EAM-Lösungen
- Thomas Tietz
- CEO
- Corum Group
« Wir beteiligen uns aktiv an der Konsolidierungswelle im Markt der uVV »
Lange Zeit stark fragmentiert, beschleunigt sich der Strukturwandel im Markt der unabhängigen Vermögensverwalter zunehmend. Kritische Grösse, regulatorische Anforderungen, technologische Investitionen und Nachfolgethemen rücken immer stärker in den Fokus. In diesem Interview erläutert Thomas Tietz, wie sich Corum darauf ausgerichtet hat und welche aktive Rolle die Gruppe bei der Neukonfiguration dieses Marktes übernehmen will.
Von Jérôme Sicard
Was sind Ihre wichtigsten Wachstumstreiber für die kommenden Jahre?
Unser Wachstum basiert auf mehreren soliden Fundamenten: einer hohen Kundenzufriedenheit, gut ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitenden, einer robusten IT-Plattform, einer starken Unternehmenskultur sowie einer wirkungsvollen internen Kommunikation. In den vergangenen fünf Jahren haben wir in all diese Bereiche stark investiert. Aufgrund unserer Eigentums- und Führungsstruktur haben wir kurzfristige Gewinne nie priorisiert; stattdessen wurde jeder Schweizer Franken reinvestiert, um die Organisation auf Skalierung vorzubereiten.
Heute wird unser Wachstum von drei Kräften getragen. Erstens betreuen wir bestehende Kunden auf höchstem Niveau und reagieren rasch auf Marktveränderungen, geopolitische Ereignisse und Sanktionen. Zweitens gewinnen wir neue Kunden über unser Netzwerk sowie über neu eintretende Relationship Manager. Und drittens beteiligen wir uns aktiv an der Konsolidierungswelle unter unabhängigen Vermögensverwaltern, Finanzinstituten und Family Offices in der Schweiz und in Deutschland – einschliesslich des Erwerbs kleiner und grosser Vermögensverwaltungen im Rahmen von Nachfolgelösungen.
Wie würden Sie Ihre übergeordnete Entwicklungsstrategie beschreiben?
Sehr offensiv. In den vergangenen vier Jahren haben wir eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 25 % erreicht.
Welche Investitionen sind notwendig, um dieses Wachstum zu ermöglichen?
Unsere Investitionen konzentrieren sich in erster Linie auf IT und Menschen. Auf der Technologieseite arbeiten alle Mitarbeitenden – interne wie externe – auf einer einheitlichen IT-Plattform, unabhängig davon, ob sie in unserem Zürcher Büro tätig sind oder international reisen. Unsere Tochtergesellschaften arbeiten auf demselben System, wodurch wir Skaleneffekte, Einkaufskraft und Qualitätsstandards der Corum-Gruppe nutzen können. 2025 haben wir eine umfangreiche Systemmigration abgeschlossen: Die frühere Kette aus Portfolio-Management-System, Excel-Tabellen und Outlook-Kommunikation wurde durch eine integrierte Prozessplattform ersetzt – bestehend aus PMS, Legal & Compliance sowie CRM –, welche alle Funktionen nahtlos verbindet.
Auf der personellen Seite sind unsere Kunden und Mitarbeitenden unsere wertvollsten Ressourcen. Exzellenz können wir nur mit hochmotivierten Menschen liefern. Die Einführung der neuen PMS-Plattform ist ein gutes Beispiel: Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Abteilungen arbeiteten fast ein Jahr lang daran – und betrieben gleichzeitig die alten Systeme weiter, was oft zu doppelter oder dreifacher Arbeitsbelastung führte. In diese Menschen investieren wir, und genau diese Talente möchten wir anziehen. Zudem haben wir uns entschieden, ein Ausbildungsbetrieb zu werden und Lernende in unsere tägliche Arbeit einzubinden – ein strategischer Schritt, um junge Talente früh zu identifizieren und langfristig zu binden.
Was bieten Sie Beratern, die sich Ihrer Plattform anschliessen?
Wir bieten Beratern ein echtes professionelles und organisatorisches Zuhause. Typischerweise treten zwei Profile der Corum-Gruppe bei: Berater aus Banken, die in die unabhängige Vermögensverwaltung wechseln möchten und eine Infrastruktur suchen, die ihnen eine ganzheitliche Kundenbetreuung ermöglicht; sowie ehemalige unabhängige Vermögensverwalter, die ihre FINMA- oder BaFin-Lizenz aufgrund steigender regulatorischer Belastungen oder aus Altersgründen abgegeben haben.
