Automat
Martin Velten
Smart Wealth
„Ein vollständig automatisierter Anlageprozess, der von Anfang bis Ende von KI gesteuert wird.“
Mit der Assetization soll die Erstellung von Finanzprodukten demokratisiert werden. Gleichzeitig sollen damit die Investitionsmöglichkeiten in Zertifikate vervielfältigt werden – auch für Kleinanleger soll dies neue Chancen eröffnen, sagt Philippe Naegeli von GenTwo, der gerade ein Buch über das Thema geschrieben hat.
Weshalb haben Sie ein Buch zum Thema Assetization geschrieben?
Unser ursprünglicher Traum bei GenTwo war es, Zugang zu allen Assets zu schaffen. Heute ermöglicht unsere Plattform allen Finanzintermediären, egal ob gross oder klein, jedes Asset und jede innovative Investitionsstrategie in ein bankfähiges Finanzprodukt zu verwandeln. Die umfassenden Möglichkeiten von Assetization wurden uns erst klar, als wir beobachteten, wie unsere Kunden unsere Plattform nutzten. In diesem Moment realisierten mein Mitgründer Patrick Loepfe und ich, dass wir dieses Buch schreiben mussten.
Erklären Sie uns das Konzept der Assetization…
Das Wort setzt sich aus „Asset“ und „Democratization” zusammen. Als Prozess beschreibt Assetization die Demokratisierung der Entwicklung von Finanzprodukten und das Potenzial, Billionen an bisher ungenutztem Wert freizusetzen. Als Vision steht Assetization für die Demokratisierung von Investitionsmöglichkeiten, die es Menschen erlaubt, in das zu investieren, was ihnen am Herzen liegt, ganz gleich was das sein mag. Dadurch wird nicht nur monetärer, sondern auch persönlicher und gesellschaftlicher Wert geschaffen, auf Arten, die zuvor nicht möglich oder sogar undenkbar waren.
Die Zertifizierung und die Tokenisierung von realen Assets ist ein Mega-Trend: Wohin führt er?
Die Welt der nicht-bankfähigen Assets birgt ein verborgenes Universum voller Chancen. Dazu zählen Assets, die jenseits des traditionellen Bankensektors angesiedelt sind, wie alternative Anlagen, Privatmarktassets und sogar exotischere Vermögenswerte wie digitale Assets und Leidenschaftsinvestitionen in Kunstwerke. Diese sind in der Regel illiquide, schwer zugänglich und oft teuer, bieten aber gleichzeitig enorme Chancen. Laut einer Accenture-Studie beläuft sich der Wert nicht-bankfähiger Assets auf 78 Billionen US-Dollar – eine beachtliche Summe, die sogar noch unterschätzt sein könnte. Während die Tokenisierung eine Möglichkeit bietet, solche Assets in investierbare Formate umzuwandeln, stossen digitale Assets an ihre Grenzen. Durch Assetization können wir jedes Asset bankfähig, investierbar und über das traditionelle Bankensystem zugänglich machen. Tokenisierung sehen wir als einen Teilbereich der Assetization; sie ist lediglich eine der Methoden zur Assetisierung.
Was bedeutet das für Investoren?
Neue Chancen! Stellen Sie sich vor, auch kleinere Investoren könnten plötzlich in exklusive Hedgefonds und Private-Equity-Geschäfte eintauchen oder in einzigartige Leidenschaftsinvestitionen wie seltene Kunstwerke und Oldtimer investieren. Dies führt zu mehr Diversifikation und erhöht die Chancen auf Rendite. Es erlaubt selbst kleinen Anlegern, in ihre Überzeugungen zu investieren, was die wahre Kraft der Assetization ausmacht.
Welche Rolle will GenTwo in dieser Entwicklung spielen?
Bei GenTwo sehen wir uns als Wegbereiter der Assetization. Unsere Plattform ermöglicht es Finanzintermediären, jedes Asset und jede Investitionsstrategie problemlos zu verbriefen und als bankfähiges Finanzprodukt mit einer ISIN an den Finanzmärkten zu platzieren.
