EAM-Lösungen

  • Interview mit Patrick Müller
  • Chief Executive Officer
  • Zwei Wealth

„Den Rahmen erweitern und weit über das übliche Balanced-Portfolio hinausgehen“.

Zwei Wealth hat sein Transparenzportal gestartet, um den Kunden einen besseren Einblick in die Angebote von Banken und Vermögensverwaltern zu geben. Für Patrick Müller soll das Portal aber auch die Vermögensverwalter dazu ermutigen, die Qualität ihrer Dienstleistungen noch weiter zu steigern.

In einem Interview mit SPHERE vor einigen Jahren haben Sie Ihren Wunsch geäussert, zur Verbesserung der Finanzdienstleistungen in der Schweiz beizutragen. Welche Fortschritte konnten Sie seither beobachten?

Wir verfolgen dieses Ziel immer noch mit der gleichen Entschlossenheit. Obwohl das Finanzökosystem der Schweiz weiterhin sehr gut ist, ist es in Bezug auf Wettbewerb und Transparenz nicht führend. Das ist ein Nachteil, dem wir zum Wohle der gesamten Branche entgegenwirken möchten.

Zwei wichtige Verbesserungen sind jedoch erwähnenswert. Vor fünf Jahren antworteten gerade einmal knapp ein Drittel der Vermögensverwalter oder Banken auf Request for Proposals. Heute weigert sich nur noch ein Drittel, daran teilzunehmen, was zeigt, dass ein wettbewerbsintensiveres Umfeld entsteht. Die zweite Veränderung betrifft die Bereitschaft der Kunden, die Bank oder den Vermögensverwalter zu wechseln. Sie hat erheblich zugenommen. Jedes Jahr ziehen es immer mehr Menschen vor, ihre Entscheidungen auf Wettbewerbsangebote zu stützen, und verfolgen damit einen dynamischeren Ansatz.

In welchen Bereichen besteht Ihrer Meinung nach noch dringender Verbesserungsbedarf?

Es gibt zwei Hauptbereiche. Der eine konzentriert sich auf die Technologie – das ist sozusagen der Behälter – und der andere auf die Investitionen – das ist der Inhalt. Auf der technischen Seite wird die Vermögensverwaltung immer modularer, und die Kunden möchten viel mehr Dienstleistungen oder Lösungen kombinieren, was technisch heute noch nicht genügend einfach möglich ist.

Inhaltlich müssen die Vermögensverwalter einen Gang höher schalten und neben den traditionellen Anlagen auch Investitionen in Private-Market in guter Qualität anbieten und einbinden können. Sie müssen den Rahmen erweitern und weit über das übliche „Balanced“-Portfolio hinausgehen, das von Überalterung bedroht ist.

Was sind die wichtigsten Dienstleistungen, die Sie mit Ihrem Transparenz Portal anbieten?

Wir bieten drei Hauptarten von Dienstleistungen an. Erstens ermöglichen wir es den Kunden, kostenlos zu recherchieren, falls sie die Bank oder den unabhängigen Vermögensverwalter wechseln möchten. Jeder Kunde kann dann kostenlos Vorschläge von zahlreichen Wealth Managern erhalten. Zweitens haben wir einen Bereich, in dem die Kunden verschiedene Lösungen vergleichen können, einschliesslich der Lösung, die sie verwenden, wobei sie sich auf Risiken, Kosten und die Qualität des Managers konzentrieren. Auch diese Bewertung ist kostenlos.

Schliesslich leiten wir Kunden bei der Suche nach bestimmten Lösungen an, zum Beispiel bei Vorsorgeplänen oder Private-Equity-Investitionen. Wir haben ein Netzwerk von spezialisierten Anbietern, auch für den Privatmarkt, aufgebaut, das die Kunden konsultieren können. Dieses Netzwerk haben wir auch für institutionelle Kunden zugänglich gemacht.

Welche Kriterien verwenden Sie bei der Bewertung von Banken und Vermögensverwaltern?

Die Bewertung von Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern beruht nicht nur auf ihrer Leistung. Wir wenden vielmehr vier Kriterien an. Das erste ist die Kompetenz, die wir als „provider rating“ bezeichnen. Zweitens berücksichtigen wir den Track Record, der Leistung, Risiko und Konsistenz umfasst. Das dritte Kriterium betrifft die Kosten, wobei wir uns dann auf die Total Expense Ratio stützen. Schliesslich bewerten wir die Qualität, das heisst die für die Kunden wichtigen qualitativen Komponenten, die wir als Angemessenheit der Lösung bezeichnen. Diese vier Kriterien ermöglichen eine massgeschneiderte Bewertung der Vermögensverwalter und der von ihnen angebotenen Lösungen.

In der Pressemitteilung, die Sie zur Ankündigung der Einführung des Transparenz Portals verschickt haben, erwähnen Sie eine gewisse Verwirrung über die mit der Vermögensverwaltung verbundenen Kosten. Worin liegt Ihrer Meinung nach die Ursache dafür?

Diese Verwirrung rührt hauptsächlich daher, dass Kunden nicht in der Lage sind, ihre gesamten Kosten zu bewerten. Den Kunden wird oft eine All-in-Fee angeboten, die häufig bei etwa 1 % liegt, aber diese All-in-Fee beinhaltet nicht alles. Es kommen viele zusätzliche Kosten hinzu, die den Kunden nicht bekannt sind. In Wirklichkeit können sich die Kosten leicht verdoppeln. Die all-in fee deckt in Wirklichkeit vielleicht nur 50-60% des Gesamtpakets ab, daher die Verwirrung.

Patrick Müller

Zwei Wealth

Patrick Müller hat im Bank- und Finanzsektor vor allem bei Crédit Suisse und der UBS mehrere Positionen bekleidet. Hervorzuheben ist hierbei die Gründung einer philantropischen Stiftung, ausserdem war er für den israelischen und afrikanischen Markt zuständig. Als Sales & Marketing-Leiter war er zudem für die Entwicklung und den Vertrieb von Anlagelösungen verantwortlich. An der Universität St. Gallen erwarb er einen Master.