Schweizer Aktien

Investment Lösungen

  • Daniel Steck
  • Senior portfolio manager
  • Piguet Galland

Bewertungen waren selten so attraktiv

Schweizer Aktien hatten einen schweren Stand Anfangs Jahr. Der SMI stieg um rund 5%, der SPI um etwas weniger als 6%, während der EuroStoxx50 um 12% stieg. Das Aufwärtspotenzial ist jedoch weiterhin stark. Grund dafür sind die niedrigen Bewertungen und die Senkung der Zinsen durch die SNB.

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Die vergangenen Quartale lassen sich kaum voneinander unterscheiden: Die Performance der Schweizer Aktienindizes war zwar positiv, kann aber kaum mit anderen Regionen mithalten. Vor allem die Werte der Eurozone stachen im ersten Quartal dieses Jahres hervor und ziehen nach wie vor die Gunst der Anleger auf sich. Die defensive Ausrichtung der inländischen Aktien wirkt hier belastend. Aber auch die spezifischen Probleme der einzuelnen SPI-Schwergewichte belasten.

So sieht Nestlé, die alleine mehr als 16% des Indexes ausmacht, ihr Wachstum wie Schnee in der Sonne schmelzen, während die Deflation in vielen Ländern Preiserhöhungen schwierig macht. Aber auch bei Roche, traditionell einer der innovativsten Pharmakonzerne, reiht sich derzeit ein klinischen Misserfolg nach dem anderen. Damit sät der Pharmamulti bei den Anlegern Zweifel an seinen künftigen Wachstumsperspektiven. Darüber hinaus haben nur wenige Schweizer Werte ein direktes Exposure zum Thema künstliche Intelligenz und auch nicht zu den grossen Halbleiterproduzenten, die derzeit ebenfalls in der Anlegergunst stehen.

Der defensive Charakter der grossen inländischen Werte ist oft nur dann von Interesse, wenn eine Rezession droht. Dieses Szenario steht heute jedoch völlig ausser Frage, da die Prognosen für das Schweizer BIP-Wachstum von 2% ausgehen, was dem Wachstum der US-Konjunktur ähnelt. Darüber hinaus wurde das Ziel der Preisstabilität erreicht, und die Inflation in der Schweiz sank rasch auf fast 1%.

Als Folge dieser Normalisierung der Verbraucherpreise leistete sich die SNB den Luxus, den Leitzins bereits auf ihrer Sitzung im März zu senken, was die meisten Marktteilnehmer überraschte. Diese Lockerung ermöglicht es ihr, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exportindustrie zu erhalten, indem sie der Aufwertung des Frankens gegenüber dem Dollar und dem Euro ein Ende setzt – zumindest vorübergehend. Strukturell dürfte die Frankenstärke langfristig anhalten, insbesondere wenn auch die EZB und die Fed ihrerseits mit der Senkung der Zinssätze beginnen und dabei einen weitaus grösseren Spielraum haben als die SNB.

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, einen Blick auf die Schweizer Werte zu werfen, die im Vergleich zu den weltweiten Indizes äusserst günstig bewertet sind, . Der Aufschlag, mit dem Schweizer Aktien normalerweise gehandelt werden, hat sich nahezu vollständig verflüchtigt. Das Aufwertungspotenzial ist daher gross, und im Falle einer Marktkonsolidierung ist das Risiko einer weiteren Abwertung der inländischen Titel relativ gering.

Da die Zentralbanken der EU und der USA sich darauf vorbereiten, der SNB zu folgen und ihre Geldpolitik zu lockern, deutet alles darauf hin, dass wir uns an der Schwelle zu einem neuen Zyklus der Wirtschafts- und Börsenexpansion befinden. In einem solchen Umfeld empfiehlt es sich, zyklischen, exportorientierten Werten den Vorzug zu geben, da diese am meisten von einer lockeren Geldpolitik und einem billigeren Schweizer Franken profitieren werden. Wenig überraschend bieten in diesem Umfeld Small- und Mid-Caps unserer Meinung nach die besten Chancen. Auch in diesem Segment gehören hohe Bewertungen der Vergangenheit an,

und das Potenzial für eine Outperformance ist daher vorhanden.

