Anpassungen

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  • Interview mit Dorothée Borca Dumortier
  • Chief Executive Officer
  • IG Bank

« Die Banken müssen ihr Denken verändern – hin zu einem echten „Client Mindset“. »

Die Digitalisierung des Schweizer Finanzsektors, deutlich im Rückstand, hängt nicht nur von technologischen Fortschritten ab, sondern von der Fähigkeit der Banken, ihre Kultur und ihre Prioritäten neu zu denken. Für Dorothée Borca Dumortier, CEO der IG Bank, liegt die eigentliche Herausforderung weniger in der IT als in der Haltung. In einem Umfeld, in dem Schnelligkeit, Personalisierung und Daten die Spielregeln neu definieren, genügt es nicht mehr, nur effizient zu sein. Entscheidend wird sein, technologische Agilität mit menschlicher Intelligenz zu verbinden.

Von Jérôme Sicard

Im jüngsten globalen Deloitte-Ranking zur Digitalisierung im Bankensektor ist die Schweiz auf Platz 27 zurückgefallen. Wie erklären Sie sich diesen alarmierenden Rückschritt?

Dieses Ranking spiegelt eine Realität wider: Die Schweiz ist zwar führend in den Bereichen Sicherheit und Compliance, hat jedoch zu spät in das Nutzererlebnis und in technologische Agilität investiert. Das ist von entscheidender Bedeutung – bis 2048 werden weltweit rund 85 Billionen US-Dollar zwischen Generationen übertragen. Die Erben dieser Vermögen haben völlig andere Erwartungen in Sachen digitale Erlebnisse. Banken und Finanzinstitute, die sich heute nicht transformieren, laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Inwiefern behindert das «Legacy» der Core-Banking-Systeme die Digitalisierung der Finanzdienstleistungen in der Schweiz?

Er bremst sie erheblich – aber nicht unüberwindbar. Das eigentliche Problem ist weniger technischer, sondern vielmehr kultureller und organisatorischer Natur. Banken müssen ihr Denken verändern undkonsequent aus Kundensicht handeln: Sie sollten sämtliche Reibungspunkte im Prozess beseitigen, statt sich von technischen Einschränkungen bremsen zu lassen. Viele Schweizer Institute verfügen immer noch immer nicht über vollständig digitalisierte End-to-End-Prozesse für die Kontoeröffnung – und verlieren dadurch Kunden während des gesamten Onboardings. Zu viele warten auf die perfekte Lösung, anstatt einen modularen Ansatz zu verfolgen.
Bei IG haben wir den entgegensetzen Weg gewählt: Fortschritt vor Perfektion. Wir setzen auf eine offene Architektur mit modernen APIs, Mehrfachprotokollen wie FIX oder Bloomberg EMSX und einer schrittweisen Integration, die Echtzeitlösungen ermöglicht. Das «Legacy» lässt sich durch Agilität und eine pragmatische, nutzerzentrierte Denkweise überwinden.

Was unterscheidet heute die digitalen Champions im Finanzsektor – insbesondere im Wealth Management – von den anderen?

Drei Faktoren machen den Unterschied: die Schnelligkeit in der Ausführung und Entscheidungsfindung, die Fähigkeit, das Erlebnis jedes einzelnen Kunden mithilfe intelligenter Datennutzung zu personalisieren, und vor allem die Schaffung von positiven Kreisläufen, in denen jede Interaktion Wert generiert und die Kundenbeziehung stärkt. Der wahre Unterschied liegt jedoch im Wertangebot. Es muss klar, differenzierend und für den Kunden sofort erkennbar sein. Im Wealth Management werden künftig jene erfolgreich sein, die digitale Ökosysteme orchestrieren, in denen Beratung, Trading und Datenanalyse nahtlos integriert sind – und dabei an jedem Touchpoint ein einwandfreies Nutzererlebnis bieten.

Wo sehen Sie bei IG Bank den grössten Vorsprung?

Unser Vorsprung zeigt sich in zwei konkreten Bereichen. Erstens in der Echtzeit-Ausführung: Unsere Kunden handeln über 17 000 Finanzinstrumente mit minimaler Latenz sowie voller Transparenz bei Preisgestaltung und Ausführung. Zweitens in der Produktinnovation: Wir entwickeln derzeit eine vollständig neu gedachte Kundensegmentierung, die auf tatsächlichem Engagement basiert und nicht auf statischen Kriterien. Dies ist unsere Strategische Ausrichtung – eine Erfahrung zu schaffen, die sich mit der Aktivität des Kunden weiterentwickelt und Engagement belohnt, nicht nur das verwaltete Vermögen.

Deloitte betont die Notwendigkeit eines «Mobile-First-Mindsets» und einer «Future-Proof»-User Experience. Was bedeutet das konkret?

«Mobile-first» bedeutet nicht einfach, eine Website auf ein kleineres Format anzupassen. Es geht darum, das gesamte Nutzererlebnis für Anwender zu gestalten, die sofortige Reaktionen, intuitive Navigation und eine nahtlose Kontinuität zwischen Mobile, Desktop und APIs erwarten. «Future-proof» bedeutet, eine Architektur zu entwickeln, die sich flexibel an neue Nutzungsgewohnheiten – wie Voice, KI-Agenten und Embedded Finance – anpasst, ohne bei jeder Innovation vollständig überarbeitet werden zu müssen.
Embedded Finance ermöglicht es, Handelsfunktionen direkt in andere Anwendungen einzubinden, zum Beispiel in ein Vermögensverwaltungs-Tool, ohne die Plattform verlassen zu müssen. Diese Trends werden sich weiter verstärken. Banken müssen unbedingt relevant bleiben für eine Generation, die mit Netflix, Uber und Amazon aufgewachsen ist.

Wie arbeiten Sie bei IG konkret an der Verbesserung von Fluidität, Personalisierung und Compliance in den digitalen Prozessen?

