Rückblick

Investment Lösungen

  • Interview mit Philip Best
  • Portfoliomanager für Small & Mid Caps
  • Quaero Capital

Die bewegten zwanzig Jahre des Argonaut-Fonds

Vor zwanzig Jahren legten Philp Best und Marc Saint John Webb den Argonaut-Fonds für europäische Small & Mid Caps auf, den sie bis heute bei Quaero Capital verwalten. Ein Rückblick auf zwanzig Jahre, in denen sie Perfomance erwirtschafteten und gleichzeitig markante Erinnerungen sammelten.

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Welche Performance hat der Fonds seit seiner Auflegung erzielt?

Bis Ende Mai hatte er 782 Prozent Rendite erzielt!

Was war die beste Investition, die Sie in den letzten 20 Jahren getätigt haben?

Das war Danieli, ein italienisches Stahlunternehmen von Weltklasse, dessen Bilanz den Markt nach dem Parmalat-Skandal im Jahr 2003 jedoch nicht überzeugte. Es stellte sich heraus, dass der Markt falsch lag und wir unsere Hausaufgaben gemacht hatten. Seit 2007 hat das Investment 948 Prozent produziert. Und das Unternehmen ist heute immer noch sehr erfolgreich.

Und die schlechteste Investition?

Zweimal ist es uns passiert, dass wir unsere gesamte Investition verloren haben. Zunächst mit Smoby im Jahr 2008. Es schien, als hätten sich das Management und die Familie über die Aktionäre gestellt und sich selbst aus der Kasse bedient. Leider kommt so etwas vor. Zweitens mit CNIM im Jahr 2022. Dieses Unternehmen war seit 1856 in den Händen derselben Familie geblieben, doch in der sechsten Generation lief alles aus dem Ruder. Der Verantwortliche für das Fiasko ist wohl innerhalb des Clans nicht beliebt….

In wie viele Unternehmen haben Sie insgesamt investiert?

In über 300, es sind 321 Unternehmen, um genau zu sein.

Wie viele davon haben Sie besucht?

Wir haben über 100 Unternehmen besucht, um uns mit deren Management zu treffen.

Welche Besuche waren besonders einprägsam?

Die Firma Heiler Software in Stuttgart, Deutschland, empfing uns mit „Wilkommen“-Schildern an der Rezeption und kleinen Schweizer Fahnen im Besprechungsraum. Wir erfuhren, dass sie in drei Jahren keinen einzigen Besuch von Analysten oder Fondsmanagern erhalten hatten!

Ihr grösster Moment der Einsamkeit?

Als wir bei Rinol Flooring in Renningen in Deutschland ankamen, wurden wir gebeten, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterschreiben. Dann wurden wir darüber informiert, dass sie gerade Insolvenz angemeldet hatten!

Die Aktie, die Sie am längsten gehalten haben?

Wir sind seit 2013 in NRJ investiert. In zehn Jahren ist der Kurs nur um 15 Prozent gestiegen, was einer annualisierten Performance von nur einem Prozent entspricht. Es ist gut, ein geduldiger Anleger zu sein, aber manchmal juckt es uns auch in den Fingern, den „Verkaufsknopf“ zu drücken.

Welche drei Unternehmen haben Sie am meisten beeindruckt?

Unabhängig von der Qualität des Geschäfts war der beeindruckendste Besuch sicherlich die Firma Camellia in Grossbritannien. Sie besitzt unter anderem grosse Teeplantagen. Ihr Hauptsitz war ein wunderschönes Schloss in Kent mit einer aussergewöhnlichen Kunstsammlung. Eine riesige Ali-Baba-Höhle mit enorm vielen versteckten Vermögenswerten….

