EAM-Lösungen

  • Marc Briol
  • Chief Executive Officer
  • Pictet Asset Services

„Das Family Office steht an der Schnittstelle von Wealth Management, Asset Management und Asset Servicing“

Zwischen dem Anspruch auf Vertraulichkeit, der Diversifizierung der Dienstleistungen und zunehmender technologischer Raffinesse treiben die Family Offices – sowohl Single als auch Multi – ihre Professionalisierung voran. Sie überarbeiten ihre Modelle, formulieren neue Erwartungen und treiben die Vermögensverwaltung in Richtung einer immer stärkeren Institutionalisierung.

Von Jérôme Sicard

Welche Bedürfnisse haben Family Offices heutzutage?

Zunächst muss man unter­scheiden: Es gibt Single Family Offices, die für eine einzelne Familie oder einen engen Kreis gegründet wurden, und Multi Family Offices, die die Interessen mehre­rer Familien verwalten. Für beide beob­achten wir fünf zentrale Bedürfnisse. An erster Stelle steht das absolute Verlangen nach Diskretion und Vertraulichkeit. Hinzu kommt ein Best-in-Class-Investmentan­satz, modular aufgebaut und individuell kombinierbar. Ebenso wichtig ist der Wunsch, die operative und technologi­sche Belastung so weit wie möglich zu reduzieren, damit die Strukturen einfach funktionieren und mit minimalem Aufwand betrieben werden können. Daneben erwarten die Familien Zugang zu einem sehr breiten Spektrum an Dienstleistun­gen – von Steuerfragen über Philanthro­pie, Konsolidierung und Reporting bis hin zu Private Equity. Schliesslich wollen sie Leistungen auf institutionellem Niveau, sowohl in der Servicequalität als auch in der Preisgestaltung.

Worin unterscheiden sich die operativen Herausforderungen von Family Offices gegenüber unabhängigen Vermögensverwaltern?

Es gibt viele Überschneidungen, aber auch wesentliche Unterschiede. Wie unab­hängige Vermögensverwalter arbeiten auch Family Offices mit Depotbanken und benötigen eine konsolidierte Sicht auf ihre Portfolios. Die meisten entscheiden sich allerdings für eine einzige Depotbank, was die Beziehung vereinfacht. Unabhängige Vermögensverwalter hingegen müssen oft mit zahlreichen Gegenparteien umgehen, da sie die Kunden meist mit deren beste­hender Bank übernehmen. Dadurch wird ihre Organisation komplexer. Bei den gewünschten Dienstleistungen – Perfor­manceanalyse, Reporting, Transparenz – sind die Bedürfnisse jedoch sehr ähnlich.

Muss ein Family Office oder Multi Family Office die Verwaltung der Finanzanlagen zwingend auslagern?

Historisch gesehen war das der Ansatz. Die Auswahl von Vermögensverwaltern stand im Zentrum, und die Verwaltung wurde deshalb delegiert. Heute sehen wir jedoch einen Wandel. Immer mehr Struk­turen übernehmen Teile des Asset Manage­ments selbst, insbesondere die grösseren, die in der Lage sind, Spezialisten aus Ban­ken oder Asset-Managern einzustellen. Das Modell wird damit hybrid: Ein Teil der Allokationen wird direkt verwaltet, ein anderer Teil extern vergeben. Was man kaum noch findet, sind Strukturen, die ent­weder alles auslagern oder alles intern abwickeln. Die Zeit, in der eine einzige Bank sämtliche Bedürfnisse abdecken konnte, ist vorbei.

Wie positionieren Sie sich heute gegenüber Family Offices?

Wir können mehrere Dimensionen abde­cken. Dazu gehört die Strukturierung der Vermögenswerte – sei es durch die Schaf­fung dedizierter Fonds oder durch kom­plexe Lösungen. Dieses Know-how haben wir im Umgang mit institutionellen und internationalen Kunden aufgebaut. Hinzu kommt die Umsetzung von Strategien über unsere institutionellen Trading-Desks, mit einer breiten Ausführung über alle Anlageklassen hinweg, sowohl für bei Pictet als auch bei anderen Depotbanken geführte Konten. Eine dritte Dimension ist die Technologie: Unsere Lösung Pictet Connect ermöglicht eine nahtlose Integ­ration mit marktüblichen PMS-Systemen und erleichtert so Reporting, Konsolidie­rung und Datentransfer. Spezialisierte Teams liefern hochgranulare Informatio­nen, die für Family Offices entscheidend sind. Schliesslich bieten wir privilegierten Zugang zur Expertise der Pictet-Gruppe – von Fonds und Mandaten über Private Equity und Hedgefonds bis hin zu alterna­tiven Strategien und thematischen Invest­ments. Ziel ist es, diese Elemente flexibel und kohärent auf die Bedürfnisse jedes Family Offices abzustimmen.

