Private Debt
Mirko Visco
Generation Alfa
„Private Debt erfordert einen wesentlich strengeren Ansatz als Private Equity.“
Nach dem Zusammengehen von Zest und LFG entsteht in Lugano ein eigentliches Powerhouse, das Vermögensverwaltung und Asset-Management unter einem Dach anbietet. Im Interview erklärt LFG-CEO Massimo Borghesi die Logik hinter dem Zusammengehen.
Was ist der Grund für die jüngsten Bewegungen von Zest und LFG?
Zest und LFG haben beschlossen, ihre Reise gemeinsam fortzusetzen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Welt der unabhängigen Vermögensverwalter befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Das Szenario ähnelt zunehmend dem der Banken. Die Behörden wollen eine hervorragende rechtliche und regulatorische Struktur, die den internationalen Trends folgt. Ausserhalb des Finanzsystems sind andere Arten von gesetzgeberischen Eingriffen, wie z.B. das neue DPA, mit erheblichen Investitionen und Veränderungen verbunden, zumindest für diejenigen, die sich ernsthaft darum bemühen. Die Technologie, die in den letzten zwei Jahrzehnten nicht auf den Finanzsektor abzielte, führt nun zu erheblichen Veränderungen der internen Prozesse und der Kundendienste.
All dies verursacht Kosten für das Unternehmen und Druck auf die Mitarbeiter. Wir standen vor der Wahl, entweder klein zu bleiben und einen starken Gewinnrückgang hinzunehmen oder ein Arbeitsumfeld aufrechtzuerhalten, das unter ständigem Stress steht, diese Auswirkungen auf eine grössere Struktur abzufedern und stattdessen die Chancen auf der anderen Seite zu ergreifen. Wir haben uns in den letzten zwölf Monaten dafür entschieden, uns anzustrengen und den zweiten Weg einzuschlagen. Unsere Kollegen waren bei dieser Entscheidung von grundlegender Bedeutung. Das eingesetzte Engagement führt uns in eine neue Phase nach der Übergangszeit.
Welche industrielle Logik steckt hinter diesem Schritt?
Wir wollen zu den führenden Unternehmen unserer Branche in der Schweiz gehören und zum Erfolg des gesamten Sektors und des Landes beitragen; wir wollen ein zuverlässiger Referenzpartner für unsere Kunden und Anbieter sein. Wir kümmern uns um unsere Mitarbeitenden, die in einem angenehmen, ruhigen und motivierenden Umfeld arbeiten sollen. Nur mit effizienten Prozessen und zufriedenen Mitarbeitern können wir unsere heutigen und zukünftigen Kunden zufrieden stellen.
Wir sprechen von einem Konsolidierungsprozess, der gerade in der Branche stattfindet: Was sind hier Ihre Pläne? Wollen Sie ein aktiver Konsolidierer sein?
Ja, unbedingt, aber nicht um jeden Preis. Grösser zu werden, um grösser zu werden, wäre ein Selbstmord. Die Aggregationsprozesse, wenn sie denn wirklich stattfinden und nicht nur zu einer Plattform gehören, sind komplex, langwierig und teuer. Sie üben Druck auf die gesamte Struktur aus. Die Entscheidung über das Wann, Ob und Wer muss also gut überlegt sein. Wir sind jedoch offen dafür, jede Möglichkeit zu prüfen und die Bedingungen für einen gemeinsamen Weg mit anderen Mitstreitern zu untersuchen. Unser Grundkonzept ist, dass jeder, der mit uns sprechen möchte, wie ein Unternehmer behandelt wird. Wir wissen um die Opfer und Risiken, die die Inhaber selbst kleiner Unternehmen auf sich nehmen mussten, und das ist ein Reichtum an Fähigkeiten und Erfahrungen, den wir in einer Struktur wie der unseren zur Geltung bringen wollen.
Wenn Sie sich den Tessiner Finanzplatz ansehen, was ist der Grund für den bemerkenswerten Erfolg?