Es gibt auch das ikonische Studio Babelsberg in Potsdam, in dem in den 1920er Jahren Marlene-Dietrich-Filme und in den 1930er Jahren Nazi-Propagandafilme gedreht wurden. Bei unserem Besuch waren sie gerade dabei, Quentin Tarentinos „Inglorious Bastards“ zu drehen. Das war für uns wirklich ungewöhnlich. Es dauerte eine Weile, bis sich die Investition auszahlte, aber die Investition wurde durch ein Übernahmeangebot gut abgeschlossen.

Und schliessen wir mit Orell Füssli in Zürich, die die Schweizer Banknoten drucken. Eine faszinierende Geschichte: Sie sind seit dem XV. Jahrhundert im selben Geschäft und ihr erster Kunde war Zwingli, für den sie Bibeln druckten!

Philip Best

Quaero Capital

Philip Best ist einer der Mitbegründer von Quaero Capital. Er begann seine Karriere 1983 als Fondsmanager bei Warburg Investment Management, wo er den Mercury European Income Fund verwaltete. 1987 wechselte er zu Enskilda Securities, wo er als Broker auf europäische Small Caps spezialisiert war. 1994 eröffnete und leitete er das Pariser Büro von The Europe Company Limited, einem forschungsorientierten Broker, der auf europäische Nebenwerte spezialisiert ist und im Jahr 2000 von Jefferies & Co übernommen wurde. Philip Best legte 2003 zusammen mit John Saint Webb den Argonaut-Fonds auf. Beide verwalten ihn auch heute noch.

Strategie

Investment Lösungen

  • Roberto Bartolomei
  • Vertriebsleiter für die Fondspalette THEAM Quant
  • BNPP Paribas Global Markets

Defensive Portfolios in steigenden Märkten

Die wirtschaftlichen Turbulenzen des vergangenen Jahres haben dazu geführt, dass viele großss Aktienmärkte in einen Bärenmarkt eingetreten sind. Bei den Anleihen war es nicht anders, denn die Jahresrenditen der meisten Indizes lagen im Minus. Dieses Szenario trug jedoch dazu bei, dass defensive Aktiensektoren und -anlagen eine überdurchschnittliche Performance erzielten. Aber ist dieser defensive Ansatz angesichts der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten noch der richtige für die Anleger?

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Auch wenn die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren deutlich besser sind als vor zwei Jahren, sind die Erwartungen der Anleger ebenfalls höher. Dies bedeutet, dass eine höhere Allokation in festverzinsliche Anlagen selten ausreicht, um Endanleger anzuziehen oder zu halten.

In diesem Szenario haben Anleger, die bereit sind, weitere Renditen aus Aktien zu erzielen, in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder sie erhöhen die Allokation in Aktien mit defensiveren Merkmalen oder sie legen durch den Kauf von Optionen eine defensive Komponente darüber. Sie können auch in Erwägung ziehen, andere Wertpapiere wie zum Beispiel Rohstoffe in den Anlagenmix aufzunehmen.

Doch was wäre, wenn man all diese Renditequellen im Rahmen transparenter Anlagestrategien kombinieren könnte, die darauf abzielen, die Rendite des zugewiesenen Kapitals zu optimieren?

Die Rolle der defensiven Aktien

Defensiven Aktien kommt eine gewisse Rolle zu, aber es gibt auch Grenzen: Portfolios können nicht nur konzentriert werden, wenn sie zu stark in bestimmten Sektoren engagiert sind, sondern ihre Performance kann auch von makroökonomischen Faktoren beeinflusst werden.

Dies ist eine echte Bedrohung bei hoher Inflation, wenn defensive Sektoren zu leiden haben. Aktien mit einer „Value“-Ausrichtung schneiden tendenziell besser ab, aber sie befinden sich häufig in prozyklischen Sektoren (Finanzwerte, Energie, Werkstoffe), die angesichts von Rezessionen eindeutig nicht „defensiv“ sind.

Systematische Innovation für defensive Aktienportfolios

Dies erfordert einen anderen Ansatz für die Portfoliodiversifizierung – einen, der die Risiken und Kosten nicht erhöht und bei dem der Aktienanlageprozess so gestaltet werden kann, dass ein reines Richtungsrisiko in eine renditeorientierte Anlage umgewandelt wird. Dies kann durch den Einsatz von Optionen als defensives Overlay erreicht werden.

