Investment Lösungen
-
- Arnaud Dubois
- Mitbegründer und Investmentdirektor
- Matis
Zeitgenössische Kunst festigt ihren Status als sicherer Hafen
In einem globalen Umfeld, das weiterhin von wirtschaftlicher, geopolitischer und finanzieller Unsicherheit geprägt ist, bestätigt das High-End-Segment des Marktes für zeitgenössische Kunst seine Widerstandsfähigkeit und seine treibende Rolle. Die Schweiz hingegen vermittelt Zuversicht. Mit der Art Basel, die sich zu einem der einflussreichsten Termine im internationalen Kalender entwickelt hat, etabliert sie sich als unverzichtbarer Standort für den Kunstmarkt.
Die Schweiz verfügt zwar nicht über die gleiche Markttiefe wie die grossen Kunstzentren, weiss aber internationale Sammler anzulocken, die eine neutrale und effiziente Plattform suchen. Mit der Art Basel – ebenso wie mit den grossen Auktionen im Mai und November – trägt sie sogar dazu bei, das Tempo des globalen Kunstmarktes vorzugeben.
Die Ausgabe 2025 der Art Basel, die im Juni dieses Jahres in einem Klima der Erwartung stattfand, hat gezeigt, dass die Galerien zunehmend auf Kohärenz in ihren Angeboten achten. Es hat sich eine Neuausrichtung auf sichere Werte durchgesetzt, mit hochwertigen Werken zu angemessenen Preisen, die sich an ein selektiveres, manchmal diskretes oder zurückhaltendes Sammlerpublikum richten. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf andere Veranstaltungen, insbesondere die Art Basel Paris im Oktober. Diese Entwicklung spiegelt eine neue Marktlogik wider: weniger Fokus auf kontinuierlich steigende Preise, sondern mehr auf Qualität – sowohl bei den Werken als auch beim Einkaufserlebnis.
Vor dem Termin in der Rheinmetropole begann die Auktionssaison im Mai in New York. Mit einem Gesamtumsatz von 1,19 Milliarden Dollar für die beiden führenden Auktionshäuser Sotheby’s und Christie’s bleibt der Markt stabil, zwar leicht rückläufig gegenüber 2024 (1,27 Mrd. Dollar), aber weit über den Erwartungen vieler.
Anstatt eines einfachen konjunkturellen Rückgangs zeigt diese Saison eine deutliche Neuausrichtung des Marktes. Sammler bevorzugen nun anerkannte und etablierte Blue-Chip-Werke und zeigen sich gegenüber dem Red-Chip-Segment vorsichtiger. In diesem selektiven Klima fanden mehr als 90 % der von Christie’s und Sotheby’s angebotenen Lose einen Käufer – eine Quote, welche deutlich über dem historischen Durchschnitt von fast 70 % liegt. Dieses Ergebnis spiegelt das anhaltend grosse Interesse an sorgfältig ausgewählten Werken wider.
In diesem stets mit Spannung verfolgten Duell hat sich Christie’s deutlich gegen Sotheby’s durchgesetzt. Mit einem Umsatz von 693 Millionen Dollar verzeichnet Christie’s ein Wachstum von 8 % gegenüber dem Vorjahr, getragen von der aussergewöhnlichen Riggio-Sammlung, die allein fast 272 Millionen Dollar einbrachte. Sotheby’s hingegen verzeichnet einen Rückgang von 21 % und liegt trotz einer höheren Anzahl von angebotenen Losen (650 gegenüber 550 bei Christie’s) knapp unter der 500-Millionen-Marke.
Mehrere Faktoren erklären den Unterschied zwischen den beiden Auktionshäusern. Christie’s setzte auf eine gezieltere Auswahl mit emblematischen Losen und ambitionierten, aber glaubwürdigen Schätzungen. Sotheby’s profitierte hingegen vom „Sammlereffekt” durch die Versteigerung der Werke von Barbara Gladstone, was einmal mehr die entscheidende Bedeutung dieses Hebels für die Verkaufsdynamik bestätigt.
Einer der wichtigsten Hebel für die Performance dieser Auktionen ist mittlerweile bekannt: das Garantiesystem. Es ist in den Vereinigten Staaten gängige Praxis und ermöglicht es einem Auktionshaus oder einem Dritten, sich auf einen Mindestpreis festzulegen und so den Verkäufer abzusichern. Im Mai profitierten fast 70 % der Lose der Abendauktionen bei Sotheby’s und Christie’s von diesem Mechanismus. Es bietet eine erhöhte Vorhersehbarkeit und verdeutlicht die zunehmende Finanzialisierung des Kunstmarktes: ein erster Schritt zur Absicherung im Vorfeld, gefolgt von einem Wettbewerb im Saal, um eine mögliche Marge zu erzielen. Ein subtiles Gleichgewicht, das sich jedoch oft auszahlt.
Der Markt wird strategischer und äusserst selektiv. Die Nachfrage konzentriert sich nun auf Blue-Chip-Künstler, große Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wobei Calder, Lichtenstein oder Hockney weiterhin im Vordergrund stehen. Es ist dennoch eine gewisse Rationalisierung zu beobachten: Die Preise erzielen keine spektakulären Rekorde mehr, sondern orientieren sich stärker an ihrem Wert. Ein Gemälde von Rothko wurde so für 37 Millionen Dollar verkauft – ein solides Ergebnis, das jedoch mit seiner Geschichte im Einklang steht. Ein Werk von Calder erzielte über 8 Millionen, während ein anderes, obwohl von hoher Qualität, nicht über 1,8 Millionen hinauskam. Die Zeit der Euphorie und der systematischen Rekorde scheint vorbei zu sein. Die Käufer zeigen sich vorsichtiger und bevorzugen Stücke mit realistischen Schätzungen. Das Ergebnis: Verkäufer, die bereit sind, in einem glaubwürdigen Preisbereich zu bleiben, gehen als Gewinner hervor. Mit anderen Worten: Der Markt will nicht mehr zu viel bezahlen.
Er scheint nun einen begrenzten Kreis von etwa hundert bedeutenden Künstlern zu bevorzugen, darunter Impressionisten und Moderne. Die Logik des Sammelns setzt sich durch: Die grossen Häuser setzen auf Sicherheit und auf historische Werte, welche von Museen und internationalen Galerien bestätigt werden.
Am Ende dieser Saison zwischen Basel und New York drängt sich eine Schlussfolgerung auf: Der Kunstmarkt verliert nicht an Schwung, er wandelt sich. Er ist übersichtlicher, transparenter, aber auch anspruchsvoller geworden und bietet Sammlern wie Fachleuten die Möglichkeit, sich auf Langfristigkeit, Qualität und Kohärenz zu konzentrieren. In einer instabilen Welt bleibt Kunst ein sicherer Hafen – vorausgesetzt, man weiss, wo man suchen muss.
Arnaud Dubois
Matis
Arnaud Dubois ist Mitbegründer von Matis, wo er heute für Investitionen zuständig ist. Als Spezialist für den Markt für zeitgenössische Kunst begleitet Arnaud Dubois seit einem Jahrzehnt Sammler und Investoren und unterstützt sie bei der Verwaltung ihrer Kunstwerke. Seit 2014 unterrichtet Arnaud im Rahmen des Masterstudiengangs Privatrecht mit Spezialisierung auf den Kunstmarkt und die Verwaltung von Kunstvermögen an der Universität Assas in Paris das Fach Verwaltung privater Kunstvermögen.
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