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Investment Lösungen

    • Peter Hody
    • Senior Communications Manager
    • Asset Management Association Switzerland

« Das Geld der Kunden ist nicht mehr so reichlich vorhanden »

Der Anspruch des Schweizer Asset-Management-Marktes, ein «verlässlicher Ankerpunkt» zu sein, bleibt solide. Wenn auch «bedroht», wie die jüngst veröffentlichte Umfrage der Asset Management Association Switzerland aufzeigt. Bedroht durch geopolitische Risiken, vor allem aber durch interne Dynamiken, betont Peter Hody, Sprecher der AMAS.

Obwohl die Position der Schweiz stabil bleibt, zeigt sich ein Stillstand beim Wachstum der von Asset Managern verwalteten Vermögen.

Tatsächlich stiegen die verwalteten Vermögen jährlich zwar um rund 5,5 %, bei gleichzeitiger Verbesserung der Cost-Income-Ratio auf 69 %. Doch die Gesamtrentabilität bleibt flach. Nahezu 90 % der Nettomittelzuflüsse stammen faktisch einzig aus der Marktperformance. Die Branche wirkt gesättigt und stark abhängig von der weltwirtschaftlichen Lage.

Was ist Ihrer Meinung nach die tiefere Ursache dieser Verlangsamung?

Man muss sich vor Augen führen, dass das Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die berufliche Vorsorge (BVG) im Jahr 1985 wesentlich zum Aufschwung des Asset Managements in der Schweiz beigetragen hat. In den letzten Jahren ist der Anteil der Vorsorgeleistungen jedoch stark gestiegen – bei gleichzeitig sinkendem Wachstum der Vermögen. Das Geld der Kunden ist schlicht nicht mehr so reichlich vorhanden. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch im Schweizer Private Banking, das praktisch nicht mehr wächst – unter anderem wegen der Konkurrenz von Finanzplätzen wie Hongkong oder Singapur.

Sehen Sie dennoch positive Aspekte in der Entwicklung der Branche?

In den vergangenen fünf Jahren hat die Schweiz im Grossen und Ganzen das gleiche Wachstumstempo wie der Rest der Welt verzeichnet. 2023 gelang es ihr zudem, den dritten Platz in Europa zu erreichen, und 2024 wurde die Position mit einem Wachstum von 11 % und einem historischen Höchststand von 3’450 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen weiter ausgebaut – nach dem Rückgang im Jahr 2022 infolge von Covid.

Das mag apodiktisch klingen, doch die Resilienz des Asset Managements in der Schweiz dürfte schlicht auf die guten Leistungen der Asset Manager zurückzuführen sein. Ohne den Einfluss des Schweizer Frankens schmälern zu wollen. Für mich spiegelt das Wachstum der Branche die Qualität der Dienstleistungen wider, die Schweizer Asset Manager anbieten.

Welche Wachstumsschwerpunkte sollten in diesem Kontext im Vordergrund stehen?

Die internationale Expansion sowie die Erschliessung neuer Anlageklassen – insbesondere Private Markets – sind klar die beiden zentralen Achsen. Allerdings ist es für Schweizer Asset Manager nicht einfach, in ausländische Märkte vorzudringen, unter anderem wegen regulatorischer Hürden. Deshalb setzt sich die AMAS in Bern für politische Massnahmen und Praktiken ein, die den freien Zugang zur EU, nach Asien oder in die USA fördern – letztere beiden Regionen sind derzeit besonders dynamisch.

Es fällt auf, dass der leichte Rückgang des Marktanteils des Vereinigten Königreichs mehr oder weniger mit dem Fortschritt der Schweiz zusammenfällt. Besteht da ein Zusammenhang?

Das glaube ich nicht. Richtig ist, dass der Brexit nicht hilfreich war. Doch die Prognosen, wonach der Brexit anderen europäischen Finanzplätzen deutlich zugutekommen würde, haben sich nicht erfüllt. Wie erklären Sie sich, dass die Kostenreduktion in Ihrer Umfrage erst an fünfter Stelle der Prioritäten der Schweizer Asset Manager auftaucht?

Das kann an der Formulierung der Fragen oder an der Struktur des Fragebogens liegen. Möglich ist auch, dass Kostenreduktion als permanentes Gebot gilt, das ohnehin selbstverständlich ist, und deshalb implizit als Priorität betrachtet wird. Mit aller Vorsicht gesagt: Auch bei uns in der AMAS hat dieses Ergebnis zu Diskussionen geführt.
Zudem ist nachvollziehbar, dass einige Asset Manager – angesichts der Notwendigkeit, die verwalteten Vermögen über internationale Investitionen zu steigern – die Kostenreduktion vorübergehend in den Hintergrund gestellt haben. Für sie geht es ums Überleben: Sie haben keine andere Wahl, als Wachstums- und Expansionsstrategien umzusetzen.

In der Schweiz verwalten die zehn grössten Asset Manager inzwischen 43 % der Vermögen, gegenüber 36 % noch vor wenigen Jahren. Bleibt die Konsolidierung für Sie ein zentrales Thema?

Das hängt von der Perspektive ab. Grössere Institute können durch Fusionen oder Übernahmen Skaleneffekte erzielen. Der Schweizer M&A-Markt in diesem Sektor war allerdings vor allem von zwei einschneidenden Transaktionen geprägt: der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sowie dem Zusammenschluss von Helvetia und Bâloise. Im ersten Fall handelte es sich um eine Notsituation ohne Bezug zu Skaleneffekten. Im zweiten war die Logik in erster Linie dem Versicherungssektor geschuldet, nicht dem Asset Management.
Häufiger beobachten wir hingegen Transaktionen von relativ bescheidenem Volumen, meist mit dem Ziel, neue Kompetenzen oder Kapazitäten zu erwerben. Beispiele sind Häuser wie Vontobel. Unter kleineren Akteuren sind solche Schritte jedoch selten – sie setzen eher auf Spezialisierung.

