Digital Solutions
- Interview mit Raphael Bianchi
- Vorsitzender
- OpenWealth Association
«“Wir konnten die Vorteile des OpenWealth-Standards aufzeigen“.»
Die Open Wealth Association hat in den vergangen drei Jahren Standards für Open Finance im Bereich der Vermögensverwaltung definiert und die Mitgliederbasis ausgebaut. Das Ziel müsse nun sein, dass die gesamte Branche den Standard umsetzen, wie Bianchi erlautert.
Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Open Finance im Bereich der Vermögensverwaltung zum Durchbruch zu verhelfen. Wo stehen Sie derzeit?
Wir beobachten, wie viele Marktakteure, sowohl Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder, den Standard umsetzen und ihn aktiv nutzen. Dazu haben wir zusammen mit einem Mitglied einen technischen Standard-Adapter für grössere Banksysteme entwickelt, aktuell für das Avaloq Core Banking System. Das ermöglicht es Avaloq basierten Finanzinstituten, schnell eine OpenWealth-Schnittstelle umzusetzen und live zu bringen. Ausserdem verfolgen wir im Verein eine Roadmap, die die Umsetzungspläne der Verfügbarkeit von OpenWealth-Schnittstellen aller Mitglieder darstellt. Für das Jahr 2024 sind einige fertige Projekte in Sicht.
Welche Chancen ergeben sich aus einer offenen Architektur und können Sie die von Effizienzgewinne quantifizieren?
Wir sehen bereits erste positive Effekte. Automatisierte Prozesse und eine höhere Datenqualität führen zu geringeren Operationsaufwänden und Kosten. Die Vorteile zeigen sich schon bei den Systemen, die in Betrieb sind. Eine umfassende Auswertung wird mehr Sinn machen, wenn wir mehr Daten gesammelt haben. Neben Effizienzgewinnen ermöglicht die offene Architektur auch verbesserte digitale Erlebnisse für Benutzer und Kunden, was besonders für die jüngere, digital affine Generation vorteilhaft ist.
Wie reagieren Fintechs im Hinblick auf offene Schnittstellen und wo sehen Sie in diesem Bereich die grössten Herausforderungen?
Open-Finance bietet die Möglichkeit, völlig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es gibt eine staatliche Forderung, die Öffnung voranzutreiben. Eine gewisse Zurückhaltung gibt es noch, vor allem wenn es um die Aufgabe der direkten Kundenschnittstelle geht oder wenn die Vorteile von Open-Finance noch nicht vollständig verstanden wurden.
Wo sehen Sie weitere Chancen und Opportunitäten im Bereich Open-Finance?
Open-Finance, das sich auf Zahlungsverkehr konzentriert, ist nur ein Teilbereich. Wir sehen Open-Finance als ein viel umfassenderes Konzept, das alle Finanzdaten einschliesst. Ein konkretes Beispiel ist eine Initiative im Bereich Multibanking, die von der Bankiervereinigung vorangetrieben wird. Im Wealth-Sektor gibt es grosse Chancen, zum Beispiel teure Dienstleistungen, die bisher nur HNWI-Kunden vorbehalten waren, durch Kosteneinsparungen auch dem Affluent-Segment anzubieten.
Wer treibt diese Entwicklung voran? Sind es eher die kleineren oder die grösseren Player?
Es ist nicht die Grösse, die den Ausschlag gibt, sondern die Strategie des Instituts. Interessanterweise waren die ersten beiden Banken, die OpenWealth unterstützt und mitbegründet haben, zwei Retailbanken unterschiedlicher Grösse. Später kamen zwei Wealth-Institute und zwei grosse Universalbanken hinzu. Unsere Mitglieder sind sehr divers und die Haupttreiber sind diejenigen Institute, die die Vorteile der offenen Schnittstellen erkennen und sich nicht aus Angst zurückhalten. Die Wertschöpfungskette im Finanzwesen wird zunehmend fragmentierter und organisiert sich in Richtung Ökosysteme, in denen Banken sowohl Produzenten als auch Konsumenten von Dienstleistungen und Finanzprodukten sein können.
Inwieweit sind Datenschutz und Datensicherheit im Rahmen von Open-Finance eine Herausforderung und wie wird dies von der Open Wealth Association adressiert?
Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Säulen von Open-Finance. Wir sind uns der Bedeutung dieser Themen voll bewusst und stellen sicher, dass alle OpenWealth-Schnittstellen den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Die Einhaltung von Datenschutzgesetzen ist obligatorisch, und sind im Dialog mit dem Bund und den relevanten Branchenverbänden, um die notwendige Compliance auch im OpenWealth Standard sicherzustellen.
Die digitale Transformation ist ein Schlüsselelement in vielen Sektoren. Gleichwohl gibt es viel Skepsis, wenn es um Open-Finance geht. Was sagen Sie den Kritikern?
Digitale Transformation bedeutet Veränderung und Anpassung. Wir bieten unseren Mitgliedern Unterstützung durch Workshops, Informationsmaterial und Best Practices. Des Weiteren fördern wir den Austausch zwischen Mitgliedern, um von den Erfahrungen anderer zu lernen. Skeptikern gegenüber würde ich sagen, dass Veränderung oft Herausforderungen mit sich bringt, aber auch grosse Chancen bietet. Es ist wichtig, offen für Neues zu sein und sich nicht von der Angst vor Veränderung leiten und sich auch von den Möglichkeiten der Öffnung überzeugen zu lassen.
Raphael Bianchi
OpenWealth Association
Raphael Bianchi ist Präsident der OpenWealth Association, Senior Partner bei Synpulse und Group CEO von Synpulse8. Ausserdem ist er im Verwaltungsrat bei Tenity sowie bei Billte. Bei Synpulse ist Bianchi für die Strategie in der Schweiz verantwortlich. Er gründete 2008 das Büro in Singapur, und legte so den Grundstein für die APAC-Expansion des Unternehmens. Zuvor baute er das Technologiezentrum in Bratislava. Der Bankenexperte hält einen Master in Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik der Universität Zürich.
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