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Arnaud Dubois
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Zeitgenössische Kunst festigt ihren Status als sicherer Hafen
In einem globalen Umfeld, das weiterhin von wirtschaftlicher, geopolitischer und finanzieller Unsicherheit geprägt ist, bestätigt das High-End-Segment des Marktes für zeitgenössische Kunst seine Widerstandsfähigkeit und seine treibende Rolle. Die Schweiz hingegen vermittelt Zuversicht. Mit der Art Basel, die sich zu einem der einflussreichsten Termine im internationalen Kalender entwickelt hat, etabliert sie sich als unverzichtbarer Standort für den Kunstmarkt.
Die Schweiz verfügt zwar nicht über die gleiche Markttiefe wie die grossen Kunstzentren, weiss aber internationale Sammler anzulocken, die eine neutrale und effiziente Plattform suchen. Mit der Art Basel – ebenso wie mit den grossen Auktionen im Mai und November – trägt sie sogar dazu bei, das Tempo des globalen Kunstmarktes vorzugeben.
Die Ausgabe 2025 der Art Basel, die im Juni dieses Jahres in einem Klima der Erwartung stattfand, hat gezeigt, dass die Galerien zunehmend auf Kohärenz in ihren Angeboten achten. Es hat sich eine Neuausrichtung auf sichere Werte durchgesetzt, mit hochwertigen Werken zu angemessenen Preisen, die sich an ein selektiveres, manchmal diskretes oder zurückhaltendes Sammlerpublikum richten. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf andere Veranstaltungen, insbesondere die Art Basel Paris im Oktober. Diese Entwicklung spiegelt eine neue Marktlogik wider: weniger Fokus auf kontinuierlich steigende Preise, sondern mehr auf Qualität – sowohl bei den Werken als auch beim Einkaufserlebnis.
Vor dem Termin in der Rheinmetropole begann die Auktionssaison im Mai in New York. Mit einem Gesamtumsatz von 1,19 Milliarden Dollar für die beiden führenden Auktionshäuser Sotheby’s und Christie’s bleibt der Markt stabil, zwar leicht rückläufig gegenüber 2024 (1,27 Mrd. Dollar), aber weit über den Erwartungen vieler.
Anstatt eines einfachen konjunkturellen Rückgangs zeigt diese Saison eine deutliche Neuausrichtung des Marktes. Sammler bevorzugen nun anerkannte und etablierte Blue-Chip-Werke und zeigen sich gegenüber dem Red-Chip-Segment vorsichtiger. In diesem selektiven Klima fanden mehr als 90 % der von Christie’s und Sotheby’s angebotenen Lose einen Käufer – eine Quote, welche deutlich über dem historischen Durchschnitt von fast 70 % liegt. Dieses Ergebnis spiegelt das anhaltend grosse Interesse an sorgfältig ausgewählten Werken wider.
In diesem stets mit Spannung verfolgten Duell hat sich Christie’s deutlich gegen Sotheby’s durchgesetzt. Mit einem Umsatz von 693 Millionen Dollar verzeichnet Christie’s ein Wachstum von 8 % gegenüber dem Vorjahr, getragen von der aussergewöhnlichen Riggio-Sammlung, die allein fast 272 Millionen Dollar einbrachte. Sotheby’s hingegen verzeichnet einen Rückgang von 21 % und liegt trotz einer höheren Anzahl von angebotenen Losen (650 gegenüber 550 bei Christie’s) knapp unter der 500-Millionen-Marke.
Mehrere Faktoren erklären den Unterschied zwischen den beiden Auktionshäusern. Christie’s setzte auf eine gezieltere Auswahl mit emblematischen Losen und ambitionierten, aber glaubwürdigen Schätzungen. Sotheby’s profitierte hingegen vom „Sammlereffekt” durch die Versteigerung der Werke von Barbara Gladstone, was einmal mehr die entscheidende Bedeutung dieses Hebels für die Verkaufsdynamik bestätigt.
Einer der wichtigsten Hebel für die Performance dieser Auktionen ist mittlerweile bekannt: das Garantiesystem. Es ist in den Vereinigten Staaten gängige Praxis und ermöglicht es einem Auktionshaus oder einem Dritten, sich auf einen Mindestpreis festzulegen und so den Verkäufer abzusichern. Im Mai profitierten fast 70 % der Lose der Abendauktionen bei Sotheby’s und Christie’s von diesem Mechanismus. Es bietet eine erhöhte Vorhersehbarkeit und verdeutlicht die zunehmende Finanzialisierung des Kunstmarktes: ein erster Schritt zur Absicherung im Vorfeld, gefolgt von einem Wettbewerb im Saal, um eine mögliche Marge zu erzielen. Ein subtiles Gleichgewicht, das sich jedoch oft auszahlt.
Der Markt wird strategischer und äusserst selektiv. Die Nachfrage konzentriert sich nun auf Blue-Chip-Künstler, große Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wobei Calder, Lichtenstein oder Hockney weiterhin im Vordergrund stehen. Es ist dennoch eine gewisse Rationalisierung zu beobachten: Die Preise erzielen keine spektakulären Rekorde mehr, sondern orientieren sich stärker an ihrem Wert. Ein Gemälde von Rothko wurde so für 37 Millionen Dollar verkauft – ein solides Ergebnis, das jedoch mit seiner Geschichte im Einklang steht. Ein Werk von Calder erzielte über 8 Millionen, während ein anderes, obwohl von hoher Qualität, nicht über 1,8 Millionen hinauskam. Die Zeit der Euphorie und der systematischen Rekorde scheint vorbei zu sein. Die Käufer zeigen sich vorsichtiger und bevorzugen Stücke mit realistischen Schätzungen. Das Ergebnis: Verkäufer, die bereit sind, in einem glaubwürdigen Preisbereich zu bleiben, gehen als Gewinner hervor. Mit anderen Worten: Der Markt will nicht mehr zu viel bezahlen.