Philippe Naegeli
GenTwo
Philippe Naegeli ist GenTwo-Mitgründer und hat, nachdem er eine Zeitlang als Chief Vision Officer fungierte, wieder den Posten des CEO übernommen. Er fügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Trading, Investment, Geschäftsbank und der Entwicklung neuartiger, auf Innovation ausgerichteter Strategien. Unter anderem war er in den USA bei Forstmann & Co als Managing Partner tätig. Ausserdem sass er zwischen 2017 und 2019 im Beratungsausschuss von CAT Financial Products, einem unabhängigen Schweizer Makler für strukturierte Produkte.
Herr Pfammatter, Sie haben Ende 2023 das Team FIM Core übernommen. Was beinhaltet Ihr Mandat?
Wenn wir aktuell auf den Wealth-Management-Markt schauen, sehen wir, dass sich der Trend zur unabhängigen Beratung fortsetzt. Gemäss Studien wie dem EY Global Wealth Management Research Report 2023 wird unabhängige Beratung im Wealth Management die schnellstwachsende Kategorie nach FinTechs sein und hier sehen wir insbesondere zwei Opportunitäten:
Erstens ist unabhängige Beratung zunehmend ein Bedürfnis im UHNW-Bereich. Damit wird sich das Wachstum bei Multi Family Offices fortsetzen und somit auch die Nachfrage nach anspruchsvollen und komplexeren Dienstleistungen.
Zweitens sehen wir viel Potenzial im technologischen Fortschritt und damit im plattformorientierten Geschäft. Digitalisierungs-, Automatisierungs- und Effizienzsteigerung sind neben Wachstum und Regulation die strategischen Themen unserer Vermögensverwalter.
Mein Mandat setzt bei diesen Trends an und besteht darin, unser plattformorientiertes Geschäft mit Vermögensverwaltern, die Zugang zu unseren Kernlösungen suchen, weiter auszubauen und zu stärken.
Wo setzen Sie in diesem Jahr Ihre strategischen Prioritäten?
Für 2024 haben wir drei strategische Prioritäten:
Erreichen wollen wir dies mit Investitionen in die führende Technologieplattform für Vermögensverwalter (UBS Connect) wie auch mit der Weiterentwicklung unserer Schnittstellenlösungen für bidirektionale Automatisierung. Aber auch Investitionen in unser mehrfach ausgezeichnetes Digital-Banking-Ökosystem spielen hier eine tragende Rolle.
Weshalb sind diese Punkte für unabhängige Vermögensverwalter von Bedeutung? Als führender globaler Vermögensverwalter sehen wir, dass, beeinflusst durch ihre Erfahrungen mit Dienstleistungen globaler Tech-Giganten, die Mehrheit der Kundinnen und Kunden auch von ihrer Bank einfache und nutzerfreundliche digitale Lösungen erwarten. Ich mache ein Beispiel: In gewissen Geschäftsfeldern werden bereits heute die meisten Neuabschlüsse online initiiert. Diesen Trend sehen wir auch bei unserer vermögenden Kundschaft. Wir stellen fest, dass sie unsere digitalen Bankprodukte wie E-Banking und Mobile Banking im Vergleich zu anderen Kundengruppen stärker nutzt.
Sie erwähnen Digitalisierung als eine Priorität. Welche technischen Neuheiten haben Sie 2023 gelauncht?
Wir haben beispielsweise Anfang letzten Jahres nach einer Pilotphase mit Finanzintermediären den Structured Product Investor (SPI) in UBS Connect gelauncht und in der Schweiz 35% Kundenzuwachs für diesen Service im letzten halben Jahr verzeichnet.
Des Weiteren haben wir im vergangenen Jahr rund 30 neue FIX-Verbindungen etabliert und mittlerweile über 100 FIMs in den verschiedenen Booking Centers (Schweiz, Asien, Deutschland und Luxemburg) aufgeschaltet.
Zusätzlich haben wir vereinfachte und schnell einsehbare FIM-Delegationsregeln sowie die elektronische Unterschrift für natürliche Personen und unsere Finanzintermediäre eingeführt.
Neu sind seit Kurzem auch ETDs in FIX verfügbar und UBS kann dies als eine der einzigen Banken im Financial Intermediaries Segment anbieten.
Auf welche technischen Innovationen dürfen sich die Vermögensverwalter in diesem Jahr freuen? Können Sie uns hier einen Ausblick geben?
