Investment Lösungen

    • Interview mit Yoann Ignatiew
    • Geschäftsführende Partner
    • Rothschild & Co Asset Management

„ Wir haben nicht die Absicht, uns erneut in nennenswertem Umfang dem Risiko auszusetzen „

Nach einem Jahr 2024, das vom „amerikanischen Exzeptionalismus“ geprägt war, wird das Jahr 2025 vor allem voller Unsicherheiten sein. Für Yoann Ignatiew, geschäftsführender Partner bei Rothschild & Co Asset Management, werden die ersten Massnahmen der Trump-Regierung entscheidend sein, da sie sich auf den Rest der Welt auswirken könnten.

Von Jérôme Sicard

Welches ist Ihr Hauptszenario für 2025?

Wir gehen mit einer ausgesprochen zurückhaltenden Positionierung in das Jahr 2025 und beabsichtigen nicht, uns im aktuellen Umfeld erneut in nennenswertem Umfang Risiken auszusetzen. Die Auswirkungen des vergangenen Wahljahres auf die Weltwirtschaft und die zweite Amtszeit von Donald Trump in den USA verstärken die Unsicherheiten in Bezug auf Inflation, Wachstum und Handel. Gleichzeitig müssen sich Anleger in einem Umfeld bewegen, das von einer neuen geopolitischen Realität, Veränderungen in den Lieferketten und der rasanten Entwicklung der künstlichen Intelligenz geprägt ist. Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass es noch Chancen gibt.

Wo sehen Sie diese Chancen?

In den USA bleibt der Aktienmarkt dank eines soliden Wirtschaftswachstums, robuster Gewinne und starker Innovationen attraktiv. Obwohl sich die Kapitalströme weiterhin auf die Magnificent Seven konzentrieren, gibt es auch andere Chancen, insbesondere bei Aktien von Banken, die von der versprochenen Deregulierung profitieren dürften. Bei den Unternehmensergebnissen sind die Erwartungen eines extrem hohen Gewinnwachstums von rund 15 % zu beachten. Eine Enttäuschung der Anleger könnte zu umfangreichen Verkäufen führen.

In Europa gibt es trotz der Energieprobleme, der politischen Instabilität und der geringen Produktivität Chancen in den Bereichen Gesundheit, Industrie und Luxus, die von weltweit wettbewerbsfähigen Unternehmen getragen werden. Es ist schwierig, die Schwellenländer als einen homogenen Block zu betrachten, da ihre wirtschaftlichen Charakteristika so unterschiedlich sind. Insgesamt zeigte das Wachstum jedoch eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und die Inflation ging von den Höchstständen im Jahr 2022 deutlich zurück.

Und wie verhält es sich insbesondere mit China in diesen Schwellenländern?

In China hat die Partei trotz umfangreicher Konjunkturmassnahmen Schwierigkeiten, die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Ankündigungen der geldpolitischen Lockerung im November enttäuschten, aber die Regierung hat weiterhin Spielraum, um das Defizit zu erhöhen. Die Wiederwahl von Donald Trump und die Androhung neuer Zölle könnten diesen Druck noch verstärken und Peking dazu zwingen, sich angesichts eines schwierigeren Exportumfelds auf den Binnenkonsum zu konzentrieren. Wir wollen weiterhin dem lokalen Konsum in China und generell in Asien und Lateinamerika Rechnung tragen. Alles in allem geht unser Szenario von einem unsicheren Umfeld aus, in dem geopolitische, inflationäre und wachstumsbedingte Herausforderungen neben Chancen bestehen, insbesondere in spezifischen Sektoren, welche manchmal vernachlässigt werden, genauso wie in widerstandsfähigen regionalen Märkten.

Welche günstigen oder ungünstigen Entwicklungen erwarten Sie im gegenwärtigen Umfeld?

In 2025 könnten mehrere Schlüsselelemente die Märkte beeinflussen. Dazu gehört auch die unterschiedliche Geldpolitik der FED und der EZB. Die FED könnte die Zinsen hoch halten, um eine durch die expansive Politik von Donald Trump angetriebene Inflation einzudämmen, während die EZB eine akkommodierende Haltung einnehmen könnte, um das schwache Wachstum in Europa zu unterstützen. Die ersten 100 Tage des US-Präsidenten werden entscheidend sein: Seine versprochenen Steuersenkungen und Deregulierungen könnten das Wachstum kurzfristig ankurbeln, aber ein verstärkter Protektionismus könnte die Wirtschaft bremsen und die Inflation verschärfen.

Die Aussicht auf einen starken Dollar könnte die US-Exporte belasten und die in Dollar verschuldeten Schwellenländer in Schwierigkeiten bringen. Gleichzeitig muss auch der Trend hin zu künstlicher Intelligenz, die die Aktienströme vereinigt, beobachtet werden. Eine deutliche Korrektur ist zu befürchten, wenn die Anleger von der Fähigkeit der Unternehmen, diese Technologie konkret in Ergebnisse umzusetzen, enttäuscht werden. Darüber hinaus stellt die Entwicklung der KI aufgrund des enormen Bedarfs an Energie eine energiepolitische Herausforderung dar. In Asien muss China sein Wachstum wieder auf die Binnennachfrage konzentrieren, um ein schwierigeres internationales Handelsumfeld zu kompensieren. Auf globaler Ebene bleibt die steigende Staatsverschuldung eine grosse Herausforderung angesichts eines Haushaltsdefizits der USA von 6,3 % des BIP im Jahr 2024 und einer weltweiten Gesamtverschuldung von 93 % des BIP.

Yoann Ignatiew

Rothschild & Co Asset Management

Yoann Ignatiew ist Leiter der Abteilung für internationale und diversifizierte Aktien bei Rothschild & Co Asset Management. Er ist ausserdem Portfoliomanager und Mitglied des Exekutivausschusses. Bevor Yoann Ignatiew 2008 zu Rothschild & Co Asset Management kam, war er nacheinander bei CCF, Morgan Stanley, Ixis AM und Banque Privée Saint Dominique d’actifs tätig. Bei Rothschild & Co Asset Management verwaltet er insbesondere den R-co Valor, seit 2008, den R-co Gold Mining, seit 2012, den R-co Valor Balanced, seit 2018 und den R-co Valor 4Change Global Equity, seit 2021. Im Jahr 2023 wurde er zum geschäftsführenden Partner von ernannt und wurde 2024 Leiter des Bereichs International and Diversified Equity Management. Yoann Ignatiew ist Absolvent des Masterstudiengangs Monnaie, Finance der Universität Paris I Panthéon-Sorbonne.

 

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