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- Interview mit Isabelle Jacob-Nebout
- Head of Wealth Management
- Indosuez Wealth Management
« Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen, sondern unseren Mehrwert für die Kundinnen und Kunden erweitern »
Mit der Übernahme der Genfer Bank Thaler hat Indosuez Wealth Management einen weiteren wichtigen Schritt in ihrer Wachstumsstrategie vollzogen. Mehr als eine reine Expansionsmassnahme steht diese Akquisition für den Willen des Hauses, seine Präsenz in der Schweiz zu stärken und gleichzeitig seine internationale Kundschaft – insbesondere im Benelux-Raum – zu erweiteren. Für Isabelle Jacob-Nebout steht dabei die Kohärenz des Modells im Vordergrund.
Von Jérôme Sicard
In welchem strategischen Rahmen steht die Übernahme der Bank Thaler?
Die Akquisition von Thaler folgt einer klaren Entwicklungslogik. Sie stärkt unsere Präsenz in Genf und eröffnet uns den Zugang zu einer hochwertigen, vor allem im Benelux ansässigen Kundschaft. Damit ergänzt sie unser bestehendes Setup ideal. Wir sehen darin ein bedeutendes Wachstumspotenzial. Diese Transaktion steht in der Kontinuität der Übernahme von Degroof Petercam, die heute die Marke ist, unter der wir in Belgien tätig sind. Wir wollen nicht wahllos Zukäufe tätigen, sondern unseren Kundinnen und Kunden einen erweiterten Mehrwert bieten. Thaler steht exemplarisch für diesen Ansatz: Sie festigt unsere Position in der Schweiz und schafft eine starke lokale Struktur, mit der wir die Zukunft gezielt gestalten können.
Was bringt Thaler über die drei Milliarden an verwalteten Vermögen hinaus?
Der Wert von Thaler erschöpft sich nicht in den Assets under Management. Die Bank hat über die Jahre ein Team von hoher Qualität aufgebaut – erfahrene Fachleute, die ihren Kundinnen und Kunden sehr nahestehen. Ihre Expertise ergänzt unsere perfekt und fügt sich nahtlos in unsere Organisation ein. Thaler bringt zudem eine unternehmerische und agile Kultur mit, die in einem so wettbewerbsintensiven Markt wie dem unseren besonders wertvoll ist. Wir wiederum bieten Zugang zu den vielfältigen Kompetenzen und Standorten der Gruppe, zu unserem Private Markets-Angebot sowie zu unseren Finanzierungslösungen.
Wie verläuft die Integration einer Bank wie Thaler – kulturell und operativ?
Eine Bank zu integrieren bedeutet weit mehr als Systeme und Prozesse zusammenzuführen – es geht in erster Linie um Menschen. Wir haben uns bewusst für einen schrittweisen Ansatz entschieden, um die Kultur von Thaler zu verstehen und das zu bewahren, was ihren Wert ausmacht. Für Mitarbeitende wie Kundinnen und Kunden ist es entscheidend, Kontinuität und Stabilität zu spüren, auch mitten im Wandel.
Auf operativer Ebene harmonisieren wir natürlich IT-Systeme, Compliance, Kontroll- und Managementprozesse. Gleichzeitig achten wir darauf, die Besonderheiten von Thaler nicht zu verlieren: ihre Kundennähe, ihre Agilität, ihre kurzen Entscheidungswege. Eine erfolgreiche Integration bedeutet, das Gleichgewicht zu finden zwischen der Stärke einer grossen Gruppe und der Agilität einer unternehmerischen Struktur.
Abgesehen von externem Wachstum – welche strategischen Achsen bestimmen derzeit die Entwicklung von Indosuez?
Unsere Strategie beruht auf drei Hauptsäulen.
Erstens: Personalisierung und Nähe. Wealth Management ist in erster Linie Vertrauenssache – eine Beziehung zwischen Menschen. Wir wollen, dass sich jede Kundin und jeder Kunde verstanden und individuell begleitet fühlt.
Zweitens: Innovation und Digitalisierung. Unsere Kundinnen und Kunden erwarten moderne, reibungslose und sichere Tools, die ihnen ermöglichen, ihr Vermögen einfach zu verfolgen und zu steuern – und unseren Beraterinnen und Beratern gleichzeitig leistungsfähige Werkzeuge bieten.