Er scheint nun einen begrenzten Kreis von etwa hundert bedeutenden Künstlern zu bevorzugen, darunter Impressionisten und Moderne. Die Logik des Sammelns setzt sich durch: Die grossen Häuser setzen auf Sicherheit und auf historische Werte, welche von Museen und internationalen Galerien bestätigt werden.
Am Ende dieser Saison zwischen Basel und New York drängt sich eine Schlussfolgerung auf: Der Kunstmarkt verliert nicht an Schwung, er wandelt sich. Er ist übersichtlicher, transparenter, aber auch anspruchsvoller geworden und bietet Sammlern wie Fachleuten die Möglichkeit, sich auf Langfristigkeit, Qualität und Kohärenz zu konzentrieren. In einer instabilen Welt bleibt Kunst ein sicherer Hafen – vorausgesetzt, man weiss, wo man suchen muss.
Arnaud Dubois
Matis
Arnaud Dubois ist Mitbegründer von Matis, wo er heute für Investitionen zuständig ist. Als Spezialist für den Markt für zeitgenössische Kunst begleitet Arnaud Dubois seit einem Jahrzehnt Sammler und Investoren und unterstützt sie bei der Verwaltung ihrer Kunstwerke. Seit 2014 unterrichtet Arnaud im Rahmen des Masterstudiengangs Privatrecht mit Spezialisierung auf den Kunstmarkt und die Verwaltung von Kunstvermögen an der Universität Assas in Paris das Fach Verwaltung privater Kunstvermögen.
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Unter dem Druck Trumps hat Europa schliesslich eine beispiellose Erhöhung der Zölle akzeptiert und sich verpflichtet, Energie und Rüstungsgüter in grossem Umfang zu importieren. Dieses unausgewogene Abkommen legt die strategische Schwäche der Union offen, die durch ihre eigenen Blockaden noch verschärft wird. Ohne dass damit jedoch ihr Ende besiegelt wäre.
Gemäss der Liste der Willensmängel in Artikel 1137 des französischen Zivilgesetzbuchs liegt eine arglistige Täuschung vor, wenn ein Vertragspartner die Zustimmung des anderen durch manipulative Handlungen oder Lügen erlangt.
Donald Trump stellt sich selbst als König der Verhandlungskunst dar, Europa hingegen scheint ein Meister der Unterwerfung zu sein. Die „Handelsgespräche“ mit den USA bestanden im Prinzip darin, dass Ursula von der Leyen mitten im Sommer auf einen der privaten Golfplätze des US-Präsidenten in Schottland zitiert wurde, wo sie über die Erhebung von Zöllen in Höhe von 15 % informiert wurde. Zwar solle es Ausnahmen geben, wie die Luftfahrt oder bestimmte strategische Rohstoffe, aber diese stehen noch nicht einmal fest.
Bei einigen sorgte dies für Erleichterung, da diese Zölle niedriger sind als die 20 %, die am Liberation Day im April angekündigt worden waren, und insbesondere niedriger als die 30 %, die für den Fall angedroht wurden, dass man keine Einigung erzielt. Dennoch ist diese Zahl im Vergleich zu den bis dahin geltenden 1-2 % extrem hoch und stellt den höchsten Zollsatz seit fast einem Jahrhundert dar.
Als ob das noch nicht genug wäre, verpflichtet sich die Europäische Union ferner, in den nächsten drei Jahren Brennstoffe (LNG und Öl) im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu importieren. Des Weiteren hat sie zugesagt, mehr Computerchips und Rüstungsgüter zu kaufen. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, verpflichtet sich die EU zu Investitionen in Höhe von 600 Mrd. US-Dollar in den USA – als ob sie auf heimischem Boden nicht schon genug Investitionsbedarf hätte. Anstatt also seine Überschüsse für die Finanzierung seiner eigenen Unternehmen zu nutzen, investiert Europa weiter auf der anderen Seite des Atlantiks. Im „Gegenzug“ sollen die europäischen Importzölle auf US-Produkte auf 0 % gesenkt werden…
In einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung versuchte Ursula von der Leyen, sich mit der Aussage zu rechtfertigen, das Abkommen sei „ein starker, wenn auch nicht perfekter Deal“. Die „Stärke“ dieses Deals ist allerdings zweifelhaft angesichts der Unberechenbarkeit und Launenhaftigkeit, die der 47. Präsident der USA bei seinen Entscheidungen an den Tag legt. Es stimmt jedoch auch, dass Europa sehr gut darin ist, sich selbst zu blockieren. Nach Ansicht Mario Draghis behindern die durch Regeln und Normen bedingten internen Barrieren in Europa den Handel stärker als die US-Zölle. Der IWF schätzt, dass die wirtschaftliche Belastung, die durch interne, nicht zollbedingte Handelsbarrieren in der EU verursacht wird, Zöllen in Höhe von 44 % für das verarbeitende Gewerbe und sogar 110 % für den Dienstleistungssektor entspricht. Vor diesem Hintergrund beträgt der Handel zwischen den EU-Mitgliedstaaten weniger als die Hälfte des Handels zwischen den US-Bundesstaaten. Mario Draghi merkt ferner an, dass die Umsetzung der DSGVO in Europa die Gewinne von kleinen, mittleren und Midcap-Unternehmen um 12 % reduziert habe!
