Ausblick 2025

Investment Lösungen

    • Interview mit Emmanuel Petit
    • Head of Fixed Income
    • Rothschild & Co Asset Management

„Weitere Zinssenkungen für die Fed kaum vorstellbar“

Im Jahr 2025 scheint sich zwischen den Vereinigten Staaten und Europa eine starke Desynchronisierung der Volkswirtschaften und der Geldpolitik abzuzeichnen. Laut Emmanuel Petit wird die erfolgreiche Entwicklung des Kreditmarktes massgeblich davon abhängen, wie gut die geldpolitischen Massnahmen an die jeweiligen makroökonomischen Gegebenheiten der Regionen angepasst sind.

Von Jérôme Sicard

Welche markanten Ereignisse bleiben Ihnen von 2024 in Erinnerung?

Der Dreh- und Angelpunkt der Zentralbanken mit der Einleitung eines Zinssenkungszyklus bleibt das wichtigste Element des Jahres 2024 für die Zinsmärkte. Diese Anpassung erfolgte in einem Umfeld, in dem die Inflation zwar zurückging, aber immer noch weit von der Zielmarke von 2 % entfernt war. Die Geldpolitik der Fed und der EZB bewegte sich jedoch trotz ihrer zeitlichen Verzögerung in die gleiche Richtung. Da die Anleger diese Bewegungen vorwegnahmen, konnten die Märkte das ganze Jahr über positiv reagieren. Im letzten Quartal nahm die Unsicherheit jedoch zu. Die Wahl von Donald Trump führte zu einer Divergenz der Erwartungen diesseits und jenseits des Atlantiks. Dies führte in den USA zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen, der von Versprechungen zur Ankurbelung der Wirtschaft getragen wurde, während in Europa die kurzfristigen Zinsen aufgrund von Befürchtungen über ein schwächeres Wachstum sanken.

Was waren die Folgen dieser Entwicklungen?

Es waren zwei verschiedene Ursachen, die jedoch die gleichen Auswirkungen hatten, nämlich eine moderate Steilheit der Zinskurven in jeder der beiden Regionen. Insgesamt gelang es den Zentralbanken, 2024 ein relatives Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Für 2025 scheinen sich jedoch Aussichten auf eine sehr unterschiedliche Wirtschaftsdynamik diesseits und jenseits des Atlantiks abzuzeichnen. Das Jahr endet mit einer starken politischen Instabilität in Europa, und obwohl die Wahlurnen in den USA bereits ihr Urteil gefällt haben, könnten die Auswirkungen der potenziell von der Trump-Regierung umgesetzten Massnahmen diese Divergenzen noch verstärken.

Welches ist Ihr Hauptszenario für 2025?

Wir erwarten, dass sich die Volkswirtschaften und die Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks im Jahr 2025 nicht mehr synchronisieren werden. Die Zentralbanken scheinen ihren Kurs beizubehalten und die Zinskurven werden weiter steiler, was zu einem erhöhten Risiko bei den langfristigen Zinsen führt. Wenn man sich auf die Markterwartungen verlässt, hat sich der europäische Trend mit vier derzeit geplanten Zinssenkungen an die US-Dynamik angeglichen. Der Endzinssatz der EZB könnte daher über 2 % liegen.

Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die EZB gezwungen sein wird, ein höheres Tempo anzuschlagen. Die Hauptsorge der EZB bleibt natürlich das Wachstum, während die politischen Unsicherheiten ebenso wie die protektionistischen Bestrebungen des neuen US-Präsidenten nach wie vor schwer wiegen. Gerade in den USA scheint es für die Fed schwer vorstellbar, weitere Zinssenkungen vorzunehmen, vor allem wegen der Inflationsrisiken, die mit dem Programm der künftigen US-Regierung verbunden sind. Bisher ist es der Zentralbank gelungen, die Inflation näher an das Inflationsziel heranzuführen, ohne eine Rezession auszulösen, und damit das fast idyllische Szenario der „Immaculate Disinflation“ zu verwirklichen. Es scheint wahrscheinlich, dass der neutrale Zinssatz nun auf einem höheren Niveau liegen könnte, als sie es zuvor angenommen hatte.

Wie kann man sich in einem solchen Umfeld zurechtfinden?

Der Arbeitsmarkt wird man genau beobachten müssen, ebenso wie die Auswirkungen der von Präsident Trump versprochenen Massnahmen. Es ist nicht auszuschliessen, dass die US-Zentralbank im Laufe des Jahres 2025 die Zinsen anheben wird. Das neue Jahr dürfte jedoch die Kontinuität von 2024 mit einer allmählichen Steilheit der Zinskurven fortsetzen. Agilität wird der Schlüssel sein, da sich Chancen aus Ereignissen und Entscheidungen ergeben könnten, die je nach Region widersprüchliche Auswirkungen haben.

Alles in allem wird die gute Verfassung des Kreditmarktes davon abhängen, dass die Geldpolitik mit dem jeweiligen makroökonomischen Umfeld in Einklang gebracht wird. In diesem Zusammenhang steht die von der Fed gezeigte Flexibilität im Gegensatz zum scheinbar starren Zeitplan der EZB. Angesichts der aktuellen Fundamentaldaten ist die Anlageklasse jedoch weiterhin attraktiv. Wir achten weiterhin auf die Zyklizität unserer Positionen und die Kreditqualität im Allgemeinen. Auch wenn die Bewertungen in einigen Segmenten hoch erscheinen mögen, halten wir sie angesichts der Fundamentaldaten und solange sich das makroökonomische Umfeld nicht verschlechtert, für gerechtfertigt.

