Ziel Nr. 1

Sustainable Solutions Week

  • Philippe Allen
  • Business Development Manager
  • Symbiotics

Bezahlbarer Wohnraum in Kenia

Bewältigung der Herausforderungen, die Kenia in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum zu bewältigen hat. In Partnerschaft mit Juhudi Kilimo führt Symbiotics Capital Building ein Wohnungsbauprogramm durch, um die Knappheit zu beheben, von der die ländlichen Gebiete Kenias betroffen sind. Das Programm soll die Lebensbedingungen von mindestens 2’000 Haushalten verbessern.

 

Francesco Mandala

Mit innovativen Lösungen trägt Symbiotics Capacity Building entscheidend zur finanziellen Eingliederung und Stärkung der Lebensgrundlagen einkommensschwacher Gemeinschaften in Kenia bei. 

Wir konnten glücklicherweise den Sektor der erschwinglichen Wohnungsbaufinanzierung in Kenia unterstützen und leiten ein Vorzeigemandat: die Technical Assistance Facility of the Regional MSME Investment Fund for Sub-Saharan Africa «TAF of REGMIFA». Zusammen mit seinem langjährigen Partner Juhudi Kilimo Company Ltd «JKL», einem kenianischen Mikrofinanzinstitut zur Förderung von Kleinbauern und Kleinstunternehmern, hat unsere Firma ein neues Programm ins Leben gerufen.

Im Rahmen der Partnerschaft mit JKL unterstützt Symbiotics Capacity Building die Entwicklung und Umsetzung eines 24-monatigen Pilotprojekts, das die dringende Problematik des Mangels an bezahlbarem Wohnraum im ländlichen Kenia angehen soll. Bei dem Projekt – mit einem Betrag von 150.000 EUR aus dem TAF von REGMIFA bezuschusst – geht es um die Einführung eines Mikrokreditprodukts für den Wohnbau, das am Ende die Lebensbedingungen von mindestens 2.000 Haushalten drastisch verbessert.

Das Projekt tritt für umweltfreundliche Baupraktiken ein, die für die Senkung der Baukosten und die Verbesserung der Wohnqualität entscheidend sind und gleichzeitig die ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten. Die Vorteile für die Kunden von JKL bestehen jedoch in mehr als der Verbesserung des Wohnraums: Das Projekt basiert auf einem stufenweisen Bau, der den Hauseigentümern die Möglichkeit gibt, eine Basisunterkunft zu errichten, die je nach finanziellen Mitteln und Bedarf weiter ausgebaut werden kann. Mit dieser Vorgehensweise wird die Abwanderung der Gemeinschaft verhindert und ein Gefühl der Sicherheit gefördert. Der bessere Zugang zu Wohnraum, wie das Projekt ihn anstrebt, erhöht die Stabilität der Gemeinschaft und kommt dem Wirtschaftswachstum in diesen ländlichen Gebieten zugute.

Zudem wird die Mitarbeit von Symbiotics Capacity Building das Mikrofinanzinstitut JKL unterstützen und seine Fähigkeiten bei der Verwaltung dieses innovativen Mikrokreditprodukts stärken. Zum Projekt gehört eine umfassende Schulung der Mitarbeiter von JKL in der Entwicklung präziser Bewertungsinstrumente für Kreditsachbearbeiter. Ziel ist die Minimierung des Kreditrisikos.

Bezant Chongo, Head of Operations bei Symbiotics Capacity Building, ist von der seit acht Jahren bestehenden Partnerschaft mit JKL begeistert: «Die Unterstützung dieses Mikrokreditprodukts für den Hausbau hat signifikante Auswirkungen auf Tausende von Kunden und entspricht genau dem Ziel 11 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung: Nachhaltige Städte und Gemeinden.» 

Symbiotics Capacity Building 

Symbiotics Capacity Building, die Beratungsfirma der Symbiotics Group, ist auf Kapazitätenaufbau für nachhaltige Entwicklung spezialisiert.  Seit 2011 verzeichnen wir über 18 Mio. USD an Geberzusagen, mehr als 165 Projekte und 72 Portfolio-Investoren in 30 Ländern.

Die Expertise von Symbiotics Capacity Building: Lösungen für Geber, Aggregatoren und Finanzintermediäre, die kleine Unternehmen und ärmere Haushalte in Schwellenländern unterstützen. Unser Angebot: qualitative und personalisierte Dienstleistungen in technischer Hilfe, Schulung und Wissenstransfer sowie Strategieberatung in kritischen Sektoren wie Landwirtschaft, digitale Innovation, grüne Energie, integrative Finanzierung und Empowerment von Frauen und Jugendlichen.

