Fairtrade

Investment Lösungen

    • Interview mit Christoph Gosdenoz
    • Gründer, Vorsitzender des Verwaltungsrats
    • FairCapital

„Eines unserer Projekte basiert auf einer Blockchain-Lösung“.

FairCapital wurde 2019 gegründet und hat sich innerhalb weniger Jahren zu einem Hauptakteur bei der Finanzierung von Fairtrade-Kleinbauern in Lateinamerika und Afrika entwickelt, mit dem Ziel, sehr innovative Lösungen im Bereich Impact anzubieten, wie Christoph Gosdenoz, der Initiator des Projekts, erklärt.

Wie ist FairCapital entstanden?

Marie-Noëlle Jerschke, Arthur Crespo und ich sind drei Fachleute mit einer Leidenschaft für Impact Investing. Im September 2019 haben wir uns mit dem klaren Ziel in dieses Abenteuer gestürzt, das Fairtrade Max Havelaar-System zu unterstützen. Wir drei haben daher FairCapital in der Schweiz gegründet, mit der Hauptaufgabe, geeignete Finanzierungslösungen für Fairtrade-zertifizierte Kleinbauern anzubieten. Wir haben unsere eigenen Mittel investiert und werden von der Zürcher Kantonalbank, unserem ersten Kreditgeber, unterstützt.

Wie genau sieht die Unterstützung von Fairtrade-zertifizierten Produzenten aus?

FairCapital greift auf verschiedene Weisen ein. Zunächst einmal haben Fairtrade-zertifizierte Bauern Zugang zum Fairtrade-Mindestpreis, der ein Sicherheitsnetz bei schwankenden Marktpreisen garantiert. Darüber hinaus profitieren sie von einer Fairtrade-Prämie, zusätzlichen Geldern, die für nachhaltige Entwicklungsprojekte in ihren Gemeinden eingesetzt werden.

Was FairCapital auszeichnet, ist die Fähigkeit, massgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten, wie Kreditlinien zur Vorfinanzierung der Ernte oder langfristige Kredite zur Erneuerung der Plantagen. Seit unseren Anfängen haben wir ein diversifiziertes Portfolio aufgebaut, das mehr als 50 Produzentenorganisationen umfasst und direkte Auswirkungen auf ihre Lebensbedingungen erzeugen.

Welche der verschiedenen Projekte, die Sie durchführen, zeichnen sich durch ihren innovativen Charakter aus?

Eines der Leuchtturmprojekte, das 2024 eingeführt wird, ist das FairCapital Coffee Certificate. Es richtet sich an qualifizierte Investoren und ermöglicht ihnen, die Kaffeeernte von Fairtrade-zertifizierten Bauern vorzufinanzieren. Wir erforschen auch innovative Lösungen für CO2-Zertifikate.

In diesem Zusammenhang entwickeln wir derzeit ein Agroforstwirtschaftsprodukt, mit dem unsere Begünstigten ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel verbessern können. FairCapital wird langfristige Kredite für die Erneuerung der Plantagen und die Umstellung auf eine ökologische Produktion bereitstellen. Nach der Umsetzung von Agroforstsystemen könnten die Landwirte dann CO2-Zertifikate generieren, die sowohl eine zusätzliche Einkommensquelle darstellen als auch als eine Sicherheit für die Darlehen von FairCapital verwendet werden könnten, um das Kreditrisiko zu verringern.

Ein weiteres innovatives Projekt ist der Fair Trade Token, der in Zusammenarbeit mit Fairtrade Max Havelaar Schweiz und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften entwickelt wurde. Mithilfe einer Blockchain-Lösung könnten die Konsumenten die Ernte direkt über den Kauf von Fairtrade-Produkten vorfinanzieren. Dies würde die Mobilisierung von Privatkapital in grossem Massstab erleichtern.

Wie entwickelt sich FairCapital in Regionen wie Afrika?

Wir haben unsere Präsenz in Afrika verstärkt, beginnend mit der Elfenbeinküste und konzentrieren uns auf deren Kakao- und Cashew-Industrie. Wir haben sogar ein Büro in Kigali, Ruanda, eröffnet, um näher an unseren Nutzniesser zu sein und ihre lokalen Bedürfnisse besser zu verstehen. Obwohl Afrika die Anleger vor einige Herausforderungen stellt, was die Renditen für Investoren angeht, erlaubt uns unser flexibles Modell, unsere Lösungen an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen.

Wie stehen Sie und FairCapital zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung?

Unsere Arbeit konzentriert sich konkret auf fünf Ziele: Beseitigung der Armut, Bekämpfung des Hungers, Gleichstellung der Geschlechter, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum sowie verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster. Jeder Kredit, den wir an eine Fairtrade-zertifizierte Organisation vergeben, trägt dazu bei, das Leben von Kleinbauern zu verbessern und nachhaltigere Lieferketten aufzubauen.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Wir wollen in Lateinamerika und Afrika weiterwachsen, mit einem erweiterten Produktportfolio und wirklich innovativen Anlagelösungen. Unsere Mission wird sich nicht ändern. Wir werden dafür sorgen, dass Kleinbauern die Vorteile des fairen Handels in vollem Umfang nutzen und die Armut im globalen Süden entsprechend verringert wird.