Welche Gegenwinde – oder günstigen Winde – haben Sie identifiziert?

Unter den Gegenwinden bleibt die politische Lage der grösste Grund zur Sorge. Die vorgezogenen Wahlen in Deutschland und das schwache Regierungsumfeld in Frankreich belasten das bereits schwache Wachstum in den beiden Hauptmotoren der Eurozone. Die von Donald Trump versprochenen Massnahmen – Steuersenkungen, Bekämpfung der Einwanderung und Erhöhung der Zölle – dürften Europa unter Druck setzen, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Darüber hinaus bergen diese Massnahmen ein Inflationsrisiko, das nicht übersehen werden darf.

Was ist von der Fed zu erwarten?

Die Fed könnte dann zwischen ihren beiden Hauptsorgen hin- und hergerissen sein: Inflation und Beschäftigung. Der Arbeitsmarkt beginnt im Übrigen, widersprüchliche Signale zu senden, während Donald Trumps erklärter Wille, die Einwanderung zu reduzieren, die Spannungen verschärfen und die Lohninflation verstärken könnte. Eine Rückkehr der Inflation würde die Fed dazu zwingen, die Zinsen anzuheben, was zu Instabilität auf dem Kreditmarkt führen würde. Einige Faktoren bleiben jedoch weiterhin positiv. Das wirtschaftliche Umfeld ist nach wie vor günstig für die Anlageklasse. Zwar sind die absoluten Renditen niedriger als in den vergangenen Jahren, doch relativ gesehen sind sie attraktiver als Geldmarktanlagen. Die Zuflüsse dürften daher anhalten. Darüber hinaus hat die Anlageklasse angesichts der grossen Unsicherheiten in diesem Zeitraum eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen. Zusätzlich hat die Fähigkeit der Zentralbanken, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen und sich ihrem Inflationsziel anzunähern, für eine relative Stabilität an den Märkten gesorgt. Es ist zu hoffen, dass sie diesen Weg auch weiterhin verfolgen werden.

Emmanuel Petit

Rothschild & Co Asset Management

Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).

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    Ausblick 2025

    Investment Lösungen

      • Interview mit Yoann Ignatiew
      • Geschäftsführende Partner
      • Rothschild & Co Asset Management

    „ Wir haben nicht die Absicht, uns erneut in nennenswertem Umfang dem Risiko auszusetzen „

    Nach einem Jahr 2024, das vom „amerikanischen Exzeptionalismus“ geprägt war, wird das Jahr 2025 vor allem voller Unsicherheiten sein. Für Yoann Ignatiew, geschäftsführender Partner bei Rothschild & Co Asset Management, werden die ersten Massnahmen der Trump-Regierung entscheidend sein, da sie sich auf den Rest der Welt auswirken könnten.

    Von Jérôme Sicard

    Welches ist Ihr Hauptszenario für 2025?

    Wir gehen mit einer ausgesprochen zurückhaltenden Positionierung in das Jahr 2025 und beabsichtigen nicht, uns im aktuellen Umfeld erneut in nennenswertem Umfang Risiken auszusetzen. Die Auswirkungen des vergangenen Wahljahres auf die Weltwirtschaft und die zweite Amtszeit von Donald Trump in den USA verstärken die Unsicherheiten in Bezug auf Inflation, Wachstum und Handel. Gleichzeitig müssen sich Anleger in einem Umfeld bewegen, das von einer neuen geopolitischen Realität, Veränderungen in den Lieferketten und der rasanten Entwicklung der künstlichen Intelligenz geprägt ist. Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass es noch Chancen gibt.

    Wo sehen Sie diese Chancen?

    In den USA bleibt der Aktienmarkt dank eines soliden Wirtschaftswachstums, robuster Gewinne und starker Innovationen attraktiv. Obwohl sich die Kapitalströme weiterhin auf die Magnificent Seven konzentrieren, gibt es auch andere Chancen, insbesondere bei Aktien von Banken, die von der versprochenen Deregulierung profitieren dürften. Bei den Unternehmensergebnissen sind die Erwartungen eines extrem hohen Gewinnwachstums von rund 15 % zu beachten. Eine Enttäuschung der Anleger könnte zu umfangreichen Verkäufen führen.

    In Europa gibt es trotz der Energieprobleme, der politischen Instabilität und der geringen Produktivität Chancen in den Bereichen Gesundheit, Industrie und Luxus, die von weltweit wettbewerbsfähigen Unternehmen getragen werden. Es ist schwierig, die Schwellenländer als einen homogenen Block zu betrachten, da ihre wirtschaftlichen Charakteristika so unterschiedlich sind. Insgesamt zeigte das Wachstum jedoch eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und die Inflation ging von den Höchstständen im Jahr 2022 deutlich zurück.

    Und wie verhält es sich insbesondere mit China in diesen Schwellenländern?

    In China hat die Partei trotz umfangreicher Konjunkturmassnahmen Schwierigkeiten, die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Ankündigungen der geldpolitischen Lockerung im November enttäuschten, aber die Regierung hat weiterhin Spielraum, um das Defizit zu erhöhen. Die Wiederwahl von Donald Trump und die Androhung neuer Zölle könnten diesen Druck noch verstärken und Peking dazu zwingen, sich angesichts eines schwierigeren Exportumfelds auf den Binnenkonsum zu konzentrieren. Wir wollen weiterhin dem lokalen Konsum in China und generell in Asien und Lateinamerika Rechnung tragen. Alles in allem geht unser Szenario von einem unsicheren Umfeld aus, in dem geopolitische, inflationäre und wachstumsbedingte Herausforderungen neben Chancen bestehen, insbesondere in spezifischen Sektoren, welche manchmal vernachlässigt werden, genauso wie in widerstandsfähigen regionalen Märkten.

