Krypto

Investment Lösungen

  • Géraldine Monchau
  • Digital Developer
  • Sphere

Wenn Bitcoin seltener wird als Gold

Nach dem vierten Bitcoin-Halving, das vor kurzem stattgefunden hat, stellt sich natürlich die Frage, wie man zwischen einem stabilen Vermögenswert, der an Wert verliert, und einem volatilen Vermögenswert, der an Wert gewinnt, wählen soll. Géraldine Monchau gibt eine Antwort.

Francesco Mandala

Zum ersten Mal seit seiner Gründung lag die jährliche Inflationsrate von Bitcoin unter der von Gold, was angesichts der Tatsache, dass Knappheit die wichtigste Eigenschaft einer Wertaufbewahrung ist, ein entscheidendes Ereignis ist. Am 20. April dieses Jahres fand das vierte Bitcoin-Halving statt. Die Belohnung für das Schreiben eines Blocks in der Bitcoin-Blockchain wurde dabei von 6,25 auf 3,125 BTC halbiert. Das jährliche Angebot an Bitcoins wurde de facto halbiert, und die Inflationsrate sank von 1,7 % auf 0,85 % in zwölf Monaten. Im Vergleich dazu wächst der Goldbestand, der seit Jahrhunderten ein Symbol für Stabilität und Schutz vor Inflation ist, jährlich um etwa 1 % bis 1,5 %, je nachdem, wie viel Gold im Bergbau abgebaut wird.

Kann Bitcoin Gold als Wertaufbewahrungsmittel ersetzen?

Laut Haumicharts haben Gold-ETFs seit der Einführung von Bitcoin-ETFs im Januar über 2,5 Milliarden USD verloren, die ihrerseits Nettozuflüsse von rund 11,3 Milliarden verzeichneten. Bitcoin ist für seine hohe Volatilität im Vergleich zu traditionellen sicheren Häfen wie Gold bekannt. Diese Volatilität ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, wie zum Beispiel Marktstimmung, regulatorische Unsicherheit, technologische Entwicklungen und makroökonomische Faktoren, die sich in der Regel nicht in gleicher Weise auf die Preise von Gold und Bitcoin auswirken.

Auch auf der Bitcoin-Seite unterscheidet sich die Marktdynamik stark von der des Goldes. Der Markt wurde 2009 eingeführt und ist noch relativ jung. Sein Preis unterliegt starken Schwankungen, da es sich um eine junge Industrie handelt und das Interesse an Spekulationen gross ist. Gold hingegen ist seit Jahrtausenden ein anerkannter Wertaufbewahrungsgegenstand und dient als Rohstoff für verschiedene Branchen.

Sein Preis ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Inflation stets gestiegen, da es als greifbarer Vermögenswert mit einem inneren Wert angesehen wird. Der Wert von Bitcoin ist in Zeiten von Marktspannungen gestiegen, aber seine Reaktion auf solche Ereignisse ist weniger vorhersehbar.

In den letzten fünf Jahren wiesen Bitcoin und Gold eine eher geringe Korrelation auf. Sie kann leicht positiv werden, vor allem wenn die Märkte stark angespannt sind, bleibt aber nicht lange positiv. Längerfristig gibt es einige Eigenschaften von Bitcoin, die das digitale Gold zu einer wertvolleren Wertaufbewahrung als physisches Gold machen könnten. Bitcoin hat ein begrenztes Volumen von 21 Millionen Münzen, was sein Angebot völlig unelastisch macht.

Bitcoin als sicherer Hafen vor dem Währungscrash

Der Internationale Währungsfonds hat die USA vor kurzem eindringlich gewarnt: „Senkt eure Schulden und bringt eure Ausgaben in Ordnung“. Das Haushaltsdefizit der USA ist bis 2023 auf 1,7 Billionen US-Dollar angestiegen und könnte bis 2034 auf 2,6 Billionen US-Dollar ansteigen. Die Staatsverschuldung der USA könnte bis 2028 auf den Rekordwert von 106% des BIP ansteigen, gegenüber 97% im letzten Jahr.