Family Offices wollen ihre IT-Belastung reduzieren.. Welche digitalen Lösungen bieten Sie an?

Unsere Lösungen basieren auf Pictet Con­nect, das strategisches Reporting, Perfor­manceanalysen und Tools für das Monito­ring von Vermögensverwaltern bereitstellt. Die Family Offices haben direkten Zugang zu unserem Trading-Floor, der sie bei Aus­wahl und Überwachung von Börsen-Trans­aktionen unterstützt. Unsere Trader agieren als ausgelagertes Buy-Side-Team ohne Eigenpositionen, sodass Family Offices keine teure Infrastruktur aufbauen müssen. Da wir uns nahtlos in ihre Systeme integrie­ren, reduzieren sich die Automatisierungs­kosten erheblich und die interne Organi­sation wird vereinfacht.

Wie können unabhängige Vermögens­verwalter heute mit Family Offices zusammenarbeiten?

Es gibt verschiedene Modelle. Manche unabhängige Vermögensverwalter mit hoher Spezialisierung werden von Family Offices für ihre Expertise in einer bestimmten Anlageklasse oder einem spezifischen Markt ausgewählt. Umge­kehrt entwickeln sich immer mehr unab­hängige Vermögensverwalter in Richtung Multi Family Office, indem sie ihr Service­angebot erweitern und institutionelle Funktionen integrieren. Die Grenze ist fliessend. Das Wesentliche eines Family Office bleibt jedoch der offene Architek­turansatz und die Fähigkeit, unterschiedli­che Dienstleister um die Bedürfnisse der Familie herum zu orchestrieren.

Wie stark ist der Bedarf nach massgeschneiderten Lösungen?

Sehr stark. Jede Struktur ist anders – nicht nur in der Grösse, sondern auch im Ent­wicklungsstadium. Manche befinden sich noch im Aufbau, mit einem Gründer, der stark in Investitionsentscheidungen invol­viert ist, während andere Organisationen mit mehreren Dutzenden oder Hundertenvon Mitarbeitenden und spezialisierten Abteilungen aufgebaut haben. Die Beglei­tung muss daher individuell erfolgen, von der Einrichtung einer Kreditlinie bis zum Zugang zu spezifischen Investment-Exper­tisen. Bei Pictet stellen wir für jede Familie eigene Teams und Lösungen zusammen. Das Family Office liegt an der Schnittstelle von Wealth Management, Asset Manage­ment und Asset Servicing, und diese Kom­plexität muss berücksichtigt werden.

Wie entwickeln sich die Segmente – Single Family Offices, Multi Family Offices und unabhängige Vermögens­verwalter – in der Schweiz?

Wir sehen mehrere Trends. Single Family Offices gewinnen an Bedeutung und übernehmen mehr Funktionen intern. Multi Family Offices wachsen rasant, oft durch Fusionen, die globale Akteure mit Hunderten Milliarden an verwaltetem Ver­mögen entstehen lassen. Diese Strukturen setzen konsequent auf offene Architektur und suchen Partner, die sie in dieser Logik begleiten können. Für unabhängige Ver­mögensverwalter bleibt die Spezialisie­rung und die Vertrauensbeziehung ihre grösste Stärke. Manche von ihnen ­orien­tieren sich jedoch ebenfalls stärker an ins­titutionellen Standards und erweitern ihr Angebot, um Zugang zu neuen Anlage­klassen zu erhalten.

Werden Family Offices derzeit ähnlich professionalisiert wie unabhängige Vermögensverwalter?

Absolut. Viele Family Offices rekrutie­ren Fachkräfte aus grossen Investment­banken oder internationalen Asset-Ma­nagern. Diese Teams kennen die Markt­preise sehr genau und wissen, welche Dienstleistungen sie erwarten können. Zudem sind sie äusserst schnell in der Entscheidungsfindung. Insgesamt sehen wir eine klare Institutionalisierung des Wealth Managements, sowohl bei den unabhängigen Vermögensverwaltern als auch bei den Family Offices.

Marc Briol

Pictet Asset Services

Marc Briol kam 1995 zu Pictet.Er ist CEO von Pictet Asset Services, einem Geschäftsbereich, der Dienstleistungen im Bereich Verwahrung, Fondsadministration und governance für unabhängige Vermögensverwalter, Fondsmanager und institutionelle Kunden erbringt. Bei Pictet war Briol zuvor als COO der Technology & Operations-Division tätig. Davor bekleidete er die gleiche Funktion bei Pictet Asset Management in London von 1997 bis 2008.

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Instrument

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Aurélie Léger
Indosuez Wealth Management
„Für Vermögensverwalter ist der Kredit zu einem Instrument zur Gewinnung neuer Kunden geworden.“

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„Für Vermögensverwalter ist der Kredit zu einem Instrument zur Gewinnung neuer Kunden geworden.“

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