    Welche günstigen oder ungünstigen Entwicklungen erwarten Sie im gegenwärtigen Umfeld?

    In 2025 könnten mehrere Schlüsselelemente die Märkte beeinflussen. Dazu gehört auch die unterschiedliche Geldpolitik der FED und der EZB. Die FED könnte die Zinsen hoch halten, um eine durch die expansive Politik von Donald Trump angetriebene Inflation einzudämmen, während die EZB eine akkommodierende Haltung einnehmen könnte, um das schwache Wachstum in Europa zu unterstützen. Die ersten 100 Tage des US-Präsidenten werden entscheidend sein: Seine versprochenen Steuersenkungen und Deregulierungen könnten das Wachstum kurzfristig ankurbeln, aber ein verstärkter Protektionismus könnte die Wirtschaft bremsen und die Inflation verschärfen.

    Die Aussicht auf einen starken Dollar könnte die US-Exporte belasten und die in Dollar verschuldeten Schwellenländer in Schwierigkeiten bringen. Gleichzeitig muss auch der Trend hin zu künstlicher Intelligenz, die die Aktienströme vereinigt, beobachtet werden. Eine deutliche Korrektur ist zu befürchten, wenn die Anleger von der Fähigkeit der Unternehmen, diese Technologie konkret in Ergebnisse umzusetzen, enttäuscht werden. Darüber hinaus stellt die Entwicklung der KI aufgrund des enormen Bedarfs an Energie eine energiepolitische Herausforderung dar. In Asien muss China sein Wachstum wieder auf die Binnennachfrage konzentrieren, um ein schwierigeres internationales Handelsumfeld zu kompensieren. Auf globaler Ebene bleibt die steigende Staatsverschuldung eine grosse Herausforderung angesichts eines Haushaltsdefizits der USA von 6,3 % des BIP im Jahr 2024 und einer weltweiten Gesamtverschuldung von 93 % des BIP.

    Yoann Ignatiew

    Rothschild & Co Asset Management

    Yoann Ignatiew ist Leiter der Abteilung für internationale und diversifizierte Aktien bei Rothschild & Co Asset Management. Er ist ausserdem Portfoliomanager und Mitglied des Exekutivausschusses. Bevor Yoann Ignatiew 2008 zu Rothschild & Co Asset Management kam, war er nacheinander bei CCF, Morgan Stanley, Ixis AM und Banque Privée Saint Dominique d’actifs tätig. Bei Rothschild & Co Asset Management verwaltet er insbesondere den R-co Valor, seit 2008, den R-co Gold Mining, seit 2012, den R-co Valor Balanced, seit 2018 und den R-co Valor 4Change Global Equity, seit 2021. Im Jahr 2023 wurde er zum geschäftsführenden Partner von ernannt und wurde 2024 Leiter des Bereichs International and Diversified Equity Management. Yoann Ignatiew ist Absolvent des Masterstudiengangs Monnaie, Finance der Universität Paris I Panthéon-Sorbonne.

     

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      Hedge Funds 20

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        • Interview mit Cédric Dingens
        • Head of Investment Solutions and Alternative Investments
        • NS Partners

      „Wir werden wieder dafür bezahlt, Wertpapiere zu shorten“.

      Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu, und Hedgefonds haben eine sehr positive Bilanz vorzuweisen. Dies gilt insbesondere für Long-Short-Strategien. Sie erzielten hervorragende Ergebnisse, da das Ende des free money und die Rückkehr zu den Grundprinzipien dazu beitrugen, Alpha sowohl bei Long- als auch bei Short-Books zu generieren.

      Von Jérôme Sicard

      Welche Strategien im Hedgefonds universum haben in diesem Jahr die beste Performance erzielt?

      Alle Strategien haben sich in diesem Jahr recht gut entwickelt. Mit einer guten Auswahl an Managern waren die Renditen sogar hervorragend.

      Am besten schnitt die Strategie Global Equity Long/short. Im Haussmann Fonds stieg sie um +18,2% year-to-date, per 30. November, nach Gebühren, verglichen mit dem 20% Anstieg des MSCI World Index. Manager mit einem europäischen Bias haben sich ebenfalls gut entwickelt. Sie gewinnen +15,5% year-to-date in Euro, während der MSCI Europe Index bei +6,3% bleibt. Und auch die auf Asien konzentrierten Manager übertreffen die Indizes – +14,0% year-to-date in Dollar gegenüber +8,3% für den MSCI AC Asia Pacific – und weisen dabei deutlich niedrigere Volatilitätsniveaus auf.

      Die globale Makrostrategie mit Ermessensspielraum erzielte mit +15,2% ebenfalls eine gute Performance, auch wenn sich die Streuung zwischen den Managern als grösser erwies. Das Marktumfeld mit einer erhöhten Volatilität in allen Anlageklassen – Zinsen, Währungen, Rohstoffe und in geringerem Masse Aktien – ist für Makrohändler günstig.

      Wer waren die schlechten Schüler der Hedgefonds-Klasse im Jahr 2024?