Erfolg ist selten zufällig. Dieser Geschäftsplatz wird von fähigen Leuten bevölkert, die eine intensive Erfahrung erworben und ihr Leben dem Dienst an den Kunden gewidmet haben, und die sich mit Akteuren in viel berühmteren Städten, auch internationalen, messen können. Zwei Faktoren waren von grundlegender Bedeutung: die endlose Abfolge von Schwierigkeiten, die unsere Unternehmer zu überwinden hatten: Steuervergünstigungen, Rückführungen, weltweite Finanzkrisen, Bankenkrisen, Änderungen der nationalen und internationalen Vorschriften. Hinzu kommen geopolitische Krisen, fehlende Gegenseitigkeit in den Beziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu Italien, was sie immer wieder dazu gezwungen hat, mit einem Handicap zu arbeiten, eine ewig starke Währung, die einen ständigen Prozess des Kostenmanagements erzwungen hat. Der Finanzplatz Tessin hatte es in den letzten 25 Jahren nie einfach. Doch dies hat eine Unternehmerklasse auf höchstem Niveau hervorgebracht. Frei nach dem Motto: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.
Und der zweite Faktor?
Der zweite Faktor, der auf den ersten Blick negativ erscheinen mag, ist die Zentralisierung der Kernkompetenzen. Dies hat dazu geführt, dass fast alle Banken aus Lugano abgezogen sind, mit Ausnahme derjenigen, deren Hauptbüros im Tessin befanden. Dieser Schritt war ein grosser Fehler der Banken. Die Absicht, Kosten zu senken, wurde nicht erreicht. In Wirklichkeit sind die Kosten nicht gesunken. Der Effekt war jedoch, dass die nun dezentralisierten Beziehungen weniger bedient wurden als in der Vergangenheit. Darüber hinaus haben die Banken oft daran gedacht, persönliche und personalisierte Beziehungen durch technologische Instrumente zu ersetzen. Die Kunden fühlten sich weniger beachtet. Unabhängige Vermögensverwalter haben diese Lücke mit Professionalität und Exzellenz gefüllt und bewiesen, dass die Zentralisierung in unserer Branche nicht funktioniert.
Biografie
Massimo Borghesi
Massimo Borghesi verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung. Er begann als Fondsmanager bei einer der grössten italienischen Banken und spezialisierte sich auf US-Aktien. In der Schweiz war er bei der UBS und Julius Baer in Lugano als Leiter der Aktienanalyse und als Leiter der Beratung und des Portfoliomanagements tätig. Später wurde er CIO bei einem führenden Finanzunternehmen in Lugano. Er hat ein Studium der Finanz- und Bankwirtschaft absolviert und sich zum CFA und Financial Risk Manager weitergebildet.
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Mit der Schweizerischen Genossenschaft für Vermögensverwalter (SGVV) tritt ein neuer Anbieter auf, der laut Deklaration mittels «gemeinsamer Selbsthilfe die wirtschaftlichen Interessen seiner Genossenschafter» fördern möchte. Mitgründer Marco A. Bassi erklärt die Hintergründe, die zur Gründung der neuen Organisation führten.
Die SGVV will durch gemeinsame Selbsthilfe die wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder fördern. Was heisst das?
Wir bieten unseren Mitgliedern Dienstleistungen in den Bereichen der Compliance und Riskmanagement an. Dazu gehört die Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung. Diese Dienstleistungen stellen wir entgeltlich zur Verfügung. Diese Dienstleistungen umfassen auch die Dienstleistung der finanzmarktrechtlichen Fortbildung ihrer Mitglieder, die vom Gesetzgeber (Art. 25 Abs. 3 FINIV in Verbindung mit Art. 20 FINIG) wiederkehrend verlangt wird. Die Genossenschaft erbringt diese entweder selbst oder durch gemeinsamen, koordinierten Bezug solcher in Zusammenarbeit mit Partnern. Die erste Schulung findet bereits am 13. November in Zürich statt.
Wer steckt hinter dem Gründungsteam?
Es handelt sich um gestandene Berufsleute und Experten aus dem Bereich der Vermögensverwaltung. Der Präsident der Verwaltung, Michel Tröhler, war zuvor Mitglied der Geschäftsleitung beim Verbands Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV). Auch Bertrand Jakob und ich waren beim VSV tätig. Daniel Lehmann war zuvor CEO der Vermögensverwaltung Ehinger & Cie. in Basel und Stefan Bouclainville, ein Experte aus dem Bereich Tax, war zuvor unter anderem bei der BDO AG tätig.
Wen sprechen Sie mit dem SGVV an?
Wir sind ganz klar fokussiert: Unsere Dienstleistungen kommen grundsätzlich allen unabhängigen Vermögensverwalter zugute, sowie den Dienstleistern, welche diese bedienen.
