• EAM-Lösungen
  • Interview mit Steffen Bauke
  • CEO
  • Belvoir Capital

Viele EVVs werden also Mühe haben, die Standards zu erfüllen

Wir befinden uns „im Jahr eins“ der Finma-Regulierung der Unabhängigen Vermögensverwalter. Noch ist die erwartete Konsolidierung ausgeblieben. Steffen Bauke geht davon aus, dass die Welle erst im kommenden Jahr einsetzt. Die Regulierung ist jedoch nur ein Treiber des Wandels, erklärt er im Interview.

Wie würden Sie den Zustand der Branche im ersten Jahr der Finma-Regulierung bezeichnen?

Ich würde es als «Schwebezustand» bezeichnen.

Warum?

Von rund 2’000 EVVs sind bisher immer noch gegen 1’000 im Bewilligungsprozess oder deren Bewilligung wurde noch nicht angenommen. Viele der kleineren Vermögensverwalter werden also Mühe haben, die Standards zu erfüllen. Denn das ist mit höherem Aufwand und Kosten verbunden, und das nicht während des Regulierungsprozesses selbst, sondern vor allem auch in den Folgejahren. Wir sehen uns als Branche schon heute jedes Jahr mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Als Unternehmen sind wir bereits seit 2016 als KAG FINMA-lizenzierter Vermögensverwalter unterwegs und müssen dennoch jedes Jahr mehr Zeit und Aufwand für das Reporting aufwenden. Diesen Anforderungen können oder wollen sich viele der Vermögensverwalter nicht mehr stellen.

Wie wird sich die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter Ihrer Ansicht nach jetzt verändern?

Die Losgrösse für die kritische Grösse steigt stetig an. Die Kosten und der operative Aufwand steigen kontinuierlich und werden zwangsläufig zu einer Konsolidierung der Branche führen, da kleinere Vermögensverwalter Schwierigkeiten haben dürften, mit den neuen Anforderungen Schritt zu halten. Unabhängige Vermögensverwalter müssen ihre Alleinstellungsmerkmale betonen und Dienstleistungen mit Mehrwert anbieten, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Als Folge wird es vermehrt zu Zusammenschlüssen und Übernahmen oder auch zu Geschäftsaufgaben kommen.

Was hat sich für Belvoir aufgrund der Regulierung organisatorisch geändert?

Der Aufwand hat sich für uns seit 2016 mehr als verdreifacht. Eine einzelne Person kann das innerhalb einer Organisation gar nicht mehr abdecken. Daher haben wir den gesamten Bereich Risk und Compliance im Jahr 2022 «outgesourct».

Wie haben Sie ihr Angebotsspektrum im Bereich Anlagen verändert?

Nach dem für alle schwierigen Jahr 2022 ist die Risikobereitschaft gewisser Kunden gesunken. Dieses natürliche Verhalten ist nachvollziehbar. Wir bauen für grössere Kunden spezifische Lösungen, die massgeschneidert auf deren Bedürfnisse sind, auch im Bereich von «Private Equity» und Direktinvestments bieten wir Lösungen an. Für kleinere Kunden haben wir eine digitale Plattform aufgesetzt, über die der Anleger einfach und selbständig von unserem Know-how profitieren und ganzheitliche Anlagelösungen nach dem «Best in Class»-Ansatz kostengünstig auswählen kann. Das Ganze alles mit digitaler Unterschrift und bequem von zu Hause aus. Das reduziert den Aufwand für uns und für den Kunden. Im Grunde sind wir ein «Baukasten»-Anbieter, aus dem der Kunde wählen kann.

Steffen Bauke

Belvoir Capital

Steffen Bauke begann seine Karriere Ende 1999, zunächst bei der UBS in Deutschland und später in der Schweiz sowohl im Bereich Corporate Finance und Wealth Management. 2004 hat er Belvoir Capital gegründet und leitet heute als CEO die Gesellschaft. Bauke hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Wirtschaftswissenschaften studiert.

Sphere

The Swiss Financial Arena

Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.