      Diejenigen, die am meisten gelitten haben, sind die systematischen/CTA-Manager, die „trend following“-Modelle einsetzen. Sie starteten recht gut ins Jahr, korrigierten dann aber deutlich und lagen nur noch +1,1% im Plus, wenn man den SG CTA Index zugrunde legt. Rohstoffmanager hatten im Allgemeinen ein schwieriges Jahr, auch wenn sie nicht selten ihren Gewinn und Verlust des Jahres innerhalb weniger Wochen erzielten und das Jahr noch nicht vorbei ist.

      Die Performance von Multi-Strategie-Fonds mit mehreren Managern kann ebenfalls als enttäuschend angesehen werden, mit einer Performance von etwa +6/+8 % je nach Index, im Vergleich zu USD-Money-Market-Fonds, die in diesem Jahr um fast 5 % gestiegen sind. Dies ist insofern keine grosse Überraschung, als diese Plattformen seit COVID viel Geld angezogen haben. Vor dem Hintergrund des Talentwettkampfs um die besten Trader erweist sich die Verdauung dieser Vermögenswerte als schwierig, was sich negativ auf die Alpha-Generierung auswirkt.

      Welche Strategien haben die Anleger in diesem Jahr tendenziell bevorzugt?

      Die Anleger neigten dazu, einerseits Multi-Strategie-Fonds mit mehreren Managern zu bevorzugen, um stabile, von den Märkten losgelöste Renditen zu erzielen, und andererseits Global-Macro-Fonds in einem weniger klaren makroökonomischen Umfeld.

      Es gibt eine natürliche menschliche Verzerrung, die dazu führt, dass Strategien und Manager mit überdurchschnittlichen Renditen in letzter Zeit bevorzugt werden, während es oftmals sinnvoll ist, einen konträren Ansatz zu verfolgen, der von einer guten Auswahl ausgeht.

      Nach der hervorragenden Performance der CTAs im Jahr 2022, vor dem Hintergrund eines allgemeinen Rückgangs der Aktien- und Anleihemärkte, erhöhten viele Anleger ihr Engagement in ihnen, obwohl dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Der SG CTA Index hat seit dem 1. Januar 2023 tatsächlich 2,2% verloren.

      Warum war das aktuelle Umfeld für Long-Shorts so günstig?

      Long/Short-Equity-Manager erzielen seit über zwei Jahren sehr gute risikobereinigte Renditen, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist.

      Nach einer längeren Phase sehr niedriger Zinsen sind wir endlich zu einem normalisierten Zinsumfeld zurückgekehrt. Obwohl die grossen Zentralbanken, mit der bemerkenswerten Ausnahme Japans, begonnen haben, ihre Zinsen zu senken, ist nicht damit zu rechnen, dass sie sich der 0%-Marke annähern werden, es sei denn, es kommt zu einem schweren Paukenschlag.

      Wir werden also wieder dafür bezahlt, Wertpapiere mit einer bestimmten Laufzeit zu „shorten“ oder leer zu verkaufen, was die Situation grundlegend verändert. So brachten Dollar-Short-Books in diesem Jahr etwa 4,5 % ein.

      Noch wichtiger ist, dass die Ära des kostenlosen Geldes zu Ende geht und dieses Ende beginnt, seine Auswirkungen auf eine Reihe von schlecht geführten Unternehmen in angeschlagenen Branchen zu zeigen. Dies zeigt sich an der grossen Diskrepanz zwischen der Performance des S&P 500 „cap-weighted“ und des S&P 500 „equally-weighted“. Viele US-Unternehmen mussten daher in diesem Jahr Kursverluste hinnehmen, und die Manager verdienten mit ihren Short-Books Geld.

      Auch die Long/Short-Manager haben mit ihren Long-Books Alpha generiert. Es gelang ihnen, in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 ein positives Alpha für zehn Monate zu verzeichnen. Angesichts der höheren Volatilität und der grösseren Streuung zwischen Sektoren und Unternehmen ist der Markt sowohl für Long- als auch für Short-Picking günstig, und die Wahl Trumps hat dieses Phänomen nur noch verstärkt.

      Wenn wir uns auf den S&P500 beschränken: In welchen Sektoren ist die Streuung heute am grössten?

      Alle Sektoren des S&P 500 weisen Dispersionsniveaus auf, die über ihrem historischen Durchschnitt liegen, aber die Sektoren Industrie, Energie und öffentlichen Versorger stechen heute am stärksten hervor. Es ist kein Zufall, dass die Industrieunternehmen die grösste Sektorallokation nach Bruttogewicht in einem Fonds wie Haussmann darstellen. Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Managern ausgewählt, die im Energiesektor aktiv sind und in den letzten drei Jahren einen echten Long/Short-Ansatz verfolgt haben. Die gute Nachricht ist wieder einmal, dass wir in allen Sektoren eine Streuung sehen, und Phänomene wie die KI werden diesen Trend nur noch verstärken.

      Was haben Sie selbst von diesem Geschäftsjahr 2024 gelernt?

      Es ist noch nicht vorbei! Dennoch ist 2024 ein positives Jahr für Hedgefonds. Die absolute und relative Performance ist entscheidend, aber noch wichtiger ist die Art und Weise, wie sie erzielt wurde. Long/Short-Manager haben gut abgeschnitten und dabei ein vernünftiges Nettomarktrisiko beibehalten, und das auch noch mit einem nach Sektoren und Wertpapieren diversifizierten Portfolio. In diesem Sinne hebt sich ein solches Portfolio heute deutlich von der Konzentration der Aktienindizes ab. Dank dieser Positionierung, die sich im Laufe der Zeit verändert hat, haben wir weniger Angst vor Szenarien mit starken Rotationen zwischen den Sektoren „Growth“ und „Value“. Der beste Beweis dafür ist die sehr gute Performance der Manager seit der Wahl Trumps.