Ein diversifiziertes Kernportfolio mit einer auf Fundamentaldaten basierenden Aktienauswahl kann beispielsweise durch den Verkauf von Call-Optionen mit kurzer Laufzeit und den Kauf von Put-Optionen mit langer Laufzeit ergänzt werden. Während die Calls darauf abzielen, die Rendite zu steigern und die Volatilität zu verringern, zielen die Puts darauf ab, das Risiko-Ertrags-Verhältnis der Strategie im Vergleich zu einer Direktanlage in die Aktien zu verbessern.

Jenseits von Aktien

Wenn jedoch Renditen angestrebt werden, die über denen von festverzinslichen Wertpapieren liegen, jedoch ohne das Drawdown-Risiko von Aktien, dann sind Strategien jenseits von Aktien ein geeigneter Weg, um ein robusteres Portfolio auf kosteneffiziente Weise für alle Klimazonen zu konstruieren.

Rohstoff-Carry-Strategien beispielsweise bieten nachweislich eine „gralsähnliche“ defensive Kombination aus durchschnittlichen langfristigen positivedn Renditen und einer starken absoluten oder relativen Performance bei Aktienabschwüngen oder Rezessionen.

Für sich genommen können sie in einem Portfolio hilfreich sein, aber in Kombination mit anderen unkorrelierten Strategien können sie ein Portfolio wirklich in einen anderen Gang schalten.

Langfristiger Vermögenserhalt

Da die Anleger darauf bedacht sind, die risikobereinigten Renditen zu erhöhen und in Zeiten finanzieller Notlagen langfristige Renditen zu erzielen, die den traditionellen Benchmarks entsprechen, erfreuen sich defensive Portfolio-Overlays zunehmender Beliebtheit.

Gut gemacht, sollten die robustesten dieser Strategien darauf abzielen, langfristige Renditen zu erzielen, die nicht allzu weit von den traditionellen Benchmarks entfernt sind, aber die Volatilität des Portfolios deutlich reduzieren.

Im Moment sind die globalen Märkte noch unberechenbar. Für diejenigen, die auf langfristigen Erhalt der Erträge bedacht sind und keine grossen Rückschläge verkraften können, sollte eine gewisse Allokation in defensive Aktienstrategien oder ein defensives Overlay für das Kernportfolio sinnvoll sein, unabhängig davon, ob es sich um Aktien oder andere Werte handelt.

 

Roberto Bartolomei

BNP Paribas Global markets

Roberto Bartolomei leitet das THEAM Quant Funds Vertriebsteam von BNP Paribas Global Markets. Zuvor hatte er leitende Positionen als Vertriebs- und Produktspezialist bei Nomura, Morgan Stanley, AMP Asset Management und der National Australia Bank in London, Sydney, New York und Mailand inne. Roberto hat einen Bachelor of Technology Management and Economics von der University of Western Sydney und ein Certificate of Investment Management von der CFA Society, UK.

Kooperation

  • EAM-Lösungen
  • Andri Bösch
  • Head of EAM-Desk
  • Vontobel

«Wir können von den Vermögensverwaltern enorm viel lernen»

Vontobel hat in den vergangenen Jahren das Geschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz stark ausgebaut. Nun übernimmt mit Andri Bösch ein neuer Kopf diesen EAM-Bereich und macht deutlich, dass er vom bestehenden Wachstumskurs nicht abweichen möchte.

Sie haben im Mai bei Vontobel angefangen. Was sind Ihre ersten Eindrücke vom EAM-Geschäft von Vontobel?