Christoph Gosdenoz

FairCapital

Christoph Gosdenoz ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von FairCapital. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Impact Investing, Entrepreneurial Finance, Fusionen und Übernahmen und Investmentanalyse. Als ehemaliger unabhängiger Berater und Impact Investor arbeitete er für UBS in Zürich und Mexiko sowie für BNP Paribas in Genf und Singapur. Christoph hat einen Master in Business Administration von der Universität Genf und einen Doktortitel in Business Administration von der Edinburgh Business School. Er besitzt ausserdem die CFA-Zertifizierung. Darüber hinaus ist er CFA-Charterholder.

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    Insight

    Investment Lösungen

      • Fadi Barakat
      • Chief Investment Officer
      • Reyl Finance MEA

    Eine neue Ära der Geldpolitik

    Es gab im Jahr 2022 eine sehr starke Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, die mit einem raschen Anstieg der Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation verbunden war. Die Lockerung der Geldpolitik, welche die Zentralbanken derzeit bevorzugen, könnte dies natürlich ändern.

    2022 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem keine Anlageklasse verschont wurde. Die Korrelation zwischen festverzinslichen Wertpapieren und Aktien war am höchsten, als der S&P 500 um 19,44% fiel und der globale aggregierte Kreditindex fast 16,96% verlor. Diese positive Beziehung war ungewöhnlich, denn sie widersprach den wissenschaftlichen Lehrbüchern und der Portfoliotheorie.

    Der Grund für dieses Marktverhalten war natürlich der rasante Zinserhöhungszyklus zur Eindämmung der Inflation. Dieser löste den Börsencrash aus, obwohl die Wirtschaft wuchs. Können die Zentralbanken nun mit dem eingeleiteten Zinssenkungszyklus in Europa und in den USA diesen Prozess umkehren? Was können wir in naher Zukunft von den Märkten erwarten?

    Vergangene Zyklen

    Als die «Dot.com»-Blase zwischen März 2000 und Juli 2002 platzte, verloren Aktien gemessen am S&P 500 rund 50,0 % ihres Wertes, während Anleihen (Benchmark Global Aggregate Credit Index) um 29,7 % stiegen. In diesem Zeitraum senkte die Fed den Tagesgeldsatz um fast 500 Basispunkte, um die von der Rezession gebeutelte Wirtschaft zu stützen. Tatsächlich glichen Anleihen einen Grossteil der Verluste bei Aktien aus. Ausgewogene Portfolios hielten sich relativ gut. Im Gegensatz zu 2022 wirkten die Zinssätze wie ein Stossdämpfer für Aktien.

    Während der globalen Finanzkrise 2008 – von September 2007 bis März 2009 – fielen Aktien um 57%, während Anleihen aufgrund von Kreditausweitungen und Zahlungsausfällen ebenfalls um 10% fielen. Die risikofreien 10-jährigen US-Staatsanleihen stiegen jedoch um 4,3%. Die negative Korrelation ist offensichtlich und der Grund dafür einfach: In den Jahren 2000 und 2008 fielen die Märkte stark ab, die als Vorläufer für das wirtschaftliche Wohlergehen fungierten. Die Wirtschaft geriet in eine Rezession, die eine Lockerung der Geldpolitik zur Folge hatte. Dies im Gegensatz zum Marktverhalten von 2022. Wie aus dem Lehrbuch fungierten Anleihen als defensive Anlageklasse angesichts der zusammenbrechenden Aktienmärkte. Dies führt uns zum heutigen Tag, an dem wir die Lektionen aus der Vergangenheit ziehen und versuchen, die Zukunft mit einem gewissen Grad an Genauigkeit vorherzusagen.

    Zinssenkung stärker als erwartet

    Dies ist das erste Mal in den 2000er Jahren, dass die Fed die Zinsen um 50 Basispunkte senkt, ohne dass eine Rezession in Sicht ist – erst das zweite Mal in der modernen Geschichte. Dies könnte sowohl als Präventivmassnahme gegen eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes als auch als Neuanpassung der realen Renditen gesehen werden. Da die Inflation deutlich unter 3% liegt und stabil ist, gibt es wenig Grund, eine restriktive Geldpolitik beizubehalten. So hat die Fed beschlossen, die Zinsen jetzt stark zu senken, um sich später mehr Spielraum zu verschaffen. Angesichts der geldpolitischen Verzögerung werden die Auswirkungen dieser Senkung erst in sechs bis zwölf Monaten zu spüren sein. Das heisst, es könnte zu spät sein, um die Wirtschaft zu stimulieren.

    Bislang haben die Märkte positiv auf den «kühnen» Schritt reagiert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bewegen sich die US- und europäischen Aktien in der Nähe von Rekordwerten. Die Anleihemärkte sind stabil und die Renditenaufschläge für Hochzinsanleihen auf einem historischen Tiefstand. Solange die Konsumausgaben stark bleiben und das BIP-Wachstum auf Kurs ist, gibt es keine Befürchtungen, dass sich frühere Krisen wiederholen werden. Im Gegenteil, sowohl der Anleihemarkt als auch die Aktienmärkte könnten sich gut entwickeln.