Stichwort Regulierung: Wie steht es um die Branche im «Jahr eins» der Finma-Regulierung?
Die Branche ist nach wie vor robust, auch wenn die Anzahl der Teilnehmer nach Ablauf der Übergangsfristen für FIDLEG/FINIG stark rückläufig war. Wir gehen davon aus, dass die Konsolidierungswelle zeitversetzt in rund einem Jahr einsetzten wird sobald die bewilligten Vermögensverwalter ihre ersten Erfahrungen mit der finanzmarktrechtlichen Revision gemacht haben werden. Wir wollen aber mit der SGVV dazu beitragen, dass es auch für kleine Institute noch möglich sein wird, das Geschäft möglichst unverändert weiterführen zu können, indem wir diesen unsere Dienstleistungen in den Bereichen Compliance & Riskmanagement zu annehmbaren Preisen anbieten.
Biografie
Marco A. Bassi
Marco A. Bassi ist seit März 1989 im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter tätig und hat bei verschiedenen in- und ausländischen Privat- und Universalbanken meistens in leitender Funktion oder als Stellvertreter gearbeitet. Nebst dem sehr grossen Beziehungsumfeld und Netzwerk verfügt er zusätzlich über wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Crypto, Marketing, Kredit, Risk und Compliance. In den letzten Jahren hat er sich als Unternehmensberater auf die Beratung von Vermögensverwaltern spezialisiert und noch zusätzlich bei verschiedenen FinTech-Startups mitgewirkt.
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Die digitale Nachhaltigkeitsbank radicant ist im August vollständig in den Markt eingetreten. Die Tochtergesellschaft der Basellandschaftlichen Kantonalbank hat eine eigene Banklizenz und richtet sich an Affluent-Kunden. Jan Amrit Poser erklärt, wie die ersten Tage nach dem Launch verlaufen sind und was die Anlagestrategie von radicant ausmacht.
Sie haben mit radicant im August den vollständigen Markteintritt bekanntgegeben. Was waren die ersten Rückmeldungen von Kunden und Publikum?
Der Markteintritt wurde seit längerem vorbereitet und konkret geplant. Dieser war abhängig von verschiedenen Faktoren, welche aufeinander abgestimmt werden mussten. Nach den positiven Feedbacks aus der Beta-Phase sowie den Fortschritten in der Entwicklung, war es am 22. August dann so weit. Entsprechend positiv waren die Rückmeldungen der ersten Kunden: Die App funktioniert, die Zahlungsfunktionen stehen allen zur Verfügung und für mich auch ganz besonders wichtig ist die Tatsache, dass die Investment-Strategie Anklang findet. Über konkrete Neukunden können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben, aber wir sind sehr zufrieden.
Sie gelten als einer der Vordenker in der Schweiz im Bereich der nachhaltigen Anlagen. Was macht radicant im Vergleich zu anderen Anbietern anders?
Wir haben in der Tat viel anders machen wollen. Wir wollen nicht nur einfach «ESG»/Nachhaltigkeitsrisiken für das Portfolio minimieren und einen schönen Nachhaltigkeitsbericht rausgeben, sondern mit all unseren Produkten/Lösungen und auch unserer Kommunikation und unserer Community zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Das fängt beim Setup der Bank an, über die Organisation bis hin zum Anlageprozess. Das heisst, wir schauen auch, dass wir unser Banking nachhaltig gestalten, damit es einen Impact erzielt. Zum Beispiel nutzen wir unsere Bilanz, um in Green Bonds anzulegen. Mit jeder Kartentransaktion werden Kunden Mangrovenwälder aufforsten helfen. Sie können in der App ihren CO2-Ausstoss messen und Teil der Lösung werden, um ihn zu reduzieren. Unser Anspruch als Nachhaltigkeitsbank ist, dass alle unsere Produkte einen positiven Impact auf Natur und Gesellschaft haben.
Wie steht es um den Impact bei den Anlagen?
Auch hier gehen wir den nächsten Schritt. Während ESG-Fonds vor allem Nachhaltigkeitsrisiken von Unternehmen betrachten, messen wir, welchen Impact jedes Unternehmen mit seinen Produkten auf die Nachhaltigkeit erzielt. Ist es Teil der Lösung, oder Teil des Problems? Dazu haben wir einen proprietären Bewertungsprozess entwickelt, der den Beitrag jedes Unternehmens zur Erreichung der 17 UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) misst. Es gelangen nur Unternehmen in unsere Portfolios, die netto-betrachtet einen signifikant positiven Impact erzielen und damit bewiesen haben, dass sie zukunftsträchtige Produkte und Dienstleistungen anbieten.
