- Interview mit Igal Kasavi
- Founding Partner
- Kasavi Advisory
Ganz gleich, um welches Projekt es sich handelt, der entscheidende Faktor ist immer der Mensch.
Am Donnerstag, den 19. September, hält Igal Kasavi in Genf bei einem Treffen des Wirtschaftsverbands FER einen Vortrag über Fusionen und Übernahmen für unabhängige Vermögensverwalter. Ein aktuelles Thema, in dem die zentralen Herausforderungen, denen sich das UVV-Segment stellen muss, deutlich werden.
Sehen Sie heute mehr Annäherungen – oder Annäherungsversuche – zwischen unabhängigen Vermögensverwaltern?
Wir verfolgen diese Vorgänge seit 2016, zumindest jene, die öffentlich sind. Und die Tendenz ist steigend. Wir sahen einen Höhepunkt im Jahr 2022 mit etwas weniger als 30 Transaktionen, aber dieses Jahr werden es höchstwahrscheinlich weniger sein. Wir können nicht sagen, dass der Trend sprunghaft ansteigt, aber auch hier handelt es sich nur um öffentliche Transaktionen. Sie stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. Obwohl die FINMA diese Transaktionen bewilligen sollte, bleiben sie grösstenteils vertraulich.
Was sind die Hauptgründe dafür, dass unabhängige Vermögensverwalter derzeit enger zusammenrücken?
Zum einen der Generationswechsel und zum anderen die kritische Grösse. Was den Generationswechsel betrifft, so sehen viele Vermögensverwaltungsgesellschaften ihre Gründer dem Rentenalter entgegengehen. Bei den UVVs fand der Gründungsboom in den achtziger und neunziger Jahren statt. Unseren Statistiken zufolge ist nahezu ein Drittel der von der FINMA zugelassenen Unternehmen seit über 25 Jahren aktiv – und die Mehrheit von ihnen hat keinen konkreten Geschäftsplan für die Zukunft. Deshalb denken viele Vermögensverwalter darüber nach, sich anderen Strukturen anzunähern oder jüngere Partner einzubeziehen. Sie wollen den Fortbestand ihre Unternehmens sichern.
Die Frage der kritischen Grösse betrifft die gesamte Vermögensverwaltungsbranche, einschliesslich der Privatbanken. Angesichts des starken Drucks auf die Gewinnspannen ist es inzwischen unerlässlich geworden, sich neu zu erfinden. Und um diese neuen Entwicklungen zu finanzieren, müssen alle Akteure am Markt ein grösseres Volumen aufnehmen. Externes Wachstum durch Übernahmen ist natürlich die bevorzugte Option.
Welche wesentlichen Vorteile erwarten sie von diesen Zusammenschlüssen?
Neben der Aufrechterhaltung der Gewinnspannen, um profitabel zu bleiben, gibt es auch die Notwendigkeit, die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Ich denke zum Beispiel an die Kombination aus Wealth Management und Asset Management. Durch diese Erweiterung der Bereiche können neue Arten von Dienstleistungen ins Auge gefasst und neue Entwicklungsrichtungen erschlossen werden.
Welche gewinnbringenden Strategien sind bei diesen Transaktionen zu verfolgen?
Ganz gleich, um welches Projekt es sich handelt, der entscheidende Faktor ist immer der Mensch. Vermögensverwalter, die sich zusammenschliessen wollen, müssen einander tatsächlich verstehen und begreifen, dass sie die gleichen Werte teilen, um die gemeinsamen Ziele zu erfüllen. Also ist das eigentlich der Schlüssel zu all diesen Vorgängen. Natürlich muss man sich auf einen Preis, eine Zahlungsstruktur und einen Zeitplan einigen, aber die menschliche Komponente ist von grundlegender Bedeutung. Im Rahmen unserer MA-Beratung ist dies ein Aspekt, auf den wir sehr viel Wert legen. Wir sprechen nicht nur über Zahlen. Wir verbringen auch viel Zeit mit dem unternehmerischen Projekt, um die Diskussion zu öffnen und die menschliche Komponente ernsthaft testen zu können.
Welche Bewertungsgrundlagen gelten heute, um über den Wert einer Vermögensverwaltungsgesellschaft zu entscheiden?
Für eine Vermögensverwaltungsgesellschaft sind die wichtigsten zu berücksichtigenden Parameter das verwaltete Vermögen und der Umsatz, der unbedingt mit dem ROA, dem Return on Assets, in Verbindung gebracht werden muss. Sind wir bei 0,5 %, 1 %, 1,3 %? Man kann sehr schnell vom Einfachen zum Doppelten übergehen. Auch das Kundenportfolio sollte beachtet werden. Die Fusion mit einem Unternehmen, das hundert Kunden betreut, ist etwas einfacher als die Fusion mit einem Unternehmen, das mehrere hundert Kunden betreut. Die Integration der Kundschaft, je nach Grösse, muss im Preis zum Ausdruck kommen. Wir betrachten die Kundenkonzentration in Bezug auf den Umsatz – oftmals erwirtschaftet eine Minderheit von Kunden den Grossteil des Umsatzes.
Das EBITDA ist nach wie vor ein hervorragendes Messinstrument, aber wir achten auch sehr genau auf die «Earnings Before Principal Compensations». Häufig sind die Gewinne aufgrund der Vergütungen und Boni, die den Gesellschaftern gewährt werden, geringer. In der Regel werden in den meisten Fällen ein bis drei Jahresumsätze oder das ein- bis neunfache des EBITDA bewertet.
Ich möchte noch einen letzten Punkt zu diesen Bewertungen anmerken. Tatsächlich erleben wir bei den von uns betreuten Vorgängen nur sehr selten, dass Preise hart verhandelt werden. Wenn es sich um ein ernsthaftes Projekt handelt, haben der Verkäufer und der Käufer in der Regel recht ähnliche Bewertungen im Sinn. Und manchmal erhält ein Verkäufer ein Angebot, das höher ist als der Preis, den er fordert.
Igal Kasavi
Kasavi Advisory
Igal Kasavi war über 20 Jahre in der privaten Vermögensverwaltung tätig und arbeitete als Relationship Manager in Genf bei verschiedenen Instituten, darunter HSBC und Julius Bär. 2016 gründete er seine Firma Kasavi Advisory, um unabhängige Vermögensverwalter, Asset Manager und Privatbanken bei MA-Transaktionen sowie bei ihren Entwicklungsstrategien zu beraten. Igal Kasavi hat an der Universität Genf Wirtschafts- und Finanzwissenschaften studiert.
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