Peter Hody
Asset Management Association Switzerland

Seit Oktober 2021 ist Peter Hody Kommunikationsverantwortlicher und Sprecher der Asset Management Association Switzerland. In dieser Funktion trägt er die Verantwortung für Kommunikation und Strategie des Berufsverbands der Schweizer Asset Manager. Seine Karriere begann er als Fernseh- und Nachrichtenjournalist. Der Historiker mit einem MBA in Medienmanagement war Chefredaktor von finews.ch und des Investmentmagazins Stocks sowie Mitglied der Redaktion von Cash.

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    Überzeugungen

    PubliSphere

      • Emmanuel Petit
      • Leiter Anleihenmanagement
      • Rothschild & Co Asset Management

    Die Märkte spannen sich an, aber Kredite bleiben attraktiv

    Während die EZB ihren Zyklus der geldpolitischen Lockerung beendet, verstärkt sich die Desynchronisation mit der Fed. Emmanuel Petit erläutert hier die Auswirkungen.

    Wie erwartet hat die EZB bei ihrer Sitzung am 5. Juni zum vierten Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt. Die für Ende 2025 erwartete Inflation unterhalb des Zielwerts von 2 % in der Eurozone scheint das Ende des im Juni 2024 begonnenen Zinssenkungszyklus anzukündigen. Die europäischen 2-Jahres-Zinsen dürften sich daher stabilisieren. Auch wenn der EZB-Rat in dieser Frage weiterhin gespalten ist, rechnen die Anleger dennoch mit einer fünften und letzten Senkung bis zum Jahresende.

    Die abwartende Haltung der EZB lässt sich durch die widersprüchlichen Auswirkungen auf Wachstum und Inflation erklären, die einerseits durch den Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten und andererseits durch die positiven Effekte des deutschen Haushaltsplans, die ab dem nächsten Jahr spürbar werden dürften, verursacht werden. Die langfristigen Zinsen bleiben hingegen unter Druck, da die Finanzierung der Schulden für die Anleger weiterhin Anlass zur Sorge gibt. Diese Misstrauensbewegung ist übrigens immer dann zu beobachten, wenn Bedenken hinsichtlich der Haushaltsentwicklung eines Staates aufkommen.

    In dieser Hinsicht gilt Frankreich derzeit als das Schlusslicht der Eurozone. Zwar war zum Zeitpunkt der Parlamentswahlen im vergangenen Jahr ein Anstieg des Spreads1 zwischen OAT und Bund zu beobachten, doch dieser hat sich seitdem allmählich verringert und stabilisiert sich nun bei etwa 70 Basispunkten 2. Die Anleger scheinen der Regierung also weiterhin ein gewisses Vertrauen zu schenken und gehen davon aus, dass sie über zahlreiche Hebel verfügt, um die öffentlichen Finanzen zu sanieren. Dennoch bleibt der französische Zinssatz einer der höchsten unter den 20 Mitgliedsländern. Insgesamt bleibt die Eurozone in einem Szenario schwachen Wachstums stecken. Die Ausfälle nehmen leicht zu, bleiben aber geografisch stark konzentriert, wobei noch keine signifikante Verschlechterung zu verzeichnen ist.

    In den Vereinigten Staaten ist die Lage schwieriger. Seit Jahresbeginn wenden sich die Anleger von amerikanischen Vermögenswerten ab. Die berechtigten Fragen zur Entwicklung der Zwillingsdefizite3, das Zögern von Donald Trump und die Zweifel an der Dauerhaftigkeit des amerikanischen Exzeptionalismus haben zu einer Vertrauenskrise und einem Wertverlust des Dollars von mehr als 10 % gegenüber allen Währungen geführt2. Der Zinsvorteil amerikanischer Anleihen reicht nicht mehr aus, um die Währung zu stärken. Dennoch scheint eine Beschleunigung der Abwertung des Greenback in den kommenden Monaten vor dem Hintergrund der wenigen Alternativen zur amerikanischen Währung kaum vorstellbar.

    Das Inflationsrisiko und die Fragen zur Tragfähigkeit der Verschuldung bleiben aufgrund der Politik des derzeitigen Bewohners des Weissen Hauses ebenfalls präsent. In diesem Zusammenhang verstärkt der Anfang Juli verabschiedete „One Big Beautiful Bill Act 4” die Befürchtungen hinsichtlich einer Ausweitung des Defizits, mildert jedoch die pessimistischsten Szenarien. Der Verlauf der Verhandlungen über Zölle bleibt das Hauptanliegen der Anleger. Die überraschenden und unangebrachten Ankündigungen sowie die verschiedenen Verschiebungen tragen nur zur Unsicherheit in einem ohnehin schon angespannten geopolitischen Umfeld bei. Vor diesem Hintergrund hält die Fed seit Jahresbeginn am Status quo fest.

