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Tether, ein «neues Goldman Sachs» ist auf dem Vormarsch

Im letzten Quartal hat Tether, der Emittent des Stablecoins USDT, mehr Gewinne erzielt als Goldman Sachs. Diese notorische Leistung ist ein gutes Beispiel für das die neu gewonnene Stärke der Kryptowährungen. Ein Trend, der aller Voraussicht nach anhalten wird, wie Expertin Géraldine Monchau betont.

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Das ist beileibe keine geringe Leistung: Tether, die den Stablecoin USDT herausgibt, konnte im letzten Quartal 2023 einen Gewinn von USD 2,86 Milliarden erzielen. Im Vergleich dazu musste sich die erfolgsverwöhnte Goldman Sachs mit «nur» USD 2,01 Milliarden begnügen. Die Leistung von Tether ist umso bemerkenswerter, als das Unternehmen mit einem Mikroteam von 125 Mitarbeitern arbeitet. Bei Goldman Sachs sind es weltweit 50’000!

Der operative Nettogewinn von 2,85 Milliarden stammt aus den Zinsen auf US-Treasuries, die 1 Milliarde Dollar einbrachten, und aus der Wertsteigerung der in den Büchern verbuchten Gold- und Bitcoin-Reserven. Im Jahresverlauf belief sich der Gesamtgewinn auf 6,2 Milliarden US-Dollar, was den Ruf von Tether als führender Akteur im Bereich der Kryptowährungen weiter stärkt. Das verwaltete Vermögen von Tether beläuft sich auf USD 98,5 Milliarden, davon USD 91,6 in USDT und USD 5,4 Milliarden in Überschussreserven.

Tether ist übrigens mittlerweile der grösste Stablecoin in Bezug auf die Marktkapitalisierung. Sie nähert sich der Schwelle von USD 100 Milliarden, die sie in Kürze überschreiten dürfte. Der Wert des USDT, der von Tether herausgegeben wird, ist an den US-Dollar gekoppelt. Zur Erinnerung: Stablecoins sind wenig volatile digitale Vermögenswerte, die in der Regel einen stabilen Wert behalten. Sie werden von Menschen auf der ganzen Welt verwendet, um Geld zu transferieren und zu speichern, ohne dabei auf Banken oder zentralisierte Institutionen zurückgreifen zu müssen. Kryptowährungshändler verwenden Stablecoins beispielsweise, um Transfers zwischen verschiedenen Kryptowährungen durchzuführen oder um ihre Investitionen in oder aus Fiat-Währungen, den FIATs, zu transferieren.

Stablecoins haben sich in den letzten Jahren sehr schnell entwickelt, da sie den dezentralisierten Charakter von Kryptowährungen mit der Stabilität der traditionelleren Finanzanlagen, mit denen sie verbunden sind, verbinden. Der Markt hat heute ein Volumen von 130 Milliarden US-Dollar. Der Broker Bernstein sieht diesen bis Jahr 2028 auf USD 3 Billionen anwachsen. Bernstein bei der Kalkulation des Wachstumspotenzials davon aus, das Stablecoins einst von Zahlungsplattformen wie Paypal oder Shopify als Zahlungsmittel anerkannt werden können.

Mit seinem USDT hat sich Tether also perfekt positioniert. Das Unternehmen will sich nun diversifizieren, indem es Infrastrukturen für andere strategische Sektoren wie KI, Peer-to-Peer-Telekommunikation, Bitcoin-Mining und die Erzeugung erneuerbarer Energien aufbaut.

Der Aufstieg von Tether führte zu einigen besonders lebhaften Gesprächen zwischen JPMorgan und Tether, die öffentlich bekannt wurden. JPMorgan äusserte dabei Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Tether auf den breiteren Markt für Kryptowährungen und zeigte sich besorgt über den “Mangel an regulatorischer Konformität und Transparenz”. Paolo Ardoino, der Geschäftsführer von Tether, klagte später über die “Heuchelei” des Wall-Street-Giganten und amüsierte sich darüber, dass JPMorgan sich über die dominante Stellung von Tether auf dem Kryptowährungsmarkt Sorgen macht, obwohl sie selbst die grösste Bank der Welt ist!

Wie auch immer diese Stimmungsschwankungen aussehen mögen, es ist klar, dass der Stablecoin-Markt angesichts des ihm zugrundeliegenden Megagtrends rends, nicht mehr ignoriert werden kann. In Ländern, die von Hyperinflation betroffen sind, bietet er eine hervorragende Alternative. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Tether vor kurzem die Einführung von Tether Edu angekündigt hat. Dieser Schwerpunkt wird sich auf aufstrebende Märkte konzentrieren und Kurse und Hybridprogramme unter anderem in den Bereichen Blockchain, künstliche Intelligenz und Design anbieten. Tether will ein “Dreh- und Angelpunkt zur Förderung des wirtschaftlichen Wohlstands und der nachhaltigen Entwicklung” sein und beabsichtigt, sich langfristig zu engagieren. Da er im letzten Quartal mehr Geld verdient hat als 95 % der Unternehmen im S&P 500, dürfte sein Geschäftsmodell die Branche noch eine Weile faszinieren.

 

Géraldine Monchau

Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.