    Kleine und mittlere Unternehmen werden am meisten von Zinssenkungen profitieren, da sie dadurch direkten Zugang zu billigerem Kapital erhalten. Daher könnte es zu einer Rotation weg von Unternehmen mit hohen Barmitteln und Mega-Caps kommen. Sie werden mit ihren beträchtlichen Bargeldbeständen Jahr für Jahr weniger verdienen als der breite Markt. Auch hochverzinsliche Dividendentitel werden aufgrund des besseren relativen Werts gegenüber dem risikofreien Zinssatz attraktiver.

    Die jüngste Umkehrung der Renditekurve deutet jedoch darauf hin, dass die Gewinne aus festverzinslichen Anlagen auf den durch das Halten von Cashflow beschränkt sein werden. Ein Kapitalzuwachs durch einen weiteren Rückgang der Zinssätze ist unwahrscheinlich – Zinssenkungen werden abgezinst. Die Inflationsrisiken haben sich noch nicht vollständig verflüchtigt, da potenzielle neue Handelskriege und eine expansive Finanzpolitik unvorhergesehene Risiken für die Preise darstellen.

    Ein tückischer Pfad

    Es werden sehr interessante zwölf Monate vor uns liegen. Die Märkte erwarten eine Senkung um 175 Basispunkte, um den neutralen Zinssatz von 3% zu erreichen. Der Weg dorthin ist jedoch holprig und verläuft selten geradlinig. Die vor uns liegenden Zeiten sind schwierig: Die geopolitischen Risiken nehmen zu, sind aber nicht unbedingt eingepreist. Wir warten auch auf die US-Wahlen und ihre Auswirkungen auf die Finanzpolitik gepaart mit einem unsicheren Arbeitsmarkt, um nur einige Risiken zu nennen. Aber in der Zwischenzeit geht die Party weiter, solange die Musik spielt.

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      Trend

      Investment Lösungen

        • Interview mit Emmanuel Petit
        • Head of Fixed Income, Fondsmanager des R-co Conviction Credit Euro
        • Rothschild & Co Asset Management

      Zinssenkungen als Synonym für Opportunitäten ?

      Sowohl die EZB als auch die Fed haben gerade mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik begonnen, doch das Tempo und das Ausmass dieses Schrittes sind angesichts der wirtschaftlichen Fundamentaldaten noch ungewiss. Emmanuel Petit liefert hier seine Analyse zu diesem neuen Umfeld.

      Wie sind die jüngsten Leitzinssenkungen zu interpretieren?

      Die jüngsten Entscheidungen der Zentralbanken markieren eindeutig den Beginn eines Zinssenkungszyklus. Die EZB hat im Juni und September bereits zweimal um 25 Basispunkte gesenkt, während die Fed gerade eine erste direkte Senkung um 50 Basispunkte beschlossen hat, die erste seit 2020. Diese Entscheidungen stützten sich auf gut laufende Zahlen zur Gesamtinflation, die mit 2,2% in Europa und 2,5% in den USA nahe am Ziel von 2% lag. Die strukturelle Inflation, die sogenannte „Kerninflation“, ohne Nahrungsmittel und Energie, bleibt jedoch stabil bei rund 2,8 % in Europa und 3,2 % in den USA, gestützt durch einen Dienstleistungssektor, der dem Lohndruck besonders ausgesetzt ist.

      Markiert diese Entscheidung eine Änderung der Einschätzung durch die Zentralbanken?

      Trotz dieses Kurswechsels betonen die Zentralbanken weiterhin, dass sie „datenabhängig“ sind und bleiben werden. Während bislang die Inflation als Kompass diente, werden nun die Beschäftigungsdaten mit grösster Aufmerksamkeit beobachtet. Die Entscheidung, ihre Geldpolitik zu lockern, deutet jedoch darauf hin, dass beide mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten rechnen.

      Wie verhält sich der Arbeitsmarkt in diesen beiden Gebieten?

      In Europa ist die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand und das Lohnwachstum bleibt mit fast 4 % kräftig, ohne Produktivitätszuwächse. Die Unternehmen könnten daher versucht sein, die Preise zu erhöhen, um ihre Margen zu halten. In den USA ist die Arbeitslosenquote seit ihrem Tiefpunkt im Mai 2023 zwar um 0,8 % gestiegen, aber wie die letzten Veröffentlichungen zeigten, waren die Arbeitslosenzahlen rückläufig, was sich auch in den letzten Monaten fortgesetzt hat. Zusammen mit den weiterhin robusten Einzelhandelsumsätzen deuten diese Zahlen darauf hin, dass wir noch weit von einem rezessiven Umfeld entfernt sind.

      Was können wir in den kommenden Monaten erwarten?