In UBS Connect ist das Tax Self-Service Tool für FIMs in Planung und demnächst sind UBS Connect Ausbildungsvideos für New Joiners verfügbar. Zudem wird es eine Vermögensreporting-Übersicht in UBS Connect mit zusätzlichen Filtermöglichkeiten geben, was die Effizienz im Managen der Portfolios vereinfacht.
Ende Q1 wollen wir mit Remote Onboarding und Identifikation live gehen und wir arbeiten an einer dedizierten Mass-Onboarding-Lösung für Endkundinnen und Endkunden von institutionellen Anbietern und FinTechs. Weiter ist im Verlaufe des Jahres die biometrische Authentifikation in der Access App für FIMs geplant.
On top bringen wir viele Neuerungen für Endkundinnen und Endkunden im Digital Banking und im Mobile Banking wie beispielsweise eine neue Asset View, ein Investment Dashboard und ein neues CIO-Portal, um nur einige aufzuzählen.
Abschliessend kann man sagen, dass Digitalisierung und Automatisierung neben Wachstum und Regulierung zu den strategischen Top-Prioritäten der Industrie gehören. UBS ist die führende und grösste Plattform für Vermögensverwalter und wir werden weiter investieren, um diese Stellung zu halten.
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„Private Debt erfordert einen wesentlich strengeren Ansatz als Private Equity.“
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Der Zürcher Vermögensverwalter Belvoir Capital hat zwei Partnerschaften mit Asset Managern bekannt gegeben, die mit KI arbeiten. Speedlab setzt auf ein Multi-Asset-Modell, das das Risk-Return von Kunden verbessern soll, Wisdomise konzentriert sich ausschliesslich auf Krypto und Retailkunden und soll die Vermögensverwaltung für Privatanlager im Bereich Crypto professionalisieren, wie Steffen Bauke ausführt.
Die Digitalisierung ist für viele Vermögensverwalter nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Was ist ihr Ansatz?
Die Digitalisierung in der Vermögensverwaltung ist nur eine Frage der Zeit. Die nächste Generation an Kunden will heute digital angebunden sein und Entscheidungsprozesse begleiten oder direkt online treffen. Wir haben uns schon vor einigen Jahren entschlossen, unsere Kunden online Zugang zu ihren Vermögenswerten zu geben. Das macht es in der Kommunikation mit dem Kunden einfacher. Neben der reinen «View-Only» Variante, bieten wir auch digitales Onboarding, Reporting, Partizipation an Club Deals und jegliche Art an Kommunikation und Erklärung online an. Die digitale Welt ist wichtiger Bereich, der die Prozesse effizienter werden lässt und den Kunden Mehrwert bietet. aber das physische Treffen mit Kunden nicht ersetzen kann. Somit ist der hybride Weg, der richtige, denn Vertrauen baut man nur im direkten Kontakt mit den Kunden auf.
Sie haben zwei spannende Partnerschaften mit Fintechs, die beide mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Was ist die Geschichte dahinter?
Fintechs sind die natürliche weitere Entwicklung der Digitalisierung. Wenn man die Kunden von morgen betreuen will, muss man sich auch mit Themen beschäftigen, die unsere ganze Branche verändern. Dazu gehören Fintechs, die auch in der Vermögensverwaltung Alternativen und intelligente Lösungsansätze bieten. Durch unser Netzwerk sehen wir viele Start-Ups in diesem Bereich, leider schaffen es nur wenige, wirkliche erfolgreich zu werden. Da ist das Geschäftsmodell und der Ansatz entscheidend. Zudem schauen wir auf die Innovation der Produktidee, die Gründer dahinter sowie eine gesicherte Finanzierung. Zudem schauen wir auf die Innovation der Produktidee, die Gründer dahinter sowie eine gesicherte Finanzierung.
Was verbindet die beiden Firmen?