    Angesichts der bis September erwarteten steigenden Inflation aufgrund von Basiseffekten, der Unsicherheit aufgrund der Zölle und eines sich verlangsamenden, aber nicht zusammenbrechenden Arbeitsmarktes erscheint es logisch, dass die Fed vorsichtig bleibt. Angesichts des aktuellen Leitzinsniveaus ist sich der Markt bewusst, dass die Zentralbank über einen erheblichen Spielraum verfügt, bevor sie den von ihr geschätzten neutralen Zinssatz zwischen 3 % und 3,25 % erreicht. Bis Ende 2026 werden fünf Senkungen erwartet. Dieses Szenario bleibt plausibel, wenn die Inflation wieder auf das Zielniveau zurückkehrt und sich der Arbeitsmarkt stabilisiert. Über die wirtschaftliche Dimension hinaus könnten andere Faktoren wie die Ernennung des nächsten Fed-Präsidenten oder die Zwischenwahlen zu einer Revision dieser Aussichten führen.

    Angesichts dieser Situation sind Kredite derzeit die am wenigsten volatile Anlageklasse. Dank ihrer absoluten Renditen und Spreads gegenüber Staatsanleihen können sie die Zinsvolatilität gut verkraften. Das aktuelle Umfeld ist für sie besonders günstig: Die Zinsen sind niedrig und die Wirtschaft bleibt stabil. Die Spreads sind zwar eng, aber die Anleger zeigen weiterhin grosses Interesse, da die Fundamentaldaten der Unternehmen solide sind und die Anlageklasse Carry bietet.

    In diesem Zusammenhang ist es wichtig, besonders reaktionsschnell zu sein, und jede Phase der Volatilität sollte als Chance betrachtet werden. Man muss auch selektiv vorgehen, denn obwohl es innerhalb der einzelnen Sektoren nur geringe Streuungen gibt, wird der schwächste Akteur schnell vom Markt abgestraft. Wir passen unsere Portfolios daher schrittweise an. Wir erhöhen die Sensitivität geringfügig, bleiben aber untergewichtet, bis sich die Kurven stärker ansteigen. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen mit den besten Ratings und einer Laufzeit von 5 bis 10 Jahren, um von den damit erzielbaren Überrenditen zu profitieren. Auch Finanzwerte bleiben angesichts ihrer Bewertungsniveaus und der Fundamentaldaten der Akteure in diesem Sektor ein bevorzugtes Marktsegment. Schliesslich behalten wir die Absicherung unserer Portfolios über CDS5 bei, um potenzielle Volatilitätsspitzen abzufedern.

    Emmanuel Petit

    Rothschild & Co Asset Management

    Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).

     

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      Vorläufer

      Investment Lösungen

        • Interview mit Philippe Bekhazi
        • Chief Executive Officer
        • XBTO Group

      „Quantitativ im Wesen, institutionell aus Überzeugung, langfristig im Kern”

      Die vor zehn Jahren gegründete Krypto-Plattform XBTO verbindet systematischen Handel, Vermögensverwaltung, Infrastruktur und Tokenisierung. In diesem Interview blickt CEO Philippe Bekhazi auf ein Jahrzehnt des Umbruchs und Aufbaus zurück, von der ersten Arbitrage mit Bitcoin über die Erfahrungen aus Krisenzeiten und das Aufkommen der programmierbaren Finanzwelt bis hin zu langfristigen Partnerschaften mit Geldgebern.

      Von Jérôme Sicard

      Wo sahen Sie sich 2015, als XBTO gegründet wurde, zehn Jahre später?

      Als ich zum ersten Mal das Whitepaper von Satoshi las, war mir sofort klar, dass gerade ein Umbruch stattgefunden hatte. Es handelte sich nicht nur um eine Innovation unter vielen. Es war eine komplette Neuerfindung der Art und Weise, wie Finanzen, Wert und Vertrauen funktionieren können. Diese neue dezentrale, transparente und programmierbare Architektur bot die Grundlage für ein völlig anderes System.

      Im Jahr 2015 wusste ich noch nicht genau, wohin mich dieser Weg führen würde, aber ich wusste, dass ich im Zentrum dieses Wandels stehen wollte, nicht als einfacher Beobachter, sondern als Mitgestalter. Die Kryptomärkte waren fragmentiert, kaum reguliert und ineffizient. Aber sie steckten voller Potenzial für diejenigen, die Disziplin walten lassen konnten. Ich konzentrierte mich auf zwei Bereiche: quantitative Arbitrage, an der Schnittstelle zwischen Technologie und Volatilität, und Investitionen in die Infrastruktur. Wir investierten früh in Deribit, welches sich zu einem wichtigen Akteur im Bereich der Krypto-Derivate entwickelt hat. Aber ich wusste, dass der Handel nur ein Einstieg war. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, zur Entwicklung einer Architektur beizutragen, die auf Dauer angelegt ist.

      Was waren Ihre Ambitionen bei der Gründung von XBTO?

      Wir wollten eine Brücke zwischen der traditionellen Finanzwelt, aus der ich kam, und der aufstrebenden Welt der digitalen Vermögenswerte schlagen. Nicht durch Theorie, sondern durch konkrete Systeme, echtes Kapital und kompromisslose Umsetzung. Während viele den historischen Märkten den Rücken kehren wollten, hatte ich die gegenteilige Intuition. Ich glaubte, dass die Institutionen, die sich am meisten gegen Veränderungen sträubten, früher oder später am dringendsten darauf angewiesen sein würden. Die Zukunft der Finanzwelt würde keine Revolution gegen das Bestehende sein, sondern eine anspruchsvolle Konvergenz zwischen alten und neuen Paradigmen.

