Investment Lösungen

  • Dominique Boehler
  • Derivateexperte
  • Société Générale Corporate & Investment Banking

Inline-Optionsscheine – eine mögliche Antwort auf niedrige Marktvolatilität

In einem Umfeld niedriger Volatilität bieten Inline-Optionsscheine eine attraktive, Renditeperspektive. Allerdings muss man sich über die damit verbundenen Risiken im Klaren sein, wenn die Preise der Basiswerte aus ihrem Korridor ausbrechen.

Francesco Mandala

Während klassische Optionsscheine von starken Marktschwankungen profitieren, entfalten Inline-Optionsscheine ihr Potenzial auch in schwachen Phasen. Sie ermöglichen attraktive Renditen, wenn sich der Basiswert (Aktien, Aktienindex, Anleihe, Währung, Rohstoff etc.) innerhalb einer festgelegten Preisspanne bewegt – und das während der gesamten Laufzeit.

Ein Inline-Optionsschein hat eine obere und eine untere Barriere, die einen Kurskorridor bilden. Solange der Kurs seines Basiswerts bis zur Fälligkeit des Produkts weder die obere noch die untere Barriere erreicht oder überschreitet, erhält der Anleger eine standardisierte Maximalrückzahlung. Er verfällt jedoch zu jedem Zeitpunkt bis zum Laufzeitende sofort wertlos, wenn eine der beiden Barrieren berührt oder durchbrochen wird.

Preisberechnung und -entwicklung

Die Preisentwicklung eines Inline-Optionsscheins wird durch den Wahrscheinlichkeitsgrad bestimmt, mit dem eine Barriere vor dem Laufzeitende berührt oder durchbrochen wird. Je höher diese Wahrscheinlichkeit ist, desto niedriger ist der Preis. Der wichtigste Faktor, der seinen Preis beeinflusst, ist also der Preis des Basiswerts, auf den er sich bezieht.

Ein weiterer Faktor, der den Preis stark beeinflusst, ist die implizite Volatilität, das heisst die von den Marktteilnehmern erwartete Bandbreite der zukünftigen Schwankungen des Basiswertes. Eine steigende implizite Volatilität erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Barriere erreicht oder durchbrochen wird, und tendiert daher zu einem niedrigeren Preis. Umgekehrt führt eine sinkende implizite Volatilität tendenziell zu einem steigenden Preis. Inline-Optionsscheine verhalten sich also in Bezug auf die implizite Volatilität diametral entgegengesetzt zu Vanilla-Optionsscheinen.

Die verbleibende Zeit bis zur Fälligkeit hat ebenfalls einen grossen Einfluss auf die Bewertung. Je näher der Bewertungstag liegt, desto höher ist der Wert des Inline-Optionsscheins, denn je kürzer die Zeitspanne ist, in der eine oder beide Barrieren erreicht oder durchbrochen werden können, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Ereignis eintritt.

Unbestrittene Vorteile, aber nicht ohne Risiko

Inline-Optionsscheine bieten volle Transparenz hinsichtlich der Rendite am Laufzeitende, da der Anleger einen vorher festgelegten maximalen Rückzahlungsbetrag erhält, sofern ihr Basiswert bis zum Laufzeitende keine der beiden Barrieren berührt oder durchbricht. Zudem bieten sie die Möglichkeit, in seitwärts tendierenden Märkten interessante Hebeleffekte zu erzielen.

Sie sind jedoch nicht risikofrei, denn bei Berühren oder Unterschreiten der oberen oder unteren Barriere verfällt das Produkt wertlos. Zudem können Kursschwankungen des Basiswertes zu starken Preisausschlägen führen. So ist es möglich, dass der Anleger bei einem vorzeitigen Verkauf einen tieferen Preis erhält, als er beim Kauf bezahlt hat.

Wie alle strukturierten Produkte bieten Inline-Optionsscheine attraktive Renditechancen, sind aber mit hohen Risiken verbunden. Es liegt jedoch in der Verantwortung der Anbieter von Finanzprodukten, ihren Kundinnen und Kunden Anlagen anzubieten, die dem Marktumfeld entsprechen, was bei Inline-Optionsscheinen im aktuellen Umfeld zweifellos der Fall ist.

Dominique Boehler

Société Générale Corporate and Investment Banking

Dominique Boehler begann seine Karriere im Bereich Strukturierte Produkte 2004 bei Dresdner Kleinwort als Leiter des öffentlichen Vertriebs für Strukturierte Produkte in Frankreich. Nach seinem Wechsel zur Commerzbank in der Schweiz im Jahr 2009 wurde sein Verantwortungsbereich um ETFs erweitert. Er ist Mitglied und Gründer verschiedener Berufsverbände. Dominique Boehler kam im Januar 2020 zur Société Générale, wo er seither als Derivateexperte tätig ist. Dominique Boehler hat einen Abschluss der Universität Oxford und der London School of Economics.