- Interview mit Marcel Etter
- Vicenda
„Private Debt: unverzichtbar in einem diversifizierten Portfolio“
Für Marcel Etter, spricht im Moment viel für den Einstieg in Private Debt. Die Investmentboutique hat sich in den vergangenen Jahren mit gezielten Investitionen bei mittelständischen Unternehmen und Immobilienentwicklern im DACH-Raum einen Namen gemacht. Ein Bereich, von dem sich viele grössere Banken aufgrund regulatorischer Vorgaben zurückziehen.
Der Kreditmarkt im DACH-Raum ist in Bewegung. Viele private Investoren übernehmen die Rolle der Banken. Was ist der Hintergrund?
Wir sehen, dass die Regulierung der Banken dazu führt, dass sich viele von ihrem angestammten Geschäft verabschieden und ihre Kreditzusagen reduzieren. Das gilt weniger für die Schweiz, aber besonders etwa für Deutschland. Wir erleben also eine ähnliche Situation, die wir schon in den USA gesehen haben, dass private Investoren hier einspringen. Das ermöglicht uns hier neue Opportunitäten, insbesondere im Segment zwischen CHF10-50 Millionen, das für den Kapitalmarkt zu klein ist und auch von grösseren Private-Debt-Fonds sowie Investment Banken nicht abgedeckt wird.
Sie erwarten also eine steigende Nachfrage nach privaten Krediten
Dieser Trend ist heute schon deutlich zu beobachten. Dieser wird dadurch begünstigt, dass Investoren mit Private Equity gute Erfahrungen gemacht haben. Der Schritt von Private Equity zu Private Debt ist naheliegend und logisch. Die private Verschuldung füllt dann den Mangel an traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten aus. Wohlgemerkt: Wir sind noch lange nicht auf US-Niveau. In den USA decken die Banken nur 20% der Unternehmensfinanzierung ab, während in Europa, und insbesondere auch in der Schweiz, die Bankfinanzierung immer noch dominiert.
Was sind die Vorteile aus der Sicht des Anlegers in dieses Segment der privaten Kredite zu investieren?
Wir bieten Direktinvestitionen in Form von verbrieften Einzelkrediten sowie diversifizierte Fonds-Lösungen an. Letztere sind insbesondere auch für institutionelle Anleger interessant, während Direktinvestitionen in Einzelkredite (etwa im Rahmen eines Club-Deals) sich aufgrund der Risikosituation eher für private Investoren oder Family-Offices eignen. Unser Kreditvergabe-Fokus richtet sich auf ein klar definiertes Segment, den sogenannten Mittelstand. Diese Art von Anlage zeichnet sich durch stabile Bewertungen, sowie regelmässige und vorhersehbare Einnahmen aus. Eine Illiquiditäts- und / oder Komplexitätsprämie von jährlich mehreren Prozenten verbessert die Gesamtrendite zusätzlich und die Korrelation mit anderen Anlageklassen ist gerade wegen der Illiquidität sehr gering. Was auch noch interessant ist: Viele grössere Private-Debt-Fonds mit Sitz im angelsächsischen Raum sind im DACH-Raum auch aus sprachlichen Gründen untervertreten. Auch das hilft uns hier. Dank dieser vorteilhaften Wettbewerbssituation können wir mit den Kreditnehmern günstige Konditionen aushandeln, was in einem besseren Risiko-Rendite-Profil für die Anleger sichtbar wird. Aus diesem Grund haben wir unseren neuen Vicenda Debt Opportunities Fund im November 2022 aufgelegt, mit dem wir ein Volumen von CHF 250 Millionen anstreben.
Nun befinden wir uns in einem Umfeld tendenziell steigender Zinsen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Macht hier Private-Debt wirklich Sinn?
Ja. Unserer Meinung nach ist Private-Debt aus einem diversifizierten Portfolio nicht mehr wegzudenken. Wir vergeben Kredite zu variablen Zinssätzen. Das heisst, Anleger unserer Produkte partizipieren an steigenden Zinsen. Was wichtig zu wissen ist: Wir führen vor Kreditvergabe eine sehr gründliche Due Diligence durch, vergeben in der Regel besicherte senior Darlehen mit einer Laufzeit von rund 2-5 Jahren und gewährleisten eine kontinuierliche Überwachung der strengen Kreditvereinbarung. Bei allfälligen Zahlungsausfällen greifen wir ein, um Sicherheiten zu verwerten und alle unsere Rechte geltend zu machen.
Wir haben auf diesem Weg in den letzten 5 Jahren ein Volumen von fast EUR 1 Mrd. an Kredittransaktionen vergeben und abgewickelt – einschliesslich des Vermögens in unseren Fonds sind es über EUR 1,2 Mrd.
Werfen wir noch einen Blick auf die Real-Estate Fonds. Auch hier haben Sie im DACH-Raum eine Nische entdeckt.
Ja. Auch hier sehen wir aufgrund des Marktumfelds für europäische Banken Opportunitäten. Der Daneo Real Estate Mezzanine Fund, den wir in Partnerschaft mit IFS Independent Financial Services AG lanciert haben, vergibt kurzfristige nachrangige Darlehen an Wohnimmobilienentwickler in der DACH-Region. Die Zielgrösse dieses im März 2020 aufgelegten Fonds liegt bei ca. CHF 250 Mio. und die Zielrendite von 10% netto in EUR wurde bereits während der Aufbauphase annähernd erreicht. Auch Schweizer Vorsorgefonds haben einen guten Anteil an den investierten CHF 105 Mio.
Der Daneo Swiss Residential Property Debt Fund hingegen finanziert zweitrangige Hypotheken auf vermieteten Wohnimmobilien in der Schweiz und wurde im Oktober 2022 lanciert.
Marcel Etter
Vicenda
Marcel Etter ist Senior Sales Consultant bei Vicenda. Die Investment-Boutique mit Schwerpunkt Private Debt wurde 2013 gegründet und hat den Hauptsitz in Baar (Zug). Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Walter Berchtold, ehemals CEO Private Banking der Credit Suisse Group. Marcel Etter verfügt über 30 Jahre Erfahrung. Er war unter anderem bei der Credit Suisse, UBS, der Zurich Insurance und BNP Paribas tätig, wo er für Kreditanalysen, Länderrisikomanagement, Kreditgenehmigungen sowie die Beschaffung und Strukturierung von Transaktionen im internationalen Umfeld zuständig war. Während seiner Karriere war er unter anderem in Genf, Madrid, New York und mit kurzen Aufenthalten in Singapur und Hong Kong tätig.
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