Sustainable

Investment Lösungen

  • Jon Duncan
  • Chief Impact Officer
  • Reyl Intesa Sanpaolo

„Greenwashing – ein Zeichen eines reifenden Marktes“

Im Jahr 2023 gab es einen starken Anstieg der gemeldeten Greenwashing-Vorwürfe, insbesondere im Energie- und Finanzsektor. In vielen Fällen führten diese Vorwürfe zu formalen Gerichtsverfahren und in einigen Fällen zu Geldstrafen. Die Bekämpfung von Greenwashing ist ein willkommenes Zeichen eines gesunden, funktionierenden Marktes, wie Jon Duncan erläutert.

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Unser derzeitiges globales Verständnis von Nachhaltigkeitsfragen wird von einer Vielzahl internationaler akademischer Einrichtungen unterstützt, die sich auf wissenschaftlicher Ebene mit komplexen Systemen befassen. Unterstützt wird die Entwicklung durch die rasche Zunahme der Möglichkeiten der Echtzeit-Überwachung von Wasser, Luft, Boden, Verschmutzung sowie Biodiversitäts-Metriken in Verbindung mit verbesserten Computer- und Rechenleistung. Diese schnell wachsende Anzahl von Satelliten- und Echtzeit-Überwachungstechnologien bietet eine solide, evidenzbasierte Sicht auf die entstehenden Systemrisiken, denen unser Planet ausgesetzt ist und sie trägt zu einem neuen Verständnis bei. Dennoch: Während sich die wissenschaftlichen Gremien weltweit einig werden, dass die Nachhaltigkeitsrisiken wesentlich sind, gibt es eine wachsende politische Kluft hinsichtlich der Lösungen.

In den USA befeuern einige Politiker «Anti-ESG»-Rhetorik; in der EU wird der politische Druck in Bezug auf die Pläne für eine grüne Wirtschaft und der Dekarbonisierung ausgeübt. Mit der zunehmenden Politisierung des Themas Nachhaltigkeit wird immer deutlicher, dass «Greenwashing» oft als «Beweis» herhalten soll, für die angebliche Tendenz des Marktes, Produkte falsch zu verkaufen. Hier bildet das «grüne Finanzierung» keine Ausnahme.

Erwartungen steuern – «Direkter» versus «Indirekter» Impact

Doch der Markt der nachhaltigen Finanzen wird immer reifer. Ein weiterer Beleg dafür ist die zunehmende Anerkennung des Unterschieds zwischen direkter und indirekter Wirkung. Einfach ausgedrückt bieten börsenkotierte, liquide Wertpapiere meist eine direkte Wirkung, die durch ein Engagement in Unternehmen mit geringeren betrieblichen ESG-Risiken und/oder ein verstärktes Engagement in «grünen» Erträgen erzielt wird. Direkte Auswirkungen lassen sich dagegen am besten durch ein Engagement in Private-Markets-Anlagen erzielen, wie beispielsweise durch Private-Equity-Investitionen in ein Unternehmen, das neue Formen von Proteinen herstellt oder durch die Vergabe von Privatkrediten für erneuerbare Infrastruktur oder erschwinglichen Wohnraum. Die Erzielung einer direkten Wirkung über die liquiden öffentliche Märkte ist derzeit auf «grüne/nachhaltige Anleihen» und ausgewählte Nischenaktienstrategien beschränkt.

Aus Gründen der Ticketgrösse und der Liquidität waren die Privatmärkte in der Vergangenheit in Vermögensportfolios unterrepräsentiert. Das durchschnittliche Portfolioengagement in den verschiedenen globalen Vermögensmärkten liegt zwischen acht und zwölf Prozent, wobei Immobilien die bevorzugte «Alternative» zu den Private Markets sind. Zum Vergleich: Der BlackRock Global Private Markets Survey 2023 zeigt, dass institutionelle Anleger hier weltweit im Durchschnitt 24 Prozent investieren. Der Harvard Endowment Fund etwa ist berühmt für seine bahnbrechenden, gross angelegten, langfristigen Allokationen in Private Markets. Deshalb machen die Investitionen alleine in Private Equity 39 Prozent aus. Auch bei Family-Office- und High-Net-Worth-Investoren wächst der Appetit auf Private-Markets-Anlagen. Dies aufgrund der Diversifizierungsvorteile sowie der zunehmenden Erkenntnis, dass diese Anlageklasse einen direkten Zugang zu den aufkommenden Chancen – nicht nur in der grünen Wirtschaft bietet.