      Wir begannen als Desk für Eigenhandel und entwickelten die Infrastruktur und Modelle, die notwendig waren, um in einem schnelllebigen und instabilen Umfeld bestehen zu können. Das ermöglichte uns nicht nur, Ergebnisse zu erzielen, sondern auch eine gewisse Legitimität zu erlangen. Dann erweiterten wir unser Spektrum auf Vermögensverwaltung, Infrastruktur und Liquiditätsbereitstellung. Wir blieben agil, rigoros und leistungsorientiert, während der Markt reifte. Was als Handelsunternehmen begann, wurde zu einer globalen Plattform. Von Anfang an ist unsere Mission dieselbe geblieben: dieser Branche ein Ausführungs- und Risikomanagementniveau zu bieten, das institutionellen Standards entspricht.

      Wie haben sich diese Ambitionen entwickelt?

      Zunächst ging es darum, zu beweisen, dass man Kryptowährungen systematisch handeln kann. Danach mussten wir zeigen, dass diese Anlageklasse mit Disziplin, Transparenz und Performance verwaltet werden kann. Heute unterstützen wir institutionelle Anleger, Token-Emittenten und Börsenplätze. Wir haben unsere regulatorische Präsenz von Bermuda bis Abu Dhabi ausgebaut und unsere Vermögensverwaltungssparte gegründet, um den Anforderungen der neuen Generation gerecht zu werden. Dabei sind wir stets denselben Grundsätzen gefolgt: Risikodisziplin, technologischer Vorsprung und eine strategische Interpretation der Marktstrukturen.

      Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer Laufbahn?

      Der erste Wendepunkt war 2015, als wir begannen, mit Bitcoin zu handeln. Damals mussten wir ohne Roadmap arbeiten. Es gab keine Infrastruktur, aber in dieser Lücke haben wir unsere Methode entwickelt. Der zweite Meilenstein war die Gründung unserer Vermögensverwaltungssparte. Dadurch konnten wir uns vom reinen Handel lösen und unsere Mission erweitern. Im Jahr 2022, als die Branche ihre grössten Krisen durchlebte, konnten wir uns behaupten. Während einige um jeden Preis weiterwachsen wollten, setzten wir auf Vorsicht, eine solide Positionierung und Risikomanagement. Die Ereignisse um Luna, FTX und die anderen Insolvenzen in Folge haben nur bestätigt, was wir immer vertreten haben: In diesem Umfeld hängt das Überleben nicht von Geschwindigkeit ab, sondern von Klarheit.

      Was hat Sie in den letzten zehn Jahren am meisten überrascht?
      Am meisten überrascht hat mich die ständige Spannung zwischen der rasanten Innovationsgeschwindigkeit und dem vergleichsweise langsamen Aufbau von Vertrauen. Der Kryptomarkt entwickelt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit: Zyklen verkürzen sich, Technologien folgen Schlag auf Schlag, Kapital strömt ein und wieder ab. Doch Adoption, Legitimität und Referenzstatus brauchen Zeit. Konzepte, die wir von Anfang an vertreten haben – wie programmierbare Liquidität, Tokenisierung oder Bitcoin als Reservewert – galten einst als spekulativ. Heute gelten sie als selbstverständlich. Dieser Markt ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.

      Wie würden Sie die DNA von XBTO definieren?
      Quantitativ im Wesen, institutionell aus Überzeugung, langfristig im Kern. Wir haben als reine Trading-Maschine begonnen – heute sind wir ein globaler Marktpartner. Doch unsere DNA ist dieselbe geblieben: Präzision, Resilienz, Disziplin. Wir lassen uns nicht von Modetrends leiten, sondern vom Anspruch, etwas Belastbares, Nützliches und Nachhaltiges aufzubauen. Eine transparente, globale, programmierbare Finanzwelt.

      Was haben Sie implementiert, um auf die Entwicklung des Marktes zu reagieren?
      Mit der Reifung des Marktes hat sich auch unsere Plattform weiterentwickelt. Wir haben XBTO Hub lanciert – eine integrierte Infrastruktur für Aufbewahrung, Handel und Ausführung. Wir haben aktiv verwaltete Fonds entwickelt, um institutionellen Investoren den asymmetrischen Charakter von Bitcoin mit striktem Risikomanagement zugänglich zu machen. Unser Engagement als Liquiditätsanbieter und unser Angebot an Tokenisierungslösungen haben wir konsequent ausgebaut – mit einem klaren Fokus auf langfristige Partnerschaften. Uns war früh klar: Tokenisierung ist keine Modeerscheinung, sondern eine Gelegenheit, Finanzinstrumente von Grund auf neu zu denken. Ob Fonds, Kredite oder Real-World-Assets – On-Chain-Strukturen ermöglichen mehr Effizienz, Transparenz und Liquidität.

      Wie hat sich Ihre Rolle als Liquiditätsanbieter zwischen 2015 und 2025 verändert?
      Sie hat sich grundlegend gewandelt. 2015 bedeutete es, Geld auf eine Plattform zu schicken – in der Hoffnung, dass die Assets am nächsten Tag noch da sind. Heute geht es darum, ein verlässlicher Kontrahent für Institutionen auf globaler Ebene zu sein. Aus einem Market Maker ist ein Marktgestalter geworden. Wir wählen die Projekte, mit denen wir zusammenarbeiten, sorgfältig aus – und setzen auf Nachhaltigkeit statt auf kurzfristige Performance. Liquidität ist längst keine Frage mehr von Spreads – sie ist eine Frage des Vertrauens.

      Was ist heute das Kerngeschäft von XBTO?
      Wir sind ein Asset Manager und Marktteilnehmer im Dienste institutioneller Kunden. Wir betreiben quantitative Strategien, bieten Liquiditätslösungen, Tokenisierung sowie die Strukturierung digitaler Vermögenswerte an.