Die Verschlechterung der fiskalischen Lage und das Schreckgespenst der Verschuldung in den USA wie auch in anderen G7-Staaten hat die Nachfrage nach Bitcoins und Gold angekurbelt, die häufig als Schutz vor Inflation und Währungsüberschwemmungen eingesetzt werden. Einige Regierungen könnten sogar versucht sein, Bitcoin als offizielle Währung zu betrachten und sich so ein Beispiel an El Salvador zu nehmen…

Eine Initiative, um die SNB zum Kauf von Bitcoin zu verpflichten und ihre Reserven zu diversifizieren

Eine Gruppe um den Westschweizer Krypto-Evangelisten Yves Bennaïm hat eine Volksinitiative lanciert, die für die Einführung von Bitcoin richtet. Volksinitiative ins Leben gerufen, die darauf abzielt, einen Artikel mit zwei kleinen, aber bedeutungsvollen Worten zu ergänzen. Heute kann man dort lesen: „Die Schweizerische Nationalbank bildet aus ihren Geldbeständen aus ihren Einkünften ausreichende Währungsreserven; ein Teil dieser Reserven wird in Gold gehalten“. Die Initiative schlägt vor, „und in Bitcoin“ hinzuzufügen. Auch wenn der Eingriff eher symbolischer Natur ist, eröffnet er die Frage nach der Diversifizierung der Devisen der SNB und die Verwendung von Bitcoin als neue Währung, als neue Wertaufbewahrungsmittel an der Seite von Gold.

Géraldine Monchau

Sphere

Géraldine Monchau leitet die Entwicklungen von Sphere. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der traditionellen Finanzbranche, wo sie leitende Positionen im Zusammenhang mit diskretionärem Portfoliomanagement und Advisory innehatte. Danach wechselte sie in die Branche der Blockchain-Technologie und der digitalen Vermögenswerte. Géraldine ist Absolventin von IUHEI, AZEK und CAIA. Sie ist Mitbegründerin von Women in Web3 Switzerland und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des CAS Blockchain HSG.

Instrument

Investment Lösungen

  • Dominique Boehler
  • Derivateexperte
  • Société Générale Corporate & Investment Banking

Inline-Optionsscheine – eine mögliche Antwort auf niedrige Marktvolatilität

In einem Umfeld niedriger Volatilität bieten Inline-Optionsscheine eine attraktive, Renditeperspektive. Allerdings muss man sich über die damit verbundenen Risiken im Klaren sein, wenn die Preise der Basiswerte aus ihrem Korridor ausbrechen.

Francesco Mandala

Während klassische Optionsscheine von starken Marktschwankungen profitieren, entfalten Inline-Optionsscheine ihr Potenzial auch in schwachen Phasen. Sie ermöglichen attraktive Renditen, wenn sich der Basiswert (Aktien, Aktienindex, Anleihe, Währung, Rohstoff etc.) innerhalb einer festgelegten Preisspanne bewegt – und das während der gesamten Laufzeit.

Ein Inline-Optionsschein hat eine obere und eine untere Barriere, die einen Kurskorridor bilden. Solange der Kurs seines Basiswerts bis zur Fälligkeit des Produkts weder die obere noch die untere Barriere erreicht oder überschreitet, erhält der Anleger eine standardisierte Maximalrückzahlung. Er verfällt jedoch zu jedem Zeitpunkt bis zum Laufzeitende sofort wertlos, wenn eine der beiden Barrieren berührt oder durchbrochen wird.

Preisberechnung und -entwicklung

Die Preisentwicklung eines Inline-Optionsscheins wird durch den Wahrscheinlichkeitsgrad bestimmt, mit dem eine Barriere vor dem Laufzeitende berührt oder durchbrochen wird. Je höher diese Wahrscheinlichkeit ist, desto niedriger ist der Preis. Der wichtigste Faktor, der seinen Preis beeinflusst, ist also der Preis des Basiswerts, auf den er sich bezieht.

Ein weiterer Faktor, der den Preis stark beeinflusst, ist die implizite Volatilität, das heisst die von den Marktteilnehmern erwartete Bandbreite der zukünftigen Schwankungen des Basiswertes. Eine steigende implizite Volatilität erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Barriere erreicht oder durchbrochen wird, und tendiert daher zu einem niedrigeren Preis. Umgekehrt führt eine sinkende implizite Volatilität tendenziell zu einem steigenden Preis. Inline-Optionsscheine verhalten sich also in Bezug auf die implizite Volatilität diametral entgegengesetzt zu Vanilla-Optionsscheinen.