Drittens: Nachhaltigkeit. Sie steht im Zentrum der DNA der Crédit Agricole-Gruppe und entspricht einer klaren Erwartung unserer Kundschaft. Sie will, dass ihre Anlagen Sinn stiften und mit ihren Werten übereinstimmen. Wir müssen ihnen verantwortungsvolle, transparente und zugleich leistungsfähige Lösungen bieten.
Welche Ziele verfolgt die Crédit Agricole-Gruppe mit Indosuez?
Sie sind ambitioniert. Ziel ist es, Indosuez Wealth Management zu einem globalen Akteur im Wealth Management zu entwickeln – auf der Basis eines soliden und verantwortungsvollen Modells. Dazu gehören selektives Wachstum, eine stärkere Präsenz in unseren Schlüsselmärkten wie der Schweiz sowie erhebliche Investitionen in Technologie, Digitalisierung und Talente.
Ebenso wollen wir in Sachen Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien eine Vorreiterrolle einnehmen – sie werden zu entscheidenden Differenzierungsfaktoren. Crédit Agricole ist ein starker Aktionär, der uns die Stabilität und die langfristige Vision bietet, die für diese Ambitionen unerlässlich sind. Für Indosuez ist das eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig den eigenen Werten treu zu bleiben.
Wie weit ist Indosuez auf dem Schweizer Markt vorangekommen?
Die Schweiz steht im Zentrum unserer Strategie. Mit der Übernahme von Thaler haben wir unsere Position in Genf gestärkt, investieren aber auch in Lugano und Zürich. Kürzlich haben wir ein sechsköpfiges Banker-Team rekrutiert, das den Tessiner Markt abdeckt.
Diese drei Standorte ergänzen sich gegenseitig und ermöglichen es uns, den Schweizer Markt in seiner ganzen Vielfalt zu bedienen – sowohl lokale als auch internationale Kundschaft. Unser Ziel ist klar: Indosuez will sich als führender Akteur in der Schweiz etablieren, dessen Dienstleistungsqualität, Gruppensolidität und Fähigkeit, das Vermögen seiner Kundinnen und Kunden in all seinen Dimensionen zu managen, anerkannnt wird.
Welche Voraussetzungen muss man heute erfüllen, um ein globaler Player im Wealth Management zu sein?
Mehrere.
Zunächst braucht es eine kritische Grösse – ohne sie kann man weder in Technologie noch in Compliance oder Talente investieren, die heute zentrale Erfolgsfaktoren sind.
Ebenso wichtig ist die Nähe zum Kunden. Grösse darf nie auf Kosten der Personalisierung gehen: Unsere Kundinnen und Kunden erwarten eine individuelle, menschliche Betreuung – kein standardisiertes Angebot.
Zudem braucht es die Fähigkeit, Kundinnen und Kunden sowohl bei realen als auch bei finanziellen Anlagen sowie bei ihren Finanzierungsbedürfnissen zu begleiten – ein Bereich, der Universalbanken von spezialisierten Pure Playern unterscheidet.
Und schliesslich braucht es ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit. Sie ist zu einem Vertrauens- und Attraktivitätskriterium geworden, insbesondere für die nächste Generation. Kundinnen und Kunden wollen wissen, wo und wie ihr Geld investiert wird. Wer Solidität, Nähe und Verantwortung vereint, wird sich in Zukunft durchsetzen.
Isabelle Jacob-Nebout
Indosuez Wealth Management
Seit März 2020 leitet Isabelle Jacob-Nebout das Wealth-Management-Geschäft von CA Indosuez (Switzerland) und ist Mitglied des Executive Committee der Schweizer Tochtergesellschaft. Zuvor war sie in verschiedenen Positionen innerhalb der BNP Paribas-Gruppe tätig. Sie hat an der INSEEC Paris studiert und ihre Ausbildung in Finance und Marketing an der University of California, Berkeley vertieft. Zudem ist sie Mitglied des Verwaltungsrats des Institut Supérieur de Formation Bancaire (ISFB) in Genf.
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