      Welche Hebel setzen Sie für weiteres Wachstum in Bewegung?
      Unser Wachstum basiert auf drei Pfeilern: Performance – mit Strategien für institutionelle Investoren. Regulierung – mit soliden Lizenzen in führenden Jurisdiktionen. Und Bildung – um eine Referenz im professionellen Zugang zu Krypto-Assets zu werden.

      Wie schätzen Sie das Potenzial der Tokenisierung ein?
      Die Tokenisierung wird die Kapitalmärkte tiefgreifend verändern – nicht, weil sie ein neues Produkt einführt, sondern weil sie ein überlegeneres System bietet. Die Chancen liegen in der Fähigkeit, die Finanzinfrastruktur für eine digitale Welt neu zu gestalten: ein Umfeld, in dem Assets programmierbar, Abwicklungen augenblicklich durchgeführt werden und die Distribution wirklich global ist. Das schafft greifbaren Mehrwert – für Emittenten wie für Investoren: geringere Kosten, breiterer Zugang, höhere Liquidität. Besonders viel Potenzial sehen wir bei Anleihen, strukturierten Produkten und tokenisierten Fonds. Mit den richtigen Strukturen und regulatorischen Rahmenbedingungen lassen sich so Billionen an realer Wertschöpfung erschliessen.

      Philippe Bekhazi
      XBTO Group
      Philippe Bekhazi ist CEO der XBTO Group, die in den Bereichen Market Making, OTC-Handel, Venture Capital, Mining und weiteren Segmenten der digitalen Vermögenswerte aktiv ist. Gegründet 2015, war XBTO der erste Liquiditätsanbieter im grossen Stil auf Krypto-Börsen. Vor der Gründung von XBTO entwickelte Philippe Lösungen für Trading, Portfoliomanagement und Risikosteuerung in den Bereichen Aktien, Währungen, Zinsen und Kreditmärkte. Er arbeitete unter anderem bei renommierten Häusern wie Calypso Technology und Citibank. Vier Jahre verbrachte er bei SAC Capital Advisors, wo er beim Aufbau des globalen Macro-Desks mitwirkte.
      Philippe ist Absolvent der Syracuse University und hält einen Doppelabschluss (Bachelor of Science) in Finance und Communication.

       

       

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        Paradigma

        PubliSphere

          • Maria Vassalou
          • Direktorin
          • Pictet Research Institute

        Der Aufstieg der BRICS+ und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

        Ursprünglich bestehend aus Brasilien, Russland, Indien und China, profitiert das erweiterte BRICS+-Bündnis von einem rasanten Wachstum in wertschöpfungsstarken Sektoren mit einer beeindruckenden Produktivität, wie zum Beispiel Technologie, Energieversorgung und Rohstoffabbau. Seine Fähigkeit, das globale Wachstum zu treiben, ist so stark, dass Investoren gezwungen sind, ihre Strategien grundlegend zu überdenken.

        Unser Anlageansatz hat sich in den letzten drei Jahrzehnten auf die Annahme gestützt, dass die Weltordnung der Zeit nach dem Kalten Krieg auf drei Grundpfeilern ruht: ungehinderter Freihandel, Globalisierung und Sicherung des Weltfriedens durch das internationale System unter westlicher Führung. Diese Grundpfeiler standen für den freien Verkehr von Waren, Kapital, Personen und Informationen ohne systemische Konflikte zwischen rivalisierenden Mächten.

        Alle drei Prämissen sind heute keine Selbstverständlichkeit mehr und stehen angesichts tiefgreifender Veränderungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Weltordnung in Frage.

        In diesem Kontext ist auch das Staatenbündnis BRICS+ entstanden. In einer zunehmend polarisierten Welt entwickeln sich die BRICS+ zu einem Gegengewicht zur G7, denn Länder des globalen Südens, die mit dem bestehenden internationalen System hadern, kommen als Mitglied des Bündnisses zu Macht und Einfluss. Darüber hinaus gewinnt auch das Bündnis insgesamt an Dynamik, weil es seine gemeinsamen Ressourcen und Märkte organisiert, um dem internationalen System unter westlicher Führung die Stirn zu bieten.

        Der Aufstieg der BRICS+ ist daher ein Grund, innezuhalten und über die Praxis der Vermögensverwaltung nachzudenken. Dies gilt umso mehr, als unsere Analyse darauf hindeutet, dass dieses aufstrebende Staatenbündnis und die zunehmenden Risse der Weltordnung tiefgreifende Auswirkungen darauf haben werden, wie wir das Thema Vermögensanlage angehen und wie wir die Anlageklassen einteilen.

        Wir sind gewohnt, zwischen Industrie- und Schwellenländeranlagen zu unterscheiden. Industrieländer gelten allgemein als Märkte mit hoher Liquidität, geringem politischen Risiko, hohem BIP pro Kopf, fortschrittlichen Technologien und breit gefächerter Exportwirtschaft. Schwellenländer dagegen werden meist als Märkte mit hohem Wachstumspotenzial, aber geringerer Liquidität, begrenzteren Anlagemöglichkeiten, höherem politischen Risiko und potenzieller Volatilität angesehen.