Die verbleibende Zeit bis zur Fälligkeit hat ebenfalls einen grossen Einfluss auf die Bewertung. Je näher der Bewertungstag liegt, desto höher ist der Wert des Inline-Optionsscheins, denn je kürzer die Zeitspanne ist, in der eine oder beide Barrieren erreicht oder durchbrochen werden können, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Ereignis eintritt.

Unbestrittene Vorteile, aber nicht ohne Risiko

Inline-Optionsscheine bieten volle Transparenz hinsichtlich der Rendite am Laufzeitende, da der Anleger einen vorher festgelegten maximalen Rückzahlungsbetrag erhält, sofern ihr Basiswert bis zum Laufzeitende keine der beiden Barrieren berührt oder durchbricht. Zudem bieten sie die Möglichkeit, in seitwärts tendierenden Märkten interessante Hebeleffekte zu erzielen.

Sie sind jedoch nicht risikofrei, denn bei Berühren oder Unterschreiten der oberen oder unteren Barriere verfällt das Produkt wertlos. Zudem können Kursschwankungen des Basiswertes zu starken Preisausschlägen führen. So ist es möglich, dass der Anleger bei einem vorzeitigen Verkauf einen tieferen Preis erhält, als er beim Kauf bezahlt hat.

Wie alle strukturierten Produkte bieten Inline-Optionsscheine attraktive Renditechancen, sind aber mit hohen Risiken verbunden. Es liegt jedoch in der Verantwortung der Anbieter von Finanzprodukten, ihren Kundinnen und Kunden Anlagen anzubieten, die dem Marktumfeld entsprechen, was bei Inline-Optionsscheinen im aktuellen Umfeld zweifellos der Fall ist.

Dominique Boehler

Société Générale Corporate and Investment Banking

Dominique Boehler begann seine Karriere im Bereich Strukturierte Produkte 2004 bei Dresdner Kleinwort als Leiter des öffentlichen Vertriebs für Strukturierte Produkte in Frankreich. Nach seinem Wechsel zur Commerzbank in der Schweiz im Jahr 2009 wurde sein Verantwortungsbereich um ETFs erweitert. Er ist Mitglied und Gründer verschiedener Berufsverbände. Dominique Boehler kam im Januar 2020 zur Société Générale, wo er seither als Derivateexperte tätig ist. Dominique Boehler hat einen Abschluss der Universität Oxford und der London School of Economics.

Potenzial

Investment Lösungen

  • Gregor Trachsel
  • Chief Investment Officer
  • SG Value Partners

Trotz boomenden Aktienmärkten: Ausschau nach tiefen Erwartungen halten

Die globalen Börsenindizes eilen derzeit von einem Rekord zum nächsten. Die meisten passiven Investmentvehikel sind darauf ausgelegt, diese Indizes nachzubilden. In vielen Bewertungen sind jedoch potenzielle Erwartungen im Hinblick auf höhere Erträge und Gewinne nicht berücksichtigt, sagt Gregor Trachsel.

Francesco Mandala

Das Ziel einer substanzorientierten Anlagestrategie ist die Identifikation von und die Investition in Unternehmen, deren derzeitige Aktienkurse Ausdruck von geringen Erwartungen hinsichtlich ihres wahren wirtschaftlichen Werts sind. Diese Disziplin sollte zu einem attraktiven Gesamtabschlag auf Portfolioebene führen, der die Grundlage für die Erzielung solider langfristiger Renditen bildet.

Derzeit sehen wir vier Hauptquellen, von welchen en Portfolio von geringen Erwartungen profitieren kann. Erstens schätzen wir, dass viele unserer Unternehmen eine robustere Preissetzungsmacht für ihre Produkte und Dienstleistungen haben, als ihre aktuelle Bewertung vermuten lässt. Beispielsweise können Unternehmen in Branchen wie Maschinenbau, Transport und Grosshandel üblicherweise ihre Preise nach der Costplus-Methode festlegen. Jüngste Widrigkeiten wie die Pandemie, die Störungen der Lieferketten und die Inflation bei den Inputkosten haben das Management von Auftragsdurchlauf, Produktion und Lieferung ausserordentlich erschwert. Diese Herausforderungen haben in vielen Fällen vorübergehend zu erheblichen Diskrepanzen zwischen den Gestehungskosten und den erzielten Preisen verursacht. Mit der allmählichen Stabilisierung der Geschäftsbedingungen wird sich ein neues Preisgefüge ergeben, das dann wieder attraktive normalisierte Bruttomargen möglich machen wird.

