Wachstumshebel

EAM-Lösungen

  • Interview mit Gordian Giger
  • Verantwortlich für den Schweizer Markt
  • Cinerius Financial Partners

Von Jérôme Sicard

«Wir haben ein Modell, in dem Unternehmer auch Unternehmer bleiben»

In der Schweiz erwirbt Cinerius seit etwas mehr als zwei Jahren Mehrheitsbeteiligungen an unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaften und bietet ihnen die Möglichkeit, ihr Wachstum stark zu beschleunigen. Die Plattform stellt ihnen also zahlreiche Ressourcen zur Verfügung, die ihre Entwicklung unterstützen können. Ein starkes Angebot in diesen recht unsicheren Zeiten.

In Ihrer Kommunikation beziehen Sie sich oft auf die Zukunft der Vermögensverwaltung. Wie stellen Sie sich diese Zukunft vor?

Ich denke, dass die Rolle des Vermögensverwalters im Wesentlichen dieselbe bleiben wird: die Bedürfnisse seiner Kunden zu verstehen und ihnen vollständig massgeschneiderte Lösungen anzubieten. Der persönliche Kontakt wird daher für mich weiterhin der Schlüsselfaktor der Beziehung sein.

Gleichzeitig wird die Welt aufgrund zunehmender geopolitischer Risiken, demografischer Entwicklungen, des Klimawandels und technologischer Fortschritte wie der KI immer komplexer.

Kunden und Investoren erhalten immer mehr Informationen und werden mit immer mehr Produkten versorgt, zumal sie immer höhere Erwartungen äussern. Als Vermögensverwalter müssen Sie sich auf all diese Trends einstellen, um Ihre Kunden effektiv durch diese schnell entwickelnde Welt zu führen. Sie müssen daher die richtigen Fähigkeiten und Instrumente kombinieren können, was in der Regel eine gewisse Grösse und eine starke Markenpositionierung voraussetzt.

Auf breiterer Ebene hat die Schweiz immer noch eine starke Position. Es ist ein innovationsgetriebenes Land, das zudem von hoher politischer Stabilität, einer starken Währung und einer florierenden Wirtschaft profitiert. Ihre reiche Geschichte im Bereich der Vermögensverwaltung, ihre Sprachenvielfalt, ihre Innovationskultur und ihre hohen beruflichen Standards haben dazu beigetragen, dass sie ein idealer Standort für Kunden und ihre Vermögensverwalter ist.

Welche Aspekte in der heutigen Welt der Vermögensverwaltung halten Sie mittlerweile für überholt?

Der produktzentrierte Ansatz, wie er von einigen Marktteilnehmern praktiziert wird, scheint mir wirklich überholt zu sein. Sie streben nach sofortigen Ergebnissen, oft auf Kosten der langfristigen Beziehungen zu ihren Kunden. Bei der Vermögensverwaltung gehe ich eher davon aus, dass sich der Schwerpunkt in Zukunft auf die Bedürfnisse der Kunden und die Customer Experience verlagern wird. Es ist nicht nur wichtig, gute Produkte anzubieten, sondern auch, die Kunden langfristig zu begleiten, anstatt kurzfristige Gewinne zu maximieren. Einige Marktteilnehmer haben diesen Übergang noch nicht vollzogen. Es ist vor allem eine Frage der Strategie und der Kultur.

Wo sollten unabhängige Vermögensverwalter bei Produkten, Dienstleistungen und Prozessen künftig ihre Prioritäten setzen?

Meiner Meinung nach gibt es in Wirklichkeit eine vierte Dimension, die es zu berücksichtigen gilt. Vermögensverwalter müssen sich zwangsläufig auf Produkte, Dienstleistungen und Prozesse konzentrieren, aber sie müssen genauso einen Blick auf ihre Mitarbeiter haben. Die personelle Komponente ist sehr wichtig. Habe ich die richtigen Talente gefunden? Habe ich ihnen die richtigen Verantwortlichkeiten übertragen? Teilen wir die richtigen Werte? Das Dreieck wird dann zu einem Quadrat, in dem Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Talente Platz finden.

Nach welchem Modell möchten Sie Cinerius entwickeln, um Ihre Partnerschaften mit unabhängigen Vermögensverwaltern auszubauen?

Wir wollen vor allem ein Modell umsetzen, bei dem Unternehmer auch Unternehmer bleiben. In der Regel übernehmen wir eine Mehrheitsbeteiligung, aber wir gehen nicht bis zu 100 %. Das zweite Schlüsselelement ist, dass wir uns darauf konzentrieren wollen, das Wachstum zu unterstützen, und zwar mit allen Mitteln. Wir sind eine sehr flexible Organisation. Aufgrund ihrer Vielfalt haben die Vermögensverwalter in der Schweiz sehr unterschiedliche Bedürfnisse, sei es im kaufmännischen Bereich, im Marketing, im Vertrieb oder im digitalen Bereich. Für jedes Unternehmen bieten wir eine Reihe von massgeschneiderten Dienstleistungen an. Da wir Anteilseigner sind, stellen wir diese Dienstleistungen selbstverständlich nicht in Rechnung. Wir wollen, dass unsere Partner Erfolg bei ihren Kunden haben.

Was sind die wichtigsten Bedingungen für eine Partnerschaft neben der Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen?

Wir fordern auch einen Sitz im Verwaltungsrat.

Mit wie vielen Schweizer Unternehmen arbeiten Sie derzeit zusammen?

Seit unserem Start vor drei Jahren haben wir Partnerschaften mit drei Schweizer Vermögensverwaltern aufgebaut: Entrepreneur Partners, SSI Asset Management und Carnot Capital. Sie verwalten 6 bis 7 Milliarden Schweizer Franken für ihre Kunden. Wir sind sehr froh, so starke Botschafter in der Gruppe zu haben.

Welche Bandbreite an Dienstleistungen bieten Sie Ihren Partnern an?

Die Auswahl ist gross. Wir decken das Marketing ab, einschliesslich der digitalen Leadgenerierung, den Vertrieb, die Geschäftsentwicklung, die Suche nach strategischen Partnerschaften und sogar die Akquisition von Kundenportfolios. Die Suche nach neuen Relationship Managern, die Nachfolgeplanung und die Talentförderung sind ebenfalls wichtige Themen, bei denen wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten können.

Das Ökosystem der Vermögensverwaltung in der Schweiz ist in Bezug auf die Dienstleister sehr reichhaltig. Der grösste Mehrwert entsteht, wenn wir unseren Partnern dabei helfen, ihre bestehenden Kunden besser zu betreuen und neue Kunden zu finden. Wachstum ist unser eigentliches Ziel. Und je grösser unsere Gruppe wird, desto mehr Ressourcen können wir dafür einsetzen.

Wie viele Partner können Sie tatsächlich in die Cinerius-Struktur integrieren?