      Im Moment kann man davon ausgehen, dass die Zentralbanken ihre restriktive Geldpolitik in dem Masse zurückfahren, wie die Volkswirtschaften an Fahrt verlieren. Die Wirtschaft müsste in den nächsten Monaten schon sehr stark einbrechen, damit sich die Zentralbanken wirklich wohl dabei fühlen, die Zinsen weiter zu senken. Wenn man sich die Frühindikatoren ansieht, deuten sie bereits auf eine Verlangsamung der Wirtschaft hin. Dennoch ist die Möglichkeit einer Rezession in den Bewertungen riskanter Anlagen nicht berücksichtigt. Ein alternatives Szenario zur Rezession und zum „soft landing“ beruht auf der Idee, dass die Zentralbanken zu früh damit beginnen, die geldpolitischen Zügel zu lockern, bevor die Inflation wieder auf den Zielwert gesunken ist. Wenn sie die Wirtschaft durch Zinssenkungen ankurbeln, besteht das Risiko, dass die Inflation wieder ansteigt und die Zinsen später wieder angehoben werden, was sich wiederum sehr negativ auf die Wirtschaft auswirken würde. Die Zentralbanken gehen also derzeit eine echte Wette ein, um die Inflation unter Kontrolle zu halten.

      Wo befinden sich die Zinsniveaus derzeit?

      Die Zinskurven haben sich im Laufe des Sommers neu orientiert. Die Steigung der US-Kurve ist sogar wieder in den positiven Bereich zwischen 2- und 10-jährigen Laufzeiten zurückgekehrt, nachdem sie im Juli 2023 mit -110 Basispunkten einen Tiefststand erreicht hatte. Wir sind jedoch der Ansicht, dass man die Dinge etwas perspektivischer betrachten sollte. Der Höchststand der europäischen Zinsen datiert vom Oktober 2023 und lag bei fast 3 %. Derzeit liegt er bei 2,15 %, obwohl die Repentifizierung der Kurven im Juli 2023 begann.

      Wie ist Ihr Ansatz in diesem Umfeld?

      Derzeit besteht die Schwierigkeit darin, sich gegenüber den Zinserwartungen für ein Jahr zu positionieren. Wir halten es aus zwei Gründen für angebracht, bei der Duration vorsichtiger zu sein, wobei wir eine Tendenz zur Steilheit der Kurve sehen. Der erste betrifft die Bewertung der Zinskurven, die bereits ein Rezessionsszenario einbezieht, insbesondere über Inflationserwartungen von 1,60 % auf der deutschen Kurve, während das Ziel der Zentralbanken bei 2 % liegt.

      Wenn die Märkte zu optimistisch sind, was das Tempo und den Umfang der Zinssenkungen angeht, und die Wirtschaft widerstandsfähig bleibt, ist mit einem Anstieg der Volatilität zu rechnen, den man auffangen können muss. Diese Volatilität wird sich sicherlich bei den Zinsen materialisieren, aber auch bei den Krediten, wo sich die Spreads stark verengt haben. Darüber hinaus würde diese Anlageklasse besonders schlecht reagieren, wenn die Anleger bei den Zinsen auf dem falschen Fuss erwischt werden. Eine solche Situation würde einer härteren zyklischen Wende vorausgehen. In Anbetracht dieser Faktoren scheint uns diese Strategie derzeit die konvexeste zu sein.

      Emmanuel Petit

      Rothschild & Co Asset Management

      Emmanuel Petit begann seine Laufbahn 1998 bei HSBC Asset Management auf dem Gebiet der AIMR-GPIS-Performance-Attribution und war dort ab 2001 als Kredit-Analyst tätig. 2006 geht er als Anleihenmanager (Unternehmensanleihen) zu Rothschild Co Asset Management und wird 2011 zum Leiter Anleihenmanagement ernannt. Emmanuel Petit ist Inhaber eines DESS in „Unternehmensfinanz“ und Mitglied des SFAF (Französischer Verband der Finanzanalysten).

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        World Wide Wealth

        Investment Lösungen

          • Interview mit Emmanuelle Sée
          • Head Equity Management
          • Swiss Life Asset Managers

        „Biodiversität ist die neue Priorität für engagierte Investoren“.

        Die Erhaltung der Biodiversität ist zu einem grundlegenden Element im Kampf gegen die globale Erwärmung geworden. Sie ist zu einem der wichtigsten Themen für Investoren avanciert, die sich für einen Impact-Ansatz entscheiden, zumal sie drei der siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen abdeckt.

        Wie lässt sich Biodiversität definieren, zum Beispiel im Hinblick auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen?

        Biodiversität steht für den Reichtum und die Vielfalt des Lebens auf der Erde – von den einfachsten genetischen Strukturen bis hin zu komplexen Organismen wie dem Menschen. Am häufigsten wird Biodiversität mit der Natur in Verbindung gebracht. Sie umfasst nicht nur die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, sondern auch Mikroorganismen und die Ökosysteme, von denen sie unterstützt wird. Die Grundzüge dieser Definition wurden unter anderem im Jahr 1992 im Übereinkommen über die biologische Vielfalt umrissen. Diese Definition wird häufig in Bezug auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen herangezogen. Sie betrifft drei davon im Besonderen: 1. das Ziel 14 – Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, 2. das Ziel 15 – Schutz und Wiederherstellung der nachhaltigen Nutzung von Landökosystemen, und ich würde 3. auch noch das Ziel 12 hinzufügen, das auf die Einführung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster abzielt.

        Was sind für Sie die grossen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Biodiversität?

