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„Private Märkte reduzieren das Gesamtrisiko in den Portfolios“.

Seit seiner Gründung vor zwölf Jahren hat CdR Capital sofort auf eine stark diversifizierte Asset Allocation gesetzt, insbesondere dank seines Private Markets Bias. Für Steve Smith, den Gründer des Unternehmens, ist dieser Ansatz heute unumgänglich.

Von Jérôme Sicard

Wie haben Sie es geschafft, eine sehr diversifizierte Allokation zu verwalten?

verwalten?
Als ich das Unternehmen vor nunmehr zwölf Jahren zusammen mit Omar Ayache gründete, waren wir davon überzeugt, dass sich die Vermögensverwaltung in der Schweiz im Anlagebereich enorm professionalisieren würde. Wir haben nicht das Profil von traditionellen Privatbankiers. Ich komme von den Handelsräumen. Bei Credit Suisse habe ich eine Zeit lang das Hedgefonds-Geschäft geleitet. Omar wiederum hat während seiner Zeit bei Goldman Sachs eine starke Expertise im Bereich Private Markets entwickelt. Um glaubwürdig zu sein, war uns klar, dass wir bei der Vermögensallokation und der Auswahl der Basiswerte genauso gut sein mussten wie die Grossbanken.

Von Anfang an entschieden wir uns daher für eine massive Investition in die Asset Allocation mit einem institutionellen Ansatz und einer starken Neigung hin zu den privaten Märkten. Um dies zu gewährleisten, stellten wir drei Spezialisten für private Märkte ein, die übrigens auch noch heute zum Team gehören. Wir wollten sofort über Aktien und Anleihen hinausgehen.

Welche Reize sehen Sie in diesen privaten Märkten?

Auch heute noch trauen sich viele Vermögensverwalter nicht an Private Debt, Private Equity oder Venture Capital heran, weil sie nicht unbedingt mit den Hintergründen vertraut sind. Dabei können diese Anlageklassen durchaus dazu beitragen, das Gesamtrisiko in den Portfolios zu verringern. Allerdings muss man sich auf einen sehr strengen Auswahlprozess stützen, da es eine grosse Streuung zwischen den Managern gibt. Es ist jedoch auffällig, dass im Risikokapitalbereich die Besten über einen längeren Zeitraum die Besten bleiben. Es gibt einen klaren Trend zur Kontinuität.

Es gibt für uns wirklich keinen Zweifel daran, dass alternative Produkte einen wesentlichen Beitrag zu den risikobereinigten Renditen in den Portfolios leisten. Im Jahr 2022, um nur dieses eine Beispiel zu nennen, rutschten Aktien und Anleihen gleichzeitig ab, aber unsere alternativen Assetklassen ermöglichten es uns, unsere Verluste sehr substanziell zu begrenzen. Wären wir bei einem klassischen 60-40-Modell geblieben, hätten wir sehr stark gelitten. Diese Diversifizierung hat uns einen entscheidenden Vorteil verschafft.

Warum ist diese Diversifizierung für Sie so wichtig?

In unserem Geschäft zählen zwei Prinzipien: kumulierte Interessen und eine gesunde Diversifizierung. Das 60-40-Modell gehört der Vergangenheit an, es ist die Alte Welt. Heute muss man das Spektrum erweitern und nicht nur alternative Anlagen, sondern auch oft vernachlässigte Klassen wie Cash und Rohstoffe einbeziehen.

Bargeld ist ein Schlüsselelement: Man braucht nur einen Blick auf Warren Buffett zu werfen, der heute über eine grosse Barreserve verfügt. Was die Rohstoffe angeht, so bieten sie in einem inflationären Umfeld grosse Chancen. Es ist ein grosses Universum, das weit über Edelmetalle oder Energie hinausgeht. Im Jahr 2022 haben wir übrigens ein Zertifikat mit Philip Khoury von Impera aufgelegt, das sich auf den Bergbau in den Frontier Markets konzentriert. Das Timing war gut!

Für mich beruht die moderne Vermögensverwaltung im XXIᵉ Jahrhundert auf dieser Fähigkeit, eine robuste strategische Allokation aufzubauen und intelligent zu diversifizieren, auch in alternative Anlageklassen. Und wenn es keine Lösungen gibt, muss man in der Lage sein, sie aus dem Nichts zu erschaffen.

Mit wie vielen Fondsmanagern arbeiten Sie zusammen?

Wir investieren derzeit mit zehn Managern für die aktive Verwaltung, mit vierzehn für Hedgefonds und mit sechs für ETFs. Letztere erweisen sich als zunehmend relevant für bestimmte Themen, die Vorteilsweise oft bereichsübergreifend sind.

In welchen Bereichen müssen unabhängige Vermögensverwalter ihr Wertangebot heute unbedingt anpassen?

Alles dreht sich wieder einmal um Diversifizierung. Viele unserer Konkurrenten spezialisieren sich auf eine Anlageklasse, in der sie besonders gut sind. Wir hingegen ziehen es vor, uns für alles zu interessieren, was in Bezug auf Risiko und Ertrag interessant sein könnte. Es geht nicht darum, für unsere Kunden zu spekulieren – das ist überhaupt nicht ihr Ziel -, sondern darum, ihnen eine echte Fachkompetenz in der Art und Weise zu garantieren, wie wir ihre Portfolios verwalten.