Wir haben eine umfassende Initiative auf drei parallelen Handlungsfeldern gestartet – mit der klaren Devise, konsequent aus der Perspektive des Kunden zu denken.
Erstens: die Fluidität. Wir analysieren und kartieren systematisch unsere Customer Journeys, um Reibungspunkte zu identifizieren und zu beseitigen. Jeder überflüssige Klick, jedes doppelte Formular, jede nicht gerechtfertige Wartezeit wird hinterfragt. Das Ziel ist, dass der Kunde sein Anliegen mit so wenigen Schrittenund so wenig Aufwand wie möglich erledigen kann.
Zweitens: die Personalisierung. Wir arbeiten daran, den richtigen Analyse-Content zum passenden Zeitpunkt über die passende Platform bereitzustellen. Unsere Analysten erstellen hochwertige Marktanalysen, Sektortrends und Webinare, die wir künftig gezielt und datenbasiert nach Interessen und Aktivitäten der Kunden ausspielen möchten.
Drittens: die Compliance. Wir optimieren und beschleunigen unsere digitalen KYC/AML-Prozesse, um Komplexität und Bearbeitungszeiten für Kunden zu reduzieren – bei gleichbleibender regulatorischer Sorgfalt und Strenge. Die Herausforderung besteht darin, einen als administrativ empfundenen Schritt in eine nahtlose und intuitive Kundenerfahrung zu verwandeln. Hier macht ein herausragendes UX-Design den entscheidenden Unterschied.

Deloitte betont auch die strategische Bedeutung der Personalisierung, um digitale Interaktionen in Umsatz zu verwandeln. Wie geht IG Bank mit Kundendaten und künstlicher Intelligenz um?

Wir verfolgen einen schrittweisen und pragmatischen Ansatz. Künstliche Intelligenz bei IG soll drei klar messbaren Zielen dienen: der Vorausschau auf das Kundenverhalten, der Optimierung der Interaktionen und der Personalisierung der Nutzererfahrung.
Als digitale Execution-only-Plattform geben wir keine Anlageempfehlungen ab, sondern stellen hochwertige Analysen und Research-Inhalte unserer Analysten zur Verfügung. KI hilft uns, den passenden Inhalt zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen – seien es Marktanalysen, Webinare oder Brancheneinblicke –, damit jeder Trader fundierte und eigenständige Entscheidungen treffen kann. Der Schlüssel liegt nicht in der blossen Menge an Daten, sondern darin, Systeme zu entwickeln, die diese Daten in konkrete, messbar umsatzwirksame Massnahmen übersetzen und dabei den wahrgenommenen Mehrwert für den Kundenweiter stärken.

Was muss sich ändern, damit Schweizer Vermögensverwalter – Banken, Multi-Family-Offices, unabhängige Manager – echte «Digital Champions» werden?

Die Digitalisierung muss zu einer strategischen Priorität auf Augenhöhe mit der Portfolio-Performance werden. Für unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices bedeutet das, gezielt in Lösungen zu investieren, die Reporting automatisieren, Datenaggregation vereinfachen und Compliance-Prozesse effizienter gestalten – kurz: in alles, was Zeit für Beratung mit echtem Mehrwert schafft.

Auch die Erfolgsindikatoren müssen neu definiert werden. Kundenorientierte KPIs mit Net Promoter Score, Nutzungsraten digitaler Plattformen oder Zufriedenheit entlang der Customer Journey sollten fester Bestandteil der strategischen Dashboards werden. Was nicht gemessen wird, kann nicht verbessert werden.

Und schliesslich: Niemand kann alles selbst entwickeln. Der «Build-versus-Buy»-Entscheid muss pragmatisch getroffen werden – Kernkompetenzen intern aufbauen, aber bei allem anderen konsequent auf Partnerschaften setzen. API-Banking, Tools zur Vermögensvisualisierung, erweiterte Reporting-Lösungen – vieles existiert bereits.

Die Dringlichkeit ist real. Das rasante Wachstum der Neo-Banken, die traditionelle Strukturen aufbrechen, zeigt, dass sich die Kundenerwartungen grundlegend verändert haben. Wenn sich die Schweizer Finanzindustrie in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht transformiert, , werden Kapitalströme abwandern. Die Schweiz hat sich immer wieder neu erfunden – die Uhrenindustrie hat es vorgemacht, die Pharmaindustrie ebenso. Das Private Banking kann das auch.

Dorothée Borca Dumortier
IG Bank

Mit über 20 Jahren Erfahrung an der Schnittstelle von Private Banking und digitaler Finanzwelt leitet Dorothée Borca Dumortier als CEO die strategische Weiterentwicklung und Ausrichtung der IG Bank. Zuvor war sie Chief Commercial Officer, eine Position, in der sie die Vertriebsstrategie prägte und zugleich die Customer Experience sowie die organisatorische Leistungsfähigkeit stärkte.

Vor ihrem Wechsel zu IG im Jahr 2020 hatte sie Führungspositionen bei der HSBC Private Bank, wo sie sich auf die Betreuung von HNWI- und institutionellen Kunden in der Schweiz, Europa, dem Vereinigten Königreich und dem Nahen Osten spezialisierte, sowie bei Piguet Galland, wo sie den Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter verantwortete.

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    Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

    Struktur

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    • Interview mit Petra Kordosova
    • CFO, Head of Compliance
    • Telomere Capital

    „Eine IT-Plattform muss heute als strategischer Hebel betrachtet werden“

    Bei Telomere Capital steht die digitale Transformation im Mittelpunkt des Betriebsmodells. Die IT-Plattform ist somit ein zentraler Bestandteil des Systems und unterstützt das Management, die Compliance, die Kundenbeziehungen und das Reporting. Für Telomere ist die Herausforderung klar: Es gilt, eine flüssige, modulare und sichere Umgebung zu schaffen, die das Wachstum des Unternehmens nachhaltig begleitet.

    Von Jérôme Sicard

    Wie würden Sie das Konzept der IT-Plattform für ein Unternehmen wie Telomere genauer definieren?