        In dieser neuen Realität finden sich Anlagemöglichkeiten zwangsläufig dort, wo es um die Schlüsselfaktoren des künftigen Wachstums geht: Technologie, Energieversorgung, Rohstoffe bzw. Ressourcen und Produktivitätsvorteile. Diese Faktoren waren zwar immer schon wichtig, aber ihr Charakter verändert sich. Wachstum im Technologiesektor entsteht zunehmend bei Chips und KI, die Energieversorgung umfasst fossile Brennstoffe, verschiedene grüne Energiequellen und Kernkraft, und zu den Rohstoffen bzw. Ressourcen gehören die gesuchten seltenen Erden und Mineralien, die für wichtige Technologien und die Klimawende benötigt werden. Produktivitätsvorteile ergeben sich heute vor allem durch KI-Fortschritte und Robotik. Dies bedeutet, dass sich der Mix der Wachstumstreiber und deren Bedeutung für die Wachstumsdynamik verändern.

        Mit den Wachstumstreibern verändert sich auch die wirtschaftliche Hackordnung der Länder und ihrer Industrien. Daher müssen wir in Themen denken und uns ansehen, wie die einzelnen Länder mit Blick auf die Treiber des künftigen Wachstums aufgestellt sind. Manche Mitglieder von G7 und BRICS+ haben hier klare Vorteile, etwa in Form von Vorkommen an natürlichen Ressourcen, die es in anderen Ländern nicht gibt. Das gilt besonders für China, das die Produktion der für die Klimawende benötigten kritischen Mineralien und seltenen Erden fest in der Hand hat. Weitere Hebel, mit denen die BRICS+ globalen Einfluss ausüben können, sind Seehandelsrouten, Energieressourcen und militärische Fähigkeiten. Gleichzeitig werden nicht alle Industrieländer die Wachstumsquellen bewahren können, die sie dorthin gebracht haben, wo sie heute stehen.

        Das Ergebnis ist – zeitgleich mit dem Aufstieg der BRICS+ – ein Wettbewerb zwischen den Wirtschaftsmächten um die Rohstoffe und Ressourcen, die für das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein werden. In diesem Zusammenhang ist auch das erneute Interesse von US-Präsident Trump an der Übernahme Grönlands zu sehen. Mit ihren reichen Vorkommen an natürlichen Ressourcen dürften die BRICS+ klar davon profitieren, dass diese künftigen Wachstumsquellen in einer in unterschiedliche Wirtschaftssphären zerfallenen Welt hoch im Kurs stehen werden. Auch die Herrschaft über die Handelsrouten wird in einer polarisierten Welt besonders ins Gewicht fallen. Dies erklärt auch das grosse Interesse der Trump-Administration am Panamakanal, einem der wenigen wichtigen Nadelöhre für den Seehandel, die die BRICS+-Länder – und insbesondere China – noch nicht kontrollieren.

        Wenn es den BRICS+ gelingt, die gesamte Palette der Instrumente und Einflussmöglichkeiten effektiv zu nutzen, die ihr zur Verfügung stehen, könnte eine grössere Gruppe von Entwicklungsländern ähnliche Wachstumsgewinne verzeichnen, wie das Bündnis sie einigen seiner Mitglieder bereits beschert hat. Dies würde die Abkehr von westlich orientierten Handelsmustern noch verstärken.

        Um die Entwicklung des Bündnisses zu unterstützen, haben die BRICS+ versucht, institutionelle Strukturen zu entwickeln. Dazu gehören die New Development Bank (NDB) – die von den BRICS-Staaten gegründete multilaterale Entwicklungsbank, die den Aufbau der Infrastruktur und die Entwicklung in den Mitgliedstaaten fördern soll, – sowie Zahlungssysteme zur Umgehung der bestehenden Abwicklungsprozesse, die primär auf dem US-Dollar basieren. Dadurch konnten einige Mitglieder des Bündnisses die lähmenden Sanktionen umgehen, die USA und EU gegen sie verhängt hatten.

        Der Wandel der wirtschaftlichen Dynamik zwingt uns, neu darüber nachzudenken, wie wir das Thema Vermögensanlage angehen und wie wir verschiedene Anlageklassen abgrenzen und einteilen.

        Was den BRICS+ fehlt, und was sich letztlich als Wachstumshemmnis erweisen wird, ist eine eigene Referenzwährung. Bis zur Entwicklung einer solchen Alternative zu den dominierenden westlichen Währungen (USD, EUR, GBP, CHF, JPY) dauert es nach unserer Einschätzung noch mindestens zehn Jahre. Im Mittelpunkt der westlichen Bemühungen, dem Aufstieg der BRICS+ entgegenzuwirken, stehen unterdessen die Zölle. Diese haben jedoch zu einem Substitutionseffekt geführt, weil die Länder nun verstärkt untereinander Handel treiben.

        Der oben beschriebene Wandel der wirtschaftlichen Dynamik zwingt uns, neu darüber nachzudenken, wie wir das Thema Vermögensanlage angehen und wie wir verschiedene Anlageklassen abgrenzen und einteilen. Die zunehmende Polarisierung und Fragmentierung der Weltwirtschaftsordnung wird zu höherer Volatilität und geringerer Liquidität führen. Dadurch kann auch die Inflation steigen, weil die konkurrierenden Blöcke versuchen, unabhängig voneinander Kapazitäten aufzubauen, und dafür wohl jeweils dieselben Prozesse und Fachkenntnisse benötigen. Diese Fragmentierung birgt das Risiko, dass Kapital auf beiden Seiten knapper und teurer wird. Es ist ohne Weiteres denkbar, dass Kapital in Zukunft vor allem innerhalb der einzelnen Blöcke und nicht mehr weltweit frei zirkuliert.