Zweitens haben die Unternehmen aber deutlich unterschätzte Mittel, ihren Preis/Volumen-Mix zu verbessern, indem sie ihr Produkt- und Leistungsangebot ausweiten. Zum Beispiel: Zellstoffproduzenten, die mit Zellulose nicht nur Taschentücher, Papier und Karton herstellen, sondern auch Be-kleidung, Biokraftstoffe und Spezialmaterialien fertigen; Baustofffirmen, die sich von Lieferanten einzelner Komponenten wie Zement oder Glas zu Anbietern kompletter Gebäudehülle-Lösungen weiterentwickeln.

Drittens beobachten wir bei Unternehmen, die in Branchen mit strukturell schwachem Wachstum tätig sind, dass diese oft ihre Kostenbasis effektiver senken, als ihnen zugetraut wird. Besonders in Sektoren mit einem hohen Grad an Massenproduktion, wie etwa Stahlerzeugung oder Landwirtschaft, blicken unsere Unternehmen über die aktuelle Phase des Konjunkturzyklus hinaus und arbeiten an der Verbesserung ihrer Ressourcen- und Arbeitsproduktivität, weil sie davon ausgehen, dass die Geschäftsbedingungen dauerhaft herausfordernd bleiben werden.

Und viertens wird das beharrliche Streben unserer Unternehmen nach einer besseren Kapitaleffizienz unter-schätzt. Konzerne in Branchen mit hohen Fixkosten wie etwa Telekommunikation, Versorgung und Kapitalgüter-herstellung sehen sich permanent gezwungen ihre Investitionsrentabilität zu verbessern, ganz besonders dann, wenn der Zinsaufwand steigt. In diesem Punkt sind wir davon überzeugt, dass sich die hohe Kapitalbindung als Glück im Unglück erweisen kann: die Firmenchefs werden in der Regel dazu incentiviert, ständig das eingesetzte Kapital im Verhältnis zur normalisierten Ertragskraft des Unternehmens zu optimieren.

Fazit: Wir gehen davon aus, dass die Geschäftsmodelle von vielen Unternehmen eine vielseitigere Wertschöpfung ermöglichen, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Wie oben ausgeführt, haben sich durch die jüngste Dynamik des operativen Umfelds erhebliche Aufholchancen ergeben, und zwar durch (1) eine grössere Preisset-zungsmacht, (2) einen besseren Preis/Volumen-Mix, (3) eine schlankere Kostenstruktur und/oder (4) eine ge-steigerte Kapitaleffizienz.

Gregor Trachsel

SG Value Partners

Gregor Trachsel ist Chief Investment Officer von SG Value Partners in Zürich. Zusammen mit seinem Team verwaltet er seit mehr als 20 Jahren globale Deep Value Aktienmandate und Anlagefonds mit einem langfristigen Anlagehorizont. Seit 2020 ist er mit der SG Value Partners unabhängig unterwegs. Zuvor war er mit der gleichen Strategie bei der M.M. Warburg (Switzerland) und bei der Credit Suisse Asset Management in Zürich tätig.

Game changers

Investment Lösungen

  • Pieter Busscher
  • Portfoliomanager
  • Robeco

Investitionen in intelligente Materialien: Eine duale Strategie

Die Nachfrage nach intelligente Materialien nimmt zu. Diese Werkstoffe, die ihre Eigenschaften verändern können, werden in der Automobilindustrie oder Medizintechnik benötigt. Sie stellen laut Pieter Busscher eine interessante Anlagemöglichkeit dar, der einen dualen Anlageansatz vorstellt.