Daniel Steck

Piguet Galland

Daniel Steck verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Nach einer ersten Erfahrung in der Finanzanalyse bei Lombard Odier, insbesondere im Gesundheitssektor, setzte er seine Karriere bei Reyl & Cie als Analyst und Portfoliomanager fort. Er kam 2018 als Senior Portfolio Manager zu Piguet Galland und ist für die Verwaltung der verschiedenen thematischen Aktienfonds und Zertifikate in der Schweiz und in Nordamerika zuständig.

Fixed Income

Investment Lösungen

  • Ray Jian
  • Leiter Emerging Market Bonds
  • Amundi

2024 werden Schwellenländer wieder ihre Muskeln spielen lassen

2024 sind aufgrund des Wachstums als auch des geldpolitischen Zyklus der Zentralbanken die Chancen für Schwellenländer-Obligationen intakt schreibt Ray Jian.

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Zunächst eine kurze Rückblende: Um ihre Glaubwürdigkeit zu stärken, sind viele Zentralbanken aus Schwellenländern 2021 der Fed zuvorgekommen und haben ihre Geldpolitik frühzeitig gestrafft. So konnten sie die Inflation unter Kontrolle halten. Heute ist die Teuerung in vielen Schwellenländern stabil, so dass zahlreiche Schwellenländeranleihen hohe Realrenditen bieten. Auch 2024 gibt es Zentralbanken in den aufstrebenden Ländern, die bereit sind, ihren Straffungszyklus einzuleiten. Allerdings möchte heute niemand damit beginnen. Wenn die Fed ihre Zinsen senkt, sollte sich allerdings auch in Schwellenländern der Zinssenkungszyklus beschleunigen. Insofern ist das grösste Risiko für Anleger nicht eine mögliche harte Landung, sondern ein beschleunigtes Wachstum in den USA und eine langsamer als erwartet sinkende Inflation.

Brasilien und China sind hier die Ausnahmen, da sie bereits mit Zinssenkungen begonnen haben. Allerdings ist das Straffungstempo in Brasilien deutlich moderater, während China eher losgelöst vom globalen Zyklus agiert.

Insgesamt sollten Schwellenländer 2024 ihre Muskeln wieder spielen lassen und Wachstumsraten zwischen 3 % und 3,5 % erreichen. Im Vergleich dazu werden Industrienationen kaum in der Lage sein, dieses Tempo mitzuhalten. Wir rechnen sogar damit, dass wir 2024 ein Fünfjahreshoch bei den Wachstumsdifferenz zwischen den beiden Blöcken sehen werden.

Fokus auf Lateinamerika

Lateinamerika bleibt heute die bevorzugte Region für viele Anleger. Die grössten Renditechancen sehen wir dabei in Mexiko, Brasilien und vor allem in Argentinien. Für Argentinien sprechen die Pläne von des neuen Präsidenten Javier Milei, die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, die lockere Geldpolitik einzuschränken sowie die Verkäufe von Kohlenwasserstoffen wiederaufleben zu lassen.

 

Zu beachten ist allerdings: Wenn man in ein Land wie Argentinien investiert, muss man den Einstiegspunkt mit Bedacht wählen. Die Anleihe wird immer noch zu 35 Cent pro Dollar gehandelt und zahlt immer noch den Kupon. Der Carry ist also zweistellig. Es ist durchaus möglich, dass die Anleihe auf 50 Cent pro Dollar steigt, wenn es Milei gelingt, seine Reformen erfolgreich durchzuführen und die Handelsbilanz ins Positive zu drehen. Allerdings ist die Volatilität hoch und es bestehen durchaus Risiken, dass die Reformen nicht wie geplant durchgeführt werden können.

Bei Brasilien und Mexiko stützen strukturelle Veränderungen die Investmentthese. Brasilien ist dank des raschen Handelns der Zentralbank seit der Krise stärker geworden. Ausserdem hängt das Wachstum dort derzeit mehr von in – als von externen Faktoren ab. Für Mexiko spricht der Trend der USA die Lieferketten neu auszurichten und Abhängigkeiten von China zu reduzieren.