        Neben dem Kampf gegen die globale Erwärmung stellt die Erhaltung der Biodiversität heute eine gewaltige Herausforderung dar. Viele verschiedene Faktoren sind für die Schädigung unserer Ökosysteme verantwortlich: Veränderungen in der Nutzung von Land und Meeren, direkte Ausbeutung von Arten, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten, um nur die wichtigsten zu nennen.
        Darüber hinaus hat sich der Verlust der biologischen Artenvielfalt beschleunigt, und zwar auf der ganzen Welt. Viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden in einem alarmierenden Tempo. Die Krisen der Biodiversität und des Klimas greifen insofern ineinander, als unsere Ökosysteme eine zentrale Rolle bei der Aufnahme von Kohlenstoff spielen. Die Zerstörung der Natur hat gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Folgen.
        Glücklicherweise macht der Rechtsrahmen Fortschritte und ermutigt die Investoren zum Handeln. 196 Länder trafen sich auf der COP15 zum Thema Biodiversität und erzielten ein historisches Abkommen mit einem klaren Kurs und festen Zielen, um den Verlust der Biodiversität drastisch zu verringern.

        Wie ist dieses Thema in Bezug auf Investitionen einzuordnen?

        Dem World Economic Forum zufolge stellen Investitionen in die Biodiversität einen potenziellen Markt dar, der auf 10 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt wird, zu denen bis 2030 noch 395 Millionen Arbeitsplätze hinzukommen. Sie bildet daher ein grosses Chancenspektrum, in dem unter anderem neue Lösungen und neue Technologien entstehen.

        Warum ist dieses Thema für Sie so wichtig, dass Sie beschliessen, ihm einen Fonds zu widmen?

        Bei Swiss Life Asset Managers ist die Biodiversität eine hochrelevante Thematik. Wir sind überzeugt, dass die Achtung der biologischen Artenvielfalt das neue Schwerpunktthema für engagierte Anleger ist. Wir waren daher einer der ersten Akteure auf dem Markt, der dieses Thema mit einem Fonds besetzt hat. Auf diese Weise können Chancen für nachhaltiges Wachstum durch Unternehmen genutzt werden, die sich gegen den Verlust der biologischen Vielfalt engagieren.

        Wie gross ist das Anlageuniversum, in dem Sie sich bewegen?

        Wie gross ist das Anlageuniversum, in dem Sie sich bewegen?
        Ein Unternehmen muss eine wesentliche Intentionalität nachweisen, damit es in unserem Anlageuniversum berücksichtigt wird. Dies setzt eine klare Vision des Managements und ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium im Anschluss an die Forschung und Entwicklung voraus. Es entstand ein dynamisches Universum, das den Pool an Chancen widerspiegelt, in dem die neuen Lösungen und Technologien entwickelt werden, die ich Ihnen eingangs erläutert habe. Es umfasst derzeit fast 350 Werte.

        Auf welches Unternehmensprofil legen Sie den Schwerpunkt?

        Der Fonds weist starke Verzerrungen bei Sektoren, Faktoren und geografischen Anlagezonen auf. Unser Portfolio setzt auf Small und Mid Caps. Sie zeichnen sich durch eine signifikante Impact-Materialität und ein hohes Wachstums- und Innovationspotenzial aus. Wir haben eine ausgeprägte Präferenz für den japanischen und den europäischen Markt und bevorzugen bestimmte Schlüsselsektoren wie Cleantech, nachhaltige Materialien und Basiskonsumgüter. Der Faktoransatz ist strategisch auf künftiges Wachstum ausgerichtet mit einer leichten Übergewichtung sogenannter Value-Aktien. Diese Positionierung spiegelt unser Engagement für innovative und nachhaltige Lösungen wider, die zur Erhaltung der Biodiversität beitragen. Wir passen diese Schwerpunkte regelmässig an, um der Marktentwicklung Rechnung zu tragen. Diese Strategie hat sich im Zusammenhang mit den Markt- und ökologischen Veränderungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, als erfolgreich erwiesen.

        Welche Kriterien bzw. Schlüsselindikatoren werden für Ihre Analysen und Bewertungen verwendet?

        Die Kriterien und Indikatoren basieren auf wissenschaftlichen Indikatoren. Unsere Aufgabe ist es, für jedes einzelne Unternehmen zu bewerten, wie diese Kriterien zur Wahrung der Biodiversität tatsächlich integriert werden. Im ersten Schritt werden Unternehmen mit negativen Auswirkungen ausgeschlossen, deren Tätigkeit direkt zur Schädigung unserer Ökosysteme beiträgt. Es sei daran erinnert, dass wir in Unternehmen investieren, die Lösungen zum Schutz und/oder zur Wiederherstellung unserer Ökosysteme anbieten.
        Wir stützen unsere Analyse auch die Vorgaben der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals), das heisst. die SDGs 14 und 15, die ich bereits erwähnt habe, sowie das SDG 12, das mehr mit der Kreislaufwirtschaft zu tun hat.
        Die eigentliche Verwaltung beruht auf einem Quantamentalansatz, das heisst. einer Kombination aus Top-down- und Bottom-up-Daten. Das quantitative Screening ermöglicht den Aufbau eines soliden Portfolios, bei dem die regulatorischen und die risikospezifischen Anlagebeschränkungen überwacht werden. Der fundamentale Ansatz ist bei der Auswahl der Unternehmen unter Berücksichtigung ihrer Aktivitäten und ihrer Sensibilität in puncto Biodiversität von entscheidender Bedeutung.