Die Schweiz ihrerseits wird mit 39 % Zöllen und einigen wenigen sektoralen Ausnahmen einer Schocktherapie unterzogen. Aber ist es höchste Zeit, dass Europa reagiert und mit wiedererlangter Stärke seine Rolle als weltweit führender Binnenmarkt behauptet. Wenn, in Anlehnung an Mark Twain, die Gerüchte über den Tod der EU stark übertrieben sind, dann ist jetzt die Zeit zum Handeln gekommen. Ansonsten würde ein mögliches zukünftiges Abkommen zum Wiederaufbau der Ukraine ebenfalls in einem Fiasko enden.
Olivier de Berranger
La Financière de l’Echiquier
Olivier de Berranger ist CEO und Co-CIO von La Financière de l’Echiquier. Er bekleidete seit 1990 Posten als Trader sowie als Trading Desk-Verantwortlicher für Zinsprodukte, Cash und Derivate beim Crédit Lyonnais und dann bei Calyon. Anschliessend war er für den Bereich Capital Markets bei First Finance verantwortlich. Im März 2007 kam er als Anleihenmanager zu La Financière de l’Echiquier. Nachdem er die Verantwortung für den Bereich Zins-, Kredit- und Diversifizierungsmanagement übernommen hatte, wurde er 2017 zum Direktor der Vermögensverwaltung ernannt und trat in den Vorstand ein. Im Dezember 2023 wird er zum Generaldirektor von LFDE ernannt. Olivier de Berranger ist HEC-Absolvent.
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Eine solide Performance erzielen und gleichzeitig die Ressourcen des Planeten bewahren – das bleibt für Investoren ein scheinbares Dilemma. In der Welt der Family Offices, wo der Zeithorizont nicht in Quartalen, sondern in Generationen gemessen wird, ist Nachhaltigkeit jedoch längst kein Hindernis mehr für Rendite, sondern vielmehr ein zentraler Werttreiber.
Ziel ist es nicht nur, ein Vermögen zu mehren, sondern es weiterzugeben und zu erhalten. Doch eine Tatsache ist unübersehbar: Eine nachhaltige Vermögensübertragung ist ohne einen bewohnbaren Planeten nicht möglich. Das Klima, lange Zeit als Randthema betrachtet, rückt heute ins Zentrum der Portfolios, der Strategien und der Prioritäten im Wealth Management. Es verschiebt Grenzen und definiert vor allem die bewohnbaren Zonen neu, da ganze Gemeinschaften gezwungen sind, ihre Migration zu erwägen.
Die Risiken des Klimawandels sind nicht länger abstrakt. Sie sind real, greifbar und spiegeln sich bereits in Bilanzen wider – durch abgeschriebene Vermögenswerte, Unternehmen, die unter neuen Regulierungen leiden, oder unbrauchbare Territorien. Sie beeinflussen die finanzielle Performance ebenso wie die geopolitische Stabilität. Angesichts dieser Realität kann privates Kapital nicht länger passiv bleiben. Es wird zu einem unverzichtbaren Hebel für den Wandel. Family Offices, Asset Manager und grosse Verteiler verfügen über eine enorme Schlagkraft, die – richtig eingesetzt – ganze Branchen in widerstandsfähigere, CO₂-ärmere und nachhaltigere Modelle überführen kann.
Aus diesen Imperativen entsteht ein neuer Mandatstyp: das „Dual Mandat“. Es beruht auf zwei untrennbaren Säulen – Vermögen zu bewahren und den Planeten zu schützen. Es handelt sich weder um ein Schlagwort noch um einen moralischen Kompromiss, sondern um eine strategische Ausrichtung zwischen den Anforderungen eines langfristigen Kapitalismus und den Imperativen einer sich ständig verändernden Welt. Denn ein hartnäckiges Vorurteil hält sich: Nachhaltigkeit gehe mit Renditeverzicht einher. Ebenso würden Performance und ökologisches Engagement schlecht zusammenpassen. In Wirklichkeit stellen gerade die klimaanfälligsten Vermögenswerte – veraltete Immobilien, CO₂-intensive Infrastrukturen oder emissionsstarke Unternehmen – die grösste Bedrohung für die Stabilität eines Portfolios dar.
Im Gegensatz dazu bieten Sektoren im Bereich der Transformation, grünen Innovation und Energieeffizienz nach wie vor weitgehend unerschlossene Chancen. Der Markt bestätigt dies zunehmend. Nachhaltige Infrastrukturen beweisen ihre Resilienz, energieeffiziente Immobilien entwickeln sich zu sicheren Häfen angesichts steigender Energiekosten und künftiger Regulierungen, und Unternehmen mit einem klaren Entkarbonisierungspfad ziehen Kapital wie Talente gleichermassen an. Über die Zahlen hinaus wächst zudem der gesellschaftliche Druck: Stakeholder erwarten nicht nur Rendite, sondern auch ökologische Verantwortung.
Eine der pragmatischsten Antworten darauf ist die Entkarbonisierung von Portfolios. Entgegen landläufiger Meinung handelt es sich dabei weder um einen symbolischen Akt noch um oberflächliches Greenwashing. Entkarbonisieren heisst, die CO₂-Intensität der gehaltenen Vermögenswerte zu reduzieren – also die Menge an Emissionen pro investiertem Franken – und gleichzeitig ein stabiles Mass an Diversifikation und Performance zu sichern. Dies setzt voraus, dass die emissionsintensivsten Unternehmen identifiziert und ausgeschlossen oder reduziert werden – zugunsten emissionsärmerer Akteure. Eine Methode, die pragmatisch, quantitativ und vor allem reproduzierbar ist.