 

Schweizer Aktien

Investment Lösungen

  • Interview mit Daniel Steck
  • Senior portfolio manager
  • Bank Piguet Galland

„ON hält den Branchenstars Nike und Adidas standhaft die Stange“.

In der Schweiz eröffnet die jüngste Zinssenkung der SNB bessere Aussichten für das Segment der Small & Mid Caps, insbesondere für die exportorientiertesten Werte. Diese sind übrigens zahlreich, wie Daniel Steck erinnert, der ON Holding als Beispiel nennt.

Francesco Mandala

Wie beurteilen Sie die aktuelle Bewertungen der Aktien von Schweizer Small & Mid Caps?

Sie sind heute besonders attraktiv, insbesondere im Vergleich zu den grösseren Unternehmen. Historisch gesehen wurden Small Caps in der Schweiz mit einem Bewertungsaufschlag gegenüber Large Caps gehandelt. Dieser Aufschlag, der im Durchschnitt 30 % betrug, liegt derzeit bei nur 16 %, obwohl die Wachstumsaussichten für diese Unternehmen im Allgemeinen besser sind als die ihrer grossen Geschwister. Der Anstieg der Zinssätze, der die Finanzierungsbedingungen für diese Unternehmen erheblich verschärft hat, und die anhaltende Stärke des Schweizer Franken in den letzten Quartalen haben ihre Bewertungen ziemlich belastet. Es zeichnet sich jedoch eine Trendwende ab, insbesondere nach der Lockerung der Geldpolitik der SNB.

Was können sie von den jüngsten Massnahmen der SNB zur Abschwächung des Frankens erwarten?

Small und Mid Caps sind die ersten, die von der jüngsten Entscheidung der SNB, die Leitzinsen zu senken, profitieren. Denn die Stärke des Schweizer Franken ist für diese Unternehmen besonders nachteilig. Im Gegensatz zu grossen multinationalen Konzernen, die physisch auf mehreren Kontinenten präsent sind, generieren kleine Unternehmen einen Grossteil ihrer Kosten in der Schweiz, während sie den Grossteil ihrer Waren und Dienstleistungen international exportieren. Dies hat erhebliche negative Auswirkungen auf ihre Gewinnspannen, zu denen noch ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu ausländischen Unternehmen hinzukommt. Die derzeitige Schwäche des Frankens gegenüber dem Euro und dem Dollar ist daher eine ausgezeichnete Nachricht für dieses Marktsegment.

Welche Werte in diesem Small & Mid-Segment fallen im Export am meisten auf?

Tatsächlich stechen viele Schweizer Unternehmen trotz ihrer geringen Grösse auf internationaler Ebene hervor. Sie verfügen über ein weltweit anerkanntes Markenimage. Beispiele hierfür sind Lindt oder Logitech, die nur einen sehr kleinen Teil ihrer Einnahmen in der Schweiz erwirtschaften. Auch im Gesundheitssektor gibt es viele international ausgerichtete Unternehmen wie Straumann, Bachem, Ypsomed oder Tecan.

Welche Unternehmen unter diesen Small & Mid Caps faszinieren Sie am meisten?

ON Holding, ein echter David, der gegen mehrere Goliaths kämpft. Es handelt sich um eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte im Sportschuhsektor. Mit einer Kapitalisierung von knapp 12 Milliarden US-Dollar hält das Unternehmen, das 2021 an die Börse gehen soll, den Stars der Branche, Nike oder Adidas, standhaft die Stange. Aus fundamentaler Sicht steht die ON Holding den Marktführern in nichts nach, da das Unternehmen bereits eine deutlich höhere Profitabilität als seine Konkurrenten aufweist, was auf eine entschiedene Positionierung im oberen Preissegment zurückzuführen ist. ON hat es geschafft, sich in einem schwachen Sportschuhmarkt zu differenzieren und das Image einer bekannten Persönlichkeit, nämlich Roger Federer, zu nutzen. Als klares Zeichen ihrer Ambitionen wählte die ON Holding New York für ihren Börsengang vor drei Jahren.

Welche Small & Mid Caps haben die grössten Chancen, in den SMI aufgenommen zu werden?

