Die komplette Reihe
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- Cathy Hepworth
- Head of Emerging Markets Debt
- PGIM
„Die neuen globalen Handelsdynamiken haben ausgewählten Schwellenmärkte geholfen.“
Trotz globaler Unsicherheiten sind Anleihen aus Schwellenländern weiterhin ein Renditetreiber. Während ein schwächerer Dollar und sinkende Inflation die finanziellen Bedingungen entspannen, deutet die Kombination aus stabilem Wachstum, robuster Zahlungsbilanz und attraktivem Carry darauf hin, dass Schwellenländer weiterhin eine Outperformance erzielen werden.
Von Jérôme Sicard
Wie würden Sie das aktuelle Risiko-Rendite-Verhältnis für Anleihen aus Industrie- und Schwellenländern beschreiben?
Mittelfristig sind die Schwellenländer nach wie vor eine der wenigen Regionen mit robustem Wachstumspotenzial. Ein schwächerer Dollar und eine rückläufige Inflation dürften zu einer Lockerung der finanziellen Rahmenbedingungen führen, während eine starke Zahlungsbilanzdynamik und eine Reihe positiver Reformen das Wachstum der Schwellenländer auf rund 4 % ankurbeln und damit ihre Widerstandsfähigkeit unterstreichen dürften. Auch die Qualität des Wachstums verbessert sich leicht, da es weniger kreditgetrieben ist und stärker durch Exporte und Investitionen gestützt wird. Gleichzeitig stärken verbesserte institutionelle Rahmenbedingungen das Vertrauen der Anleger.
Die Kombination aus strengeren makroökonomischen Ankern, gesünderen externen Puffern und besseren Schuldenstrukturen deutet auf eine grössere Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer hin. Ratingagenturen haben diese Dynamik in den letzten Jahren mit Aufwertungen belohnt, während nur wenige Länder herabgestuft wurden. Das positive Wachstumsumfeld stützt somit die Gesamtrenditen innerhalb des Sektors. Das Wachstumsgefälle zwischen Industrie- und Schwellenländern dürfte auch weiterhin dafür sorgen, dass Schwellenländeranleihen eine Outperformance gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern erzielen.
Was sind die wichtigsten Unterschiede in der Liquidität zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen in Schwellenländern?
Die Fundamentaldaten der Unternehmen in Schwellenländern sind grundsätzlich weiterhin robust. Die Fähigkeit zur Schuldentilgung hat sich verbessert, da die Emittenten proaktiv Schuldenrückkäufe durchgeführt und Laufzeiten verlängert haben. Darüber hinaus wird die Bedienungen der Auslandschulden für Unternehmen durch die Stärke der jeweiligen Länderwährungen erleichtert. Desweiteren haben die lokalen Finanzmärkte mehr Möglichkeiten für Refinanzierungen eröffnet. Dies hat zu einer gewissen Stabilität im Unternehmenssektor geführt, auch wenn die operativen Margen unter Druck stehen.
Staatsanleihen hingegen profitieren von einer soliden Zahlungsbilanz und makroökonomischen Ankern, wodurch ihre Liquidität insgesamt höher und stabiler erscheint. Unternehmensanleihen sind hingegen stärker von den Marktbedingungen, globalen Kapitalströmen und sektorspezifischen Risiken abhängig. Der Markt ist auch kleiner, was die Händlergemeinschaft für Titel unterhalb der Investment-Grade-Kategorie betrifft. Infolgedessen wirken sich negative Nachrichten stärker auf die Preise aus, oft über das Mass hinaus, das der fundamentale Wert vermuten lassen würde.
Wie wirken sich politische Risiken derzeit auf die Kreditspreads in Schwellenländern aus?
Politische Entwicklungen spielen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Kreditspreads. Die Wahlkalender in Ländern wie Argentinien, Brasilien und Kolumbien zeigen, wie politische Ereignisse sowohl Stressszenarien auslösen können als auch Chancen bieten. Anleger müssen diese Faktoren einberechnen, um Risiken angemessen bewerten zu können.