Wachsende Nachfrage treibt Innovation für den Zugang zu Private Markets voran

Angesichts dieser wachsenden Nachfrage auf dem Vermögensmarkt sind mehrere Plattformen wie Moonfare und I-Capital entstanden, die einen digitalen Zugang zu Vermögenswerten von Private Marktes bieten. Aus der Wirkungsperspektive ist es ermutigend zu sehen, dass diese digitalen Plattformen in die aufkommenden Geschäftsmöglichkeiten investieren, die mit kohlenstoffarmen, ressourceneffizienten und sozial integrativen Ergebnissen verbunden sind. Dies können automatisierte eine Bodenkohlenstoff-Berichterstattung, Plastikmüll-Recycling und netzunabhängige Mikroenergieunternehmen sein. Diese technologiegestützte Abstimmung zwischen langfristigem privatem Kapital, privaten Marktanlagen und Wachstumschancen im Bereich der grünen Wirtschaft ist ein positives Zeichen für die Welt der nachhaltigen Finanzen im Allgemeinen und für vermögende Anleger im Besonderen.

Jon Duncan

Reyl Intesa Sanpaolo

Vor seinem Wechsel zu Reyl Intesa Sanpaolo leitete Jon Duncan die Abteilung für verantwortungsbewusstes Investieren der internationalen Versicherungsgesellschaft Old Mutual mit Sitz in Südafrika. Dort war er elf Jahre lang für die Planung und Einführung eines weltweiten Programms für verantwortungsbewusste Investitionen verantwortlich. Zuvor war er Partner bei Environmental Resource Management, wo er an der Einführung klimafreundlicher und nachhaltiger Verfahrensweisen beteiligt war. Duncan besitzt einen Bachelor in Bauingenieurwesen der Universität Kapstadt und einen Master in Umweltwissenschaften der Universität Natal.

 

Véhikel

Investment Lösungen

  • Interview mit Roman Przibylla
  • Partner
  • CAT Financial Products

«Neukunden können mit AMCs die Strategie eines Vermögensverwalters testen»

Die Volumen an Actively Managed Certificates nehmen in der Schweiz zu. Einer der Gründe ist die Effizienz und die im Vergleich zu Fonds tiefe Eintrittschwelle für Emittenten. Für Roman Przibylla ist klar, dass die Einsatzmöglichkeiten dieser Vehikel auch für Vermögensverwalter sinnvoll sein können. Nicht nur wenn es darum geht, die eigene Strategie in ein AMC zu «verpacken», sondern diese auch aktiv als Mittel einzusetzen, um Neukunden zu gewinnen.

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AMCs sind insbesondere bei Vermögensverwaltern in den vergangenen Jahren sehr populär geworden. Was sind die Gründe dafür?

Eine der Hauptgründe ist Effizienz. Vermögensverwalter haben die Möglichkeit, mit AMCs sehr effizient Kundengelder zu verwalten. Die eigene Anlagestrategie wird in einem Index abgebildet und über alle Kunden gleich verwaltet. Der Vermögensverwalter muss nicht in unterschiedlichen Depots mehrmals dieselbe Strategie durchführen und eine Vielzahl an Aufträgen ausführen, sondern passt die Strategie lediglich einmal im AMC an. Das macht die Verwaltung von Kundenvermögen sowohl für eine Basisstrategie, als auch für die Abbildung von sehr speziellen Themen wie Technologie-Themen, Nachhaltigkeit oder andere Trends sehr einfach und kostengünstig. Für mich war vor vielen Jahr bereits klar, dass dies ein Wachstumsthema ist und sich AMCs in der Schweiz einer hohen Beliebtheit erfreuen werden. So ist es dann auch gekommen.

Warum wächst diese Anlageklasse besonders in der Schweiz?