Die Chancen stehen gut, dass das nächste Unternehmen, das in den SMI-Index aufgenommen wird, wieder einmal aus dem Gesundheitssektor kommt. Der Kandidat mit den grössten Chancen ist Straumann, der die grösste Kapitalisierung im SPI Extra Index, der die Werte des SPI mit Ausnahme der SMI-Werte enthält, aufweist. Allerdings könnte ihm ein Neuling den Rang ablaufen. Sandoz, der weltweit führende Hersteller von Generika, der seinen Börsengang vor weniger als einem Jahr vollzog, scheint sehr gut positioniert zu sein, den Platz unter den zwanzig Stars der Schweizer Börse zu ergattern.

Daniel Steck

Piguet Galland

Daniel Steck verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Nach einer ersten Erfahrung in der Finanzanalyse bei Lombard Odier, insbesondere im Gesundheitssektor, setzte er seine Karriere bei Reyl & Cie als Analyst und Portfoliomanager fort. Il a rejoint Piguet Galland en 2018 comme gestionnaire senior pour prendre en charge de la gestion des différents fonds actions et certificats thématiques sur la Suisse et l’Amérique du Nord.

Awards

Real Assets Lösungen

  • Daniel Ammann
  • Präsident
  • onocoy.com

onocoy, Gewinner der WEB3 Startup Pitch Night

onocoy, das mit einem dezentralisierten Ansatz hochpräzise GPS-Daten liefert, ist der Gewinner der Startup Pitch Night, die in Zusammenarbeit mit der Crypto Valley Association, Women in Web3 Switzerland, Sphere und Business Angels Switzerland organisiert wurde. Daniel Ammann stellt es vor.

Francesco Mandala

GPS ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Mobiltelefone, Autos, Landwirtschaft, Logistik und viele weitere Anwendungen profitieren von GPS und haben dadurch neue Möglichkeiten erhalten. Diese Technologie bildet die Grundlage einer Industrie, die allein im Jahr 2024 einen Umsatz von 196 Milliarden US-Dollar generiert. Die Positionsgenauigkeit von GPS (USA) sowie den weiteren Konstellationen wie Galileo (EU), Beidou (China) und Glonass (Russland) ist auf eine horizontale Abweichung von lediglich 1 bis 2 Metern beschränkt.

Dank eines Netzwerks von stationären Bodenstationen, die Signale von Satelliten empfangen und Korrekturdaten berechnen, kann die Positionsgenauigkeit von mobilen Anwendungen sogar auf wenige Millimeter verbessert werden. Diese Technologie (RTK – Real Time Kinematics) ermöglicht es Traktoren in der Landwirtschaft, Felder automatisch zu bearbeiten, Drohnen präzise zu navigieren und zu landen, autonome Fahrzeuge sicher auf Kurs zu halten und Roboter autonom Aufgaben zu erledigen. Obwohl die RTK-Technologie seit etwa zwei Jahrzehnten bekannt ist, wird sie aufgrund proprietärer Systeme, hoher Kosten und fehlender breiter Verfügbarkeit oft nur in spezialisierten Anwendungen eingesetzt. Neben dem Einsatz für RTK können diese Daten auch für Erdbeobachtungsanwendungen wie Wettervorhersagen und Erdbebendetektion genutzt werden – etwas, was heute aufgrund eines fehlenden hochdichten GPS-Netzwerks nur in eingeschränkten Regionen möglich ist.

Die bestehende Industrie für RTK-Korrekturdaten erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von 25 Milliarden Euro. Die meisten Anbieter betreiben ein dichtes Netz von Bodenstationen (im Abstand von 50 bis 100 km) in verschiedenen Ländern oder sogar Kontinenten und konzentrieren sich hauptsächlich auf Märkte in den USA, Europa, China, Japan und Australien. Allerdings bietet diese Industrie ihre Produkte zumeist als proprietäre Lösungen an, mit Lieferanten-gebundener Hardware, Software und Abonnements-Modelle, was einer breiten Massenanwendung im Wege steht.

onocoy löst diese Herausforderungen, indem der Aufbau und Betrieb des Netzes dezentralisiert werden und ohne proprietäre Abhängigkeiten benutzt werden kann. Einzelpersonen und Unternehmen können die benötigte Hardware auf dem offenen Markt erwerben, installieren und mit dem onocoy-Cloudsystem verbinden. Als Belohnung erhalten sie die Kryptowährung ONO, abhängig von der Verfügbarkeit, Qualität der Daten und Nähe zu anderen Stationen. onocoy validiert diese Daten, übernimmt die Qualitätssicherung und bietet sie auf dem offenen Markt in einem pay-per-use Geschäftsmodell an. Kunden müssen nicht an einer Kryptobörse handeln, sondern können über ein Portal mit FIAT entsprechende Data Credits für den Bezug der Daten erwerben.