Der Bereich ist für Vontobel sehr substanziell, ich bin von der Dynamik begeistert. Das Angebot beinhaltet nicht nur den Bereich Custody und Execution sondern geht darüber hinaus. Etwa auch wenn es um strukturierte Produkte geht. Es verwundert mich gar nicht, dass Vontobel immer wieder auch in unabhängigen Umfragen unter Vermögensverwalter obenaus schwingt. Vontobel wird als echter Partner angesehen und dank den Standorten in der ganzen Schweiz wird auch diese Nähe von den Kunden in diesem Bereich hochgeschätzt.

Sie kennen das Geschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern auch aus anderen Banken und anderen Regionen. Deshalb eine generelle Frage: Kann das Nebeneinander von Private Banking mit Direktkunden und dem indirekten B2B-Geschäft mit UVV funktionieren?

Ich bin der Meinung, dass das sehr gut funktioniert. Wir sehen es bei Vontobel: Wir sehen uns nicht als interne Konkurrenten, sondern ergänzen uns. Die beiden Bereiche wurden bei Vontobel bewusst unter einem Dach zusammengelegt. Wir verschliessen auch unser Angebot an Produkten nicht für externe Vermögensverwalter und wir machen keine Vorgaben in Bezug auf die Anlagestrategie. Wir sehen uns als Investmenthaus und möchten, dass viele an diesem Gedanken teilhaben. Da tickt Vontobel bestimmt auch anders als andere Depot-Banken. Kommt hinzu, dass wir auch dank den UVVs enorm viel lernen können, von der Digitalisierung bis hin zu Anlageansätzen. Wir können uns im Gegenzug mit unseren Spezialisten einbringen. Aber auch wenn es um Fragen, wie Nachfolge geht.

Wo ziehen Sie eine Grenze?

Wir begegnen den Vermögensverwaltern auf Augenhöhe. Das heisst aber auch, dass wir uns bewusst nicht in die Fragen der Governance einmischen. Aber auch die Anlagestrategie und die Frage der Compliance ist Sache des UVV. Hier ziehen wir ganz klar Grenzen.

Stichwort Compliance und Regulierung. Hier hat sich seit Beginn dieses Jahres für die Vermögensverwalter in der Schweiz viel geändert. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Tatsächlich hat sich mit Fidleg / Finig und der Unterstellung der Vermögensverwalter unter das Finma-Regime viel verändert in der Branche. Wir hören natürlich auch die Klagen bezüglich höherer Kosten. Wir sehen aber nach wie vor sehr spannende Firmen, die entstehen und die weiterbestehen. Die viel beschworene Konsolidierung hat noch nicht im grossen Stil eingesetzt.

Wie sieht es mit dem Zwang zur Grösse aus? Haben es angesichts der Regulierungen und den damit zusammenhängenden Kosten, grössere Vermögensverwalter nicht besser?

Nein, es gibt meiner Meinung nach keinen Zwang zur Grösse. Wir sehen auch kleinere UVVs, die sehr spannende Kunden betreuen und die durchaus sehr professionell unterwegs sind. Realistischerweise wird sich in den nächsten Jahren sicher noch einiges bewegen. Insofern haben Sie schon recht mit der Konsolidierung. Dies hängt damit zusammen, dass eine Generation von Vermögensverwalter ans Aufhören denkt, die sich vor 30 Jahren selbstständig gemacht hatte. Der Übergang zu einer nächsten Generation von Kunden wird sicher – nicht nur bei den Vermögensverwaltern – eine Herausforderung darstellen.

Wie wird sich die Vermögensverwaltung insbesondere bei den UVVs weiterentwickeln?

Sicher ist, dass der holistische Ansatz, den die Vermögensverwalter anbieten, weiterhin gefragt sein wird. Es gibt Kunden, die wollen genau das auf Sie zugeschnittene Beratungsmodell. Das wird auch in einer nächsten Generation von Kunden der Fall sei.