      Ein zweiter Aspekt, den wir hervorheben können, ist das wiedererwachte Interesse von Privatkunden an Hedgefonds. Nachdem sie gute Jahre mit Private Equity erlebt haben, äussern einige den Wunsch, sich zu diversifizieren, indem sie sich verschiedenen Strategien aussetzen.

      Cédric Dingens

      NS Partners

      Cédric Dingens leitet den Bereich „Investment Solutions & Institutional Clients“ bei NS Partners. Cédric begann seine Karriere 2001 bei der Banque du Luxembourg. Im darauffolgenden Jahr wechselte er als Portfoliomanager zu Notz Stucki in Luxemburg. Er entwickelte das interne Rahmenwerk für quantitatives Risikomanagement, bevor er 2010 zum Leiter des Risikomanagements in Genf ernannt und 2016 in seine aktuelle Position befördert wurde. Er hat einen Abschluss in Quantitative Finance von der École nationale supérieure des mines de Nancy (Frankreich) und ist Chartered Alternative Investment Analyst.

       

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        Tiefpunkt

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          • Olivier de Berranger
          • CEO & co-CIO
          • La Financière de l’Echiquier

        Die Eurozone zwischen französischem Risiko und deutscher Hoffnung

        Das Jahr 2024 geht in die Zielgerade, und es ist eine Untertreibung zu sagen, dass es für europäische Aktien nicht sehr günstig war. Während der S&P 500, der Leitindex der amerikanischen Börse, um +27% steigt, legt der EuroStoxx 50 nur um 5% zu.

        Die Underperformance europäischer Aktien lässt sich leicht erklären: von der politischen Instabilität in Frankreich über die Flaute der Industrietätigkeit bis hin zu der Tatsache, dass viele Unternehmen der schwächelnden chinesischen Wirtschaft ausgesetzt sind. Nun stellt sich die Frage nach den Aussichten. Während das Schicksal der Eurozone natürlich von der Fähigkeit Chinas, seine Wirtschaft anzukurbeln, und von den Zöllen der Trump-Regierung abhängen wird, muss sie auch mit dem Auf und Ab ihrer beiden Zugpferde leben: Frankreich und Deutschland.

        In Frankreich ist das Risiko eines weiteren Ausrutschers am grössten. Die politische Instabilität wird sicherlich noch mehrere Monate anhalten. Das Szenario eines baldigen Sturzes der Regierung Barnier gewinnt an Bedeutung, und sollte es dazu kommen, wären alle Szenarien offen, bis hin zu einem möglichen Rücktritt von Präsident Macron. Dies würde das Misstrauen der Anleger noch weiter verstärken. Selbst ein genehmigter Haushalt und das Ausbleiben eines Misstrauensvotums würden sich nur marginal positiv auswirken, da im nächsten Sommer eine erneute Auflösung des Staates und damit eine anhaltende Instabilität der Macht in Aussicht gestellt wird.

        Darüber hinaus wird die Haushaltsfrage über den rein politischen Aspekt hinaus weiterhin zentral bleiben. Selbst wenn der Haushalt verabschiedet würde, würde dies das Defizit nur auf 5% des BIP senken, was absolut gesehen immer noch sehr hoch ist. Darüber hinaus beruht diese Berechnung auf der im Finanzgesetz niedergelegten Annahme, dass das BIP im Jahr 2025 um 1,1% wächst. Angesichts der jüngsten Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese Zahl erreicht wird. Ein Wachstum in der Grössenordnung von 0,5 bis 0,7% erscheint glaubwürdiger, mit einem nicht zu vernachlässigenden Risiko einer technischen Rezession im Laufe des Jahres. Ein Haushalt, der auf einer zu hohen Wachstumsannahme kalibriert ist, kann nur zu einem weiteren Ausrutscher führen. Und leider ist die Situation in Frankreich weder neu noch aussergewöhnlich. Frankreich ist der Staat, der seit der Gründung der Eurozone am häufigsten die Schwelle für ein übermässiges Defizit (3% des BIP) überschritten hat – in 20 von 26 Jahren. Darüber hinaus ist es heute der schlechteste Schüler in der Währungsunion, was das Verhältnis von Staatsdefizit zu Schulden betrifft: Italien und Griechenland, deren Verhältnis von Schulden zu BIP das Frankreichs übersteigt, werden im Jahr 2024 im Falle des ersten Landes einen nahezu ausgeglichenen Haushalt und im Falle des zweiten einen deutlichen Überschuss aufweisen.

        Trotz dieser wenig berauschenden Bilanz und obwohl der französische 10-Jahres-Zinssatz vor kurzem sein griechisches Pendant überholt hat, nimmt Frankreich weiterhin Kredite zu moderaten Zinssätzen auf. Heute besteht jedoch die reale Gefahr, dass die anhaltende Haushaltsdisziplin in Verbindung mit der politischen Instabilität letztendlich zu einem derartigen Misstrauen führt, dass die Zinsen an den Märkten in die Höhe schnellen und Frankreich, wenn man es genau nimmt, in eine Art Schuldenkrise gerät. Hier liegt zweifellos das grösste Risiko für die Eurozone in den nächsten Quartalen.

