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Q2 2023 – Barometer der Hedgefonds-Strategien

Der Jahresbeginn 2023 bescherte den Hedgefondsmanagern komplizierte Marktbedingungen. Dies nachdem das Jahr 2022 unkorrelierte Strategien wieder salonfähig gemacht hatte. Erstens schnitten viele Strategien schlechter ab, weil sie aufgrund einer plötzlichen Verbesserung der Anlegerstimmung Short-Positionen einnahmen. Zweitens lösten bestimmte Ereignisse, insbesondere die Insolvenzen von US-Regionalbanken seit März, eine neue Welle der Volatilität und Unsicherheit auf einigen Märkten aus.

Mittelfristig könnten jedoch Inflation, die Spannungen im Bankensektor und das globale Wirtschaftswachstum wieder einen Abwärtsdruck auf traditionelle Vermögenswerte erzeugen. Angesichts dieser zunehmenden makroökonomischen Unsicherheiten positionieren sich Hedgefonds als eine der wenigen Alternativen, die unkorrelierte Renditen liefern können.

 

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RV Arbitrage/Multi-Strategy – Positive

– Diese Strategien behalten ein geringes direktionales Engagement bei, wodurch sie widerstandsfähiger gegen Marktumschwünge sind.

– Die grössere Streuung zwischen den Vermögenswerten ermöglicht es den Relative-Value-Strategien, mehr Chancen zu erkennen.

-Dennoch war die Volatilität von Aktien im Jahr 2023 trotz einer Reihe wichtiger makroökonomischer Ereignisse überraschend gering.

Commodities – Positive

– In mehreren Märkten bestehen nach wie vor strukturelle Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage, so dass auch von günstigen mehrjährigen Trends profitiert werden kann, die durch Umweltinitiativen öffentlicher und privater Akteure unterstützt werden.

– Rohstoffpreise sind in erster Linie auf fundamentale Faktoren zurückzuführen, was erfahrenen Spezialisten einzigartige Möglichkeiten bietet. Zudem ist die Korrelation zu den traditionellen Märkten geringer.

Relative-Value-Strategien dürften sich besser entwickeln, da sie die Rückschläge aufgrund der veränderten globalen Wirtschaftsaussichten, insbesondere in China, minimieren.

Global Macro – Positive

– Eine klarere geldpolitische Entwicklung dürfte neue Chancen an den Zins- und Währungsmärkten eröffnen.

– Die aufeinanderfolgenden Marktrotationen seit November 2022 waren kostspielig, insbesondere bei den Short-Positionen für kurze Zinsen und den Long-Dollar-Positionen.

– Die zunehmende Divergenz zwischen den Ansichten der Märkte und der Zentralbanken schafft kurzfristig ein binäres Risiko.

Fixed Income/Credit Arbitrage – Neutral

– Eine Mehrheit der Kreditstrategien bleibt direktional und hat Schwierigkeiten, sich in den volatilen Märkten zurechtzufinden.

– Das erhöhte Rezessionsrisiko und restriktivere Finanzbedingungen könnten die Anleihemärkte mittelfristig auf die Probe stellen. Low-Net-Strategien scheinen für ein solches Umfeld besser gerüstet zu sein.

– Die Chancen im Distressed-Bereich dürften mit steigenden Ausfallraten zunehmen, aber es ist noch zu früh, um sich zu positionieren.

CTA/Managed Futures – Neutral

– Diese Strategien haben seit dem vierten Quartal 2022 unter schnellen Marktumschwüngen gelitten und sind auch weiterhin anfällig für diese Art von Instabilität.

– Die Normalisierung der Geldpolitik könnte lukrative Möglichkeiten für Trendfolgestrategien mit sich bringen.

– Mit steigenden Zinsen wird der Carry-Trade auf überschüssiges Bargeld wahrscheinlich zu einem wichtigen Bestandteil der Renditen werden.

Event Driven – Négative

– Höhere Zinsen und eine weltweite Konjunkturabschwächung dürften die globale Finanzierungstätigkeit (Fusionen und Übernahmen, Primäremissionen, Spin-offs, Börsengänge …) verringern.

– Die steigenden regulatorischen und geopolitischen Risiken stellen ein echtes Hindernis für Merger-Arbitrage-Strategien dar. Allerdings steigen die Risikoprämien mit einer höheren Volatilität.

– Makroökonomisches Rauschen kann einen grösseren Einfluss auf die Preisentwicklung haben als idiosynkratische Faktoren.

Equity Long/Short – Neutral

– Das strukturelle Beta dieser Strategien könnte leiden, wenn die Aktienmärkte nach dem starken Anstieg zu Beginn des Jahres korrigieren.

– Nach einem Jahrzehnt mit Bullenmärkten herrscht unter den ELS-Managern ein Mangel an echten Short-Selling-Fähigkeiten.

– Alpha-Chancen sind immer noch vorhanden, aber die Aktienkurse reagieren empfindlicher auf makroökonomische Entwicklungen.

– Eine grössere Streuung der Ergebnisse dürfte die Aussichten für Strategien mit geringem/neutralem Nettoexposure verbessern.

Marouane Daho

Iteram Capital

Marouane Daho ist Analyst/Manager bei Iteram Capital und Mitglied des Anlageausschusses. Seine Hauptaufgaben sind die Suche nach Managern und die Verwaltung von Hedgefonds-Portfolios. Bevor er zu Iteram kam, war er bei einem Single-Family-Office in Genf für Hedgefonds und Investitionen in private Märkte zuständig. Seine Karriere begann er Daho bei Lyxor Asset Management in Paris als Hedgefonds-Analyst. Marouane ist Absolvent der NEOMA Business School mit einem MSc in Finanzen.