In den letzten drei Jahren sind wir von null auf neun Partnerunternehmen in Deutschland und der Schweiz gewachsen. Das Modell ist skalierbar, sodass wir uns weiterentwickeln können. Unser externes Wachstum wird von unserer Fähigkeit abhängen, die richtigen Partner zu finden, die die gleichen Werte teilen und das gleiche Verständnis davon haben, was qualitatives Vermögensverwaltung wirklich bedeutet.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Errungenschaften von Cinerius seit seiner Gründung?

In weniger als drei Jahren erreichten wir einen Bestand von 13 Milliarden Schweizer Franken. Damit sind wir zwar recht schnell gewachsen. Auf dieser Basis wollen wir uns Schritt fur Schritt weiter wachsen. Wir verfügen nun über einen grösseren Spielraum, um die Struktur zu stärken. Wir stellen derzeit Mitarbeiter mit neuen Kompetenzen ein, um die Unterstützung, die wir unseren Partnern bieten, zu erweitern. Personalwesen, Produktvertrieb und Digitalisierung sind nur einige der Bereiche, in denen wir unsere Kapazitäten erweitern. In all diesen Bereichen können sich unsere Partner auf uns verlassen. Zumal sich die Ergebnisse sehen lassen können. Ihr Wachstum ist höher als das des Marktes.

Wir haben über NextGen-Kunden gesprochen. Wir haben auch über NextGen-Dienstleistungen gesprochen. Wie sehen Sie die NextGen-Dienstleistungen?

Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich fest davon überzeugt, dass die Kerndienstleistungen der Vermögensverwaltung langfristig gleich bleiben werden. Die Betreuung der Kunden während ihres gesamten Lebens, in unterschiedlichen wirtschaftlichen Umfeldern und unter verschiedenen persönlichen Umständen wird weiterhin im Mittelpunkt des Wertversprechens der Vermögensverwalter stehen. Es ist ein bisschen so, als wären wir mit unserem Bereich ihr persönlicher Finanzdirektor und würden ihnen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg konsistente und rationale Ratschläge erteilen. Die Art und Weise, wie diese Dienstleistungen erbracht und bereitgestellt werden, wird sich jedoch erheblich verändern. Die digitalen Kanäle werden eine grössere Rolle spielen. Neue Instrumente werden die Erweiterung des Dienstleistungsniveaus und die Steigerung der Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen.

Natürlich müssen sich die Vermögensverwalter auf diese Veränderungen vorbereiten. Sie werden sicherlich neue Instrumente und Konfigurationen beherrschen müssen, aber sie sollten nicht vergessen, dass die persönliche Interaktion weiterhin von grundlegender Bedeutung sein wird. So modern und anspruchsvoll unsere Welt auch geworden ist, die Menschen werden auch weiterhin persönliche Beratung zu ihren Finanzen suchen. Es wird immer einen Zeitpunkt geben, an dem digitale Anwendungen an ihre Grenzen stossen.

Gordian Giger

Cinerius Financial Partners

Gordian Giger ist Mitglied der Geschäftsleitung von Cinerius Financial Partners. Er ist insbesondere für die Entwicklung und Umsetzung der Strategie auf dem Schweizer Markt zuständig. Zu Beginn seiner Karriere hatte Gordian Giger ähnliche Positionen in den Bereichen Business Development, Fusionen und Übernahmen sowie Corporate Finance inne. Nach seiner Zeit bei McKinsey arbeitete er bei Advior International/Raiffeisen Schweiz und später bei Vontobel, wo er sich als Managing Director für die Entwicklung verantwortlich zeichnete. Gordian erwarb einen Master of Arts in Finanzwesen an der Universität.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands

Übertragung

EAM-Lösungen

  • Markus Angst
  • Leiter Kunden, Partner Kooperationen
  • Aquila

Von Jérôme Sicard

„Der Kaufpreis sollte auf der Rentabilität des Kundenportfolios basieren“

Ein gutes Drittel aller heute noch aktiven unabhängigen Vermögensverwalter wird laut Markus Angst in den nächsten Jahren übertragen werden. Daher ist das Thema der Übertragung für sie zu einer Priorität geworden, die aufgrund ihrer Komplexität, eine rationale Herangehensweise erfordert, ebenso wie ein gewisses Gespür für Voraussicht.

Welche Optionen stehen EAMs aktuell zur Verfügung, wenn es um die Nachfolgeplanung geht?

EAMs stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, die stark von der Grösse der Gesellschaft und den individuellen Präferenzen der Partner abhängen.

Für kleinere Gesellschaften mit bis zu zwei Partnern ist die Nachfolge oft eine Herausforderung. Eine Möglichkeit besteht darin, sich frühzeitig in eine bereits bestehende und grössere Gesellschaft zu integrieren. Der Vorteil davon ist, dass die Kundenportfolios auf eine etablierte Plattform übertragen werden können, die bereits über die erforderlichen Ressourcen und Compliance-Strukturen verfügt. Dies erleichtert nicht nur die rechtliche und regulatorische Belastung, sondern bietet auch eine stabilere Grundlage für das zukünftige Wachstum und die Kundenbetreuung.

Eine weitere Option für kleinere EAMs ist die Übergabe der Kunden an eine andere bekannte Partnergesellschaft, die sich, soweit möglich, auf das gleiche Kundensegment fokussiert. Der Übergeber bleibt dabei oft in einer reduzierten sozialen Betreuungsrolle ohne operative Verantwortung, was eine sanftere Übergangsphase ermöglicht.

Für mittlere und grössere Gesellschaften mit mehreren Partnern gibt es weit mehr Möglichkeiten. Es kann sich, zum Beispiel, um eine interne Nachfolgeplanung handeln, bei der jüngere Partner schrittweise die Hauptverantwortung übernehmen, während zeitgleich der Übergeber das Spektrum seiner operativen Aufgaben reduziert. Diese Option gewährleistet Kontinuität in der Kundenbetreuung und fördert gleichzeitig die Entwicklung von neuen Führungskräften innerhalb der Organisation.

Alternativ dazu könnte eine definitive Kundenübergabe und der vollständige Austritt aus der Gesellschaft in Betracht gezogen werden, was eine klare Trennung und eine geordnete Übergabe der Verantwortung ermöglicht.

Für alle EAMs, unabhängig von ihrer Grösse, bleibt die Möglichkeit des Verkaufs der Gesellschaft an externe Parteien bestehen. Dies könnte jedoch manche emotionale Herausforderungen mit sich bringen, da langjährige Kundenbeziehungen und der Ruf der Gesellschaft in die Hände Dritter gelangen würde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl der besten Nachfolgelösung stark von den spezifischen Umständen und Zielen der EAMs abhängt. Eine frühzeitige und gründliche Analyse der verfügbaren Optionen ist entscheidend, um einen Beschluss zu treffen, der sowohl langfristig tragfähig als auch für alle Beteiligten zufriedenstellend ist.

Welche der verfügbaren Optionen erscheint Ihnen am ehesten umsetzbar?

