Energiewende 3/4

Die komplette Reihe

Energiewende 3/4

    • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
    • NS Partners

    „Elektrizität ist heute so etwas wie der Übergang vom Fernsehen zum Internet“.

    Der zweite Teil von der komplette Reihe befasst sich mit dem Energiewandel – oder besser gesagt, mit der Energieanpassung, wie Alexis Sautereau und Pierre Mouton es nennen. Das dritte Interview der Serie befasst sich mit dem Thema Elektrifizierung, wobei sich die Modelle ziemlich radikal verändern und so intelligente Netze entstehen, welche in der Lage sind, Stromflüsse in mehreren Richtungen zu steuern.

    Wie kann das Stromnetz an die massive Elektrifizierung von Sektoren wie der Industrie oder dem Verkehr angepasst werden?

    Zunächst einmal ist der Unterschied zwischen Europa und den USA in Bezug auf die Strominfrastruktur auffällig gross. Entgegen dem häufig vermittelten Bild ist Europa dabei nicht unbedingt rückständig. Ein einfacher Abstecher nach Malibu in Kalifornien genügt, um das traurige Schicksal einiger amerikanischer Strominfrastrukturen festzustellen, die seit Jahrzehnten praktisch vernachlässigt werden. Im Gegensatz dazu haben viele europäische Städte ihre Netze unterirdisch verlegt und ihre Stromverteilung mit enormer Konsequenz modernisiert.

    Für viele Schwellenländer, in denen es keine oder nur eine schwach entwickelte Infrastruktur gibt, mag es einfacher sein, etwas Neues zu bauen, als ein altes System zu modernisieren, vor allem, wenn die neuen Modelle nicht mehr den traditionellen Mustern folgen.

    Bis heute waren die Stromnetze im Wesentlichen zentralisiert: Einige wenige grosse Anlagen erzeugten die Energie, die dann zu den Verbrauchern weitergeleitet wurde. Dieses Modell, das vertikal und in eine Richtung verläuft, erinnert an das traditionelle Fernsehen: Inhalte, die von einigen wenigen produziert werden, werden an alle gesendet, ohne dass es eine Interaktion gibt.

    Heute, mit der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien und der Vervielfachung der Produktionsquellen, gehen wir zu einem verteilten und interaktiven Modell über. Es ist ein bisschen wie der Übergang vom Fernsehen zum Internet: von einem „one way“-System zu einem „two way“-Ökosystem mit unendlich vielen Produzenten und Austauschpunkten. Strom wird zu einer Angelegenheit intelligenter Netze, die in der Lage sind, Ströme in alle Richtungen zu steuern.

    Zwei Schwerpunkte sind daher vorrangig: die Erneuerung der Infrastrukturen im Sinne einer dezentralisierten, vernetzten Logik und die intelligente Verwaltung dieser Netze, insbesondere dank künstlicher Intelligenz, um die Stromflüsse zu optimieren und Angebot und Nachfrage in Echtzeit auszugleichen.

    In welchen Bereichen ausserhalb des Transportwesens eröffnet die Elektrifizierung die vielversprechendsten Perspektiven?

    In der Industrie sind die Möglichkeiten am gewichtigsten, aber auch besonders komplexes. Einige industrielle Prozesse basieren auch heute noch fast ausschliesslich auf fossilen Brennstoffen, und die Umstellung auf Elektroenergie ist noch weit entfernt, wie zum Beispiel bei der Zementherstellung: Derzeit ist dies technisch unmöglich. Hier stösst man nicht nur an die Grenzen der Physik, sondern auch an die Grenzen unseres derzeitigen Wissens.

    Doch gerade diese Einschränkungen bieten enorme Möglichkeiten für Fortschritte, die jedoch enorme Anstrengungen – und Kapital – in Forschung und Entwicklung erfordern.

    Ausserdem folgen wir einer neuen Logik: Es geht nicht mehr nur darum, die Energieproduktion zu steigern oder den Energieverbrauch zu senken, sondern darum, die benötigte Leistung genau an die tatsächlich verfügbare Leistung anzupassen. Dies setzt ein fein abgestimmtes, intelligentes Echtzeitmanagement der Energieflüsse voraus.

    Auf diesem Gebiet, dem der systemischen Optimierung, sind die Fortschritte am schnellsten und messbarsten. Dies ist umso wichtiger, als bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Rechenzentren, keine Schwachstellen dulden. Die erwarteten Zuverlässigkeitsniveaus werden immer höher werden, mit Redundanzanforderungen, die für den Hausgebrauch nicht erforderlich sind.

    Welche grossen Akteure scheinen Ihnen beim Thema Elektrifizierung am besten positioniert zu sein?

    Wir sehen heute zwei Welten, die bei diesem Thema konvergieren. Auf der einen Seite stehen die grossen, historischen Industriekonzerne und auf der anderen Seite neue, viel agilere Marktteilnehmer, die eher in den Bereichen Software oder künstliche Intelligenz tätig sind. Akteure wie Vesta beispielsweise positionieren sich eher im Bereich des intelligenten Netzmanagements.

    Bei den „klassischen“ Industrieunternehmen findet man bekannte Namen – manchmal direkt, manchmal über Tochtergesellschaften, insbesondere wenn es darum geht, gezielter um Finanzierungen zu werben. Dies ist der Fall bei Genova, der Tochtergesellschaft von General Electric. Andere Konzerne arbeiten auf stärker integrierte Weise, wie Siemens oder Schneider.

    Um diese Schwergewichte herum gruppieren sich zahlreiche kleine, sehr innovative Unternehmen, die sich auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette positionieren. In den meisten Fällen werden diese Strukturen jedoch irgendwann absorbiert. Die grossen Konzerne sehen darin eine Möglichkeit, ihr Angebot zu erweitern, technologische Schlüsselbausteine zu erwerben und effizienter auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.

    Denn im Grunde ist es für einen Kunden viel einfacher, einen oder zwei Ansprechpartner zu haben, die in der Lage sind, sein gesamtes Energieökosystem zu verwalten, als ein Dutzend Dienstleister koordinieren zu müssen. Die Herausforderung besteht in der Lesbarkeit und der Integration.

    Haben erneuerbare Energien auf Dauer wirklich das Potenzial, die zunehmende Elektrifizierung des Energiebedarfs zu unterstützen?

    An dieser Stelle möchten wir eine kleine Klammer über die sogenannte „Energiewende“ ziehen. Wir haben Zweifel an der tatsächlichen Richtung dieses Übergangs. Es wäre richtiger – und vernünftiger -, von Energieanpassung zu sprechen. Denn wir werden nicht von heute auf morgen – und vielleicht sogar nie – auf ein System umstellen, das vollständig aus erneuerbaren Quellen gespeist wird. Das ist schlichtweg unrealistisch.

    Erneuerbare Energien nehmen heute einen nicht zu vernachlässigenden Platz im Energiemix ein, das stimmt. Aber solange wir die Frage der Langzeitspeicherung nicht gelöst haben, werden sie strukturell zweitrangig bleiben.

    Ohne einen grossen wissenschaftlichen Durchbruch ist es daher schwierig, sich einen Energiemix vorzustellen, der mittelfristig ohne fossile Energieträger auskommt. Und im Übrigen sieht man es bereits: Erdgas ist auf dem Vormarsch. Seine Vorzüge werden wiederentdeckt. Es ist reichlich vorhanden, seine Grenzkosten sind niedrig, und vor allem ist die Infrastruktur für seine Förderung, seinen Transport und seine Verteilung bereits vorhanden.