Genau das haben die Professoren Eric Jondeau und Rüdiger Fahlenbrach gezeigt, als sie das US-Aktienportfolio im Bestand der Schweizerischen Nationalbank untersuchten – ein breit diversifiziertes, vor allem aber passiv gemanagtes Portfolio. Ihr Ziel war klar: eine Entkarbonisierungsstrategie zu testen, ohne die Performance zu verschlechtern.
Ihre Lösung basiert auf einem einfachen, aber strengen Filter: weltweit die emissionsintensivsten Unternehmen, gemessen an den Emissionen pro Umsatz, auszuschliessen. Diese gezielten Ausschlüsse reichen aus, um den CO₂-Fussabdruck des Portfolios deutlich zu verringern. Die befreiten Mittel werden im verbleibenden Anlageuniversum reinvestiert, ohne die ursprüngliche Sektorallokation nachzubilden. Ergebnis: ein emissionsärmeres, teils sogar performanteres Portfolio, ohne übermässige Risikoverschiebung.
Die Resultate sind eindeutig: Bereits durch den Ausschluss von nur 1 % der emissionsstärksten Unternehmen sinkt der CO₂-Fussabdruck des Portfolios um rund 20 % – ohne negative Auswirkungen auf Performance oder Risikoindikatoren wie Volatilität, Diversifikation oder Tracking Error. Bei 2,5 % bzw. 5 % Ausschlüssen steigt die Reduktion auf 45 % bzw. 60 % – und das Portfolio übertrifft die ursprüngliche Benchmark sogar. Im 5 %-Szenario hätte es im Schnitt 15,8 % Rendite pro Jahr erzielt, mit einem Sharpe Ratio von 0,96 – eine risikoadjustierte Rentabilität, die sehr wettbewerbsfähig gegenüber der Ausgangsversion ist. Mit anderen Worten: Entkarbonisierung ist möglich, messbar und mitunter profitabler als Untätigkeit. Dieses Lehrbeispiel, zugleich einfach wie effektiv, wirft die Frage auf, warum dies noch nicht längst Standard ist.
Gerade für Family Offices sollte dieser Befund von besonderer Bedeutung sein. Denn wenn es eine Anlegergruppe gibt, die solche Strategien schnell, effizient und entschlossen umsetzen kann, dann sind es sie. Ihre Allokationsfreiheit, ihr langfristiger Anlagehorizont sowie ihre familiäre und generationenübergreifende Verankerung machen sie zu idealen Transformationsmotoren. Sie sind nicht an Indizes gebunden, können historische Verzerrungen hinterfragen, Initiativen starten, testen – und vor allem anpassen.
Doch dazu müssen die richtigen Fragen gestellt werden: Wie hoch ist die tatsächliche CO₂-Intensität des Portfolios? Wie ambitioniert sind die Klimaziele der Verwalter? Welchen Einfluss üben sie als Aktionäre tatsächlich aus? Diese konkreten, messbaren und wiederkehrenden Fragen können das Portfoliomanagement in ein nachhaltigeres Modell überführen – ohne auf Performanceziele zu verzichten.
Dieser Trend verstärkt sich zunehmend durch die jüngeren Generationen. Die Erben von heute wollen nicht nur ein renditestarkes Portfolio übernehmen. Sie wollen wissen, was sie finanzieren, was sie tolerieren und ob ihre Investitionen mit ihren Werten übereinstimmen. Für sie ist Performance nicht mehr nur eine Zahl, sondern der Weg, den ihre Zukunft einschlägt.
Es sei jedoch betont, dass der Zeithorizont der zitierten Studie kurz vor den geopolitischen Umwälzungen des 21. Jahrhunderts endet – insbesondere vor jenen, die Energie-, Klima- und Wirtschaftsstrukturen neu geordnet haben. Kriege, internationale Spannungen und Versorgungskrisen haben die Dynamik des nachhaltigen Investierens tiefgreifend verändert. Eine Aktualisierung der Studie wäre daher sinnvoll, um die Relevanz und Belastbarkeit der Ergebnisse im Lichte dieses neuen, instabileren, aber auch anspruchsvolleren Umfelds für langfristige Investoren zu prüfen.
Nachhaltig investieren heisst nicht, auf Rendite zu verzichten. Es bedeutet vielmehr, neue Risiken zu antizipieren und zu integrieren – und zugleich unterschätzte Chancen zu nutzen, Performance neu zu definieren und sie in den Kontext der Welt zu stellen, in der wir leben. Wer es versteht, finanzielle Strenge mit klimapolitischer Klarheit und patrimonialer Weitsicht zu verbinden, wird einen entscheidenden Vorsprung gewinnen. Und vor allem dafür sorgen, dass Vermögen Sinn stiftet – indem es die Möglichkeit bietet, zu gestalten, statt zu reparieren.
Rean Morinaj
Capitalium Wealth Management
Rean Morinaj ist Junior Analyst bei Capitalium Wealth Management. Er hat einen Bachelor in Politischer Ökonomie der HEC Lausanne und schliesst derzeit seinen Master in Finance (Risk & Asset Management) ab. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Risk Management Lausanne (CRML).
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Der Anspruch des Schweizer Asset-Management-Marktes, ein «verlässlicher Ankerpunkt» zu sein, bleibt solide. Wenn auch «bedroht», wie die jüngst veröffentlichte Umfrage der Asset Management Association Switzerland aufzeigt. Bedroht durch geopolitische Risiken, vor allem aber durch interne Dynamiken, betont Peter Hody, Sprecher der AMAS.
Obwohl die Position der Schweiz stabil bleibt, zeigt sich ein Stillstand beim Wachstum der von Asset Managern verwalteten Vermögen.