In vielen Schwellenländern finden 2024 Wahlen statt. Wichtiger als diese ist allerdings der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA. So könnte die Wahl von Donald Trump die Perspektiven für viele Schwellenländer – abgesehen von Mexiko – eintrüben.

Es ist an der Zeit, das negative Bild von Schwellenländer-Bonds, das Anleger in den letzten Jahren hatten, aus ihren Köpfen verbannen.

Ray Jian

Amundi

Ray Jian ist Portfoliomanager im Emerging Market Fixed Income Team und verantwortlich für Emerging Market Aggregate Strategies. Er ist zudem Co-Manager des Amundi Emerging Markets Bond Fund und des Emerging Markets Sovereign Bond Fund. Ray Jian begann seine Karriere 2007 als Kreditanalyst im Fixed Income Team der Bank of China, London, wo er für die fundamentale Kreditanalyse und das Research für Finanzwerte und Unternehmen in Asien, den USA und Europa verantwortlich war.

Equity content

Investment Lösungen

  • Corrado Varisco
  • Leiter Research
  • bridport & cie

Europäische Hybridanleihen senden beruhigende Signale

Der europäische Markt im Bereich der hybriden Anleihen hat in den letzten Jahren eine deutliche Korrektur erfahren. Restriktivere Geldpolitik und Zinserhöhungen hatten Auswirkungen auf ihn. Doch für Anleger sind die Chancen intakt, die Mehrheit der Emittenten sind bereit, die Schulden zurückzubezahlen, meint Corrado Varisco from bridport.

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Zur Erinnerung: Hybride Schulden werden als „Hybriden“ bezeichnet, weil sie die Eigenschaften von Anleihen und Aktien kombinieren. Ratingagenturen betrachten hybride Anleihen sie als halb Obligation und halb Aktie und sie wenden zur Bewertung das Konzept des „Equity Content“ an. Die Hybridanleihe kann vom Emittenten nach eigenem Ermessen zurückgerufen werden, in der Regel ist dies nach 5 Jahren nach ihrer Ausgabe der Fall. Der Emittent zahlt einen festen Zinssatz bis zum ersten Call-Datum. Wird sie vom Emittenten nicht zurückgezahlt, wird der Coupon auf den Swap-Satz zuzüglich des Spreads zurückgesetzt, an dem der Hybrid ausgegeben wurde. Der Emittent hat die Möglichkeit, die Zahlung der Zinsen unter bestimmten Bedingungen auszusetzen oder zu verschieben, ohne ein Ausfallereignis auszulösen. Allerdings sind die Coupons in der Regel kumulativ.

Viele Hybrid-Emissionen werden sich in den nächsten Jahren ihrem Rückzahlungsdatum (Call) nähern. Mehr als die Hälfte des Nominalwerts der im Umlauf befindlichen Hybriden wird daher bis 2026 einlösbar sein. Die Emittenten müssen entscheiden, ob sie diese Wertpapiere refinanzieren, zurückkaufen oder verlängern wollen. Wir glauben, dass sich die Mehrheit der Emittenten für die Refinanzierung entscheiden wird.

Für den Emittenten liegen die Vorteile der Emission von Hybriden auf der Hand: die Finanzierung ist günstiger als ein Börsengang oder eine Kapitalerhöhung, und es besteht die Möglichkeit, Coupon-Zahlungen steuerlich abzuziehen. Dieser letzte Faktor ist entscheidend, um unsere These zu untermauern, dass sich die Mehrheit der Emittenten auch künftig für die Refinanzierung ihrer Hybriden entscheiden wird.

Auch wenn es aus rein wirtschaftlicher Sicht von Vorteil wäre, diese Hybridverschuldung nicht zu refinanzieren, glauben wir, dass sich die erwähnten Schlüsselmerkmale dieses Instruments durchsetzen werden und die Mehrheit der Emittenten dazu ermutigt sehen, sie beim ersten Call-Datum zu refinanzieren.