    Heute macht Erdgas etwa 23 % des weltweiten Energiemixes aus. Es ist nach Öl und Kohle die drittwichtigste Energiequelle der Welt. Und wenn der Übergang weiterhin seine Grenzen aufzeigt, ist es nicht ausgeschlossen, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren steigen wird.

    Wie wird sich die Elektrifizierung, wenn sie in grossem Massstab durchgeführt wird, auf die Preise für die Verbraucher auswirken?

    Die Politik hat sicherlich eine Rolle zu spielen, aber es ist ebenso wichtig, staatliche Eingriffe zu begrenzen. Es ist unbestreitbar, dass die Infrastruktur weiterentwickelt werden muss, was mit Kosten verbunden ist, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Preisfrage nicht allein von dieser Infrastruktur herrührt. Die Ukraine-Krise hat strategische Lücken aufgedeckt, insbesondere bei der Diversifizierung der Versorgungsquellen. Es ist schwer zu verstehen, wie Deutschland so lange ausschliesslich von Russland abhängig sein konnte!

    Was den Investitionsbedarf betrifft, so gibt es eine klare Unterscheidung zwischen dem industriellen und dem häuslichen Verbrauch. Beide Segmente erfordern nicht die gleichen Investitionen. Bisher haben jedoch die Entwicklungen bei der Infrastruktur, den Produktions- und Vertriebsmethoden nicht über die Preise entschieden.

    Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Probleme, die bei diesem grossen Projekt der Elektrifizierung noch zu lösen sind, abgesehen von der Langzeitspeicherung für erneuerbare Energien?

    Die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen ist besorgniserregend. Es handelt sich nicht nur um ein Problem der Quantität, sondern auch der Qualität. Die Metallvorkommen werden immer weniger reichhaltig: Die Gehalte sinken, sodass viel grössere Gesteinsmengen abgebaut und verarbeitet werden müssen, um die gleiche Menge Metall zu erhalten. Eine Tonne Erz konnte früher bis zu 10 % Kupfer enthalten. Heute ist dieser Anteil oft auf unter 1 % gesunken. Die Folge: Die Betriebskosten explodieren, die wirtschaftlichen Erträge sinken und es wird immer schwieriger, bestimmte langfristige Investitionen in die Metallgewinnung zu rechtfertigen. Nun, je mehr die Einschränkungen zunehmen, desto grösser werden die Anreize, innovative Lösungen zu finden. Daraus ergeben sich viele Chancen.

    Pierre Mouton wird die Fragen von Jérôme Sicard am 13. Mai im Hotel Métropole in Genf bei der von SPHERE organisierten Podiumsveranstaltung beantworten.

    Pierre Mouton

    NS Partners

    Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

    Alexis Sautereau

    NS Partners

    Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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      The Swiss Financial Arena

      Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

      Spoutnik

      Investment Lösungen

        • Raj Shant
        • Client Portfolio Manager
        • Jennison Associates

        „Bei KI liegen die substanziellsten Gewinne heute bei Software und Anwendungen“

        Das erste Quartal markierte einen Wendepunkt für Technologiewerte. Der Durchbruch von DeepSeek, einer chinesischen Start-up, die sich auf kostengünstige KI spezialisiert hat, symbolisiert diese neue Phase: Die Wertschöpfung hat sich schnell von Hardware auf Software und Anwendungen verlagert. Wie Raj Shant betont, wird Nvidia wahrscheinlich nicht mehr der unangefochtene Marktführer sein.

        Von Jérôme Sicard

        Die „Magnificent Seven“ hatten im vergangenen Jahr einen Anteil von 43 % am Weltmarkt. Wie haben sie sich im ersten Quartal 2025 geschlagen?

        Tatsächlich war das erste Quartal für diese Unternehmensgruppe sehr schlecht, wahrscheinlich aufgrund ihrer hohen Konzentration. Dennoch glauben wir, dass die generative KI unsere Welt, Ihre Welt und die Welt unserer Kinder in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Heute sehen wir ähnliche Muster entstehen, wie wir sie in der Vergangenheit zum Beispiel beim Internet beobachtet haben. Die ersten Gewinne aus den grossen technologischen Fortschritten sind in den Bereichen Hardware und Infrastruktur zu verzeichnen.

        Der grösste Nutzen wird jedoch in der Regel erst später in den Software- und Anwendungsschichten erzielt. Dies war bereits bei den in den 60er und 70er Jahren eingeführten Mainframes der Fall, genauso auch wie bei PCs, dem Internet und zuletzt bei der Blockchain. Auf dem mobilen Internet haben Giganten wie Amazon, Facebook und Instagram ihre Geschäftsmodelle aufgebaut und beispiellose Gewinne erzielt, aber es ist nicht die Infrastruktur selbst, die die höchsten Renditen an der Börse erzielt hat.

        Nvidia hat seit Jahresbeginn fast ein Fünftel seines Wertes verloren. Wie sollten Anleger nun mit dem KI-Megatrend umgehen?

        In den letzten neun Monaten haben wir unser Engagement in Hardware, die KI-Entwicklungen unterstützt, schrittweise reduziert. Dies betrifft natürlich Halbleiter – insbesondere Nvidia – mit denen wir in den letzten Monaten beträchtliche Gewinne erzielt haben. Wir haben uns entschieden, diese Position zu reduzieren, da, selbst wenn es noch eine potenzielle Gewinnwelle geben sollte, diese viel geringer ausfallen dürfte als in den Jahren 2023 und 2024.

        Im Januar hat DeepSeek deutlich gezeigt, dass die Erstellung grosser Sprachmodelle nicht unbedingt so viel Hardware und Rechenleistung erfordert, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Ausserdem haben wir in den letzten acht Wochen eine Welle neuer LLMs erlebt, sodass das Thema nicht mehr wirklich aktuell ist.

        Bei jeder Revolution wiederholt sich das gleiche Muster: Der Preis der Schlüsseltechnologie sinkt. Diese starke Deflation ermöglicht eine massive Verbreitung und breite Einführung. Das ist also nichts Ungewöhnliches. Und es war DeepSeek, der diesen Übergang von der Hardware zu Software und Anwendungen, die sofort zugänglicher wurden, markiert hat.

        Natürlich läuft so etwas nie reibungslos ab. Nvidia wird wahrscheinlich nicht mehr der grosse Marktführer sein, der er einmal war, vor allem nach den massiven Investitionen, die die Unternehmen in 2023 in GPU-Chips getätigt haben. Der Schwung hielt auch 2024 an, aber heute sind die Signale klar: Die Wachstumsrate von Nvidia scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben und die Märkte fragen sich nun, was die nächsten grossen Wachstumstreiber sein werden.

        Was sind die wichtigsten Lehren, die Sie aus dem Fall DeepSeek gezogen haben, der von vielen mit einer Sputnik-Episode verglichen wurde?