Für EAMs mit bis zu zwei Partnern erscheint mir die Integration in eine bereits bestehende grössere Gesellschaft als die realistischste Option. Bei grösseren EAMs wird oft eine interne Nachfolgelösung bevorzugt. Hierbei können Nachfolger aus den eigenen Reihen rekrutiert werden, die bereits über fundierte Kenntnisse der Unternehmensstrukturen und Kundenbedürfnisse verfügen. Dies erleichtert einen nahtlosen Übergang und minimiert das Risiko von Kundenverlusten durch mangelnde Kontinuität oder unzureichende Betreuung.

Ich möchte ebenfalls hinzufügen, dass es wirklich sehr wichtig ist die bestehende Altersstruktur der Partner innerhalb der Gesellschaft zu beachten, da dies einen grossen Einfluss auf den Zeitpunkt und die Planung der Nachfolge haben kann. In vielen Fällen kann die frühzeitige Identifikation und Einstellung eines potentiellen Nachfolgers als Relationship Manager die beste Strategie, um eine langfristige Kontinuität zu gewährleisten.

Mit welchen Herausforderungen sehen sich EAMs konfrontiert?

Die Hauptfallen umfassen oft die mangelnde Bereitschaft, rechtzeitig mit der Planung zu beginnen. Ein weiterer Stolperstein ist die emotionale Komponente des Loslassens, sowie die Herausforderung, klare Ziele für die Zeit nach der Übergabe zu definieren. Der Prozess der Nachfolge ist häufig zeitaufwendiger als erwartet und erfordert eine sorgfältige Abstimmung der finanziellen, rechtlichen und persönlichen Aspekte.

Welche zentralen Hindernisse stellen sich sowohl für Käufer als auch für Verkäufer?

Es sind die menschlichen Aspekte und emotionalen Entscheidungen, welche die grössten Hindernisse darstellen. Auf der Käuferseite müssen vorläufige und sorgfältige Due-Diligence-Prüfungen durchgeführt werden, um potenzielle Risiken einzuschätzen. Der Kaufpreis sollte realistisch auf der Rentabilität des Kundenportfolios basiert sein, da die Marktstandards oft nicht den tatsächlichen wirtschaftlichen Wert widerspiegeln.

Zum Thema Nachfolge : wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung des Sektors für EAMs ein?

Der Markt für EAMs steht vor einer bedeutenden demografischen Herausforderung. Viele Partner stehen kurz vor ihrer Pensionierung. Dies betrifft ein Drittel von den 1’300 FINMA-lizenzierten EAMs. Die Notwendigkeit einer strukturierten Nachfolgeplanung wird daher immer dringlicher. Wir sehen, dass sich innerhalb und ausserhalb des Aquila-Netzwerkes die Nachfrage nach Unterstützung und Beratung in diesem Bereich verstärkt hat. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge ist daher unerlässlich, um eine reibungslose Kontinuität im Kundenbeziehungsmanagement sicherzustellen.

Welche Bewertungsmodelle erfreuen sich derzeit der grössten Beliebtheit?

Die Bewertung von Vermögensverwaltungsunternehmen basiert oft nicht nur auf finanziellen Kennzahlen wie dem EBITDA, sondern zunehmend auf der Profitabilität der Kundenportfolios. Diese Herangehensweise erscheint mir als umso relevanter, da viele Vermögensverwalter im Laufe der Zeit hohe Gewinne aus dem Unternehmen entnommen haben, was die EBITDA-basierte Bewertung verzerrt. Realistischere Bewertungsmodelle sollten daher die langfristige Kundenbindung und die Rentabilität berücksichtigen.

Sind die Preise für AUM in den letzten zehn Jahren gestiegen oder gesunken?

In den letzten 10 Jahren haben sich die Preise für Assets under Management tendenziell stabilisiert oder sind aufgrund einer realistischeren Einschätzung der Kundenrentabilität gesunken. Die alten Standards, die den Verkaufspreis zwischen 3 und 4% der AUM festlegten, waren oft unrealistisch und führten nur selten zu tatsächlichen Transaktionen.

Auf welche Aspekte sollten Käufer künftig besonders achten?

Käufer sollten ihre Aufmerksamkeit besonders auf die sorgfältige Analyse der Kundenportfolios und der damit verbundenen Risiken legen. Eine gründliche Due-Diligence ist unerlässlich, um zukünftige Schwierigkeiten zu vermeiden. Die strategische und kulturelle Passung zwischen Käufer und Zielunternehmen ist ebenfalls entscheidend, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten und die Kundenbindung aufrechtzuerhalten.

Wie verhält es sich aus der Perspektive der Verkäufer?

Sie müssen sich dazu entschliessen, einen realistischen Preis anzubieten und die Übertragung umfassend vorzubereiten. Eine klare Bereitschaft, das Unternehmen und die Kunden in die Hände des Käufers zu übergeben, ist entscheidend für den Verkaufsprozess. Der Verkäufer trägt auch nach dem Verkauf noch rechtliche Verantwortungen. Er sollte daher die Auflösung der Gesellschaft und die Erfüllung regulatorischer Pflichten sorgfältig planen.

Ist es für einen EAM heutzutage vorteilhafter, eine eigene Struktur neu aufzubauen oder eine bestehende zu übernehmen?

Diese Enstcheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein Neuaufbau bietet die Möglichkeit, eine massgeschneiderte Organisation ohne historische Verpflichtungen zu schaffen. Der Kauf einer bestehenden Struktur mit FINMA-Lizenz erfordert jedoch eine gründliche Prüfung und Genehmigung durch die FINMA, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.

Wie viele Vermögensverwaltungs-unternehmen werden laut Ihrer Einschätzung in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Nachfolgelösung finden müssen?

Ein Grossteil ! Vermutlich zwischen einem Viertel und Drittel aller Unternehmen, die heute aktiv sind. Dieser Trend, der von demografischen Faktoren beeinflusst wird, zwingt zur proaktiven Nachfolgeplanung, damit die Kontinuität gewährleistet wird und die Loyalität der Kunden gesichert ist.

Markus Angst

Aquila

Markus Angst ist seit 2013 ein fester Bestandteil von Aquila, wo er als Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Bankwesens eingestiegen ist. Seine massgebliche Mitwirkung bei der Entwicklung der Aquila Bank hat ihm 2021 die Verantwortung für den Bereich Kunde, Partner und Kooperation eingebracht. Zuvor war er von 1986 bis 2012 bei der Bank Leu und später bei Clariden Leu tätig. Dort durchlief er verschiedene Positionen im Backoffice, bevor er 1999 zum Global Head of External Asset Managers aufstieg. Markus Angst hat sein akademisches Fundament an der Universität Luzern gelegt und mit einem Executive Master in Business Administration abgeschlossen.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands

Horizonte

EAM-Lösungen

  • Géraldine Monchau
  • Digital Developer
  • SPHERE

Der Boom der Family Offices im asiatisch-pazifischen Raum

Im Zuge der Vermögensbildung, die seit einigen Jahren im asiatisch-pazifischen Raum stattfindet, gibt es zwischen Hongkong und Singapur mittlerweile mehrere tausend Single Family Offices. Eine Gelegenheit für die Dienstleister, die in der Lage sind, ihre Besonderheiten zu verstehen

In ihrem jüngsten Bericht weist die internationale Beratungsfirma McKinsey darauf hin, dass zwischen 2023 und 2030 im asiatisch-pazifischen Raum ein massiver intergenerationeller Vermögenstransfer – auf rund 5,8 Billionen US-Dollar geschätzt – stattfinden wird. Die Ultra High-Net-Worth Individuals dürften rund 60 Prozent dieses Betrags ausmachen. Diese Dynamik hat zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der Single Family Offices in Hongkong und Singapur geführt. Ihre Zahl hat sich seit 2020 vervierfacht, und es gibt mittlerweile fast 4.000 Strukturen. Für all diese Dienstleister, die sich im oberen Preissegment positionieren, ergeben sich aus diesem Generationenwechsel zahlreiche Herausforderungen, die natürlich auch in der Schweiz ihren Niederschlag finden.