Das heisst, dass für regelmässige Emittenten von Hybriden mit starken Investment-Grade-Ratings die Verlängerung nach dem ersten Rückkaufdatum wahrscheinlich Bedenken hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit aufwerfen und die Kreditkosten in die Höhe getrieben werden. In einem solchen Fall erscheint die Refinanzierung der Hybridverschuldung durch die Emittierung billigerer Senior-Anleihen als eine sinnvolle Strategie. Dies würde jedoch zu einer Rückschuldung der Bilanzen führen und einen Druck auf die Kreditkosten ausüben. Da die Ratingagenturen Hybriden zu 50 Prozent in Aktien bewerten, werden reguläre Emittenten mit soliden Bilanzen eindeutig dazu angeregt, auch zu höheren Zinssätzen zu refinanzieren. Es ist aus sicht des Anlegers zu beachten, dass fast alle im Umlauf befindlichen Hybriden von Unternehmen ausgegeben werden, deren Senior-Schulden mit IG bewertet werden.

Die Hybridwelt wird von den Utilities (ein Drittel des Index) dominiert, gefolgt von Energie (18 %), Telekommunikation (14 %), Automobil (10 %) und Immobilien (10 %). Mit Ausnahme von Immobilien sind die anderen Sektoren grundsätzlich solide. Zu beachten ist, dass sich die Hybridanleihen in Bezug auf die Bewertung in den letzten beiden Quartalen stark erholt haben, aber Renditen (5.95% in EUR) und Spreads (250 bps) bleiben auf historisch interessanten Niveaus. Obwohl es daher keine „universelle“ Lösung gibt, zeigen uns die aktuellen Bewertungen, dass es in dieser Branche ein breites Spektrum attraktiver Möglichkeiten gibt.

Corrado Varisco

bridport & cie

Corrado Varisco bekleidet seit letztem Jahr die Position des Head of Research bei bridport & cie. Varisco verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung an den Anleihemärkten mit Schwerpunkt auf hochverzinslichen Anleihen und Schwellenländeranleihen. Er begann seine berufliche Laufbahn 2021 bei der BSI Bank in Lugano als Analyst. Später wurde er Co-Leiter des dezentralisierten Portfoliomanagements für das Lateinamerika-Team von BSI. Im Jahr 2011 wechselte Varisco zur CBH Bank in Genf, wo er als Leiter des Angebots und der Analyse von Anleihen tätig war. Dort war er auch als Portfoliomanager tätig.

Krypto

Investment Lösungen

  • Géraldine Monchau
  • Digital Developer
  • SPHERE

Wenn Bitcoin in der Bilanz eines Unternehmens auftaucht

Das US-Softwareunternehmen Microstrategy weist immer mehr Bitcoins in seiner Bilanz aus. Was dies für Anleger und Unternehmen bedeutet und ob das in der Schweiz möglich ist, analysiert Géraldine Monchau.

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Im August 2020 war MicroStrategy, der amerikanische Hersteller von Unternehmenssoftware, das erste börsenkotierte Unternehmen, das Bitcoins als Barreserve erwarb und hielt. Es baut ihre Positionen weiterhin stetig aus und ist derzeit das grösste Unternehmen, das Bitcoins hält. MicroStrategy kaufte Mitte März erneut 9’245 Bitcoins und erhöhte damit seinen Gesamtbestand auf 214’246 Bitcoins. Finanziert werden die Käufe unter anderem mittels Wandelanleihen. MicroStrategy begab jüngst eine Wandelanleihe im Wert von 500 Millionen US-Dollar mit Fälligkeit im Jahr 2031. Das Unternehmen hatte bereits am 5. März ein privates Angebot im Wert von 600 Millionen US-Dollar angekündigt.

Bitcoin als Strategie zur Liquiditätsreserve

Was sagt diese Strategie aus? Wie sollte Bitcoin in der Bilanz eines Unternehmens verbucht werden? Zunächst kann gesagt werden, dass es mit Bitcoin eine alternative Wertaufbewahrung auf dem Markt gibt, die so ausgereift ist, dass grosse öffentliche Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla und Coinbase ihr vertrauen.

Tatsächlich wenden sich Investoren in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder wenn die Zentralbanken massiv Geld drucken an Vermögenswerte wie Gold, da diese als Wertaufbewahrungsmittel dienen. Im Laufe der Zeit ist es also durchaus möglich, dass Bitcoin nicht nur als Investitionsmöglichkeit, sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel für Unternehmen dienen kann werden kann.