Schauen Sie sich um. Der Finanzplatz Schweiz ist ein «Melting Pot» verschiedenster Talente mit starkem Innovationspotenzial. Gleichzeitig ist es ein führender globaler Standort geblieben, wenn es um die Vermögensverwaltung geht. Diese beide Kompetenzen machen die Schweiz nach wie vor einzigartig. Vermögensverwalter und Asset Manager haben inzwischen eine Fülle von Anlagestrategien entwickelt, die von künstlicher Intelligenz über Optionen bis hin zu neuen Energiequellen wie Wasserstoff reichen. Sie verfügen über spezialisiertes Wissen und Expertise in Nischenmärkten und Regionen wie Indien, Taiwan und Japan, um nur einige zu nennen. Diese Strategien gilt es investierbar zu machen und dafür sind AMCs der effizienteste, kostengünstigste und einfachste Weg und stehen ie einem klassischen Fonds in keinem Punkt mehr nach, sondern verzeichnen sogar einige Vorteile, wie eine rasche Umsetzbarkeit sowie geringen Mindestvolumen.

AMC-Anbieter gibt es inzwischen einige. Wo sehen Sie für CAT eine Differenzierungs-Strategie?

Wir begleiten unsere Kunden von der Idee bis zur Umsetzung und darüber hinaus. Das AMC aufzusetzen ist das eine, das ganze Drumherum das andere. Vermögensverwalter können ihren AMC auf unserer Plattform Cuglos selbst verwalten und erhalten börsentäglich ein detailliertes Reporting. Auf Wunsch unterstützen wir unsere Kunden auch beim Vertrieb.

Wir sehen zum Beispiel ein wachsendes Interesse von Vermögensverwaltern, ihre Strategien einem breiteren Publikum zu zeigen.

Dafür muss der AMC aber bestimmte Kriterien erfüllen, wie zum Beispiel die Zulassung zum öffentlichen Vertrieb. Auch eine Börsenkotierung des Zertifikats ist von Vorteil. Wir sind einer der wenigen Anbieter, die es ihren Kunden ermöglichen, ein AMC als eigenes börsengelistetes ETP an die Börse zu bringen. Genau diese Anforderungen besprechen wir im Vorfeld mit unseren Kunden, um möglichst alle Optionen auch für die Zukunft abzudecken, damit sich die Vermögensverwalter in erster Linie auf die Umsetzung ihrer Strategie konzentrieren können.

AMCs sind ein vergleichsweise junges Vehikel. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in diesem Bereich?

Transparenz ist ein grosses Thema. Hier können AMCs einen grossen Vorteil für Anleger ausspielen. Während man bei vielen klassischen Fonds erst im Nachhinein in einem mehrseitigen Quartalsbericht erfährt, was sich im Fonds oder auch in den bestehenden Positionen verändert hat, kann man bei einem AMC börsentäglich nachvollziehen, in was und wie investiert wird. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und informieren über mögliche Anpassungen unserer AMCs in verschiedenen Podcast-Formaten oder Live-Streams auf YouTube. Dort können Anleger sogar Fragen an den Index-Advisor stellen. In Zeiten, in denen jeder alle Informationen im Internet finden kann, ist das eine Entwicklung, der auch unsere Branche folgen muss und hier Transparenz schaffen sollte. So gewinnt man Vertrauen und neue Investoren.

Roman Przibylla

CAT Financial Products

Roman Przibylla ist seit März 2022 Partner bei CAT Financial Products. Der studierte Diplom-Kaufmann hat nach seinem BWL-Studium in Köln ein Startup im Bereich Finance gegründet und war nach dessen Verkauf in verschiedenen Führungspositionen im Bereich der strukturierten Produkte tätig, so für die HSBC, die Deutsche Bank und die Commerzbank. Vor seinem Wechsel zu CAT leitete Przibylla das Vertriebsteam für Strukturierte Produkte, AMCs und die Plattform deritrade an Schweizer Banken bei Vontobel in Zürich.

 

Fixed Income

Investment Lösungen

  • Daniel Shaykevich
  • Senior portfolio manager
  • Vanguard

Mehrrenditen an den Obligationenmärkten der Schwellenländer.