Andri Bösch

Vontobel

Andri Bösch leitet seit Mai den Bereich EAM bei Vontobel. Davor war er als Co-Head Global Financial Intermediaries (GFIM) APAC für die UBS in Hongkong stationiert. Der studierte Sportwissenschaftler und Certified Wealth Management Advisor CWMA hat 2005 als Intern bei der UBS in Zürich angefangen und ist danach über verschiedene Stationen m Bereich Private Banking Leiter des Geschäfts mit Institutionellen und Unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz geworden. Andri Bösch hat parallel dazu eine erfolgreiche Karriere im Unhockey absolviert. So wurde er unter anderem vier Mal Schweizer Meister und mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister.

EAM-Lösungen
Addition

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Oliver Amstad
SI Wealth Management
«Die Zugehörigkeit zu Cinerius verschafft uns sowohl Grösse als auch Glaubwürdigkeit.»

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The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

Bewertung

  • EAM-Lösungen
  • Interview mit Eric Bissonnier
  • CEO
  • Performance Watcher

„Die Aufsicht wird zu einem wesentlichen Faktor“

Performance Watcher, die Plattform, auf Portfolios bewertet und verglichen werden können, hat die Grenze von 50 Milliarden an «Assets under Supervision» überschritten. Ein starkes Wachstum, das dem Zeitgeist entspricht, da die Nutzer die Plattform heute umfassender nutzen wollen.

Sie haben Anfang des Jahres die Schwelle von 50 Milliarden Franken unter Aufsicht überschritten. Welche Hauptfaktoren sind für das starke Wachstum verantwortlich?

Zunächst einmal fördert das Community-Prinzip das endogene Wachstum. Je mehr Mitglieder es gibt, desto mehr ziehen sie andere an. Zumal die Mitgliedschaft einfach ist. Die einzige Bedingung ist, dass man bereit ist, zur Community beizutragen, indem man die Daten seines Portfolios oder seiner Portfolios anonym in die Community einbringt.

Wir können sowohl Fidleg als auch die Professionalisierung, die die Regulierung bei unabhängigen Vermögensverwaltern bewirkt, nicht verschweigen. Es fördert eindeutig die Vergleichbarkeit der Performance-Messungen und die Transparenz, die für uns von grundlegender Bedeutung sind. Wir gehen davon aus, dass diese Faktoren das Wachstum beschleunigen werden. Ausserdem sind wir davon überzeugt, dass neue Tools unsere Plattform attraktiver und relevanter machen wird, was sich wiederum im Wachstum bemerkbar machen wird.

Wie sieht das Profil Ihrer Nutzer heute aus?

Die meisten sind Investmentprofis, vor allem unabhängige Vermögensverwalter, Privatbankiers und Family Officers. Sie nutzen die Plattform, um ihrer Portfolios zu vergleichen und zu überwachen. Innerhalb dieser Organisationen sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit die Manager, Kundenbetreuer und Aufsichtspersonen – CIOs, Risk Manager, CCOs – am aktivsten. Und ich würde noch die Treuhänder hinzufügen, die im Rahmen einer delegierten Verwaltung die Investments, die Leistung und die Risikoniveaus beaufsichtigen.

Wie viele Portfolios sind auf der Plattform gelistet?

Wir haben fast 1.300 Nutzer und insgesamt für 32.000 Portfolios, die in unserer Datenbank zusammengefasst sind. Insgesamt sind das 54 Milliarden Franken an überwachten Vermögenswerten.

Was sind die wichtigsten Dienstleistungen, die Ihre Nutzer auf der Plattform suchen?

An erster Stelle ist der Performancevergleich. Unsere Methode „Perfometer“ ermöglicht den Vergleich von Privatportfolios anhand ihres Ex-ante-Risikoniveaus, das mit dem Kunden vereinbart wurde, in der Referenzwährung. Durch den Vergleich der risikobereinigten Performance über diese Tausende von Portfolios hinweg sind wir in der Lage, das relative Verhalten des Managements zu erkennen.