Laut Michael Saylor ist es die expansive Politik der Zentralbanken, die neue Risiken für die Finanzmärkte schaffe und langfristig zu einer hohen Inflation führen könnte, was sich wiederum auf die realen Renditen von Geldanlagen auswirken würde. Daher beschloss er, Bitcoins zu kaufen und auf die Ausgabe von Wandelanleihen zurückzugreifen, um weitere Bitcoin-Käufe zu finanzieren, wobei er auch von einem Umfeld mit höheren Zinssätzen und steigenden Aktienkursen profitierte. Tatsächlich hat die Microstrategy-Aktie seit Jahresbeginn eine aussergewöhnliche Performance von 117 % und seit einem Jahr von über 480 % verzeichnet, da die Anleger die Aktie nach dem Schlusskurs vom 18. März als “Bitcoin-Proxi” kaufen – einzelne Analysten sehen nach wie vor Potenzial: So sind Lebowitz und Roberts von RIA der Meinung, dass die Aktie immer noch zu einem Abschlag von 40 % gehandelt wird.

Die Bilanzierung von Bitcoin in der Schweiz

Bitcoin unterscheidet sich von traditionellen Vermögenswerten aufgrund seiner hohen Volatilität und der fehlenden physischen Form. Derzeit gibt es keine allgemein anerkannten Standards für die Bilanzierung von Kryptowährungen, was in der Praxis zu unterschiedlichen Ansätzen führt. Das Schweizerische Obligationenrecht bietet einen Rahmen für die Bilanzierung von Unternehmen in der Schweiz. Bitcoin wird hier hauptsächlich als immaterieller Vermögenswert oder als kurzfristiger Vermögenswert klassifiziert. “Die Bewertung erfolgt zu Anschaffungskosten oder zum niedrigeren Marktwert am Bilanzstichtag, um die hohe Volatilität und das Marktrisiko von Bitcoin widerzuspiegeln.” Wie das Unternehmen FINDEA erwähnt. Auch die IFRS-Richtlinien, international anerkannte Rechnungslegungsstandards, behandeln Bitcoin als immateriellen Vermögenswert und verlangen eine detaillierte Offenlegung von Bitcoin-Beständen, was für Transparenz und ein besseres Verständnis der Finanzlage sorgt. Unter den Regeln von SWISS GAAP FER findet sich ein pragmatischer Ansatz: Unternehmen, die diesem Standard folgen, können ihre eigenen Richtlinien für die Klassifizierung und Bewertung von Bitcoins entwickeln, wobei der Schwerpunkt auf einer realistischen Darstellung der finanziellen Verhältnisse liegt.

Ist Bitcoin die “Exit-Strategie”?

Angesichts der rekordhohen Schulden vieler Ländern und der Ungewissheit über die Entscheidungen bezüglich der Zinsentwicklung agieren die Anleger mit einem gewissen Misstrauen gegenüber den traditionellen Finanzmärkten. In Zukunft könnten private und institutionelle Anleger eher dazu neigen, Bitcoin als sicheren Hafen und zur Diversifizierung zu nutzen. Microstrategy veranstaltet am Rande seiner Jahreskonferenz in Las Vegas im Mai dieses Jahres die “WORLD 2024 Bitcoin for corporations”. Eine Gelegenheit für Michael Saylor, zu erklären, warum Bitcoin im Wettbewerb mit traditionelleren Anlagen wie Gold, Immobilien und Aktien technisch besser abschneidet und seine “Exit-Strategie” darstellt.

Géraldine Monchau

Sphere

Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.

Kryptos

Investment Lösungen

  • Interview mit Carlos Martin Doncel
  • Product manager, Digital assets
  • Swissquote

“Bitcoin-ETFs: Blackrocks Zuflüsse nähern sich der 15-Milliarden-Marke”.

Zwei Monate nach der SEC-Zulassung wird deutlich, dass Blackrock/iShares und Fidelity die beiden grossen Gewinner der Markteinführung von Bitcoin-ETFs sind. Zusammen haben sie fast 25 Milliarden US-Dollar eingesammelt – eine bemerkenswerte Leistung, wie Carlos Martin Doncel betont.

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Ist der Wiederaufstieg von Bitcoin hauptsächlich auf die SEC-Zulassung von Bitcoin-ETFs zurückzuführen oder spielen auch andere Faktoren eine Rolle?