Dank besserer Fundamentaldaten und einem günstigen Angebot/Nachfrage-Verhältnis haben Staatsobligationen in Schwellenländern in Hartwährung im vergangenen Jahr hohe Renditen von über 11% abgeworfen. Obligationen mit hohem Bonitätsrating haben massgeblich zu den Gewinnen beigetragen, wie Daniel Shaykevich erklärt.

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Zu Beginn des neuen Jahres haben hohe Emissionsvolumen zu steigenden Spreads und somit zu attraktiveren Bewertungen beigetragen. Das grosse Angebot (das in den kommenden Quarta-len abnehmen dürfte) bietet Anlegern die Möglichkeit, kurzfristig ein Risiko-Exposure zu attraktiveren Konditionen einzugehen, bevor Kapitalzuflüsse in den Markt das Angebot übersteigen und die Risikoaufschläge zurückgehen.

Potenzial für Relative-Value-Strategien

Im Basisszenario für 2024 wird von einem günstigen Umfeld für Obligationen im Allgemeinen und für Unternehmensobligationen im Besonderen ausgegangen. Da sich die Inflation inzwischen stabilisiert und das Wachstum zurückgeht, haben viele grosse Zentralbanken – darunter auch die US Federal Reserve, die Bank of England und die Europäische Zentralbank – Spielraum für Zinssenkungen zur Begrenzung von Rezessionsrisiken.

Nach einem Anstieg im Januar sind die Risikoaufschläge für EM-Obligationen mit Investment-Grade-Rating gegenüber äquivalenten US-Spreads so attraktiv wie seit über zwei Jahren nicht mehr, und auch EM-High-Yield-Spreads sind weiterhin vergleichsweise günstig. Die Bewertun-gen von US-Unternehmensobligationen nähern sich allmählich historischen Höchstständen und machen eine EM-Allokation für Anleger umso interessanter. Vor diesem Hintergrund erwarten wir im kommenden Jahr Mehrrenditen an den Obligationenmärkten der Schwellenländer.

Eine Assetklasse mit mehreren Stärken

Neben attraktiven Bewertungen profitieren EM-Unternehmensobligationen von einer einzigartigen Kombination aus hohen Risikoaufschlägen und langer Duration, die US-Obligationen weder im Investment-Grade– noch im High-Yield-Segment zu bieten haben. Daher könnten die Obliga-tionenmärkte der Schwellenländer in besonderem Masse sowohl von sinkenden Zinsen als auch von stabilem Wirtschaftswachstum profitieren, das die Nachfrage nach renditestarken Obligationen stützt. Angesichts der insgesamt hohen Nachfrage und der historisch extrem teuren Bewertungen von US-Unternehmensobligationen könnte 2024 ein gutes Jahr für EM-Obligationen werden.

Vorteile aktiver EM-Obligationenstrategien

Mehr noch als in anderen Segmenten der globalen Obligationenmärkte können Anleger in Schwellenmärkten von aktiven Strategien profitieren, ohne zusätzliche Risiken eingehen zu müssen. Für Alpha-Strategien ist die Assetklasse aus mehreren Gründen besonders interessant:

EM-Anlagen haben in der Regel eine längere Duration, weshalb ihre Rendite oft von der Spread-Entwicklung und nicht allein von den Renditen abhängt, die Anleger während der Halte-dauer erzielen (oft als „Carry“ bezeichnet). Daher kann sich die Suche nach besonders rendite-starken EM-Obligationen durchaus lohnen. Daher kann sich die Suche nach besonders rendite-starken EM-Obligationen durchaus lohnen.

EM-Staatsobligationen mit steigenden Fundamentaldaten könnten, eine anhaltend positive Entwicklung vorausgesetzt, über Jahre hinweg Mehrrenditen abwerfen.

Grössere Schwellenländer profitieren von soliden Zinskurven, in denen häufig neben staatlichen auch staatsnahe Emittenten enthalten sind, weshalb aktive Anleger zahlreiche Instrumente zur Implementierung ihrer Länder-Exposures zur Auswahl haben.

Gute langfristige Prognose

EM-Unternehmensobligationen dürften ihre gute Entwicklung aus dem Vorjahr fortsetzen und sowohl kurz- als auch langfristig hohe risikobereinigte Renditen abwerfen. Mit aktiven Strategien, die sich auf sorgfältige Auswahl von Wertpapieren konzentrieren, können Anleger an den Obligationenmärkten der Schwellenländer Alpha ohne zusätzliches Risiko anstreben.

