Investment Lösungen

  • Interview mit Philip Best
  • Portfoliomanager für Small & Mid Caps
  • Quaero Capital

Die bewegten zwanzig Jahre des Argonaut-Fonds

Vor zwanzig Jahren legten Philp Best und Marc Saint John Webb den Argonaut-Fonds für europäische Small & Mid Caps auf, den sie bis heute bei Quaero Capital verwalten. Ein Rückblick auf zwanzig Jahre, in denen sie Perfomance erwirtschafteten und gleichzeitig markante Erinnerungen sammelten.

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Welche Performance hat der Fonds seit seiner Auflegung erzielt?

Bis Ende Mai hatte er 782 Prozent Rendite erzielt!

Was war die beste Investition, die Sie in den letzten 20 Jahren getätigt haben?

Das war Danieli, ein italienisches Stahlunternehmen von Weltklasse, dessen Bilanz den Markt nach dem Parmalat-Skandal im Jahr 2003 jedoch nicht überzeugte. Es stellte sich heraus, dass der Markt falsch lag und wir unsere Hausaufgaben gemacht hatten. Seit 2007 hat das Investment 948 Prozent produziert. Und das Unternehmen ist heute immer noch sehr erfolgreich.

Und die schlechteste Investition?

Zweimal ist es uns passiert, dass wir unsere gesamte Investition verloren haben. Zunächst mit Smoby im Jahr 2008. Es schien, als hätten sich das Management und die Familie über die Aktionäre gestellt und sich selbst aus der Kasse bedient. Leider kommt so etwas vor. Zweitens mit CNIM im Jahr 2022. Dieses Unternehmen war seit 1856 in den Händen derselben Familie geblieben, doch in der sechsten Generation lief alles aus dem Ruder. Der Verantwortliche für das Fiasko ist wohl innerhalb des Clans nicht beliebt….

In wie viele Unternehmen haben Sie insgesamt investiert?

In über 300, es sind 321 Unternehmen, um genau zu sein.

Wie viele davon haben Sie besucht?

Wir haben über 100 Unternehmen besucht, um uns mit deren Management zu treffen.

Welche Besuche waren besonders einprägsam?

Die Firma Heiler Software in Stuttgart, Deutschland, empfing uns mit “Wilkommen”-Schildern an der Rezeption und kleinen Schweizer Fahnen im Besprechungsraum. Wir erfuhren, dass sie in drei Jahren keinen einzigen Besuch von Analysten oder Fondsmanagern erhalten hatten!

Ihr grösster Moment der Einsamkeit?

Als wir bei Rinol Flooring in Renningen in Deutschland ankamen, wurden wir gebeten, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterschreiben. Dann wurden wir darüber informiert, dass sie gerade Insolvenz angemeldet hatten!

Die Aktie, die Sie am längsten gehalten haben?

Wir sind seit 2013 in NRJ investiert. In zehn Jahren ist der Kurs nur um 15 Prozent gestiegen, was einer annualisierten Performance von nur einem Prozent entspricht. Es ist gut, ein geduldiger Anleger zu sein, aber manchmal juckt es uns auch in den Fingern, den “Verkaufsknopf” zu drücken.

Welche drei Unternehmen haben Sie am meisten beeindruckt?

Unabhängig von der Qualität des Geschäfts war der beeindruckendste Besuch sicherlich die Firma Camellia in Grossbritannien. Sie besitzt unter anderem grosse Teeplantagen. Ihr Hauptsitz war ein wunderschönes Schloss in Kent mit einer aussergewöhnlichen Kunstsammlung. Eine riesige Ali-Baba-Höhle mit enorm vielen versteckten Vermögenswerten….

Es gibt auch das ikonische Studio Babelsberg in Potsdam, in dem in den 1920er Jahren Marlene-Dietrich-Filme und in den 1930er Jahren Nazi-Propagandafilme gedreht wurden. Bei unserem Besuch waren sie gerade dabei, Quentin Tarentinos “Inglorious Bastards” zu drehen. Das war für uns wirklich ungewöhnlich. Es dauerte eine Weile, bis sich die Investition auszahlte, aber die Investition wurde durch ein Übernahmeangebot gut abgeschlossen.

Und schliessen wir mit Orell Füssli in Zürich, die die Schweizer Banknoten drucken. Eine faszinierende Geschichte: Sie sind seit dem XV. Jahrhundert im selben Geschäft und ihr erster Kunde war Zwingli, für den sie Bibeln druckten!

Philip Best

Quaero Capital

Philip Best ist einer der Mitbegründer von Quaero Capital. Er begann seine Karriere 1983 als Fondsmanager bei Warburg Investment Management, wo er den Mercury European Income Fund verwaltete. 1987 wechselte er zu Enskilda Securities, wo er als Broker auf europäische Small Caps spezialisiert war. 1994 eröffnete und leitete er das Pariser Büro von The Europe Company Limited, einem forschungsorientierten Broker, der auf europäische Nebenwerte spezialisiert ist und im Jahr 2000 von Jefferies & Co übernommen wurde. Philip Best legte 2003 zusammen mit John Saint Webb den Argonaut-Fonds auf. Beide verwalten ihn auch heute noch.