Nein, man kann nicht behaupten, dass der Wiederaufstieg von Bitcoin ausschliesslich auf die SEC-Zulassung zurückzuführen ist, aber es ist klar, dass diese Entscheidung einen starken Einfluss auf die Kursentwicklung ausgeübt hat. Verschiedene Parameter bieten uns interessante Anhaltspunkte, wie etwa die Bewegungen in den Blockchains oder die von verschiedenen Börsen veröffentlichten Daten. Daraus geht hervor, dass sich die Investitionsströme hauptsächlich auf Wallets konzentrierten, die grosse Bitcoin-Reserven von über 100 enthalten. Es gab also einen Akkumulationseffekt. Bei der Erholung des Bitcoins im Nachgang der Zustimmung der SEC, glaube ich auch, dass es seitens der Anleger einen nicht zu vernachlässigenden FOMO-Reflex gegeben hat.

Welche Fondsmanager haben im Hinblick auf die Mittelzuflüsse am meisten von der SEC-Genehmigung für die Ausgabe von Bitcoin-ETFs profitiert?

Die Einführung von Bitcoin-ETFs hat zwei grosse Gewinner hervorgebracht: Fidelity und Blackrock, insbesondere hier mit dem Brand iShares. Ich füge noch Coinbase hinzu, die die Verwahrstelle von acht dieser neuen ETFs ist. Innerhalb von zwei Monaten nähern sich die Zuflüsse von Blackrock der Marke von 15 Milliarden US-Dollar und die von Fidelity der Marke von 10 Milliarden USD. Allerdings müssen auch die Abflüsse von Grayscale verbucht werden. Dessen Bitcoin-Spot-ETF wurde seit Mitte Januar von seinen Anlegern um 10 Milliarden erleichtert. Nichtsdestotrotz nähern sich die positiven Zuflüsse in Bitcoin-ETFs 15 Milliarden USD, was einen absoluten Rekord für die Branche darstellt. Gold-ETFs brauchten beispielsweise 2 Jahre, um diese Beträge zu erreichen, während der ETF von iShares nur 2 Monate brauchte.

Wie viele der Tausenden von Währungen, die heute das Krypto-Universum bilden, haben es geschafft, sich dauerhaft auf dem Markt zu etablieren?

Wenn wir die Marktentwicklungen der vergangenen Jahre analysieren, sehen wir, dass das Interesse stark vom sogenannten Momentum abhängt, welches einzelne Events in Zeiten von Bull-Runs erzeugen können. Wir sehen aber auch, dass ernsthafte Projekte in der Lage sind, sich langfristig zu etablieren und Bewertungen von mehreren Milliarden US-Dollars zu erreichen.

Heute sind mehr als 13.000 Kryptos offiziell gelistet! Aber davon sind nur ein paar hundert von Interesse. 400 haben eine Bewertung von über 100 Millionen US-Dollar und 300 übersteigen die 200-Millionen-US-Dollar-Bewertung. Auf diese Teilmenge sollte man sich als Investor am besten konzentrieren. In diesem Small-Cap-Segment gibt es auch einige sehr interessante Unternehmen, die man im Auge behalten sollte. Ich denke da zum Beispiel an Request, das 2020 auf den Markt gebracht wurde und heute 150 Millionen schwer ist. Request bietet Receivables, also Forderungen, an und ich glaube, dass das Unternehmen eine gute Entwicklung vor sich hat. Gnosis auf der anderen Seite ist ein Projekt aus dem Jahr 2017, das jetzt zu einem vollständig integrierten On-Chain-Banking-Ökosystem umgewandelt wurde und mit über 1 Mrd. USD bewertet wird.

Wie hoch ist der Marktanteil, den die zehn grössten Kryptos derzeit kontrollieren?

In diesen Top 10 befinden sich heute zwei Stablecoins – USDT und USDC -, zwei Memecoins – Dogecoin und Shiba – und sechs native Token – Bitcoin, Ether, Ripple, Binance, Solana und Cardano. Zusammen machen sie 85% des Marktes aus. Ehrlicherweise fallen Stablecoins aufgrund ihres nicht spekulativen Charakters in eine andere Kategorie.