Daniel Shaykevich

Vanguard

Daniel Shaykevich ist Direktor und Portfoliomanager bei Vanguard, wo er für das Team für Schwel-lenländer und Staatsanleihen mitverantwortlich ist. Shaykevich konzentriert sich auf die Verwaltung von Schulden staatlicher Emittenten und regierungsnaher Unternehmen in den aktiv verwalteten Portfolios von Vanguard. Bevor er im Mai 2013 zu Vanguard kam, war Daniel Shaykevich Port-foliomanager bei BlackRock, wo er für die Verwaltung von Schwellenländerschulden in dedizierten und übergreifenden Portfolios zuständig war.

Equities

Investment Lösungen

  • Interview mitHans-Marius Lee Ludvigsen
  • Lead portfolio manager
  • DNB Asset Management

„Vom Schlimmsten zum Besten auf dem nordischen Markt für Small & Mid Caps“

Im nordische Small- und Mid-Cap-Markt trifft Volatilität auf hohes Wachstumspotenzial trifft. Nach einem signifikanten Abschwung werden heute Investitionen in widerstandsfähige Sektoren, wie erneuerbare Energien und Technologie als Leuchttürme für zukünftiges Wachstum bevorzugt, wie Hans-Marius Lee Ludvigsen ausführt

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Der nordische Small- und Mid-Cap-Markt ist nicht ganz einfach von aussen zu verstehen. Was macht diesen Markt aus der Sicht eines Investors einzigartig?

Es handelt sich um pulsierende Ökosysteme mit Innovations- und Wachstumschancen. Die Unternehmen stehen oft an der Spitze ihrer Branchen und treiben den Wandel und das Wachstum durch Spitzentechnologie und nachhaltige Praktiken voran.

Sie haben den nordischen Small-Cap-Markt als den „schlechtesten“ und „besten“ Markt bezeichnet. Wieso gilt beides?

Es ist ein Markt, der den Mut der Anleger auf die Probe stellt. Im schlimmsten Fall kann er unbarmherzig sein, mit Kursschwankungen, welche die Schwachen abschrecken können. Das haben wir 2022 Jahr erlebt. Auf der „guten“ Seite handelt es sich um eine Fundgrube für den strategischen Anleger. Unser langfristiger Ausblick bleibt also optimistisch.

Wie schneiden die nordischen Länder innerhalb dieses Marktes ab? Wie sieht die Performance-Landschaft aus?

Schweden ist aufgrund der Grösse und der Vielfalt der Unternehmen im Small-Cap-Bereich traditionell ein Vorreiter. Der dänische und der finnische Markt haben jedoch aufgeholt, wobei Sektoren wie das Gesundheitswesen und der Technologiesektor die Nase vorn haben.

Haben wir also Ihrer Meinung nach die Talsohle erreicht, oder steht uns noch mehr Volatilität bevor?

Unsere Analyse deutet darauf hin, dass es zwar ein Potenzial für weitere Schwankungen gibt, die Fundamentaldaten vieler Unternehmen aber weiterhin stark sind. Der Abschwung hat auch Kaufgelegenheiten eröffnet, die vorher nicht vorhanden waren. Dies könnte ein strategischer Einstiegspunkt für langfristige Anleger sein, doch ist es von entscheidender Bedeutung, mit einem kritischen, auf die Fundamentaldaten konzentrierten Anlageansatz vorzugehen.

Könnten Sie abschliessend noch einen Einblick in ihre Investitionsstrategie geben?

Wir haben mehrere strategische Investitionen in verschiedenen Sektoren getätigt. So haben wir beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien in Unternehmen investiert, die zur grünen Transformation beitragen, einer Priorität in der nordischen Region. Diese Investitionen haben sich selbst bei Marktabschwüngen als widerstandsfähig erwiesen, was die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit widerspiegelt. Im Technologiebereich haben wir Unternehmen unterstützt, die in den Bereichen Software und digitale Dienstleistungen führend sind und die trotz der allgemeinen Marktherausforderungen ein beträchtliches Wachstum aufweisen. Unsere Anlagephilosophie besteht darin, Unternehmen zu unterstützen, die nicht nur Wachstumspotenzial aufweisen, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben.