Eine Marktchance für Dienstleister

Dieses rasante Wachstum bietet Banken, Versicherern, Multi-Family Offices, Vermögensverwaltern und anderen Wealthtechs zahlreiche Möglichkeiten, spezialisierte Dienstleistungen anzubieten. Family Offices, die verschiedene Aspekte des Familienvermögens – Nachlassplanung, Investitionen, Philanthropie und Steuern – verwalten, unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Grösse und Komplexität. Während Banken und MFOs diesen Sektor historisch dominiert haben, integrieren sich zunehmend Versicherer und Wealthtech-Akteure mit innovativen Lösungen mit dem Vorteil, dass sie manchmal stärker technologieorientiert sind.

Hongkong und Singapur: wichtige Zentren für Family Offices

Hongkong und Singapur haben sich trotz ihrer geringen Grösse als neuralgische Zentren für Family Offices im asiatisch-pazifischen Raum. Zusammen beherbergen diese beiden Städte etwa 15 % der Single Family Offices, die weltweit tätig sind. Sie profitieren unter anderem von attraktiven Steuersystemen, einer klaren Regulierung und gut entwickelten Finanzökosystemen. Im Jahr 2023 verwaltete jede dieser Strukturen durchschnittlich rund 1,3 Milliarden US-Dollar an Offshore-Vermögenswerten und bestätigte damit ihre Schlüsselrolle in der globalen Finanzlandschaft.

Wohlstandsströme und Anpassung der Anbieter

Der Kapitalzufluss nach Hongkong und Singapur kommt hauptsächlich aus dem chinesischen Festland, Indien und Indonesien, aber auch aus Europa und Nordamerika ist ein Anstieg zu verzeichnen, da die Anleger versuchen, ihr Vermögen zu diversifizieren. Dies zwingt die Vermögensverwalter, ihre Strategien zu überdenken und sich an diesen globalen Trend anzupassen.

Verstehen Sie die Besonderheiten der Family Offices im asiatisch-pazifischen Raum.

Die Family Offices in der Region lassen sich in vier Haupttypen einteilen:

  1. Family Offices von visionären Unternehmern. Diese Büros werden von Unternehmern gegründet, die häufig aus der Tech-Branche stammen, und setzen auf Investitionen mit hohem Risiko und hoher Rendite, insbesondere über ihre Netzwerke, um vielversprechende Startups aufzuspüren.
  2. Family Offices von Eigentümern traditioneller Unternehmen. Diese Büros werden von Unternehmern der ersten Generation gegründet und bevorzugen konservativere Investitionen, wobei sie häufig von Banken bei der Finanzberatung unterstützt werden.
  3. Integrierte Family Offices. Diese Büros gehören zu bestehenden Geschäftsaktivitäten und bevorzugen passive Investitionen, die das Kerngeschäft ergänzen.
  4. Professionalisierte Family Offices. Diese ausgefeilten Strukturen verfügen über interne Investmentmanager und verfolgen klar definierte Strategien zum Erhalt oder zur Vermehrung des Vermögens.

Für jede Herausforderung eine Lösung!

Auf die spezifischen Bedürfnisse von Family Offices mit massgeschneiderten Lösungen für die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, einzugehen, kann sich als sehr erfolgreich erweisen. Viele Family Offices leiden beispielsweise unter unzureichenden Governance-Strukturen, die die Transparenz und Entscheidungsfindung beeinträchtigen. Das Angebot von Governance-Beratung und die Einrichtung von Vermittlungsprozessen zum Ausgleich der Familieninteressen sind von entscheidender Bedeutung.

Eine weitere Herausforderung ist die Verwaltung der Betriebskosten, insbesondere die hohen Kosten für die Einstellung von Personal. Outsourcing, optimierte Einstellungsstrategien und Unterstützung bei der Personalbeschaffung sind gefragte Lösungen. Im Bereich der Investitionen fehlt es Family Offices manchmal an Zugang zu massgeschneiderten alternativen Investitionsmöglichkeiten. Die Erleichterung des Zugangs zu Transaktionen, das Angebot von Due-Diligence-Dienstleistungen und die Förderung von Co-Investitionen können hier einen Unterschied machen.

Auf der technologischen Seite beeinträchtigt letzendlich eine häufig veraltete Infrastruktur die Datenverwaltung und die operative Effizienz von Family Offices. WealthTech-Unternehmen, die fortschrittliche Datenmanagementlösungen und Reporting-Tools anbieten, dürften die Erwartungen dieser Strukturen erfüllen.

Anbieter, die in der Lage sind, diese Herausforderungen mit massgeschneiderten Lösungen zu bewältigen, werden einen erheblichen Teil des schnell wachsenden Marktes für Family Offices in Hongkong und Singapur für sich gewinnen und damit ihren langfristigen Erfolg sichern.

Géraldine Monchau

SPHERE

Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands

Single Family Offices

EAM-Lösungen

  • Felix Oeschger & Kurt Moosman
  • Vorstandsmitglied & Präsident
  • Swiss Single Family Office Association

«Family Offices tragen bedeutend zum Wohlstand unseres Landes bei»

Rund 250 bis 300 Single Family Offices verwalten in der Schweiz gegen 600 Milliarden Franken und sind damit ein bedeutender Teil der Vermögensverwaltungsindustrie. Dies zeigt der Bericht der SFOA, der gemeinsam mit der Universität St. Gallen und der UBS erstmals publiziert wurde. Kurt Moosmann und Felix Oeschger nehmen zu den Ergebnissen und den Branchenentwicklung Stellung.

Wie würden Sie die Schweizer Single-Family-Office-Landschaft beschreiben?

Kurt Moosmann. Die Schweizer Single Family-Offices agierten in der Vergangenheit sehr zurückhaltend. Sie traten nur selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Dies ist vor allem der hiesigen Kultur der Diskretion geschuldet. Eine Mehrheit der Family Offices verwaltet aber auch Anteile von Familienunternehmen, die von der Gesellschaft deutlich mehr wahrgenommen werden. Die Branche ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen. Dies liegt auch daran, dass ausländische Unternehmer und vermögende Privatpersonen in die Schweiz zogen. Massgebend dafür sind nicht zuletzt die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der starke Finanzplatz. Heute spielen Single Family Offices eine gewichtige volkswirtschaftliche Rolle in der Schweiz.