Hat sich die Grösse des Kryptomarktes in den letzten Wochen im gleichen Masse erhöht wie der Bitcoin-Kurs?

Ja, aber es ist zu beachten, dass der Marktanteil von Bitcoin selbst weiter gestiegen ist. Er lag im Januar bei etwa 50 % und nähert sich im März 2024 der 52 %-Marke. Bitcoin ist also nach wie vor das Projekt, das noch immer das meiste Kapital anzieht. Aber die Anleger suchten dennoch nach Wert in weniger beliebten Währungen, wie etwa Solana, deren Kurs in nur wenigen Wochen um das Elffache gestiegen ist.

Carlos Martin Doncel

Swissquote

Carlos Martin Doncel Swissquote Carlos Martin Doncel ist seit mehr als zehn Jahren in der Kryptowelt aktiv und leitet die Strategie für digitale Vermögenswerte bei Swissquote, wo er seit 2022 tätig ist. Sein beruflicher Werdegang führte ihn in die Bereiche Vermögensverwaltung, Private Equity, Finanzforschung, Unternehmensfinanzierung und Unternehmertum. Carlos hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Alicante

 

Match

Investment Lösungen

  • Olivier de Berranger
  • Geschäftsführer
  • La Financière de l’Echiquier

Chancen und Risiken im Vergleich: Immobilien vs. Kryptowährungen

Während sich vielerorts einen Rückgang der Preise bei Immobilien beobachten lässt, passiert das Umgekehrte im Bereich der Kryptowährungen. Wie hängen die beiden Entwicklungen zusammen? Und was lässt sich längerfristig erahnen? Diesen Fragen geht Olivier de Berranger nach.

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Es gibt auf der einen Seite nichts Greifbareres und Solideres als Immobilien. Sie zeichnen sich durch ihren Nutzen, ihre Erträge, ihre Reglementierung, ihre Langlebigkeit, oder durch ihre Markttiefe aus. Nicht ohne Grund werden sie im Englischen als „real estate“ bezeichnet, also als „reales Vermögen“. Auf der anderen Seite gibt es nichts Virtuelleres als Kryptowährungen. Sie sind immateriell, werden kaum genutzt, sind für den Normalbürger schwer verständlich, generieren an sich keine Erträge, sind kaum reguliert, existieren erst seit kurzer Zeit usw.

Von der Immobilienkrise zum Krypto-Boom Dennoch haben sich weltweit innerhalb weniger Monate riesige Summen an Immobilienanlagen in Luft aufgelöst, als wären die Bewertungen der vergangenen Jahre letztlich nur virtuell gewesen. Das gilt nicht nur für China, wo die Insolvenzen einiger der grössten Immobilienentwickler generell Misstrauen schüren. Auch die meisten Industrieländer sind betroffen – so sehr, dass einige Regionalbanken in den USA und auch Finanzinstitute in Deutschland ins Wanken gerieten, wie das jüngste Beispiel der Deutschen Pfandbriefbank zeigt. In Schweden, einem der Länder, in denen Immobilien am stärksten unter Druck stehen, beobachtet die Zentralbank das Risiko einer allgemeinen Bankenkrise sehr genau. In Frankreich mussten mehr als 20 Immobilieninvestmentgesellschaften (sociétés civiles de placement immobilier, SCPI) den Wert ihrer Anteile seit Anfang 2023 um ganze 10 % bis 15 % nach unten korrigieren. Für Anfang 2024 sind weitere Abschreibungen angekündigt.

Gleichzeitig steigen die Kurse virtueller Währungen rasant an. Der Bitcoin erreichte Ende Februar 63 000 US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat er um fast 50 Prozent zugelegt und nähert sich damit seinem Rekordhoch von über 67.000 US-Dollar aus dem Jahr 2021. Sind virtuelle Anlagen tatsächlich besser für den Vermögenserhalt geeignet als „reale“ Immobilien, die in einem Umfeld steigender Zinsen vermeintlich die grösste Stabilität bieten? Ist Digitales besser als Betongold?