Durch die dezentralisierte Beschaffung wird es möglich, ein hochdichtes Netzwerk von bis zu 100.000 Stationen aufzubauen und zu finanzieren, wobei die Orchestrierung dieses Ausbaus über Regeln auf der Blockchain und in Smart Contracts vollautomatisiert erfolgt. Der Verkauf der Daten ist ebenfalls vollautomatisiert, und dank Blockchain sind auch Mikrotransaktionen für ein pay-per-use Modell möglich. onocoy positioniert sich dabei als horizontale Plattform mit allgemein verfügbarer und standardisierter Hardware. Die Daten werden auf der Nachfrageseite in einem rohen, standardisierten Format verteilt. Dies ermöglicht es der bestehenden Industrie, ihre eigenen Netze geografisch zu erweitern, ohne dass neue Wettbewerber entstehen. Die Daten sind jedoch auch direkt für Endkunden nutzbar, beispielsweise im Bereich der Landwirtschaft oder in Automatisierungsanwendungen. Der Hauptvorteil von onocoy liegt in einer verbesserten Positionsgenauigkeit und einem deutlich attraktiveren Preis- und Geschäftsmodell.

In der Web3-Industrie hat sich eine Kategorie etabliert unter dem Namen DePIN (Decentralized Physical Infrastructure Networks). Projekte mit Anwendungen wie dezentrale Regen- und Luftqualitätssensoren, Kommunikationsnetzwerke oder verteilte Speicherung von Daten nutzen einen gemeinschaftlichen Aufbau der Infrastruktur und bieten diese über die Plattform etablierten Industrien an. Ein Pionier dieser Art von dezentralen Netzen ist das Projekt „Helium“, welches ein hochdichtes LoRaWAN-IoT-Netzwerk mit über einer Million Access Points aufbaute.

onocoy ist ein Verein nach Schweizer Recht. Kunden, die den Datendienst nutzen möchten, benötigen Data Credits und müssen dafür ONO-Token direkt oder über einen FIAT-Onramp an einer Börse kaufen. Da bei onocoy keine FIAT-Gewinne anfallen können, findet der gesamte Wertzuwachs im Token statt. Aktuell ist der ONO-Token noch nicht handelbar, was jedoch im Laufe des Jahres 2024 geschehen soll. onocoy folgt einem „progressive decentralization“ Ansatz und wird mittelfristig den Betrieb des Systems dezentralisieren und die Governance on-chain bringen.

Daniel Ammann

onocoy

Daniel Ammann ist ein anerkannter Leader in der GPS industrie. 1995 hatte er an der ETH Zürich in Elektrotechnik abgeschlossen, und 1997 hat u-blox mitbegründet. Dabei hat er am ersten Mobiltelefon mit GPS gearbeitet (1999), und hat mit GPS Chips und Modulen u-blox zum Weltmarktführer in industriellen und Automobilanwendung geführt. Nach seinem Ausstieg bei u-blox (2019) war er aktiv als Businessangel und Consultant für Satellitennavigation und hat in dieser Funktion weltweit Startups und SMEs begleitet. In 2021 startete er onocoy, hat das Team aufgebaut, Vision und Strategie erarbeitet und das MVP zur Marktreife gebracht.

Untersuchung

EAM-Lösungen

  • Tatiana Agnesens & Manfred Stüttgen
  • Lehrer
  • Hochschule Luzern

«Vermögensverwalter planen, ihre Portfoliomanagementprozesse weiter zu verbessern.»

2024 haben sowohl Aktien als auch Obligationen einen hohen Stellenwert in den Portfolios unabhängiger Schweizer Vermögensverwalter. Der Anteil an Direktinvestitionen stieg über alle Anlageklassen stetig an. Dies zeigt eine neue Umfrage. Die beiden Studienautoren erklären.

Welche Ergebnisse der Umfrage zur Asset Allokation von Schweizer Vermögensverwalter haben Sie besonders überrascht?