Tatsächlich stiegen die verwalteten Vermögen jährlich zwar um rund 5,5 %, bei gleichzeitiger Verbesserung der Cost-Income-Ratio auf 69 %. Doch die Gesamtrentabilität bleibt flach. Nahezu 90 % der Nettomittelzuflüsse stammen faktisch einzig aus der Marktperformance. Die Branche wirkt gesättigt und stark abhängig von der weltwirtschaftlichen Lage.
Was ist Ihrer Meinung nach die tiefere Ursache dieser Verlangsamung?
Man muss sich vor Augen führen, dass das Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die berufliche Vorsorge (BVG) im Jahr 1985 wesentlich zum Aufschwung des Asset Managements in der Schweiz beigetragen hat. In den letzten Jahren ist der Anteil der Vorsorgeleistungen jedoch stark gestiegen – bei gleichzeitig sinkendem Wachstum der Vermögen. Das Geld der Kunden ist schlicht nicht mehr so reichlich vorhanden. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch im Schweizer Private Banking, das praktisch nicht mehr wächst – unter anderem wegen der Konkurrenz von Finanzplätzen wie Hongkong oder Singapur.
Sehen Sie dennoch positive Aspekte in der Entwicklung der Branche?
In den vergangenen fünf Jahren hat die Schweiz im Grossen und Ganzen das gleiche Wachstumstempo wie der Rest der Welt verzeichnet. 2023 gelang es ihr zudem, den dritten Platz in Europa zu erreichen, und 2024 wurde die Position mit einem Wachstum von 11 % und einem historischen Höchststand von 3’450 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen weiter ausgebaut – nach dem Rückgang im Jahr 2022 infolge von Covid.
Das mag apodiktisch klingen, doch die Resilienz des Asset Managements in der Schweiz dürfte schlicht auf die guten Leistungen der Asset Manager zurückzuführen sein. Ohne den Einfluss des Schweizer Frankens schmälern zu wollen. Für mich spiegelt das Wachstum der Branche die Qualität der Dienstleistungen wider, die Schweizer Asset Manager anbieten.
Welche Wachstumsschwerpunkte sollten in diesem Kontext im Vordergrund stehen?
Die internationale Expansion sowie die Erschliessung neuer Anlageklassen – insbesondere Private Markets – sind klar die beiden zentralen Achsen. Allerdings ist es für Schweizer Asset Manager nicht einfach, in ausländische Märkte vorzudringen, unter anderem wegen regulatorischer Hürden. Deshalb setzt sich die AMAS in Bern für politische Massnahmen und Praktiken ein, die den freien Zugang zur EU, nach Asien oder in die USA fördern – letztere beiden Regionen sind derzeit besonders dynamisch.
Es fällt auf, dass der leichte Rückgang des Marktanteils des Vereinigten Königreichs mehr oder weniger mit dem Fortschritt der Schweiz zusammenfällt. Besteht da ein Zusammenhang?
Das glaube ich nicht. Richtig ist, dass der Brexit nicht hilfreich war. Doch die Prognosen, wonach der Brexit anderen europäischen Finanzplätzen deutlich zugutekommen würde, haben sich nicht erfüllt. Wie erklären Sie sich, dass die Kostenreduktion in Ihrer Umfrage erst an fünfter Stelle der Prioritäten der Schweizer Asset Manager auftaucht?
Das kann an der Formulierung der Fragen oder an der Struktur des Fragebogens liegen. Möglich ist auch, dass Kostenreduktion als permanentes Gebot gilt, das ohnehin selbstverständlich ist, und deshalb implizit als Priorität betrachtet wird. Mit aller Vorsicht gesagt: Auch bei uns in der AMAS hat dieses Ergebnis zu Diskussionen geführt.
Zudem ist nachvollziehbar, dass einige Asset Manager – angesichts der Notwendigkeit, die verwalteten Vermögen über internationale Investitionen zu steigern – die Kostenreduktion vorübergehend in den Hintergrund gestellt haben. Für sie geht es ums Überleben: Sie haben keine andere Wahl, als Wachstums- und Expansionsstrategien umzusetzen.
In der Schweiz verwalten die zehn grössten Asset Manager inzwischen 43 % der Vermögen, gegenüber 36 % noch vor wenigen Jahren. Bleibt die Konsolidierung für Sie ein zentrales Thema?
Das hängt von der Perspektive ab. Grössere Institute können durch Fusionen oder Übernahmen Skaleneffekte erzielen. Der Schweizer M&A-Markt in diesem Sektor war allerdings vor allem von zwei einschneidenden Transaktionen geprägt: der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sowie dem Zusammenschluss von Helvetia und Bâloise. Im ersten Fall handelte es sich um eine Notsituation ohne Bezug zu Skaleneffekten. Im zweiten war die Logik in erster Linie dem Versicherungssektor geschuldet, nicht dem Asset Management.
Häufiger beobachten wir hingegen Transaktionen von relativ bescheidenem Volumen, meist mit dem Ziel, neue Kompetenzen oder Kapazitäten zu erwerben. Beispiele sind Häuser wie Vontobel. Unter kleineren Akteuren sind solche Schritte jedoch selten – sie setzen eher auf Spezialisierung.
Peter Hody
Asset Management Association Switzerland
Seit Oktober 2021 ist Peter Hody Kommunikationsverantwortlicher und Sprecher der Asset Management Association Switzerland. In dieser Funktion trägt er die Verantwortung für Kommunikation und Strategie des Berufsverbands der Schweizer Asset Manager. Seine Karriere begann er als Fernseh- und Nachrichtenjournalist. Der Historiker mit einem MBA in Medienmanagement war Chefredaktor von finews.ch und des Investmentmagazins Stocks sowie Mitglied der Redaktion von Cash.