        Abgesehen von der Verlagerung von der Hardware zur Software und dem daraus resultierenden Preisverfall bei der Infrastruktur hat DeepSeek die starke Innovationskraft der chinesischen Technologie unterstrichen, die von hochkarätigen Ingenieuren vorangetrieben wird, die alle in China ausgebildet wurden. Dies ist bemerkenswert, wenn man die grossen Durchbrüche betrachtet, die in jüngster Zeit in Europa oder den Vereinigten Staaten erzielt wurden. Der Kontrast ist auffällig. Dennoch bleiben die USA ein starker Magnet für Talente aus Europa, Indien und China. Langfristig werden sich dort zweifellos die grössten Chancen konzentrieren.

        Sie werden höchstwahrscheinlich in den bereits erwähnten Software- und Anwendungsschichten liegen. Diese natürliche Entwicklung wird selbstverständlich eine gewisse Unsicherheit und Volatilität mit sich bringen, wie wir es wieder im Januar gesehen haben.

        Welche Unternehmen würden Sie in Bezug auf diese Software- und Anwendungsschichten nennen?

        Ich kann das Beispiel von BYD nennen, das auf dem chinesischen Markt das Äquivalent von Tesla ist. Im Bereich der Anwendungen schaffen sie keine künstliche Intelligenz, sondern nutzen sie, um das Fahrerlebnis zu einem Preis zu verbessern, den heute niemand sonst bieten kann. Ich denke auch an Apple. Sie haben keine eigene LLM, aber sie sind in der Lage, mit jedem zusammenzuarbeiten. Mit OpenAI in den USA oder mit Alibaba in China. Apple hat sehr schnell erkannt, dass die Wertschöpfung nicht in der Entwicklung von generativer KI liegt, sondern in ihrer Nutzung, und so haben sie ihre Strategie definiert.

        Was halten Sie von der jüngsten relativen Erholung der Aktienmärkte in einem Europa, das in der Welt der künstlichen Intelligenz schlecht oder gar nicht positioniert ist?

        Europa hat im ersten Quartal von mehreren positiven Faktoren profitiert, die die Aktienmärkte beflügelt haben, aber ich frage mich, was in einem Jahr von dieser Rally übrig bleiben wird. Bleiben wir beim Thema künstliche Intelligenz. Viele europäische Unternehmen versuchen, in diesem Bereich zu expandieren, sehen sich aber mit dem immer wiederkehrenden Problem der Regulierung konfrontiert. Noch bevor wir einen LLM schaffen, versuchen wir bereits, sein Konzept in einem regulatorischen Rahmen einzufrieren. Das ist Europa. Wir denken über Regulierung nach, bevor wir innovativ sind. Meiner Meinung nach wird der amerikanische Markt weiterhin eine dominierende Stellung einnehmen, weil dort Innovation Priorität hat, und die attraktivsten Möglichkeiten werden noch lange in den USA und China zu finden sein.

        Raj Shant

        Jennison Associates

        Raj Shant ist Client Portfolio Manager für Jennison in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Er ist in London ansässig und arbeitet seit 2019 für das Unternehmen. Zuvor war Raj Shant 17 Jahre lang bei Newton Investment Management tätig, zunächst als Leiter für europäische Aktien und später als globaler Aktienportfoliomanager. In seinem letzten Jahr bei Newton war Raj auch Leiter für nachhaltige Investitionen. Davor war er Leiter des Bereichs europäische Aktien bei Credit Suisse Asset Management. Er begann seine Karriere im Investmentbanking und in der Aktienanalyse. Raj erwarb einen BA mit Auszeichnung in Wirtschaft und Management an der Universität Leeds. Er ist Inhaber des Investment Management Certificate der CFA Society UK.

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          Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

          Energiewende 2/4

          Die komplette Reihe

          Energiewende 2/4

            • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
            • NS Partners

            „Wir sind Zeugen einer Privatisierung der Energieinfrastruktur“

            Die zweite Folge von der komplette Reihe befasst sich mit der Energiewende – oder genauer gesagt, wie es Alexis Sautereau und Pierre Mouton bevor ziehen mit der sogenannten Energieanpassung. Das zweite Interview der Reihe befasst sich insbesondere mit dem Thema Infrastruktur und dem grossen Einfluss, den die Tech-Giganten auf deren Entwicklung haben werden.

            Von Jérôme Sicard

            Wie kann man die derzeitige Infrastruktur anpassen, um den Energieverbrauch im Verkehr zu senken?

            Zunächst wird man sich in Geduld üben müssen. Der Rückstand ist beträchtlich. Die USA sind das beste Beispiel dafür: Man hat auf das Internet gesetzt, aber vergessen, dass auch Strassen und Kabel wichtig sind. Das Ergebnis ist, dass wir nun 15 Jahre lang damit beschäftigt werden, die Netze auf den neuesten Stand zu bringen. Heute kann man im Energiemix noch komponieren, aber die vollständige Optimierung wird Zeit brauchen. Es wird zwangsläufig eine Diskrepanz zwischen dem aktuellen Zustand der Infrastruktur und dem, was man anstreben will, geben. Man wird also auch diese Realität akzeptieren müssen: so hohe Ausgaben zu tätigen und sie im Laufe der Zeit zu amortisieren, wird zwangsläufig einen inflationären Effekt haben.

            Welche Hauptachsen werden über die Erneuerung dieser Infrastruktur entscheiden?

            Es handelt sich um eine monumentale Baustelle. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass im Laufe der Zeit 85 Millionen Kilometer Kabel ersetzt oder neu verlegt werden müssen, was einer Investition von 1’500 Milliarden Dollar entspricht. Und selbst das ist nur ein Teil des Problems.

            Sobald die Infrastruktur für den Hardwareteil auf Vordermann gebracht ist, müssen die Systeme angepasst werden. Das ist eher die gute Nachricht, denn wir werden wirklich in eine Phase der Optimierung eintreten. Das intelligente Management der Energieerzeugung und -verteilung wird der Schlüssel zu diesem Übergang, oder besser gesagt, zu dieser Energieanpassung sein.

            Es gibt bereits Lösungen, die sich bereits bewährt haben. Eine Plattform wie Kraken, die von grossen Stromversorgern wie EDF genutzt wird, ist dabei, sich weltweit durchzusetzen. Ihre späte Einführung zeigt aber auch, wie weitgehend archaisch dieser Sektor noch ist.

            Was sind die grössten Probleme, mit denen die Erzeuger heute konfrontiert sind?

            Einige Probleme sind sehr konkret. Wenn man erneuerbare Energien ausbauen, Windräder, Solarfelder oder sogar Offshore-Parks errichten will, muss man Land oder Raum finden, und das ist nicht immer einfach.

            Andere Hindernisse sind komplexer, vor allem solche, die mit der Regulierung zusammenhängen, insbesondere in Europa, wo die Regierungen die Energiemärkte kontrollieren und sie manchmal als politische Instrumente einsetzen. Nehmen wir Frankreich als Beispiel: Nächstes Jahr werden die Strompreise um 15% gesenkt. Wir bezweifeln, dass EDF mit diesen Ankündigungen zufrieden sein wird. Man kann nicht von den Erzeugern verlangen, erneuerbare Energien zu entwickeln, deren Produktion teuer ist, und ihnen gleichzeitig vorschreiben, ihren Strom zu einem zu niedrigen Preis zu verkaufen. Wenn man sie auf beiden Seiten drückt, kann das nicht funktionieren.

            Müssen sich die grossen Erzeuger neu erfinden?