Manfred Stüttgen: Dass unabhängige Vermögensverwalter dieses Jahr erstmals U.S.-Aktien übergewichten, springt besonders ins Auge. Die höhere Gewichtung ist leicht nachvollziehbar, wenn sie durch die laufende Höherbewertung des U.S.-Aktienmarktes verursacht wurde. Vielleicht haben die Vermögensverwalter aber auch in den vergangenen 12 Monaten zusätzliche neue Mittel in U.S. Aktien investiert oder zu deren Gunsten umgeschichtet.

Ebenfalls eine interessante Einsicht ist, dass Schweizer Vermögensverwalter im Schnitt noch untergewichtet sind in Staatsanleihen aus der Schweiz, Europa und USA, obwohl diese Anleihen nun wieder positiv rentieren. Dass sie hingegen nun vermehrt auch in europäische und amerikanische Unternehmensanleihen investieren, überrascht hingegen weniger.

Die Tatsache, dass viele Vermögensverwalter sehr stark in Schweizer Aktien investieren, hat verschiedene Folgen: Sie suchen weniger nach Finanzprodukten und sie sind weniger stark im Bereich Nachhaltigkeit investiert. Sehen Sie das auch so?

Manfred Stüttgen. Die befragten Schweizer Vermögensverwalter haben in der Tat einen «Home Bias» zugunsten von Schweizer Aktien. Zugleich investieren sie in Schweizer Aktien mehrheitlich direkt und nutzen – im Vergleich zu anderen Märkten – seltener Fonds oder ETFs. Die geringere Produktnutzung für Schweizer Aktien könnte darin liegen, dass sie den Heimatmarkt Schweiz besonders gut kennen und sich die Aktienselektion hier zuverlässig zutrauen.

Wir beobachten zugleich, dass 20 Prozent der Vermögensverwalter standardmässig Nachhaltigkeitskriterien in ihre Anlageprozesse inkludieren; weitere 48 Prozent tun dies auf Kundenwunsch. Die Vermögensverwalter unterscheiden sich hier kaum von anderen Anlegerinnen und Anlegern: Ähnliche Verteilungen sehen wir auch in anderen Anlage-Märkten und Vertriebskanälen – und zwar unabhängig davon, ob es sich um Aktienanlagen in Schweizer Aktien oder nicht. Insofern lässt sich aus der aktuellen Vorliebe von Vermögensverwaltern für Schweizer Aktien keine zuverlässige Aussage dazu folgern, wie Vermögensverwalter zu nachhaltigen Investments eingestellt sind.

Erstmals haben Sie die Unabhängigen Vermögensverwalter auch nach der Anwendung von Tools nachgefragt – also den Stand der Digitalisierung der Portfolios. Wo sehen diese das grösste Potential?

Tatiana Agnesens. In den Kernprozessen des Portfoliomanagements – beispielsweise der Portfoliokonstruktion, dem Portfoliomonitoring oder auch dem Rebalancing – verlassen sich die Schweizer Vermögensverwalter in grosser Mehrheit auf ihre eigenen Werkzeuge und Methoden. Anders sieht dies aus bei Prozessen, die die Produktselektion oder die «Product Suitability» betreffen: dort werden immer öfter auch externe Tools oder Services genutzt.

Welche externen Tools und in welchem Umfang für Vermögensverwalter sinnvoll wären, dazu lässt sich aus unserer Umfrage keine klare Aussage treffen. Vieles hängt vom jeweiligen konkreten Set-up der Vermögensverwalter ab. Sicherlich könnten viele unabhängige Vermögensverwalter aber von der vermehrten Nutzung innovativer Werkzeuge profitieren und die Effizienz und Qualität ihrer Prozesse weiter steigern. Insofern überrascht es auch nicht, dass fast die Hälfte der Vermögensverwalter plant, zumindest einen ihrer Portfoliomanagementprozesse künftig mit Hilfe von entsprechenden Werkzeugen und Services noch weiter zu verbessern.

Auffällig ist, dass die Grösse eine Rolle spielt: Grössere Vermögensverwalter unterscheiden sich von den kleinerein im Anlageverhalten, im Einsatz von digitalen Tools aber auch in ihrer Haltung gehgenüber Nachhaltigkeitsthemen. Woran liegt das?