    Die IT-Plattform ist für uns nicht nur ein einfaches Werkzeug oder eine Ansammlung von technologischen Lösungen. Sie ist das digitale Rückgrat unserer Tätigkeit, das alle Bereiche unse­res Geschäfts reibungslos und kohärent unterstützt: natürlich das Portfoliomanage­ment, aber auch die Einhaltung gesetzli­cher Vorschriften, die Kundenbeziehung und das Reporting. Wir haben sie als modulare, evolutive und sichere Struktur konzipiert, die sich an die Besonderheiten unserer Kunden anpassen und gleichzeitig die ständigen Veränderungen des Marktes integrieren kann.

    Was ist heute der Sinn einer solchen Plattform für einen unabhängigen Vermögensverwalter?

    Eine IT-Plattform muss heute als strategi­scher Hebel betrachtet werden. In einem zunehmend anspruchsvollen Umfeld, das durch regulatorische Komplexität und die Notwendigkeit der Differenzierung gekenn­zeichnet ist, ermöglicht die IT-Plattform die Zentralisierung von Vorgängen, die Automa­tisierung dessen, was automatisiert werden kann, und die Gewährleistung einer sehr strengen Compliance. Dies ermöglicht auch einen personalisierten, reaktionsschnellen Service, der den Standards der Branche entspricht. Durch die intelligente Integration leistungsstarker Module, wie beispielsweise PMS oder CRM, gewinnen wir sowohl an Effizienz als auch an Servicequalität.

    Welche Probleme lassen sich damit jetzt konkret lösen?

    Es gibt viele. Die Konsolidierung von Daten aus verschiedenen Quellen ist bei­spielsweise in den letzten Jahren zu einer grossen Herausforderung geworden. Unsere Plattform löst dieses Problem, indem sie uns ermöglicht, Informationen zu vereinheitlichen und einen klaren Überblick über alle unsere Konten in Echtzeit zu erhal­ten. Ausserdem reduziert sie den Verwal­tungsaufwand für sich wiederholende Auf­gaben erheblich und begrenzt das Betriebsrisiko. Schliesslich bildet sie einen wichtigen Schutzwall im Bereich des Daten­schutzes, der heute in unseren Geschäfts­bereichen von zentraler Bedeutung ist.

    Und wie wird es morgen sein?

    Sie wird noch weiter gehen, daran habe ich keinen Zweifel. Wir arbeiten weiter an der Verbesserung unserer Tools und kon­zentrieren uns dabei auf die Ergonomie, die Fluidität der internen Prozesse und die Integrationsfähigkeit mit externen Part­nern. Das Ziel ist es, das Leben unserer Teams und unserer Kunden immer weiter zu vereinfachen.

    Sie wird noch weiter gehen, daran habe ich keinen Zweifel. Wir arbeiten weiter an der Verbesserung unserer Tools und kon­zentrieren uns dabei auf die Ergonomie, die Fluidität der internen Prozesse und die Integrationsfähigkeit mit externen Part­nern. Das Ziel ist es, das Leben unserer Teams und unserer Kunden immer weiter zu vereinfachen.

    Die Plattform wird so zu einem echten ope­rativen Hilfsmittel, das sowohl diskret als auch leistungsstark ist und zu einer immer reibungsloseren, durchschaubareren und reaktionsschnelleren Kundenbeziehung beiträgt. Kurz gesagt, sie ist für uns die technologische Grundlage, auf der wir unsere Entwicklung auf pragmatische, nützliche und nachhaltige Weise weiter ausbauen werden.

    Wie sind Sie bei der Umsetzung vorgegangen?

    Wir sind sehr strukturiert vorgegangen und haben zunächst eine detaillierte Ana­lyse unserer internen Anforderungen durch­ geführt. Alle Teams waren daran beteiligt, da es darum ging, ein bereichsübergreifen­des Tool zu entwickeln. Anschliessend haben wir Partner ausgewählt, die in der Lage waren, eine Lösung zu entwickeln, die sowohl flexibel als auch robust und absolut sicher ist. Die Einführung erfolgte schritt­weise, mit Testphasen, Schulungen und kon­tinuierlicher Optimierung. Wir wollten, dass es ein lebendiges, evolutives Projekt wird, das mit unserer Wachstumsdynamik im Ein­klang steht. Wir haben uns insbesondere für die Implementierung von Microsoft Dyna­mics 365 als CRM-Basis entschieden, da es flexibel ist und sich nahtlos in unser beste­hendes Ökosystem integrieren lässt. Einer der Schwerpunkte war die klare und dyna­mische Visualisierung der Kennzahlen über Power BI. So können unsere Berater schnell personalisierte Berichte erstellen, die ver­ständlich und in Besprechungen nutzbar sind. Der Kunde profitiert in vollem Umfang von diesen Tools durch eine verbesserte Analysequalität, besser dokumentierte Gespräche und eine klarere und relevan­tere Darstellung der Informationen, was die Transparenz und das Vertrauen in die Bezie­hung stärkt.

    Was sind die wichtigsten Elemente?

    Wir haben eine modulare Architektur eingerichtet, die es uns ermöglicht, die technischen Bausteine leicht anzupassen, wenn sich unsere Organisation weiterent­wickelt. Die Integration mit unseren Bank- und Finanzpartnern verläuft reibungslos, was die tägliche Verwaltung erheblich erleichtert. Auf der Benutzerseite ist die Plattform so gestaltet, dass sie sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für unsere Kunden intuitiv zu bedienen ist.

    Vor allem aber ist Sicherheit ein absoluter Grundpfeiler. Wir haben strenge Proto­kolle mit regelmässigen Audits und syste­matischen Penetrationstests eingeführt. So können wir die Integrität, Vertraulich­keit und Verfügbarkeit der Daten ohne Kompromisse gewährleisten.

    Warum haben Sie sich entschieden, die Verwaltung dieser Plattform auszulagern?

    Wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen. Durch die Auslagerung stützen wir uns auf Partner, die über ein weitaus grösseres technisches Know-how verfü­gen als wir und das daher in unserem Umfang intern nur schwer zu replizieren wäre. Die Auslagerung garantiert uns eine proaktive Wartung, regelmässige Updates und eine permanente Technolo­gieüberwachung.

    Wir haben uns für die Zusammenarbeit mit soliden und in ihrem Bereich anerkannten Akteuren wie Key IT, BS Team oder Immu­nIT entschieden, mit denen wir eine robuste, sichere und perfekt auf die Anfor­derungen des Geschäfts abgestimmte IT-Umgebung aufgebaut haben.

    Mit welchen Kosten ist für ein solches System zu rechnen?

    Das hängt natürlich vom Grad der Komple­xität und der gewünschten Individualisierung ab. Um jedoch eine Grössenordnung zu nen­nen: Die anfängliche Entwicklung und Integ­ration kann eine Investition zwischen 50’000 und 150’000 Schweizer Franken bedeuten.

    Anschliessend liegen die laufenden Betriebskosten – Wartung, Support, Updates, Hosting – für eine Struktur mit etwa zehn Mitarbeitern in der Regel zwischen 30’000 und 100’000 Franken pro Jahr. Diese Beträge sind als strategische Investition zu betrach­ten: Sie gewährleisten sowohl die Qualität der Dienstleistung als auch die Datensicher­heit und letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der Struktur.

    Petra Kordosova

    Telomere Capital

    Petra Kordosova ist Finanzdirektorin und Leiterin des Risikomanagements bei Telomere Capital, einer unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaft mit starker Family-Office-Komponente. Sie ist ausserdem Mitbegründerin des Unternehmens. Die Gründung von Telomere Capital geht auf das Jahr 2015 zurück. Bevor sie sich für dieses Unternehmensprojekt entschied, arbeitete Petra fast zehn Jahre lang für UBS Wealth Management in Genf als Kundenberaterin mit Schwerpunkt auf dem Schweizer Markt. Sie ist Absolventin des Institut Supérieur de Gestion et de Communication in Genf und hat zahlreiche Schulungen in Bereichen wie Compliance, Finanzverwaltung und Bankmanagement absolviert.

     

     

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    Neufassung

    EAM-Lösungen

    • Interview mit Fabian Charier
    • Managing Director
    • AWAP

    „AWAP musste seine Arbeitsweise professionalisieren und sein Angebot strukturieren.“

    Einigkeit macht stark – und genau diese werden unabhängige Vermögensverwalter zum Überleben brauchen. Die Aufgabe von Fabian Charlier, der im September zum Geschäftsführer von AWAP ernannt wurde, besteht daher darin, diesen Zusammenschluss zu strukturieren und zu leiten. Dabei stützt er sich vor allem auf Technologie. Das Ziel ist es, den Verband zu einem „integrierten Ökosystem“ zu machen, dessen Aufgabe es ist, den Alltag seiner Mitglieder zu vereinfachen.

    Von Levi-Sergio Mutemba

    Eine der drei strategischen Säulen, die Sie unterstützen möchten, ist die orthodoxe Verwaltung. Was verstehen Sie darunter?

    Unter orthodoxer Unternehmensführung verstehen wir die Einhaltung einer Reihe von Regeln und bewährten Praktiken. In diesem Sinne unterstützt AWAP seine uVV-Mitglieder bei der Erfüllung ihrer Compliance-Verpflichtungen, indem es Compliance-Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anbietet, die durch die Bündelung von Dienstleistungen ermöglicht werden. Wir helfen ihnen auch bei der Vorbereitung für ihre Audits und ganz allgemein dabei, neue Vorschriften strukturiert und effizient anzugehen.

    Wie sieht das konkret aus?

    Beispielsweise hat die FINMA kürzlich ihre Anforderungen an die Cybersicherheit verschärft. Deshalb haben wir zusammen mit unserem IT-Dienstleister ein Webinar organisiert, in dem erklärt wurde, wie man pragmatisch darauf reagieren kann, und unseren Mitgliedern dazu ein kostenloses Audit ihrer IT-Organisation angeboten. Dieser Wunsch, die uVV bei einer orthodoxen Verwaltung zu unterstützen, erstreckt sich auch auf den Bereich der Investitionen. Wir teilen unsere Marktansichten und stellen ihnen Musterportfolios sowie eine Liste von Fonds zur Verfügung.

    Manchmal übernehmen wir auch die Rolle eines Sparringspartners, indem wir einige ihrer Portfolios analysieren und die damit verbundenen finanziellen Risiken mit ihrer eigenen Sicht auf die Märkte abgleichen. Dies ist eine nützliche Unterstützung für kleine und mittlere Strukturen, die nicht immer über interne Ressourcen für Investitionen verfügen.

    Was bedeutet der Übergang von AWAP von einer „Gemeinschaft von uVV” zu einem „integrierten System”?

    Ursprünglich war AWAP vor allem eine Gemeinschaft von Vermögensverwaltern, die sich aus Gründen der Bündelung und der Skaleneffekte zusammengeschlossen haben. Das begann vor etwa fünfzehn Jahren mit der gemeinsamen Nutzung von Räumlichkeiten und dann mit dem gemeinsamen Einkauf bestimmter Dienstleistungen. Mit der Einführung der FINMA-Lizenzen nach Inkrafttreten der FIDLEG/FINIG Gesetze musste AWAP einen neuen Schritt gehen. Das heisst, seine Arbeitsweise professionalisieren und sein Angebot strukturieren, um den gestiegenen Anforderungen der Regulierung gerecht zu werden.

    Wie sieht AWAP heute aus?