        Wo erkennen Sie heute die besten Chancen?

        Wir sehen viele Chancen in recht unterschiedlichen Bereichen. Zu nennen wären hier Unternehmen, die sich auf Wasseraufbereitung, Abfallentsorgung oder das Recycling von Metall spezialisiert haben, um die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft zu fördern. Es gibt auch eine Reihe von Technologien, wie zum Beispiel Geräte zur Kartierung des Meeresbodens, oder den Bereich Agrartechnik und regenerative Aktivitäten.

        In geografischen Hinsicht bietet das dem Ozean verbundene Japan mehrere Unternehmen, die sich auf den Schutz des maritimen Ökosystems spezialisiert haben und die wir sehr interessant finden. Australien zeichnet sich aufgrund seiner bedrohten Tier- und Pflanzenwelt ebenfalls durch Akteure aus, die sich der Kreislaufwirtschaft widmen. In Europa und den USA dagegen sind mehr Unternehmen zu finden, die sich auf die Bekämpfung der Umweltverschmutzung konzentrieren, zum Beispiel durch die Erhaltung von Ökosystemen, an Land oder im Süsswasser.

        Emmanuelle Sée

        Swiss Life Asset Managers

        Emmanuelle Sée ist seit 2022 Leiterin des Bereichs Aktien und Impact Investing bei Swiss Life Asset Managers France. Sie begann ihre Laufbahn im Investment Banking bei ICBC und der Bank of China als Analystin und wechselte dann zur Amundi-Gruppe, wo sie in Tokio und Paris tätig war. Dort bekleidete sie von 2014 bis 2021 verschiedene Führungspositionen, und war mit ESG/Impact-Lösungen befasst. Sée war zunächst Multi-Asset-Managerin und spezialisierte sich später als Fondsmanagerin für globale Aktien auf das Thema Impact, das insbesondere Klima-, Umwelt- und soziale Lösungen besetzt. Für Swiss Life Asset Managers verwaltet sie unter anderem den Equity Environment Biodiversity Impact Fund. Emmanuelle Sée besitzt einen Master in Finanzwissenschaften des Institut National des Langues Orientales. Darüber hinaus verfügt sie über drei Bachelor-Titel für Chinesisch, Japanisch und internationalen Handel.

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          Stablecoins

          Investment Lösungen

            • Géraldine Monchau
            • Digital Developer
            • SPHERE

          Stablecoins oder die Kunst, das Sprichwort: ‚Better to Ask Forgiveness than Permission‘ in die Praxis umzusetzen.

          Stablecoins haben sich trotz eines oft unklaren Regulierungsrahmens durchgesetzt. Indem sie eine Brücke zwischen der traditionellen Welt und der dezentralisierten Welt der Krypto-Assets schlagen, haben Stablecoins die Finanzpraktiken auf den Kopf gestellt. Dennoch wirft ihre rasante Entwicklung eine entscheidende Frage auf: Verbreiten sich diese Innovationen schneller als die Fähigkeit der Regierungen, sie zu regulieren?

          Stablecoins sind eine Art Kryptowährung, die versucht, ihren Wert stabil zu halten, indem sie ihren Marktwert an eine externe Referenzwährung wie den US-Dollar oder Rohstoffe wie Gold bindet. Indem sie auf diese Weise andocken, wollen sie das Beste aus beiden Welten bieten: die Liquidität und Zugänglichkeit von Kryptowährungen mit der Stabilität traditioneller Währungen.

          Im Jahr 2014 begannen Unternehmen wie Tether und Circle mit der Ausgabe von Stablecoins, die mit realen Vermögenswerten wie Bankeinlagen und kurzfristigen Banknoten hinterlegt sind. Diese Coins haben dazu beigetragen, Vertrauen in einen aufstrebenden digitalen Markt aufzubauen. Allerdings sind nicht alle Stablecoins gleich Einige sind vollständig mit Sachwerten unterlegt, während andere, wie algorithmische Stablecoins, sich auf den Code und die Dynamik des Marktes verlassen, um ihren Peg aufrechtzuerhalten.

          Die Bedeutung der Aufrechterhaltung der Parität

          La véritable valeur d’un stablecoin réside dans sa capacité à maintenir sa paritié même pendant les périodes de volatilité du marché. L’effondrement tristement célèbre de Luna et de TerraUSD en 2022, est un exemple édifiant de ce qui se passe lorsque cette stabilité est compromise. Lorsque TerraUSD a perdu son peg , la panique générale déclenchée sur le marché a entraîné des milliards de dollars de pertes et l’effondrement du marché crytpo.

          Lily Liu, eine prominente Unternehmerin im Bereich der Kryptowährungen, beschreibt die Rolle der Stablecoins im dezentralisierten Finanzwesen treffend: „Stablecoins sind für das ‚on-chain‘-Finanzwesen absolut entscheidend. Sie geben Ihnen digitale und wirtschaftliche Souveränität durch „self-custody“„“. Dieser Punkt unterstreicht, wie Stablecoins es Einzelpersonen ermöglichen, ihre eigenen finanziellen Vermögenswerte zu verwalten, ohne von Mittelsmännern abhängig zu sein.