Beide Gruppen suchen langfristige Stabilität – für sich selbst und für ihre Kunden. Einige möchten ihren Kundenstamm neu aufbauen, andere ihre bestehende Kundschaft unter einem stärkeren Dach weiter betreuen, wieder andere ihre Nachfolge vorbereiten und Kunden schrittweise an einen jüngeren Relationship Manager übergeben. Corum bietet dieses Umfeld: mit Zugang zu hochqualifizierten Legal-&-Compliance-Spezialisten, einem erfahrenen Investment Office, einer modernen IT- und Softwarearchitektur, Beziehungen zu über 50 Banken weltweit, EU-Marktzugang über unsere BaFin-regulierte Einheit in München sowie einem Managementteam mit fast 25 Jahren Erfahrung in der Führung eines unabhängigen Vermögensverwalters in der Schweiz.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren von Corum?
Kontinuität, Flexibilität, moderne Infrastruktur, ein zukunftsgerichtetes Geschäftsmodell, eine familiäre und partnerschaftliche Kultur sowie umfassende Erfahrung in internationalen Märkten.
Welche Argumente überzeugen Berater am meisten, wenn Sie ihnen Corums Value Proposition vorstellen?
Zusätzlich zu den genannten Elementen schätzen Berater unsere umfassenden internen Supportfunktionen – darunter Legal & Compliance und Back Office –, ein attraktives Vergütungsmodell sowie die unternehmerische Freiheit, die mit P&L-Verantwortung einhergeht.
Wie funktionieren Ihre Tandems aus Beratern und Analysten im Alltag?
Die Zusammenarbeit folgt einem klar definierten Prozessrahmen. Wir führen eine vierteljährliche Investment Conference mit Professor Josef Marbacher durch, inklusive Marktausblick; ein monatliches Investment Committee mit vier Experten; sowie einen wöchentlichen Investment-Call am Montag für alle RMs und PMs. Das Investment Office setzt Strategien um und unterstützt bei täglichen Anfragen, während ad-hoc-Meetings bei aussergewöhnlichen Ereignissen wie einer Pandemie oder geopolitischen Krisen einberufen werden. Diese Struktur stellt sicher, dass jeder Relationship Manager proaktiv auf alle relevanten Informationen zugreifen kann.
Welche Arten von Akquisitionszielen suchen Sie?
Wir konzentrieren uns auf zwei Gruppen: hochqualifizierte Banker, die sich einem unabhängigen Vermögensverwalter anschliessen möchten, und kleine bis mittelgrosse Vermögensverwalter, die eine Nachfolgelösung suchen – sei es über ein Tandemmodell, eine schrittweise Kundenübertragung oder die Vorbereitung auf den Ruhestand.
Wie beurteilen Sie den aktuellen Zustand des unabhängigen Vermögensverwaltungssektors?
Ende November gab es in der Schweiz 1’347 von der FINMA lizenzierte Vermögensverwalter – eine rückläufige Zahl. Der Höhepunkt liegt hinter uns. Die Struktur des Sektors erklärt dies: Rund 80 % der Firmen sind sehr klein – ein bis fünf Personen – und etwa 80 % ihrer Führungskräfte sind zwischen 60 und 75 Jahre alt.
Die Konsolidierungswellen, die ich vorausgesagt habe – die zweite und dritte Welle – überschneiden sich nun. Die Lizenzierungsphase führte nicht zu einer echten Konsolidierung, da nahezu alle eine Lizenz erhalten haben. Die zweite Welle ist die Erkenntnis, dass «eine Lizenz zu erhalten bedeutet, sie zu behalten»: Nach zwei Jahren und zwei FINMA-Prüfungen sind regulatorische Belastung und Kosten klar geworden, was den Wunsch, unabhängig weiterzumachen, sinken lässt. Die dritte Welle ist demografisch: Viele Verantwortliche stehen kurz vor der Pensionierung. Wir sehen nun deutlich, dass Fusionen, Schliessungen, Übernahmen und Plattformlösungen rasch zunehmen.
Thomas Tietz
Corum Group
Thomas Tietz ist seit April 2018 CEO der Corum Group. Er ist seit über zwanzig Jahren im Bereich Software und IT-Dienstleistungen für die Banken- und Vermögensverwaltungsbranche in der Schweiz, in Liechtenstein und in Deutschland tätig. In diesen Märkten hat er mehrere Unternehmen aufgebaut, weiterentwickelt und erfolgreich geführt. Vor seinem Eintritt bei Corum bekleidete er unter anderem die Position des Managing Director bei der VWD Group Switzerland sowie die Funktion des CEO von Avaloq Sourcing (Europe). Darüber hinaus ist er Mitglied der Verwaltungsräte mehrerer Unternehmen im Finanzdienstleistungssektor, wo er seine Expertise in die strategische Weiterentwicklung einbringt.
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Fanny Eyraud
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„Wir wollten in der Lage sein, mit der Vielfalt zeitgenössischer Vermögen zu arbeiten.“
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„Für Vermögensverwalter muss Immobilienvermögen ebenso ein strategischer Aktivposten sein wie andere Anlageklassen.“
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