EAM-Lösungen

  • Claude Suter
  • Stellvertretender Direktor, Leiter der Abteilung für EAM
  • Bank Bonhôte

« UVV brauchen Systeme, welche den Anforderungen einer modernen Welt gerecht werden »

Mit der Einführung der Plattform WIZE und des FIX-Protokolls, die speziell für Vermögensverwalter und EAM entwickelt wurden, erreicht Bonhôte einen wichtigen Meilenstein in ihrer technologischen Transformation. Claude Suter erläutert, wie diese Entwicklungen darauf abzielen, den unabhängigen Vermögensverwaltern ein reibungsloseres, auf das Wesentliche fokussiertes Arbeitserlebnis zu bieten.

Von Levi-Sergio Mutemba

Welchen Zweck erfüllt WIZE für Bonhôte und ihre EAM-Kunden?

Bislang verfügten wir über keine transaktionale E-Banking-Plattform für unabhängige Vermögensverwalter. Ihre Börsenaufträge wurden telefonisch oder per E-Mail erteilt. Daher haben wir zunächst den automatischen Datenfeed der Portfolio-Management-Systeme (PMS) implementiert, der unter anderem die Positionen und Transaktionen des Vortages enthält. Mit dem Wachstum unserer EAM-Kundschaft, die heute zwischen 20 % und 25 % des von der Bank verwalteten Vermögens ausmacht, wurde immer deutlicher, dass wir eine E-Banking-Plattform benötigen, die es den UVV ermöglicht, globale Börsenaufträge für ihre gesamte Kundschaft zu erteilen.

Warum haben Sie sich für WIZE entschieden und nicht für eine andere Plattform?

Weil die Gründer von WIZE aus der Vermögensverwaltungs- und Privatbankbranche stammen. Sie kennen die Erwartungen der unabhängigen Vermögensverwalter genau und sprechen dieselbe Sprache. Deshalb erfüllt diese Lösung ihre Bedürfnisse besonders gut – im Gegensatz zu anderen Plattformen, die sich oft auf den Vertrieb oder die Produktentwicklung konzentrieren.

Was kann Bonhôte technologisch besser bieten als eine Grossbank?

Unsere Grösse erlaubt uns, flexibel, reaktionsschnell und dynamisch zu bleiben. Auch wenn die Mehrheit unserer Kunden in der Schweiz ansässig ist, können wir dennoch internationale Märkte bedienen, die von anderen Banken kaum abgedeckt werden – etwa das subsaharische Afrika. Ich denke, man kann sagen, dass Vermögensverwalter, egal aus welcher Region, unsere Fähigkeit anerkennen, ihre spezifischen Bedürfnisse zu verstehen und individuell darauf einzugehen.

Ein Beispiel: Es gibt in der Branche eine Art ungeschriebene Regel, keine Kunden mit Sitz in Madagaskar anzunehmen. Bei uns ist das anders. Die WIZE-Plattform wird uns gerade dabei helfen, unsere Kundschaft zu erweitern – sei es in der Schweiz oder auf Mauritius – dank der Automatisierung der Börsenaufträge und der Verringerung des Fehlerrisikos.

Führt diese Plattform zu neuen Fragen beim Datenschutz?

Je stärker die Vernetzung, desto höher das Risiko von Datenlecks – das ist eine Realität. Allerdings speichert WIZE nur sehr wenige Kundendaten: den Vornamen, den Anfangsbuchstaben des Nachnamens sowie die Kontonummer. Das sind die einzigen personenbezogenen Informationen.

WIZE ist zudem zertifiziert und extern auditiert, was den Datenschutz betrifft. Die eigenen Mitarbeitenden von WIZE haben keinen Zugriff auf die von uns eingegebenen Daten. Die Qualität der Verschlüsselung war eines der entscheidenden Kriterien für unsere Wahl dieser Softwarelösung.

Welche konkreten Veränderungen bringt die Integration des FIX-Protokolls?