Hans-Marius Lee Ludvigsen

DNB Asset Management

Hans-Marius Lee Ludvigsen wechselte 2019 zu DNB Asset Management, als Teil des Nordic Equities Teams und Portfoliomanager des DNB Fund Nordic Small Cap. Zuvor hatte er verschiedene Positionen bei Swedbank/Kepler Cheuvreux inne und war als Analyst in einem nordischen Aktienfonds bei Pareto Asset Management tätig. Hans-Marius Lee Ludvigsen hält einen MSc in Finanzen der Norwegian School of Economics.

Kryptos

Investment Lösungen

  • Samir Kerbage
  • Chief Investment Officer
  • Hashdex

Einführung von Bitcoin-ETFs: Die ersten Lektionen nach einem Monat

Bitcoin-ETFs konnten bereits kurz nach ihrer Einführung in den USA fast vierzig Milliarden Dollar einsammeln. Diese Leistung ist beachtlich und eröffnet attraktive Perspektiven für eine Anlageklasse, die sich langfristig entwickeln wird, wie Samir Kerbage erklärt.

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Die Einführung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA war ein entscheidender Moment für die Kryptowelt. Die Produkte eröffnen Anlegern aller Art einen Markt im Wert von 50 Billionen US-Dollar. Sie haben nun Zugang zu Bitcoin in der vielleicht vertrauteren Form eines ETFs. Es hat zehn Jahre gedauert, um an diesen Punkt zu gelangen. Es war ein langer Weg, und in den Monaten vor den Genehmigungen im Januar häuften sich die Fragen, welche Auswirkungen diese ETFs haben könnten. Einen Monat später sieht man klarer, wobei man sich auf drei Hauptfragen konzentriert.

Was waren die unmittelbaren Auswirkungen der ETFs?

In den Monaten und Wochen vor der Einführung der Bitcoin-ETFs gab es eine enorme Aufregung. Ihre Veröffentlichung am 11. Januar ging jedoch mit einem kurzzeitigen Preisrückgang einher, der hauptsächlich auf GBTC, den in ETFs umgewandelten Bitcoin-Trust von Grayscale, zurückzuführen war. Zu diesem Zeitpunkt hielt GBTC Bitcoins im Wert von etwa 30 Milliarden US-Dollar, hatte aber keine Rückkaufoptionen. Dies führte zu einem erheblichen Abschlag auf den Nettoinventarwert. In Erwartung einer Umwandlung von Trusts in ETFs kauften viele Händler GBTC-Aktien zu einem reduzierten Preis. Die genehmigte Umwandlung löste Rückkäufe von GBTC aus, während kurzfristige Händler ihre Positionen schlossen und langfristige Anleger aus dem Produkt ausstiegen. Trotz der Zuflüsse in andere ETFs bestand der Nettoeffekt in einem erheblichen Verkauf von Bitcoins und damit einem Preisrückgang. Die GBTC-Rückkäufe verlangsamten sich daraufhin, während die Investitionen in andere ETFs anstiegen, was zu positiven Nettozuflüssen führte. Im vergangenen Monat verzeichneten Bitcoin-ETFs Nettozuflüsse von mehr als 3,2 Milliarden US-Dollar und der Bitcoin-Preis stieg um mehr als 27%.

Wo stehen wir derzeit?

Obwohl die Höhe dieser neuen Zuflüsse angesichts der Nachfrage nicht überraschend ist, hat der erste Monat die Erwartungen übertroffen. Da es sich um eine völlig neue Art von ETF handelt, sind direkte Vergleiche mit anderen Anlageklassen schwierig. Aber die stärkste Anlagethese, die für Bitcoin derzeit vorherrscht – die eines aufstrebenden Wertspeichers oder digitalen Goldes – ermöglicht einen vernünftigen Vergleich zwischen Bitcoin-ETFs und Gold-ETFs. Ein Bericht von Coinbase Institutional stellte fest, dass die Nettozuflüsse für Bitcoin-ETFs in ihrem ersten Monat die Nettozuflüsse für den ETF SPDR Gold Shares (GLD) von State Street in seinem ersten Monat übertrafen – eine der erfolgreichsten ETF-Einführungen aller Zeiten.