Francesco Mandala

Der duale Ansatz bedeutet, dass Anleger nicht nur in Unternehmen, die Pionierarbeit bei der Entwicklung überlegener Materialien leisten (die ‘Produzenten’) investieren, sondern auch in solche, die eine effizientere Nutzung dieser Materialien ermöglichen (die ’Enablers’). Diese Strategie gewährleistet ein umfassendes Engagement über die gesamte Wertschöpfungskette der intelligenten Werkstoffinnovation. 90 % der Firmen, in die investiert werden kann, stammen aus den Sektoren IT, Industrie und Werkstoffe, aber der Schwerpunkt liegt auf themenrelevanten Aktien, nicht auf den „üblichen Sektornamen“.

Trotz der Herausforderungen bewies die Strategie im Jahr 2023 Widerstandsfähigkeit. Diese Performance-Dichotomie unterstreicht das differenzierte Umfeld, in dem die Strategie tätig ist:

• Produzenten: Der Cluster hatte mit Gegenwind aufgrund von Nachfragerückgang, Lagerabbau und sinkenden Rohstoffpreisen zu kämpfen, was sich negativ auf deren Performance auswirkte.

• Enablers: Im Gegensatz dazu zeigten die Enablers eine aussergewöhnliche Leistung und profitierten von Fortschritten in der Technologie und Ausrüstung, die für die nächste Generation der Materialverwertung von zentraler Bedeutung sind.

Das Potenzial freilegen – Asymmetrische Belohnungen

Eine Investition in diese Sektoren ist jetzt besonders attraktiv, da sowohl die Produzenten als auch die Enabler ein asymmetrisches Ertragsprofil bieten.

Für Produzenten: Das Aufwärtspotenzial ist sowohl strukturell als auch konjunkturell bedingt. Mit der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft ist die Verlagerung von fossilen Brennstoffen auf Metalle wie Lithium, Kupfer und Nickel unvermeidlich, angetrieben durch die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und sauberen Energielösungen. Da die Metallpreise derzeit gedämpft sind, könnte eine bevorstehende Umkehr der Nachfrage diesen Rohstoffen erheblich zugute kommen. Da Gebäude die grössten Verursacher von Treibhausgasemissionen sind, besteht eine grosse Nachfrage nach Materialien zur Isolierung und Effizienzsteigerung.

Für Enablers: Die Wachstumsaussichten werden von technologischen Fortschritten in den Bereichen Ausrüstung, Automatisierung und Software angetrieben, die für die Anwendung intelligenter Materialien der nächsten Generation entscheidend sind.

Moderne Ausrüstung wie der Einsatz von KI erfordert anspruchsvollere Chiptechnologien, was den Bedarf an fortschrittlichen Halbleiteranlagen sowohl in naher als auch in ferner Zukunft erhöht. Zusätzlich zu dieser starken strukturellen Triebkraft wird der Abbau von Lagerbeständen in verschiedenen Endmärkten wahrscheinlich im Jahr 2024 enden, was zu einer Belebung der weit verbreiteten Nachfrage nach fortschrittlichen Geräten führen wird, wie etwa bei Life-Science-Tools und industriellen Testern.

Die Industrieautomatisierung ist eine Reaktion auf die sinkende Bevölkerungszahl und auf die Notwendigkeit der Regierungen, strategische Lieferketten zu sichern (so bei der Batterieherstellung). Nach fast zwei Jahren dürfte die Talsohle bei den weltweiten Investitionen in der Fertigungsindustrie erreicht sein. Alle grossen Automatisierungsanbieter erwarten, dass die Nachfrage in diesem Jahr wieder anziehen wird. Es wird erwartet, dass die künstliche Intelligenz langfristig eine wichtige Rolle spielen wird.

Begrenztes Abwärtsrisiko und Wachstumsaussichten

Es ist wichtig, stets die strategische Positionierung zu berücksichtigen, um sowohl von unmittelbaren zyklischen Erholungen als auch von langfristigen strukturellen Verschiebungen in der Weltwirtschaft zu profitieren. Durch Investitionen in eine Mischung aus Produzenten und Enablers ergibt sich die Möglichkeit, die wachsende Nachfrage nach intelligenten Werkstoffen zu nutzen, die durch die Dekarbonisierung, den technologischen Fortschritt und den weltweiten Vorstoss in Richtung Nachhaltigkeit erforderlich ist.