Wie unterstützt die neu gegründete Swiss Family Office Association ihre Mitglieder?

Felix Oeschger. Die SFOA wurde aus dem Bedürfnis heraus gegründet, eine einheitliche Stimme für Family Offices in der Schweiz zu schaffen. UUnsere Ambition ist es, dass der Verband die koordinierte und wirkungsvolle Interessensvertretung der in der Schweiz ansässigen Single Family Offices ermöglicht. Dazu zählt nicht zuletzt auch die Festlegung neuer Governance- und Industriestandards, die Förderung von Fachwissen und die Kontaktpflege zu Behörden und Parlamentarier. Diese Kontakte sind gerade im Hinblick auf die sich anbahnenden regulatorischen Anforderungen für uns wichtig.

Wir erachten aber auch die weitere Professionalisierung der Family Offices als eine unserer Kernaufgaben. Wir sind daher in Partnerschaften mit akademischen Institutionen wie dem International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne eingegangen, um auf Family-Office-Experten zugeschnittene Programme und Zertifizierungen anzubieten.

Ein Schwerpunkt ist die Regulierung. Was sind hier die Herausforderungen?

Kurt Moosmann. Die globale Zunahme von Privatvermögen hat zu einem raschen Anstieg der Anzahl von Single Family Offices geführt. Zunehmend sind auch Unternehmerfamilien daran interessiert, ihre vielfältigen Bedürfnisse durch ein vom Unternehmen getrenntes Family Office zu verwalten, denn oft gehen diese Interessen weit über das operative Unternehmen hinaus. Die digitale Transformation, die steuerlichen und geopolitischen Entwicklungen sowie die Wünsche der nächsten Generation, neue Technologien und entsprechende Anlagemöglichkeiten zu erkunden, sind massgebend für die Entwicklung der Bedürfnisse, Visionen und Wünsche von Familien. An dieser Dynamik müssen sich die Family Offices ausrichten.

Es versteht sich von selbst, dass deshalb für uns der Austausch mit Behördenvertretern ein wichtiger Teil unserer Arbeit darstellt. Wir wollen sicherstellen, dass das wirtschaftliche und regulatorische Umfeld für das Wachstum und die Nachhaltigkeit von Family Offices in der Schweiz förderlich bleibt. Grosse Sorge bereitet uns aktuell die Erbschaftsinitiative der Jungsozialisten.

Welche Aussagen im Bereich der Regulierung hat Sie aufhorchen lassen?

Kurt Moosmann. Zu den wichtigsten Herausforderungen der SFO gehört die Sicherstellung attraktiver Rahmenbedingungen. Um die Standortattraktivität für SFOs zu erhöhen, prüfen wir mittelfristig die Idee eines auf Selbstregulierung basierenden Zulassungssystems zum Schutz der Branche. Diese Idee findet unter unseren Mitgliedern klare Unterstützung. Als ersten Schritt haben wir nun die Erarbeitung von gemeinsamen Best Practices begonnen, die sodann zum führenden Industriestandard führen sollen.

Welche sind die wichtigsten Ergebnisse des Berichts „Swiss Single Family Office Landscape“, der diesen Frühling publiziert wurde?

Felix Oeschger. Letztlich ist es die Summe der Informationen, die ein genaueres Bild über die Branche schaffen. Persönlich überrascht war ich, davon wie gross die Family Office Branche ist. Das Nettovermögen, das von Family Offices verwaltet wird, wird auf konservativ CHF 600 Milliarden geschätzt, wobei ein erheblicher Teil auf Familienunternehmen und strategische Beteiligungen entfällt. Ungefähr 70 Prozent der SFOs haben ein Familienunternehmen und 82 Prozent halten strategische Investitionen, vor allem in den Bereichen Immobilien, Industrie und Finanzwesen. Ein sehr wichtiger Punkt ist auch die geographische Orientierung der Single Family Offices, da rund ein Drittel des gesamten Vermögens in der Schweiz investiert wird. Die wirtschaftliche Bedeutung ist somit signifikant und trägt bedeutend zum Wohlstand des Landes bei.

Welche Trends werden die Zukunft der Schweizer SFOs prägen und wie gehen diese mit der Frage der Nachfolgeplanung um?

Kurt Moosmann. Wir sehen einen anhaltenden Trend zur Professionalisierung und Spezialisierung. Entscheidend scheint mir die Tatsache, dass die SFOs an der Schnittstelle zwischen Family und Corporate Governance stehen, und die Unternehmensnachfolge massgeblich prägen. Diese fiduziarische Verantwortung zu Gunsten der nächsten Generation(en) gilt es hervorzuheben und neue Wege anzustossen, welche es uns erlauben wird, die Familienvermögen strukturiert, geordnet und erhaltend zu übertragen.

Hierzu gilt es, die notwendige Rechtsgrundlage sicherzustellen. Es kann nicht im Interesse der Schweiz sein, dass heute eine Schweizer Familie mit grösseren Betriebsvermögen ins Ausland gehen muss, um den Nachlass ordentlich und nicht konfiskatorisch auf die Nachkommen zu transferieren. Mit einem geordneten Übergang wird nicht nur sichergestellt, dass das Finanz- und Humankapital werterhaltend weitergegeben wird. Vielmehr erhöht man dadurch auch die Chancen, dass die Wertschöpfung weiterhin in der Schweiz stattfindet.

Was sind Ihre wichtigsten Prioritäten für den SFOA in den kommenden Jahren?

Kurt Moosmann. Ich bin von der Bedeutung der weiteren Professionalisierung unserer Branche überzeugt. Dazu müssen wir das Bildungsangebot weiter stärken. Nur so sind wir in der Lage, Familien in der nachhaltigen und generationenübergreifenden Planung zu unterstützen. Wichtig sind aber auch die Rahmenbedingungen. Die zunehmend unternehmenskritische Atmosphäre in der Schweiz bereitet uns grosse Sorgen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, welche die nachhaltige Entwicklung des Unternehmertums garantieren. Es gilt wieder vermehrt darauf zu achten, dass die Familienunternehmen als Wirbelsäule unsere Volkswirtschaft wahrgenommen werden, die es zum Wohle einer breiten Gemeinschaft zu schützen und zu fördern gilt.

Felix Oeschger. Ich kann dem nur zustimmen. Als Standesorganisation wollen wir unseren Mitgliedern ermöglichen, gegenseitig voneinander zu lernen. Wir müssen aber unserer Anliegen auch verstärkt gegen aussen vermitteln. Hinter Family Offices stecken oft Familienunternehmen, die einen massgebenden Beitrag an den Wohlstand in der Schweiz leisten. Viele Family Offices investieren gerne in innovative Start-ups und Wachstumsunternehmen, oder tragen mit ihren Stiftungen massgeblich dazu bei, dass Kultur, Kunst, Sport und andere öffentliche Interessen alimentiert werden.

