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Stablecoins wecken Begehrlichkeiten

Stablecoins wurden durch steigende Zinsen beflügelt. Die verschiedenen Emittenten liefern sich eine erbarmungslose Schlacht um Marktanteile, und die Aufsichtsbehörden, vor allem in den USA, ziehen die Zügel an, um einen weiteren Skandal im Universum der digitalen Assets zu verhindern. Von Christophe Magnin AtonRâ

Stablecoins spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem der Kryptowährungen. Da sie an einen Basiswert – in der Regel an den US-Dollar – oder an einen Korb von Vermögenswerten gekoppelt sind, unterliegen Stablecoins anders als der Bitcoin oder andere Kryptos keinen Schwankungen und dienen daher als Reservewert. Sie beruhen auf verschiedenen Blockchain-Protokollen und nutzen deren attraktive Vorteile im Vergleich zu traditionellen Währungen. Aus diesem Grund sind sie fortlaufend verfügbar, können praktisch in Echtzeit verkauft werden und bieten eine Gewisse Transparenz und Rückverfolgbarkeit.

Die Einsatzmöglichkeiten von Stablecoins sind breit gestreut. Aufgrund ihres Designs stellen sie die Verbindung zwischen der traditionellen Finanzwelt und ihrem digitalen Pendant her. Immer mehr Online-Händler erweitern ihre Zahlungsmethoden und bieten Zahlungen mit Stablecoins an, wodurch insbesondere internationale Geldtransfers für einen Bruchteil der üblichen Kosten ermöglicht werden.

In der dezentralen Finanzwirtschaft werden Stablecoins für die Aufnahme und Vergabe von Krediten oder die Bereitstellung von Liquidität an dezentralen Börsen und für andere DeFi-Protokolle verwendet. Institutionelle Investoren verwenden Stablecoins für den Kauf, Verkauf oder Swaps ihrer Krypto-Allokation.

Ein gewaltiger Markt

Noch Ende 2019 waren Stablecoins im Wert von unter 5 Milliarden US-Dollar im Umlauf – inzwischen hat der Vormarsch von Kryptos ganz neue Fakten geschaffen. Mittlerweile entfallen auf die Akteure etwa 135 Milliarden US-Dollar, wenngleich die Zahl infolge mehrerer Skandale und Betrugsfälle, von denen die Branche 2022 erschüttert wurde, leicht rückläufig ist. Da die Digitalisierung unaufhörlich voranschreitet und die Tokenisierung aller Arten von Vermögenswerten unmittelbar bevorsteht, dürfte der Markt für Stablecoins künftig ein kräftiges Wachstum verzeichnen

ein echter Glücksfall für seine Emittenten. Mehr Stablecoins im Umlauf bedeutet aber auch mehr Reserven, die zu verwalten und wohl auch zu investieren sind. Inzwischen werden über 100 verschiedene Stablecoins auf dem Markt angeboten. Obwohl jeder spezifische Konstruktionsmerkmale aufweist, sind die wichtigsten Stablecoins mit klassischen Basiswerten besichert. Einige halten nur Cash, andere legen die Einlagen in eher kurzfristige Zinsinstrumente an. Infolge des Höhenflugs der US-Zinsen konnten die Emittenten Milliarden von Dollar mit Investitionen erzielen, die eine stabile Kopplung an den Referenzwert garantieren. Diese Anlageerträge sind fast mit einer Nettomarge vergleichbar, zumal die Inhaber von Stablecoins in der Regel keine Zinsen aus den Reserven erhalten.

Doch es gibt einige Probleme: Über 90% des Markts entfallen auf nur 4 Stablecoins – USDT, USDC, BUSD und DAI, wobei der Marktanteil des von Tether verwalteten USDT bei über 50% liegt. Dieser Stablecoin profitiert davon, dass er einer der ersten Player am Markt war, und dass er entscheidende Beziehungen zu den grössten Handelsplätzen aufbauen konnte. Problematisch ist allerdings die Transparenz in Bezug auf die Reserven, die als Sicherheit dienen. Obwohl das Unternehmen seine Transparenz verbessert hat, werden immer noch 15% bis 20% der Reserven in illiquide und volatile Assets wie Kryptowährungen, Darlehen, Unternehmensanleihen usw. investiert. Bei Ausbruch einer Panik bei den Anlegern könnte Tether zum Verkauf dieser Vermögenswerte mit einem Abschlag gezwungen sein, wodurch der USDT seine Parität mit dem US-Dollar einbüssen würde.

Im Visier der Aufsichtsbehörde

Mehrere US-Behörden beschäftigen sich mit dem Design von Stablecoins mit dem Ziel, die Risiken für Kleinanleger und das Finanzsystem als Ganzes zu senken. Auf den Punkt gebracht: Wenn die Reserven aus Finanzinstrumenten bestehen, dann wird der Stablecoin als Finanzinstrument betrachtet. So wies die US-Wertpapierbehörde SEC den in den USA ansässigen Emittenten des BUSD, Paxos, an, die Ausgabe des BUSD gänzlich einzustellen. Die Reserven waren unter anderem in langfristige US-Staatsanleihen investiert worden.

Andere Stablecoins, insbesondere der USDC von Circle und Coinbase, versuchen, durch das Raster der Behörden zu fallen, indem sie ein „E-Money“ anbieten, dessen Sicherheiten nur aus Cash und T-Bills mit einer Laufzeit von 90 Tagen bestehen. Hochwertige Sicherheiten bedeuten nicht unbedingt, dass es kein Risiko gibt. Der USDC verlor zeitweise seinen Peg zum Dollar, während ein Teil des Bargelds bei der nicht mehr existierenden Silicon Valley Bank (SVB) hinterlegt war.

Eine Zwangseinstellung des USDT oder USDC könnte die Liquidität des Krypto-Markts in Mitleidenschaft ziehen. Allerdings hat diese Branche bereits vielfach bewiesen, dass sie sich erholen und an einen neuen Status quo anpassen kann. Die Finanzinnovation mittels Blockchain steht erst am Anfang, doch Stablecoins dürften auch weiterhin eine wichtige Rolle im Ökosystem einnehmen, zumindest solange, bis digitale Zentralbankwährungen zur Verfügung stehen. Doch angesichts der Dynamik dieser Projekte in den Industrieländern sehen Stablecoins lukrativen Zeiten entgegen!

 

Christophe Magnin

AtonRâ

Christophe Magnin, CFA, ist Head of Investments von AtonRâ Partners, ein Spezialist für thematische Investments mit Sitz in Genf. Er verantwortet vor allem Strategien im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Finanzdienstleistungen. Zuvor war Magnin Investmentmanager bei And Private Wealth und Mitglied des Investmentteams der Banque Hinduja. Christophe Christophe Magnin verfügt über einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften der HEC Lausanne und einen Master in Financial Engineering der Nanyang Technological University in Singapur.

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