    AWAP umfasst heute mehr als 25 Vermögensverwaltungsgesellschaften mit über 60 Relationship Managern. Wir haben jedoch den Gemeinschaftsgeist bewahrt, der uns von Anfang an geprägt hat. Es werden keine Verwaltungsgebühren erhoben, und der Beitrag der Mitglieder bleibt bescheiden und richtet sich nach der Grösse der jeweiligen Einrichtung. Dieser Betrag wird im Übrigen oft durch die Einsparungen ausgeglichen, die durch die Bündelung von Dienstleistungen erzielt werden. Dank unserer Plattform haben die Vermögensverwalter Zugang zu einem grossen Netzwerk von Dienstleistern, beispielsweise in den Bereichen Compliance, Portfoliomanagementsysteme oder IT-Lösungen, und das zu günstigen Konditionen.

    Wie schafft AWAP technisch gesehen diese Vernetzung zwischen seinen Mitgliedern?

    Diese Vernetzung wird durch myAWAP, unser spezielles Intranet, erleichtert, das alle Ressourcen, Dokumente, Mitteilungen und praktischen Tools, welche die Mitglieder täglich benötigen, zentralisiert. Tatsächlich bildet myAWAP ein echtes digitales Rückgrat, das es ermöglicht, die Nachrichten des Netzwerks in Echtzeit zu verfolgen und bewährte Praktiken auszutauschen.

    Im Laufe der Jahre hat diese Dynamik der Zusammenarbeit ein starkes Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der AWAP-Gemeinschaft geschaffen. Viele unserer Mitglieder betonen ihre Mitgliedschaft in ihrer Kommunikation mit ihren Kunden als Zeichen für Seriosität, Transparenz und professionelles Engagement. Mit anderen Worten: Unsere uVV bleiben unabhängig, sind aber nicht auf sich allein gestellt, sondern profitieren von der Stärke eines Netzwerks und den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen.

    Glauben Sie, dass sich die Konsolidierung der uVV fortsetzen wird?

    Ehrlich gesagt müsste sie erst einmal richtig beginnen! Seit mehr als zehn Jahren wird darüber gesprochen, aber in der Praxis kommen nur sehr wenige Transaktionen zustande. Die Schwierigkeiten liegen oft in der Kluft zwischen den Erwartungen der Verkäufer und der Käufer, insbesondere in Bezug auf die Bewertung, aber manchmal auch in kulturellen Unterschieden. Tatsächlich betrifft die Konsolidierungsdynamik heute eher den Bereich des Private Banking, wo ein stetiger Rückgang der Anzahl Banken in der Schweiz zu beobachten ist.

    Spielt das Ego der Manager eine Rolle dabei, dass es so schwierig ist, eine Einigung zu erzielen?

    Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Allerdings kann das Ego tatsächlich eine Rolle spielen, insbesondere bei eher symbolischen Aspekten. Ich habe von einer Annäherung gehört, die an Details wie der Wahl des Namens für das neue Unternehmen gescheitert ist. Das Ego spielt also zweifellos eine Rolle, ohne jedoch ein systematischer Faktor zu sein. Man muss auch bedenken, dass ein unabhängiger Vermögensverwalter seinem Wesen nach an seiner Unabhängigkeit hängt. Das ist ein starker Identitätsfaktor, der bei der Erwägung einer Annäherung zwangsläufig eine Rolle spielt.

    Hat die Unabhängigkeit der Vermögensverwalter angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen sich der Berufsstand stellen muss, noch eine Zukunft?

    Ja, ich bin fest davon überzeugt. Die unabhängigen Vermögensverwalter sind und bleiben wichtige Akteure in der Vermögensverwaltung in der Schweiz. Unabhängigkeit ist nach wie vor die Grundlage für eine objektive Beratung ohne Voreingenommenheit oder Interessenkonflikte. Dies ist bei Banken nicht immer der Fall, wo kommerzielle Erfordernisse – oder sogar Rentabilitätszwänge – bestimmte Verwaltungsentscheidungen beeinflussen können. Allerdings sind die Herausforderungen sehr real, insbesondere für kleine und mittlere Strukturen. Sie sind mit ständig steigenden Kosten konfrontiert und müssen gleichzeitig immer strengere regulatorische Anforderungen erfüllen.

    Genau hier liegt der Mehrwert von AWAP. Unsere Überzeugung ist einfach: Gemeinsam sind wir stärker. Durch den Zusammenschluss in einem strukturierten Netzwerk können die Verwalter bestimmte Ressourcen bündeln, auf spezialisierte Unterstützung zugreifen und bewährte Verfahren austauschen, um dem regulatorischen und operativen Druck zu begegnen. Dieser kooperative Ansatz schafft einen echten positiven Kreislauf, da er die Solidität der Mitgliedsstrukturen stärkt und gleichzeitig das Vertrauen der Endkunden fördert.

    Fabian Charlier

    AWAP

    Fabian Charlier leitet AWAP als Managing Director. Er kennt die Struktur umso besser, zumal er vor zehn Jahren selbst Mitglied war. Fabian verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten, davon zehn Jahre im Investmentbanking und fünfzehn Jahre in der Vermögensverwaltung, wo er die Entwicklung mehrerer Verwaltungsgesellschaften vorangetrieben hat. Fabian Charlier ist Chartered Financial Analyst (CFA).

     

     

     

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    Die digitale Transformation des Finanzsektors hat in den letzten Jahren deutlich an Tempo zugelegt. Künstliche Intelligenz gilt heute als zentraler Hebel für Effizienz, Skalierbarkeit und eine personalisierte Kundenbetreuung. Während Grossbanken längst umfassende Digitalstrategien verfolgen, müssen kleinere Institute technologisch aufholen – und dies in einem zunehmend komplexen regulatorischen und betrieblichen Umfeld. Genau hier wird KI zum strategischen Instrument: Richtig eingesetzt, kann sie Prozesse verschlanken, Risiken reduzieren und Ressourcen schonen. Doch der Weg dahin bleibt technisch, rechtlich und kulturell anspruchsvoll.