Wie geschieht die Umsetzung dieses Ansatzes in den Mandaten?
Wir geben den Kunden die Möglichkeit, ein hypermassgeschneidertes impact-orientiertes Mandat basierend auf ihrer Risikofähigkeit und ihren persönlichen Präferenzen zu erstellen. Das Portfolio besteht aus den Anlagebausteinen, die entweder alle SDGs beinhalten oder einzelne SDGs (z.B. Wasser, Bildung, Geschlechtergleichheit, Klima) unterstützen. Die Bausteine sind Fonds und Aktienzertifikate, die wir bei radicant mit einem «Quality-at-a-reasonable-price» Ansatz von unseren erfahrenen Asset Managern verwalten lassen. Die Fonds sind alle gemäss EU SFDR Artikel 9 klassifiziert. Die Performance seit Auflegung zeigt, dass sich die Kombination der Faktoren Nachhaltigkeit und Qualität auszahlt. Wir können die Anlagebausteine als Impact-Mandat auch externen Vermögensverwaltern anbieten, die von dem wachsenden Trend zur Nachhaltigkeit profitieren möchten.
Biografie
Jan Amrit Poser
Jan Amrit Poser war vor seinem Wechsel zu radicant mehr als zwei Jahrzehnte lang für die Basler Privatbank Sarasin und das Nachfolge-Institut J. Safra Sarasin tätig. Dies unter anderem als Chefökonom, Leiter Research, Chef Asset Management & Sustainability und zuletzt als Chefstratege und Leiter Nachhaltigkeit. Seit 2013 verantwortete er den nachhaltigen Anlageprozess sowie die Nachhaltigkeit-Strategie. Zuvor war der promovierte Ökonom bei der UBS, beim IMF und beim Ifo-Institut tätig.
Mirko Visco
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SwissComply war und ist in rund 150 Belliwillungsprozessen involviert und einige Kunden stecken schon in den ersten aufsichtsrechtlichen Revisionen. Stefan Baumann über die Herausforderungen und Überraschungen sowie die verstärkte Tendenz zur Auslagerung von Risikokontrolle und Compliance.
Die Finma hat sich jüngst über den Stand des Bewillgungsprozesses von Vermögensverwaltern und Trustee geäussert, etwa auch in der Aufsichtsmitteilung. Wie haben Sie dieses „Jahr eins“ unter dem neuen Regime erlebt?
Anstrengend. SwissComply war und ist immer noch in rund150 Bewilligungsgesuchen involviert. Eine doch grosse Herausforderung für eine Unternehmung mit knapp 30 Mitarbeitenden. Zudem ist SwissComply Compliance und Risk Management Outsourcing Partner von 200 Schweizer Vermögensverwaltern und Verwaltern von Kollektivvermögen. Rund 50 von diesen Vermögensverwaltern stecken aktuell noch im Bewilligungsprozess und haben noch nicht mit dem Outsourcing der Compliance und Risk Management Funktion gestartet. Auch diesbezüglich erwartet unsere Unternehmung noch viel Arbeit in den nächsten Monaten.
Wo sahen Sie die grössten Herausforderungen?
Bei den vielen, bereits bewilligten Vermögensverwaltern nach Art. 17 FINIG, welche wir zu unseren Outsourcing-Kunden zählen dürfen, waren sicherlich die ersten aufsichtsrechtlichen Revisionen mit unseren Kunden eine Herausforderung. Die SwissComply Kunden arbeiten mit rund 20 verschiedenen Revisionsstellen und allen 5 Aufsichtsorganisationen zusammen – obwohl die FINMA das Prüfprogramm vorgibt, setzen doch die verschiedenen Aufsichtsorganisationen und die Revisoren unterschiedliche Akzente. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Vorbereitungsarbeit. Natürlich versuchen wir unsere Skaleneffekte bestmöglich zu nutzen bei der Revisionsvorbereitung und sind auch gerne bereit, die Anliegen unserer Kunden gegenüber den Aufsichtsorganen zu vertreten, wenn wir der Meinung sind, dass die Anliegen unserer Kunden gerechtfertigt sind.
Was war aus Ihrer Sicht die grosse Überraschung?