Tatiana Agnesens. Die Unterschiede können vielfältige Gründe haben: die grösseren Vermögensverwalter haben oft mehr Ressourcen als die kleineren Vermögensverwalter, sowohl finanziell als auch personell. Dies ist aber bei weitem nicht der einzige Grund für mögliche Unterschiede. Auch die Andersartigkeit der Kundenbasis oder die Verschiedenartigkeit der strategischen Positionierung können erklären, warum jemand anders investiert oder sich anders prozessual organisiert. So betreut nur etwa die Hälfte der befragten Vermögensverwalter institutionelle Kunden; 98 Prozent der befragten Vermögensverwalter betreuen private Kunden. Je nach Art der Endkunden – oder auch deren Steuerdomizil, Risikopräferenz oder Nachhaltigkeitsvorlieben – stellen sich die Vermögensverwalter unterschiedlich auf, um die spezifischen Kundenbedürfnisse bestmöglich zu erfüllen.

Zum Schluss noch die Frage nach der Nachhaltigkeit: Die Bewegungen sind im Jahresvergleich gering. Nach wie vor ist jedoch ein grosser Teil der VV bereit, in ESG/Nachhaltigkeits-Produkte zu investieren, wenn die Kunden es wünschen. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Manfred Stüttgen: Manfred Stüttgen: Nachhaltigkeitsaspekte spielen für zwei Drittel der Vermögensverwalter eine wichtige Rolle: sie integrieren die sogenannten ESG-Kriterien entweder standardmässig in Anlageprozesse oder auf speziellen Kundenwunsch. Man kann diese Entwicklung auf zweierlei Weise interpretieren: Ein Teil der Vermögensverwalter geht das Thema Nachhaltigkeit sehr aktiv und systematisch an; ein anderer Teil eher pragmatisch und kundenorientiert.

Je nach Art der betreuten Endkunden gibt es für beide Zugänge gute Argumente. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten in Portfolios ist ein anspruchsvolles Thema, das viel Wissen und auch entsprechende Daten voraussetzt. Nach einigen Jahren des sehr rasanten Wachstums von nachhaltigen Anlagen sehen wir aktuell bei den Vermögensverwaltern – aber auch in anderen Märkten – ein etwas abflachendes Wachstum. Wir erwarten aber, dass trotz aktuellem Gegenwind, das Wachstum in nachhaltigen Anlagenstrategien noch einige Jahre anhalten wird.

Manfred Stüttgen

Manfred Stüttgen Manfred Stüttgen ist Professor für Banking an der Hochschule Luzern. Er lehrt und forscht in den Bereichen Wealth Management und nachhaltige Anlagen. In der Finanzindustrie ist er langjährig in Leitungsfunktionen und Mandaten aktiv.

Tatiana Agnesens

Tatiana Agnesens ist als Dozentin für Finanzmathematik an der Hochschule Luzern tätig. Ihr Fachgebiet umfasst die Lehre und Forschung zur digitalen Anlagelösungen, Asset Management und Verhaltensökonomie. Vor ihrer Tätigkeit an der Hochschule promovierte sie an der Universität St. Gallen und sammelte einige Jahre Erfahrung im Bereich Corporate Finance sowie in der externen Vermögensverwaltung.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

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Trampeln

Investment Lösungen

  • Interview mit Pierre Mouton
  • Head Long Only Strategies
  • NS Partners

„Europa hat die Dynamik, die sich rund um das Smartphone entwickelt hat, verpasst“.

Seit 2007 ist der Eurostoxx50 um knapp 10% gestiegen. Der S&P500 hingegen hat sich mehr als verdreifacht. Europäische Aktien hinken aus mehreren Gründen hinterher, die Pierre Mouton hier näher beleuchtet. Der erste Grund ist seiner Meinung nach das Fehlen der grossen Tech-Unterrnehmen.

 

Francesco Mandala

Seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 haben sich europäische Werte systematisch schlechter entwickelt als die grossen globalen Indizes, einschliesslich des SMI. Welche Gründe rechtfertigen dieses Zurückfallen?

In Wirklichkeit haben sich europäische Aktien bis zum Ausbruch der Subprime-Krise recht gut entwickelt. Die Performance der Finanzwerte war besonders gut. In dieser Zeit erreichten die europäischen Banken ihre Allzeithochs. Im April 2007 war die UBS-Aktie für über 70 Franken zu haben!

Seit 2008 hingegen zeichnet sich die Leistungslücke deutlich ab. Im Vergleich zu den nordamerikanischen Märkten, die in Bezug auf Bevölkerung, Entwicklung oder institutionelle Investitionen am besten vergleichbar sind.