          Das Wachstum der Stablecoins im Jahr 2024

          Stablecoins sind trotz der regulatorischen Unsicherheit und der Marktkorrekturen weitergewachsen. Laut dem CoinGecko-Bericht 2024 sprangen die durch Fiat besicherten Stablecoins auf eine Marktkapitalisierung von 161,2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 an, auch wenn sie damit immer noch unter dem Höchststand von 181,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 lag. Tether, der Marktführer, macht 70,3 % davon aus.

          Auch rohstoffbesicherte Stablecoins verzeichneten ein deutliches Wachstum und stiegen um 18,1 % auf 1,3 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024. Sie machen jedoch nur 0,8 % des Marktes für mit Fiat besicherte Stablecoins aus.

          Insgesamt machen Stablecoins heute 8,2 % der Kapitalisierung des globalen Marktes für Kryptowährungen aus, und ihre Dominanz nimmt in Zeiten instabiler Märkte zu.

          Diese Zahlen deuten jedoch darauf hin, dass Stablecoins eine ernstzunehmende parallele Finanzinfrastruktur darstellen, die erst vor fünf Jahren auf einem Niveau nahe Null begonnen hat.

          Tether und die implizite Zustimmung

          Tether, der grösste Stablecoin der Welt, steht kurz vor seinem zehnjährigen Jubiläum. Mit einem verwalteten Vermögen von rekordverdächtigen 119 Mrd. US-Dollar und einem Betriebsgewinn von 1,3 Mrd. US-Dollar im zweiten Quartal 2024 hat Tether viel Grund zur Freude. Allein seine Bestände an US-Schulden belaufen sich auf 97,6 Mrd. US-Dollar, womit er an 18. Stelle der Halter stünde und die von Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Australien gehaltenen Schulden übertreffen würde.

          Besonders interessant ist, dass Tether offenbar die implizite Zustimmung der US-Regulierungsbehörden erhalten hat. Indem Tether den Aufforderungen Adressen, die von Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden, auf eine schwarze Liste zu setzten, scheint es eine Position der stillschweigenden Akzeptanz innerhalb des US-Finanzsystems erlangt zu haben.

          Akzeptanz dank zunehmender Nützlichkeit

          Die Nützlichkeit von Stablecoins nimmt weiter zu, da internationale Unternehmen und Finanzinstitute sie in ihre Dienstleistungen integrieren. Die BBVA hat den USDC in ihre Dienstleistungen für Krypto-Assets in der Schweiz aufgenommen. Die Bank erklärte: „Die institutionellen und privaten Kunden von BBVA in der Schweiz sowie diejenigen, die ein NewGen-Konto besitzen, können nun ihre USDC-Gelder auf derselben Plattform verwalten, auf der sie auch ihre herkömmlichen Investitionen verwalten“.

          In Japan bereitet die Sony Bank die Einführung eines an den Yen gebundenen Stablecoins vor, während die drei größten Banken des Landes – MUFG, SMBC und Mizuho – Stablecoin-basierte Systeme für grenzüberschreitende Zahlungen prüfen.

          Jeremy Allaire, CEO von Circle, deutete kürzlich an, dass das neueste NFC-Update (Near-field communication) von Apple den Weg für sofortige Zahlungen unter Verwendung des USDC ebnen könnte. Diese Art der Annahme durch die breite Öffentlichkeit könnte Stablecoins weiter in den Alltag von Verbrauchern und Unternehmen bringen.

          Die Zukunft: Ein Weg zur universellen Akzeptanz.

          Während Regierungen auf der ganzen Welt mit den Implikationen der Verwendung von Stablecoins ringen, ist eines klar: Stablecoins hatten genug Zeit, sich im Finanzökosystem zu verankern, sodass Regierungen eher bereit sind, sich mit ihnen zu arrangieren, als sie einfach zu verbieten. In einer Welt, in der sich Stablecoins bereits bewährt haben, scheint Akzeptanz statt Erlaubnis also der richtige Ansatz zu sein!

          Géraldine Monchau

          SPHERE

          Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.

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              • Olivier de Berranger
              • CEO und co-CIO
              • La Financière de l’Echiquier

            TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten zwischen Trug und Wahrheit

            Die allererste Konfrontation zwischen Kamala Harris und Donald Trump, den beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen, fand Anfang der Woche statt. Ein guter Zeitpunkt, um ihre jeweiligen Programme und ihre möglichen Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu analysieren.

             

            Während das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft in die Zielgerade einbiegt, trafen die beiden Kandidaten am Dienstag, den 10. September, in einer harten Debatte aufeinander. Nach einer Welle des Optimismus seit der Mitteilung des Rückzugs von Joe Biden und ihrer Nominierung durch die Demokraten lag Kamala Harris in den Umfragen schliesslich mit 47 % gegenüber 44 % für Donald Trump vorn. Der republikanische Kandidat hatte seinerseits versucht, die Führung zurückzuerobern, da ihm der Sieg sicher schien, solange Joe Biden im Rennen war.