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Während die EZB ihren Zyklus der geldpolitischen Lockerung beendet, verstärkt sich die Desynchronisation mit der Fed. Emmanuel Petit erläutert hier die Auswirkungen.
Wie erwartet hat die EZB bei ihrer Sitzung am 5. Juni zum vierten Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt. Die für Ende 2025 erwartete Inflation unterhalb des Zielwerts von 2 % in der Eurozone scheint das Ende des im Juni 2024 begonnenen Zinssenkungszyklus anzukündigen. Die europäischen 2-Jahres-Zinsen dürften sich daher stabilisieren. Auch wenn der EZB-Rat in dieser Frage weiterhin gespalten ist, rechnen die Anleger dennoch mit einer fünften und letzten Senkung bis zum Jahresende.
Die abwartende Haltung der EZB lässt sich durch die widersprüchlichen Auswirkungen auf Wachstum und Inflation erklären, die einerseits durch den Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten und andererseits durch die positiven Effekte des deutschen Haushaltsplans, die ab dem nächsten Jahr spürbar werden dürften, verursacht werden. Die langfristigen Zinsen bleiben hingegen unter Druck, da die Finanzierung der Schulden für die Anleger weiterhin Anlass zur Sorge gibt. Diese Misstrauensbewegung ist übrigens immer dann zu beobachten, wenn Bedenken hinsichtlich der Haushaltsentwicklung eines Staates aufkommen.
In dieser Hinsicht gilt Frankreich derzeit als das Schlusslicht der Eurozone. Zwar war zum Zeitpunkt der Parlamentswahlen im vergangenen Jahr ein Anstieg des Spreads1 zwischen OAT und Bund zu beobachten, doch dieser hat sich seitdem allmählich verringert und stabilisiert sich nun bei etwa 70 Basispunkten 2. Die Anleger scheinen der Regierung also weiterhin ein gewisses Vertrauen zu schenken und gehen davon aus, dass sie über zahlreiche Hebel verfügt, um die öffentlichen Finanzen zu sanieren. Dennoch bleibt der französische Zinssatz einer der höchsten unter den 20 Mitgliedsländern. Insgesamt bleibt die Eurozone in einem Szenario schwachen Wachstums stecken. Die Ausfälle nehmen leicht zu, bleiben aber geografisch stark konzentriert, wobei noch keine signifikante Verschlechterung zu verzeichnen ist.
In den Vereinigten Staaten ist die Lage schwieriger. Seit Jahresbeginn wenden sich die Anleger von amerikanischen Vermögenswerten ab. Die berechtigten Fragen zur Entwicklung der Zwillingsdefizite3, das Zögern von Donald Trump und die Zweifel an der Dauerhaftigkeit des amerikanischen Exzeptionalismus haben zu einer Vertrauenskrise und einem Wertverlust des Dollars von mehr als 10 % gegenüber allen Währungen geführt2. Der Zinsvorteil amerikanischer Anleihen reicht nicht mehr aus, um die Währung zu stärken. Dennoch scheint eine Beschleunigung der Abwertung des Greenback in den kommenden Monaten vor dem Hintergrund der wenigen Alternativen zur amerikanischen Währung kaum vorstellbar.
Das Inflationsrisiko und die Fragen zur Tragfähigkeit der Verschuldung bleiben aufgrund der Politik des derzeitigen Bewohners des Weissen Hauses ebenfalls präsent. In diesem Zusammenhang verstärkt der Anfang Juli verabschiedete „One Big Beautiful Bill Act 4” die Befürchtungen hinsichtlich einer Ausweitung des Defizits, mildert jedoch die pessimistischsten Szenarien. Der Verlauf der Verhandlungen über Zölle bleibt das Hauptanliegen der Anleger. Die überraschenden und unangebrachten Ankündigungen sowie die verschiedenen Verschiebungen tragen nur zur Unsicherheit in einem ohnehin schon angespannten geopolitischen Umfeld bei. Vor diesem Hintergrund hält die Fed seit Jahresbeginn am Status quo fest.
Angesichts der bis September erwarteten steigenden Inflation aufgrund von Basiseffekten, der Unsicherheit aufgrund der Zölle und eines sich verlangsamenden, aber nicht zusammenbrechenden Arbeitsmarktes erscheint es logisch, dass die Fed vorsichtig bleibt. Angesichts des aktuellen Leitzinsniveaus ist sich der Markt bewusst, dass die Zentralbank über einen erheblichen Spielraum verfügt, bevor sie den von ihr geschätzten neutralen Zinssatz zwischen 3 % und 3,25 % erreicht. Bis Ende 2026 werden fünf Senkungen erwartet. Dieses Szenario bleibt plausibel, wenn die Inflation wieder auf das Zielniveau zurückkehrt und sich der Arbeitsmarkt stabilisiert. Über die wirtschaftliche Dimension hinaus könnten andere Faktoren wie die Ernennung des nächsten Fed-Präsidenten oder die Zwischenwahlen zu einer Revision dieser Aussichten führen.
