an Neugierde! Vielmehr fürchten sie mögliche zusätzliche Belastungen in den Bereichen Compliance, Prüfungen oder Verwaltung. Sie können sich recht schnell selbst virtuelle Grenzen setzen. Und genau da setzen wir mit VMR Optimum an. Wir helfen ihnen, diese Grenzen zu überwinden, indem wir die Prozesse für Anlagen in neuen Anlageklassen für sie vereinfachen.
In welche Richtung wollen Sie VMR Optimum entwickeln?
Wir haben uns seit der Gründung von VMR Optimum zusammen mit unseren Partnern auf den Westschweizer Markt konzentriert. Bis Ende Jahr wollen wir Kontakte auf dem gesamten Schweizer Markt haben, wobei wir Zürich und Lugano im Auge haben. Das ist der nächste Meilenstein, den wir uns gesetzt haben. Längerfristig haben wir auch die Europäische Union im Blick.
Pierre-Yves Lécureux
VMR Optimum
Pierre-Yves Lécureux ist der Gründer von VMR Optimum, einer im Juli 2021 gegründeten Private-Debt-Plattform. Vor VMR Optimum war er 25 Jahre lang in der Finanzberatung und Vermögensverwaltung tätig. Pierre-Yves hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der HEC Lausanne. Ausserdem hat er Zertifizierungen der Universität Genf und der Swiss Banking School in quantitativem Portfoliomanagement bzw. Wealth & Tax Planning erworben.
Die Entwicklung moderner quantitativen Modelle zielt auf Market Phase Neutrality (MPN) ab. Das ermöglicht es, Muster auch in kleineren Zeiteinheiten aus grossen Datensätzen zu erkennen und Tradeentwicklungen zu prognostizieren, wie Michael Geke ausführt.
Wie haben sich quantitative Modelle in den vergangenen Jahren entwickelt?
Quantitative Modelle zur Identifikation von Trading-Möglichkeiten haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Integration von Big Data und maschinellem Lernen. Abgesehen von Quants im High Frequency Trading nutzen viele algo-basierte Modelle jedoch immer noch einfache statistische Methoden, häufig im Bereich der Trendfolge.
Die Entwicklung moderner Quant-Modelle zielt zunehmend auf Market-Phase Neutrality (MPN) ab. Das Hauptziel ist es hier, die Korrelationen in der Performanceentwicklung zu reduzieren und präzisere Trades durchzuführen, um bessere risiko-adjustierte Performancekennzahlen zu erzielen. Heutige Modelle sind in der Lage, Muster auch in kleineren Zeiteinheiten aus grossen Datensätzen zu erkennen und mit vergleichsweise hohen Wahrscheinlichkeit Tradeentwicklungen zu prognostizieren. Somit können etwa Portfolio-Beta-Werte von unter 0.1 mit Long-Only-Systemen im Aktienbereich erreicht werden. Signifikante Fortschritte in der Rechenleistung ermöglichen es, mehr Daten effizienter auszuwerten, was zu robusteren Vorhersagen führt.
Wie sehen Sie die Nachfrage aus Sicht der Anleger und welche Überlegungen spielen angesichts des derzeitigen Marktumfelds eine Rolle?
Das aktuelle Marktumfeld ist immer eine Interpretationsfrage. Tatsache ist, dass viele Anleger das Risiko scheuen, aber gleichzeitig nach überdurchschnittlichen Renditen streben – idealerweise auf einem Zeithorizont von 3-5 Jahren hinaus. Es bedarf deshalb eines aktiven Portfoliomanagements auf Einzeltitelbasis. Hier kommen die Quants in Spiel, die durch aktives Portfoliomanagement die Risiken und Schwankungen im Portfolio reduzieren können. Diese Robustheit über verschiedene Marktphasen hinweg hat zu einer erhöhten Nachfrage nach quantitativen Modellen geführt, da diese konsistenten, systembasierten und damit emotionslosen Entscheidungen ermöglichen.
Wie setzen Sie als Asset Manager Quant-Modelle ein?
Wir nutzen Quant-Modelle, um die Asset-Allokation zwischen low-beta- und higher-beta-Systemen zu berechnen. Wir umgehen somit die Problematik mit der Bewertung des Marktumfelds und der -entwicklung, indem unsere Quant-Modelle sich adaptiv und systemisch auf Veränderungen einstellen. Als Anlageuniversum dienen uns vorwiegend hoch-liquide US-Einzeltitel aus dem S&P 100 und dem NASDAQ 100-Index. Insgesamt berechnen wir sechs Portfolios mit unterschiedlichen alpha- und beta-Werten. Somit sind wir in der Lage, abgestimmt auf die Anforderungen des Kunden sowie das Marktumfeld, durch geschickte Kombination von Systemen, die Rendite, das Risiko sowie die Korrelationen zu designen.
Wie soll ein Portfolio zusammengestellt werden, welches Quants umfasst?
Quants stehen somit nicht im Konflikt zum fundamentalen Ansatz, sondern stehen bei einem professionell und gut geführten Investment Depot immer als Baustein neben den klassischen Methoden. Über die Gewichtung muss dann jeder Anleger selbst entscheiden.
Welche primären Datenquellen verwenden Sie für Ihre quantitativen Modelle, und wie stellen Sie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieser Daten sicher?
Unsere primären Datenquellen sind die langfristigen, historischen Kursdaten der Einzelaktien. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieser Daten stellen wir durch mehrere Massnahmen sicher: Wir arbeiten mit renommierten Datenanbietern zusammen, verwenden Datenbereinigungs- und Validierungstechniken und haben einen digitalen Qualitätssicherungsprozess.
Inwiefern haben maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz Ihre quantitativen Anlagestrategien beeinflusst?
Maschinelles Lernen haben unsere quantitativen Anlagestrategien systemseitig erweitert, indem sie es ermöglichen, komplexe Muster und Beziehungen in Kursdaten zu erkennen, weiterführende Korrelationsmuster zu bewerten, die traditionelle Methoden übersehen könnten. Vor allem bei der gleichzeitigen Bewertung verschiedener Zeitebenen ist das wichtig.
Dies hat zu einer besseren risiko-adjustierten Performance der Quant-Portfolios geführt, indem wir die Schwankungen noch besser durch einen verbesserte Tradeselektion managen können. Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz sind jedoch Methoden und wir haben das Ziel, attraktive Renditen bei minimalen Schwankungen zu erzielen. Darum sind wir nicht per se darauf fokussiert, unbedingt ML oder KI in den Quant-Systemen einzusetzen, nur weil es gerade Hype ist. Wir haben schon einige Systemen gesehen, die KI nutzen aber deutlich schlechtere Ergebnisse erzielen.
Michael Geke
Quantmade
Michael Geke ist seit 2018 CEO und Gründer des Wealthtechs Quantmade. Während seiner Promotion an der ETH Zürich hat er sich intensiv mit mathematischen Simulationsmodellen beschäftigt. . Bereits vor der Gründung von Quantmade baute er erfolgreich zwei Unternehmen auf. Nach seinem letzten Exit im Jahr 2012 war er bis Ende 2014 Partner bei KPMG.