• Interview mit Philippe Bucher
  • Mitgründer und Managing Partner
  • eevolve

“Private Equity wird sich immer neu erfinden müssen”

Welche Rolle spielt Private Equity bei der Diskussion um die Transformation der Wirtschaft und was heisst das für die Anleger? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eevolve. Als Partner für nachhaltiges Wachstum begleitet eevolve mittelständische Unternehmen in der Schweiz, um gemeinsam Werte zu schaffen für Unternehmen, Investoren und die Gesellschaft.

Schauen wir uns zunächst den Markt generell an. 2022 war für viele im Bereich Private Equity eine Zäsur nach rekordhohen Investitionen. Wie sieht es heute aus?

Wir erlebten in der Tat einen starken Boom bis Februar 2022. Mit dem Start des Ukraine-Konflikts, den Zinserhöhungen der Zentralbanken sowie signifikanten Bewertungskorrekturen an den Märkten, war dnach ein starker Rückgang spürbar. Das führte zu einer starken Verlangsamung an Neuinvestitionen und Auswirkungen auf die Ausstiegsaktivitäten, insbesondere auf der IPO-Seite. Damit einhergehend stellen wir eine längere durchschnittliche Haltedauer des Portfolios und verlangsamte Ausschüttungen fest.

Gleichzeitig gibt es auch positive Signale: Private Equity hat sich in der Krise erneut als äusserst widerstandsfähig erwiesen. Es stehen gute Investitionsjahre bevor, auch wegen den tieferen Preisen. Vor allem die kleinen und mittleren Märkte bieten die Chance auf überdurchschnittliche Renditen. .

Wer hat sich hier eher zurückgezogen: Die institutionellen Anleger oder die Privaten?

Die Marktunsicherheiten haben die Investitionen sicher generell gebremst. Insbesondere institutionelle Anleger mussten aufgrund der positiven Entwicklung von Private Equity und den damit resultierenden höheren relativen Anteilen von Private Equity im Gesamtportfolio paradoxerweise ihre Neuinvestitionen in diese Anlageklasse verlangsamen. Bei privaten Investoren hat die Demokratisierung der Analageklasse Private Equity mit vielfältigen neuen Zugangsangeboten erst richtig begonnen.

Was heisst das für eevolve?

Wir haben die Entwicklung klar auch gespürt, und Anleger sind in der Auswahl ihres Investitionspartners anspruchsvoller geworden. Private-Equity-Unternehmen mit einer klaren Differenzierung und einer ausgewiesenen Erfolgsbilanzzählen zählen glücklicherweise weiterhin auf die Unterstützung institutioneller Anleger. Es gibt zudem ein klares Bedürfnis auch auf Seiten der mittelständischen Unternehmen, nach Private-Equity-Lösungen. Unsere Philosophie ist es, als Partner auf Augenhöhe Wachstumskapital in Kombination mit operativer Kompetenz in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit einzubringen und den Unternehmen bei Transformationsprozessen zur Seite zu stehen.

Wieso zielen Sie auf mittelständische Unternehmen?

Im Grundsatz eignet sich das Private-Equity-Modell in Zeiten von Veränderungen. Stichworte hierzu sind starke Governance, aktives Eigentum, operative Kompetenz, Langristorientierung und Erfahrung bei Kontrollwechseln. Wir sind davon überzeugt, dass mittelständische Unternehmen ein Bedürfnis haben und es hier eine klare Nische gibt, die die Grossen, wie Partners Group, nicht abdecken.

Im Vergleich zu den USA sind in der Schweiz aber auch in vielen Nachbarländern, die Banken nach wie vor im KMU-Geschäft tätig, oder?

Auf jeden Fall. Doch es findet ein Kulturwandel statt. Die Akzeptanz von Unternehmern steigt kontinuierlich neben passivem Kapital auch aktives Private-Equity-Kapital als Teil einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung zu integrieren. Erst recht, wenn es darum geht, die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu schaffen. Die bedingt neben Investitionen auch operative Kompetenz. Gleichzeitig wird sich Private Equity ständig neu erfinden müssen. Das reine Investitions- und Veräusserungsmodell gehört der Vergangenheit an. Die Zukunft liegt in der Rolle als aktiver vertrauensvoller Sparringspartner mit klarem operativem Wertbeitrag.

Welche Ausblicke gibt es für Sie in dieser Situation?

Die Unsicherheiten bleiben bestehen, wir werden wohl auch mit höheren Zinsen und damit verbunden höheren Kapitalkosten rechnen müssen. Es geht darum, das bestehende Portfolio zukunftssicher machen. Konkret heisst das, wir müssen in Szenarien planen, Geschäftsmodelländerungen berücksichtigen und Marktveränderungen antizipieren. Von Seiten der Investoren erwarten wir ein langfristig steigendes Interesse für Anlagen in Private Markets. Dank einfacherem Zugang und steigendem Angebot mittels semi-liquiden Strukturen, Secondaries, Evergreen- und Long-Hold-Strategien öffnet sich die Anlageklasse einem breiteren Publikum. Gleichzeitig wächst die Klasse. Private Debt, Private Infrastructure, Private Real Estate, Private Equity, Secondaries, Growth, Venture: Auch mit diesen Begriffen werden sich die Anleger sehr vertraut machen. Die Renditeerwartungen bleiben absolut und relativ gesehen attraktiv.

 

Philippe Bucher

eevolve

Philippe Bucher ist Mitgründer und Managing Partner von eevolve. Bucher war zuvor bei Capvis Partner und Mitglied der Geschäftsleitung sowie des Investment Committee. Davor baute in der Funktion als COO Adveq (Schroders Capital) zu einer institutionellen und global tätigen Private-Equity-Firma auf. Seine Laufbahn begann Bucher bei Arthur Andersen und PwC. Er hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich, ergänzt mit Executive-Programmen an der Harvard Business School und am IMD und er ist sowohl CPA und CFA zertifiziert. Bucher leitet den Private Equity Chapter der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA) und sitzt im Board bei Mill Reef Capital und Emerald Technology Ventures.

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