            Es geht nicht darum, dass sich die grossen Produzenten neu erfinden, sondern vielmehr darum, den Energiemix zu überdenken. Schauen Sie sich die Entwicklung von Total an: Das Unternehmen investiert massiv in ein Netz von Ladestationen auf den Autobahnen. Das ist kein einfacher PR-Gag, sondern ein weitreichender industrieller Ansatz.

            Die gleiche Logik lässt sich bei der Rückkehr der Kernkraftwerke beobachten, die von den grossen Tech-Akteuren reaktiviert werden. Es handelt sich um einen beträchtlichen strategischen Umschwung. Es geht nicht darum, alles zu revolutionieren, sondern darum, Energie mit neuen Perspektiven anzugehen.

            Können technologische Durchbrüche die Modernisierung dieser Infrastrukturen ermöglichen?

            Künstliche Intelligenz wird eindeutig viel Wertschöpfung bringen und den Fortschritt beschleunigen, aber man muss sich, auch auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, darüber im Klaren sein, dass wir hier eher von einer Optimierung als von einer Revolution sprechen. Heute sind die Infrastrukturen, insbesondere die Austauscher und die Systeme zur Verbindung der Netze, völlig veraltet und technologisch überholt. Also ja, es gibt Entwicklungen, aber keine radikale Transformation, die man auf der Hardware-Seite ins Auge fassen sollte.

            Wir modernisieren vor allem Systeme, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. Die Herausforderung ist enorm. Sie liegt vor allem in der Verbesserung des Verkehrsflusses und der Effizienz der Netze. Hier entscheiden sich die wirklichen Fortschritte, vor allem dank der neuesten Softwaregenerationen. Künstliche Intelligenz wird es den Betreibern ermöglichen, bei der Verwaltung der Netze einen grossen Schritt nach vorn zu machen. Und ganz nebenbei beweisen, dass die Rentabilität nicht nur von den Kosten des Rohmaterials abhängt.

            In der unmittelbaren Zukunft sind diese Systeme leider recht teuer und die vorhandene Infrastruktur ist noch nicht vollständig für ihren Betrieb geeignet.

            Müssen die Infrastrukturen überdacht werden, um die Integration erneuerbarer Energien zu beschleunigen?
            Ja, das ist eine der grössten Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Bisher funktionierten wir mit sehr zentralisierten Netzen: Energie wurde an einem Punkt erzeugt und überall verteilt. In Zukunft werden wir in ein völlig anderes Modell eintreten, in dem die Produktion dezentralisiert und über ganze Gebiete verteilt ist. Dies bringt neue Anforderungen an die Netzverwaltung mit sich und erfordert eine deutlich flexiblere und zwangsläufig innovativere Architektur.

            Wenn man weiter darüber nachdenkt, könnte dies bis hin zu Mini-Kernkraftwerken als neue Produktionszentren gehen. Ich spreche nicht unbedingt von Stadtteilkraftwerken… aber warum eigentlich nicht? Wir schaffen es ja, ein Kernkraftwerk in einem U-Boot unterzubringen, also verdient es diese Idee, erforscht zu werden. Und das wird auch geschehen.

            Also ja, die Infrastrukturen müssen überdacht werden, aber man sollte auch auf den Fall des Erdgas eingehen. Es ist dabei, eine bedeutende Rolle im Energiemix zu spielen, aufgrund seiner Verfügbarkeit, seines moderaten Emissionspotentials und auch deshalb, weil die Infrastrukturen bereits bestehen! Sie erfordern lediglich marginale Anpassungen.

            Wird Microsofts Bestreben, eigene Energie zu produzieren und zu kontrollieren, Ihrer Meinung nach verbreitet werden?

            Ich bin mir nicht sicher, ob es heute in Europa möglich ist, ein solches Modell in Erwägung zu ziehen. In den USA ja, dort wird es wahrscheinlich verbreitet werden. Microsoft ist nicht allein. Google, Meta, und sogar JP Morgan – alle grossen Datenunternehmen investieren massiv, weil die Energiekosten im Zusammenhang mit der Verwaltung ihrer Exabyte an Daten diese Investitionen rechtfertigen.

            Es ist ziemlich paradox, weil die Energiesouveränität wieder ins Zentrum der Diskussion gerückt ist! Aber wir erleben auch eine Privatisierung der Energiestrukturen, die früher von öffentlichen Körperschaften verwaltet wurden. Das unterstreicht auch den Umfang des Bedarfs: Diese Unternehmen überdenken tiefgehend, wie sie ihren Energieverbrauch dimensionieren. Zu Recht: Amazon ist der weltweit grösste Käufer erneuerbarer Energien geworden.

            Natürlich beeindrucken die Summen – mehrere Milliarden Dollar. Aber was noch faszinierender ist, ist die Zuverlässigkeit, die diesen Infrastrukturen auferlegt wird. Die Servicelevels sind viel strenger als bei herkömmlichen Produzenten: Der Spielraum für Fehler ist nahezu null, weit über das hinaus, was uns aus Sicht eines privaten Nutzers vernünftig erscheinen würde.

            Könnten diese Unternehmen selbst zu Produzenten werden und ihre Überschüsse auf den Markt bringen?

            Tatsächlich produziert nicht Microsoft direkt, sondern Constellation. Es handelt sich um eine Partnerschaft, aber das Ziel ist es, eine zuverlässige Versorgung zu sichern. Und es funktioniert. Das ist die immense Macht dieser grossen Unternehmen, die zu wahren Ökosystemen geworden sind.

            Bill Gates war immer ein grosser Befürworter der Kernenergie. Am Ende wird es der private Sektor sein, der den Weg weist. Es sind Unternehmen, die die Initiative bei so wichtigen Energiefragen ergreifen, bei denen ein Teil der Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht. Das ist ein ziemlich unglaublicher Paradigmenwechsel.

            Es erinnert ein wenig an die Geschichte von SpaceX und der wiederverwendbaren Rakete. Ein Trägerraketen wiederzuerlangen, war der heilige Gral für alle Akteure im Raumfahrtbereich, und es war ein privates Unternehmen, das es als erstes geschafft hat.

            Man muss verstehen, dass diese Giganten nur in eine langfristige wirtschaftliche und industrielle Logik eingreifen, die den Fundamenten eines Marktes in voller Transformation entspricht.

            Welche neuen Technologien, die im Energiesektor aufkommen, erscheinen Ihnen aus finanzieller Sicht am interessantesten?

            Künstliche Intelligenz, die auf die Optimierung von Software und die Anpassung von Netzen angewendet wird, hat ein enormes Potenzial. Es geht darum, die Verwaltung der Infrastrukturen, die Verteilung und die Effizienz der Dienstleistungen zu verbessern. Der technologische Sprung im Vergleich zu den aktuellen Systemen ist gewaltig. Was die Energieproduktion betrifft, bleibt Wasserstoff in grossem Massstab eine sehr interessante Option. Leider sind die Kosten derzeit noch ziemlich hoch.

            Pierre Mouton

            NS Partners

            Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

            Alexis Sautereau

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            Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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              Schweizer Aktien

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              • Daniel Steck
              • Senior portfolio manager
              • Bank Piguet Galland

              Wenn Donald Trump das Spiel beendet

              Nach einer ansehnlichen Rallye im ersten Quartal gerieten die Schweizer Aktien im April unter Beschuss, da Donald Trump exorbitante Strafzölle in Aussicht stellte. Bis Mitte April hatte der SPI seit Jahresbeginn 2,6% und der SMI 3,3% verloren. Angesichts der hervorragenden Fundamentaldaten, die die Schweizer Wirtschaft nach wie vor aufweist, ist dies jedoch kein Grund zur Beunruhigung.