Das FIX-Protokoll ist ein internationaler Standard für Echtzeitkommunikation und -nachrichten zwischen Finanzinstituten. Man kann sagen, FIX ist für Börsenorders, was SWIFT für den Zahlungsverkehr ist.
Dank dieses Protokolls können über die WIZE-Plattform Börsenaufträge direkt an unsere Händler und an die Schweizer Börse übermittelt werden.

Der Hauptvorteil besteht in der deutlichen Reduktion des Fehlerrisikos, da die Abhängigkeit von manuellen Prozessen sinkt. FIX ist zudem schneller und kostengünstiger, da deutlich weniger Personal in den Ablauf eingebunden ist.

Welche Vorteile ergeben sich für Ihre EAM-Partner?

Da die mit der neuen Plattform verbundenen administrativen Kosten von der Depotbank getragen werden, können sich die unabhängigen Vermögensverwalter wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren – die Portfolioverwaltung, die Kundenbetreuung und die Akquisition neuer Kunden.

Sie profitieren ausserdem von höherer Sicherheit, da ihre Aufträge korrekt und regelkonform ausgeführt werden, und gleichzeitig von einer schnelleren Abwicklung. Sie kommen somit in den Genuss unserer regulatorischen Verpflichtung zur Best Execution, also der bestmöglichen Auftragsausführung zu einem gegebenen Zeitpunkt.

Zudem können die Kunden grössere Volumen handeln und ihre Portfolios professioneller verwalten – in einer Zeit, in der unabhängige Vermögensverwalter zunehmend an Grösse und Struktur gewinnen müssen. Sie brauchen daher Systeme, die den Anforderungen einer modernen, transparenten und professionellen Umgebung gerecht werden.

Kann eine solche Struktur den regulatorischen Druck auf die EAM verringern?

Dank der bestmöglichen Auftragsausführung werden Audits tatsächlich erheblich vereinfacht. Die Aufsichtsbehörden können sicher sein, dass die Orders gemäss den geltenden Standards abgewickelt werden – ohne Manipulationen oder unzulässige Praktiken wie Front Running. Ich denke, der Regulator kann solche technologischen Entwicklungen nur begrüssen.

Wie wird sich das technologische Angebot von Bonhôte weiterentwickeln?

Wir konzentrieren uns vor allem auf Technologien, die durch Konnektivität manuelle Prozesse reduzieren. Gleichzeitig entwickeln wir ein eigenes PMS-System für multibankfähige Konsolidierung, dessen Eigentümer wir sind.
Diese Lösung soll nicht nur die interne Vernetzung innerhalb der Banque Bonhôte verbessern, sondern auch vermögende Familien ansprechen, deren Assets über mehrere Banken verteilt sind und die eine konsolidierte Übersicht wünschen. Dieses Angebot geht über das EAM-Geschäft hinaus und kann ebenso gut in einem Family Office eingesetzt werden – mit der vom Kunden gewählten Depotbank.

Welche Hauptherausforderungen sehen Sie derzeit für unabhängige Vermögensverwalter?

Die grösste Herausforderung liegt in der zunehmenden administrativen Belastung durch regulatorische Vorgaben – besonders für kleinere EAM kann dies sehr schwer wiegen. Hinzu kommt der Wettbewerbsdruck durch ausländische Anbieter und Online-Plattformen mit aggressiver Preisgestaltung.
Mit ihrer stärkeren Vernetzung ermöglicht die Banque Bonhôte den UVV, grössere Volumen zu verwalten, die Kosten zu senken und sich wieder auf das zu konzentrieren, was ihr Geschäft ausmacht.
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Claude Suter

Bank Bonhôte

Claude Suter leitet seit 2014 die Abteilung für unabhängige Vermögensverwalter bei der Banque Bonhôte. Zuvor war er als Vermögensverwalter bei Lombard Odier und als Fondsmanager bei der Bank of China tätig, bevor er zu Bruellan in Genf wechselte.
Er hat einen Abschluss des Genfer Institut de hautes études internationales et du développement und ist zertifizierter Certified International Investment Analyst (CIIA) sowie Certified Wealth Management Advisor (CWMA).

 

 

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