Nachdem dem Markt der Vermögensverwalter in den letzten zehn Jahren immer wieder der Untergang prophezeit wurde, bin ich doch positiv überrascht und glücklich zu sehen, wie vielfältig und lebendig dieser Markt nach wie vor ist. Wir durften im Jahr 2024 bereits wieder diverse Startups auf dem Weg in die Selbständigkeit begleiten. Der EVV-Markt lebt! Viele der bereits bewilligten Vermögensverwalter sind zudem eher klein – der Median bzgl. AuM liegt bei CHF 60 Mio. Es bewahrheitet sich, was sich nach dem Studium des FINIG/FINIV zumindest in der Theorie klar wurde – Die neue Regulierung ist kein Show-Stopper für Kleinst-Setups mit einem guten Geschäftsmodell und überschaubaren Risiken. Ich war zudem positiv überrascht, wie gut sich der Bewilligungsprozess eingespielt hat: Vermögensverwalter mit einem fokussierten Geschäftsmodell und genügend Substanz kommen in der Regel effizient und pragmatisch durch den zweistufigen Bewilligungsprozess.
Für viele Vermögensverwalter dürfte wohl die starke Gewichtung des Risikomanagements im Bewilligungsprozess und im Rahmen des regulatorischen Audits ungewohnt sein. Sehen Sie das auch so?
Ja. Der Regulator verlangt von Vermögensverwaltern die Implementierung eines sogenannt wirksamen internen Kontrollsystems. Wirksam heisst, dass die Kontrollen auf die Risikobereiche einer Unternehmung eine mitigierende Wirkung haben, welches durch die Risikomanagement-Funktion verwaltet wird. Zudem wird künftig auch noch mehr Gewicht auf dem Management von Markt-, Kredit- und Liquiditätsrisiken liegen, insbesondere bei der Verwaltung von eigenen Investment-Funds. In diesem Zusammenhang wird der Vermögensverwaltungsmarkt vermehrt erfahrene Risk Manager anziehen müssen.
Ein grosses Thema für viele Vermögensverwalter ist die Trennung der Funktionen, sprich die Stärkung der Risikokontrolle und Compliance ab einer bestimmten Grösse. Wie betrachten Sie diese Herausforderung? Wo macht eine Auslagerung dieser Funktionen Sinn?
Eine grosse Mehrheit der bisher bewilligten, gut 1000 Vermögensverwaltern musste aufgrund der Grösse der Unternehmung oder der Risiken des Geschäftsmodells die Funktion der Risikokontrolle und Compliance von den ertragsorientierten Funktionen organisatorisch trennen. Rund die Hälfte dieser Vermögensverwalter haben diese Funktionen Risikomanagement und Compliance zwischenzeitlich ausgelagert. Ich gehe davon aus, dass sich diese Tendenz in Richtung Outsourcing weiter verstärken wird. Dies v.a. deshalb, weil die Anforderungen an die Funktion der Risikokontrolle und Compliance doch sehr hoch sind und viele Vermögensverwalter Mühe haben, intern eine geeignete Person zu nominieren. Desweitern dürfte die Entscheidung zur Auslagerung in vielen Fällen auch mit ökonomischen Überlegungen zusammenhängen – ist doch ein Outsourcing in vielen Fällen deutlich günstiger als eine dedizierte Inhouse-Person. Selbstverständlich gibt es aber auch Gründe, die Compliance und Risikokontrolle intern zu besetzen – in der Tendenz ist das besonders bei sehr grossen Vermögensverwaltern der Fall.
Biografie
Stefan Baumann
Stefan Baumann ist CEO von SwissComply, einem Beratungs- und Serviceunternehmen für unabhängige Vermögensverwalter. Davor war er für die Schweizer Beratungsfirma Geissbühler Weber & Partner tätig, wo er das Business Development sowie den Geschäftsbereich «Externe Vermögensverwalter» verantwortete, sowie zwölf Jahre bei der Credit Suisse vorwiegend im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter. Baumann verfügt über ein Lizenziat in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich und ist Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA).
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Am 9. November findet zum ersten Mal eine Ausgabe des SPHERE Events «Lösungen für unabhängige Vermögensverwalter» in Lugano statt. SPHERE-Mitgründerin Souad Dous erklärt die Gründe hinter diesem Schritt.
Die Events «Lösungen für unabhängige Vermögensverwalter» in Genf und Zürich sind für die unabhängige Vermögensverwalter der Schweiz zu einem der wichtigsten Termine der Branche geworden. Was sind die Gründe, dass SPHERE auch in Lugano ein solcher Event durchführt?