    Unabhängige Vermögensverwalter (UVV) in der Schweiz spüren diesen Druck beson­ders stark. Die Einführung von FIDLEG und FINIG hat den regulatorischen Rahmen grundlegend verändert: Zulassungspflicht, Eigenkapitalanforderungen, kontinuierliche Überwachung durch die FINMA oder durch Aufsichtsorganisationen. All das verursacht laufende Kosten und administrative Belas­tungen – eine Herausforderung, die klei­nere Häuser überproportional trifft. Gleich­zeitig steckt die Digitalisierung bei vielen noch in den Kinderschuhen – und eine fun­dierte Auseinandersetzung mit KI steht meist ganz am Anfang. Interne Ressourcen für grössere Technologieprojekte fehlen häufig. In dieser Situation wird KI nicht mehr als Option gesehen, sondern als notwendi­ger strategischer Schritt.

    Im Alltag zeigt sich das Potenzial der KI an vielen Stellen. Ob in der Automatisierung regulatorischer Aufgaben wie KYC, Repor­ting oder Dokumentation, in der Analyse komplexer Portfoli­odaten, bei der datenbasierten Unterstützung von Anlageentschei­dungen oder im Kundenservice: KI eröff­net neue Möglichkeiten. Chatbots über­nehmen einfache Anfragen rund um die Uhr, Compliance-Systeme überwachen Regelwerke automatisch, im CRM lassen sich Wechselrisiken oder Cross-Selling-Chancen frühzeitig erkennen.

    Solche Lösungen steigern nicht nur die Effizienz – richtig implementiert, verbessern sie auch die Betreuungsqualität. Vorausge­setzt, sie werden sinnvoll in bestehende Prozesse integriert.

    Doch der Einstieg in KI ist kein Selbstläu­fer. Die Datenlage stellt einen zentralen Engpass dar: Oft sind Informationen frag­mentiert, unstrukturiert oder extern gespeichert. Sie müssen zunächst berei­nigt, vereinheitlicht und konsolidiert wer­den. Viele bestehende Systeme – für Port­foliomanagement, Compliance oder CRM – sind zudem nicht für KI ausgelegt und bedürfen technischer Anpassung.

    Ein weiteres Kernthema ist die Nachvoll­ziehbarkeit: In einem regulierten Umfeld müssen KI-gestützte Entscheidungen erklär­bar bleiben – sowohl für Berater als auch für Kundinnen und Kunden. Der Einsatz von Cloud-Diensten oder externen Anbietern stellt hohe Anforderungen an Datenschutz, IT-Sicherheit und Governance. Ohne fun­diertes Fachwissen oder verlässliche Part­ner ist die Umsetzung kaum realistisch.

    Die FINMA hat mit ihrer Mitteilung 08/2024 erste Leitplanken gesetzt. Sie betont vier Grundprinzipien:

    Die Verantwortung bleibt beim Institut; KI darf unterstützen, aber keine Haftung übernehmen.

    Modelle müs­sen robust und datenbasiert sein sowie regelmässig überprüft werden.

    Ergebnisse müssen nachvollziehbar bleiben – Black-Box-Ansätze gelten als kritisch.

    Und: Daten­schutzgesetze und internationale Standards sind strikt einzuhalten, vor allem bei exter­ner Datenverarbeitung.

    Zudem erwartet die FINMA eine Bewertung der Auswirkun­gen auf das Risikoprofil sowie entspre­chende Anpassungen interner Kontrollen.

    Der Markt reagiert – aber nicht immer zum Vorteil der Institute. Praktisch jeder Softwareanbieter im Wealth Management integriert derzeit eigene KI-Assistenten: PMS-Hersteller entwickeln Chat-Funktio­nen mit Zugriff auf Portfoliodaten, Compli­ance-Systeme bieten automatische Regel­überwachung, CRM-Lösungen setzen auf intelligente Kundenanalytik. Doch diese Fragmentierung birgt ein neues Risiko: isolierte KI-Silos.

    Jede Lösung bleibt auf ihre eigene Datenwelt fokussiert. Ein KI-Assistent im PMS kennt womöglich keine E-Mails, keine Compliance-Dokumente, keine Meetingnotizen. Der ganzheitliche Blick fehlt – und mit ihm das volle Automa­tisierungspotenzial.

    Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein pragmatischer Einstiegspunkt. Viele Ver­mögensverwalter nutzen bereits Microsoft 365 als Arbeitsplattform. Der dort integ­rierte Copilot bietet eine nahtlose Möglich­keit, erste KI-Anwendungen zu testen – ohne grosse Systemwechsel. Verbunden mit Outlook, Teams, SharePoint oder Excel lassen sich alltägliche Aufgaben automati­sieren: Texte schreiben, Informationen suchen, Dokumente analysieren.

    Der Vor­teil liegt in der Integration: Kein zusätzli­ches Tool, keine komplexe Schnittstelle. Datenschutz- und Sicherheitsanforderun­gen lassen sich einhalten, insbesondere bei lokaler Datenverarbeitung in der Schweiz oder EU.

    Ähnliche Funktionen bieten Gemini for Workspace (Google) oder ChatGPT Enterprise (OpenAI). Auch sie fügen sich in bestehende Arbeitsumgebungen ein und unterstützen typische Wissens- und Schreibarbeiten.

    Für unabhängige Vermögensverwalter ergibt sich so die Mög­lichkeit, erste Erfahrungen mit KI im ver­trauten Umfeld zu sammeln – mit über­schaubarem Aufwand und ohne tiefgrei­fende IT-Umstellungen.

    Aber der Einsatz von KI ist mehr als nur Tool-Auswahl. Es geht um grundlegende Hausaufgaben: Datenquellen identifizie­ren, Qualität prüfen, Zugriffsklarheit schaf­fen und Interoperabilität sicherstellen. Erst mit einer soliden Datenbasis lässt sich sinn­volle Automatisierung realisieren.

    Zugleich braucht es eine fundierte Bewer­tung der KI-Werkzeuge: Welche techni­schen Anforderungen bestehen? Welche Implikationen ergeben sich für Daten­schutz und IT-Sicherheit?