Pieter Busscher

Robeco

Pieter Busscher ist seit 2007 Portfoliomanager bei Robeco. Zuvor arbeitete er bei Credit Suisse Asset Management in Zürich. Pieter Busscher absolvierte den Bachelor in International Business an der RSM Erasmus Universität, den Master in Banking and Finance an der Universität St. Gallen und er ist CFA Charterholder.

Dekorrelation

Investment Lösungen

  • Pascal Schneidinger
  • Gründer und CEO
  • Partasio

“Kunst als Anlageklasse hat sich etabliert”

Der Kunstmarkt hat sich in bestimmten Segmenten als sehr krisenresistent erwiesen. Dazu beigetragen hat die Professionalisierung aller beteiligten Akteure und die Tatsache, dass die Nachfrage insbesondere in Asien nach wie vor sehr hoch ist, sagt Pascal Schneidinger.

-

Sie kommen von der Art in Hongkong zurück. Demnächst findet die Art in Basel statt. Wie hat sich der Kunstmarkt entwickelt?

Tatsächlich gibt es nicht einen, sondern viele verschiedene Kunstmärkte, die sich inhaltlich vollkommen unterscheiden. Wenn wir bei Partasio vom Kunstmarkt sprechen, dann handelt es sich um den Markt für Kunst, die nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist. Dieses Segment, welches allgemein als “Post-War & Contemporary Art” bezeichnet wird, macht jährlich ca. 55% des gesamten Umsatzes aller gehandelter Kunstgegenstände aus.

Wie jeder andere Markt funktioniert auch dieses Segment auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage, welche bis zu einem gewissen Grad von externen Faktoren abhängen. Für die Öffentlichkeit sind häufig nur Verkaufsresultate von Kunstauktionen sichtbar. Dies entspricht ca. 40% des gehandelten Volumens. Wir verfolgen sowohl die Auktionen als auch den privaten Handel über Galerien und erstellen unsere eigenen Statistiken für die Segmente und Künstler, die für uns aufgrund ihrer langfristigen, globalen Relevanz interessant sind.

Wie bewerten sie dieses Segment im Detail?

Es gibt etabliertere Künstler und Künstlerinnen deren Angebot immer knapper wird – demzufolge einen äusserst krisenresistenten Markt schaffen. Bei vielen jüngeren Positionen wird für unseren Geschmack viel zu viel spekuliert. Dies führt zu grossen Preisfluktuationen, die zudem schädlich für die Karrieren dieser Künstler sind. Erinnern Sie sich zum Beispiel an den Hype rund um NFTs, für die unglaubliche Summen ausgegeben wurden und von denen man im heutigen Marktumfeld kaum mehr spricht.

Was für Ergebnisse sehen Sie aufgrund der Art Basel Hong Kong?

Im gesamten asiatischen Raum besteht ein grosses und weiter wachsendes Interesse an westlich geprägter, moderner und zeitgenössischer Kunst. Neben Hong Kong gibt es in Asien auch andere wichtige Zentren, wie Seoul, Singapur und Tokyo, die in den letzten Jahren entweder ausgebaut oder wieder entdeckt wurden. Dennoch haben die Aussteller an der Messe von vielen erfolgreichen Verkäufen an jüngere Sammler berichtet und verzeichneten im Blue-Chip-Segment sehr gewichtige Transaktionen, etwa für Werke von Yayoi Kusama oder Philip Guston.

Die Galerien und Auktionshäuser glauben weiterhin, dass Hong Kong auch langfristig von strategischer Bedeutung sein wird und einen wichtigen Zugang zum asiatischen Markt darstellt. Aufgrund der starken Nachfrage und den interessanten demografischen Verhältnissen der Konsumenten, haben die drei grossen Auktionshäuser, Christie’s, Sotheby’s und Phillips seit letztem Jahr angekündigt ihre Präsenz in Hong Kong massiv zu vergrössern und werden in Kürze imposante neue Ausstellungs- und Verkaufsräume einweihen.

Was erwarten Sie an der Art Basel, die im Juni stattfindet?