Ja, in der Tat sind unsere Veranstaltung in einem gewissen Sinn zu einem Klassentreffen geworden. Dieses Jahr durften wir im September rund 700 Besucher in Zürich und Genf begrüssen. Dieser Erfolg beflügelt uns, diesen Schritt nach Lugano zu machen. Im Tessin gibt es eine beträchtliche Anzahl an unabhängigen Vermögensverwaltern und Family Offices, die in den letzten Jahren erfolgreich gewachsen sind. Es ist die erste Veranstaltung, die wir in Lugano organisieren werden, und ich freue mich sehr darauf.
Was ist das Konzept der Veranstaltung, und wie unterscheidet es sich von Genf oder Zürich?
Die bisher sieben Veranstaltungen in Genf und fünf Veranstaltungen in Zürich, zeigten, dass eine starke Nachfrage nach relevanten Inhalten und Diskussionen besteht. Wir kommen deshalb mit dem bewährten Konzept: Wir präsentieren hochwertige Inhalte und zeigen gemeinsam mit unseren Partnern und Panelisten Lösungen auf für die drängendsten Fragen.
Was sind das für Fragen, die die Branche derzeit umtreibt?
Nun, hier unterscheiden sich die Vermögensverwalter in Lugano kaum von denjenigen in Genf oder Zürich. Es geht darum, Wachstumsmöglichkeiten zu finden. Wir befinden uns augenblicklich in einem Jahr der Transformation. Viele EAMs haben bis Ende 2023 eine Finma-Bewilligung und können sich um die strategischen und operationellen Fragen kümmern.
Wo legen Sie die Schwerpunkte bei den Diskussionen?
Wir stellen uns folgende Fragen: Wie sieht der EAM der Zukunft aus und was sind die Herausforderung heute. Dazu gehört auch die Frage nach der Finma-Überwachung: Hier geht es darum, den Prozess der Audits anzuschauen. Dann gibt es eine neue Generation von Vermögensverwaltern, mit neuen organisatorischen Anforderungen. Sie trifft auf eine neue Generation von Kunden, mit neuen Profilen, einem neuen Lebensstil und einem neuen Verhältnis zu Finanzen. Wir schauen uns auch die neue zentrale Rolle der COOs an wenn es um operationelle Fragen geht und wir fokussieren auf das Thema Cyberrisiken. Daneben geht es auch um Asset-Allokation und Anlagestrategien: Wir zeigen auf, welche Rolle Private Markets haben können und wir wagen einen Ausblick im Bereich Kryptos.
Wie wurden Sie bisher vom Tessin empfangen bei der Vorbereitung?
Der Empfang durch die Menschen, die ich vor Ort zur Vorbereitung getroffen habe, war grossartig. Es waren echte Unternehmer, die ich kennengelernt habe, die sich sehr für die Entwicklung ihrer Unternehmen engagieren. Lugano ist ein Beispiel dafür, welche Stärken die Schweiz ausspielen kann: die Schönheit der Landschaft, die Ruhe, und gleichzeitig diese enorme Konzentration von Know-how und Talenten – und als Sahnehäubchen die gute Laune der Tessiner.
Wie sehen die Details aus? Wer kann teilnehmen, welche Partner habt Ihr gewinnen können?
Die Veranstaltung findet am Morgen des 9. Novembers 2023 im Lugano LAC Arte e Cultura statt, und wir laden alle Vermögensverwalter der Region dazu ein. Die Teilnahme ist für Vermögensverwalter kostenlos. Wir werden dabei von den wichtigsten Depotbanken vor Ort unterstützt: UBS Bank, EFG Bank, Reyl Intesa Sanpaolo, CIC, Credinvest, One Swiss Bank.
Souad Dous
Biografie
Souad Dous ist gemeinsam mit Jerôme Sicard Mitgründerin von SPHERE. Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. Sie bietet ihnen auf Deutsch und Französisch verschiedene Möglichkeiten für den Austausch: Ein Magazin für Vermögensverwalter und ein Magazin für institutionelle Anleger, eine Website und Veranstaltungen, die das ganze Jahr über hindurch organisiert werden. Die erste Veranstaltung im Tessin, die SPHERE durchführt ist am 9. November 2023.
Details zum Programm und zur Anmeldung finden Sie unter diesem Link:
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