Unsere Unabhängigkeit ist unsere Stärke, und wir müssen sie in den Dienst unserer Kunden stellen. Gleichzeitig müssen wir aber auch die geistige Offenheit haben, um mit einer breiteren Palette zu arbeiten und uns nicht auf traditionelle Lösungen zu beschränken, die manchmal ihre Grenzen aufzeigen.

Welche Funktionen möchten Sie bei AdR Capital stärken?

Alles ist heute ein Prozess! Und die unabhängigen Vermögensverwalter werden sich dem nicht entziehen können. Im Zuge der Entwicklung von CdR haben wir robuste Verfahren für die Unternehmensführung und das Risikomanagement eingeführt. Dagegen haben wir erst vor relativ kurzer Zeit festgestellt, dass wir bei der Einstellung von Bankern oder Relationship Managern nicht die gleiche Strenge an den Tag legen.

Das ist ein Punkt, den wir korrigieren müssen, denn die Vermögensverwaltung wird immer mehr zu einem Rekrutierungsgeschäft. Für eine kleine Struktur wie die unsere können wir uns keine hohe Fluktuation leisten, wie sie in grossen Banken üblich ist. Wir wollen daher unsere Auswahlprozesse besser strukturieren, um unsere Fähigkeit zu verbessern, die richtigen Kandidaten einzuschätzen, zu beurteilen und auszuwählen.

Eine weitere Schlüsselachse ist die Digitalisierung. Wie ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs einmal sagte: „Banking and finance is a technology business“. Vom Onboarding bis zur Konsolidierung gibt es noch viel zu tun. Die Schweizer Industrie kämpft leider immer noch viel mit Papierkram, obwohl die Kunden heute zu Recht reibungslosere, effizientere und effektivere Lösungen erwarten dürfen.

Welche grundlegenden Trends verändern Ihrer Meinung nach die Vermögensverwaltung?

Unternehmer, die unseren grössten Kundenpool bilden, haben heute sehr wohl verstanden, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen der Schaffung eines Vermögens und dessen Verwaltung gibt. Viele haben ihr eigenes Family Office aufgebaut, aber sie zögern auch nicht mehr, sich an unabhängige Vermögensverwalter zu wenden, um eine bessere Beratung zu erhalten. Vor zehn oder fünfzehn Jahren war dieser Schritt keineswegs selbstverständlich. Heute ist er es.

Selbst wenn sie über eine eigene Familienstruktur verfügen, suchen diese Kunden nach einem unabhängigen Blick, der frei von Interessenkonflikten ist und ihnen objektive Empfehlungen geben kann. Wir verfügen manchmal über Kompetenzen, die Family Offices nicht haben, aber wir stehen nicht in Konkurrenz zu ihnen, sondern ergänzen uns.

Es handelt sich um einen wachsenden Markt mit grossen Chancen für Manager, die in der Lage sind, sich in das Ökosystem der Family Offices einzufügen und sie bei bestimmten Aspekten mit sehr hohem Mehrwert zu begleiten.

Wie richten Sie Ihre Geschäftsstrategie aus?

Wie andere konzentrieren wir uns derzeit auf den Vermögenstransfer zwischen den Babyboomern und ihren Nachfolgern. Auch hier dreht sich alles um die Rekrutierung. Wir müssen Talente aus verschiedenen Altersgruppen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Sprachen anziehen. Die Vermögensverwaltung muss ihre eigene „next gen“ haben, die in der Lage ist, die Wünsche und den Lebensstil neuer Kundensegmente widerzuspiegeln.

Der deutschsprachige Markt stellt langfristig ebenfalls eine Chance dar, ebenso wie die US-amerikanische Kundschaft mit Zustimmung der SEC. Die politische Bipolarisierung in den USA ist so ausgeprägt, dass viele Anleger versuchen, einen Teil ihres Kapitals in einem stabileren Umfeld anzulegen, wie es die Schweiz sein kann. In den USA neigen die Vermögensverwalter dazu, etwas zu US-zentrisch zu sein. In der Schweiz, wo die Mehrwährungsfähigkeit unsere DNA strukturiert, haben wir einen breiteren Ansatz, der den Erwartungen einer internationalen Kundschaft, einschliesslich der amerikanischen, besser entspricht.

Steve Smith

CdR Capital

Steve Smith ist zusammen mit Omar Ayache Gründer von CdR Capital, der Genfer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die Mitglied der ASWM ist. Steve begann seine berufliche Laufbahn 1986 bei Bankers Trust. Zudem verfügt er über langjährige Managementerfahrung sowohl im Investmentbanking als auch in der Vermögensverwaltung. Er war für Bankers Trust, SBC/UBS, Credit Suisse und BlueCrest tätig. Steve hat einen Bachelor of Laws vom Downing College in Cambridge, wo er derzeit im Investitionsausschuss sitzt.

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