Historisch gesehen ist die Art Basel in Basel die wichtigste Messe im internationalen Kunstkalender. Jährlich bewerben sich mehrere tausend Galerien mit Ausstellungskonzepten und nur die besten werden angenommen. Sammler und Museumsleute aus aller Welt pilgern dann an die Rheinstadt, um beste Qualität zu sehen und womöglich einzukaufen. Die ausstellenden Galerien an der Hauptmesse, den Satellitenmessen und die umliegenden Museen warten jeweils mit den Highlights ihrer Programme ab, um diese dann im Juni zu präsentieren. Für die bevorstehende Messe laufen die Vorbereitungen überall bereits auf Hochtouren. Auch wenn sich viele Sammler im aktuellen Marktumfeld vorsichtig verhalten, sind wir doch sicher, dass vor allem bei Werken namhafter Künstler, die den hohen Ansprüchen gut informierter Käufer entsprechen, viele erfolgreiche Transaktionen stattfinden werden.

Kunst als Anlageklasse ist etwas, das Sie stark mitprägen. Wie hat sich die Anlageklasse insgesamt entwickelt?

Die Anlageklasse hat sich etabliert. Die starke Performance von sogenannten “Blue-Chips”, dem obersten Segment des Marktes, das wachsende öffentliche Interesse, die praktisch nicht-existierende Korrelation mit anderen Anlageklassen und die zunehmende Verknappung des Angebots, haben erheblich dazu beigetragen. Obwohl geopolitische Krisen und lokale Schwierigkeiten die Stimmung am Kunstmarkt beeinflussen können, ist der langfristige Erfolg von Kunst als Vermögenswert letztlich stark abhängig von der Anzahl wohlhabender Privatpersonen. Ein Trend, der, trotz zwischenzeitlicher Unsicherheiten, langfristig nach oben zeigt.

Pascal Schneidinger

Partasio

Pascal Schneidinger ist Gründer und CEO von Partasio, einer Finanzboutique, die sich auf Investitionen in Kunst spezialisiert hat. Schneidinger begann seine Karriere im Jahr 2003 in den gewerblichen Immobiliengruppen der Credit Suisse First Boston in New York und der Deutschen Bank in London. Anschliessend leitete er bei Starwood Capital in London die Akquisitionen in Kontinentaleuropa, bevor er nach Shanghai zog, um eine Einzelhandelskette für chinesische Konsumenten zu gründen. Ende 2020 kehrte er in die Schweiz zurück, um Partasio zu gründen. Pascal Schneidinger verfügt über einen Bachelor of Science der Wharton School an der University of Pennsylvania und ist zudem ein zertifizierter CFA Charterholder.

Mega Caps

Investment Lösungen

  • Alexandre Drabowicz
  • Chief Investment Officer
  • Indosuez Wealth Management

„Es handelt sich eher um ein Phänomen der Dominanz als der Konzentration „

Die zehn grössten Unternehmen im S&P 500, zu denen auch die Magnificent Seven gehören, haben in den letzten Jahren erheblich an Gewicht gewonnen. Sie vereinigen ein Drittel des Index auf sich, was Alexandre Drabowicz nicht sonderlich beunruhigt.

-

Die zehn grössten Unternehmen des S&P500 machen heute, gemessen an der Marktkapitalisierung, fast ein Drittel des Index aus. Wie erklären Sie diese hohe Konzentration?

Man sollte zunächst einmal relativieren, was auf den ersten Blick wie eine hohe Konzentration aussieht. In England machen die zehn grössten Unternehmen des FTSE 100 rund 50 Prozent des Index aus. Auf die Top 10 des MSCI Emerging Markets, der 1‘440 Unternehmen umfasst, entfallen etwa ein Viertel der Gesamtkapitalisierung! Die Konzentration im S&P500 erscheint mir daher nicht ungewöhnlich. Es dürfte sich eher um ein Phänomen der Dominanz als eines der Konzentration handeln. In den USA gibt es derzeit einige grosse Unternehmen, die es geschafft haben, ihren Sektor oder ihre Branche weltweit zu erobern. Das gilt vor allem für die Tech-Unternehmen.

