Investment Lösungen

  • Jon Duncan
  • Chief Impact Officer
  • Reyl Intesa Sanpaolo

“Greenwashing – ein Zeichen eines reifenden Marktes”

Im Jahr 2023 gab es einen starken Anstieg der gemeldeten Greenwashing-Vorwürfe, insbesondere im Energie- und Finanzsektor. In vielen Fällen führten diese Vorwürfe zu formalen Gerichtsverfahren und in einigen Fällen zu Geldstrafen. Die Bekämpfung von Greenwashing ist ein willkommenes Zeichen eines gesunden, funktionierenden Marktes, wie Jon Duncan erläutert.

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Unser derzeitiges globales Verständnis von Nachhaltigkeitsfragen wird von einer Vielzahl internationaler akademischer Einrichtungen unterstützt, die sich auf wissenschaftlicher Ebene mit komplexen Systemen befassen. Unterstützt wird die Entwicklung durch die rasche Zunahme der Möglichkeiten der Echtzeit-Überwachung von Wasser, Luft, Boden, Verschmutzung sowie Biodiversitäts-Metriken in Verbindung mit verbesserten Computer- und Rechenleistung. Diese schnell wachsende Anzahl von Satelliten- und Echtzeit-Überwachungstechnologien bietet eine solide, evidenzbasierte Sicht auf die entstehenden Systemrisiken, denen unser Planet ausgesetzt ist und sie trägt zu einem neuen Verständnis bei. Dennoch: Während sich die wissenschaftlichen Gremien weltweit einig werden, dass die Nachhaltigkeitsrisiken wesentlich sind, gibt es eine wachsende politische Kluft hinsichtlich der Lösungen.

In den USA befeuern einige Politiker «Anti-ESG»-Rhetorik; in der EU wird der politische Druck in Bezug auf die Pläne für eine grüne Wirtschaft und der Dekarbonisierung ausgeübt. Mit der zunehmenden Politisierung des Themas Nachhaltigkeit wird immer deutlicher, dass «Greenwashing» oft als «Beweis» herhalten soll, für die angebliche Tendenz des Marktes, Produkte falsch zu verkaufen. Hier bildet das «grüne Finanzierung» keine Ausnahme.

Erwartungen steuern – «Direkter» versus «Indirekter» Impact

Doch der Markt der nachhaltigen Finanzen wird immer reifer. Ein weiterer Beleg dafür ist die zunehmende Anerkennung des Unterschieds zwischen direkter und indirekter Wirkung. Einfach ausgedrückt bieten börsenkotierte, liquide Wertpapiere meist eine direkte Wirkung, die durch ein Engagement in Unternehmen mit geringeren betrieblichen ESG-Risiken und/oder ein verstärktes Engagement in «grünen» Erträgen erzielt wird. Direkte Auswirkungen lassen sich dagegen am besten durch ein Engagement in Private-Markets-Anlagen erzielen, wie beispielsweise durch Private-Equity-Investitionen in ein Unternehmen, das neue Formen von Proteinen herstellt oder durch die Vergabe von Privatkrediten für erneuerbare Infrastruktur oder erschwinglichen Wohnraum. Die Erzielung einer direkten Wirkung über die liquiden öffentliche Märkte ist derzeit auf «grüne/nachhaltige Anleihen» und ausgewählte Nischenaktienstrategien beschränkt.

Aus Gründen der Ticketgrösse und der Liquidität waren die Privatmärkte in der Vergangenheit in Vermögensportfolios unterrepräsentiert. Das durchschnittliche Portfolioengagement in den verschiedenen globalen Vermögensmärkten liegt zwischen acht und zwölf Prozent, wobei Immobilien die bevorzugte «Alternative» zu den Private Markets sind. Zum Vergleich: Der BlackRock Global Private Markets Survey 2023 zeigt, dass institutionelle Anleger hier weltweit im Durchschnitt 24 Prozent investieren. Der Harvard Endowment Fund etwa ist berühmt für seine bahnbrechenden, gross angelegten, langfristigen Allokationen in Private Markets. Deshalb machen die Investitionen alleine in Private Equity 39 Prozent aus. Auch bei Family-Office- und High-Net-Worth-Investoren wächst der Appetit auf Private-Markets-Anlagen. Dies aufgrund der Diversifizierungsvorteile sowie der zunehmenden Erkenntnis, dass diese Anlageklasse einen direkten Zugang zu den aufkommenden Chancen – nicht nur in der grünen Wirtschaft bietet.

Wachsende Nachfrage treibt Innovation für den Zugang zu Private Markets voran

Angesichts dieser wachsenden Nachfrage auf dem Vermögensmarkt sind mehrere Plattformen wie Moonfare und I-Capital entstanden, die einen digitalen Zugang zu Vermögenswerten von Private Marktes bieten. Aus der Wirkungsperspektive ist es ermutigend zu sehen, dass diese digitalen Plattformen in die aufkommenden Geschäftsmöglichkeiten investieren, die mit kohlenstoffarmen, ressourceneffizienten und sozial integrativen Ergebnissen verbunden sind. Dies können automatisierte eine Bodenkohlenstoff-Berichterstattung, Plastikmüll-Recycling und netzunabhängige Mikroenergieunternehmen sein. Diese technologiegestützte Abstimmung zwischen langfristigem privatem Kapital, privaten Marktanlagen und Wachstumschancen im Bereich der grünen Wirtschaft ist ein positives Zeichen für die Welt der nachhaltigen Finanzen im Allgemeinen und für vermögende Anleger im Besonderen.

Jon Duncan

Reyl Intesa Sanpaolo

Vor seinem Wechsel zu Reyl Intesa Sanpaolo leitete Jon Duncan die Abteilung für verantwortungsbewusstes Investieren der internationalen Versicherungsgesellschaft Old Mutual mit Sitz in Südafrika. Dort war er elf Jahre lang für die Planung und Einführung eines weltweiten Programms für verantwortungsbewusste Investitionen verantwortlich. Zuvor war er Partner bei Environmental Resource Management, wo er an der Einführung klimafreundlicher und nachhaltiger Verfahrensweisen beteiligt war. Duncan besitzt einen Bachelor in Bauingenieurwesen der Universität Kapstadt und einen Master in Umweltwissenschaften der Universität Natal.