Dies ermöglicht es dem Endkunden und seinem Manager, objektiv über die Performance zu diskutieren, was ohne Referenzsystem oft heikel ist. Zunehmend wird die Aufsicht zu einem wesentlichen Faktor. Die Objektivierung der Performance unter Berücksichtigung des Risikos ermöglicht es, relative Performanceabweichungen sehr schnell zu identifizieren – lange vor den Compliance-Berichten, die typischerweise auf Allokationsabweichungen ausgerichtet sind. Hinter diesen Abweichungen kann sich eine zu hohe Risikobereitschaft verbergen, die durch die relative Volatilität erfasst werden kann. So wird in den Prozessen der Risikoüberwachung, die für jeden Vermögensverwalter obligatorisch geworden ist, die erste Ebene der Überwachung durch den Performance Watcher gewährleistet. Dies geschieht automatisiert und unabhängig von den Vermögensverwaltern. Auch das stellt eine regulatorische Verpflichtung dar. Ausserdem lassen sich diese Lösungen zu einem sehr wettbewerbsfähigen Preis, der bei 200 Franken pro Monat beginnt, umsetzen.

Welche Entwicklungsschwerpunkte setzen Sie in den nächsten Jahren?

Zur Erinnerung: Unser Auftrag besteht darin, allen Menschen Transparenz über die Qualität der Performance der verwalteten Portfolios zu geben, und zwar auf sichere, einfache und relevante Weise und in völliger Unabhängigkeit. Gemäss dieser Vision wollen wir auch unsere künftige Entwicklungen planen. Kurzfristig konzentrieren wir uns an der Verbesserung der Darstellung und der Berechnungsmethode unseres grundlegenden Vergleichsinstruments, des Perfometers.

Mittelfristig arbeiten wir an einer B2B-Anwendung, um die Aggregation, den Vergleich, die Berichterstattung und die Leistungsanalyse weiter zu vereinfachen. Das Feedback unserer Geschäftskunden zeigt uns, dass unsere Daten und Vergleichsmethoden leistungsstark und relevant sind, aber ihre Fähigkeit, über lange Zeiträume grosse Stichproben zu analysieren, ist begrenzt. Darüber hinaus werden Statistiken benötigt, die über die Performance und das Risiko hinausgehen, wie zum Beispiel die Volatilität, Drawdowns und die damit verbundenen Kennzahlen. Wir entwickeln daher eine modernere und dynamischere Online-Anwendung, die von unseren Kunden bis Ende des Jahres getestet werden soll und im ersten Quartal des kommenden Jahres in Produktion gehen wird.

 

Eric Bissonnier

Performance Watcher

 

Eric Bissonnier ist seit letztem Jahr CEO von Performance Watcher. Er begann seine Karriere 1992 bei Chase Manhattan Private Bank in Genf und New York. Im Jahr 1998 wechselte er zum alternativen Multi-Management-Unternehmen EIM, wo er 2002 CIO wurde. Bei den EIM-Nachfolgeunternehmen Gottex und LumX Asset Management blieb er bis 2019 im Amt. Er war massgeblich an der Entwicklung des Fintechs LumRisk beteiligt, einem Spin-off von EIM, das sich auf Risikomanagement spezialisiert hat. Eric ist CFA-zertifiziert und hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Genf.

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Set-Up

  • Digital Solutions
  • Dimitri Petruschenko
  • Managing Partner
  • EAM.Technology

„Vermögensverwalter müssen eine langfristige Perspektive und Strategie haben“

Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz benötigen seit diesem Jahr für ihre Tätigkeiten eine Finma-Lizenz. Gleichzeitig rücken strategische und operationelle Fragen in den Vordergrund. Technologie spielt hier eine wichtige Rolle, sagt Dimitri Petruschenko. Doch sie muss im Kontext der strategischen Fragen gelöst werden.

Wie stark werden Finanzdienstleister durch technologische Anforderungen belastet?