              Daniel Steck

              Nach zwei Jahren katastrophaler Performance schien sich der Wind an den Schweizer Börsen im ersten Quartal endlich zu drehen. Ende März hatten sich die Indizes stark erholt, während der Optimismus der Anleger in Bezug auf die Weltwirtschaft einer deutlich erhöhten Volatilität wich.

              Im Januar war es schockierend, dass der Bewertungsabschlag für Schweizer Wertpapiere ein noch nie dagewesenes Niveau erreichte. Während inländische Wertpapiere in der Vergangenheit mit einem Aufschlag von 5% gegenüber den weltweiten Indizes gehandelt wurden, betrug der Abschlag Anfang Jahres fast 15%. Diese ungewöhnliche Situation sprach eindeutig für Schweizer Risikoanlagen. Dieses Argument gilt übrigens auch heute noch, trotz der deutlichen Outperformance des SPI in den ersten drei Monaten des Jahres 2025.

              Schweizer Werte haben oft gezeigt, dass sie sich in einem Umfeld mit hoher Volatilität auf den globalen Finanzmärkten gut behaupten können. Die aktuelle Eskalation im Handelskrieg der USA gegen ihre Handelspartner führt zu einem Regime extremer Volatilität, das normalerweise die Anleger in die heimischen Börsen getrieben hätte. Man hatte jedoch nicht mit der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten gerechnet.

              Noch vor wenigen Wochen waren die Beobachter davon ausgegangen, dass die Schweiz trotz der weltweiten Drohungen von Donald Trump den Strafzöllen entgehen würde. Zumindest war es nicht denkbar, dass für sie höhere Zölle als für europäische Länder eingeführt werden würden. Doch genau das ist in der vergangenen Woche passiert. Aufgrund der Anwendung obskurer mathematischer Formeln droht Schweizer Exportgütern in die USA eine Steuer von über 30 %, eine Höhe, die bisher nur für chinesische Produkte galt. Diese Überraschung erklärt die jüngste Unterperformance der heimischen Börsen, die dem Börsencrash Anfang April nicht standhalten konnten.

              In einem solchen Umfeld haben Small und Mid Caps einen schweren Stand. Es überrascht nicht, dass diese Unternehmen aufgrund ihrer höheren finanziellen Anfälligkeit und ihrer Präsenz in eher zyklischen Sektoren wie Industrie oder Chemie stark korrigiert haben. Keine Atempause gab es auch für die defensiven Werte des Gesundheitssektors, die von Donald Trumps Preispolitik nicht verschont bleiben werden. Bei der jüngsten Baisse machten die Anleger keinen Unterschied zwischen grossen und kleinen, zyklischen oder defensiven Werten. Die Schockwelle hat sich auf den gesamten Markt ausgebreitet. Oder fast…

              Denn einige Werte unter den „Small Caps“ haben sich in diesem Moment der Panik relativ gut verhalten. Die kleinsten Unternehmen, die nur auf dem Schweizer Markt tätig sind und daher kaum von den US-Steuern betroffen sind, schienen eine Joker-Karte zu haben. Ein Dienstleistungsunternehmen wie Swisscom, das grösstenteils auf Schweizer Boden tätig ist, kümmert sich kaum um die jüngsten makroökonomischen Entwicklungen. Dasselbe gilt für BKW, Allreal, die kleinen Schweizer Versicherer oder die Gesamtheit der Schweizer Kantonalbanken. Diese Werte sind im aktuellen Umfeld zu bevorzugen und in unseren Anlagelösungen, die sich dem Small- und Mid-Cap-Segment widmen, stark vertreten. Der Schwerpunkt liegt in diesem Segment also auf Unternehmen, die in erster Linie der Binnenkonjunktur ausgesetzt sind.

              Denn es ist hervorzuheben, dass die Fundamentaldaten, die die Schweizer Wirtschaft geniesst, hervorragend sind. Während sich das BIP-Wachstum in den meisten entwickelten Volkswirtschaften, allen voran in den USA und China, verlangsamt, dürfte es in unserem Land in den nächsten zwei Jahren stabil bleiben oder sich sogar beschleunigen. Zwar werden angesichts der jüngsten Massnahmen der USA und des daraus resultierenden Vertrauensverlusts bei den Unternehmern Abwärtsrevisionen erwartet. Die Auswirkungen auf das Schweizer BIP dürften jedoch begrenzt bleiben. Dasselbe gilt für die Gewinne der Schweizer Unternehmen, die sich im Trend der Aufwärtsrevisionen befinden. Die SNB hat in den letzten Quartalen ihre Geldpolitik stark gelockert und damit zweifellos dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen zu erhalten, die Aufwertung des Frankens zu begrenzen und das Wachstum zu fördern.

              In Anbetracht dessen halten wir den Abschlag, den inländische Aktien gegenüber ihren globalen Pendants nach wie vor aufweisen, für ungerechtfertigt, selbst nach der Outperformance der Indizes SMI und SPI im ersten Quartal. Angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten und der geringen Sichtbarkeit der globalen Wachstumsaussichten ist eine Rückkehr zu einer Bewertungsprämie nun wahrscheinlich. Wir empfehlen daher, ein substanzielles Engagement in Schweizer Aktien aufrechtzuerhalten und dabei insbesondere inländischen Small Caps den Vorzug zu geben, die in den kommenden Monaten weiterhin gut abschneiden werden.

              Daniel Steck

              Piguet Galland

              Daniel Steck verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Nach einer ersten Erfahrung in der Finanzanalyse bei Lombard Odier, insbesondere im Gesundheitssektor, setzte er seine Karriere bei Reyl & Cie als Analyst und Portfoliomanager fort. Il a rejoint Piguet Galland en 2018 comme gestionnaire senior pour prendre en charge de la gestion des différents fonds actions et certificats thématiques sur la Suisse et l’Amérique du Nord.

              Energiewende 1/4

              Die komplette Reihe

              Energiewende 1/4

                • Interview mit Pierre Mouton, Head of long-only strategies, und Alexis Sautereau, senior portfolio manager
                • NS Partners

                «Alle Energiequellen – mit Ausnahme der Kernenergie – werden auf Rekordniveau genutzt.»

                Der zweite Teil der «komplette Reihe» beschäftigt sich mit der Energiewende – oder genauer gesagt mit der energetischen Anpassung, ein Begriff, den Alexis Sautereau und Pierre Mouton bevorziehen. Dieses erste Interview der Reihe bietet einen Überblick über den Energiesektor und die zentralen Kräfte, die derzeit seine Dynamik bestimmen.

                Von Jérôme Sicard

                Welche grossen Veränderungen beobachten Sie derzeit in dem Energiesektor?

