Portfolio Management
Cyrille Urfer
Forum Finance
«Das 60/40-Modell ist nicht perfekt, aber es ist immer noch äusserst effektiv»
Im Zeitalter von FINLEG und FINIG müssen unabhängige Vermögensverwalter neue Wege der Arbeit und natürlich auch der Kundenbetreuung beschreiten. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen unter Gleichgesinnten eröffnet ihnen in diesem Bereich sehr interessante Perspektiven.
Am 1. Januar 2023 hat eine neue Ära für die Schweizer Vermögensverwaltung begonnen. Wenn es nach der FINMA ginge, dürften unabhängige Vermögensverwalter, die keinen Bewilligungsantrag für eine Lizenz eingereicht haben, ihren Beruf im Prinzip nicht mehr ausüben.
Dies ist ein Paradigmenwechsel und ein weiterer Schritt in Richtung Harmonisierung mit unseren europäischen Nachbarn, wo UVV bereits seit Jahren stark reguliert sind. Wie auch immer: Der Schweizer Finanzplatz hat sich stets mit eigener Kraft neu erfunden, um zu überleben – egal, wie gross die Schwierigkeiten waren. Die Aufgabe des Bankgeheimnisses war nur ein Beispiel.
Heute beginnt ein neues Kapital der FINIG/FIDLEG-Ära, und unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz müssen sich mit zwei Megatrends beschäftigen, mit denen sich langfristig Wert generieren lässt: Diversifikation von Serviceleistungen und Zusammenlegung von Ressourcen. Ihr Wertschöpfungspotenzial ist so hoch, dass UVV sogar mit Privatbanken am Finanzplatz und zahlreichen spezialisierten Dienstleistern konkurrieren können.
Schweizer Messer
Diversifizierte Dienstleistungen werden künftig kein Privileg grosser Banken mehr sein. Unabhängige Vermögensverwalter können sich so strukturieren, dass sie ein breites Dienstleistungsspektrum anbieten können. Einige UVV bieten ihren Kunden und Partnern bereits Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung, Asset Management, strategische Beratung für Unternehmer, Verwaltung strukturierter Produkte und Risikokapital an – alles aus einer Hand. Und über eine spezielle Kontaktstelle bieten einige UVV anderen UVV zusätzliche Serviceleistungen an, die auf die besonderen Anforderungen ihrer Kunden zugeschnitten sind.
Ressourcenpooling
Die Zusammenlegung von Ressourcen ist für das grundsätzlich sehr auf Diskretion und Sicherheit bedachte Gremium der Vermögensverwalter wohl kaum ein natürlicher Reflex, sie kann jedoch eine effiziente und pragmatische Lösung angesichts der neuen Vorschriften darstellen. Heute müssen unabhängige Vermögensverwalter eine Vielzahl spezialisierter Dienstleistungen sicherstellen, die sich nicht immer mit ihren ursprünglichen Kompetenzen decken. Dazu gehören insbesondere Compliance, IT-Sicherheit, aber auch Strukturierung, Regulierung und Verwaltung komplexer Finanzprodukte.
Vermögensverwalter, die auch in Zukunft profitabel sein oder zumindest überleben wollen, müssen sich anders aufstellen und neue Wege finden. Sie müssen ein Angebot entwickeln, mit dem sie ihre unternehmerischen Ziele erreichen.
Eine Plattform im Dienste der EAMs
Die Lösung kann ein kollaboratives Ökosystem sein – hierbei können alle Teilnehmer die notwendigen Ressourcen gemeinsam auf einer Plattform (eine Art ‚Expertenclub‘) nutzen. So können sie überragende Dienstleistungen anbieten, die den neuen Typ unabhängiger Vermögensverwalter an die Spitze bringen.
Hierzu müssen Vermögensverwalter als Zentrum dieses neuen Paradigmas in die Entwicklung einer robusten Plattform investieren, die auf hochmodernen Technologien und bewährten Talenten aufbaut. Die Vermögensverwalter können diese Plattform einerseits für die Entwicklung ihrer eigenen Kundenbasis nutzen, andererseits soll sie auch anderen professionellen Experten der Vermögensverwaltung angeboten werden können. Die Plattform soll die Vertriebsentwicklung im Bereich Privatkunden fördern, denn sie unterstützt Vermögensverwalter sowohl bei regulatorischen Belangen als auch bei Investments und der Digitalisierung.
In puncto Investments können die Teilnehmer über ein CIO Office-Angebot von den Analysen eines erfahrenen Expertenteams profitieren, dessen Research offen, pragmatisch und unabhängig von der Vermögensverwaltung ist. In einem derart komplexen wirtschaftlichen Umfeld müssen gewaltige Mittel eingesetzt werden, um relevante Investments und eine kontinuierliche Wertschöpfung zu sichern. Dank dieses „CIO Office“ können beim Aufbau der Portfolios alternative wertsteigernde Anlagelösungen identifiziert werden. Der Schlüssel liegt vor allem in der Auswahl von Lösungen im Bereich Sachwerte (Immobilien, Private Equity, Infrastruktur), aber auch im Angebot massgeschneiderter Anlagelösungen, die direkt mit den Investmentbanken ausgearbeitet werden.