    Die Integration sollte schrittweise erfolgen: Allgemeine Assistenten (wie Copilot) als Einstieg, weitere Systeme (z. B. PMS) je nach Bedarf.

    Schliesslich und vielleicht am wichtigsten ist es, die Teams schon in den ersten Ent­wicklungsphasen einzubeziehen. Früh­zeitige Schulung, aktive Einbindung und Austausch von Best Practices sind ent­scheidend. Eine gut integrierte KI ist keine externe Lösung – sie ist das Ergebnis einer Organisation, die sich das Thema zu eigen gemacht hat.

    Parallel dazu braucht es klare Governance: Wer hat Zugriff auf welche Daten? Wer trägt wofür Verantwortung? Wie werden Risiken kontrolliert?

    Schliesslich und vielleicht am wichtigsten ist es, die Teams schon in den ersten Ent­wicklungsphasen einzubeziehen. Früh­zeitige Schulung, aktive Einbindung und Austausch von Best Practices sind ent­scheidend. Eine gut integrierte KI ist keine externe Lösung – sie ist das Ergebnis einer Organisation, die sich das Thema zu eigen gemacht hat.

    Eines ist sicher: KI-Assistenten werden zum Standard im Wealth Management. Für unabhängige Vermögensverwalter stellt sich die Frage, ob sie diesen Wandel aktiv mitgestalten – oder Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren.

    Doch erfolgreiche Transformation braucht mehr als neue Tools. Entscheidend sind eine klare Strategie, stabile Prozesse, konsoli­dierte Daten – und die Fähigkeit, KI-Kompetenz im Team aufzubauen.

    Wer heute in diese Grundlagen investiert, wird morgen flexibel und sicher auf neue Technologien reagieren können – unabhängig davon, wie schnell sich der Markt verändert.

    Wettbewerbsvorteile entstehen nicht durch Tools, sondern durch die Fähigkeit, sie sinnvoll zu nutzen. Die Zukunft gehört hybriden Modellen, die technologische Effizienz mit menschlichem Know-how verbinden. Für unabhängige Vermögens­verwalter ist das eine echte Chance, ihre Position zu stärken und langfristig erfolg­reich zu bleiben.

    Dimitri Petruschenko

    Petruschenko Consulting

    Als ehemaliger Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von EAM.Technology, einem auf Beratung und ausgelagerte operative Dienstleistungen spezialisierten Unternehmen, verfügt Dimitri Petruschenko über mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung im Technologiebereich des Finanzsektors. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er insbesondere für Privatbanken, unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices. Vor der Gründung von EAM.Technology hatte er verschiedene Führungspositionen bei Schweizer Anbietern von Softwarelösungen für die Bereiche Wealth Management und Asset Management inne.

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      Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

      Aufsicht

      EAM-Lösungen

      • Guillaume de Boccard
      • Gründer
      • Geneva Compliance Group

      Proaktives Management organisatorischer Risiken: eher ein Vorteil als eine Belastung

      Mit dem FINIG ist das Management organisatorischer Risiken nicht mehr nur eine reine Compliance-Aufgabe. Es ist Voraussetzung für die Zulassung, strukturiert die Governance und wird sowohl zu einem Faktor der Glaubwürdigkeit als auch zu einem strategischen Hebel. Unabhängige Vermögensverwalter, die es proaktiv integrieren, können so eine einfache regulatorische Verpflichtung in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verwandeln.

      Seit Inkrafttreten des Finanzinstitutsge­setzes (FINIG) hat sich das regulatorische Umfeld für Schweizer Vermögensverwal­ter grundlegend verändert. Was früher der Selbstregulierung unterlag, gestützt auf branchenspezifische Verhaltenskodizes und berufliche Gepflogenheiten, wird nun durch ein rechtliches und institutionelles System geregelt, das eine verstärkte orga­nisatorische Disziplin erfordert. Die Auf­sicht durch die FINMA, die weitgehend über die Aufsichtsstellen erfolgt, hat die Governance und die internen Kontrollen in den Mittelpunkt der aufsichtsrechtlichen Bewertung gerückt. In diesem Zusammen­hang wird das proaktive Management organisatorischer Risiken zu einem zentra­len Element, nicht nur um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch um die eigene Glaubwürdigkeit zu bekräf­tigen, das Vertrauen der Kunden zu bewah­ren und den Fortbestand der eigenen Tätigkeit zu sichern.

      Das FINIG schreibt eine angemessene Organisation vor, die der Art, Komplexität und dem Umfang der getätigten Geschäfte entspricht. Diese Anforderung geht über eine reine Verwaltungsformalität hinaus: Sie ist eine direkte Voraussetzung für die Erteilung und Aufrechterhaltung der Bewilli­gung. Sie setzt klare Strukturen, eine wirk­same Trennung der Funktionen der Geschäftsleitung, der Kontrolle und der Auf­sicht sowie die Einrichtung zuverlässiger und dokumentierter interner Verfahren vor­aus. In der Praxis geht es nicht nur darum, ein gut ausgearbeitetes Organigramm oder eine Sammlung von Richtlinien und Verfah­ren auf dem Schreibtisch zu haben, sondern sicherzustellen, dass die Verantwortlichkei­ten verstanden, angewendet und regelmä­ssig überprüft und überarbeitet werden. Die Erfahrung zeigt, dass Schwierigkeiten oft dann auftreten, wenn sich eine gewisse Rou­tine einstellt, selbst dort, wo man sich am sichersten fühlt: ein nie getestetes Verfahren, eine improvisierte Vertretung bei Abwesen­heit eines wichtigen Mitarbeiters oder ein Validierungs- und Überwachungsprozess, der sich auf eine einzige Person stützt.

      Die spezifischen organisatorischen Risiken für Vermögensverwalter sind vielfältig. Sie hängen in erster Linie mit der Unterneh­mensführung zusammen. Das Fehlen einer aktiven Aufsicht durch den Verwaltungsrat oder eine unklare Rollenverteilung zwi­schen den Organen kann die gesamte Struktur schwächen. Die Prüfer zögern nicht, auf diese Mängel hinzuweisen, ins­besondere wenn sie zu einer mangelnden Kontrolle der Geschäftstätigkeit oder einer lückenhaften Überwachung der regulatori­schen Verpflichtungen führen.