Grundsätzlich sehe ich Technologie als Werkzeug, um Innovation zu fördern, schneller am Markt zu agieren, Kunden zu gewinnen und Loyalität aufzubauen, die Qualität zu verbessern und Risiken effizient zu managen. Die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter wird sich deshalb der digitalen Transformation der Gesellschaft nicht entziehen können. Grosse Banken, kleine Banken, grosse Unternehmen und KMUs investieren alle in Technologie, um sich zu transformieren. Dabei ist es wichtig, eine langfristige Perspektive und Strategie zu haben.

Welche Fragen stehen im Vordergrund?

Jeder unabhängige Vermögensverwalter wird in seinem eigenen Tempo folgende grundlegende Überlegungen anstellen müssen: Welche Funktionen sind differenzierend und müssen intern von dedizierten Mitarbeitern übernommen werden, um die Positionierung und Kundentreue zu gewährleisten? Danach: Welche Prozesse sind standardisiert und können durch Technologie automatisiert werden, um repetitive Aufgaben und Risiken zu reduzieren und Effizienz sowie Datenqualität zu steigern?

Welche Anforderungen in Bezug auf Technologie werden durch eine neue Generation von Kundinnen und Kunden an die Vermögensverwalter herangetragen?

Die neue Generation von Kunden erwarten eine nahtlose Integration von Technologie in den Beratungsprozess, einschliesslich benutzerfreundlicher digitaler Plattformen und Apps, die ihnen einen einfachen Zugang zu ihren Finanzinformationen und -dienstleistungen bieten. Sie möchten jederzeit und über verschiedene Geräte hinweg einen Zugriff auf umfassende Reporting-Daten haben, um ihre Anlagen und Portfolioentwicklungen besser verfolgen und bewerten zu können. Und sie erwarten personalisierte Angebote und Dienstleistungen, die auf ihren individuellen Bedürfnissen und Präferenzen basieren..

Wenn Sie die Technologie-Anbieter vergleichen, wie entwickelt sich der Markt?

Der Markt für Tool- und Dienstleistungsanbieter hat sowohl eine stabile als auch eine dynamische Seite. Im Bereich der Kernapplikationen wie Portfolio Management Systemen haben die Marktführer eine starke Position und werden voraussichtlich auch weiterhin führend bleiben, was für Stabilität sorgt. Bei diesen PMS-Anbietern liegt der Fokus eher auf der Weiterentwicklung und Öffnung ihrer etablierten Lösungen. Vermögensverwalter fordern von den Anbietern zu Recht individuelles Kundenerlebnis für ihre Kunden und die Möglichkeit weitere Tools aus dem Ökosystems anbinden zu können. Dynamisch entwickelt sich hingegen der Markt für Tools mit spezifischen ergänzenden Funktionalitäten wie KYC, CRM, Reporting, Messaging, Billing & Gebührenmanagement, Spesenmanagement.

Welche Vorgänge lassen sich im Bereich der Vermögensverwaltung digitalisieren und eventuell sogar outsourcen?

Viele Prozesse lassen sich zunehmend digitalisieren und sogar outsourcen. Ein grosses Potenzial zur Digitalisierung besteht im Bereich des Bankdaten- und Belegmanagements sowie der Büroproduktivität, wo noch viele repetitive Aufgaben manuell erledigt werden. Doch es gibt keinen „One-Size-Fits-All“-Ansatz, sondern ein UVV sollte evaluieren, was am besten zu seiner Strategie und seiner Firmenkultur passt. Die Entscheidung hängt auch von der individuellen DNA des Unternehmens ab.

 

Dimitri Petruschenko

EAM.Technology

Dimitri Petruschenko ist Co-Founder und Managing Partner von EAM.Technology. Er hat 15 Jahren Erfahrung im Technologieumfeld der Finanzbranche, speziell in den Bereichen Privatbanken, unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices. Vor der Gründung von EAM.Technology hatte er Führungspositionen bei renommierten Schweizer Softwarelösungsanbietern für Wealth- und Asset-Management inne.

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