Folglich müssen sich unabhängige Vermögensverwalter künftig für Investitionen zugunsten ihrer UVV-Partner entscheiden, damit ein wettbewerbsfähiges Ökosystem entstehen kann, das Chancen bietet und als Plattform für Expertenwissen dient. Von diesem neuen regulatorischen Umfeld werden jene Vermögensverwalter profitieren, die anderen Vermögensverwaltern den Zugang zu den erforderlichen Ressourcen, die Auslagerung bestimmter Kostenpunkte und die Optimierung ihres Zeitmanagements ermöglichen, damit sie sich auf die autonome und unabhängige Entwicklung der eigenen Geschäftsaktivitäten konzentrieren können. Dabei stehen stets die Anforderungen jedes einzelnen im Vordergrund!
Julien Duniague
Atlantic Financial Group
Julien Duniague verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Finanzsektor, insbesondere im Bereich der strukturierten Produkte in Luxemburg und der Schweiz mit internationaler Abdeckung. Bevor er sich in das Abenteuer Atlantic stürzte, war er weltweiter Leiter des Angebots an strukturierten Produkten für die Privatbank der Société Générale Gruppe. Darüber hinaus war er als kaufmännischer Leiter und Mitglied des Exekutivkomitees für Société Générale Private Banking Schweiz tätig.
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Die Agentur SPHERE ist auf Investor Relations spezialisiert. Sie gibt das Magazin SPHERE heraus, das den Fachleuten der Vermögensverwaltung und der Vermögensverwaltung in der Schweiz gewidmet ist, und organisiert Finanzveranstaltungen für dasselbe Publikum. Sie stützt sich auf die Kompetenzen und das solide Netzwerk ihrer Partner, die seit mehr als fünfzehn Jahren in der Banken- und Finanzindustrie tätig sind.
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Seit Anfang des Jahres gilt für Vermögensverwalter und alle Finanzintermediäre ein neues Aufsichtsregime. Seither dürfen nur noch diejenigen Vermögensverwalter aktive sein, die über eine Bewilligung der Finma verfügen. Simon Wälti von FINControl blickt auf den Endspurt im Dezember zurück und erklärt, welche Entwicklungen noch zu erwarten sind.
Herr Wälti, auf der Skala von 1-10, wie streng war Ihr Dezember?
Sie sprechen das Ende der Übergangsfrist für SRO-beaufsichtigte Finanzinstitute zur Einreichung eines Gesuchs bei der FINMA an.
Ja. Genau
Das war in der Tat für uns als Aufsichtsorgan eine unglaublich intensive Zeit. Um ihre vorherige Frage zu beantworten: Es war sicher sehr nahe an der 10. Aber wir haben’s geschafft – das letzte fristgebundene Gesuch konnten wir am 30. Dezember des letzten Jahres abschliessen. Jahres abschliessen. das letzte fristgebundene Gesuch konnten wir am 30. Dezember des letzten Jahres abschliessen.
Was waren die Hauptgründe?
Viele Vermögensverwalter haben sich im letzten Moment doch noch dazu entschieden, ein Finma-Gesuch einzureichen. Entsprechend konzentrierte sich alles auf das dritte und vierte Quartal. Wie gesagt können wir aber heute sagen, dass wir es dank einem Sondereffort geschafft, die alle Gesuche, die fristgebunden waren,auch fristgerecht abzuarbeiten.
Haben Sie eine Übersicht über die Zahlen?
Schweizweit dürften gut 1500 Gesuche bearbeitet worden sein. Im Moment sind davon rund zwei Drittel bei der Finma hängig, rund ein Drittel haben bereits eine Bewilligung erhalten.
Schätzungsweise 1000 Institute wollten kein Gesuch einreichen. Haben Sie hier eine klare Sicht auf die Gründe?
Die Gründe, kein Gesuch einzureichen, haben wir offiziell nicht erfahren. Sicher ist, dass wir eine Konsolidierung in der Branche sehen. Dies haben wir auch so erwartet. Zudem gab es sicherlich altersbedingt einige Geschäftsaufgaben. Unbestritten aber ist der Ausfall wesentlich höher, als dies von der Branche selber noch vor rund drei Jahren angenommen worden ist. Umgekehrt eröffnet dies Raum für neue Player im Markt.
Wie würden Sie den Prozess rückblickend beurteilen?