      Das menschliche Risiko ist allgegenwärtig. Insbesondere qualifizierte Verwaltungs­ratsmitglieder und Führungskräfte müssen Erfahrung, Integrität und Fachkompetenz nachweisen; eine ungeeignete Ernennung oder eine übermässige Abhängigkeit von einer einzelnen Person kann eine sofortige Reaktion der Aufsichtsbehörde nach sich ziehen. Die Aktualisierung der sie betref­fenden Informationen bei der FINMA und den Selbstregulierungsorganisationen ist von entscheidender Bedeutung, und eine Unterlassung kann zur Einleitung eines individuellen Durchsetzungsverfahrens führen. Um solche Situationen zu vermei­den, sind kontinuierliche Schulungen, die regelmässige Aktualisierung der Verfahren und die systematische Aufbewahrung rele­vanter Dokumente erforderlich.

      Zu diesen menschlichen Dimensionen kommt die Frage der internen Systeme und Kontrollen hinzu. Ein robustes Überwa­chungssystem ist nicht nur ein theoretisches Konzept: Es muss in den Alltag integriert, regelmässig getestet und in der Lage sein, Vorfälle schnell zu erkennen und zu bear­beiten. In diesem Zusammenhang ist die Erstellung von verwertbaren Spuren – Audit Trail – von entscheidender Bedeutung. Akteure, die in geeignete Instrumente inves­tieren – in die Abläufe integrierte Kontrollen, unabhängige Überwachung durch Compli­ance und Risikomanagement sowie Audits – reduzieren ihr Risiko erheblich. Die Wirk­samkeit lässt sich auch an der Reaktionsfä­higkeit messen: Die schnelle Umsetzung von Korrekturmassnahmen und die genaue Dokumentation der getroffenen Entschei­dungen zeigen, dass der Manager sein Sys­tem beherrscht und kontinuierliche Verbes­serungen daraus ableiten kann.

      Die Aufsicht durch die FINMA über die Selbstregulierungsorganisationen (SRO) und die Auditoren basiert auf einem drei­gliedrigen System: Der Verwalter ist gegenüber seiner SRO über seinen Audi­tor rechenschaftspflichtig; die FINMA wird nur in Fragen der Zulassung und Sanktio­nen tätig. Hinter diesem scheinbar forma­len Mechanismus steht in Wirklichkeit die Glaubwürdigkeit der Organisation auf dem Spiel. Die Auditberichte liefern ein detail­liertes Bild der Situation jedes einzelnen Instituts. Festgestellte Mängel betreffen ins­besondere eine ungeeignete oder veral­tete Organisation, ein ungeeignetes oder schlecht umgesetztes Kontrollsystem sowie Lücken bei der Umsetzung der Pflichten gemäss GwG oder FIDLEG, bei der Auf­sicht über Beauftragte oder beim Umgang mit Interessenkonflikten.

      Die Erfahrung zeigt, dass die Haltung gegenüber diesen Feststellungen den ent­scheidenden Unterschied ausmacht: Ein Manager, der die Bemerkungen vorweg­nimmt, fundierte Antworten vorbereitet und die Empfehlungen unverzüglich umsetzt, schafft ein Klima des dauerhaften Vertrauens. Eine gute und kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Prüfer ermög­licht es, mögliche Verstösse zu antizipieren und diese Risiken zu verringern. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung, für diejenigen, die dies noch nicht getan haben, ist ebenfalls ein Faktor, der zur Ver­ringerung des Risikos beiträgt, in diesem Fall des finanziellen Risikos.

      Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, diesen regulatorischen Rahmen nur als Einschrän­kung zu betrachten. Vermögensverwalter, die das Risikomanagement in ihre Gesamt­ strategie integrieren, verwandeln diese Anforderung in einen Wettbewerbsvorteil. Die Einführung einer Compliance-Kultur schränkt die Initiative keineswegs ein, son­dern fördert klare Entscheidungen, ver­bessert die interne Kommunikation und stärkt das Vertrauensverhältnis zu Kunden und Partnern. Die Förderung des Informa­tionsflusses ohne Angst vor internen Sank­tionen, die Einbeziehung aller Mitarbeiter in die Identifizierung und Kontrolle von Risiken und die Aufwertung von Kontrollen als Zeichen der Seriosität werden so zu Unterscheidungsmerkmalen in einem zunehmend anspruchsvollen Markt.

      Unter dem FINIG-Regime ist Compliance kein festes Ziel, sondern ein lebendiger Prozess, der Vorausschau, Sorgfalt und Engagement erfordert. Das proaktive Management organisatorischer Risiken und die ständige Wachsamkeit der Füh­rungsgremien sind keineswegs Kostenfak­toren, sondern eine strategische Investition. Sie stärken die Stabilität, schützen den Ruf und unterstützen das Wachstum. In einer Branche, in der Vertrauen nach wie vor der wichtigste Wert ist, sind sie zweifellos die wertvollste Sicherheit, die ein Vermögens­verwalter bieten kann.

      Guillaume de Boccard

      Geneva Compliance Group

      Guillaume de Boccard ist Gründer und Teilhaber der Geneva Compliance Group. Sein Spezialgebiet sind Rechtsprojekte, vor allem auf dem Finanzsektor. Er überwacht die gesamte Beratungstätigkeit. Er ist Inhaber einer Anwaltslizenz sowie eines MBA des INSEAD und war früher bei deBoccard Conseil tätig. Desgleichen bei Pictet & Cie, Genf, und Credit Suisse, Zürich.

       

       

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      Cindy Eicher
      DCP Client Partner
      «EAMs entwickeln sich zu institutionelleren, digitaleren und stärker vernetzten Organisationen.»

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      Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.