Im Übrigen ist es schwierig, von einer Blase zu sprechen, wie wir sie Anfang der 2000er Jahre erlebt haben. Bei den Magnificent Seven – ich nenne sie lieber Fantastic Seven, weil ich diesen Begriff treffender finde – liegen die Bewertungen beim 25-fachen des Gewinns der nächsten zwei Jahre. Das klingt eigentlich vernünftig. Ausserdem haben wir es hier im Gegensatz zur Dotcom-Blase mit sehr rentablen Unternehmen zu tun. Ihr Umsatzwachstum ist dreimal höher als der Durchschnitt des S&P500. Deshalb scheint es mir natürlich, dass die Anleger an dieser Entwicklung partizipieren wollen, selbst wenn sie eine erhebliche Prämie zahlen, um an diesem Wachstum teilzuhaben.

Kann diese Konzentration bedrohlich sein?

Sofern die Unternehmen die Markterwartungen erfüllen oder sogar übertreffen, wie es Nvidia derzeit tut, sehe ich keine konkrete Gefahr. Natürlich gibt es Risiken, die man in Betracht ziehen muss. Der Gewinn könnte einbrechen, das Wachstum könnte ins Stocken geraten, neue Unternehmen könnten mit disruptiven Technologien auf den Markt drängen, aber nichts davon scheint mir kurzfristig möglich zu sein.

Wir müssen auch abwarten, wie sich die Fantastic Seven in den kommenden Jahren entwickeln. Vergangenes Jahr waren ihre Ergebnisse relativ homogen. Sie bildeten quasi eine Einheit. 2024 ist dem nicht mehr so. Im ersten Quartal enttäuschten Tesla und Apple. Sie fielen gegenüber Meta oder Nvidia zurück, die ihrerseits historische Höchststände verzeichneten. Die Streuung in dieser Gruppe wird dadurch breiter. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Märkte rückläufig sind, ganz im Gegenteil. Die erfreuliche Performance geht weit über die Fantastic Seven hinaus.

Das ist eine hervorragende Nachricht. Wie ist es dann für Fondsmanager möglich, mit zehn Unternehmen, die ein Drittel des Marktes ausmachen, Alpha zu generieren?

Ja, das ist eine gute Frage, aber ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es möglich ist, Lösungen für dieses Diversifizierungsproblem zu finden, das hauptsächlich auf den Technologiesektor zurückzuführen ist. In diesem Sektor gibt es, wenn man über die Hard- und Software hinausblickt, noch Gelegenheiten bei grossen Halbleiterherstellern, die in Europa und Asien zuhause sind. Zudem bieten sich Diversifizierungsmöglichkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Am amerikanischen Markt sehe ich mehrere Optionen, etwa die Diversifizierung bei den Bewertungen, indem man sich an einem gleichgewichteten Index wie dem S&P Equal Weight orientiert. Er ist stärker auf die Risikodiversifizierung ausgelegt. Sein Performanceunterschied zum kapitalisierungsgewichteten Index kann Privatkunden schwerer zu erklären sein. Letztes Jahr erzielte er nur 12 Prozent, während der S&P500 24 Prozent erwirtschaftete, aber er konnte damit das Problem der Konzentration teilweise lösen.

Auch macht es Sinn, den Shiller CAPE-Index hinzuzuziehen. Er ist sehr intelligent konstruiert und berücksichtigt die in den letzten zehn Jahren erzielten inflationsbereinigten Gewinne, um die Auswirkungen der kurzfristigen Volatilität zu begrenzen. Er scheint mir gut geeignet, um die Auswirkungen der Konzentration zu begrenzen, ohne dabei die Performance zu opfern.

Schliesslich ist es notwendig, sich mit der Zeit wieder Small und Mid Caps zuzuwenden. In diesen Segmenten weisen Dutzende von Titeln heute sehr interessante Diversifikationsprofile auf, die zur Alpha-Generierung beitragen könnten. Derzeit ist es noch zu früh, aber das Thema steht zur Debatte.

 

Alexandre Drabowicz

Indosuez Wealth Management

Alexandre Drabowicz begann seine Laufbahn 1993 bei der Société Générale, wo er in verschiedenen Funktionen in Australien und später in Japan tätig war. Von 2001 bis 2008 war er Portfoliomanager bei Systeia Capital Management. Danach wechselte er zu Amundi, wo er ab 2018 zum stellvertretenden Leiter des Bereichs Aktienmanagement ernannt wurde. Alexandre Drabowicz absolvierte die Neoma Business School, hat einen BA der Middlesex Business School in London und ist CAIA Charterholder.