                Das Aufkommen der erneuerbaren Energien stellt die globale Energielandschaft eindeutig auf den Kopf. Im Jahr 2023 machten Wind- und Solarenergie, Biomasse und Wasserkraft mehr als 20 % der weltweiten Stromerzeugung aus. Bis 2025 werden sie voraussichtlich mehr als ein Drittel ausmachen. Das ist zwar ein schneller Fortschritt, aber angesichts der immer schneller wachsenden Nachfrage immer noch nicht ausreichend. Von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 2 % ist man in den letzten Jahren auf 6 % gestiegen. Der weltweite Verbrauch erreicht also neue Höchststände. Alle Energiequellen – mit Ausnahme der Kernenergie – werden auf Rekordniveau genutzt. Dieser Sprung stellt zwangsläufig die bestehende, oftmals veraltete und unterdimensionierte Infrastruktur auf eine harte Probe. Das Problem ist umso heikler, da die neuen Verbrauchsmuster gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der Dienstleistungsqualität mit stets steigenden Standards erzwingen werden. Dies wird vor allem in der Industrie und im digitalen Bereich der Fall sein.

                Eine weitere Sorge ist die zufällige Verfügbarkeit dieser erneuerbaren Energien. Im Gegensatz zu Atomkraft, Öl, Kohle oder Gas, deren Produktion kontrolliert wird, folgen die erneuerbaren Energien ihrem natürlichen Lauf und liefern mal zu viel und mal zu wenig, ohne dass es bislang möglich gewesen wäre, den Überschuss zu speichern. Die derzeitigen Lösungen lassen dies nicht zu.

                Warum steigt die Nachfrage so stark an?

                Rechenzentren haben einen grossen Einfluss auf diesen Anstieg. Die Explosion von Big Data, Cloud Computing und künstlicher Intelligenz hat zur Folge, dass der mobile Datenverbrauch bis 2030 um das Sechsfache steigen könnte. Der Internetverkehr hingegen könnte um das Fünffache ansteigen.

                Zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 2030, könnten Rechenzentren bis zu 20 % des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen, wenn man bedenkt, dass ihre Energieversorgung mehr als die Hälfte ihrer Betriebskosten ausmacht. Die Dienstleistungen, die Rechenzentren für ihre Kunden erbringen, erfordern zudem eine lückenlose Kontinuität. Ein Blackout kann nicht toleriert werden.

                Wie wird sich der Energiemix entwickeln?

                Eine der bedeutendsten Entwicklungen ist die Reaktivierung der Kernenergie durch private Akteure, die darauf bedacht sind, ihre Energierechnung unter Kontrolle zu halten. Microsoft zum Beispiel hat sich mit Constellation zusammengetan, um das Kraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb zu nehmen. Weitere werden folgen. Die Wiederbelebung der zivilen Kernenergie wird auch von mehreren Regierungen gefördert, die darin eine zuverlässige und kohlenstofffreie Lösung zur Bewältigung der Energiekrise sehen.

                Bei den erneuerbaren Energien wird das Potenzial von Solar- und Windkraftanlagen nach wie vor deutlich zu wenig ausgeschöpft, doch aufgrund des Speicherproblems ist dieses Potenzial noch begrenzt.

                Si l’on veut concilier transition énergétique et décarbonation, les solutions clés restent le renouvelable et le Wenn man die Energiewende mit der Dekarbonisierung in Einklang bringen will, bleiben die Schlüssellösungen erneuerbare Energien und Kernkraft, wobei am Rande auch Kohle durch Gas ersetzt werden kann, das nach wie vor die am wenigsten schmutzige fossile Option ist.

                Was sind die grössten Hindernisse, die es zu überwinden gilt?

                Zwei grosse Gleichungen müssen noch gelöst werden.

                Erstens die Kosteneffizienz. Im Bereich der Infrastruktur, der Netze; der Übertragung und Speicherung materialisieren sich eindeutig Elemente der Rentabilität. Aber je weiter man zur Quelle vordringt, desto komplizierter werden die Projekte und desto mehr steigen die Implementierungskosten natürlich in die Höhe.

                Dann ist da noch das Problem der Langzeitspeicherung, das wir bereits angesprochen haben. Die Lösung dieses Problems wird einen echten technologischen Wendepunkt darstellen, einen Durchbruch wie seinerzeit die Entdeckung des Atoms. Es wird an Batterien der nächsten Generation und an Wasserstoff als Speicherlösung geforscht, doch die technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind nach wie vor enorm.

                Welche erneuerbaren Energien haben Ihrer Meinung nach heute das grösste Wachstumspotenzial?

                Die Solarenergie. Sie hat sich zunächst auf dem Wohnungsmarkt entwickelt, beginnt sich aber auch in der Industrie durchzusetzen. Mit der Optimierung des Netzmanagements und dem Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglicht ein besseres Verständnis des Verbrauchs eines Kunden tatsächlich die Optimierung der Nutzung erneuerbarer Energien in einem grösseren Massstab.

                Diese beiden Aspekte sind im Übrigen eng miteinander verbunden. Auf der einen Seite optimiert man die Verteilung der Energie entsprechend den Bedürfnissen der Verbraucher. Auf der anderen Seite wirkt man auf den Verbrauch selbst ein: Gebäudeisolierung, Energiesparlampen und andere Lösungen, die eine Senkung des Verbrauchs ohne Komfortverlust ermöglichen.

                Hierbei handelt es sich um einen grundlegenden Punkt. Der Mensch ist nicht bereit, auf seinen Komfort zu verzichten. Der Begriff der Degrowth, der soziale Ansatz rund um eine Absenkung unseres Lebensstils, scheint schwer vorstellbar zu sein. Dies ist wahrscheinlich der Punkt, an dem der Begriff der Innovation mit dem Begriff des Fortschritts zusammenfällt. Der Komfort, den wir heute geniessen, ist das Ergebnis des Fortschritts, den unsere Zivilisation im Laufe der Zeit erzielen konnte. Dabei ist es die Innovation, auf die wir jetzt angewiesen sind, um diese Lebensqualität zu erhalten.

                Welche unmittelbaren Lösungen müssen über die Speicherung hinaus noch umgesetzt werden, um die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beschleunigen?

                Wir sehen keine Probleme auf der Investitionsseite, da die Investoren bereits auf verschiedene Arten von Finanzierungen reagieren. Um die anfänglichen Hindernisse im Zusammenhang mit der Validierung bestimmter Themen, Sektoren oder Investitionsprojekte zu beseitigen, fehlt es heute jedoch noch an einer echten Validierung durch die Zivilgesellschaft. Es ist auch wichtig, daran zu erinnern, dass die Politik nicht alles lösen kann.

                Bis heute sind wir von einer kollektiven Bewusstseinsbildung noch weit entfernt. Wenn die Regierungen wirklich entschlossen wären, unser tägliches Verhalten zu ändern, z. B. durch die Festlegung von Strom- oder Ölpreisen, wäre dies möglich. Dieser Ansatz ist jedoch sozial nicht akzeptabel. Es bestünde die Gefahr, dass diese Art von Politik vor allem die schwächsten Gesellschaftsschichten treffen würde. Das Problem der Energieerzeugung und der Entwicklung des Energiemixes wird sich nicht allein über eine Preisfrage lösen lassen.

                Worauf konzentrieren Sie sich heute besonders?