        Diesem Risiko steht jedoch eine Hoffnung aus Deutschland gegenüber, nachdem die regierende Koalition zerbrochen ist. Wenn es nicht zu einer grösseren Wende kommt, werden die daraus resultierenden vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar nächsten Jahres voraussichtlich von der CDU/CSU unter der Führung von Friedrich Merz gewonnen werden. Merz, der als künftiger Bundeskanzler gehandelt wird, wird anschliessend entweder mit der SPD von Olaf Scholz oder mit den Grünen ein Bündnis eingehen, je nachdem, wie diese Parteien abschneiden. Unabhängig von der Farbe der nächsten Koalition scheint es sicher, dass Deutschland, das mit einer Verschuldung von nur 59% des BIP und ohne Primärdefizit über echten Handlungsspielraum verfügt, endlich seine haushaltspolitische Orthodoxie anpassen wird.

        Es bieten sich drei glaubwürdige Wege an. Erstens: Lockerung der Bedingungen und häufigere Aktivierung der Schutzklausel, die es dem Bundestag ermöglicht, die Schuldenbremse „im Falle einer Naturkatastrophe oder einer anderen aussergewöhnlichen Notsituation, die sich der Kontrolle des Staates entzieht“, auszusetzen. Zweitens: Verlängerung des 2022 eingerichteten Sonderfonds in Höhe von 100 Mrd. EUR zur Unterstützung des Verteidigungshaushalts oder Einrichtung eines neuen Fonds. Schliesslich sollte die Grenze für das Haushaltsdefizit im Rahmen der Schuldenbremse überprüft werden. Sie liegt derzeit bei 0,35% des BIP und könnte auf 0,5 oder sogar 0,75% angehoben werden.

        Diese Anpassungen mögen geringfügig erscheinen. Sie würden jedoch einen grossen Wandel in der Denkweise der deutschen Politiker bedeuten, und es ist derzeit kaum glaubwürdig, kurzfristig auf mehr zu hoffen. In Bezug auf die Risikowahrnehmung der Anleger könnte dies ein Aufatmen sein, da die grösste Volkswirtschaft der Eurozone endlich das Ausmass ihres seit fast einem Jahrzehnt rückläufigen Wirtschaftsmodells erkennt und sich in der Lage zeigt, ihrem manchmal übertriebenen Ordoliberalismus ein wenig Flexibilität zu verleihen. Dies könnte auch einigen zyklischen Sektoren, die von den Märkten gemieden wurden, wie dem Automobil- oder dem Chemiesektor, wieder Auftrieb verleihen.

        Ob die französische Gefahr eintritt oder sich die – vernünftige – deutsche Hoffnung erfüllt, wird sicherlich zu einem Grossteil vom Börsenschicksal der Eurozone im Jahr 2025 abhängen.

        Olivier de Berranger

        La Financière de l’Echiquier

        Olivier de Berranger ist CEO und Co-CIO von La Financière de l’Echiquier. Er bekleidete seit 1990 Posten als Trader sowie als Trading Desk-Verantwortlicher für Zinsprodukte, Cash und Derivate beim Crédit Lyonnais und dann bei Calyon. Anschliessend war er für den Bereich Capital Markets bei First Finance verantwortlich. Im März 2007 kam er als Anleihenmanager zu La Financière de l’Echiquier. Nachdem er die Verantwortung für den Bereich Zins-, Kredit- und Diversifizierungsmanagement übernommen hatte, wurde er 2017 zum Direktor der Vermögensverwaltung ernannt und trat in den Vorstand ein. Im Dezember 2023 wird er zum Generaldirektor von LFDE ernannt. Olivier de Berranger ist HEC-Absolvent.

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            • Françoise Maret
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          Haben die Amerikaner einen neuen Trump gewählt?

          Kamala Harris konnte als relativ Unbekannte Persönlichkeit nur einen dreieinhalb Monate dauernden Wahlkampf führen. Sie hatte nur eine begrenzte Chance, gegen einen ehemaligen Präsidenten zu gewinnen, der seit Jahrzehnten die Aura eines Stars geniesst. Dazu kam die fade Botschaft der Linken, die nicht in der Lage waren, die Fehler einer unbeliebten Biden-Präsidentschaft zu erkennen. Dies angesichts einer kriegerischen und erobernden Rhetorik von Donald Trump.

           

          Sowohl linke als auch rechte Medien berichteten von einem engen Kampf und einer Auszählung der Stimmen, die mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. Doch am Tag nach dem 5. November waren die Ergebnisse zwar noch vorläufig, liessen aber keinen Raum für Zweifel. Es ging nicht mehr darum, wer gewinnen würde, sondern darum, um wie viele Stimmen Donald Trump gewinnen würde. Innerhalb kürzester Zeit war auch der Senat in republikanischer Hand, gefolgt vom Repräsentantenhaus.

          Man ging zwar davon aus, dass der ehemalige Präsident die Unterstützung einer vor allem älteren, männlichen, weissen und wenig gebildeten Wählerschaft erhalten würde. Doch muss man feststellen, dass er weit über diese Klischees hinaus ansprechen konnte – vor allem junge Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen, Hispanics und Asiaten sowie Menschen mit niedrigen Löhnen.

          Aufgereihte Planeten

          Der Donald Trump des Jahres 2024 ist bei weitem nicht so versöhnlich wie der von 2016 oder gar 2020. Als Bewunderer von autoritären Politikern wie Wladimir Putin, Kim Jong-Un oder Viktor Orban scheint Trump entschlossen zu sein, das Land nach seinen Vorstellungen zu führen und jede abweichende Stimme zum Schweigen zu bringen. Die ersten Nominierungen deuten darauf hin, dass unerschütterliche Loyalität gefordert sein wird.