        In Anbetracht der Tatsache, dass die Wachstumstreiber immer stärker themenbezogen sind und die Spaltung zwischen den Blöcken zunimmt, könnte für Unternehmen, die ihr geistiges Eigentum schützen wollen, die Notwendigkeit eines Börsengangs abnehmen. Da kotierte und nicht kotierte Unternehmen jeweils Zugang zu unterschiedlichen Marktsegmenten bieten, lassen sich Wachstumschancen mit einem Multi-Asset-Ansatz, der beide Bereiche abdeckt, möglicherweise effektiver nutzen als mit einer getrennten Betrachtung.

        All diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass Anleger nicht passiv, sondern themenbezogener und aktiver investieren müssen, um Anlagemöglichkeiten erfolgreich zu nutzen. Dadurch verändern sich die Spielregeln der Kapitalanlage, wie wir sie kennen.

        Maria Vassalou
        Pictet Research Institute

        Maria Vassalou ist im Januar 2024 zur Pictet-Gruppe gestossen, um das Pictet Research Institute aufzubauen und zu leiten. Zuvor war sie Co-Chief Investment Officer des Multi-Asset-Solutions-Teams bei Goldman Sachs Asset Management. Sie war zudem Partnerin und Portfoliomanagerin bei Perella Weinberg Partners, Global-Macro-Portfoliomanagerin bei SAC Capital sowie Leiterin der Global-Macro-Investmentstrategien bei Soros Fund Management.
        Vor ihrer Laufbahn im Asset Management war sie Associate Professor of Finance an der Columbia Business School. Maria Vassalou hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Athen sowie einen Doktortitel in Finanzökonomie von der London Business School.

         

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          Warum der Kreditmarkt weiterhin so attraktiv ist

           Das Wiederaufflammen der Handelsspannungen hat den Inflationsdruck wiederbelebt und die Unterschiede in der Geldpolitik zwischen den USA und Europa verstärkt. Auch wenn das Umfeld immer noch von Unsicherheiten geprägt ist, bieten die Renditen am Kreditmarkt und die nach wie vor soliden Fundamentaldaten der Unternehmen den Anlegern weiterhin attraktive Perspektiven.

          Die Aussicht auf allgemeine Zinssenkungen wurde durch eine komplexere geopolitische Realität eingeholt. Die Handelsspannungen im Zusammenhang mit der Einführung neuer Zölle durch die USA haben insbesondere den Inflationsdruck wieder angefacht, was zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen und zu Befürchtungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Dynamik in den USA geführt hat. Die Inflationserwartungen für das kommende Jahr liegen nun bei über 3,3 %, und angesichts der Volatilität der Wirtschaftsindikatoren nimmt die Unsicherheit zu.

          Vor diesem Hintergrund bleibt die US-Notenbank zur grossen Enttäuschung von Donald Trump vorsichtig. Der Bewohner des Weissen Hauses hat sogar beschlossen, sich mit dem Präsidenten der Fed – den er selbst während seiner vorherigen Amtszeit ernannt hatte – auf ein Kräftemessen einzulassen. Dieser bleibt jedoch vorerst unnachgiebig und hält am Status quo fest, da er die wirtschaftliche Lage für eine geldpolitische Lockerung als wenig günstig erachtet. Der US-Arbeitsmarkt ist robust, während die Unternehmen weiterhin gute Ergebnisse veröffentlichen und ihre Lohnpolitik noch nicht geändert haben. Infolgedessen scheint sich eine Preis-Lohn-Spirale dauerhaft zu etablieren, und Investoren, die zu Beginn des Jahres vier Zinssenkungen erwartet hatten, rechnen nun nur noch mit zwei.

          Gleichzeitig führen das wachsende Haushaltsdefizit der USA und die seit 2022 von der Fed eingeleitete quantitative Straffung zu einem explosionsartigen Anstieg des Nettoangebots an Staatsanleihen. Fast 30 % der US-Schulden müssen 2025 refinanziert werden, was über dem historischen Durchschnitt von rund 22 % liegt, während das Rating des Landes kürzlich herabgestuft wurde. Bei einem Leitzins der Fed zwischen derzeit 4,25 % und 4,75 % stellt sich die Frage nach der Tragfähigkeit dieser Schulden, und die Anleiherenditen steigen. Ausländische Investoren, allen voran China, scheinen sich von dieser Anlageklasse abzuwenden, und der Druck auf die langfristigen Zinsen nimmt zu, was die Befürchtungen eines umfassenderen Rückzugs internationaler Investoren schürt. Das Vertrauen in die US-Währung könnte selbst schwinden.

           

          Die Divergenz der Geldpolitik hat sich in den letzten Monaten verstärkt, da die EZB ihre Zinsen weiter gesenkt hat und ihr Tempo beibehält. Nach einer letzten Senkung im Juni wird bis Ende des Jahres eine weitere erwartet. Darüber hinaus haben die deutschen und europäischen Konjunkturprogramme zu einem Aufschwung in der Eurozone geführt. Die wirtschaftliche Dynamik in Europa ist zwar schwach, hält aber an. Der Finanzierungsbedarf steigt und stützt die langfristigen Zinsen, was zu einer Steilheit der Zinskurve führt.

          Während die Tragfähigkeit der Staatsschulden in Frage gestellt wird, weisen die Unternehmen solide Fundamentaldaten auf, die es ihnen ermöglichen dürften, potenzielle makroökonomische Schocks zu verkraften. Seit Jahresbeginn tendieren die Anleger daher dazu, Unternehmensanleihen zu bevorzugen. Die weiterhin hohen Zinsen in Verbindung mit der spezifischen Prämie ermöglichen ihnen eine höhere Rendite als mit Staatsanleihen.