                Wir verfolgen eine rein finanzielle Logik und lassen bei unseren Investitionsentscheidungen keinen Raum für Ideologie. Wir interessieren uns vor allem für wirklich rentable Geschäftsmodelle mit einer gerechtfertigten Bewertung und soliden Fundamentaldaten, die auf ein echtes Wachstumspotenzial hindeuten. Die Nachfrage nach Energie und der Bedarf an Energieeinsparungen sind Querschnittsthemen, in denen sich viele Unternehmen positionieren und ein starkes Wachstum verzeichnen. In diesem Universum gibt es jedoch Geschäftsmodelle, die ohne massive öffentliche finanzielle Unterstützung oder staatliche Vergünstigungen nicht tragfähig sind. Solche Modelle funktionieren nur vorübergehend, wie die Börsenpleite des dänischen 100 %-Windkraftunternehmens Ørsted im vergangenen Jahr gezeigt hat.

                Wir versuchen daher, Unternehmen zu identifizieren, die von Investitionen in den Energiewandel oder die Energieanpassung positiv profitieren werden. In dieser Hinsicht sind es oft industrielle, fast traditionelle Geschäftsmodelle, die interessante Möglichkeiten bieten. Nehmen Sie das Beispiel von Schneider. Wenn Sie sich seine Börsenperformance von Schneider in den letzten 12 bis 18 Monaten ansehen, könnte man fast meinen, es handele sich um ein Startup.

                In diesen grossen Unternehmen, wie Schneider oder Siemens, ist die Innovation durchaus vorhanden und die Entwicklung konzentriert sich insbesondere auf die Erneuerung der Infrastruktur, wobei neue Problematiken zu lösen sind.

                Wie gehen Sie in Ihrem Long-Short-Global-Fonds mit dieser Thematik um?

                In diesem Themenbereich ermöglicht uns die Hedgefonds-Allokation ein Exposure gegenüber dem gesamten Ökosystem von Rohstoffen über Infrastruktur und Ausrüstung bis hin zu Konsumgütern. Energie ist mit 50 % des Portfolios vertreten, wenn man das gesamte Spektrum betrachtet, aber das Nettomarktengagement liegt unter 30 % mit einem sehr bescheidenen Hebel. Auch hier handelt es sich um eine hyperquerschnittliche Abdeckung, die ideal ist, um die signifikante Performance-Streuung einzufangen, die innerhalb der einzelnen betroffenen Sektoren herrscht.

                Wie wird der Umbau des Energiesektors die Weltwirtschaft langfristig durcheinander bringen?

                Der Wettlauf um die Energiehoheit gestaltet die geopolitischen Gleichgewichte neu, aber wirtschaftlich gesehen ist der steigende Energieverbrauch eher eine gute Nachricht. Wie Bill Gates sagt und wie einige grosse Wirtschaftswissenschaftler vor ihm gesagt haben, ist das BIP nichts anderes als umgewandelte Energie…

                Pierre Mouton

                NS Partners

                Pierre Mouton ist seit 2003 bei NS Partners. Er leitet die Long-Only-Strategien der Gruppe und ist ausserdem Mitglied des Anlagekommittees. Er begann seine Finanzkarriere 1993 bei AG2R La Mondiale, wo er Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienportfolios verwaltete, bevor er 2000 zu Fiduciary Trust in Genf wechselte und später als Portfoliomanager zu NS Partners stiess. Im Jahr 2004 war er Mitbegründer von Messidor Finance, bevor er 2010 zu NS Partners zurückkehrte. Pierre Mouton hat einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Finanzen, Versicherungsmathematik und Portfoliomanagement von der SKEMA Business School in Lille, Frankreich.

                Alexis Sautereau

                NS Partners

                Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Alexis Sautereau ist seit 2020 bei NS Partners tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Finanzsektoren. Zunächst arbeitete er im Options- und Aktienhandel, bevor er in die Technologieberatung und später in die Unternehmensfinanzierung wechselte. 1999 kam Alexis Sautereau zu Unigestion, einem der führenden europäischen Anbieter von alternativen Investmentfonds, und wurde dort geschäftsführender Direktor, bevor er das Unternehmen 2002 verliess, um Jam Research zu gründen.

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                  Private Markets

                  Investment Lösungen

                    • Interview Cédric Dingens, Head of investment solutions and alternative investments, und Angel Sanz, Chief Investment Officer
                    • NS Partners

                  „Evergreen: genug Möglichkeiten, um einen Dachfonds zu rechtfertigen“.

                  In der alternativen Reihe legt NS Partners nun einen Dachfonds für private Märkte auf, den Private Markets Evergreen Fund, und will damit auf seiner Expertise im Bereich der Fondsauswahl aufbauen. Angel Sanz und Cédric Dingens übernehmen hier die Präsentation.

                  Von Jérôme Sicard

                  Wie sollte heute eine Allokation in Private Markets in einem „ausgewogenen“ Portfolio aussehen?

                  Für ein kleines Mandat scheint eine Allokation von 10 % bis 15 % angemessen zu sein. Bei grösseren Mandaten, die oftmals anspruchsvoller sind, insbesondere bei institutionellen Anlegern, kann das Engagement hingegen leicht auf 30 % oder sogar 40 % des Portfolios steigen. Einige Fonds des Typs US Endowment, wie der von Yale, erreichen sogar 50 %. Eine aktuelle Studie der UBS zeigt, dass Family Offices, die ein Vermögen von über 100 Millionen US-Dollar verwalten, bis zu 40 % ihres Vermögens in alternative Anlageklassen investieren, davon ein Viertel in private Märkte. Dieser Trend ist Ausdruck einer zunehmenden Bedeutung von nicht börsennotierten Allokationen in den Vermögensstrategien.

                  Sind die Allokationen der Fonds vom Typ US Endowment die Zukunft der Vermögensverwaltung in der Schweiz?

                  Das erscheint uns schwer vorstellbar. Diese Fonds haben eine kolossale Grösse. Der Yale-Fonds verwaltet beispielsweise fast 40 Milliarden US-Dollar. Privatkunden sind jedoch mit mehreren Einschränkungen konfrontiert, insbesondere mit einem kürzeren Anlagehorizont, der es nicht erlaubt, Kapital über längere Zeiträume zu binden. Im Gegensatz zu Endowmentfonds benötigen Privatanleger Flexibilität und Liquidität, was einem extremen Ansatz bei der Allokation in Private Markets Grenzen setzt.

                  Wie hoch sind die aktuellen Renditen der verschiedenen Segmente, aus denen sich die Private Markets zusammensetzen?

                  Über einen Zeitraum von zehn Jahren haben Private Equity und Venture Capital Renditen von fast 15 % erzielt. Direct Lending und Infrastruktur bewegen sich um die 10 %. In den kommenden Jahren könnten Venture Capital und Private Equity einen leichten Rückgang verzeichnen, aber das Potenzial bleibt gross, insbesondere bei Infrastruktur, die massive Investitionen erfordert – etwa 100 Billionen US-Dollar bis 2050. Hedgefonds, die in den letzten zehn Jahren etwa 5 % erwirtschaftet haben, könnten ihrerseits von steigenden Zinssätzen und einer höheren Volatilität profitieren. Insgesamt bieten diese Anlageklassen auf lange Sicht ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis.

                  Wie gross ist der Markt für Private Markets heute?

