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  • Interview mit Eric Bissonnier
  • CEO
  • Performance Watcher

„Nahezu 10 % mit diversifizierten Portfolios: ein bedeutender Erfolg“

Die Performance-Watcher-Indizes haben ihr Urteil gefällt. Im Jahr 2024 erzielten die Schweizer Vermögensverwalter sehr zufriedenstellende Ergebnisse, die deutlich über denen des Vorjahres lagen. Natürlich können sie nicht mit dem S&P 500 konkurrieren, was angesichts ihrer offensichtlichen Diversifizierungsstrategie verständlich ist. Eric Bissonnier liefert hier seine Analyse dazu.

Wie beurteilen Sie die Leistung der Portfoliomanager in der Schweiz für das Jahr 2024?

Im Jahr 2024 nutzten die Schweizer Portfoliomanager, die aus Banken oder unabhängigen Strukturen hervorgegangen sind, insgesamt die günstigen Marktbedingungen, um ihre Performance im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern. Dies geht aus der Analyse der Performance-Watcher-Indizes hervor, in denen die auf Schweizer Franken lautenden Portfolios solide Ergebnisse aufweisen. Das Low-Risk-Segment verzeichnete einen Anstieg von +4,36 %, was einer Steigerung von 1,7 % gegenüber 2023 entspricht, Mid Risk stieg um +6,42 %, gegenüber +3,27 % im Jahr 2023, und High Risk erreicht +9,73 %, was einer Verbesserung von 3,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Zum Vergleich: Globale Aktien, repräsentiert durch den MSCI World Index in CHF, erzielten 2024 eine aussergewöhnliche Rendite von +26 %, verglichen mit 10 % im Jahr 2023.

Während globale Aktien vom Höhenflug der amerikanischen Tech-Giganten profitierten, wurden die diversifizierten Portfolios, die von Natur aus vorsichtiger sind, durch ihr geringes Engagement in diesen Titeln benachteiligt. Zudem konnte das Schweizer Wirtschaftsumfeld, das durch einen schwachen Franken zum Jahresende und dauerhaft niedrige Zinssätze gekennzeichnet war, die schwache Performance der lokalen Grossunternehmen nicht vollständig ausgleichen. Der SMI, der wichtigste Schweizer Index, stieg im Jahr 2024 nur um 7,5 %.

Dennoch bleibt es ein bedeutender Erfolg, mit diversifizierten Portfolios, die in mehrere Anlageklassen investieren, eine jährliche Rendite von fast 10 % zu erzielen, und zwar im Rahmen einer ausgewogenen und vorsichtigen Verwaltung für eine vermögende Klientel.

Was sagt Ihnen der Abstand zwischen dem MSCI World Index und den Performance Watcher Indizes?

Der Performanceunterschied zwischen diversifizierten Portfolios und Aktienindizes verdeutlicht sehr gut die Grenzen der Diversifizierung. Im Gegensatz zum MSCI World, der von US-Werten dominiert wird, kann ein ausgewogenes Portfolio in Schweizer Franken nicht drei Viertel seines Vermögens auf den US-Markt oder auf einige wenige Staraktien wie die Magnificent Seven konzentrieren. Diese erwirtschafteten mehr als die Hälfte der Performance des S&P 500 im Jahr 2024, wobei die kombinierte Kapitalisierung ein Drittel des Index ausmachte. Einem Titel wie Nvidia in einem diversifizierten CHF-Portfolio 3 oder 4% zuzuweisen, macht schlichtweg keinen Sinn, und das Aufwärtspotenzial ist entsprechend begrenzt.

Welche anderen Elemente fallen Ihnen bei der Analyse der Performance Watcher 2024-Indizes besonders auf?

Ob in Schweizer Franken, Dollar oder Euro, die Performance der Indizes liegt sehr nahe beieinander. Dies ist ein Phänomen, das selten genug ist, um hervorgehoben zu werden. Historisch gesehen hat sich das CHF-Portfolio unterdurchschnittlich entwickelt, manchmal sogar sehr deutlich. Dies ist in diesem Jahr nicht der Fall. Der High Risk Index in CHF liegt bei 9,73%. In Dollar liegt er bei 9,63% und in Euro bei 9,76%, bei recht ähnlichen realisierten Volatilitäten: 7,93% Schweizer Franken, 8,58% Dollar und 7,07% Euro. Diese Homogenität zwischen den Währungen ist angesichts der kulturellen Unterschiede, der unterschiedlichen Verhaltensweisen und sogar der Kursunterschiede, die zwischen ihnen bestehen, erstaunlich.

Wie ist es auch heute noch möglich, den Aufbau und die Verwaltung von Portfolios sowohl bei unabhängigen Vermögensverwaltern als auch bei Banken zu optimieren?

Einer der Schlüssel liegt heute darin, das Risikomanagement im Portfoliomanagement weiter auszubauen. Dabei geht es jedoch nicht nur um Risikomanagement zum alleinigen Zweck des Schutzes von Portfolios. Das Risikomanagement hat eine breitere Dimension. Es muss so eingesetzt werden, dass die Auswirkungen von Verlusten minimiert und gleichzeitig die Beteiligung an Kurssteigerungen maximiert wird. Das ist eine etwas einfallslose Formel, aber sie unterstreicht dennoch einen entscheidenden Punkt: Wenn das Risiko gut gemanagt wird, kann man etwas mehr davon übernehmen. So kann man zum Beispiel den Magnificent Seven mehr Raum geben. Die alternativen Vermögensverwalter sind in diesem Ansatz hervorragend. In der Welt der Vermögensverwaltung bleibt das Risikomanagement noch sehr passiv, sehr linear, ohne Einsatz asymmetrischer Produkte, obwohl die Vermögensverwalter intern über die entsprechenden Kompetenzen verfügen. Viele zeigen sich bei der Verwendung dieser Produkte noch zurückhaltend. In diesem Bereich gibt es noch viel Raum für Verbesserungen.

Eric Bissonnier

Performance Watcher

Eric Bissonnier ist seit letztem Jahr CEO von Performance Watcher. Er begann seine Karriere 1992 bei Chase Manhattan Private Bank in Genf und New York. Im Jahr 1998 wechselte er zum alternativen Multi-Management-Unternehmen EIM, wo er 2002 CIO wurde. Bei den EIM-Nachfolgeunternehmen Gottex und LumX Asset Management blieb er bis 2019 im Amt. Er war massgeblich an der Entwicklung des Fintechs LumRisk beteiligt, einem Spin-off von EIM, das sich auf Risikomanagement spezialisiert hat. Eric ist CFA-zertifiziert und hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Genf.

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