Angesichts dieser Situation sind Kredite derzeit die am wenigsten volatile Anlageklasse. Dank ihrer absoluten Renditen und Spreads gegenüber Staatsanleihen können sie die Zinsvolatilität gut verkraften. Das aktuelle Umfeld ist für sie besonders günstig: Die Zinsen sind niedrig und die Wirtschaft bleibt stabil. Die Spreads sind zwar eng, aber die Anleger zeigen weiterhin grosses Interesse, da die Fundamentaldaten der Unternehmen solide sind und die Anlageklasse Carry bietet.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, besonders reaktionsschnell zu sein, und jede Phase der Volatilität sollte als Chance betrachtet werden. Man muss auch selektiv vorgehen, denn obwohl es innerhalb der einzelnen Sektoren nur geringe Streuungen gibt, wird der schwächste Akteur schnell vom Markt abgestraft. Wir passen unsere Portfolios daher schrittweise an. Wir erhöhen die Sensitivität geringfügig, bleiben aber untergewichtet, bis sich die Kurven stärker ansteigen. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen mit den besten Ratings und einer Laufzeit von 5 bis 10 Jahren, um von den damit erzielbaren Überrenditen zu profitieren. Auch Finanzwerte bleiben angesichts ihrer Bewertungsniveaus und der Fundamentaldaten der Akteure in diesem Sektor ein bevorzugtes Marktsegment. Schliesslich behalten wir die Absicherung unserer Portfolios über CDS5 bei, um potenzielle Volatilitätsspitzen abzufedern.
Emmanuel Petit
Rothschild & Co Asset Management
Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).
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Wo sahen Sie sich 2015, als XBTO gegründet wurde, zehn Jahre später?
Als ich zum ersten Mal das Whitepaper von Satoshi las, war mir sofort klar, dass gerade ein Umbruch stattgefunden hatte. Es handelte sich nicht nur um eine Innovation unter vielen. Es war eine komplette Neuerfindung der Art und Weise, wie Finanzen, Wert und Vertrauen funktionieren können. Diese neue dezentrale, transparente und programmierbare Architektur bot die Grundlage für ein völlig anderes System.
Im Jahr 2015 wusste ich noch nicht genau, wohin mich dieser Weg führen würde, aber ich wusste, dass ich im Zentrum dieses Wandels stehen wollte, nicht als einfacher Beobachter, sondern als Mitgestalter. Die Kryptomärkte waren fragmentiert, kaum reguliert und ineffizient. Aber sie steckten voller Potenzial für diejenigen, die Disziplin walten lassen konnten. Ich konzentrierte mich auf zwei Bereiche: quantitative Arbitrage, an der Schnittstelle zwischen Technologie und Volatilität, und Investitionen in die Infrastruktur. Wir investierten früh in Deribit, welches sich zu einem wichtigen Akteur im Bereich der Krypto-Derivate entwickelt hat. Aber ich wusste, dass der Handel nur ein Einstieg war. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, zur Entwicklung einer Architektur beizutragen, die auf Dauer angelegt ist.
Was waren Ihre Ambitionen bei der Gründung von XBTO?
Wir wollten eine Brücke zwischen der traditionellen Finanzwelt, aus der ich kam, und der aufstrebenden Welt der digitalen Vermögenswerte schlagen. Nicht durch Theorie, sondern durch konkrete Systeme, echtes Kapital und kompromisslose Umsetzung. Während viele den historischen Märkten den Rücken kehren wollten, hatte ich die gegenteilige Intuition. Ich glaubte, dass die Institutionen, die sich am meisten gegen Veränderungen sträubten, früher oder später am dringendsten darauf angewiesen sein würden. Die Zukunft der Finanzwelt würde keine Revolution gegen das Bestehende sein, sondern eine anspruchsvolle Konvergenz zwischen alten und neuen Paradigmen.
Wir begannen als Desk für Eigenhandel und entwickelten die Infrastruktur und Modelle, die notwendig waren, um in einem schnelllebigen und instabilen Umfeld bestehen zu können. Das ermöglichte uns nicht nur, Ergebnisse zu erzielen, sondern auch eine gewisse Legitimität zu erlangen. Dann erweiterten wir unser Spektrum auf Vermögensverwaltung, Infrastruktur und Liquiditätsbereitstellung. Wir blieben agil, rigoros und leistungsorientiert, während der Markt reifte. Was als Handelsunternehmen begann, wurde zu einer globalen Plattform. Von Anfang an ist unsere Mission dieselbe geblieben: dieser Branche ein Ausführungs- und Risikomanagementniveau zu bieten, das institutionellen Standards entspricht.
Wie haben sich diese Ambitionen entwickelt?
Zunächst ging es darum, zu beweisen, dass man Kryptowährungen systematisch handeln kann. Danach mussten wir zeigen, dass diese Anlageklasse mit Disziplin, Transparenz und Performance verwaltet werden kann. Heute unterstützen wir institutionelle Anleger, Token-Emittenten und Börsenplätze. Wir haben unsere regulatorische Präsenz von Bermuda bis Abu Dhabi ausgebaut und unsere Vermögensverwaltungssparte gegründet, um den Anforderungen der neuen Generation gerecht zu werden. Dabei sind wir stets denselben Grundsätzen gefolgt: Risikodisziplin, technologischer Vorsprung und eine strategische Interpretation der Marktstrukturen.
Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer Laufbahn?
Der erste Wendepunkt war 2015, als wir begannen, mit Bitcoin zu handeln. Damals mussten wir ohne Roadmap arbeiten. Es gab keine Infrastruktur, aber in dieser Lücke haben wir unsere Methode entwickelt. Der zweite Meilenstein war die Gründung unserer Vermögensverwaltungssparte. Dadurch konnten wir uns vom reinen Handel lösen und unsere Mission erweitern. Im Jahr 2022, als die Branche ihre grössten Krisen durchlebte, konnten wir uns behaupten. Während einige um jeden Preis weiterwachsen wollten, setzten wir auf Vorsicht, eine solide Positionierung und Risikomanagement. Die Ereignisse um Luna, FTX und die anderen Insolvenzen in Folge haben nur bestätigt, was wir immer vertreten haben: In diesem Umfeld hängt das Überleben nicht von Geschwindigkeit ab, sondern von Klarheit.