                  Bis heute belaufen sie sich auf fast 15’000 Milliarden US-Dollar. Private Equity macht etwa ein Drittel dieses Volumens aus, während Private Debt und Venture Capital jeweils etwa ein Viertel ausmachen. Der Infrastrukturbereich nähert sich 20 %. Der Sekundärmarkt gewinnt ebenfalls an Bedeutung und macht heute 16 % dieser privaten Märkte aus. Dieser Anstieg ist grösstenteils auf die Korrekturen zurückzuführen, die das Private-Equity-Segment in den letzten beiden Jahren erfahren hat.

                  Welche strukturellen Trends unterstützen diese Märkte?

                  Die Infrastruktur ist eines der vielversprechendsten Themen, die wir derzeit sehen. Wie bereits erwähnt, beläuft sich der Investitionsbedarf in den nächsten 20 bis 25 Jahren auf 100 Billionen US-Dollar. Die Hälfte dieser Summe entfällt auf Asien, insbesondere für Strassennetze und Energieinfrastruktur.

                  Auch die künstliche Intelligenz ist ein Megatrend, da sie alle Sektoren betrifft und einen hohen Finanzierungsbedarf mit sich bringt, und sei es nur für den Bau und die Energieversorgung von Rechenzentren.

                  Schliesslich etabliert sich Private Debt als Alternative zur traditionellen Bankenfinanzierung, die an Bedeutung verliert, insbesondere in Europa, wo sehr strenge Vorschriften, vor allem in Bezug auf die Eigenkapitalausstattung, die Kreditvergabe der Banken einschränken. Im Übrigen ist eine zunehmende Stärke der amerikanischen Akteure auf dem europäischen Markt zu beobachten, wo ihnen die Chancen klar vor Augen stehen. Es gibt Räume, die es zu besetzen gilt.

                  Was ist das Prinzip von Evergreen-Fonds, wie dem, den Sie gerade aufgelegt haben?

                  Sie unterscheiden sich in mehreren Punkten. Erstens die Liquidität: Der Nettoinventarwert wird vierteljährlich berechnet, was den Anlegern eine gewisse Liquidität bietet, allerdings mit einigen Einschränkungen hinsichtlich des Ausstiegs. Zweitens kann bei Evergreen-Fonds das Kapital sofort eingesetzt werden, im Gegensatz zu traditionellen Private-Equity-Fonds, bei denen sich die Calls über lange Zeiträume erstrecken können und die Bewertungen dann einer J-Kurve ähneln. In diesem Punkt stösst das Evergreen-Modell übrigens auf wachsendes Interesse bei den institutionellen Anlegern, die bereit sind, ihre erwartete Rendite für mehr Flexibilität leicht nach unten zu korrigieren. Schliesslich sind die Anlageschwellen niedriger und bieten somit unmittelbare Diversifizierungsmöglichkeiten.

                  Warum haben Sie sich für die Auflegung dieses Dachfonds entschieden?

                  Wir verfügen über eine anerkannte Expertise in der Auswahl von Fonds. Besonders gut beherrschen wir das Dachfondsmodell, bei dem wir strenge qualitative und quantitative Prozesse anwenden. Wir haben beschlossen, diesen Ansatz auf Evergreen-Lösungen anzuwenden, da wir festgestellt haben, dass der Markt wächst und genügend Chancen bietet, um die Schaffung eines spezialisierten Vehikels zu rechtfertigen. Heute gibt es in diesem Universum mehrere Dutzend qualitativ hochwertige Fonds.

                  Warum sind die Auswahlprozesse so wichtig?

                  In der Welt der Privatmärkte ist die Streuung der Performance immer noch recht beträchtlich. Der Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Quartil beträgt bei Private Equity 21 %, bei Venture Capital 22 % und bei Hedgefonds 14 %. Eine gute Auswahl ist daher von entscheidender Bedeutung. Im Bereich Private Equity tendieren die erfolgreichsten Fonds glücklicherweise dazu, langfristig eine solide Performance zu erzielen.

                  Wie wird Ihr Evergreen-Fonds investiert?

                  Wir haben sieben Fonds ausgewählt: fünf im Bereich Private Equity und zwei im Bereich Infrastruktur. Darunter befinden sich Blackstone, Partners Group und Hamilton Lane. Einige sind spezialisiert, andere stärker diversifiziert und kombinieren Sekundär-, Primär-, Wachstums- und Buyout-Fonds. Bei der Partners Group sind wir seit vielen Jahren in den Global Value Fund investiert, der bald sein 20-jähriges Bestehen feiert und trotz der aufeinanderfolgenden Krisen nie seine „Gates“ aktivieren musste.

                  Warum lohnt es sich heute, in diese Art von Produkten zu investieren?

                  Es gibt einen klaren Vorteil in Bezug auf die Diversifizierung und die Steuerung des Risiko-Rendite-Verhältnisses innerhalb eines Portfolios. Ein 10-prozentiger Anteil von Privatmärkten in einem 60-40-Portfolio kann leicht 50 Basispunkte mehr Rendite bringen und die Volatilität entsprechend reduzieren.

                  Man muss auch bedenken, dass die privaten Märkte Zugang zu einer sehr grossen Anzahl von Unternehmen bieten. In den USA sind von den Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen US-Dollar immer noch 90% im Privatsektor. Hier liegt das Wertangebot von Private Equity, und das Gleiche gilt für Private Debt, einen mittlerweile gut strukturierten Markt, vor allem in den USA.

                  Als die Märkte 2022 beispielsweise korrigierten, bot uns unser Engagement in privaten Märkten einen guten Schutz. Wenn die Märkte wieder anziehen, können wir natürlich nicht mehr so viel Wachstum einfangen, aber unter dem Strich bleibt das Profil attraktiv. Unser Ziel ist es, eine Nettorendite von 10 % pro Jahr bei einer geringen Volatilität zu erzielen. Es handelt sich also um einen Anlagevorschlag, der Aufmerksamkeit verdient. Zumal uns auch das Timing nach der Korrektur, unter der die Privatmärkte in den letzten beiden Jahren gelitten haben, recht günstig erscheint.

                  Angel Sanz

                  NS Partners

                  Angel Sanz ist seit 2012 bei NS Partners. Er ist dort Chief Investment Officer und leitet die Abteilung Asset Management. In dieser Funktion beaufsichtigt er die Abteilung Asset Allocation der Gruppe und leitet die Teams für Long Only und Alternative Investments.

                  ABevor er zu NS Partners kam, hatte Angel drei CIO-Positionen bei Bankia, BBVA Asset Management und M&B Capital inne. Bevor er 1991 seine Finanzkarriere begann, arbeitete er vier Jahre lang als Softwareingenieur bei AT&T Bell Labs in den USA.

                  Angel hat einen MBA der Lehigh University (USA) sowie einen Master in Elektrotechnik von der Universität Valladolid in Spanien.

                  Cédric Dingens

                  NS Partners

                  Cédric Dingens leitet den Bereich „Investment Solutions & Institutional Clients“ bei NS Partners. Cédric begann seine Karriere 2001 bei der Banque du Luxembourg. Im darauffolgenden Jahr wechselte er als Portfoliomanager zu Notz Stucki in Luxemburg. Er entwickelte das interne Rahmenwerk für quantitatives Risikomanagement, bevor er 2010 zum Leiter des Risikomanagements in Genf ernannt und 2016 in seine aktuelle Position befördert wurde. Er hat einen Abschluss in Quantitative Finance von der École nationale supérieure des mines de Nancy (Frankreich) und ist Chartered Alternative Investment Analyst.

                   

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