Das bringt nicht nur finanzielle Erträge, sondern hilft auch dabei, ein dauerhaftes Vermächtnis zu schaffen, das mit den Werten der Familie übereinstimmt. So hat beispielsweise ein Family Office vor kurzem einen nahtlosen Übergang der Führung an die nächste Generation ermöglicht und gleichzeitig eine bedeutende Bildungsstiftung ins Leben gerufen. Diese Geschichten verdeutlichen die vielfältigen und sinnvollen Beiträge, die Family Offices über die Vermögensverwaltung hinaus leisten.

Kurt Moosmann & Felix Oeschger

Swiss Single Family Office Association

Dr. Kurt Moosmann ist Präsident der SFOA und Executive Vice-Chairman der Elsa Peretti Holding. Daneben agiert er als Verwaltungsrat in Familienunternehmen und ist als Stiftungsrat tätig. Davor verantwortete er in leitender Funktion Family Offices im In-und Ausland.

Felix Oeschger ist heute Strategie-Chef der Gaydoul-Group und Vorstandsmitglied der SFOA. Davor war er in verschiedenen leitenden Funktionen in der Vermögensverwaltung tätig.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands

Prävention

EAM-Lösungen

  • Henri Corboz
  • Rechtsanwalt
  • PBM Avocats

Outsourcing erweitert das Risikoportfolio um eine weitere Schicht

Die Risiken, die mit Outsourcing verbunden sind, stehen heute im Zentrum der Aufmerksamkeit der FINMA. Die Auslagerung der Compliance oder des Risikomanagements kann daher für unabhängige Vermögensverwalter zu erheblichen Komplikationen führen. Als ob sie davon nicht schon genug hätten.

Das FINIG schreibt unabhängigen Vermögensverwaltern ab einem bestimmten Risikoniveau ein unabhängiges Risikomanagement und eine unabhängige Compliance vor. Diese Anforderung, die bei der Genehmigung strikt durchgesetzt wurde, führte zu zahlreichen Auslagerungen. In ihrem Risikomonitor 2023 und ihrer Mitteilung 2024 zu operationellen Risiken drängt die FINMA auf höhere Anforderungen an solche Auslagerungen.

Fokus auf operationelle Risiken
Die Mitteilung 2024 ist zwar formell an die Verwalter von Kollektivvermögen gerichtet, erwähnt aber die individuelle Vermögensverwaltung im Hinblick auf Rechts- und Compliance-Risiken. Nach Ansicht der Behörde wurde dem Wissen und der Erfahrung der Anbieter im Umgang mit operationellen Risiken zu wenig Bedeutung beigemessen. Insbesondere würden ausgelagerte Aktivitäten beim Management dieser Risiken nicht ausreichend berücksichtigt.
Diese Sorge spiegelt sich im Risikomonitor 2023 wider, in dem das Outsourcing als zusätzliches Risiko dargestellt wird. Die FINMA überwacht diese Risiken durch Vor-Ort-Kontrollen und die Analyse von Aufsichts- und Prüfdaten.

Diese Sorge spiegelt sich im Risikomonitor 2023 wider, in dem das Outsourcing als zusätzliches Risiko dargestellt wird. Die FINMA überwacht diese Risiken durch Vor-Ort-Kontrollen und die Analyse von Aufsichts- und Prüfdaten.

Fehlende Richtlinien
Weder das Rundschreiben zu den Risiken 2017 vom 17. Januar noch das am 23. Januar veröffentlichte, auf operationelle Risiken beschränkte Rundschreiben 2023 zielen direkt auf die UVVs ab. Dasselbe gilt für die Mitteilung über die Risiken der Geldwäsche vom Mai 2023. Von den Dienstleistern, die die unabhängigen Vermögensverwalter betreuen, wird in der Regel ein Konzept für das Risikomanagement erwartet. Auch neu ist, dass die FINMA offenbar systematisch einen Ansatz für Cyberrisiken anstrebt.

Vorteile und Risiken des Outsourcings
Die FINMA hat die Vorteile des Outsourcings erkannt. Flexibilität, Innovation und bessere operative Widerstandsfähigkeit werden unter anderem genannt. Sie ist jedoch der Ansicht, dass Ausfälle von wichtigen Dienstleistern untrennbar mit erheblichen Risiken verbunden sind. Sie führte weiter aus, dass die Überwachung der Dienstleister und der Risiken, die sie darstellen, für einen reibungslosen operativen Ablauf unerlässlich sind.

Für unabhängige Vermögensverwalter ist es zweifellos schwierig, diese enge Überwachung umzusetzen, es sei denn, sie ernennen einen COO, der für die Auslagerungen verantwortlich ist.

Nach wie vor wird die Internalisierung von Funktionen bei der UVV bevorzugt. In dieser Hinsicht ist die operative Widerstandsfähigkeit alles andere als gegeben, sobald sie den Unwägbarkeiten des Arbeitsrechts unterworfen ist. Ein vergleichender Ansatz zwischen der Internalisierung und des Outsourcings von Compliance- und Risikomanagementfunktionen für vergleichbare UVVs fehlt. Die Forderung nach Unabhängigkeit von ertragserzielenden Tätigkeiten ist hier ebenso wichtig.

Welcher Risikoansatz für UVVs?
Bei den Prüfungen konzentrieren sich die Aufsichtsbehörden auf die Risiken im Bereich GwG, FIDLEG und FINIG und verfolgen einen regulatorischen Ansatz gegenüber den UVVs. Einige Faktoren, die Risiken verschärfen oder abschwächen, werden noch analysiert.

Die UVVs müssen vor der Genehmigung eine Risikomatrix vorlegen, die oft als Grundlage für Kontrollpläne dient. Da diese Matrizen zu standardisiert sind, stimmen sie oft nicht mit den Aktivitäten des UVV überein. Sie sind zu spezifisch, um die Punkte zu erfassen, die bei der Prüfung der GwG-, FIDLEG- und FINIG-Risiken erwartet werden. Sie umfassen oftmals regulatorische, betriebliche und finanzielle Risiken in gleichem Masse.

Eine Fokussierung auf operationelle Risiken und die damit verbundenen regulatorischen und Cyberrisiken würde die Erwartungen an das Management dieser Risiken verbessern. Die FINMA bringt dies in ihrer Mitteilung 2024 klar zum Ausdruck: «[Es wurde] zu wenig Wert auf die Kenntnisse und Erfahrungen der betreffenden Dienstleister im Bereich des Managements operationeller Risiken gelegt».

So wurde beispielsweise kritisiert, dass einige Einrichtungen nicht erkannt hätten, dass sie Cyberangriffe auf ihr Unternehmen melden müssten. Auch ein falsches Verständnis und eine fehlende Kontrolle der Crossborder-Problematik werden genannt. All dies sind Elemente, die zu den operationellen Risiken gehören.