Wenn man diese Zahlen allein liest, wird der Erfolg von Bitcoin-ETFs in den USA deutlich. Noch wichtiger als diese Zahlen ist jedoch, was diese neuen Zuflüsse für die Zukunft von Bitcoin als Anlageobjekt bedeuten. Es sieht ganz so aus, als hätten diese ETFs den Platz von Bitcoin in den Portfolios gefestigt, der mit der Zeit sicherlich noch wachsen wird. Wir befinden uns jedoch noch in der Anfangsphase. Die Anleger müssen noch viel über diese Anlageklasse lernen, und ihre Bitcoin-Allokation wird sich langfristig über Monate und Jahre hinweg herausbilden.

Was sagt uns der letzte Monat über die Zukunft von Bitcoin-ETFs?

Bitcoin ist wieder auf eine Bewertung von fast 1’000 Milliarden US-Dollar zurückgekehrt. Obwohl es immer noch Faktoren geben kann, die zu Abflüssen insbesondere aus GBTCs beitragen, wie beispielsweise im Zusammenhang mit dem Konkurs von Genesis, sehen wir keine strukturellen Anzeichen für eine mögliche Verlangsamung der Nachfrage. Die 37 Milliarden US-Dollar, die bereits in Bitcoin-ETS investiert sind, deuten darauf hin, dass ihre Bestände bald die der Gold-ETFs übersteigen könnten, die derzeit auf rund 100 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Nach einem stürmischen Jahr 2022 und einem Jahr der Erholung 2023 bietet die erfolgreich inszenierte Institutionalisierung der Kryptowährungen der gesamten Branche grosse Chancen.

Samir Kerbage

Hashdex

Samir Kerbage ist Chief Investment Officer von Hashdex. Fast zehn Jahre lang hat er am Aufbau von Infrastrukturen für die Finanzmärkte gearbeitet. So war er beispielsweise an Grossprojekten wie dem ATS Brasil bei der Americas Trading Group und dem Start eines Unternehmens für Hochfrequenzhandel beteiligt. Samir Kerbage, hat einen Abschluss in Computertechnik vom Instituto Militar de Engenharia, Brasilien.

Belastung

Investment Lösungen

  • Corrado Varisco
  • Leiter Research
  • bridport & cie

Höhere Zinssätze erhöhen die Last der Staatsverschuldung

Im Vergleich zum BIP erreicht die weltweite Staatsverschuldung beispiellose Höhen, und dieser Aufwärtstrend scheint unaufhaltsam zu sein. Das neue Zinsumfeld macht die Situation komplizierter, wie Corrado Varisco betont.

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In der Vergangenheit war es fast ein „Verbot“, ein hohes Verschuldungsniveau im Verhältnis zum BIP zu haben. Heute scheint dieses Tabu Heute scheint dieses Tabu nicht mehr relevant zu sein. Aber ist es nach wie vor gerechtfertigt?

Der Grossteil der Staatsschulden liegt auf einem historischen Höchststand und aufgrund mehrerer langfristigen Trends werden die Schulden voraussichtlich noch weiter ansteigen. Traditionelle Verbote hoher Schuldenquoten scheinen nur noch für Länder zu gelten, die sich nicht ohne weiteres refinanzieren können. Aus diesem Grund könnte etwa Japan die hohe Quote von 250 % des BIP beibehalten und die USA könnten 150 % überschreiten. Doch wann hört diese Spirale auf? Dies ist nicht einfach zu beantworten, auch wenn die langfristigen Risiken eindeutig bestehen.

In Zeiten niedriger Inflation und reichlich Liquidität war die Situation erträglich. Die neue Realität hat die Ausgangslage verändert und die Kapitalmobilisierung noch dringlicher gemacht. Dieser Prozess führt zu dem zu einer Polarisierung zwischen Ländern, die leicht weiterhin Schulden aufnehmen und sich refinanzieren können, und denjenigen, die dies nicht oder nur schwer tun können.