Wir konnten uns als Organisation relativ gut vorbereiten, uns war klar, dass das zweite Semester 2022 intensiv werden würde. Das gleiche gilt wohl auch für die Finma, welche jetzt in der Pflicht ist. Es gab und gibt aber selbstredend bis heute viele Auslegungsfragen, auch das Zusammenspiel zwischen FINMA und AO musste und muss sich etablieren. Von uns wie auch von der FINMA wurde früh genug signalisiert, dass wir mit einem Anschluss- und Bewilligungsprozess von mehreren Monaten rechnen. Dass viele trotzdem bis zuletzt gewartet haben, lag wohl am Marktumfeld, und es gab im Markt auch viele sich wiedersprechende Informationen. Der Prozess selbst ist für viele Institute oft positiver verlaufen, als zuvor möglicherweise befürchtet. Wir haben gesehen, dass die Finma einzelfallspezifisch durchaus Flexibilität gezeigt hat.
Gibt es einen Punkt, mit dem wirklich viele Institute Mühe hatten?
Generell kann man dies nicht sagen, dafür sind die Fälle viel zu unterschiedlich und die Branche zu heterogen. Wir haben gesehen, dass sich viele Institute sehr gewissenhaft vorbereitet und sehr gute Dossiers abgeliefert haben. Je nach Komplexität gab es aber auch da noch Diskussionspunkte. Sicher ist, dass die Frage nach der richtigen Organisation und angemessenen Struktur und namentlich auch die Diskussion hinsichtlich der Unabhängigkeit des Risikomanagement und der internen Kontrolle für viele Neuland bedeutete.
Wie wird sich ihre Aufgabe als AO verändern?
Die Phase der Vorprüfung der Bewilligungsgesuche aller von der Übergangsfrist betroffenen Finanzinstitute ist nun hinter uns; neue Gesuchseingänge gibt es erfreulicherweise aber weiterhin. Nun aber beginnt für die von der FINMA bewilligten Institute die laufende Aufsicht. Dabei geht es darum, im direkten Kontakt mit den Instituten zu stehen, Verstösse gegen Aufsichtsvorgaben zu ahnden und also Mängel und Fehler möglichst direkt zu klären. Wir als AOS erfahren dabei vieles aus erster Hand, da wir zuständig sind für die laufende Aufsicht über die angeschlossenen Institute. Im Vergleich zur Finma verfügen wir aber über keine Sanktionsmöglichkeiten. Auch hier wird das Zusammenspiel zwischen uns und der Finma sicher intensiver sein als im bisherigen SRO-Aufsichtsregime.
Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten wird sicher noch eine Weile dauern.
Ja. Auf, das gilt für alle Beteiligten. Wenn wir den Regulierungsprozess mit demjenigen bei den Selbstregulierungsorganisationen oder auch bei den Kleinbanken vergleichen, so brauchte es da mehrere Jahre, bis sich eine umfassende Praxis eingestellt hat.
Und was heisst dies für die Vermögensverwalter?
Der grosse Run ist zwar vorbei, eine erste Konsolidierung hat stattgefunden. Das hat wie gesagt Raum für neue Player geschaffen, Es wird nun sicherlich vermehrt Neugesuche geben. Doch auch für die bereits bewilligten Vermögensverwalter gilt: Die Arbeit geht erst richtig los. Nun müssen sie belegen, dass sie den Anforderungen an die neuen Regularien auch im Tagesgeschäft genügen.
Was gilt es zu beachten?
In den ersten zwei Jahren nach Bewilligungserteilung wird bei den Vermögensverwaltern jährlich ein Audit durchgeführt. Das wird immer eine umfassende Prüfung sein. Ich würde sagen, dass ist sicher die grösste Herausforderung. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Prozess zu einer weiteren Konsolidierung führt. Viele Vermögensverwalter dürften sich erst dann richtig bewusst werden, welche Kostenfolgen die Regulierung haben kann. Danach wird man schauen müssen, ob und wie die Finma Schwerpunkte setzt bei der Aufsichtstätigkeit.
Die Regulierung bleibt also ein Dauerthema.
Ja, bestimmt. Das hat jetzt erst begonnen.
Simon Wälti
FINcontrol
Simon Wälti ist seit dem Mai 2020 CEO von FINcontrol Suisse AG. Zuvor war der Anwalt beim Verein für Qualitätssicherung von Finanzdienstleistungen (VQF) ebenfalls als CEO tätig und hat bei Julius Bär als Legal Counsel gearbeitet. FINcontrol Suisse AG wurde im Hinblick auf die neue Aufsicht-Situation für Vermögensverwalter und Trustees als Tochtergesellschaft der VQF gegründet. Der Zweck der Firma ist es demnach, eine Aufsichtsorganisation (AO) nach FINMAG für Vermögensverwalter und Trustees zu betreiben. Die AOs sind im neuen Regulierungsumfeld unter FIDLEG und FINIG für die laufende Aufsicht verantwortlich.
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