          Neben dem Senat, der dem gewählten Präsidenten einen komfortablen Vorsprung von sechs Stimmen bietet, ist auch das Unterhaus in republikanischer Hand. Zudem sind sechs der neun Richter des Obersten Gerichtshofs konservativ. Die drei fundamentalistischsten Richter wurden vom künftigen Präsidenten selbst ausgewählt.

          Nach Ablauf der neuen Amtszeit kann Donald Trump nicht erneut kandidieren. Der Mann, der am ersten Tag seiner Präsidentschaft versprach, ein Diktator zu sein, wird in den nächsten vier Jahren vermutlich eine Politik des Absolutismus verfolgen. Er wird die Steuern für Firmen und Privatpersonen senken, die Einwanderung stoppen und drastische Zollschranken einführen.

          Eine Schlankheitskur

          Mit der Mehrheit im Kongress werden die Republikaner freie Hand haben, um die von Donald Trump propagierten Sachen umzusetzen. Die Senkung der Firmensteuern von 21% auf 15% wird wahrscheinlich ein grosses Loch in die Staatsfinanzen reissen, ohne den Steuerzahlern Vorteile zu bringen. Zur Erinnerung: 2017 hatten 81% der Steuersenkungen Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen finanziert (Center on Budget and Policy Priorities).

          Wie kann das Defizit beglichen werden? Elon Musk hat es angekündigt: Dem US-Volk stehen harte Zeiten bevor. Zum Leiter der neu geschaffenen Abteilung für Regierungseffizienz ernannt, ist die Reduktion der Staatsangestellten eine Priorität. Wichtige Sozialprogramme wie Obamacare, Medicaid und die Sozialversicherung, die schon seit langem im Visier der Republikaner sind, werden zwangsläufig gekürzt, um die Bundesfinanzen zu sanieren.

          ‘America First’

          Die Entscheidung über die Einführung von Zöllen liegt weitgehend im Ermessen des Präsidenten. Das Versprechen, einheitlich 10% und bis zu 60% auf chinesische Importe zu erheben, könnte daher schnell Realität werden. Das würde logischerweise zu einer erheblichen Inflation führen. Der gewählte Präsident ist zwar der Meinung, dass Zölle die Staatskasse füllen und Arbeitsplätze schaffen werden, weil sie die Firmen dazu bringen, in den USA zu produzieren. Aber diese Rationalität berücksichtigt nicht die potenziellen Vergeltungsmassnahmen und den Mangel an Arbeitskräften. Diese beiden Punkte ausser Acht zu lassen, bedeutet, die daraus resultierende Preis- und Lohninflation und damit eine mögliche Rückkehr zur restriktiven Politik der Fed zu verschweigen.

          Die Zukunft der Republikaner

          Die heutige Republikanische Partei hat kaum noch etwas gemeinsam mit der Partei von Ronald Reagan oder George Bush, Vater und Sohn. Viele Kongressabgeordnete bezeichnen sich selbst als „MAGA-Republican“ und sind eher dem Personenkult als der Verteidigung konservativer Ideale zugetan. Die von Donald Trump initiierte Bewegung hat nicht nur Sympathisanten. Das zeigt sich daran, dass während des Wahlkampfs mehrere prominente Parteifunktionäre zu den Demokraten übergelaufen sind. Heisst das, dass bei den Präsidentschaftswahlen 2028 eine dritte Partei entstehen wird, die endlich in der Lage ist, auf Augenhöhe mit den beiden Giganten zu konkurrieren? Die Demokratie würde davon profitieren, aber sicher ist das nicht.

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            Wrap-Up

            Investment Lösungen

              • Interview mit Emmanuel Petit
              • Leiter der Anleihenverwaltung
              • Rothschild & Co Asset Management

            «2024 kam es vor allem zu einer Versteilerung der Kurven»

            Yoann Ignatiew und Emmanuel Petit, geschäftsführende Partner bei Rothschild & Co Asset Management, sind am Donnerstag, den 28. November, in Genf, um ihren Ausblick 2025 für die Aktien- und Fixed-Income-Märkte vorzustellen. Die Gelegenheit, vorab mit Emmanuel Petit auf die Entwicklung des Anleihensegments im Jahr 2024 einzugehen, während sich das Jahr dem Ende zuneigt.

            Von Jérôme Sicard

            Was sollte man aus dem sich zu Ende neigenden Jahr in Bezug auf die Verwaltung von Anleihen lernen?

            Ich fand, dass es ein interessantes Jahr war, insbesondere in Bezug auf die Art und Weise, wie die Menschen das Umwelt wahrnehmen. Der allgemeine Eindruck ist, dass die Zinsen gesunken sind, aber es handelt sich dabei nur um die kurzfristigen Zinsen. Die langfristigen Zinssätze steigen. Der einzige wirkliche Rückgang erfolgte im letzten Jahr. Im Jahr 2024 erlebten wir vor allem eine Versteilerung der Kurven, welche bei allen langfristigen Zinssätzen, fünf Jahre und länger anstiegen. Wir sehen somit Unsicherheiten aufkommen über die Fähigkeit der Zentralbanken, ihr Inflationsziel zu erreichen. Wenn man sich die europäische Kurve ansieht, ist diese Versteilerung doch recht markant.