Kommt hinzu, dass bei denjenigen Volkswirtschaften, die das globale Wirtschaftswachstum in den letzten zehn Jahren angeheizt haben (USA, EU und China), die Verschuldung aufgrund mehrerer Faktoren, wie Bevölkerungsalterung und Rückgang der Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter, weiter wachsen wird. Dies erhöht die Kosten für Renten und die Gesundheitsversorgung. Hinzu kommt die „grüne Revolution“, deren Umsetzung enormes Kapital erfordern wird. Auch der Verteidigungs- und Sicherheitssektor wird angesichts der jüngsten geopolitischen Ereignisse, der zunehmenden Migrationsströme und des sozialen Ungehorsams erhebliche Investitionen benötigen.

Nehmen Sie das Beispiel Frankreich: Dessen Bonität wurde im vergangenen Jahr herabgestuft, nachdem die Regierung Schwierigkeiten hatte, das Rentenalter auf 64 Jahre anzuheben. Die Realität ist, dass selbst ein Anstieg der Kreditkosten um einen einzigen Prozentpunkt über ein Jahrzehnt hinweg enorme kumulative Auswirkungen hat.

Oder die USA: Die Staatsverschuldung der USA hat die schwindelerregende Höhe von 34 Billionen US-Dollar überschritten und wächst rasant um fast 3 Billionen US-Dollar pro Jahr. Die jährlichen Zinszahlungen für diese Schulden übersteigen schon die 1-Billion-US-Dollar-Marke. Diese Zahlungen werden in den nächsten 12 bis 18 Monaten voraussichtlich auf 1,3 Billionen US-Dollar steigen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die Schuldenspirale nur noch besorgniserregend ansteigen. Auf politischer Ebene besteht kein wirklicher Wille, diese Probleme strukturell anzugehen.

Viele traditionelle Mechanismen, die zur Schuldenflucht eingesetzt wurden (wie das Wirtschaftswachstum über den Welthandel), können nicht mehr als selbstverständlich erachtet werden. Besonders problematisch ist dies für schwächere Schwellenländer. Darüber hinaus würde die Steigerung des Wirtschaftswachstumspotenzials die Verabschiedung von Reformen erfordern, die sich als politisch kostspielig erweisen würden. Einige Länder könnten dann versucht sein, die Inflation „laufen“ zu lassen, um die Höhe ihrer Schulden zu schmälern. Die Hauptursachen, die zu diesem Anstieg geführt haben, würden jedoch dadurch nicht gelöst.

Abschliessend lässt sich sagen, dass die Zukunft nicht die rosigste zu sein scheint… Wir erwarten einen weiteren Anstieg der Staatsverschuldung, getrieben von den entwickelten Ländern, die sich im Gegensatz zu den Schwellenländern über die Märkte finanzieren. Es wird einen starken Wettbewerb um die Liquidität auf Seiten der Anleger geben, was die Notwendigkeit dauerhaft positiver und hoher Realzinsen mit sich bringt. Das Ausfallrisiko wird insgesamt höher sein, ebenso wie die Forderung nach Renditen angesichts der grösseren Risiken und der verstärkten Konkurrenz um Kapital. Die am stärksten gefährdeten Länder sollten Investitionen in Bildung, nachhaltige Energiewende und Gesundheitsversorgung priorisieren um das Wirtschaftswachstum langfristig anzukurbeln. Dazu gehören auch Industrieländer mit hohem Verschuldungsniveau, deren Schuldendienst einen erheblichen Teil des öffentlichen Haushalts ausmacht.

Corrado Varisco

bridport & cie

Corrado Varisco bekleidet seit letztem Jahr die Position des Head of Research bei bridport & cie. Varisco verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung an den Anleihemärkten mit Schwerpunkt auf hochverzinslichen Anleihen und Schwellenländeranleihen. Er begann seine berufliche Laufbahn 2021 bei der BSI Bank in Lugano als Analyst. Später wurde er Co-Leiter des dezentralisierten Portfoliomanagements für das Lateinamerika-Team von BSI. Im Jahr 2011 wechselte Varisco zur CBH Bank in Genf, wo er als Leiter des Angebots und der Analyse von Anleihen tätig war. Dort war er auch als Portfoliomanager tätig.