EAM-Lösungen
- Eric Bissonnier
- CEO
- Performance Watcher
Alpha als relative Kennzahl
Alpha ist zweifellos der heilige Gral eines jeden Vermögensverwalters. Allerdings besteht die Herausforderung darin, zu wissen, wie es gemessen wird. Dabei ist die Wahl der Benchmark entscheidend, und es ist sehr zu empfehlen, Standard-Benchmarks zu vermeiden, die die Aussichten einschränken.
Alpha gibt die Überschussrendite einer Investition im Vergleich zu einem Referenzindex an. Man kann auch von Outperformance oder der Fähigkeit sprechen, «den Markt zu schlagen» – in diesem Fall darf sich auf die Schulter geklopft werden.
In der Finanzwelt wird ein positives Alpha oft als der heilige Gral angesehen. Portfoliomanager streben nach dieser kaum greifbaren Zahl, in der Hoffnung, ihre Investmentfähigkeiten unter Beweis stellen zu können. Wenn Sie über Alpha verfügen, folgen Sie nicht einfach nur der Marktentwicklung, sondern Sie folgen ihr besser, schneller und mit mehr Stil. In Bezug auf Investitionen entspricht dies einem perfekt ausgeführten Sprung ins Wasser, der mit einer 10 von 10 bewertet wird, während der Markt einen massiven Dämpfer erhält.
Seien wir doch mal ehrlich: Angesichts unserer langjährigen Erfahrung wird eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung oder ein negatives Alpha von den Vermögensverwaltern häufig bequem auf Faktoren zurückgeführt, auf die sie keinen Einfluss haben, und nicht auf die Qualität ihrer Arbeit. Einschränkungen, Kosten, Pech oder die gefürchtete «schlechte Benchmark» werden als Argumente verwendet, ob sie nun stichhaltig sind oder nicht. Ist das Alpha jedoch positiv, wird es häufig den klugen Entscheidungen und dem Scharfsinn des Vermögensverwalters zugeschrieben. Vergessen wir nicht, dass das Alpha von vielen Faktoren beeinflusst wird, darunter auch Glück, vor allem kurzfristig. Die Märkte sind unberechenbar und selbst die besten Strategien können durch unerwartete Ereignisse gestört werden.
Auf lange Sicht – 3 bis 5 Jahre – ist es realistisch zu erwarten, dass Ihr Portfolio eine angemessen definierte Benchmark erreicht oder übertrifft. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie einige Anpassungen vornehmen oder eventuell über einen Wechsel zu kostengünstigeren Indexfonds nachdenken.
Da Alpha eine relative Kennzahl ist, ist die Wahl einer für Vergleichszwecke relevanten Bezugsgrösse von entscheidender Bedeutung. Das Festhalten an einem Marktindex oder einem massgeschneiderten zusammengesetzten Index ist für Portfolios der privaten Vermögensverwaltung jedoch weniger opportun als für passive Portfolios. Die Portfolios der privaten Vermögensverwaltung werden nicht auf der Grundlage von «Tracking Error» und relativen Risikoprofilen verwaltet. Privatkunden verhalten sich bei fallenden Kursen nicht rational und ihre Risikoprofile ähneln eher Call-Optionen als Delta-One-Futures auf Indizes. Mit anderen Worten: Sie verlieren ungern auch nur ein paar Cent, aber sie lieben natürlich hohe Renditen.
Es ist daher viel sinnvoller, ein bestimmtes Portfolio mit dem kollektiven Verhalten anderer Vermögensverwalter zu vergleichen, die dem gleichen Druck und den gleichen Imperativen unterliegen, d. h. die Rückgänge so weit wie möglich zu begrenzen und an den Anstiegen so weit wie möglich zu partizipieren. Die private Vermögensverwaltung beinhaltet häufig individuellere Strategien, die auf die Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen zugeschnitten sind. Daher sind die marktüblichen Benchmarks nicht immer die naheliegendsten Referenzwerte. Darüber hinaus sind die Kostenstrukturen von Portfolios, die bei Banken liegen, in der Regel höher als die von institutionellen Portfolios, und es ist schwierig, sie zu ignorieren.
Der Vergleich mit einer Benchmark, die auf verwalteten Portfolios basiert, ist wichtig, da dadurch ein genaueres Bild der Qualität gegenüber vergleichbaren Portfolios entsteht – statt gegenüber einem abstrakten, Brutto- oder marktbasierten Index. Solche Tools werden von verschiedenen Anbietern bereitgestellt. Der Vergleich eines Portfolios mit anderen Portfolios, die unter ähnlichen Bedingungen verwaltet werden, liefert ansonsten genauere Anhaltspunkte für die Beurteilung. Wenn Ihr Portfolio bei identischen Risiko-Rendite-Profilen hinter anderen zurückbleibt, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass Sie Ihre Anlagestrategie neu bewerten müssen. Die Steuerung der Verwaltung wird viel feiner.
Insgesamt betrachtet lässt sich sagen, dass Alpha auf übermässigen Hochmut hindeuten kann, insbesondere wenn Vermögensverwalter schnell dabei sind, positive Ergebnisse für sich zu beanspruchen und ebenso schnell die Verantwortung für Unzulänglichkeiten auf externe Faktoren zu schieben. Alpha ist zwar eine nützliche Massnahme, aber kein Allheilmittel. Es ist besser, die langfristige Performance, die Konsistenz der Ergebnisse und die Art und Weise, wie Ihr Portfolio mit anderen ähnlichen Portfolios verglichen wird, zu berücksichtigen. Diese erweiterte Sicht kann Ihnen helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen und sicherzustellen, dass Ihre Investitionen wirklich für Sie arbeiten.
Eric Bissonnier
Performance Watcher
Eric Bissonnier ist seit letztem Jahr CEO von Performance Watcher. Er begann seine Karriere 1992 bei Chase Manhattan Private Bank in Genf und New York. Im Jahr 1998 wechselte er zum alternativen Multi-Management-Unternehmen EIM, wo er 2002 CIO wurde. Bei den EIM-Nachfolgeunternehmen Gottex und LumX Asset Management blieb er bis 2019 im Amt. Er war massgeblich an der Entwicklung des Fintechs LumRisk beteiligt, einem Spin-off von EIM, das sich auf Risikomanagement spezialisiert hat. Eric ist CFA-zertifiziert und hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Genf.
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