Das GwG als Grundlage für Compliance und Risikomanagement
Bei der Genehmigung ist eine Analyse der Risiken der Geldwäsche erforderlich. In ihrer Mitteilung 2023 erwartet die FINMA quantifizierte Indikatoren, die sich auf Kennzahlen beschränken. Laut dem Rundschreiben zu den Risiken von 2017 setzt die Begrenzung des Geldwäscherisikos eine angemessene Definition der Risikotoleranz durch die Einrichtung voraus. Angesichts der strafrechtlichen Normen ist es kaum vorstellbar, dass diese Schwelle anders als niedrig sein könnte. Zuletzt weist die FINMA darauf hin, dass die Beobachtungen und Erfahrungen aus der Mitteilung von 2023 analog für die UVVs verwendet werden können.

Verhaltensregeln des FIDLEG
Der Entwurf des Rundschreibens vom Mai 2024 befasst sich mit bestimmten Finanz- und Marktrisiken, wie z. B. die Konzentration. Interessenkonflikte und Retrozessionen sind jedoch in erster Linie eine Frage der operationellen und regulatorischen Risiken.

Der Vermögensverwalter kann die Kontrolle der operationellen Risiken nicht mit einem quantitativen oder gar statistischen Ansatz für die Risiken, insbesondere die finanziellen Risiken, nach dem Vorbild einer Bank gleichsetzen. Die Trennung von Risiken und Compliance ist manchmal kompliziert umzusetzen. Letztendlich sind zu hohe und vor allem zu weitreichende Erwartungen an das Risikomanagement untrennbar mit einem schlechten Ergebnis verbunden. Es ist daher auch das relativ ausgefallene Konzept des Risikomanagements des UVV, das zu Fehlern führen kann. Dies gilt unabhängig davon, ob die Compliance und das Risikomanagement getrennt oder einheitlich, ausgelagert oder nicht ausgelagert sind.

Die Erwartungen an das Risikomanagement von unabhängigen Vermögensverwaltern müssen realistisch und angemessen sein, um ein effektives Ergebnis zu gewährleisten. Daher ist ein legitimes und auf die Vermögensverwalter zugeschnittenes Konzept für das Risikomanagement erforderlich.

Eine Lockerung der Anforderungen in Bezug auf die Unabhängigkeit des Risikomanagements und der Compliance würde eine Gesetzesänderung voraussetzen. In dieser Form wird das Outsourcing dieser Funktionen für viele Vermögensverwalter unumgänglich bleiben, unabhängig davon, ob sie als Risiko eingestuft werden oder nicht.

Henri Corboz

PBM Avocats

Henri Corboz ist Rechtsanwalt und Leiter der Abteilung für Regulierung und Compliance bei PBM Avocats. Er ist für regulatorische und Compliance-Themen und die damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten zuständig. Ferner befasst er sich mit der Strukturierung von Investmentfonds und Trusts.

Corboz war in der wichtigsten Bewilligungsphase von 2021 bis 2023 Leiter der OS-AOOS in der französischen Schweiz. Vor seinem Wechsel in die Kapitalmarktabteilung von Crédit Agricole (Suisse) im Jahr 2011 war er als Anwalt tätig. Im Jahr 2014 wurde er Head of Legal & Compliance bei einem Fondsmanager und wechselte 2015 zu einer Kanzlei mit Niederlassungen in Genf, Paris und Luxemburg. Im Jahr 2017 kehrte er zu CA Indosuez (Switzerland) zurück, wo er den AIA (automatischer Informationsaustausch), die FATCA-Amtshilfe und die QI-Compliance implementierte.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands

Regulierung

EAM-Lösungen

  • Marianne Bourgoz Gorgé
  • Mitglied der Geschäftsleitung, Leiterin der Abteilung Asset Management

  • FINMA

Bewilligungsphase für Vermögensverwalter und Trustees auf der Zielgeraden

Mit über 86% abgeschlossener Gesuche per Ende Juli 2024 neigt sich der Bewilligungsprozess für Vermögensverwalterinnen, Vermögensverwalter und Trustees dem Ende zu. Nun stützt sich die FINMA auf Aufsichtsorganisationen, um die laufende Aufsicht sicherzustellen.

Der Bewilligungsprozess für Institute, die vor dem Inkrafttreten des FINIG aktiv waren und von der Übergangsfrist profitieren, steht vor dem Abschluss. Bis Ende Juli 2024 konnten bereits mehr als 86% der Bewilligungsgesuche bearbeitet werden. Mit diesem Prozess hat die FINMA die Organisation der auf dem Schweizer Markt tätigen Vermögensverwalter und Trustees gestärkt, indem sie insbesondere für neue oder formalisierte Kontrollen und Prozesse sorgt. Die von der FINMA erteilten Bewilligungen für Vermögensverwalter und Trustees sind ein Qualitätsmerkmal. Der Bewilligungsprozess hat damit zur Bereinigung des Schweizer Finanzmarktes beigetragen. Einige Akteure waren dabei nicht in der Lage, die gesetzlichen Bewilligungsvoraussetzungen zu erfüllen. Sie mussten sich neu organisieren, indem sie z.B. alle bewilligungspflichtigen Vermögensverwaltungsaktivitäten einstellten.

Aktueller Stand zu Bewilligungs- und Änderungsgesuche

Der FINMA lagen bis zum 31. Dezember 2022 1699 Bewilligungsgesuche vor. Ende Juli 2024 waren 86,5% der Bewilligungsgesuche, die vor Ablauf der Übergangsfrist eingereicht worden waren, entweder genehmigt, abgelehnt oder vom Institut zurückgezogen worden. Die Bewilligungsgesuche der verbleibenden Institute wurden bereits 2023 beschleunigt bearbeitet. Die Bearbeitungszeit für die verbleibenden Bewilligungsgesuche verlängert sich aufgrund der Komplexität der Geschäftsmodelle und der Qualität der Unterlagen, die den Gesuchen beigefügt wurden. Verzögerungen bei Antworten aufseiten der verbleibenden Institute führen ebenfalls zu einer längeren Bearbeitungszeit, obwohl die FINMA ein standardisiertes Mahnverfahren zwecks Überwachung der ausstehenden Antworten eingeführt hat.

Bei der FINMA sind zudem seit dem 1. Januar 2023 mehr als 100 neue Bewilligungsgesuche eingegangen. Zusätzlich reichen bereits zugelassene Vermögensverwalter und Trustees monatlich rund 100 Änderungsgesuche ein. Sie müssen jede als wesentlich eingestufte Änderung der Bewilligungsvoraussetzungen der Aufsichtsorganisation und der FINMA melden. Die Änderungen erfordern eine vorherige Genehmigung durch die FINMA. Sie betreffen sowohl die Organisation der Institute als auch ihre Governance. Die Bearbeitung der Änderungen beansprucht die Ressourcen zwar stark, ist jedoch notwendig, da die gesetzlich vorgeschriebenen Bewilligungsvoraussetzungen eingehalten werden müssen.