Was hat Sie in den letzten zehn Jahren am meisten überrascht?
Am meisten überrascht hat mich die ständige Spannung zwischen der rasanten Innovationsgeschwindigkeit und dem vergleichsweise langsamen Aufbau von Vertrauen. Der Kryptomarkt entwickelt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit: Zyklen verkürzen sich, Technologien folgen Schlag auf Schlag, Kapital strömt ein und wieder ab. Doch Adoption, Legitimität und Referenzstatus brauchen Zeit. Konzepte, die wir von Anfang an vertreten haben – wie programmierbare Liquidität, Tokenisierung oder Bitcoin als Reservewert – galten einst als spekulativ. Heute gelten sie als selbstverständlich. Dieser Markt ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.
Wie würden Sie die DNA von XBTO definieren?
Quantitativ im Wesen, institutionell aus Überzeugung, langfristig im Kern. Wir haben als reine Trading-Maschine begonnen – heute sind wir ein globaler Marktpartner. Doch unsere DNA ist dieselbe geblieben: Präzision, Resilienz, Disziplin. Wir lassen uns nicht von Modetrends leiten, sondern vom Anspruch, etwas Belastbares, Nützliches und Nachhaltiges aufzubauen. Eine transparente, globale, programmierbare Finanzwelt.
Was haben Sie implementiert, um auf die Entwicklung des Marktes zu reagieren?
Mit der Reifung des Marktes hat sich auch unsere Plattform weiterentwickelt. Wir haben XBTO Hub lanciert – eine integrierte Infrastruktur für Aufbewahrung, Handel und Ausführung. Wir haben aktiv verwaltete Fonds entwickelt, um institutionellen Investoren den asymmetrischen Charakter von Bitcoin mit striktem Risikomanagement zugänglich zu machen. Unser Engagement als Liquiditätsanbieter und unser Angebot an Tokenisierungslösungen haben wir konsequent ausgebaut – mit einem klaren Fokus auf langfristige Partnerschaften. Uns war früh klar: Tokenisierung ist keine Modeerscheinung, sondern eine Gelegenheit, Finanzinstrumente von Grund auf neu zu denken. Ob Fonds, Kredite oder Real-World-Assets – On-Chain-Strukturen ermöglichen mehr Effizienz, Transparenz und Liquidität.
Wie hat sich Ihre Rolle als Liquiditätsanbieter zwischen 2015 und 2025 verändert?
Sie hat sich grundlegend gewandelt. 2015 bedeutete es, Geld auf eine Plattform zu schicken – in der Hoffnung, dass die Assets am nächsten Tag noch da sind. Heute geht es darum, ein verlässlicher Kontrahent für Institutionen auf globaler Ebene zu sein. Aus einem Market Maker ist ein Marktgestalter geworden. Wir wählen die Projekte, mit denen wir zusammenarbeiten, sorgfältig aus – und setzen auf Nachhaltigkeit statt auf kurzfristige Performance. Liquidität ist längst keine Frage mehr von Spreads – sie ist eine Frage des Vertrauens.
Was ist heute das Kerngeschäft von XBTO?
Wir sind ein Asset Manager und Marktteilnehmer im Dienste institutioneller Kunden. Wir betreiben quantitative Strategien, bieten Liquiditätslösungen, Tokenisierung sowie die Strukturierung digitaler Vermögenswerte an.
Welche Hebel setzen Sie für weiteres Wachstum in Bewegung?
Unser Wachstum basiert auf drei Pfeilern: Performance – mit Strategien für institutionelle Investoren. Regulierung – mit soliden Lizenzen in führenden Jurisdiktionen. Und Bildung – um eine Referenz im professionellen Zugang zu Krypto-Assets zu werden.
Wie schätzen Sie das Potenzial der Tokenisierung ein?
Die Tokenisierung wird die Kapitalmärkte tiefgreifend verändern – nicht, weil sie ein neues Produkt einführt, sondern weil sie ein überlegeneres System bietet. Die Chancen liegen in der Fähigkeit, die Finanzinfrastruktur für eine digitale Welt neu zu gestalten: ein Umfeld, in dem Assets programmierbar, Abwicklungen augenblicklich durchgeführt werden und die Distribution wirklich global ist. Das schafft greifbaren Mehrwert – für Emittenten wie für Investoren: geringere Kosten, breiterer Zugang, höhere Liquidität. Besonders viel Potenzial sehen wir bei Anleihen, strukturierten Produkten und tokenisierten Fonds. Mit den richtigen Strukturen und regulatorischen Rahmenbedingungen lassen sich so Billionen an realer Wertschöpfung erschliessen.
Philippe Bekhazi
XBTO Group
Philippe Bekhazi ist CEO der XBTO Group, die in den Bereichen Market Making, OTC-Handel, Venture Capital, Mining und weiteren Segmenten der digitalen Vermögenswerte aktiv ist. Gegründet 2015, war XBTO der erste Liquiditätsanbieter im grossen Stil auf Krypto-Börsen. Vor der Gründung von XBTO entwickelte Philippe Lösungen für Trading, Portfoliomanagement und Risikosteuerung in den Bereichen Aktien, Währungen, Zinsen und Kreditmärkte. Er arbeitete unter anderem bei renommierten Häusern wie Calypso Technology und Citibank. Vier Jahre verbrachte er bei SAC Capital Advisors, wo er beim Aufbau des globalen Macro-Desks mitwirkte.
Philippe ist Absolvent der Syracuse University und hält einen Doppelabschluss (Bachelor of Science) in Finance und Communication.
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