Wie erklären Sie sich das dann?

Ein Nachteil für Europe ist, dass grosse Marktführer im Technologiesektor, abgesehen von ASML mit einer Marktkapitalisierung von 350 Milliarden Euro, fehlen. Weiter ist die sektoralen Verteilung der Märkte ein Grund. Es dominieren die Finanzbranche, der Energiesektor und die Versorger dominiert. Ohne in einen primären Ultraliberalismus verfallen zu wollen, sind dies dennoch Sektoren, die in gewissem Masse dem Wohlwollen der Staaten und ihrer Regierungen unterliegen.

In welchem Sinne?

Die Banken sind für mich ein perfektes Beispiel dafür. In den USA haben sie seit der Finanzkrise eine beispielhafte Erholung vollzogen. In Europa hingegen dümpeln die Aktien der Banken vor sich hin. Sie sind noch weit von ihrem Stand von 2007 entfernt, da die Unternehmen in erster Linie politischen Erwägungen folgen. Die Aufsichtsbehörde hat das europäische Bankensystem fest im Griff. Die eingeführten Aufsichtsregeln sind natürlich sinnvoll, aber sie sind für Anleihegläubiger viel günstiger als für Aktienkäufer. Auch der latente Protektionismus in Europa ist ein Thema hier. Jedes Land achtet eifersüchtig danach, seine nationalen Banken zu erhalten, anstatt einen gesunden Wettbewerb mit der Schaffung grosser Gruppen auf kontinentaler Ebene entstehen zu lassen.

Welche Faktoren haben Europa daran gehindert, selbst seine Tech-Leader zu produzieren?

Leider war kein Unternehmen in Europa in der Lage, sich in das aussergewöhnliche Ökosystem einzufügen, das sich nach dem Erscheinen des Apple iPhone im Jahr 2007 rund um das Smartphone gebildet hat. Dieses Ökosystem umfasst heute Halbleiterhersteller, Betreiber von Rechenzentren, Softwarehersteller und Dienstleistungsplattformen. In den letzten Jahren hat sich die Digitalisierung, durch den Durchbruch in der künstlichen Intelligenz noch verstärkt. In diesem Universum hat es Europa bisher nirgends geschafft, sich zu positionieren.

Ich glaube auch, dass die USA ein anderes Verhältnis zum Kapital, zu seiner Dynamik und zu dessen Einsatz haben. Nach dem Vorbild der Ölgesellschaften von dazumal, zögern die amerikanischen Unternehmen nicht, alles aus ihrer Bilanz zu streichen, was Kapital verbraucht und was nicht zu den strategischen Kernaktivitäten beiträgt. In Europa gibt es immer noch viele Unternehmen, die alles in ihrer Bilanz behalten wollen, ohne sich allzu sehr um die Opportunitätskosten zu kümmern.

Unter welchen strukturellen Ungleichgewichten leidet Europa?

Die Handelsströme in Europa sind noch weit davon entfernt, optimal zu fliessen. Die Mitgliedstaaten der EU können in bestimmten Sektoren recht protektionistisch sein. Insbesondere wenn es darum geht, nationale Champions, die nicht unbedingt für den internationalen Wettbewerb gerüstet sind, zu schützen.

Auch die Energieversorgung macht Europa sehr verwundbar. Im Gegensatz zu den USA, die seit nunmehr 20 Jahren von der Förderung von Schieferöl profitieren, importiert Europa viel und zahlt dafür die Rechnung. Seit 2010 hat die USA die Ölproduktion mehr als verdoppelt und ist sind heute der grösste Produzent der Welt. Die Energiekosten haben sich für die US-amerikanischen Unternehmen nur marginal verändert.

Welche Aussichten sehen Sie für europäische Aktien insgesamt in den nächsten Jahren?

Interessant ist, dass der grösste Beitrag der Sektoren zur Wertentwicklung der europäischen Märkte von Finanzwerten geleistet wird. Das ist oft ein gutes Zeichen, zumal die europäischen Banken recht hoch kapitalisiert sind. Dafür hat die Regulierungsbehörde gesorgt! Das ideale Szenario wäre, wenn die europäischen Banken freie Bahn für Fusionen hätten, wie Sergio Ermotti es sich gewünscht und Emmanuel Macron es in Aussicht gestellt hat. Europa muss nun in diesem Sektor europäische Champions aufbauen.

Pierre Mouton

NS Partners

Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.