Künstliche Intelligenz

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«Künstliche Intelligenz hilft uns, die Risiken zu managen»

Der Zürcher Vermögensverwalter Belvoir Capital hat zwei Partnerschaften mit Asset Managern bekannt gegeben, die mit KI arbeiten. Speedlab setzt auf ein Multi-Asset-Modell, das das Risk-Return von Kunden verbessern soll, Wisdomise konzentriert sich ausschliesslich auf Krypto und Retailkunden und soll die Vermögensverwaltung für Privatanlager im Bereich Crypto professionalisieren, wie Steffen Bauke ausführt.

Die Digitalisierung ist für viele Vermögensverwalter nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Was ist ihr Ansatz?

Die Digitalisierung in der Vermögensverwaltung ist nur eine Frage der Zeit. Die nächste Generation an Kunden will heute digital angebunden sein und Entscheidungsprozesse begleiten oder direkt online treffen. Wir haben uns schon vor einigen Jahren entschlossen, unsere Kunden online Zugang zu ihren Vermögenswerten zu geben. Das macht es in der Kommunikation mit dem Kunden einfacher. Neben der reinen «View-Only» Variante, bieten wir auch digitales Onboarding, Reporting, Partizipation an Club Deals und jegliche Art an Kommunikation und Erklärung online an. Die digitale Welt ist wichtiger Bereich, der die Prozesse effizienter werden lässt und den Kunden Mehrwert bietet. aber das physische Treffen mit Kunden nicht ersetzen kann. Somit ist der hybride Weg, der richtige, denn Vertrauen baut man nur im direkten Kontakt mit den Kunden auf.

Sie haben zwei spannende Partnerschaften mit Fintechs, die beide mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Was ist die Geschichte dahinter?

Fintechs sind die natürliche weitere Entwicklung der Digitalisierung. Wenn man die Kunden von morgen betreuen will, muss man sich auch mit Themen beschäftigen, die unsere ganze Branche verändern. Dazu gehören Fintechs, die auch in der Vermögensverwaltung Alternativen und intelligente Lösungsansätze bieten. Durch unser Netzwerk sehen wir viele Start-Ups in diesem Bereich, leider schaffen es nur wenige, wirkliche erfolgreich zu werden. Da ist das Geschäftsmodell und der Ansatz entscheidend. Zudem schauen wir auf die Innovation der Produktidee, die Gründer dahinter sowie eine gesicherte Finanzierung. Zudem schauen wir auf die Innovation der Produktidee, die Gründer dahinter sowie eine gesicherte Finanzierung.

Was verbindet die beiden Firmen?

Speedlab und Wisdomize sind ganz unterschiedlich ausgelegt. Es geht jedoch bei beiden darum, die Risiko-Return-Profile der Anleger zu optimieren. Beide arbeiten mit KI-Modellen in unterschiedlicher Form. KI wird auch im Bereich der Vermögensverwaltung und dort im Speziellen im Portfolio-Management zum Einsatz kommen. Wir sehen hier ein riesiges Potential in der Zukunft, denn die vielen Daten und Informationen heute in Echtzeit verarbeiten zu können, übersteigt die Fähigkeiten unserer Spezies. Wenn es gelingt, mit Hilfe der KI-Modelle zu entwickeln, die einen hier unterstützen und den Prozess zu automatisieren, kann viel erreicht werden.

Welchen Input erhalten Sie dank der Zusammenarbeit mit Speedlab?

Speedlab ist ein auf KI spezialisierter Asset Manager, der für alle Asset Klassen auf der Basis des Subbereichs der KI «Reinforcement Learning» Modelle entwickelt hat. Dabei kann zwischen Long-Short, Long Underlying mit Short Hedging wie auch über ein Multi-Asset Modell gewählt werden. Sogenannte «Agents» handeln die jeweiligen Investments, sei es Single-Stocks, Crypto (wie Bitcoin oder Ether), oder Indices via Futures mit entsprechendem Belohnungs- und Bestrafungssystem und sind selbst lernend. Ein sogenannter Superagent überwacht die Aktivitäten und Trades der einzelnen «AI-Agent Trader», bei Erfolg und Misserfolg wird eben Kapital zu- oder abgeführt. Gleiches gilt auch im Handel mit Aktien.

Welcher Vorteil erhalten Sie aus dieser Zusammenarbeit – auch wenn Sie die Arbeit der «Agents» mit derjenigen von klassischen Portfoliomanagern vergleichen?

Die Agents arbeiten komplett emotionslos und rational, die Entscheidungen basieren rein auf Erfahrungen aus der Vergangenheit übertragen auf die Jetztzeit. Dadurch gelingt es eine totale Objektivierung zu erreichen. Kein Bias, keine Emotionen, keine irrationalen Entscheidungen.

Wie setzt Wisdomise KI ein?