Speedlab und Wisdomize sind ganz unterschiedlich ausgelegt. Es geht jedoch bei beiden darum, die Risiko-Return-Profile der Anleger zu optimieren. Beide arbeiten mit KI-Modellen in unterschiedlicher Form. KI wird auch im Bereich der Vermögensverwaltung und dort im Speziellen im Portfolio-Management zum Einsatz kommen. Wir sehen hier ein riesiges Potential in der Zukunft, denn die vielen Daten und Informationen heute in Echtzeit verarbeiten zu können, übersteigt die Fähigkeiten unserer Spezies. Wenn es gelingt, mit Hilfe der KI-Modelle zu entwickeln, die einen hier unterstützen und den Prozess zu automatisieren, kann viel erreicht werden.
Welchen Input erhalten Sie dank der Zusammenarbeit mit Speedlab?
Speedlab ist ein auf KI spezialisierter Asset Manager, der für alle Asset Klassen auf der Basis des Subbereichs der KI «Reinforcement Learning» Modelle entwickelt hat. Dabei kann zwischen Long-Short, Long Underlying mit Short Hedging wie auch über ein Multi-Asset Modell gewählt werden. Sogenannte «Agents» handeln die jeweiligen Investments, sei es Single-Stocks, Crypto (wie Bitcoin oder Ether), oder Indices via Futures mit entsprechendem Belohnungs- und Bestrafungssystem und sind selbst lernend. Ein sogenannter Superagent überwacht die Aktivitäten und Trades der einzelnen «AI-Agent Trader», bei Erfolg und Misserfolg wird eben Kapital zu- oder abgeführt. Gleiches gilt auch im Handel mit Aktien.
Welcher Vorteil erhalten Sie aus dieser Zusammenarbeit – auch wenn Sie die Arbeit der «Agents» mit derjenigen von klassischen Portfoliomanagern vergleichen?
Die Agents arbeiten komplett emotionslos und rational, die Entscheidungen basieren rein auf Erfahrungen aus der Vergangenheit übertragen auf die Jetztzeit. Dadurch gelingt es eine totale Objektivierung zu erreichen. Kein Bias, keine Emotionen, keine irrationalen Entscheidungen.
Wie setzt Wisdomise KI ein?
Wisdomise konzentriert sich ausschliesslich auf Crypto- und Retailkunden. Hier bestimmt man für sich selbst mit Hilfe eines «AI Avatars» sein eigenes Risikprofil. Danach «traded» der Avatar ie Kryptowährungen ähnlich wie ein Portfolio Manager. Retailkunden agieren oft nicht rational und zudem befolgen sie oft die Grundregeln des Portfolio Management nicht. Gerade im Bereich Crypto gibt es noch kein «Private Banking», das es den Kunden ermöglicht, professionell zu investieren. Hier schafft Wisdomise Mehrwert und hilft auch Kleinanlegern im Bereich Crypto Geld verdienen zu können. Die Firma agiert im B-B-2-Bereich. Das Ziel ist es, durch Wisdomise den Markt für Privatanleger einfacher zugängig zu machen.
Steffen Bauke
Belvoir Capital
Bauke ist der Gründer und CEO der Belvoir Capital. Er begann seine Karriere Ende 1999, zunächst bei der UBS in Deutschland und später in der Schweiz sowohl im Bereich Corporate Finance und Wealth Management. 2004 hat er Belvoir Capital gegründet und leitet heute als CEO. Bauke hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Wirtschaftswissenschaften studiert.
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Stella Wolfsgruber ist Partnerin beim Vermögensverwalter Avalor. Im Interview mit Capsule spricht sie über die Herausforderungen bei der Nachfolgeplanung. Sie beschreibt, wie mit einer frühzeitigen Nachfolge aus Seiten der Berater der Generationenwechsel innerhalb Avalor vollzogen wird.
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Das Umfeld für Private Equity-Investitionen wird derzeit stark vor von der Geldpolitik der Nationalbanken beeinflusst. In den USA bringen die Wahlen eine zusätzliche Dynamik in die Märkte. Laut Anastasia Amoroso ist eine Rückkehr von Transaktionen im Bereich Private Equity spürbar und auch Private Debt bleibt weiterhin atttraktiv.
Kurz vor den Wahlen in den USA stehen die Finanzmärkte stark im Fokus. Wie schätzen Sie diese Situation ein?