          In diesem Umfeld behalten wir eine vorsichtige und opportunistische Positionierung bei. Der Markt scheint uns angesichts der jüngsten Kehrtwende von Donald Trump hinsichtlich der Verschiebung der Einführung von Zöllen vielleicht zu optimistisch zu sein. Diese sind nach wie vor höher als vor seinem Amtsantritt, und wir warten ab, was nach Ablauf der 90-tägigen Pause geschehen wird. Daher bleiben wir gegenüber den Sektoren, die am stärksten von den Handelsspannungen betroffen sind, wie beispielsweise der Automobilbranche, wachsam. Darüber hinaus behalten wir ein hohes Engagement in Finanzwerten bei, welches wir nach der Korrektur im April tendenziell verstärkt haben. Wir sind angesichts der soliden Fundamentaldaten der Akteure in diesem Sektor weiterhin vom Potenzial dieser Anlageklasse überzeugt.

          Wir haben die Sensitivität unserer Portfolios schrittweise gesenkt, als die Zinsen fielen. Darüber hinaus haben wir die Laufzeiten im Zuge der Zeichnungen verlängert, um eine Verwässerung zu vermeiden und von der Steilheit der Kurven zu profitieren. Wir sind der Ansicht, dass innerhalb des Investment-Grade-Segments die am besten bewerteten Anleihen mit einer Laufzeit von 5 bis 10 Jahren dank der damit erzielbaren Überrenditen die besten Chancen bieten. Der Carry macht diese Anlageklasse von Natur aus attraktiv, und die Dekorrelation zwischen Spreads und Zinsen mildert ihre Volatilität, da sich beide Effekte gegenseitig ausgleichen.

          Wir betrachten die aktuelle Situation daher als relativ komfortabel. Trotz der Volatilität im April dieses Jahres sind Kredite nach wie vor teuer, aber die Renditen bleiben dank des Zinsniveaus attraktiv. Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind stark, es gibt Cashflows, insbesondere im Investment-Grade-Segment, und es ergeben sich punktuell Chancen. Die allgemeine Unsicherheit veranlasst uns zwar zur Vorsicht, insbesondere aufgrund der Risiken einer Eskalation des Handelskriegs, schafft aber auch Chancen. Diese Situation rechtfertigt es, dass wir Liquiditätsreserven vorhalten, um schnell positionieren zu können, wenn die Bewertungen attraktiver werden. In einem Umfeld, in dem Ankündigungen oft den tatsächlichen Auswirkungen vorausgehen, bleiben Disziplin und Reaktionsfähigkeit unsere grössten Stärken.

          Emmanuel Petit

          Rothschild & Co Asset Management

          Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).

           

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            Die Faszination für private Märkte ist vor allem auf das Renditepotenzial zurückzuführen, das unter anderem mit ihrer Illiquidität und Komplexität verbunden ist. Diese Vermögenswerte sind schwieriger zu kaufen und zu verkaufen, bieten jedoch historisch gesehen eine höhere Performance als öffentliche Märkte und belohnen somit diejenigen, die bereit sind, die damit verbundenen Risiken einzugehen.

            Aber diese Prämie ist nicht der einzige Reiz. Private Vermögenswerte ermöglichen auch Investitionen in Segmente, die normalerweise ausserhalb der Reichweite börsennotierter Märkte liegen, wie Start-ups in der Pre-IPO-Phase oder Unternehmen mit fortgeschrittenem Risikokapital. In einer Zeit, in der börsennotierte Small Caps immer seltener werden, sind diese Möglichkeiten sehr wertvoll. Dennoch ist Vorsicht geboten. Die scheinbar geringe Volatilität privater Vermögenswerte ist nicht unbedingt ein Schutz vor Marktturbulenzen. Sie resultiert hauptsächlich aus der geringeren Häufigkeit der Transaktionen, die mit dieser Art von Vermögenswerten getätigt werden.

            Es bleibt also zu klären, wie diese Anlagen am effektivsten in ein Portfolio integriert werden können. In unserem speziellen Fall handelt es sich eher um geschlossene Strukturen als um Evergreen-Strukturen. Dazu ermöglicht ein dreistufiger Ansatz eine optimale Kalibrierung.

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            Sobald die Obergrenze für Illiquidität festgelegt ist, stellt sich die entscheidende Frage nach der Rendite. Benötigt Ihr Portfolio diese Überrenditen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich fragen, ob die Ziele des Portfolios auch ohne diese privaten Vermögenswerte erreicht werden können. In unseren Modellen gehen wir davon aus, dass diese Vermögenswerte im Vergleich zu gleichwertigen öffentlichen Märkten eine Prämie von 2 % für private Schuldtitel und 3 % für Private Equity bieten können. Die Herausforderung besteht darin, objektiv zu beurteilen, ob diese Prämien realistisch und angesichts des eingegangenen Risikos ausreichend sind.

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            Supriya Menon

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            Supriya Menon ist Leiterin der Multi-Asset-Strategie EMEA bei Wellington Management. In dieser Funktion berät sie Kunden zur strategischen Allokation und entwickelt massgeschneiderte Multi-Asset-Anlagelösungen. Bevor sie 2022 zu Wellington Management kam, war sie fast 10 Jahre lang als Senior Multi-Asset-Strategin bei Pictet Asset Management tätig, wo sie die Asset-Allokationsstrategie für institutionelle und Wholesale-Fonds leitete. Supriya hatte ähnliche Positionen bei Aviva Investors und Lehman Brothers inne, nachdem sie ihre Karriere bei Morgan Stanley begonnen hatte.

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