            Ausserdem sollte man ebenfalls die Dekorrelation der Geldzyklen festhalten und damit die Zinsbewegungen in Japan, das in eine Phase der Desynchronisation eingetreten ist. Ich glaube übrigens, dass wir sehen werden, wie dieses gleiche Phänomen der Desynchronisation in den USA und dem Rest der Welt Gestalt annehmen wird.

            Zum Schluss möchte ich noch auf den Kreditsektor eingehen, wo sich mit dem Zusammenbruch der Spreads zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen ein echter Paradigmenwechsel vollzogen hat. Der Spread ist enorm gesunken und hat dabei die relative Qualität der beiden Segmente neu definiert.

            Was sind für Sie die langfristigen Auswirkungen?

            Die Platzierung des relativen Kreditmarkts gegenüber dem Staatsmarkt steht vor einem Umschwung. Unternehmensanleihen guter Bonität könnten im Laufe der Zeit zu einer attraktiveren Benchmark werden, wenn sich die Verschlechterung der Staatsverschuldung fortsetzt.

            Inwieweit haben Sie in den letzten fünf Jahren, die von erheblichen Umbrüchen geprägt waren – Covid-19, Nullzinsen, finanzielle Repression, galoppierende Inflation und geopolitische Spannungen – Ihre Anlagestrategien angepasst?

            Unsere DNA als aktive, flexible Assetmanager besagt, dass wir uns an sehr unterschiedliche Marktbedingungen anpassen können, auch wenn wir dafür unsere Software regelmässig wechseln müssen. Ich möchte dazu zwei Beispiele anführen. 2021 hatten wir wirklich eine eher grundlegende Perspektive auf die Zinsen und antizipierten einen möglichen Inflationsschub, der auf den Übergang zu negativen Zinsen folgen würde. In diesem Jahr verfolgten wir einen eher taktischen Ansatz und haben die Steigung entsprechend den Markterwartungen hinsichtlich der EZB-Senkungen gehandhabt. Wir haben also eine kurzfristige Perspektive angenommen, die letztlich im Einklang mit den Makrodaten steht, die von Monat zu Monat schwanken können, was die Banken „datenabhängig“ macht – eine elegante Art zu sagen, dass sie ohne grosse Sichtbarkeit agieren.

            Und ich habe noch ein drittes Beispiel. Zum Zeitpunkt der Covid-19-Pandemie musste man opportunistisch sein und angesichts der Heftigkeit des Schocks in der Lage sein, sich dem Markt mit einer beeindruckenden Schnelligkeit gegenüberzustellen. Es war von solcher Gewalt. Das Fenster schloss sich schnell wieder, als die Zentralbanken eingriffen, aber es gab immer noch Möglichkeiten, die man nutzen konnte, wenn man sehr, sehr reaktiv war. Dies setzt voraus, dass der für die Verwaltung zuständige Bereich perfekt organisiert ist, was eigentlich das Merkmal von flexiblen Assetmanagern ist.

            Gehen wir noch einmal auf die von Ihnen vorhin erwähnte Desynchronisation der USA mit dem Rest der Welt.

            Diese Desynchronisation der Volkswirtschaften auf globaler Ebene wird mit einer Desynchronisation der Geldzyklen und der Zinspolitik einhergehen. Wir werden aus unserer Komfortzone verlassen, in der bislang alle Zentralbanken mehr oder weniger auf die amerikanische Zugmaschine ausgerichtet waren. Morgen könnte diese Korrelation verloren gehen und Europa könnte sogar zusammenbrechen, wenn die EZB zu akkommodierend sind.

            So viel zur kurzfristigen Perspektive. Auf lange Sicht treten andere Gefahren auf. Die Situation hält so lange es keine Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der US-Schulden und ihrer Bedienung gibt. Sollte Trump jedoch zu massive fiskalische Impulse setzen, könnten die langfristigen Zinssätze in die Höhe schnellen und de facto einen Marktschock auslösen.

            Was erwarten Sie heute von den Zentralbanken?

            In den USA, mit einem widerstandsfähigen makroökonomischen Umfeld und einer gedämpften Inflation, sind Zinserhöhungen im nächsten Jahr zwangsläufig möglich. In Europa bewegen wir uns in die entgegengesetzte Richtung. Die EZB wird ihre Zinsen weiter senken müssen, um die immer schwächer werdende Wirtschaft zu stützen. In dieser Hinsicht stellt die Wahl von Donald Trump alle unsere Orientierungspunkte auf den Kopf.

            Welche Optionen bevorzugen Sie in diesem turbulenten Umfeld für 2025?

            In einem derart unsicheren Zinsumfeld wird es schwierig, Durationen zu beziehen. Die Sichtbarkeit ist nicht besonders gut. Hinzu kommt ein Makrorisiko, das etwas mehr zur Vorsicht mahnt. Der Kredit, der zwischen Aktien und Staatsanleihen notiert ist, kommt mit diesen unklaren Situationen, diesen Grauzonen, denen es eindeutig an Dynamik mangelt, recht gut zurecht.

            In diesem Jahr haben wir uns sehr stark im mittleren Teil der Kurve positioniert, um von ihrer Steilheit zu profitieren. Bei einer steilen Kurve ist es nun einfacher, nach etwas längeren Papieren mit guter Qualität zu suchen, die angesichts der Widerstandsfähigkeit der Bilanzen gut bewertet sind.  Wir werden uns auch auf nicht-zyklische Unternehmen konzentrieren, da zyklische Unternehmen im Falle einer Rezession eine Menge Turbulenzen durchmachen werden.

            Emmanuel Petit

            Rothschild & Co Asset Management

            Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).

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