Wisdomise konzentriert sich ausschliesslich auf Crypto- und Retailkunden. Hier bestimmt man für sich selbst mit Hilfe eines «AI Avatars» sein eigenes Risikprofil. Danach «traded» der Avatar ie Kryptowährungen ähnlich wie ein Portfolio Manager. Retailkunden agieren oft nicht rational und zudem befolgen sie oft die Grundregeln des Portfolio Management nicht. Gerade im Bereich Crypto gibt es noch kein «Private Banking», das es den Kunden ermöglicht, professionell zu investieren. Hier schafft Wisdomise Mehrwert und hilft auch Kleinanlegern im Bereich Crypto Geld verdienen zu können. Die Firma agiert im B-B-2-Bereich. Das Ziel ist es, durch Wisdomise den Markt für Privatanleger einfacher zugängig zu machen.

Steffen Bauke

Belvoir Capital

Bauke ist der Gründer und CEO der Belvoir Capital. Er begann seine Karriere Ende 1999, zunächst bei der UBS in Deutschland und später in der Schweiz sowohl im Bereich Corporate Finance und Wealth Management. 2004 hat er Belvoir Capital gegründet und leitet heute als CEO. Bauke hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Wirtschaftswissenschaften studiert.

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Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

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Konsolidierung

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Viele EVVs werden also Mühe haben, die Standards zu erfüllen

Wir befinden uns „im Jahr eins“ der Finma-Regulierung der Unabhängigen Vermögensverwalter. Noch ist die erwartete Konsolidierung ausgeblieben. Steffen Bauke geht davon aus, dass die Welle erst im kommenden Jahr einsetzt. Die Regulierung ist jedoch nur ein Treiber des Wandels, erklärt er im Interview.

Wie würden Sie den Zustand der Branche im ersten Jahr der Finma-Regulierung bezeichnen?

Ich würde es als «Schwebezustand» bezeichnen.

Warum?

Von rund 2’000 EVVs sind bisher immer noch gegen 1’000 im Bewilligungsprozess oder deren Bewilligung wurde noch nicht angenommen. Viele der kleineren Vermögensverwalter werden also Mühe haben, die Standards zu erfüllen. Denn das ist mit höherem Aufwand und Kosten verbunden, und das nicht während des Regulierungsprozesses selbst, sondern vor allem auch in den Folgejahren. Wir sehen uns als Branche schon heute jedes Jahr mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Als Unternehmen sind wir bereits seit 2016 als KAG FINMA-lizenzierter Vermögensverwalter unterwegs und müssen dennoch jedes Jahr mehr Zeit und Aufwand für das Reporting aufwenden. Diesen Anforderungen können oder wollen sich viele der Vermögensverwalter nicht mehr stellen.

Wie wird sich die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter Ihrer Ansicht nach jetzt verändern?

Die Losgrösse für die kritische Grösse steigt stetig an. Die Kosten und der operative Aufwand steigen kontinuierlich und werden zwangsläufig zu einer Konsolidierung der Branche führen, da kleinere Vermögensverwalter Schwierigkeiten haben dürften, mit den neuen Anforderungen Schritt zu halten. Unabhängige Vermögensverwalter müssen ihre Alleinstellungsmerkmale betonen und Dienstleistungen mit Mehrwert anbieten, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Als Folge wird es vermehrt zu Zusammenschlüssen und Übernahmen oder auch zu Geschäftsaufgaben kommen.

Was hat sich für Belvoir aufgrund der Regulierung organisatorisch geändert?

Der Aufwand hat sich für uns seit 2016 mehr als verdreifacht. Eine einzelne Person kann das innerhalb einer Organisation gar nicht mehr abdecken. Daher haben wir den gesamten Bereich Risk und Compliance im Jahr 2022 «outgesourct».

Wie haben Sie ihr Angebotsspektrum im Bereich Anlagen verändert?

Nach dem für alle schwierigen Jahr 2022 ist die Risikobereitschaft gewisser Kunden gesunken. Dieses natürliche Verhalten ist nachvollziehbar. Wir bauen für grössere Kunden spezifische Lösungen, die massgeschneidert auf deren Bedürfnisse sind, auch im Bereich von «Private Equity» und Direktinvestments bieten wir Lösungen an. Für kleinere Kunden haben wir eine digitale Plattform aufgesetzt, über die der Anleger einfach und selbständig von unserem Know-how profitieren und ganzheitliche Anlagelösungen nach dem «Best in Class»-Ansatz kostengünstig auswählen kann. Das Ganze alles mit digitaler Unterschrift und bequem von zu Hause aus. Das reduziert den Aufwand für uns und für den Kunden. Im Grunde sind wir ein «Baukasten»-Anbieter, aus dem der Kunde wählen kann.

Steffen Bauke

Belvoir Capital

Steffen Bauke begann seine Karriere Ende 1999, zunächst bei der UBS in Deutschland und später in der Schweiz sowohl im Bereich Corporate Finance und Wealth Management. 2004 hat er Belvoir Capital gegründet und leitet heute als CEO die Gesellschaft. Bauke hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Wirtschaftswissenschaften studiert.

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Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.