Die FINMA bevorzugt einen risikobasierten Ansatz in ihrem Bewilligungsprozess

Zusammen mit den Bewilligungsgesuchen beurteilt die FINMA die Geschäftsmodelle mit Hilfe eines risikobasierten Ansatzes nach dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit. Je mehr Risiken das Geschäftsmodell birgt, desto vertiefter erfolgt die Prüfung. Zum Teil identifizierte die FINMA auch bestimmte erhöhte Risiken, die in der Regel eine Trennung der Kontrollfunktionen (Risk Compliance) und der ertragsgenerierenden Aktivitäten erfordern. Zu diesen erhöhten Risiken gehören unter anderem die Verwaltung von Vermögenswerten von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken und die De-minimis-Verwaltung von kollektiven Kapitalanlagen oder von Vorsorgeeinrichtungen.

Besondere Risiken bestehen auch im Zusammenhang mit den Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung. Ebenso bestehen sie im Zusammenhang mit der Einhaltung von Sanktionen, insbesondere bei Geschäftsmodellen mit einem grossen Kundenstamm im Ausland, die ausländische Depotbanken nutzen. Darüber hinaus müssen Finanzdienstleister den Risiken von Interessenkonflikten und der Verwendung unbegrenzter Vollmachten besondere Aufmerksamkeit schenken.

Derzeit weist die Mehrheit der zugelassenen Institute eines oder mehrere dieser erhöhten Risiken auf. Im Rahmen des Bewilligungsprozesses können die Institute in Zusammenarbeit mit ihren Aufsichtsorganisationen und der FINMA Massnahmen formalisieren, um die identifizierten Risiken durch geeignete organisatorische Massnahmen zu mindern.

Die Entwicklung der Auslagerung von Aufgaben im Bereich Risk Compliance

Im Rahmen des Bewilligungsprozesses hat die FINMA festgestellt, dass mehr als die Hälfte der bewilligten Institute ihre Kontrollfunktionen (Risk Compliance) an externe Dienstleister auslagern. Folglich stehen diese Anbieter unter besonderer Beobachtung der FINMA, insbesondere da sie für die Institute eine zweite Verteidigungslinie darstellen. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es keine gesetzliche Grundlage für eine Anerkennung oder Zertifizierung von im Finanzbereich tätigen Dienstleistern durch die FINMA gibt.

Unter Berücksichtigung der Auslagerungen, die von den bereits bewilligten Instituten vorgenommen wurden, zeichnet sich ein Trend hin zu einer Konzentration der Mandate auf etwa zwanzig Dienstleister ab. Dabei bleiben die Institute für die Auswahl der für die Kontrollfunktionen Mandatierten und für die Qualität und Relevanz der von den Dienstleistern durchgeführten Kontrollen verantwortlich. Da viele Vermögensverwalter und Trustees auf diese Dienstleister zurückgreifen, ist es unerlässlich, dass sie über die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen, insbesondere im Hinblick auf das Risikomanagement, verfügen, um ihre Aufgaben angemessen zu erfüllen. Dadurch werden die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und die gewünschte Unabhängigkeit der oben genannten Kontrollfunktionen ist gewährleistet.

Die laufende Aufsicht durch die Aufsichtsorganisationen

Im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht (einschliesslich der Prüftätigkeit) werden die zugelassenen Vermögensverwalter und Trustees von den Aufsichtsorganisationen entsprechend den in ihrem Geschäftsmodell identifizierten Risiken beaufsichtigt. Für jedes beaufsichtigte Institut wenden sie die Aufsichtsmassnahmen an, die im Verhältnis zum ermittelten Risiko stehen. Dabei verwenden sie ein individuelles Rating, das auf der Analyse von Prüfberichten und anderen ihnen zur Verfügung stehenden Instrumenten der laufenden Aufsicht beruht. Diese Risikobewertung ist dynamisch, d.h. es ist den Aufsichtsorganisationen möglich, sie bei Bedarf jederzeit und individuell anzupassen.

Die FINMA greift als letztes Mittel dann ein, wenn es der Aufsichtsorganisation nicht gelingt, den ordnungsgemässen Zustand wiederherzustellen, nachdem sie alle ihr zur Verfügung stehenden Aufsichtsinstrumente eingesetzt hat oder schwere Verletzungen der Finanzmarktgesetze oder andere Missstände zu beheben sind. In einem solchen Fall wird der Beaufsichtigte unter die Intensivüberwachung der FINMA gestellt, die als ultima ratio auch Enforcement-Massnahmen und Sanktionen gegen den Beaufsichtigten verhängen kann, um den ordnungsgemässen Zustand wiederherzustellen. Die FINMA ist auch zuständig für die Genehmigung von Änderungen der Bewilligungsbedingungen nach der Erteilung der Bewilligung (wie oben erwähnt) sowie für die Erteilung von Bewilligungen an Aufsichtsorganisationen und deren Überwachung.

Dieses zweistufige Aufsichtsmodell erfordert eine enge Koordination zwischen der FINMA und den fünf Aufsichtsorganisationen. Der Informationsaustausch ermöglicht es den Aufsichtsorganisationen, ihre laufende Aufsicht auszuüben und die Vorgaben der FINMA für die Beaufsichtigung von Vermögensverwaltern und Trustees umzusetzen. Die FINMA gibt den Aufsichtsorganisationen bei der Durchführung ihrer Aufsichtstätigkeit einheitliche Richtlinien vor, um eine Aufsichtsarbitrage zwischen den fünf Aufsichtsorganisationen zu vermeiden.

So neigt sich die Übergangsphase und die Überführung in die gesetzlichen Verhältnisse der vor dem Inkrafttreten bereits tätigen Institute dem Ende zu und macht dem zweistufigen Aufsichtsmodell Platz. Die Branche zählt nunmehr auf die Aufsichtsorganisationen, um sicherzustellen, dass die organisatorische, finanzielle und personelle Stärkung von Vermögensverwaltern und Trustees gemäss den rechtlichen Rahmenbedingungen durch eine angemessene laufende Aufsicht aufrechterhalten wird. Die Aufsichtsorganisationen spielen damit eine zentrale Rolle im dualen Aufsichtsmodell, da sie die erste Anlaufstelle für Vermögensverwalter und Trustees sind.

Marianne Bourgoz Gorgé

FINMA.

Marianne Bourgoz Gorgé hat einen Masterabschluss in Mathematik der ETH Lausanne. Sie begann ihre Karriere 1999 in der Abteilung Risk Management der Credit Suisse First Boston in Zürich. 2002 wechselte sie zur UBS in Zürich, wo sie nach zwei Jahren im Team Group Issuer Risk während mehreren Jahren als Executive Director und Teamleiterin für die Risikokontrolle der UBS Group Treasury verantwortlich war. Anschliessend war sie acht Jahre als Group Chief Risk Officer bei der Genfer Kantonalbank tätig. Marianne Bourgoz Gorgé ist seit September 2022 Leiterin des Geschäftsbereichs Asset Management und Mitglied der Geschäftsleitung der FINMA.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Case postale 1806
CH-1211 Genève 1

P +41 22 566 17 32

© 2023 Sphere Magazine

Website erstellt von Swiss House of Brands