Einige Eigenschaften der virtuellen Währungen sprechen in der Tat für sie: relativ unkomplizierte Transaktionen im Vergleich zu Immobilien, Preisanpassungen in Echtzeit, wachsende Medienvielfalt, Anstieg der Handelsvolumina usw. Selbst die US-Börsenaufsicht hat jüngst die Auflegung von Bitcoin-Fonds genehmigt, in die innerhalb von nur zwei Monaten mehrere Milliarden US-Dollar geflossen sind. Ausserdem muss man ihnen eine gewisse Risikotransparenz zugestehen, denn die virtuellen Währungen machen keinen Hehl aus ihrer Volatilität. Andererseits neigen Anleger gelegentlich dazu, das Risiko physischer Immobilien zu unterschätzen, deren Volatilität sich nur in ruckartigen Ausschlägen manifestiert und ansonsten kaum sichtbar ist. Das Immobilienrisiko ist nicht gleichmässig, sondern eruptiv oder „chaotisch“, wie es der Mathematiker Benoît Mandelbrot formulierte.

Die Risiken des rein Virtuellen sind zwar offensichtlich, werden aber nicht unbedingt richtig verstanden. Denn wie anders als durch reine Spekulation lässt sich erklären, dass der Bitcoin innerhalb von sieben Monaten 520 % an Wert gewann, bevor er kurz darauf innerhalb eines Jahres wieder 75 % verlor? Auch wenn das Immobilienrisiko teilweise verborgen ist, hängt es zumindest mit relativ nachvollziehbaren Daten zusammen – in erster Linie mit den Zinsen, der Qualität der Bausubstanz, der Lage und der Zahlungsfähigkeit des Mieters. Das mit virtuellen Währungen verbundene Risiko lässt sich jedoch bisher nur schwer mit fundamentalen Parametern in Verbindung bringen.

Dieser „losgelöste“ Charakter ist eines der Hauptargumente gegen den Bitcoin, die zwei Autoren der Europäischen Zentralbank jüngst in einem Pamphlet dargelegt haben. Ihnen zufolge ist der „fundamentale“ Wert der Währung gleich null, da sie keinen intrinsischen Ertrag oder sonstigen Nutzen hat. Das Risiko, dass der Wert von Bitcoin eines Tages bei null liegen könnte, ist aus Sicht der Anleger jedoch sehr gering. Insofern ist die Risikowahrnehmung der Sparer nicht unbedingt angemessen. Das Immobilienrisiko ist hingegen im Grunde begrenzt. Denn wie könnte der Wert einer Immobilie, selbst wenn sie von mässiger Qualität ist, auf null sinken?

Es ist also durchaus zu erwarten, dass das „Reale“ bei den Präferenzen der Anleger letztendlich wieder die Oberhand über das Virtuelle gewinnt, sobald sich die Preise wieder eingependelt haben. Das rein Virtuelle wird unkontrollierbar bleiben, solange es keinerlei fundamentalen Wert aufweist – es sei denn, man betrachtet die Freude an Spekulation, die Nützlichkeit einer Währung für illegale Geschäfte oder vor allem das Misstrauen gegenüber staatlichen Währungen als „fundamentale“ Werte. Wenn diese drei Faktoren als fundamental gelten, ist es tatsächlich sehr unwahrscheinlich, dass der Wert des Bitcoins eines Tages bei null liegt. Sowohl reale als auch virtuelle Vermögenswerte haben also ihre Berechtigung, sofern man ihre jeweiligen Vor- und Nachteile zu unterscheiden weiss.

Olivier de Berranger

La Financière de l’Echiquier

Olivier de Berranger bekleidete seit 1990 Posten als Trader sowie als Trading Desk-Verantwortlicher für Zinsprodukte, Cash und Derivate beim Crédit Lyonnais und dann bei Calyon. Anschliessend war er für den Bereich Capital Markets bei First Finance verantwortlich. Im März 2007 kam er als Anleihenmanager zu La Financière de l’Echiquier. Nachdem er die Verantwortung für den Bereich Zins-, Kredit- und Diversifizierungsmanagement übernommen hatte, wurde er 2017 zum Direktor der Vermögensverwaltung ernannt und trat in den Vorstand ein. Im Dezember 2023 wird er zum Generaldirektor von LFDE ernannt. Olivier de Berranger ist HEC-Absolvent.