Gleichzeitig führt das derzeit günstige makroökonomische Umfeld – mit stabilen Wachstumsraten und der Einleitung des Zinssenkungszyklus durch die US-Notenbank – zu einer allmählichen Verringerung der Spreads. Dennoch bleiben die Märkte vorsichtig positioniert, insbesondere angesichts der politischen Unsicherheit in den USA. Wenn das globale Umfeld stabil bleibt, dürften die Spreads in einem begrenzten Bereich bleiben, während politische Risiken weiterhin selektive Anpassungen erfordern.
Wie hat sich der stärkere US-Dollar auf die Kreditkosten für Emittenten aus Schwellenländern ausgewirkt?
Die Fed hat ihren Zinssenkungszyklus wieder aufgenommen, um dem schwächelnden Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, was einen möglichen Aufwärtstrend des US-Dollars begrenzen dürfte. Das Nachlassen jener Kräfte, welche die bisherige Ausnahmestellung der USA gestützt haben, sowie das angeschlagene Vertrauen in die US-Politik wirken sich dämpfend auf den Dollar aus.
Dies ist positiv für Emittenten aus Schwellenländern: Ein stabiler oder schwächerer Dollar erleichtert die Bedienung ausländischer Schulden und senkt somit die Kreditkosten. Gleichzeitig unterstützt die Stärke der lokalen Währungen die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Schulden zu bedienen. In einem Umfeld ohne Rezession in den USA und mit Zinssenkungen durch die Fed bleiben die Kreditkosten für Emittenten aus Schwellenländern überschaubar und tendieren nach unten.
Welche Regionen bieten derzeit die attraktivsten Chancen für Kredite in Schwellenländern?
Insbesondere Lateinamerika sticht derzeit als attraktive Region hervor. Der Währungsmarkt der Schwellenländer hat sich in letzter Zeit robust entwickelt, wobei Lateinamerika erneut die beste Performance erzielte. Angesichts des aktuellen globalen Strebens nach Rendite haben sich EMFX mit hohem Carry tendenziell gut entwickelt – insbesondere rohstoffsensitive Währungen. Auch die sich verändernde globale Handelsdynamik, einschliesslich einer Deeskalation der maximalistischen Zölle und Handelsabkommen seitens der USA, welche zu niedrigeren effektiven Zöllen geführt haben als ursprünglich befürchtet, haben ausgewählten Schwellenländern geholfen. Ebenso konnten viele Länder ihre geopolitische Lage, ihre natürlichen Ressourcen und ihre Lieferkettendynamik zu ihrem Vorteil nutzen. Dazu gehören Länder wie Mexiko, Argentinien, Brasilien und Kolumbien in verschiedenen Schwellenländer-Sektoren.
Werden Anleihen in Lokalwährung aus Schwellenländern zu einer attraktiveren Option?
Anleihen in Lokalwährung werden zunehmend attraktiver. Die Zinsen in den Schwellenländern sind zuletzt leicht gesunken, insbesondere in Brasilien und Chile. Gleichzeitig rechnen wir mittelfristig mit einer weiteren Abwertung des US-Dollars, insbesondere wenn die Fed angesichts des schwachen Arbeitsmarktes die Zinsen weiter senkt.
Diese Kombination aus sinkenden lokalen Zinsen, einer stabilen makroökonomischen Lage und einem schwächeren Dollar schafft ein günstiges Umfeld für Anleihen in lokaler Währung. Anleger können von hohen Carry-Erträgen und zusätzlichen Kursgewinnen durch Währungsaufwertungen profitieren. Insgesamt bleibt das Umfeld für selektive Engagements in Schwellenländerwährungen und lokalen Anleihen positiv, sofern die Fundamentaldaten und relativen Bewertungen sorgfältig berücksichtigt werden.
Cathy Hepworth
PGIM
Cathy Hepworth, CFA, ist Managing Director und Head of Emerging Markets Debt im Bereich Fixed Income bei PGIM. Hepworth war 1995 Mitbegründerin des Emerging Markets Debt Management Teams des Unternehmens. Zuvor war sie als Analystin in der Kreditabteilung der Capital Management Group des Unternehmens tätig, wo sie sich auf verschiedene Staats-, Finanz- und Unternehmenssektoren konzentrierte. Bevor sie 1989 zu PGIM kam, war sie als Analystin bei Bankers Trust, Merrill Lynch und Golembe Associates tätig. Hepworth hat einen BSFS-Abschluss der Georgetown University, School of Foreign Service. Sie ist Chartered Financial Analyst (CFA).
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