            Diese erste Auseinandersetzung bot auch die Gelegenheit, die Programme der beiden Kandidaten und vor allem deren Auswirkungen auf die Wirtschaft – und damit auch auf die Finanzmärkte – zu analysieren.

            Mit dieser Analyse hat sich kürzlich die renommierte Wharton School of the University of Pennsylvania beschäftigt und einige bedeutende Erkenntnisse geliefert. Bezüglich der Auswirkungen auf das Wachstum kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass das Programm von Kamala Harris im Vergleich zur derzeitigen Gesetzgebung kurz-, mittel- und langfristig ausgesprochen negative Auswirkungen hätte. Das von Donald Trump würde sich hingegen auf kurze Sicht positiv auf das Wachstum auswirken und mittel- bis langfristig negativ, wobei diese negativen Auswirkungen jedoch deutlich geringer seien.

            Andererseits wird das Programm von Ex-Präsident Trump als wesentlich kostspieliger für die amerikanischen Finanzen eingeschätzt als das der derzeitigen Vizepräsidentin. In der Studie wurde darauf hingewiesen, dass die von Donald Trump angekündigten Anhebungen der Zölle bei der Berechnung nicht berücksichtigt wurden, weil es an Einzelheiten zu den Modalitäten dieser Massnahmen mangelt. Zudem herrscht Ungewissheit in Bezug auf die möglichen Nebenwirkungen, insbesondere im Hinblick auf Vergeltungsmassnahmen, die die betroffenen Länder ergreifen könnten. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass diese Komponente von Trumps Programm den von der Wharton School geschätzten, bedeutenden Unterschied hinsichtlich der Höhe des Haushaltsdefizits ausgleichen kann: Für das Programm des Republikaners wird ein zusätzliches Defizit von 5,8 Billionen US-Dollar bis 2034 veranschlagt, gegenüber 1,2 Billionen US-Dollar für das Programm von Harris.

            Letztendlich konkurrieren zwei Konzepte miteinander: mehr kurzfristiges Wachstum gegenüber einem langfristig tragfähigeren Haushalt. Während Ökonomen gewiss die zweite Lösung vorziehen, argumentieren die Finanzmärkte eher kurzfristig. Das gilt umso mehr, als das Programm von Kamala Harris zahlreiche Massnahmen enthält, die für Unternehmen kaum vorteilhaft sind. Hierzu zählen unter anderem eine Anhebung der Unternehmenssteuer von 21 auf 28 %, eine Erhöhung der Steuern auf im Ausland erzielte Gewinne um 10,5 auf 21 % und eine Vervierfachung der Steuern auf Aktienrückkäufe von 1 auf 4 %. Diese Initiativen dürften an den amerikanischen Finanzmärkten auf sehr wenig Gegenliebe stoßen.
            Doch ein Sieg von Kamala Harris bei Präsidentschaftswahlen bedeutet nicht unbedingt eine schnelle und automatische Anwendung dieser verschiedenen Maßnahmen. Tatsächlich wird alles von der Zusammensetzung des künftigen Kongresses abhängen. Denn nur er kann gesetzgeberische Entwicklungen festschreiben, mit Ausnahme aussenpolitischer Massnahmen, zu denen die Zolltarife gehören und über die weiterhin der Präsident entscheidet. Ein von den Republikanern dominierter Kongress, wie es bei der Wiederwahl von Bill Clinton 1996 der Fall war, oder auch nur ein gespaltener Kongress würden den Handlungsspielraum von Kamala Harris im Falle ihrer Wahl stark einschränken. Dies gilt insbesondere für die Unternehmensbesteuerung, die für das republikanische Lager wahrscheinlich eine rote Linie wäre.

            Alles in allem wird die erste TV-Debatte den Ausgang der Präsidentschaftswahl wahrscheinlich spürbar beeinflussen. Sie wird jedoch rein gar nichts über das Wirtschaftsprogramm aussagen, das in den USA in den ersten Monaten des Jahres 2025 tatsächlich umgesetzt werden wird. Dies gilt umso mehr, wenn sich die Wirtschaft und insbesondere die Beschäftigungslage weiter verschlechtern und wenn die USA eine markante Konjunkturabschwächung oder gar eine Rezession erleben. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass die letztlich umgesetzten Maßnahmen nicht mehr viel mit dem zu tun haben werden, wofür sich die beiden Kandidaten für das Weiße Haus derzeit stark machen.

            Olivier de Berranger

            La Financière de l’Echiquier

            Olivier de Berranger ist CEO und Co-CIO von La Financière de l’Echiquier. Er bekleidete seit 1990 Posten als Trader sowie als Trading Desk-Verantwortlicher für Zinsprodukte, Cash und Derivate beim Crédit Lyonnais und dann bei Calyon. Anschliessend war er für den Bereich Capital Markets bei First Finance verantwortlich. Im März 2007 kam er als Anleihenmanager zu La Financière de l’Echiquier. Nachdem er die Verantwortung für den Bereich Zins-, Kredit- und Diversifizierungsmanagement übernommen hatte, wurde er 2017 zum Direktor der Vermögensverwaltung ernannt und trat in den Vorstand ein. Im Dezember 2023 wird er zum Generaldirektor von LFDE ernannt. Olivier de Berranger ist HEC-Absolvent.

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