In der Regel reagieren die Märkte erst kurz vor den Wahlen. Je näher die Präsidentschaftswahl in den USA rückt, desto mehr werden sich die Märkte auf die Prognosen konzentrieren und sich auf mögliche Ergebnisse einstellen. Um uns auf beide unterschiedlichen Szenarien vorzubereiten, halten wir gegenwärtig unsere Investitionen in die Aktienmärkte aufrecht, wobei wir uns mehr von der lockeren Politik der Fed leiten lassen als von den Wahlprognosen.
Wie hat sich die Geldpolitik in den Jahren 2023 und 2022 auf den Private-Equity-Markt ausgewirkt?
Die hohen Leitzinsen waren insbesondere für Buyout-Deals 2023 eine Herausforderung. Dies führte aber auch dazu, dass sich die Strategien der Manager weiterentwickelt haben. Sie konzentrieren sich jetzt weniger auf Kredite als vielmehr auf die Steigerung von Erträgen, Rentabilität und Margenausweitung. Dieser Wandel bedeutet eine strategische Neuausrichtung im Private-Equity-Sektor, weg von der Abhängigkeit von Fremdkapital.
Wie hat sich der gesamte Markt auf diese Veränderungen eingestellt?
Die Anpassung zeigt sich wie bereits angetönt in der geringeren Abhängigkeit von Fremdkapital bei Buyout-Transaktionen und in der Hinwendung zu operativen Verbesserungen. Gegenwärtig ist aber deshalb ein deutlicher Trend zu Growth-Equity-Transaktionen zu beobachten, die mehr auf Eigenkapital als auf Fremdkapital setzen. Ausserdem, und das ist für Investoren wichtig, hat sich die Zeitspanne verlängert, von der Investition bis zum Ausstieg.
Trotz diesen Anpassungen scheint die Dynamik im Bereich Private Equity hoch. Was ist hier der Grund?
Der Private-Equity-Markt erlebt derzeit eine faszinierende Dynamik. Growth-Equity-Transaktionen haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2008 – dem Beginn der Datenerfassung – die Zahl der Leveraged Buyouts übersteigt. Auch diese Verschiebung deutet auf eine breitere strategische Neuausrichtung der Branche hin, die sich auf die langfristige Wertschöpfung und nicht auf kurzfristige Leverage-Gewinne konzentriert. Darüber hinaus hat der verlängerte Zeitraum zwischen Investition und Exit die Transaktionslandschaft verändert und sich auf die Mittelbeschaffung und die Gewinnausschüttung an die Investoren ausgewirkt.
Wie beurteilen Sie nach einem starken Jahr 2023 den Bereich Private Debt?
Wir sehen nach wie vor Renditen von fast 12 Prozent, was am oberen Ende der historischen Spanne für private Kredite liegt. Diese hohe Rendite macht Private Debt für Anleger auch 2024 attraktiv. Selbst bei möglichen Zinssenkungen durch die Zentralbanken bietet diese Anlageklasse eine überzeugende Überschussrendite gegenüber Bargeld.
Ein anderes Thema, das derzeit in der Branche diskutiert wird, ist die Rolle von Private Equity und Private Debt bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Wie sehen Sie das?
Die Dekarbonisierung als Megatrend bietet immense Chancen, insbesondere für Private Equity. Dazu gehören Bereiche wie saubere Energie, Elektrofahrzeuge, Kohlenstoffabscheidung und die Kreislaufwirtschaft. Der Privatsektor ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die staatlichen Initiativen zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen zu ergänzen. Dazu sind private Investitionen in Billionenhöhe erforderlich sind. Weil bei diesen Themen viele kleine und mittlere Unternehmen eine Rolle spielen, spielt Private Equity und Private Debt eine wichtige Rolle.
Anastasia Amoroso
iCapital
Anastasia Amoroso ist Managing Director und Chief Investment Strategist bei iCapital. Sie tritt regelmässiger Gast in bekannten TV-Sendungen von CNBC und Bloomberg. Vor iCapital war sie Executive Director und Head of Cross-Asset Thematic Strategy bei J.P. Morgan Private Bank und verwaltete bei Merrill Lynch globale taktische Multi-Asset-Portfolios. Anastasia Amoroso hält einen Bachelor of Business Administration (B.B.A.) mit Schwerpunkt Finance der University of New Mexico ist CFA-Charterholderin.